Von "Verbotene Liebe" zum Tatort
Tobias Schöneberg aus Halver hat sich zum Charakter-Schauspieler entwickelt
Ein junger Mann von klassischer Schönheit: In Hagen geboren, in Halver aufgewachsen, machte Tobias Schönenberg bereits mit 15 seine ersten Erfahrungen als Schauspieler und Fotomodel. Durch über 500 Folgen „Verbotene Liebe” wurde er mit 18 zum Teenieschwarm. Jetzt, mit 22, hat er den Sprung zum Charakterschauspieler geschafft. Im Interview erzählt er, wie das funktioniert
Im Tatort-Krimi spielen Sie einen jungen Floristen, der in einen Mordfall um einen Münchner Feinkost-König verwickelt wird. Dieser Nicky ist sehr charmant zu seinen Kunden, aber berechnend gegenüber seinem älteren Freund, der seinetwegen zum Kokaindealer wird. Mussten Sie lange überlegen, diese Rolle anzunehmen?
Als ich das Drehbuch bekommen habe, war ich ein bisschen zwiegespalten, weil ich privat nicht auf Männer stehe. Aber schon nach dem ersten Mal lesen habe ich mich für die Rolle entschieden. Ich hab das als große Herausforderung gesehen und als sehr spannend empfunden. Genauso ist es dann beim Dreh gekommen.
Was war das Aufregendste bei den Dreharbeiten?
Der erste Kuss mit einem Mann! Ich hatte schon ganz schön Herzklopfen.
In der ZDF-Krimireihe „Ihr Auftrag, Pater Castell” sind Sie demnächst als Jesuiten-Schüler zu sehen, der sich in seine Lehrerin verliebt und wieder in einen Mordfall verwickelt wird. Haben Sie sich jetzt auf Krimis spezialisiert?
Nein, ich freue mich einfach über gute Rollen. Die Story in dem Jesuiten-Internat erinnert ein bisschen an „Club der toten Dichter”. Nach dem Serien-Ausstieg bei „Verbotene Liebe”, wo ich in über 500 Folgen zu sehen war, hatte ich die erste Zeit danach kaum neue Angebote bekommen. Da war es mir wichtig, weiterzumachen und nicht aufzugeben, einen Imagewandel zu schaffen. Ich glaube, dass mir der Absprung jetzt gelungen ist.
Wann ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie außergewöhnlich schön sind?
Mir ist das, ehrlich gesagt, gar nicht so bewusst geworden. Ich finde, ich hab dünne Beine. Schon früher im Sportunterricht hat man mich „den Strauß” genannt, weil ich so streichholzdünne Beine hab. Deswegen ziehe ich am Strand auch öfter mal eine Jeans an.
Aber durchtrainierter als Sie kann man doch gar nicht sein.
Ich hab mit 14 angefangen zu trainieren, hab viel Handball gespielt. Das war damals so der Teenie-Trend, jung und durchtrainiert, auf den man gesetzt hat. Ich war zwischen 15 und 17, als diese vielen Bilder entstanden sind.
Wie unnahbar mussten Sie sich als Jugendlicher geben, um nicht verletzt oder gar zerfleischt zu werden?
(lacht) Als ich gemerkt hab', dass Frauen und Männer auf mich aufmerksam geworden sind, nahm ich das zunächst als Bestätigung. Erst hab ich versucht, das auch noch zu unterstreichen. Irgendwann hab ich gemerkt, dass es nicht nur das Aussehen ist, sondern auch etwas, das von innen kommt und für das Auge nicht sichtbar ist.
Haben Sie deswegen so früh Schauspielunterricht genommen?
Ich hab mit 15 mit dem Schauspielunterricht angefangen. Ich hab das erst neben der Realschule und dann neben dem Gymnasium in Halver gemacht, heimlich, weil es mir peinlich war. Wenn man jemand im Sauerland erzählt, ich möchte gern Schauspieler werden, stößt man da zunächst mal auf größte Skepsis. Erst hab ich mein Geld als Model verdient. Dann hab ich gemerkt, dass ich Menschen mehr von mir zeigen möchte. Manchmal muss man Menschen davon überzeugen, dass das äußere Erscheinungsbild etwas recht Banales und Vergängliches ist.
Sie sind also auch deswegen Schauspieler geworden, um Ihre Wandlungsfähigkeit, die Ihnen viele vielleicht nicht zugetraut haben, unter Beweis zu stellen?
Da stimme ich hundertprozentig zu. Ich hab damals mit zwölf den Film „Titanic” gesehen. Ich saß im Kino und hab gedacht, es kann doch nicht wahr sein, dass sich diese Menschen auf der Leinwand so großartig bewegen können, durch Blicke, Reaktionen und das, was sie von sich preisgeben. Jetzt weiß ich: Es ist wahnsinnig toll, in andere Charaktere zu schlüpfen und sich auch selbst dabei kennen zu lernen.
Eigentlich wollten Sie mal Medizin studieren. Spukt das immer noch in Ihrem Kopf herum?
Ein Arzt hat mir damals sehr geholfen, als ich panische Angst davor hatte, dass Gesundheit vergänglich sein kann. Er hat mich wachgerüttelt. Für mich war klar, dass ich dieses Gefühl, gesund zu sein, weitergeben und Menschen, die nicht gesund sind, helfen wollte. Ich schließe nicht aus, dass ich noch irgendwann mal Medizin studiere.
Sie haben einen eineiigen Zwillingsbruder. Was macht der beruflich?
Mein Bruder, der zwei Minuten älter ist als ich, ist Finanzberater in Köln. Weil man uns definitiv nicht voneinander unterscheiden kann, habe ich ihn früher mal an meiner Stelle zu einer Autogrammstunde geschickt. Es hat ihm sehr viel Spaß gemacht, sich gegenüber Freunden und Fans als mein Double auszugeben.
Sie leben jetzt in Hamburg. Wie wild muss man sich das Leben eines jungen Schauspielers vorstellen?
Als ich 2005 von Halver nach Köln gezogen bin, war ich jedes Wochenende unterwegs. Aber hier in Hamburg, wo ich seit einem Jahr lebe, war ich ganze zweimal feiern. Ich hab gemerkt, dass mir das einfach nicht gut tut.
Was ist Luxus für Sie?
Zeit für mich zu haben, oder auch am Set mit Leuten zusammen zu sein, die Film lieben. Ich kann am Set total entspannen. Etwas auf die Beine zu stellen, in einem Beruf arbeiten zu dürfen, der Spaß macht, das ist für mich Luxus.
Wie oft kommen Sie noch in Ihre Heimat?
Meine Eltern leben noch in Halver, somit versuche ich oft, gerade an Geburtstagen und Feiertagen, bei ihnen zu sein.
Quelle: derwesten.de
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