Kapitel 10: High glow
„Wieso willst du keine Polizei?“, fragte Thomas irritiert. „Ich habe so ne Ahnung.. nein, ich WEISS, das Tristan dahinter steckt“, brachte Marlene außer Atem hervor. „TRISTAN?“, fragten Dana und Thomas wie aus einem Mund. „Das bringt selbst der nicht“, sagte Thomas, doch Dana stockte, ehe sie antwortete: „Ich habe auch schon dran gedacht, Papa.“ Thomas´ Augen verdunkelten sich, und er ballte die Fäuste. „Dieses Oberarschloch, ich wusste es schon immer. Die ganze Familie Lahnstein taugt nichts, allen voran dieses Dreckschwein von Graf von und zu Ansgar, und sein Cousin steht ihm ihn nichts nach.“ „Papa!“ Marlene war aufgesprungen. „Kannst du mal einmal deinen Hass auf Ansgar vergessen, der hat damit jetzt nun wirklich nichts zu tun!“ „Wenn du dir so sicher bist, dass Tristan dahinter steckt, dann rufen wir den feinen Pinkel jetzt mal an, gib mir das Telefon, oder die Nummer!“, verlangte Thomas vehement. „Der wird es auch grad zugeben“, gab Dana zu bedenken, was Thomas innehalten ließ. „Das ist mir egal, dem werde ich ein paar Takte erzählen, und wenn es nottut fahr ich ins No Limits und polier dem Drecksack die Fresse!“ Thomas hatte so laut geschnauzt, dass die Gäste, die im Eingangsbereich an der Bar saßen, aufschauten und die Köpfe schüttelten. „Papa!“, sagte Dana eindringlich. „Meinst du, so hilfst du Marlene und vor allem Rebecca?“ Sie legte eine Hand auf den Arm ihres Vaters und versuchte ihn zu beruhigen, doch Thomas war total in Rage. „Ich kann hier nicht mehr untätig rumsitzen. Los, Mädels, auf nach Düsseldorf!“
„Darf ich dich dran erinnern, dass wir zusammen hier sind, dass wir zusammen Spaß haben wollten?“ Andi ließ sich nicht abschütteln und blieb hartnäckig neben Bella stehen. Die Rothaarige sah ihren WG-Kumpel nur an und sagte scharf: „Welchen Teil von „alleine lassen“ hast du nicht verstanden, Fritzsche?“ Sie bemerkte nicht, dass Andi ein enttäuschtes Gesicht zog und wandte sich wieder ihrem Getränk zu. „Das machst du doch sonst nicht, dich betrinken“, versuchte es Andi noch einmal, diesmal mit besorgter Stimme. Bella drehte sich betont langsam zu ihm herum und sah ihn herablassend an. „Ja, Papi, nächstes Mal frag ich dich ob ich es darf, okay?“ Ihr Ton war kaltschnäuzig und aufmüpfig. „Das muss ich mir nicht geben. Wenn du wieder normal geworden bist, weißt du ja wo du mich findest.“ Damit drehte sich Andi um und ging zur Tanzfläche zurück. Doch so richtig wollte sich der Spaß nicht mehr einstellen. Es war mittlerweile kurz vor Mitternacht. So hatte er sich den Abend nicht vorgestellt. Er hatte sich schon mit Bella um zwölf Uhr anstoßen sehen, hatte sich vorgestellt, wie er sie um Mitternacht auf die Wange küsste und sie sich gegenseitig ein „Frohes neues Jahr“ wünschten. Alles nur wegen diesem Vollhorst von Tristan, dachte Andi und beschloss dann, auch ohne Bella Spaß zu haben.
Nachdem Bella auch noch einen dritten Whiskey getrunken hatte, hatte die Wut in ihr erst Recht Oberhand genommen. Sie wollte sich nicht so behandeln lassen von Tristan. Sie wollte ihm die Meinung geigen und zwar richtig. Bella schaute auf die Uhr. 23.59 Uhr. Das passte. Sie ging mit dem vierten Glas die Stufen zu Tristans Büro. Gerade als die Gäste unten jubelten und sich gegenseitig um den Hals fielen sah Tristan zu Bella auf und – Platsch – hatte er die volle Ladung Whiskey im Gesicht sitzen. Er sprang auf wie von der Tarantel gestochen. „Bist du irre?“, brüllte er Bella an, die leicht breitbeinig dastand und ihn stinksauer ansah. „Ein Frohes Neues Jahr“, sagte sie sarkastisch und wollte sich umdrehen und gehen, doch ihr Arm wurde festgehalten. „Was ist dein verdammtes Problem?“, rief er und drehte sie unsanft zu sich herum. Ihre Augen funkelten als er ihr in die Augen sah, und für einen Moment wusste er wieder genau was der Grund war warum er Bella anziehend fand. Sie war kein Püppchen, keine verzogene Diva wie Marlene, sie war anders, komplett anders. Und genau das machte sie so anziehend. „Was mein verdammtes Problem ist? Du willst wissen, was MEIN verdammtes Problem ist? Ich glaube eher, dass ich wissen möchte, was DEIN verdammtes Problem ist!“ Bella spuckte die Worte fast aus so wütend war sie. Tristans Augen verengten sich, und seine Mimik änderte sich. „Du bist verdammt sexy wenn du so ausflippst, weißt du das?“, fragte er was sie noch mehr in Rage brachte. „Du kannst mich mal, F*** dich ins Knie. Andi hatte schon Recht, du bist ein blöder Schnösel.“ „Soso, dem hast du also auch alles brühwarm erzählt.“ „Leck mich“, antwortete Bella verächtlich. „Gerne. Mach dich schon mal frei“, sagte Tristan anzüglich und grinste. „Du nimmst wohl gar nichts ernst, wie?“ Sie funkelte ihn immer noch zornig an, und Tristan wartete nur darauf dass ihr die Augen aus dem Kopf fielen. „Nehm ich nicht? Ich nehme dich doch grade nur beim Wort. Und jetzt frag ich dich noch mal was dein Problem ist.“ „Ist das deine Art? Schläfst du immer mit irgendwelchen Frauen und meldest dich danach nicht mehr? Gibt es danach für alle nur ein schnödes „hey“? Wenn das deine Art ist, bitte, dann kannst du das mit anderen machen aber nicht mehr mit mir!“ Dann biss sie sich auf die Lippen. Das hatte sie nicht sagen wollen. Sie hatte schon viel zu viel zugegeben. Tristans Gesichtsausdruck veränderte sich. „Das wäre aber schade, ich fand die Nacht nämlich wunderschön.“ Jetzt war es an Bella verdutzt aus der Wäsche zu schauen. „Es tut mir leid, ich hatte viel um die Ohren, ich wollte mich noch bei dir melden.“ „Das kannst du dir jetzt schenken, du brauchst dich nie wieder bei mir melden, NIE WIEDER!“ Bella drehte sich auf Absatz um und wollte endgültig Tristans Büroecke verlassen, doch wieder hielt er sie fest, diesmal mit mehr Nachdruck. Die Rothaarige wirbelte herum, dass ihre Locken flogen. Wieder sah sie Tristan bitterböse an, so dass die Funken förmlich sprühten. Sekundenlang sah er ihr in die Augen. Dann riss er sie mit einem Ruck sie an sich.
Rebecca schrie auf als ihr Peiniger sie durchschüttelte. Sie hatte gehofft, dass sie fest genug zugetreten hatte, so dass er strauchelte und sie weglaufen konnte. Doch der Bursche war zäher als sie angenommen hatte. „Du legst dich nicht mit mir an, haben wir uns verstanden?“ Sie schüttelt den Kopf und fing fast an zu weinen. Doch der Schock saß so tief, dass sie keine Tränen hatte. „Eigentlich sollte ich dich freilassen. So will es der Auftraggeber. Doch warum sollten wir beiden Hübschen das ganze denn so beenden? Wir könnten doch vorher noch ein wenig Spaß haben, was meinst du?“, fragte er in einem schmierigen Tonfall und drehte Rebeccas Kopf am Kinn zu sich. „Los, zurück ins Auto.“ „Was haben Sie mit mir vor?“, fragte sie ängstlich. „Das wirst du gleich sehen!“, gab er zurück.
_________________
|