Gestern das Spiel Deutschland - Mexiko fand ich fußballerisch ganz in Ordnung. Mann des Tages war für mich Christoph Kramer, der zwar nicht mitspielte, aber einen witzigen und klugen Co-Moderator gab, der einem verlorenen Fußballspiel auch den Stellenwert einräumt, den es hat. Ein verlorenes Fußballspiel. Kahn bitte in Rente - diese abwertende Dissen gehört in die Mottenkiste.
Die auf dem Rasen spielen tragen einen Unterhaltungssport vor, bei dem man bitte mitfiebert, aber deren beteiligten Akteure nicht für das Selbstbewusstsein jener zuständig sind, denen irgendwas zu klein, zu kurz, zu dick oder sonstwas geraten ist.
Für mich ist WM ja so unterhaltend wie zweite Liga, erste Liga ist CL, da schießt zusammegewürfeltes Geld + Können die Tore. In der zweiten zählt viel: unbedingt gewinnen wollen. Das wollte Mexiko. Für D blieb nur die Braunschweigrolle.
Interessant ist, dass das Niemanden, außer Olli Kahn, so aufzuregen scheint. Mich auch nicht, denn der Titel 2014 war groß und schwer verdient. Ich fühle noch die Bisse in den Oberarm der Endspiel-Mitguckenden. Außerdem sind für mich alle Titel, die in Nationen gewonnen werden, in denen Fußball Volkssport Nr.1 ist, sind, was besonderes.
Die deutsche Mannschaft selber wirkt nicht frisch, auch etwas verzweifelt, leer. Bis auf Kroos sind alle im Endspurt der anderen Wettbewerbe gescheitert, Russland scheint noch kein Brasilienflair zu haben. Im System Löw fehlen eindeutig Typen, die Klose und Lahm ersetzen.
Gut fand ich Marco Reus und Julian Brandt. Die haben sich richtig gefreut als sie eingewechselt wurden - und auch so gespielt.
Hier kann von mir aus irgend 'ne friedliche Nation gewinnen, gerne auch Portugal. Ronaldo war so großartig, dass sich bei mir wieder ein spontaner Kinderwunsch einstellte - eine grandiose Kollision extragalaktischer Erbmassen.