Bare.Der Film klingt noch eindringlich nach bei mir. Ich bin beeindruckt von der Geschichte, der Inszenierung, den Schauspielerinnen. Die Bilder, die Kulisse, die Cinematographie (der Film spielt in einer Kleinstadt in Nevada und zum Teil in Las Vegas/Reno), das ist alles sehr stimmig.
Ich hatte etwa nach der Hälfte des Films die Befürchtung, dass es tragisch enden könnte, doch das Gegenteil ist der Fall. Ein hoffnungsvolles Ende mit einer jungen Frau, die sich freigeschwommen hat, die befreit ist und ihren Weg gehen wird.
Sarah (Dianna Agron) ist unzufrieden mit ihren Zukunftsaussichten, mit dem Status Quo ihres Lebens. Alles scheint komplett vorgezeichnet, vorhersehbar, statisch, langweilig, wenig herausfordernd. Heiraten, Kinderkriegen, ein langweiliger, zudem schlecht bezahlter Job, Sarah ist unzufrieden, sie weiß sehr genau, was sie NICHT will, aber noch nicht so genau, wohin ihr Weg sie denn eigentlich führen soll. Bis sie Pepper (Paz de la Huerta) kennenlernt, eine starke, dennoch verletzliche, etwas abgedrehte Frau, die durchs Leben stolpert, taumelt, jenseits der Konventionen. Nachtleben, Striplokal (Pepper ist aber keine Stripperin!), Drogen, Ziellosigkeit. Durch sie lernt Sarah das Leben anders zu sehen, sie ist fasziniert und sie verliebt sich in Pepper, die beiden schmieden Pläne, aber natürlich ist so ein Bruch mit den Konventionen, so ein
Ausbruch und
Aufbruch nicht grade leicht zu bewerkstelligen. Pepper bzw. das Leben, das Sarah in dem Striplokal und bei gemeinsamen Ausflügen in die Wüste (was für Bilder!) und nach Vegas kennenlernt, sind wie ein Katalysator für Sarah - es geht weniger um das Strippen, sondern darum, die eigenen Grenzen und Befindlichkeiten auszutesten - und darin die eigene Stärke zu finden - das gelingt Sarah am Ende auch. Mit einigen Umwegen, aber es gelingt. Es gelingt ihr auch ohne Pepper, die aber dennoch so wichtig für sie ist, weil sie ihre Sinnlichkeit weckt, ihre Sinne, ihre Lebenslust, weil sie mutig wird und nicht weiterhin passiv und fremdbestimmt durchs Leben treibt.
Das Alles ist so überzeugend und wunderbar von Dianna Agron gespielt, man ist jede Sekunde bei ihr, man spürt das bleischwere Gefühl, das sie am Anfang nach unten zieht, das Gefühl, in einer Sackgasse zu sitzen - zusammen mit ihr wird man neugierig auf Pepper, mit ihr zusammen habe ich mich in Pepper verliebt, vor allem dieser Road Trip der beiden in die Wüste, so starke Bilder und Emotionen - es klingt, wie gesagt, immer noch nach - und ich hätte total Lust, den Film gleich nochmal zu gucken.
Ich glaube, wenn ich Dianna Agron vor her nicht gekannt hätte, hätte mich dieser Film schlagartig zum Fan gemacht, zu einer Bewunderin.
Ich will nochmal Afterellen zitieren, dort stand schon 2015:
Zitat:
[...] I can’t speak highly enough of Dianna Agron, whose haunting performance stays with you long after you leave the theatre. In Glee, Agron was criminally underused, and there hasn’t been a film or television role that has truly allowed the actress to shine to her full potential. But in Bare, her understated style is refreshing and quite stunning to behold. Beneath Agron’s still face and soft eyes, rages a tempest. Always observing, her character may glide through life like a ghost, but she never misses a beat. She’s a smart actress who allows reaction to drive her, rather than being the impetus. Less of a love story than a coming of age journey, make no mistake, this film is all Agron’s. I also think it’s a game changer for the actress who is still very early in her career. [...]
http://www.afterellen.com/movies/427473 ... nning-bareDa kann ich jedes Wort nur unterschreiben, unterstreichen und noch ein Ausrufezeichen dahintersetzen.
Natalia Leite hat einen wunderbaren Film geschrieben und inszeniert. Ich hoffe, dass ihn noch viele Leute sehen werden.