Weil ich bei der einen Story grad häng, dacht ich mir, ich schreib mir den anderen Kram mal aus dem Kopf...und wir reisen mal in ein ganz anderes Alter...wo Holding und Ansgar GANZ weit weg sind!
„Vater, warum schiebst du mich in dieses Internat ab? Hinter diesen Mauern werden meine Freunde mich ganz schnell vergessen“, meckerte Stella als ihr Vater auf dem Parkplatz vor den großen Schlossmauern hielt.
„Es ist nur zu deinem Besten.“
„Das ist es ganz bestimmt nicht. Du weißt überhaupt nichts über mich, erstrecht nicht, was das Beste für mich ist. Wenn es nach dir geht, werde ich genauso spießig wie ihr, bin mit 22 verheiratet mit einem Gutaussehenden jungen Mann in den besten Kreisen, habe ein Haus mit Garten, einen Hund und das erste Kind ist unterwegs.“
„Übertreib nicht. Schau es dir doch erst einmal an, vielleicht gefällt es dir ja.“
„Das wird es bestimmt nicht!“ Trotzig verschränkt sie die Arme vor ihrer Brust und wirft sich in den Beifahrersitz zurück.
Verzweifelt schüttelte ihr Vater den Kopf und steigt aus. Er wollte nur, dass seine Tochter- seine einzige Tochter- wieder auf den Boden zurück kommt. Ihre Freunde taten ihr nicht gut. Er hatte es seiner Frau schon vor einem Jahr gesagt, doch erst jetzt ist auch sie zu dieser Einsicht gekommen. Immer wieder hatte er sich gewarnt, dass ihr Verhalten seine Konsequenzen mit sich bringt, doch sie wollte nicht hören. Jetzt hatte sie keine andere Wahl mehr. „Stella, ich bitte dich. Sieh es dir an und versuch es. Wenn du in vier Wochen immer noch hier weg willst und das Gefühl hast, dass du eingesperrt wirst, können wir noch mal darüber reden“, sagte ihr Vater, mit der Reisetasche in einen und die offene Autotür in der anderen Hand.
Stella schaute hoch zu ihm. „Du hast keine Ahnung was du mir damit antust.“ Sie fühlte sich übergangen. Fast 200km weg von zu Hause war sie ganz bestimmt nicht besser aufgehoben.
„Bitte Stella.“
„Papa, das vergesse ich dir nie.“ Sie stieg aus dem Auto aus, knallte wütend die Tür zu und sah ihren Vater erst böse und dann gar nicht mehr an. Schweigend gingen sie den Weg durch das große hölzerne Tor den Weg umringt von Blumen entlang, hinauf zur Eingangstür.
„Guten Tag, ich wollte meine Tochter Stella…ich meine…wir haben einen Termin mit der Direktorin.“
„Würden Sie mir freundlicher Weise Ihren Namen nennen?“
„Oh, natürlich. Mann…wie Frau.“
„Papa, das ist peinlich“, waren die ersten Worte nach zehn Minuten die seine Tochter zu ihm sagte. Nicht die schönsten, aber immerhin ein Anfang.
„Ah ja, folgen Sie mir bitte. Ich bringe sie zum Büro der Direktorin.“ Auf dem Weg dahin begann die Dame zu erzählen. „In unserem Internat ist der Besuch von männlichen Freunden strikt untersagt. Jeder männliche Besucher muss ein Verwandter oder die Erlaubnis der Eltern der Schülerin mitbringen.“
Stella glaubte, sie hätte sich verhört und fragte nach. „Ist das hier etwa ein…Mädcheninternat?“
„Ganz recht, junge Dame. Wir sind sehr stolz darüber, dass hier sowohl nur Lehrerinnen, als Hausmeisterinnen oder Handwerkerinnen, als auch Schülerinnen angenommen werden.“
„Papa, das ist nicht dein Ernst, das kannst du mir nicht antun!!“
„Doch Stella, ich kann und ich werde!“
„Besucher, auch die Eltern, melden sich bitte mindestens zwei Tage im Voraus an, es sei denn es ist ein dringender Notfall.“
„Danke, mein dringendster Notfall ist, dass ich hier weg muss- und zwar schnell!“
„Stella, reiß dich zusammen.“
„Wir bitten darum, dass sich nach 18 Uhr kein fremder mehr in diesen Gebäuden aufhält. Die Schülerinnen sollen dann zu Abend essen, zur Ruhe kommen und um 22 Uhr wird das Licht ausgemacht.“
„Papa, das ist wie im Mittelalter! Ich bin doch keine 12 mehr.“
„Acht Stunden Schlaf sind wichtig, damit das Gehirn am nächsten Tag wieder voll einsatzbereit ist. Es wird Sie vielleicht freuen zu hören, dass dieses Internat noch keine mit einem Notendurchschnitt schlechter als 2,3 verlassen hat.“
Während Stellas Vater hellauf begeistert war und immer mehr „Ahhs“ und „Ohhs“ verlauten ließ, konnte Stella es einfach nicht fassen. Ihr Vater schob sie nicht nur an einen Ort ab, wo ihre Freunde sie nie besuchen kommen konnten- sie hatte nämlich ausschließlich männliche Freunde, sondern auch noch in eine Mädchen-Dressur-Anstalt.
„Wenn wir nur acht Stunden Schlaf brauchen, wieso müssen dann schon um zehn die Lichter aus sein?“, fragte Stella nach. Ihr kam das spanisch vor.
„Nun, junge Dame, wir treffen uns um sieben in der Früh zum gemeinsamen Frühstück- alle- und da ich Ihnen nicht abnehme, dass sie weder essen noch duschen, werden sie wohl oder übel um sechs aufstehen müssen. Aber den Rest darf Ihnen unsere Direktorin erklären. Falls Sie danach noch Fragen haben, wenden Sie sich bitte an ihre Zimmergenossin. Sie sollte mit den Ritualen vertraut sein.“
Stella schluckte. Das konnte heiter werden.
Ihr Vater klopfte an die Tür des Büros. „Direktorin von Lahnstein“, las Stella. Eine Von und Zu auch noch. Kein Wunder, dass sie hier so alte Sitten wieder ins Leben rief.
„Kommen Sie nur herein“, hörten sie von drinnen und ihr Vater öffnete dir Tür. „Ah, wieder eine Dame die auf die schiefe Bahn geraten ist“, begrüßte sie Frau von Lahnstein.
„Nein, ganz so weit ist es noch nicht gekommen, aber wir möchten dem gerne vorbeugen“, antwortete ihr Vater.
„Nun, setzen Sie sich.“
„Gern.“
„Darf ich Ihnen was zu trinken anbieten?“
Stellas Gedanken schweiften ab. Wie sollte sie das hier nur überleben? Und dann auch noch das mit der Zimmergenossin. Das wars dann wohl mit dem lauten Musikhören, dem Rauchen und dem ständigen telefonieren. Ich will hier raus, dachte sie immer und immer wieder. Ich will hier einfach nur raus!
„Hier darfst du dich einquartieren, Stella“, sagte Frau von Lahnstein und öffnete die Tür zur einem Zimmer, welches durch das große Fenster vom Sonnenlicht durchflutet wurde. Auf der kniehohen breiten Fensterbank saß ein Mädchen, kaum älter als Stella, mit einem dicken Buch in der Hand und In-Ears inklusive iPod. Sie war so vertieft in ihren Schinken, dass die Direktorin erst einen Stöpsel aus ihrem Ohr ziehen musste, damit sie sie bemerkte.
„Verzeihung“, entschuldigte sie sich. „Was gibt es denn?“
„Das ist Stella. Sie wird von heute an das Zimmer mit dir teilen.“
„Hi, ich bin Carla“, sie streckte ihr die Hand entgegen.
Missmutig tat Stella es ihr gleich. „Stella.“
„Carla, du bist bitte so nett und zeigst ihr alles, ja?“
„Natürlich, Mutter.“
Wie bitte? „Hast du gerade Mutter zu ihr gesagt?“
„Ja“, antwortete Carla selbstbewusst.“
Na toll. Nicht nur ein Mädcheninternat in der Einöde, sondern auch noch die Direktorentochter aus Zimmergenossin…das konnte ja heiter werden.
„Du wirst sehen. Nach einer Woche hast du dich soweit eingelebt und Anschluss gefunden. Die Mädchen hier sind bestimmt nett“, sagte Stellas Vater und stellte ihre Reisetasche auf ihrem Bett ab.
„Ich glaube du irrst dich.“
„Oh nein. Dir wird es hier gefallen.“
„Klar…wem würde es das nicht, wenn man zu einem Roboter werden will“ murmelte Stella undhörbar für alle weiteren Anwesenden.
„Schau, hier kannst du deine Kleidung unterbringen. Im Bad mache ich dir nachher auf ein bisschen Platz. Und wenn du eine bestimmte Serie guckst, können wir uns bestimmt auch mit dem Fernseher arrangieren.“
Demonstrativ schmiss Stella ihren Laptop und ihre DVD-Hülle auf das Bett. „Danke…ich schau nicht viel Fern.“
„Oh, du magst also auch keine Werbung. Was schaust du denn für Filme?“
„Querbeet.“
„Na, das passt ja. Vielleicht können wir mal ein paar zusammen ansehen…“
„Vielleicht.“
„Stella, sei nicht so abweisend.“
„Papa, sie ist die Tochter der Direktorin.“
„Und aus diesem Grund solltest du dich gut mit ihr stellen. Du wirst schließlich einige Zeit hier verbringen.“
„Aber…“
„Ich will nichts mehr hören. Es wird Zeit, dass du von deinen saufenden und rauchenden Freunden wegkommst und dir richtige Freunde suchst, die dich nicht mitten in der Nacht irgendwo in der Stadt allein lassen.“ Mit diesen Worten verließ ihr Vater das Zimmer und ließ Stella allein.
„Hast du schon deinen Stundenplan?“, fragte Carla.“
„Ja, liegt hier irgendwo.“
Carla nahm ein Blatt Papier von der Bettdecke und sah es untersuchend an. „Schön, du bist in meiner Klasse.“
Na super… „Sag mal, wie ist es so für dich hier?“
“Ich finds schön hier.“
„Und was ist mit den anderen?“
„Was soll mit den anderen sein?“
„Machen sie dich irgendwie runter?“
„Wieso sollten sie?“
„Weil du die Tochter der Direktorin bist.“
„Das weiß hier doch keiner…“
„Und was würde passieren wenn sie es wissen?“
„Das ist mir eigentlich egal. Weil meine Mutter mich über keinen anderen stellt. Ich kriege genauso meine Strafe, wenn ich gegen Regeln verstoße wie alle anderen.“
Stella glaubte ihr vorerst nicht. Wenn dem so war, dann war ihre Mutter aber nicht von der netten Sorte. „Und schläfst du wirklich um zehn?“
„Nein. Das tut hier niemand. Alle lesen oder schauen Fern. Man muss nur warten, bis die Nachtwache ihre Kontrolle beendet hat.“
„Hört sich an wie ein Gefängnis.“
„Es ist keins. Viele brauche lange um das zu verstehen, aber letztendlich wird es jedem irgendwann klar.“
„Ich bin in vier Wochen hier raus. Mein Vater hat es mir versprochen. Ich muss nur diese vier Wochen durchhalten und ihm dann sagen, dass es mir immer noch nicht gefällt.“
„Wart erst mal ab. Vielleicht ist es gar nicht so schlimm hier, wie du im Moment noch denkst.“
„Du hast gut reden. Du hast draußen wahrscheinlich auch keine Freunde.“
„Doch. Und ich besuche sie auch jedes zweite Wochenende. Aber ich bin auch froh, dass ich mich nicht ständig damit rumschlagen muss, ob ich die angesagteste Hose oder die neusten AllStars hab. Ich muss nicht trinken und rauchen um zu beweisen, dass ich wer bin. Man könnte sagen, dass man hier von diesen schlechten Einflüssen verschont bleibt.“
„Und was ist, wenn genau diese Einflüsse ihren Reiz haben?“
„Das glaube ich dir. Aber mal ganz ehrlich, so wie ich das sehe, musst auch du dich nicht durch sowas beweisen.“
„Woher willst du das wissen?“
„Das hier ist nicht nur ein Internat. Wer hier ist, hat auch was im Kopf. Nur weiß eben nicht jeder, dass es auch gut ist, ihn zu benutzen.“
Stella wurde es zu bunt. Diese Carla war ihr definitiv zu altklug und zu besserwisserisch. Ihre Nähe würde sie nicht suchen, so viel war klar. Sie würde sich schon alleine durchlagen…vier Wochen gingen doch schnell um.
„Ich geh jetzt eben duschen. Fühl dich wie zu Hause.“
Carla nahm einen Bademantel aus einem der großen Kleiderschränke und kurz darauf schloss sie die Badezimmertür. Abschließen tat sie nicht. Eigentlich schon merkwürdig. Sie kannte Stella doch gar nicht. Aber um ihre Intimität machte sie sich keine Gedanken.
„Gibt’s hier Internet?“, rief Stella aus dem Zimmer.
„Nein…“, rief Carla zurück.
Stella ließ sich in die Kissen fallen. Es wurde nicht besser, es wurde immer noch schlimmer. „Ich bin 16 und mein Leben ist am Arsch!“
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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