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Camp Belvidere

15.09.2014, 16:23

Ich möchte euch diesen Film ans Herz legen. "Camp Belvidere".

Bei "Vimeo on Demand" kann man ihn ausleihen, 3,99 Dollar für 72 Stunden - in dieser Zeit kann man sich den Film so oft anschauen, wie man möchte. Der Film ist in Englisch und dauert 38 Minuten.
http://vimeo.com/ondemand/campbelvidere

Bild


Ich möchte euch bitten, den Film hier auf keinen Fall einfach gratis zu posten. Meiner Meinung nach sollte man solche Projekte unterstützen und diesen wirklich verhältmäßig geringen Betrag kann man sich ja nun wirklich mal leisten. Das sind nicht mal zwei Tassen Kaffee.


Wie auch immer:

"Camp Belvidere" wurde geschrieben und produziert von Astrid Ovalles, die außerdem auch noch eine der Hauptrollen spielt. Es geht um die Beziehung zweier Frauen in der Fünfziger Jahren in einem Sommercamp für Mädchen. Rose (Molly Way), 18 Jahre alt, ist verliebt in die Camp-Krankenschwester Gin (Astrid Ovalles), die ganz offensichtlich auch Gefühle für Rose hat, diese aber nicht zulassen will, um Rose vor einem Leben als lesbische Frau zu schützen (so sagt sie). Gin ist eine sehr kontrollierte Frau, die gelernt hat, ihre Gefühle zu verbergen, die einsam ist und als Lesbe versteckt lebt. Rose sucht immer wieder ihre Nähe, ist in ihrem Büro, sie leiht sich Bücher aus - und irgendwann kommen die beiden sich dann sehr nah.

Für Gin ist es eine sehr konfliktreiche Zeit - soll sie Rose abweisen, soll sie Rose in die Arme von Bobby treiben, der Rose den Hof macht, lässt Rose sich überhaupt in die Arme eines Mannes treiben? Sie helfen sich hier im Grunde gegenseitig - Rose zwingt Gin dazu, sich ihren Gefühlen zu stellen, und Rose hat sich, laut der Aussage einer anderen Campleiterin, unter Gins Führung zu einer tollen Frau entwickelt - sie tun sich letztendlich beide gut und sie wachsen gewissermaßen miteinander.


Hier ist der Trailer:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=uvdn4tI4OuU[/youtube]
https://www.youtube.com/watch?v=uvdn4tI4OuU



Mir gefällt der Film sehr gut, die Bilder sind für mein Empfinden fast schon grandios poetisch für einen Kurzfilm mit kleinem Budget, die Musikauswahl ist gradezu perfekt (mit Musik aus den 50ern, spanische Musik, die Callas usw.- es ist ein sehr stimmiger Soundtrack), die Requisiten sind mit viel Liebe zum Detail ausgewählt - und auch das Sujet ist immer wieder spannend.

Ich wünschte, die Produktion hätte mehr Geld gehabt, um vielleicht sogar einen 90 Minuten Film zu produzieren, ich hätte gerne mehr von den Geschehnissen zwischen den entscheidenden Gesprächen und Szenen gesehen, auch mehr Hintergrund über die beiden Frauen - vor allem Gin finde ich sehr faszinierend. Ich hoffe, dass Astrid Ovalles noch viele Filme machen wird und die Menschheit mit ihrer Schönheit und Ausstrahlung beglückt. :)


Camp Belvidere auf Facebook: https://www.facebook.com/CampBelvidere

Astrid Ovalles: https://www.facebook.com/recluseastrid/ ... e_internal

Bild
https://vimeo.com/ondemand/campbelvidere

15.09.2014, 16:23

Re: Camp Belvidere

15.09.2014, 19:08

[...]

If you happen to find that you have a spare forty minutes free during your day, I highly recommend that you spend it watching the latest short production from Recluse Films.

‘Camp Belvidere’ written, produced and co-directed by Astrid Ovalles is a little gem of a film set at a Girls’ Camp in the 1950’s. The story follows Rose (Molly Way), a young and vibrant leader at Camp Belvidere who strikes up an unlikely friendship with an older woman. Gin,the camp nurse is a composed and closeted woman who finds herself full of internal conflict when the youthful and beautiful Rose turns her attentions upon her. In battling her attraction to Rose and struggling with the implications of being a lesbian in an era in which homosexuality is in large part shunned, Gin finds it increasingly difficult to not only be true to herself but to do what she feels is right by Rose.

Each actor seems to have invested a real emotional depth and conviction to their character, but it is the stunning Astrid Ovalles that deserves special mention. Ovalles turns in a remarkable performance as the restrained and sexually stifled Gin. Her ability to convey the character’s conflicting emotional state through subtle facial gestures and a natural ease in the delivery of Gin’s dialogue (think Jennifer Beals as the stoic Bette Porter in The L Word) is nothing short of wonderful.


As with most shorts the story is a little compacted, such that the characters feel slightly underdeveloped and the first sex-scene comes in rather abruptly - within the first 5 minutes - before any real character development has occurred. That said however, there is still a wonderful poetry to the film and combined with Ovalles talent for acting (and umm did I mention her intense physical beauty?) ‘Camp Belvidere’ is definitely worth a watch. In addition, there is some really lovely cinematography happening and the creators appear to have committed to an honest representation of the 1950’s, utilising props and costumes that appear true of the era. Overall, Recluse Films have created a wonderfully sensual short film and ‘Camp Belvidere’ makes for a great addition to any LGBT film collection. I’ll certainly be adding it to mine and hope to see many more films come from this talented team of filmmakers.

[...]

http://www.curvemag.com/Reviews/Girls-Camp-Anyone-117/

Re: Camp Belvidere

15.09.2014, 19:13

Astrid Ovalles hat diese kurze Szene aus dem Film auf Youtube gepostet:

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=AEvrsfetOw8[/youtube]
https://www.youtube.com/watch?v=AEvrsfetOw8

Re: Camp Belvidere

16.09.2014, 17:23

Astrid Ovalles ist übrigens auch auf Twitter unterwegs:
http://www.twitter.com/AstridO

Dort hat sie wissen lassen, dass sie bereits am nächsten Projekt arbeitet. :yeahyeah:

Auf die Frage, ob es denn wieder ein lesbischer Film sei, antwortet sie: "oh very much" :rainbow: 8)

Re: Camp Belvidere

17.09.2014, 08:38

Vielen Dank für den Hinweis und den Link, Vero :spitze: ! Ich habe mir den Film inzwischen angeschaut und mochte ihn. Ich habe eh ein Herz für Independent Produktionen und fand diese mit viel Liebe inszeniert. Die Aufnahmen sind schön und poetisch anzusehen und die Kameraführung fand ich streckenweise ziemlich originell :) .

ACHTUNG SPOILER:

Geradezu begeistert war ich von der gelungenen Musikauswahl. Dass die zugeknöpfte Gin ausgerechnet das Trinklied aus Verdis "La Traviata" (das Symbol für die Sünde schlechthin) hört, wenn sie allein ist, fand ich genial. Die Idee, "La Llorona" (dt: der Schmerz) im Hintergrund laufen zu lassen, als die beiden miteinander schlafen, war sehr aussagekräftig. Ebenso das "Do it again" als Hinweis am Ende des Films. Sehr, sehr schön.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich damit, dass es sich um ein Mädchencamp handelte, aber man den ganzen Film hindurch kein einziges anderes Mädchen sieht. Die Stimmung eines Mädchencamps will da so gar nicht aufkommen. Am Budget kann es eigentlich nicht gelegen haben, denn so teuer stelle ich es mir nicht vor, eine Schulklasse mit Mädels als Statistinnen zu organisieren, aber ich bin ja auch Laie :) .

Schade fand ich es auch, dass die Sexszenen mir im Verhältnis zur Kürze des Films zu lang waren. Ich fand sie schön gefilmt etc., aber hatte das Gefühl, dass sie auf Kosten der Handlung gingen, die an der Oberfläche blieb. Über den Hintergrund von Rose erfahren wir zum Beispiel überhaupt nichts. Das ist aber ja Geschmackssache.

Richtig erleichtert war ich, dass es endlich mal kein Lehrerin-Schülerin Konflikt war, weil mir da oft die Grenzen zwischen Liebe, Begehren und sexuellem Missbrauch zu sehr verschwimmen. Was für ein Glück, dass die Angebetete in diesem Fall die Krankenschwester und damit ein bisschen weiter weg von der direkten Schutzbefohlenheit war :). Zwar galt Rose mit ihren 18 Jahren damals noch nicht als erwachsen, aber es macht die Beziehung der beiden trotzdem etwas gleichberechtigter.

Mal was ganz anderes: Ich frage mich, wieso mir die Schauspielerin (und Drehbuchautorin und Regisseurin des Films) Astrid Ovalles so bekannt vorkam. Hat die schon vorher in lesbischen Filmen mitgewirkt? Irgendwoher kenne ich die...

Re: Camp Belvidere

17.09.2014, 16:12

Hallo kimlegaspi! :huhu:

Freut mich total, dass du dir den Film angeschaut hast und dass er dir auch gefallen hat! :trippelelch:



kimlegaspi hat geschrieben:Vielen Dank für den Hinweis und den Link, Vero :spitze: ! Ich habe mir den Film inzwischen angeschaut und mochte ihn. Ich habe eh ein Herz für Independent Produktionen und fand diese mit viel Liebe inszeniert. Die Aufnahmen sind schön und poetisch anzusehen und die Kameraführung fand ich streckenweise ziemlich originell :) .


Ich finde auch, dass die Cinematographie, Kameraführung, Licht, Einstellungen und all das unglaublich "hochwertig" rüberkommen, da wurde handwerklich und "ästhetisch" viel investiert und das gefällt mir sehr gut! Auch die Requisiten und die Kleidung, das Telefon, der Plattenspieler, die Brille von Ms Turner 8) - all die Kleinigkeiten, das war sehr stimmig.

ACHTUNG SPOILER:




Dass man keine anderen Mädchen oder Lehrerinnen im Camp gesehen hat, klar, das fällt auf, ich glaube aber schon, dass das dem Budget geschuldet ist. Vielleicht hätte es aber auch zu sehr abgelenkt - dafür war die Zeit möglicherweise doch zu knapp. Mit Gin und Rose, mit Ms Turner und Bobby waren eigentlich alle wichtigen Protagonisten versammelt. Und durch die Blockhäuser und Büros und Schlafräume bekam man am Ende doch ein bisschen Sommercamp-Gefühl.


kimlegaspi hat geschrieben:

Schade fand ich es auch, dass die Sexszenen mir im Verhältnis zur Kürze des Films zu lang waren. Ich fand sie schön gefilmt etc., aber hatte das Gefühl, dass sie auf Kosten der Handlung gingen, die an der Oberfläche blieb. Über den Hintergrund von Rose erfahren wir zum Beispiel überhaupt nichts. Das ist aber ja Geschmackssache.


Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mir einen viel längeren Film gewünscht hätte, der auch die Hintergründe und Vorgeschichte beleuchtet, aber was will man in 38 Minuten da groß inszenieren? Ich finde die Balance zwischen Dialogen und Liebesszenen aber schon noch ausgeglichen. Ich sehe das eigentlich wie eine klassische "short story", eine Kurzgeschichte - man wird als Leserin/Zuschauerin unvermittelt in das Geschehen transportiert, ist ganz schnell mitten drin, und durch die kreative Kraft der Autorin werden die emotionalen und erzählerischen Lücken dann verhältnismäßig schnell geschlossen. Aber eben auch nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich finde ja, dass grade Astrid Ovalles mit ihrer Mimik, mit kleinen Regungen und Blicken usw., unheimlich viel transportieren kann. Ein wirklich ausdrucksstarkes Gesicht und eine wirklich gute Schauspielerin.

Aber ich bin schon neugierig geworden auf die Vorgeschichte der beiden. Was war z.B. in Kalifornien? Was waren das für Fotos in dem Buch? Was ist zwischen Rose und Bobby vorgefallen?


kimlegaspi hat geschrieben:Mal was ganz anderes: Ich frage mich, wieso mir die Schauspielerin (und Drehbuchautorin und Regisseurin des Films) Astrid Ovalles so bekannt vorkam. Hat die schon vorher in lesbischen Filmen mitgewirkt? Irgendwoher kenne ich die...


Ich hatte auch kurz das Gefühl, sie zu kennen, interessanterweise aber wegen ihrer Stimme! :) Die kam mir gleich zu Beginn sehr vertraut vor, als hätte ich sie schonmal vernommen. Ich bin mir aber eigentlich ziemlich sicher, dass ich sie zuvor noch nicht gesehen habe. Ich hätte sie garantiert nicht mehr vergessen. :wink:

Was mir in dem Zusammenhang noch einfällt, ist, dass Astrid Ovalles (auf Twitter) sehr bewundernd von der Autorin Sarah Waters spricht! Ich finde, auch in "Camp Belvidere" merkt man ihr Faible für Bücher. Immerhin geschieht ein Teil der emotionalen Annäherung zwischen Rose und Gin über das Buch "The Rainbow" von D.H. Lawrence.

Meinst du eigentlich, dass Ms. Turner etwas geahnt hat von dem, was zwischen den beiden Frauen entstanden ist? Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie völlig unbedarft war oder ob sie Gin subtil vor den möglichen Folgen ihres Handelns warnen wollte. "The games we play as men and women..."

Re: Camp Belvidere

17.09.2014, 20:01

Ich hatte ja schon geschrieben, dass ich mir einen viel längeren Film gewünscht hätte, der auch die Hintergründe und Vorgeschichte beleuchtet, aber was will man in 38 Minuten da groß inszenieren? Ich finde die Balance zwischen Dialogen und Liebesszenen aber schon noch ausgeglichen. Ich sehe das eigentlich wie eine klassische "short story", eine Kurzgeschichte - man wird als Leserin/Zuschauerin unvermittelt in das Geschehen transportiert, ist ganz schnell mitten drin, und durch die kreative Kraft der Autorin werden die emotionalen und erzählerischen Lücken dann verhältnismäßig schnell geschlossen. Aber eben auch nur bis zu einem gewissen Punkt.


Ich hätte den Film auf jeden Fall auch gern in Spielfilmlänge genossen. Für einen Spielfilm ist er zu kurz und für einen Shortfilm zu lang :wink: . Da kann man der Filmemacherin nur für die Zukunft ein größeres Budget wünschen - ein Grund mehr, dass möglichst viele Leute so einen Film schauen. Das ist ja immer auch eine Finanzspritze für den nächsten :mrgreen: .


Ich hatte auch kurz das Gefühl, sie zu kennen, interessanterweise aber wegen ihrer Stimme! :) Die kam mir gleich zu Beginn sehr vertraut vor, als hätte ich sie schonmal vernommen. Ich bin mir aber eigentlich ziemlich sicher, dass ich sie zuvor noch nicht gesehen habe. Ich hätte sie garantiert nicht mehr vergessen. :wink:


Ich bin mir so sicher, dass ich die von irgendwoher kenne, aber woher? Vielleicht ist sie in einem lesbischen Film schon mal in einer so kleinen Rolle aufgetaucht, dass sie nicht erwähnt worden ist? Bei Nicole Conn oder so? Würde mich nicht wundern, denn das ist ja irgendwie alles eine Szene, nehme ich mal an.


Meinst du eigentlich, dass Ms. Turner etwas geahnt hat von dem, was zwischen den beiden Frauen entstanden ist? Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie völlig unbedarft war oder ob sie Gin subtil vor den möglichen Folgen ihres Handelns warnen wollte. "The games we play as men and women..."


Ja, das hat die Schauspielerin pfiffigerweise extra so gespielt, dass die Frage offen bleibt :) . Ich persönlich glaube, dass die Turner was geahnt hat. Erst hat sie ja nur so ein bisschen Smalltalk gemacht, aber dann ist sie dermaßen zielsicher auf alle sensiblen Punkte gekommen, dass das schwerlich Zufall gewesen sein kann. Und es würde ja zu den 50er Jahren passen: Wenn Ms. Turner laut ausgesprochen hätte, was sie vermutet, hätte sie Gin auf der Stelle entlassen müssen. Insofern macht es für mich Sinn, wenn sie lockerflockige Unerhaltungen führt und Gin dann wie nebenbei so einen unmöglichen Auftrag erteilt. Und Gin hat sie auch so irritiert-bohrend angeguckt, als wolle sie checken, was Ms. Turner weiß. Leider hat sie es genauso wenig herausbekommen wie wir :mrred: .

Re: Camp Belvidere

18.09.2014, 07:39

kimlegaspi hat geschrieben: es würde ja zu den 50er Jahren passen: Wenn Ms. Turner laut ausgesprochen hätte, was sie vermutet, hätte sie Gin auf der Stelle entlassen müssen. Insofern macht es für mich Sinn, wenn sie lockerflockige Unerhaltungen führt und Gin dann wie nebenbei so einen unmöglichen Auftrag erteilt. Und Gin hat sie auch so irritiert-bohrend angeguckt, als wolle sie checken, was Ms. Turner weiß. Leider hat sie es genauso wenig herausbekommen wie wir :mrred: .


Man kann Gin ja auch im Grunde nichts vorwerfen, man kann ja wahrlich nicht behaupten, dass sie sich kopflos in die Affäre gestürzt hätte. Wäre Rose nicht so offen und entschlossen gewesen in ihrem Ansinnen, Virginia zu verführen und sie für sich zu gewinnen, hätte Gin ihre Gefühle für sie wohl für immer versteckt. Ich fand es schon rührend, wie sie immer wieder sagt, dass sie Rose beschützen will, "I don't want your life to be a struggle" z.B. - und ich glaube schon, dass das eine wichtige Motivation für sie ist, Rose zurückzuweisen. Doch als sie dann am Ende am Strand ihren Widerstand aufgibt und die sprichwörtliche Maske runternimmt und sagt: "You have no idea how lonely it's been" und dass sie schon so lange allein sei und gar nicht wirklich wüsste, wie sie reagieren solle, wenn jemand sie liebt - da wurde dann deutlich, dass auch das eine große Rolle spielt in ihrem Verhalten.

Weißt du, was oder wen ich auch interessant fand? Louise Mayfield. Gins erste Liebe und die Art, wie sie von ihr erzählt in diesen kurzen Sätzen. Da wird in dieser kurzen Sequenz soviel erzählt, da enthüllt Gin soviel von sich selbst - ich finde, diese Szene einfach genial und auch so typisch für den Film, der selbst in der Kürze soviel "Geschichte" erzählt. Ich wüsste jetzt z.B. gern, was aus "Louis" geworden ist und wie das damals war mit Gin und ihr.

Hast du dir den Film mehr als einmal angeschaut? Ich ja. Man entdeckt immer wieder neue Facetten.


EDIT: Hier sind ein paar schöne Bilder von Astrid Ovalles zu finden, u.a. auch eins mit dem Titel "Gin":
http://astridovalles.com/?page_id=404

Re: Camp Belvidere

19.09.2014, 17:23

Weißt du, was oder wen ich auch interessant fand? Louise Mayfield. Gins erste Liebe und die Art, wie sie von ihr erzählt in diesen kurzen Sätzen. Da wird in dieser kurzen Sequenz soviel erzählt, da enthüllt Gin soviel von sich selbst - ich finde, diese Szene einfach genial und auch so typisch für den Film, der selbst in der Kürze soviel "Geschichte" erzählt. Ich wüsste jetzt z.B. gern, was aus "Louis" geworden ist und wie das damals war mit Gin und ihr.


Ja, das war eine absolut interessante Szene. Kaum wurde ich neugierig, war's auch schon vorbei :) . Ich muss zugeben, dass ich zunächst irrigiert war, weil ich es so deplatziert fand, gerade in dem Moment, als die beiden sich näher kommen, über eine alte Liebe zu sprechen, aber als ich mich davon erstmal gelöst hatte, wurde ich neugierig - und dann war die Rückschau schon vorbei. Auch da hätten wir bei Spielfilmlänge vielleicht mehr erfahren. Andererseits ist das ja tatsächlich typisch für das Kurzfilm-Genre: Es wird gerade so viel angerissen, dass die Zuschauerin sich einen eigenen Film spinnt.


Hast du dir den Film mehr als einmal angeschaut? Ich ja. Man entdeckt immer wieder neue Facetten.


Ich hätte den Film sehr gern mehr als einmal angeschaut, aber es hat sich in dieser Woche einfach kein Zeitfenster aufgetan, in dem das möglich gewesen wäre :roll: . Dabei bin ich jemand, die Filme so gut wie immer mehrfach schaut, denn wie du sagst: Es kommen immer neue Schichten und Facetten zum Vorschein. Ich weiß sehr genau, dass ich mit meiner Sehgewohnheit "Einmal ist keinmal" ziemlich in der Minderheit bin, aber diese Idee von "Wie langweilig, den Film habe ich doch schon mal gesehen" werde ich wohl nie verstehen :oops: .

Re: Camp Belvidere

20.09.2014, 08:42

kimlegaspi hat geschrieben:
Ja, das war eine absolut interessante Szene. Kaum wurde ich neugierig, war's auch schon vorbei :) . Ich muss zugeben, dass ich zunächst irrigiert war, weil ich es so deplatziert fand, gerade in dem Moment, als die beiden sich näher kommen, über eine alte Liebe zu sprechen, aber als ich mich davon erstmal gelöst hatte, wurde ich neugierig - und dann war die Rückschau schon vorbei.



Es hat viel Sinn gemacht in diesem Moment, finde ich. Zum Einen hat es den Charakter Virginia in wenigen Worten noch komplexer gemacht, man hat in wenigen Sätzen viel von ihrem Leben erfahren, von ihrem Coming-Out. Sie hat eine Frau geliebt. In dem Moment, als sie sie beim Tanzen im Arm hielt, wusste sie, dass sie "anders" ist. Dann das etwas nüchterne "Of course she was the only person I knew I COULD love - and trust", was dann auch wiederum ein Licht auf die Situation lesbischer Frauen in diesen Jahren wirft - man muss sich verstecken, "Louise" verkleidet sich als "Louis", die Auswahl an Liebhaberinnen ist klein, man bleibt zusammen, auch weil man eine Frau gefunden hat, der man vertrauen kann. Und während Gin an diese Zeiten denkt, hängt Rose an ihren Lippen, an jedem Wort. Sie will hören, dass Gin "anders" ist, dass sie eine Frau wirklich geliebt hat, sie will, dass Gin das ausspricht.

Als Rose am Strand so beschwörend sagt, "I will be like this, with or without you", da thematisiert sie das zum ersten Mal, und "You cannot fix me, just like you couldn't fix yourself." Damit nimmt sie Gin natürlich auch viel von der vermeintlichen Verantwortung, die diese spürt, weil sie meint, es liege nur an ihr, Rose auf den "rechten Weg" zu führen. Rose hat da praktisch keine Ängste, sie akzeptiert sich und ihre Gefühle. Ich glaube, das war tatsächlich der Wendepunkt für Gin. In diesem Moment, als Rose keine Kompromisse mehr machen will, ist sie gezwungen, Farbe zu bekennen, wenn sie Rose nicht verlieren will.

Ich könnte stundenlang über diesen Film reden.

Re: Camp Belvidere

20.09.2014, 10:14

Ja, genau. Und wo du das gerade schreibst: Was ich an dem Film wirklich, wirklich mag, ist, dass Gin schon weiß, dass sie lesbisch ist. Es gibt schon so viele Filme, in denen die "Angebetete" bisher hetero gelebt hat und sich ihrer Gefühle erst nach und nach bewusst wird. Das hat auch seinen Reiz, aber es ist ja mal wirklich besonders, dass Gin schon weiß, was sie für Frauen fühlt, aber es aufgrund der homophoben Gesellschaft und ihrer eigenen internalisierten Homophobie nicht leben kann. Wenn Rose sie da nicht rausgeholt hätte, würde die bis ins hohe Alter so leben... (Da fällt mir ein, wie viele inzwischen ältere Frauen tatsächlich genauso gelebt haben bzw. noch so leben. Das ist so bitter.)

Re: Camp Belvidere

20.09.2014, 14:12

kimlegaspi hat geschrieben:es ist ja mal wirklich besonders, dass Gin schon weiß, was sie für Frauen fühlt, aber es aufgrund der homophoben Gesellschaft und ihrer eigenen internalisierten Homophobie nicht leben kann.


Diese verinnerlichte Homophobie von ihr, das fand ich schon bitter. "What I am, the things I do - it isn't okay." :? Rose begegnet dem aber so erfrischend direkt und unkompliziert! "So what?!" sagt sie. "Na und?!" :lol: Denn: "I've never felt anything so wonderful in my life!" - Hier antwortet Gin dann wieder mit so einer selbstverleugnenden Worthülse: "That doesn't make it right!" Das greift Rose dann ihrerseits wieder auf - sie sagt: "So what if it's not alright?" Sie akzeptiert es einfach nicht als Argument (zu Recht!), sie ist gradezu fassungslos, sie sagt: "Can you even hear yourself?" Rose ist trotz der Tatsache, dass sie jünger ist als Gin, doch um einiges weiter. Denn sie hört auf ihre Gefühle und kann daran nichts Schlimmes finden.

Was ich auch interessant fand, das ist, wie sehr Rose Gin durchschaut - als sie Gin ganz zu Beginn küsst und es danach zu ihrer (sagen wir mal) "Begegnung" im Büro kommt, sagt sie "I can see right through you", als Gin versucht, sie (etwas halbherzig) abzuwehren. Dann während des obigen Gesprächs: "I've seen the way you look at me. I know that you liked it, too." Und später am Strand konfrontiert sie sie ja dann ganz massiv mit ihren Wahrheiten, bis Gin wirklich die Argumente wie Sand zwischen den Fingern zerfließen (pardon the pun). Will sagen: Rose ist trotz ihrer jungen Jahre sehr klug und bei sich - und als Gin das akzeptiert, kann sie eben auch Roses Argumente und ihren Standpunkt akzeptieren - und ich finde, dass sie sich dann am Abend, in Gins Haus, zum ersten Mal auf Augenhöhe begegnen.

In dieser Szene: https://www.facebook.com/CampBelvidere/ ... =1&theater


Wie fandest du denn die Szene zwischen Gin und Bobby? Da hat das grüne Monster Eifersucht bei Gin doch kurz das Köpfchen gehoben, oder? :wink:

Interessant auch, wie absolut und komplett uninteressiert Rose an Bobby ist. Das Telefonat sprach Bände und wie sie am Ende sein Geschenk mit Nicht-Achtung straft, das hat nicht nur bei Gin ein Lächeln provoziert. :mrgreen:




P.S. Wenn du bei Vimeo noch einen tollen Film sehen willst, versuch's mal mit diesem, der hat mir auch gut gefallen:
Anatomy of a Love Seen
http://vimeo.com/ondemand/anatomyofaloveseen

80 Minuten lang! :)

Re: Camp Belvidere

09.10.2014, 10:49

Artikel und Interview mit Astrid Ovalles auf Afterellen.com:

Camp Belvidere explores a passionate 1950s love affair
http://www.afterellen.com/camp-belvider ... r/10/2014/


:ok: :herzschlag:

Re: Camp Belvidere

04.11.2014, 00:53

Ein Fanvideo:


[dailymotion]x27tn10[/dailymotion]
http://www.dailymotion.com/video/x27tn1 ... _lifestyle


:herzschlag: :ok:
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