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BeitragVerfasst: 27.03.2017, 15:15 
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Hallo ihr Lieben,

es gibt eine Frage, die mich schon seit einiger Zeit beschäftigt und mich ehrlich gesagt gerade ein wenig beim Bloggen behindert. Vielleicht/hoffentlich habt ihr eine Meinung dazu, die mir weiterhilft.

Ich versuche in meinen Blogbeiträgen, in denen es um Frauen geht, die Frauen lieben, immer möglichst viele Gruppen sichtbar zu machen und zu bezeichnen, damit sich auch möglichst viele Frauen angesprochen fühlen. Ich merke aber, dass es mir zunehmend schwerfällt. Am Anfang habe ich immer "lesbisch und bisexuell" geschrieben. Irgendwann kam dann das Wort "queer" dazu. Für mich war das immer eher ein Oberbegriff, der im Grunde alle nicht-heterosexuellen Menschen umfasst. Der Begriff ist in der Community aber nicht unumstritten, weil einige damit immer noch die früher übliche Verwendung als Schimpfwort verbinden. Außerdem wissen noch nicht alle mit diesem englischen Begriff etwas anzufangen. Neulich habe ich mich allerdings mit einer Frau unterhalten, die sich als queer bezeichnet, weil sie meinte, dass sie mit dem Begriff lesbisch nichts anfangen kann. Ich denke, dass das vor allem eine Generationenfrage ist, das hilft mir aber nicht wirklich weiter.

Die Frage, die sich mir stellt, ist, wie ich das in meinen Blogbeiträgen am besten schreibe. In Beiträgen, in denen es um konkrete Serienfiguren oder prominente Frauen geht, ist das etwas einfacher, wenn deren Sexualität einigermaßen definiert ist. Callie Torres aus "Grey's Anatomy" beispielsweise wurde in der Serie immer als bisexuelle Frau beschrieben und die Darstellerin Sara Ramirez identifiziert sich ebenfalls als bisexuell. Arizona Robbins dagegen würde ich als lesbisch beschreiben.

Schwierig wird es aber bei Artikeln, in denen es allgemein um Frauenfiguren geht, die Frauen lieben, so wie z.B. mein jährlicher Beitrag über die Sichtbarkeit in deutschen Serien. Im Text geht das auch noch, da habe ich in letzter Zeit häufig "lesbisch, bisexuell, queer" geschrieben, um möglichst viele Gruppe zu erfassen. Das klappt aber in der Überschrift nicht. Ich habe da zuletzt immer "frauenliebende Frauen" geschrieben, das ist aber irgendwie auch nicht schön. Wenn ich in die Überschrift das Wort lesbisch schreibe, es im Text aber auch um bisexuelle Frauen geht, ist das nicht ganz zutreffend. Wenn ich queer schreibe, fühlen sich wieder andere nicht angesprochen.

Ich bin inzwischen einigermaßen ratlos und würde gern mal hören, was ihr dazu denkt.

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Verfasst: 27.03.2017, 15:15 


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BeitragVerfasst: 27.03.2017, 17:39 
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Auf twitter geht ja viel die f/f Abkürzung um, um eben bisexuelle Frauen einzubeziehen und möglichst alles abzudecken, wenn man es nicht genau weiss, wie diese sich definieren.
Im geschriebenen Text hört sich das natürlich bekloppt an. Frau-Frau Beziehung?
Ist aber auch nicht besser als frauenliebende Frauen. Hmmm... ist vielleicht doch weiterhin das Beste?
Außer natürlich für die, die sich jetzt als non-binär, agender oder genderfluid bezeichnen. 8)
Hach - es wird echt immer schwieriger, da stimme ich zu.


les-bi-queer? :schluri:

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R.I.P. Lexa kom Trikru


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BeitragVerfasst: 28.03.2017, 19:12 
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Hallo MeL :huhu: ,

ich kann das soooo nachvollziehen, denn das Ganze ist aus meiner Sicht unlösbar. Die Quadratur des Kreises sozusagen. Eigentlich begrüße ich das Bemühen, möglichst alle Lebens- und Liebesformen miteinzubeziehen, aber ich finde, diese Entwicklung hat zum Teil Ausmaße angenommen, dass es bei manchen Texten inzwischen eher wie eine Satire wirkt. Das Bemühen, möglichst alle mit einzubeziehen, macht einige Texte (ich spreche dabei nicht von deinen) inzwischen so leseunfreundlich, dass ich öfter frustriert aufgegeben habe, weil es mir einfach zu mühsam war.

Obwohl wir alle - spätestens seit Luise Pusch - wissen, wie Denken und Sprache die Realität prägt, würde ich mich persönlich einen unverkrampfteren Umgang mit der Sprache wünschen. Ich gehöre zum Beispiel zu denen, die den Begriff "frauenliebende Frauen" gern benutzen, weil er genau beschreibt, worum es geht und sowohl lesbische als auch bisexuelle Frauen einbezieht. Und wenn es um die "erweiterte" Zielgruppe ist, finde ich den Begriff "LGBQ-Menschen" bzw. "-Frauen" am unkompliziertesten, obwohl er rein sprachlich fürchterlich klingt. Aber wenigstens muss ich mich beim Lesen bzw. Zuhören nicht so anstrengen, um den Faden zu behalten.

Letztlich gibt es auf deine Frage wohl keine befriedigende Antwort, denn jede Vorgehensweise lässt ein Unwohlsein zurück. Damit müssen wir wohl alle leben. Ich habe Hochachtung vor deinem sichtbaren Bemühen, einen Weg durch den Dschungel zu finden.

:respekt:

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BeitragVerfasst: 28.03.2017, 19:51 
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frauenliebende Frauen klingt für mich irgendwie so nen bisschen medizinhistorisch, soziologisch

kann aber auch sein, ich schaue zu viel Charité :mrred:

Frauen, die sich in Frauen verlieben

würde ich wahrscheinlich nehmen

wenn Du ganz lebendig und griffig an Hand von bestimmten Personen, Figuren und Beispielen erzählst, brauchst Du aber vielleicht auch gar nicht so viele von diesen Überblicks- und Sammelwörtern


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BeitragVerfasst: 30.03.2017, 08:45 
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Danke für eure Rückmeldungen. Es beruhigt mich ein bisschen, dass ich mir nicht nur selbst das Leben schwer mache, sondern dass ihr es genauso seht. :danke:

@hoppetosse: les-bi-queer oder lesbiqueer finde ich eigentlich ganz schön. Ist das eine gängige Abkürzung oder deine Kreation?

@kimlegaspi: Es beruhigt mich, dass du auch die Wendung "frauenliebende Frauen" verwendest. Ich lese die so selten, dass ich schon dachte, dass es sie eigentlich gar nicht gibt. Und das, was du beschreibst, ist auch genau mein Problem: Ich bin überzeugt, dass Sprache großen Einfluss auf gesellschaftliche Realität und das Denken der Menschen hat, und möchte dem gerecht werden. Ich möchte aber auch, dass meine Texte lesbar bleiben. Die deutsche Sprache, so sehr ich sie auch mag, ist da im Vergleich z.B. mit Englisch einfach deutlich sperriger.

@Heidi.M: Wenn ich über bestimmte Figuren oder Serien schreibe, brauche ich die Sammelwörter tatsächlich kaum bzw. sie haben nicht so ein Gewicht. In meinem Beitrag über "Supergirl", den ich gestern veröffentlicht habe, hatte ich das Problem z.B. nicht. Alex Danvers und Maggie Sawyer sind lesbisch, also konnte ich das auch so schreiben. Und als Sammelbegriff habe ich "queere Menschen" geschrieben, was ich an der Stelle auch in Ordnung fand. Ich betrachte in meinen Texten ja aber auch immer mal generellere Entwicklungen bzw. allgemein die Darstellung von Menschen, deren sexuelle Orientierung oder Identität nicht zur heterosexuellen Norm passt. Da wird es dann halt schwierig. "Frauen, die Frauen lieben" schreibe ich gern in die Texte selbst, da geht das ganz gut. Mein Problem sind in der Regel die Überschriften. Im Finden passender und ansprechender Überschriften bin ich eh nicht gut, das macht es dann aber noch schwieriger.

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BeitragVerfasst: 30.03.2017, 09:19 
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queer finde ich für den Fall auch gut, hat für mich nen positiven Klang


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BeitragVerfasst: 30.03.2017, 11:39 
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@Meike
lesbiqueer ist meines Wissens ne eigene Erfindung. Ich weiss aber nicht, ob es irgendwo sonst noch aufgeploppt ist :wink:
Ich hab halt so schon manchmal les-bi-sch in z.B. "les-bi-sche Geschichten" verwendet (was allerdings natürlich sich trotzdem mehr Richtung lesbisch anhörte und u.U. etwas holperig klingt), da war es nicht mehr weit zu les-bi-queer. Ich find das Wort hat zumindest etwas Rhythmus und Klang :D

Ich benutze auch oft eher Kims Version, allerdings mit dem T drin - LGBTQ Menschen. Aber es hört sich auch ein bisschen sehr nüchtern-sachlich an mit dieser Buchstaben Abkürzung.
Und es geht für Dich ja auch eigentlich weniger um die männliche Seite dieses Sammelbegriffs (obwohl sich ja auch einige englischsprachige Frauen als gay bezeichnen) - von daher wäre u.U. eben was, was sich nur darauf bezieht stimmiger?

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R.I.P. Lexa kom Trikru


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BeitragVerfasst: 31.03.2017, 10:41 
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Wenn es sich nicht ganz ausdrücklich um lesbische oder bisexuelle Frauen handelt (dann benutze ich nämlich genau diese beiden Worte), schreibe ich normalerweise auch LGBT oder LGBTQ. Die LGBT-Fraktion oder die Regenbogen-Fraktion.

:rainbow: :lovef: :regenbogen:

"Queer" ist mir persönlich zu künstlich, manchmal habe ich schon das Gefühl, es wird vor allem von Frauen benutzt, die nicht so ganz genau wissen, was sie sind, oder aber das Stigma fürchten, das mit dem Wort "lesbisch" mancherorts noch verknüpft ist. Mir ist auch aufgefallen, dass bisexuelle Frauen, die sehr offen und auch kämpferisch mit ihrer Bisexualität umgehen, weniger Scheu haben, sich als "bi" oder "bisexuell" zu bezeichnen. Hinzukommt, dass die Bezeichnung "queer" in Deutschland auch meistens nicht verstanden wird. Kein Wunder, ich meine, selbst im englischsprachigen Raum gibt es dafür nicht die eine allgemeingültige Definition.

:huhu:


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BeitragVerfasst: 31.03.2017, 12:21 
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Vero hat geschrieben:
"Queer" ist mir persönlich zu künstlich, manchmal habe ich schon das Gefühl, es wird vor allem von Frauen benutzt, die nicht so ganz genau wissen, was sie sind, oder aber das Stigma fürchten, das mit dem Wort "lesbisch" mancherorts noch verknüpft ist. (...) Hinzukommt, dass die Bezeichnung "queer" in Deutschland auch meistens nicht verstanden wird. Kein Wunder, ich meine, selbst im englischsprachigen Raum gibt es dafür nicht die eine allgemeingültige Definition.


ja, da sind wir wieder bei dem Punkt Druck der Öffentlichkeit

und wie sehr Labels zu trauen ist

"queer" ist so nen bisschen hypsterig, aber halt auch ganz praktisch

und ich glaube auch, dass der Begriff immer bekannter wird

wie überhaupt diese ganzen Sprachperlen den Leuten langsam ins Gehirn sickern

saß neulich in nem Resto neben einem Mann und einer Frau, die ich so grob küchenspychologisch als Angestellte einer Sparkasse/Versicherung einordnen würde, was wahrscheinlich totaler Quark ist

ordendlich gekleidet, Kostüm bzw. Hemd und Pullover

Der Mann erzählte, dass er Ellen DeGeneres und ihre Sendung gut findet. Die Frau "Ja, aber die macht auch immer das Gleiche." Der Mann: "Ja, wir ja auch. (:mrred:) Und sie hat ja auch sehr viel für LGBT-Rechte getan ."

Ich denk nicht, dass sich vor 20 Jahren zwei Arbeitskollegen beim Mittagessen über sowas unterhalten hätten... :herzschlag:

Läuft doch. :razz:


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BeitragVerfasst: 31.03.2017, 18:00 
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Danke auch für deinen Input, Vero. :)

Du sprichst da eine Diskussion an, auf die ich schon öfter gestoßen bin: Warum manche Frauen sich lieber als queer als als lesbisch bezeichnen. Ich persönlich habe inzwischen kein Problem mehr damit, mich als lesbisch zu bezeichnen, es hat aber ein wenig gedauert und das hing eben auch damit zusammen, dass das Wort für mich so negativ besetzt war. Das war allerdings Ende der 1990er Jahre, da war das alles ja noch etwas anders. Vielleicht wird das Wort lesbisch von einigen gerade jüngeren Frauen zu stark mit den frühen Aktivistinnen verbunden, die teilweise als sehr aggressiv wahrgenommen wurden und immer noch werden und mit denen sie sich nicht identifizieren können.

Was das Wort queer angeht, soweit ich mich da an das erinnere, was ich an der Uni dazu gelernt habe, soll es dafür gerade keine allgemeingültige Definition geben, sondern es ist irgendwie alles, was die gesellschaftlich vorherrschende Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit durchkreuzt. Insofern passt es gut als Sammelbegriff. Allerdings habe ich heute diesen Beitrag im Tagesspiegel gelesen, wonach queer bei einigen Aktivisten als identitätskritischer Begriff gesehen wird:

Zitat:
Das geht so weit, dass Menschen, die sich als Schwule und Lesben sehen, als reaktionär abgelehnt werden: Ihre Identitäten seien zu einengend, und sie seien zu etabliert, heißt es dann.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/queer ... 85896.html

Mir ist das bisher noch nicht begegnet, aber ich kann jetzt besser verstehen, warum einige in der Community dem Begriff negativ gegenüberstehen.

Was die Bezeichnung LGBT angeht, da ist es mir auch schon öfter passiert, dass Menschen, mit denen ich gesprochen habe, damit nichts anfangen konnten und ich sie erklären musste. Sie ist also durchaus noch nicht so verbreitet, wie ich z.B. immer dachte. Allerdings fangen viele Medien jetzt an, sie auch zu verwenden und in den entsprechenden Beiträgen zu erklären. Insbesondere in der Berichterstattung nach dem Attentat von Orlando ist mir das ausgefallen. Vielleicht wird diese Bezeichnung ja doch nach und nach gängiger.

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BeitragVerfasst: 31.03.2017, 18:50 
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Interessanter Artikel, Danke Mel!

Erinnert mich ein bisschen an die Geschichten über die Grabenkämpfe der linken Studenten in den 70ern.

Maoisten gegen Leninisten.

Ich denke, es ist typisch für empfindsame Gruppen wie unsere, dass wir uns Gedanken machen.

Habe durch diesen Artikel aber gemerkt, dass ich für die letzten Auseinandersetzungen auf diesem Gebiet zu simpel gestrickt bin.

Werde mich jetzt wieder auf meine Kernkompetenzen konzentrieren und meinen Nachbarn, Kollegen und Zufallsbekanntschaften Fragen wie "Kommt lesbisch sein zu einem wie ein Gericht auf der Speisekarte?" beantworten.

:huhu:


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BeitragVerfasst: 01.04.2017, 12:23 
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MeL hat geschrieben:
Was das Wort queer angeht, soweit ich mich da an das erinnere, was ich an der Uni dazu gelernt habe, soll es dafür gerade keine allgemeingültige Definition geben, sondern es ist irgendwie alles, was die gesellschaftlich vorherrschende Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit durchkreuzt. Insofern passt es gut als Sammelbegriff.


Hallo MeL :huhu:

Ich hoffe, ich darf auch mal eben meinen Senf dazugeben :wink:
Meiner Auffassung nach ist der Begriff "queer" gerade in heterosexuellen Teilen der Gesellschaft so gut wie gar nicht bekannt, da er auch durch die Medien selten verwendet wird. In den Augen vieler Leute existieren nur Formulierungen wie "schwul", "lesbisch", "bi" und "trans", mit allem anderen kann man nicht viel anfangen.
Ich bin schwul mit überwiegend heterosexuellem Freundeskreis und würde aus eigener Erfahrung sagen, dass die oben genannten Begriffe direkt zugeordnet werden können, bei "queer" aber erst mal ein großes Fragezeichen entsteht, weil das Wort bzw. die genaue Bedeutung einfach nicht weitläufig bekannt ist.
Da kommt es dann vermutlich auch auf die Zielgruppe an. Menschen, die sich als LGBT+ identifizieren, werden damit vermutlich eher was anfangen können als andere Menschen.

Ansonsten sehe ich das wie Kim. Man kann es gar nicht allen Menschen recht machen, wenn man da eine zusammenfassende Formulierung sucht, zumal viele Leute solche Begriffe leider noch immer mit Beleidigungen assoziieren (bin letztens erst auf ein Video eines YouTubers mit sehr hoher Abonnenten-Anzahl gestoßen, der das Wort "schwul" sehr eindeutig als Beleidigung/Anfeindung verwendet hat - und gerade jüngere Zuschauer lassen sich leider oft dazu verleiten, solche Assoziationen in ihren täglichen Sprachgebrauch zu übernehmen). Daher hängt es m.E. von der Zielgruppe eines Textes ab. Wenn man davon ausgehen kann, dass die meisten Leser mit dem Begriff etwas anfangen können, würde ich auch "queer" schreiben, einfach weil man damit alle verschiedenen Formen miteinschließt. Und ansonsten würde ich vermutlich tatsächlich auf die einzelnen Formulierungen wie "lesbisch", "schwul" etc. zurückgreifen. Klar bezieht man damit gewisse Varianten nicht ein, aber man sollte doch eigentlich auch meinen, dass die Menschen erwachsen genug sind, sich so etwas nicht so nahe gehen zu lassen. :dontknow: (Erinnert mich an unsere Uni, wo - ebenso wie auch an anderen Unis - "Studentenwerk" in "Studierendenwerk" umbenannt wurde bzw. wird, weil man mit dem vorherigen Begriff Studentinnen ausschließen würde. Als wüsste nicht jeder, was damit gemeint ist.)


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BeitragVerfasst: 01.04.2017, 13:15 
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Hey Lahni, ich find's gut, dass Du auch Deinen Senf dazu gegeben hast.
(ich wusste gar nicht, dass Du schwul bist, dabei "kenn" ich Dich nun schon Jahre :wink: :huhu: )

Ich kann Deinen Ansatz verstehen bzgl. Studenten und Studierenden, find aber nicht unbedingt, dass das was mit erwachsen sein oder nicht zu tun hat. (Zusätzlich geht es hier ja nicht nur um eine kleine Gruppe von Menschen, sondern um die Hälfte der Menschheit). Luise Pusch, die als Linguistin viel über die deutsche Sprache geschrieben hat, sehe ich als sehr erwachsen an.
Klar kommt es immer auf die Intention des Gesprochenen an, ich weiss aber auch, wie subtil Sprache das Bewusstsein beeinflussen kann. Von daher bin ich da zwiegespalten. Ich glaub, es ist auch ne Frage, welche Beziehung man selbst zu Sprache hat, ob es einem wichtiger ist oder nicht.

Wenn es um die Sichtbarmachung von Vielfalt/vielen Untergruppen geht, wird es halt leicht schwierig/unübersichtlich. Da bräuchte man idealerweise dann doch irgend nen Oberbegriff. Vielleicht wird queer ja noch geläufiger. (Was hast Du denn für ne Erfahrung bzgl. des LGBT Begriffes?)
Aber ich find Deine Gedanken bzgl. Zielgruppe da sehr gut.
Will man eher Insider erreichen oder "das generelle Publikum" ;-)

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R.I.P. Lexa kom Trikru


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BeitragVerfasst: 01.04.2017, 14:57 
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hoppetosse hat geschrieben:
(ich wusste gar nicht, dass Du schwul bist, dabei "kenn" ich Dich nun schon Jahre :wink: :huhu: )


Ich wüsste auch nicht, dass ich das bisher schon mal hier erwähnt hätte. Konntest du also gar nicht wissen :mrred: :wink:

Zitat:
Ich kann Deinen Ansatz verstehen bzgl. Studenten und Studierenden, find aber nicht unbedingt, dass das was mit erwachsen sein oder nicht zu tun hat.

Da gebe ich dir Recht. Was ich im Grunde genommen aussagen wollte: Meiner Meinung nach sollten sich Menschen nicht direkt angegriffen fühlen, wenn eine Sprachwendung sie nicht explizit mit einbezieht. Mit erwachsen sein oder nicht hat das nur geringfügig etwas zu tun, das stimmt.
Es ist eben allgemein sehr problematisch, mit Sprache vernünftig umzugehen. Es ist so einfach, eine falsche Formulierung zu verwenden und damit Menschen von sich zu stoßen, eben weil Wörter unterschiedlich interpretiert oder verstanden werden etc.


Zitat:
(Was hast Du denn für ne Erfahrung bzgl. des LGBT Begriffes?)

Dass viele dazu überhaupt keinen Bezug haben und es nur als etwas Existierendes wahrnehmen, aber sich nicht weiter dafür interessieren, was es damit auf sich hat. (Gerade bei älteren Menschen habe ich öfters schon die Einstellung beobachten können, es sei schön und gut, wenn es so etwas gibt, solange diejenigen sich dann von einem fernhalten und man selbst nichts damit zu tun bekommt und sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen muss.)
Es könnte an meiner Region liegen; hier im Grenzgebiet zwischen Siegerland und Westerwald (zwischen NRW/RLP) merkt man allgemein an der Mentalität vieler Menschen, dass Homosexualität nicht allzu selbstverständlich ist. In meinem Freundeskreis kennt fast niemand andere "queere" Personen aus der Gegend - ich auch nahezu nicht, weil man hier einfach kaum welche trifft, sofern man nicht einige Kilometer entfernt Richtung Köln/Mainz schaut :dontknow: - worin ich einen Grund dafür sehen würde, dass viele sich einfach keine größeren Gedanken über das Thema machen, sofern sie sich nicht selbst als LGBTQ identifizieren oder Verwandte bzw. enge Freunde haben, die es tun.


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