Ich habe mal, weil ich diese Vorschau so interessant fand, ein paar Folgen geguckt.
"Kindergarten" ist schon ganz gut "Kasperletheater für Kleinbürger" trifft es ziemlich. Immer sind die bunten Vögel auch so auf dem Präsidium, Künstler in ihren Kostümen - damit man die auch schön erkennt. Das Krokodil, der Räuber, die Prinzessin, toll.
So wird auch besetzt, die Typen passend zum Klischee. Bin also auf die Polytruppe gespannt. Natürlich sind die keine Finanzbuchhalter, sondern betreiben ein Café. Huuch, träumende Freigeister!!!
Bei der SOKO gibt es den Computernerd, der natürlich nur eine virtuelle Freundin hat. Es wird konstatiert: "Liebe hat viele Gesichter", worauf Martina sagen darf "Wem sagst du das?". Aber ich denke, es wird nach Hause zurückgekehrt, man schafft zwischen Martina und Richard eine "Im-Fahrstuhl-eingesperrt-Szene", wo sie sich nicht aus dem Weg gehen können. Sie natürlich luftig leicht bekleidet, so dass sie zusammen in Löffelchenstellung unter seinem Sakko Schutz suchen und zusammen vertraut scherzend den Fahrstuhl verlassen dürfen.
Die Szene fand ich zu schade, hatte ich doch freudig mein Klischeebingozettelchen schon am Start gehabt. Richard war so schön abweisend und ich hatte erwartet, dass wenn Paula zurückkommt und er immer noch so trotzt, dass sie ihm sowas sagt wie: "Wissen Sie nicht, was Sie für eine wundervolle Frau haben? Sie liebt Sie! Halten Sie sie fest, sie ist was besonderes!" *niederknie* Das war eine meiner Lieblingsszenen in der Schwarzwaldklinik. Dr. Vollmers nimmt Prof. Brinkmann ins Gebet. Großes Serienkino.
Ganz klasse ist: Kamera und Regie wollen wohl den Best-Preis gewinnen. Zwischen Gotham City und Heidi-Alm ist alles an Kulisse vorhanden, die Ausstattung allerdings echt kleinteilig, sehr aufwendig, wirklich gut.
Sonst ist jede Szene fotokompatibel sehr hinkomponiert. Gerne wird durch Jalousien gefilmt, eine Kaffemaschine sinnfrei von schräg unten ins Bild gerückt, Schattenrisse der Figuren, eine Grünpflanze winkt als Hintergrundfarbtupfer aus einer ansonsten grauweißen Deko. Und man arbeitet unheimlich gerne mir Spiegelbildern - die SOKOs hinter ihrer Scheibe - und die beste Szene ever: Martina spiegelt sich beim Nichtreden mit Richard in ihrer Wohnzimmertischplatte in ihrem einrichtungsmäßig kühl hinkomponierten Haus. Richard scheint ein guter Hausmann zu sein, alles blitzt und blinkt, aus der Gräue sticht eine zarte rote Pflanze in einem Väschen heraus. Und dass inmitten des grauen, organisierten Ehealltags noch heiße Glut ist, symbolisiert das dicke fette Rosenbild an der Wand - voller erotischer schwäbischer Wohnzimmerkraft.
Manche Mordmotive lassen einen doch schaudern, so das der Gefängnisdirektorin, die bei einer Geiselnahme eben mal vergewaltigt wird, sich natürlich ängstlich bewaffnet und bei der nächsten Gelegenheit zusticht. Da hat man sich, ganz grob zitiert, bei den Geschehnissen im Gefängnis Salinenmoor um Frau Bennefeld-Kersten bedient, die sich jedoch weigerte, die Opferhaltung einzunehmen. Die Geschichte hier so ohne Tiefe zu präsentieren, fand ich doch arg geschmacklos.
Ansonsten soll wohl alles um die Figuren modern wirken, ist es aber nicht. Ich habe alles schon irgendwo gesehen, halt wie im Kasperletheater.
Und so bleiben die Menschen da auch, die die "bunten Vögel" darstellen sollen, eben nur ein Farbtupferchen in Richtung des kleinbürgerlichen Fernsehsessels. Achtung, Kasper, da kommt das Krokodil.
Nun, ich bin mal gespannt, was sie der Paula noch anschreiben, was innovatives sicher nicht. Ins Idyll wird sie nicht einbrechen, glaube ich.
Das mit der "wundervollen Frau" hätte ich aber doch gerne auf meinen Zettelchen. Dann gebe ich eine Bingo-Party mit Michael Thürnau als Ehrengast. Ab in die Clubsessel, Leute...