Ich bin sehr hin- und hergerissen, was den Film angeht.
Einerseits waren Annette und Julianne perfekt in ihren Rollen und als Paar in Nöten, das eine Krise durchlebt. Andererseits hätte man die Rolle von Julianne Moore spezifisch als bisexuell bezeichnen sollen, wenn man sie schon mit einem Mann ins Bett steigen lässt, so bestätigt das nur alte Klischee, dass Lesben eben auch mal mit Männern ins Bett steigen und da eine Riiiiiiesenspaß dran haben.
(Und das von einer lesbischen Autorin/Regisseurin.)
Wenn "The Kids" nicht der im Grunde einzige Mainstream-Film über eine lesbische Familie wäre, wäre es nicht ganz so bitter, aber da grade dieser Film so ein großer Mainstream-Erfolg war, hat er meiner Meinung nach auch einen gewissen Schaden angerichtet. Doch natürlich bleibt Jules am Ende bei Nic, da gibt es für sie nix zu deuteln - wo einerseits also ein altes Klischee bedient wird (von der Beliebigkeit lesbischer Sexualität), ist der Film dann am Ende doch progressiv - und vielleicht auch eine Herausforderung fürs Mainstream-Publikum.
Dass es bei diesem Story-Konstrukt fast nur Heterosex gab, ist verständlich, denn die Ehe der beiden Frauen ist im Alltag zur Routine geworden, nach vielen Jahren ist der Sex nicht mehr das, was er mal war - das finde ich schon realistisch für ihre Krise. Nur hätte ich statt dem Kerl lieber eine andere Frau mit Julianne gesehen. Dann wären nur vermutlich nicht soviele Heteros ins Kino gegangen.
Die dann allerdings - und das ist wie gesagt das Positive - nicht mit diesem progressiven Ende konfrontiert worden wären. Denn Jules will Nic, sie will ihre Familie - und da hat der Mann - auch wenn er noch so ein As im Bett ist - absolut keine Chance. Wäre sie mit einer anderen Frau fremdgegangen, wäre der Konflikt womöglich größer gewesen.
Ich hab den Film etwas widerstrebend angeschaut, war positiv überrascht, was Annette und Julianne für ein tolles Paar sind - bei den Sexszenen zwischen Jules und Paul hab ich mich schon etwas geärgert - aber letztendlich pickt man sich beim Zuschauen das raus, was einem gefällt - und so war das auch hier. Aber zweimal muss ich den Film nicht sehen.
Und eine Serie? Kommt auf die Umstände und die Ideen an. Ich bin skeptisch.
Wie siehst du das denn, bellaisa? Hat dir der Film gefallen?