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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:46 
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Post vom 29.06.14

Kapitel 29: Abschiedsschmerz

Marlene saß, eingehüllt in eine warme Decke, auf dem großen Sofa und starrte gedankenverloren in den flimmernden Fernseher, während sie einmal mehr darüber nachdachte aufzustehen, und nach nebenan ins Schlafzimmer zu gehen, um mit ihrer Freundin zu reden, doch sie konnte sich nicht dazu durchringen. Sie fühlte sich unverstanden und konnte nicht nachvollziehen, dass Rebecca derart überreagiert hatte und sich seitdem einer Aussprache entzog. Sie sah einfach nicht ein, den ersten Schritt machen zu müssen, aber sie wollte auch nicht die restliche Nacht damit verbringen, sich den Kopf über das Verhalten der Gräfin zu zerbrechen und schon gar nicht war es ihr Wunsch, dass sie die letzte Nacht getrennt voneinander verbrachten. „Warum ist sie nur so verdammt stur?“ fragte sich die Blondine, wenngleich sie diese Eigenschaft an Rebecca genauso liebte, wie alles andere. „Hey…Du bist ja noch wach…“
Marlene drehte überraschte den Kopf zur Seite, wo sie ihre Freundin erblickte, die bereits ihre Nachtwäsche trug und deren Blick einfach zum dahin Schmelzen war „sieht ganz so aus“ erwiderte sie knapp, ohne sich anmerken zu lassen, wie sehr sie sich über das Nachgeben der anderen freute. Rebecca kam langsam näher und setzte sich unsicher auf das Sofa „ich kann auch nicht schlafen…das Bett ist so leer ohne Dich“ startete sie einen ersten Versöhnungsversuch, doch ganz so leicht wollte Marlene es ihr nicht machen „aha“ sagte sie nur und sah die Brünette abwartend an. „Okay, es tut mir leid…ich weiß, dass ich mich daneben benommen habe…aber können wir jetzt bitte aufhören zu streiten?“ fragte Rebecca hoffnungsvoll und rückte noch etwas näher an ihre Freundin heran, die zustimmend nickte „von mir aus gerne, ich hatte nämlich gar nicht vor mich zu streiten“ stellte sie fest „aber vorher möchte ich noch wissen, wie Du auf die Idee kommst, dass ich Dich nicht bei mir haben will, oder dass ich nicht an uns glaube. Nur, weil ich nicht gleich vor Begeisterung in die Luft springe, wenn Du innerhalb von einer Minute Dein ganzes Leben auf den Kopf stellst und meines direkt mit verplanst? Du hast mich damit total überrumpelt…und mir ist wichtig, dass Du verstehst, worum es mir geht.“ Rebecca gesellte sich zu ihrer Freundin unter die Decke und lächelte sie zuckersüß an „Du kennst mich doch, manchmal rede ich schneller als ich denken kann und dann sage ich schon mal blödsinnige Sachen...Ich war im ersten Moment einfach etwas enttäuscht und konnte nicht verstehen, warum Du so verhalten reagiert hast. Inzwischen habe ich ja eingesehen, dass meine Idee etwas voreilig war und dass ich Dich damit überrannt habe“ gestand sie Marlene gegenüber ein „was aber nicht bedeutet, dass ich meine Meinung komplett geändert habe. Ich möchte immer noch am liebsten die ganze Zeit bei Dir sein und weiß nicht, wie ich es wochenlang ohne Dich aushalten soll.“ Marlene lenkte ein und gab ihr einen Kuss „wenn das so ist, dann will ich mal nicht nachtragend sein...es gibt schließlich Schlimmeres, als von Dir überrannt zu werden“ bemerkte sie amüsiert und knuffte die Gräfin in die Seite „und nur damit Du es weißt, ich werde Dich mindestens genauso vermissen, obwohl Du manchmal ganz schön viel Blödsinn von Dir gibst.“ Rebecca zuckte kurz zusammen und fing an zu kichern, als Marlene plötzlich damit begann sie zu kitzeln „aufhören, bitte! Ich kann nicht mehr!“ flehte sie die andere an „was bekomme ich denn dafür?“ wollte Marlene wissen und die Art, wie sie es sagte, ließ Rebecca hellhörig werden. „Wie wäre es mit Asyl in meinem Bett?“ bot sie grinsend an „ist das alles?“ fragte Marlene gespielt empört und setzte ihre Kitzel-Attacke fort, bis die Gräfin erneut um Gnade flehte „also gut, ich lege noch eine Massage drauf...und ein paar andere Gefälligkeiten, wenn es denn unbedingt sein muss“ konterte sie amüsiert. Marlene lachte und wanderte mit der Hand unter Rebeccas Negligé „Du bist ganz schön frech...ich glaube, ich muss Dir mal eine Lektion erteilen“ raunte sie und gab ihrer Freundin einen leidenschaftlichen Kuss „hmm, Du hast Recht, ich habe es wirklich verdient“ erwiderte Rebecca und ergab sich anschließend hingebungsvoll der Lektion, die Marlene ihr in dieser Nacht erteilte.

Auch die Versöhnung und die leidenschaftliche Nacht, die daraufhin gefolgt war, konnten den Abschiedsschmerz nicht gänzlich vertreiben, den die beiden Frauen am nächsten Morgen empfanden, als sie am Flughafen angekommen waren. Sie hielten sich schon seit einer gefühlten Ewigkeit in den Armen und wollten nicht so recht loslassen „wenn wir so weitermachen, verpasse ich noch meinen Flug“ sagte Marlene, doch es klang nicht sehr enthusiastisch „das ist der Plan“ erwiderte Rebecca und blickte der anderen neckisch in die Augen. Marlene lachte und wischte sich eine Träne weg „Du machst es mir wirklich nicht leicht...dabei war ich so tapfer bislang. Aber jetzt ist alles dahin und ich weine, wie ein kleines Mädchen“ bemerkte sie seufzend „warum sollte es Dir auch besser gehen als mir, das ist nur gerecht. Außerdem will ich es Dir auch gar nicht leicht machen, Du sollst nämlich gar nicht erst auf die Idee kommen, dass Du es lange ohne mich aushalten kannst“ erklärte die Gräfin mit ernster Miene. Marlene schüttelte den Kopf „ach, Süße, als wenn ich das nicht schon längst wüsste. Ich werde mich wohl noch mehr in die Arbeit stürzen müssen als sonst, damit die Zeit, bis wir uns wiedersehen schnell herum geht...und Du hast ja jetzt auch erst mal jede Menge um die Ohren mit Deinem neuen Label...“ versuchte sie das Ganze irgendwie schön zu reden, doch Rebeccas Gesicht sprach Bände „super Idee, Jacob wird sich bestimmt freuen, wenn er Dich noch mehr um sich hat. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie sehr mir das stinkt“ gab die Brünette unumwunden zu. Marlene sah ihre Freundin mit einer Mischung aus Erstaunen und Belustigung an „war das gerade ein erneuter Anflug von Eifersucht? Ich dachte eigentlich, dass wir dieses Thema geklärt haben...oder hast Du ernsthaft Probleme damit, dass ich mit Jacob zusammenarbeite?“ wollte sie wissen „ich habe vor allem ein Problem damit, dass er Dich jeden Tag sehen kann, während ich tausende von Kilometer weit weg bin. Und ja, ich bin eifersüchtig, aber ich komme schon damit zurecht“ erwiderte sie, da Leugnen in diesem Falle eh zwecklos gewesen wäre. Die Blondine lächelte und gab ihr einen innigen Kuss „Du bist süß, weißt Du das eigentlich? Dabei musst Du Dir überhaupt keine Sorgen machen, denn auch wenn Du noch so weit weg bist...mein Herz ist immer bei Dir. Das war in den letzten Monaten so und das wird auch in Zukunft so sein. Ich liebe Dich, Rebecca von Lahnstein, das ist eine unerschütterliche Tatsache“ beteuerte sie und drückte die Gräfin erneut fest an sich „es wird langsam Zeit...ich muss los.“ Rebecca konnte nicht vermeiden, dass ihr die Tränen kamen und gab der anderen noch einen Kuss „ich liebe Dich auch...und ruf mich bitte sofort an, wenn Du da bist, okay?“ bat sie die Blondine. Marlene nickte, nahm ihren Koffer und stahl sich einen letzten Kuss „bis bald“ flüsterte sie und eilte dann davon, als könnte sie es dadurch irgendwie leichter für sie beide machen „bis bald“ wiederholte die Gräfin ihre Worte und sah traurig dabei zu, wie ihre große Liebe zwischen all den anderen Menschen verschwand. „Es ist nicht für immer, Rebecca, sie kommt wieder, also keine Panik“ beruhigte die Brünette sich selbst, doch die schmerzhaften Erinnerungen an die damalige Trennung holten sie trotzdem wieder ein und verursachten ein beklemmendes Gefühl. Sie wandte sich ab und verließ aufgewühlt das Flughafengebäude „wie war das? Es gibt jede Menge zu tun...also fange ich am besten sofort damit an“ ging es Rebecca durch den Kopf, denn ab sofort war ihre Arbeit das einzige Mittel, um nicht komplett zu verzweifeln.

Als Marlene ihren Platz im Flugzeug eingenommen hatte und die Maschine langsam abhob, wurde sie erneut von ihren Gefühlen übermannt, die sie reichlich unterschätzt hatte. Ihr war klar gewesen, dass der Abschied nicht leicht werden würde, auch wenn er nur vorübergehend war, aber nun machte er ihr deutlich mehr zu schaffen, als erwartet. Die intensive Zeit mit Rebecca hatte ihr nicht nur gezeigt, wie sehr sie einander immer noch liebten, sie hatte Marlene auch vor Augen geführt, dass ihr genau das schmerzlich in ihrem neuen Leben gefehlt hatte, und nun war sie auf dem Weg zurück in dieses Leben. Plötzlich war sie unsicher, ob es sie länger glücklich machen würde und sie hatte Angst davor, sich erneut in einer Situation wiederzufinden, in der sie keinen Sinn mehr sah „jetzt hör aber mal auf, Marlene von Lahnstein, Du bist gerade einfach etwas neben der Spur, weil Du Rebecca vermisst, aber das ist noch lange kein Grund alles in Frage zu stellen. Wenn Du erst mal zurück in L. A. bist, wird sich das schon geben“ redete sie sich selbst gut zu und schloss dann ihre Augen, in der Hoffnung, ein wenig Schlaf zu finden.


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Verfasst: 03.08.2015, 14:46 


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:47 
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Post vom 19.07.2014

Kapitel 30: Die Tricks der Trixie Fuchs

Drei Monate später...

Es war Anfang April als Rebecca ihr Label in New York eröffnete und die ersten Menschen das helle, sehr geschmackvoll eingerichtete Geschäft betraten, um sich einen ersten Überblick über die Kollektion zu verschaffen. Während Rebecca ziemlich aufgeregt war und das Geschehen zunächst mit etwas Abstand betrachtete, kümmerte sich ihre Mitarbeiterin Denise um die Kunden, an welche sie fleißig Champagner und Häppchen verteilte, und gekonnt gute Laune verbreitete. Mit der Zeit wurde es zunehmend voller, und während die Gräfin erste Gespräche führte und Fragen beantwortete, betrat eine schöne Blondine den Laden, die ebenfalls freundlich von Denise begrüßt wurde, und ein Glas Champagner in die Hand gedrückt bekam. Auf die Frage, ob sie sich zunächst ein bisschen umsehen wolle, reagierte die Frau mit einem Kopfschütteln „ich möchte gerne die Inhaberin sprechen“ erklärte sie etwas ungeduldig, woraufhin Denise ihr mitteilte, dass das im Moment nicht ginge, da Frau von Lahnstein ziemlich beschäftigt sei. Die Kundin zog eine Augenbraue hoch und musterte ihr Gegenüber eingehend, wobei sie feststellte, dass die Brünette mit den langen, lockigen Haaren äußerst attraktiv war „danke, aber ich bin mir sicher, dass sie ein paar Minuten für mich erübrigen kann“ erwiderte sie lächelnd, nahm sich eines der Häppchen vom Teller und lief an der jungen Frau vorbei. Denise jedoch drehte sich um und stellte sich ihr in den Weg „vielleicht ist es besser, wenn ich ihr vorher kurz Bescheid gebe. Dann kann sie selbst entscheiden, ob sie sich die Zeit nehmen möchte“ erklärte sie freundlich, aber bestimmend, was der anderen ein Seufzen entlockte „wenn Sie meinen, dass das nötig ist, aber vielleicht sollten Sie mich erst mal fragen, wer ich bin, bevor...“ bemerkte sie, doch Denise war bereits losgegangen, ohne sie ausreden zu lassen.

Rebecca unterhielt sich unterdessen angeregt mit zwei Damen, die ziemlich gut betucht zu sein schienen, als Denise ihr zuflüsterte, dass vorne eine Frau stand, die unbedingt mit ihr sprechen wolle „später“ entgegnete die Gräfin knapp und widmete sich wieder ihren Gesprächspartnerinnen. Die junge Frau nickte und ging zurück zu der Blondine „wie ich gesagt habe, sie hat leider gerade keine Zeit. Schauen Sie sich doch einfach ein bisschen um, später wird sich Rebecca sicher gerne mit Ihnen unterhalten“ erklärte sie, bevor sie lächelnd auf eine weitere Kundin zuging „da bin ich mir sicher“ brummte die Blonde leise und betrachtete frustriert die Auswahl an Kleidern, als ihr plötzlich eine Idee kam „wenn das mal kein Fall für die Chefin persönlich ist.“ Sie griff sich ein dunkelblaues, kurzes Kleid und verschwand damit unbeobachtet in eine der Kabinen. Es dauerte nicht lange bis Denise auftauchte, vor der geschlossenen Kabine stehen blieb und sich erkundigte, ob sie ihr behilflich sein könne „allerdings, aber ich fürchte, dass hier nur die Chefin helfen kann. Es gibt da ein Problem mit dem Verschluss des Kleides“ rief sie der Angestellten zu, die daraufhin tatsächlich loszog, um der Gräfin Bescheid zu geben. Kurze Zeit später klopfte es leise an der Tür „ich habe gehört, dass Sie Probleme mit einem meiner Kleider haben. Wenn Sie möchten, sehe ich es mir gleich mal an“ schlug Rebecca vor, was die Frau in der Kabine grinsend zur Kenntnis nahm „und ob ich das möchte“ dachte sie und schob den Riegel zur Seite, damit die andere eintreten konnte. Rebecca öffnete vorsichtig die Tür und blieb etwas unsicher stehen, als sie die schlanke Gestalt erblickte, die mit dem Rücken zu ihr stand, der genauso nackt war, wie die Beine der Frau, die nur bis zu den Knien von dem Kleid bedeckt wurden. Die Gräfin brauchte ein paar Sekunden, bis sie begriff, dass sie die schönen Beine und den Rest der dazu gehörte, sehr gut kannte „genau genommen ist der Reißverschluss mein geringstes Problem...ich leide vielmehr an chronischer Sehnsucht und starken Entzugserscheinungen. Aber vielleicht haben Sie dafür ja auch ein Mittel“ sagte Marlene mit verführerischer Stimme, da spürte sie bereits die warmen Hände ihrer Freundin am Rücken, die langsam den Reißverschluss zumachten „und ob ich das habe, aber das dürfen Sie nicht meiner Freundin verraten, sonst bekomme ich nämlich mächtig Ärger“ erwiderte die Brünette lächelnd, bevor sie Marlene zu sich herum drehte und sie mit zahlreichen Küssen übersäte.

Auch einige Minuten später konnte Rebecca noch immer nicht glauben, dass Marlene wirklich bei ihr war „was machst Du überhaupt schon hier? Du hast doch gesagt, dass Du es nicht schaffst vor Samstag herzukommen...“ fragte sie aufgeregt, ohne ihre Freundin loszulassen, die sie noch immer in den Armen hielt „soll ich wieder gehen? Ich meine, wie es aussieht bist Du ja ziemlich gefragt hier...Deine Mitarbeiterin hat mich ja nicht mal zu Dir durchgelassen, sodass ich quasi gezwungen war, mich dieses kleinen Tricks zu bedienen“ erwiderte die Blondine amüsiert. Rebecca machte ein überraschtes Gesicht „hat sie nicht? Dann muss ich wohl mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden...aber zum Glück habe ich ja eine raffinierte Freundin, die immer das bekommt, was sie will. Weißt Du, woran mich das gerade erinnert? Ich sage nur, Trixie Fuchs“ bemerkte sie und brachte die andere damit zum Lachen „ich wusste immer, dass mir diese kurze Karriere als Model noch mal nützlich sein würde. Aber leider wusste Tanja mein Talent ja nicht zu schätzen.“ Rebecca grinste „vergiss Tanja, die wusste doch nie, was wirklich gut ist. Ich dagegen habe Deine Talente immer schon sehr zu schätzen gewusst“ flötete sie und küsste die andere leidenschaftlich „aber jetzt Du hast mir immer noch nicht verraten, weshalb Du heute schon hier bist.“
Marlene blickte ihrer Freundin verliebt in die Augen „na, hör mal, hast Du tatsächlich geglaubt, dass ich es mir entgehen lasse, wenn meine Süße ihren ersten eigenen Laden eröffnet? Das nennt man übrigens Überraschung, obwohl ich mir ja eigentlich geschworen habe, Dich nie wieder zu überraschen, nach dem letzten Desaster“ erklärte sie leicht belustigt „zum Glück hast Du es Dir anders überlegt, denn ich liebe Deine Art mich zu überraschen“ säuselte die Gräfin und drückte Marlene sanft gegen die Wand. Sie ließ ihre rechte Hand an Marlenes Bein entlang unter das Kleid gleiten „Gott, ich habe Dich so schrecklich vermisst...sieben Wochen sind einfach viel zu lang“ sagte sie leise und bedeckte das Dekolleté der Blondine mit zarten Küssen. Marlene schloss die Augen und genoss die liebevollen Berührungen ihrer Freundin „sieben Wochen und drei Tage, um genau zu sein“ flüsterte sie und zog Rebeccas Gesicht zu sich nach oben, um sie innig zu küssen. Die beiden Liebenden waren kurz davor sich einfach ihrem Verlangen hinzugeben, als es an der Kabinentür klopfte „alles in Ordnung da drin, Rebecca? Dein Typ wird hier draußen verlangt“ ließ Denise sie wissen, die über das lange Wegbleiben ihrer Chefin verwundert war „alles bestens, ich bin sofort da“ rief die Brünette ihr zu und wandte sich anschließend seufzend an Marlene „ich fürchte, wir müssen das leider noch etwas aufschieben. Hab ich Dir eigentlich schon gesagt, dass Du unheimlich sexy in diesem Kleid aussiehst?“ Marlene drehte sich lächelnd um, damit Rebecca ihr den Reißverschluss wieder öffnen konnte „es ist ja auch wunderschön...und es sitzt wie angegossen, findest Du nicht?“ erwiderte sie und spürte kurz darauf Rebeccas warme Lippen auf ihrer Schulter „das könnte daran liegen, dass ich beim Entwerfen die ganze Zeit an Dich gedacht habe. Ohne Dich gäbe es viele Stücke aus meiner Kollektion gar nicht. Eigentlich könntest Du es auch direkt anbehalten, dann sehen die Leute gleich, wie die Klamotten angezogen wirken und nebenher kann ich ein bisschen mit Dir angeben“ bemerkte sie und zog den Reißverschluss direkt wieder zu. Marlene drehte sich um und legte die Arme um ihren Hals „okay, aber wenn ich hier schon das Werbe-Mäuschen für Dich spiele, dann erwarte ich dafür eine angemessene Entlohnung. Und damit meine ich keine USD, nur damit das klar ist“ erklärte sie zwinkernd und stahl sich einen letzten Kuss, bevor die beiden die Kabine zusammen verließen.

Die restlichen Stunden vergingen wie im Flug, Rebecca führte viele Gespräche und Marlene brachte sich ein, indem sie sich ein bisschen um die Kunden kümmerte und jede sich bietende Gelegenheit nutzte, um darauf hinzuweisen, dass es sich bei ihrem Kleid um eines von Rebecca handelte. Tatsächlich zeigte ihre kleine Werbeaktion Erfolg und die ersten Kleider wurden verkauft, was auch Denise nicht verborgen blieb „tut mir übrigens leid wegen vorhin, ich wusste ja nicht, dass Du Rebeccas Freundin bist. Warum hast Du das nicht einfach gesagt?“ wollte sie leicht pikiert wissen, was Marlene schadenfroh zur Kenntnis nahm „das hätte ich ja gerne, aber ich kam leider nicht mehr dazu, und außerdem war mir nicht klar, dass ich vorher einen Termin brauche“ erwiderte sie amüsiert. Die junge Gräfin näherte sich den beiden Frauen von hinten und legte ihre Arme um Marlene „so, das wäre geschafft, die letzte Kundin ist gerade gegangen. Das war ein super Auftakt, oder? Ich habe gar nicht erwartet, dass so viele Leute kommen würden“ erklärte sie fröhlich und richtete ihren Blick auf Denise „und ab jetzt weißt Du auch, dass ich immer Zeit für diese schöne Frau hier habe“ fügte sie grinsend hinzu. Alle drei lachten, womit das Eis endgültig gebrochen war und Rebecca schickte ihre Mitarbeiterin in den Feierabend, die sich bedankte und ihrer Chefin zum Abschied einen Kuss auf die Wange gab „das war wirklich eine tolle Eröffnung, die Leute rennen uns demnächst bestimmt die Bude ein“ sagte sie begeistert, bevor sie sich verabschiedete und pfeifend nach draußen ging. Marlene guckte ihr irritiert hinterher, aber ehe sie etwas sagen konnte, nahm Rebecca ihre Hand und zog sie ebenfalls nach draußen „und jetzt schnell nach Hause mit uns, ich will endlich mit Dir alleine sein“ verkündete sie und löschte das Licht, bevor sie die Tür abschloss und gemeinsam mit Marlene zu ihrem Auto lief.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:48 
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Post vom 20.07.2014

Kapitel 31: Vergiss den Tee

Marlene war leicht verfroren, als sie in Rebeccas Wohnung ankamen und rieb sich über die kalten Arme „brrr, also New York ist ja wirklich toll, aber für ein Kleid ist es hier echt noch zu kühl“ bemerkte sie, woraufhin die Gräfin ihr fürsorglich eine Decke um die Schultern legte „ich sorge schon dafür, dass Dir gleich warm wird, keine Angst“ erklärte sie bedeutungsschwer und lief in die Küche „möchtest Du was trinken? Vielleicht einen Tee?“ Sie wollte gerade Wasser aufsetzen, da näherte sich ihr Marlene von hinten und stellte den Wasserkocher wieder weg „vergiss den Tee“ raunte sie ihr ins Ohr „es wird Zeit, dass Du Dein Versprechen einlöst...und außerdem ist mir immer noch kalt“ ließ sie die andere wissen, die sich daraufhin zu ihr umdrehte. Rebeccas Augen funkelten leidenschaftlich und ein süßes Lächeln umspielte ihre Lippen „Dein Wunsch ist mir Befehl“ sagte sie leise und führte Marlene ins Schlafzimmer „weißt Du eigentlich, dass Du heute alle anderen überstrahlt hast?“ fragte die Blonde und fing an die Gräfin auszuziehen „ich habe die Leute beobachtet...und jeder, der mit Dir geredet hat, war anschließend total verzückt. Du bist eben einfach unwiderstehlich, aber das weiß ich ja schon lange...“ stellte sie fest und versetzte ihrer Freundin einen sanften Stoß, sodass diese aufs Bett fiel. Rebecca blieb lächelnd liegen und beobachtete von ihrer Position aus aufmerksam, wie sich die Blondine langsam das Kleid abstreifte „was Du nicht alles beobachtest...dabei hatte ich eher den Eindruck, dass alle die blonde Schönheit an meiner Seite bewundert haben, die in einem, zugegebenermaßen, ziemlich schickem Kleid steckte“ erwiderte sie grinsend, ohne den Blick dabei von Marlene abzuwenden „zum Glück weiß keiner von denen, dass sich unter diesem Kleid noch etwas sehr viel Reizvolleres befindet.“
Sie blickten sich schweigend in die Augen, Rebecca wartete darauf, dass Marlene endlich zu ihr kam, aber ihre Freundin ließ sich Zeit und heizte damit das Verlangen der Gräfin bewusst weiter an „kommst Du jetzt her, oder muss ich Dich holen?“ fragte sie gespielt mahnend, woraufhin Marlene sexy lächelnd das Bett bestieg und sich über die Brünette beugte „war das etwa eine Drohung?“ Rebecca schüttelte den Kopf „nein, das war ein Versprechen. Und jetzt küss mich endlich“ erwiderte sie und schloss die Augen, als sie Marlenes weiche Lippen auf den ihren spürte, während die Hände der anderen sie von der Unterwäsche befreiten, um anschließend ausgiebig ihre weiblichen Rundungen zu erkunden. „Ich habe Dich so vermisst“ flüsterte Marlene, und bewegte sich küssend von Rebeccas Hals abwärts, bis sie nach einer Weile wieder zu ihr aufschloss, um sich in ihren wunderschönen braunen Augen zu verlieren. In diesem Moment glaubte sie einmal mehr in Rebeccas Seele zu blicken, und sie wusste, dass es ihrer Freundin genauso ging, dass Rebecca das Gleiche fühlte wie sie, und sie spürte, wie sehr diese Gewissheit sie erfüllte, und dass dieses Gefühl das einzige war, was sie brauchte, um wirklich glücklich zu sein. Rebecca strich Marlene eine Haarsträhne hinters Ohr und vollzog eine Drehung, mit der sie die Blondine nach unten beförderte „ist Dir immer noch kalt?“ fragte sie leise, was die andere mit einem Kopfschütteln verneinte. Rebecca lächelte zufrieden, beugte sich zu Marlene hinunter und küsste sie leidenschaftlich, bevor sie abtauchte und ihre Freundin auf eine sinnliche Reise entführte, an deren Ende sie beide glücklich und eng umschlungen einschliefen.

Am nächsten Morgen riss das schrille Klingeln des Weckers die beiden Frauen aus ihrem Schlaf und sorgte damit für wenig Begeisterung „einfach ignorieren“ murmelte Marlene im Halbschlaf und schnappte sich wieder Rebeccas Hand. Die Gräfin rieb sich die Augen und küsste sanft den Nacken ihrer Freundin „guten Morgen, mein Engel. Ich würde nichts lieber tun, aber ich muss leider arbeiten. Du kannst aber ruhig noch liegen bleiben und weiter schlafen“ sagte sie, woraufhin die Blondine sich zu ihr herum drehte „und wer wärmt mich dann?“ wollte sie wissen und schaute die andere aus müden Augen an. Rebecca grinste und gab ihr einen Kuss „ich hoffe doch niemand, außer mir...und falls Dir wieder kalt werden sollte, kannst Du Dir ja ein paar warme Gedanken machen und einfach an letzte Nacht denken“ schlug sie vor „das dürfte mir nicht schwer fallen“ bemerkte Marlene lachend und setzte zu einem weiteren Kuss an „aber ohne Dich mag ich nicht im Bett bleiben. Hast Du denn noch Zeit für ein Frühstück?“ Die Brünette nickte „die nehme ich mir einfach...und Zeit für eine gemeinsame Dusche hätte ich auch noch“ erklärte sie mit einem Augenzwinkern „danach bist Du auch ganz sicher wach“ fügte sie neckisch hinzu. Marlene ließ sich nicht lange bitten und rollte sich auf Rebeccas Bettseite „okay, Du hast mich überzeugt“ verkündete sie heiter, gab der Gräfin einen Kuss auf die Nasenspitze und lief ins Badezimmer, was die andere lächelnd beobachtete, bevor sie ebenfalls aufstand, um ihrer Freundin zu folgen.

Als sie später gemeinsam das Frühstück vorbereiteten und Marlene den Kaffee aufsetzte, fiel ihr etwas ins Auge, das ihre Aufmerksamkeit erregte „woher hast Du die denn? Die kenne ich gar nicht“ stellte sie fest und las laut vor, was auf der großen Tasse geschrieben stand, auf der ein grinsendes Gesicht abgebildet war „Shit happens, but life goes on.“
Sie schaute Rebecca fragend an, die ihr die Tasse abnahm und sie in den Schrank stellte „die hat Denise mir geschenkt, nachdem ich sie eingestellt habe. Ihr ist beim Vorstellungsgespräch ein kleines Missgeschick passiert und weil ich mich trotzdem für sie entschieden habe, wollte sie sich wohl auf ihre Art dafür bedanken“ erzählte sie und musste bei der Erinnerung daran lachen. Marlene dagegen wirkte weniger belustigt und reagierte ungewohnt verhalten „aha, das ist ja wirklich sehr nett von ihr“ bemerkte sie und widmete sich wieder der Kaffeemaschine „aber ihr Benehmen und ihre Verabschiedung gestern waren ja auch ziemlich überschwänglich. Scheint also ihre Art zu sein, ein bisschen zu übertreiben“ schlussfolgerte sie, ohne sich dabei umzudrehen. Sie hatte versuchte es gleichgültig klingen zu lassen, aber Rebecca war der leicht gereizte Unterton trotzdem nicht entgangen, was sie dazu veranlasste noch einmal nachzuhaken „findest Du? Also ich mag Denise, sie ist sehr fleißig und hat wirklich was im Kopf. Außerdem ist sie immer gut gelaunt und für jeden Spaß zu haben“ ließ sie ihre Freundin wissen und provozierte damit bewusst eine weitere Reaktion, die auch prompt folgte. Marlene schaltete die Kaffeemaschine an, drehte sich um und schaute Rebecca prüfend an „kann es sein, dass Du gerade versuchst mich eifersüchtig zu machen? Oder was soll diese plötzliche Schwärmerei?“ fragte sie und verschränkte die Arme vor der Brust „ach was, ich sage nur, wie es ist. Wieso? Bist Du etwa eifersüchtig?“ konterte sie und konnte nicht verbergen, dass sie darüber amüsiert war. Die Blondine setzte daraufhin einen bösen Blick auf, doch das brachte die Gräfin erst recht zum Lachen „ich fasse es nicht, Du bist tatsächlich eifersüchtig“ frohlockte sie und ging auf die andere zu, die genervt die Augen verdrehte „ja, ja...mach Dich ruhig lustig. Ich werde Dich daran erinnern, wenn Du mir mal wieder mit dem Thema Jacob in den Ohren liegst. Aber das hast Du wahrscheinlich schon wieder vergessen, nicht wahr?“ erwiderte Marlene herausfordernd. Rebecca spielte die Ahnungslose und legte versöhnlich die Arme um die Taille ihrer Freundin „wer bitte ist Jacob? Nie gehört...“ scherzte sie und entlockte der Blonden damit ein Grinsen „und was Denise angeht...sie ist wirklich in Ordnung, und ich habe sie ausschließlich aufgrund ihrer Qualifikationen eingestellt. Schließlich bin ich professionell und in keinster Weise bestechlich.“ Marlene zog eine Grimasse „natürlich, wie konnte ich das nur anzweifeln. Die Frage ist nur, auf was für Qualifikationen Du so geachtet hast...jedenfalls ist sie nicht gerade hässlich“ sagte sie, aber ihr war anzumerken, dass sie es nicht ganz ernst meinte „okay, Du hast mich erwischt. Ich wollte einfach was nettes zum Ansehen haben...und außerdem lockt sie sicher den ein oder anderen Kunden an“ foppte Rebecca sie weiter und wurde zur Strafe in die Seite geknufft. Die Brünette grinste und gab Marlene einen Kuss „um das Thema endgültig abzuschließen...Denise ist wirklich nett und auch sehr hübsch, aber sie interessiert mich nicht die Bohne, schließlich habe ich schon die schönste Frau auf diesem Planeten an meiner Seite. Und außerdem ist sie stockhetero“ warf sie ein, was Marlene allerdings nicht zu überzeugen schien „das dachte ich von mir auch mal, und wo es geendet hat, das wissen wir beide ja. Du solltest nicht unterschätzen, was für eine Wirkung Du auf andere hast...da kann Frau schon mal schwach werden“ erklärte sie, worüber beide lachen mussten. „Du warst auch mit Abstand meine größte Herausforderung, Marlene von Lahnstein, aber es hat sich gelohnt nicht aufzugeben und um Dich zu kämpfen, auch beim zweiten Mal. Und diesmal wirst Du mich nicht mehr los, das verspreche ich Dir“ sagte die Gräfin und blickte in die strahlend blauen Augen ihres Gegenübers „ist jetzt alles wieder gut?“ Marlene schüttelte den Kopf „noch nicht ganz, da fehlt noch was“ flüsterte sie, legte ihre Hand in Rebeccas Nacken und zog sie zu sich, um die kleine Neckerei mit einem intensiven Kuss zu begraben.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:50 
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Post vom 07.09.2014

Kapitel 32: Kommt Zeit, kommt Rat

Marlene war voller Vorfreude und schaffte es nur mit äußerster Anstrengung sich nicht anmerken zu lassen, wie aufgeregt sie war. Als sie endlich vor Rebeccas Wohnung stand, zückte sie den Schlüssel und öffnete die Tür. Sie war kaum eingetreten, da kam die Gräfin bereits um die Ecke und schaute sie vorwurfsvoll an „da bist Du ja! Wo hast Du denn gesteckt? Ich habe schon angefangen mir Sorgen zu machen“ sagte sie und schloss ihre Freundin erleichtert in die Arme. Marlene unterdrückte ein Lächeln und gab der anderen einen Kuss „aber warum denn das? Ich habe Dir doch eine Nachricht dagelassen“ erwiderte sie, wenngleich sie natürlich wusste, dass diese nicht unbedingt hilfreich gewesen war „hm, tolle Nachricht. Da stand weder was Du vor hast, noch wohin Du gegangen bist, geschweige denn, wie lange Du unterwegs sein wirst. Tu mir beim nächsten Mal bitte einen Gefallen und mach wenigstens Dein Handy an, okay? Wir sind hier in New York, Marlene, und auch, wenn das eine wunderbare Stadt ist...aber es passiert auch jede Menge...und deshalb wäre mir wohler, wenn ich wenigstens weiß, wo Du Dich gerade herum treibst.“ Sie blickte die Blondine ernst an und Marlene begriff, dass sie sich wirklich große Sorgen gemacht hatte „Du hast recht, es tut mir leid. Ich habe einfach nicht weiter darüber nachgedacht. Kommt nicht wieder vor, versprochen“ beteuerte sie und schaffte es mit einem weiteren Kuss, und einem zauberhaften Lächeln die andere zu besänftigen. Rebecca seufzte „okay, Du kleine Ausreißerin, es sei Dir noch einmal verziehen. Aber dafür erwarte ich einen detaillierten Bericht. Wie es aussieht warst Du weder einkaufen, noch hast Du die Boutiquen unsicher gemacht. Da stellt sich mir die Frage, was Du in den letzten drei Stunden ohne mich angestellt hast“ bemerkte sie und musterte die Blonde eingehend. Marlene lachte und lief ins Wohnzimmer „wird das etwa ein Verhör?“ wollte sie wissen und setzte sich auf die Couch „eigentlich wollte ich es Dir ja schonender beibringen, aber wenn Du es unbedingt so haben möchtest...“ Rebecca verdrehte die Augen und gesellte sich zu ihrer Freundin, der es offenbar Spaß machte, sie weiter im Ungewissen zu lassen „Du tust ja ganz schön geheimnisvoll. Aber wenn Du meinst, dass Du mich damit ärgern kannst, muss ich Dich leider enttäuschen. So neugierig bin ich dann doch nicht“ sagte sie, woraufhin die Blondine sie erstaunt ansah „ach was, tatsächlich? Na, umso besser, dann brauchen wir ja nicht weiter darüber zu reden und können die Zeit sinnvoller nutzen“ erwiderte sie grinsend. Sie rückte etwas näher an die andere heran und begann ihren Hals zu küssen „stimmt, ich könnte mich wieder meinen Entwürfen widmen. Mit denen habe ich mich nämlich die letzten Stunden beschäftigt, während Du verschollen warst“ antwortete die Gräfin und entzog sich trotzig Marlenes Annäherungsversuchen.

Die Wolf Tochter seufzte resigniert und ging zu der Brünetten, die sich an dem großen Esstisch niedergelassen hatte, wo sie angestrengt eine Zeichnung betrachtete „findest Du nicht, dass Du gerade ein bisschen übertreibst? Ich war nur ein paar Stunden unterwegs, was keine Ewigkeit ist und außerdem wusste ich ja nicht, dass das jetzt ein Verbrechen ist“ erklärte Marlene und legte ihre Hände auf die Schultern der anderen, doch Rebecca blieb unversöhnlich „darum geht es auch gar nicht.“ Die Blondine wartete auf eine Erklärung, doch als keine folgte, hakte sie nach „und worum geht es dann? Seit ich durch diese Tür gekommen bin, bist Du komisch und erzähl mir jetzt nicht, dass das nur daran liegt, dass Du Dir Sorgen gemacht hast. Ich bin schließlich kein kleines Kind mehr und kann ganz gut auf mich aufpassen. Und wenn es nur darum geht, dass Du nicht weißt, wo ich gewesen bin, dann müsste ich denken, dass Du mir nicht vertraust...und das fände ich ziemlich schade“ ließ sie ihre Freundin wissen, die jetzt immerhin den Anschein machte, als würde sie an dem Gespräch teilnehmen, denn sie legte ihre Zeichnung zur Seite und stand auf. „Das ist doch Unsinn, natürlich vertraue ich Dir. Ich habe wohl kaum Grund anzunehmen, dass Du Dir hier in New York eine heimliche Geliebte suchst, denn das könntest Du in L. A. viel einfacher haben. Aber ich verstehe ehrlich gesagt nicht, was so unglaublich wichtig sein kann, dass Du einfach verschwindest, stundenlang wegbleibst und nicht mal erreichbar bist. Es ist ja nicht gerade so, dass wir uns allzu häufig sehen und eigentlich habe ich gedacht, dass wir die wenige Zeit, die wir gemeinsam verbringen können, dann auch nutzen. Und zwar zusammen und nicht jeder für sich. Von Deiner Geheimniskrämerei mal ganz abgesehen, denn wirklich verstehen kann ich nicht, weshalb Du mir nicht einfach sagen kannst, wo Du gewesen bist“ erklärte sie verärgert und verschränkte die Arme vor der Brust. Marlene machte ein paar Schritte auf sie zu, sie wollte nicht länger streiten und versuchte es mit etwas Diplomatie „okay, das kann ich verstehen, aber es war ja auch nur eine Ausnahme und soll nicht zur Regel werden. Ich möchte doch auch so viel Zeit wie möglich mit Dir verbringen, oder glaubst Du etwa, dass mir die Distanz, die zwischen uns liegt, nicht zu schaffen macht?“ erwiderte sie versöhnlich, woraufhin die Brünette mit den Schultern zuckte „keine Ahnung, manchmal habe ich schon den Eindruck, dass Du Dich ganz gut mit der Situation arrangiert hast. Ich meine, wir führen jetzt seit mehr als einem halben Jahr diese Fernbeziehung und immer wenn das Thema Umzug aufkam, hast Du abgeblockt. Und als Du vor ein paar Wochen dieses Vorstellungsgespräch hattest, da wirktest Du fast schon erleichtert, dass es nicht geklappt hat. Weißt Du, wenn Du nicht in New York leben möchtest, dann ist das okay, ich habe Dir schon mehr als einmal gesagt, dass ich bereit bin nach L. A. zu kommen, aber das willst Du ja auch nicht. An mir liegt es also ganz sicher nicht, dass wir uns noch immer ständig voneinander verabschieden müssen und uns dann wochenlang nicht sehen können. Aber im Gegensatz zu Dir, habe ich die Nase voll davon. Ich möchte endlich wieder eine normale Beziehung führen, Marlene, für alles andere bin ich einfach nicht geschaffen.“ Sie atmete hörbar schwer aus, anscheinend hatte ihr die Sache schon länger auf der Seele gebrannt, und nun hatte sie einen Grund gefunden, sich Luft zu verschaffen „Moment mal, jetzt verdrehst Du aber die Tatsachen. Ich war nicht erleichtert, dass ich den Job nicht bekommen habe, sondern es war einfach nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass ich nicht enttäuscht war, denn ich habe mich schließlich nicht ohne Grund in New York beworben, sondern weil ich mir sehr wohl wünsche, dass sich an unserer Situation etwas ändert. Aber deshalb werde ich nicht gleich den nächst besten Job annehmen, nur um kurze Zeit später zu merken, dass es doch nicht das Richtige für mich ist. Mir deshalb vorzuwerfen, dass es allein meine Schuld ist, dass wir noch immer eine Fernbeziehung führen, finde ich ziemlich unfair. Ich habe mir das nämlich genauso wenig ausgesucht wie Du, Rebecca. Aber ich versuche zumindest das Beste daraus zu machen, auch wenn Du das offenbar anders siehst“ erklärte sie gekränkt, denn sie hatte plötzlich das Gefühl total missverstanden zu werden. Die junge Gräfin sah ein, dass sie zu weit gegangen war und versuchte es wieder gerade zu biegen „das weiß ich doch und das sollst Du ja auch gar nicht. Es tut mir leid, ich habe das nicht so gemeint, Marlene. Es ist nur so verdammt frustrierend. Mir setzt das einfach viel mehr zu, als ich gedacht habe...Bitte vergiss ganz schnell wieder, was ich gerade gesagt habe, das war Blödsinn. Können wir den Tag nicht einfach noch mal von vorne anfangen? Du gehst noch einmal raus, kommst wieder rein und dann versuchen wir es noch mal, okay?“ schlug sie vor und schaute derart bedröppelt aus der Wäsche, dass Marlene gar nicht erst versuchte, ihr ernsthaft böse zu sein. „Du bist manchmal wirklich ein Holzkopf, weißt Du das eigentlich?“ stellte die Blondine belustigt fest und legte ihre Arme um Rebeccas Taille „und Du kannst froh sein, dass wir viel zu wenig Zeit zum Streiten haben, denn ansonsten würdest Du mir nicht so einfach davon kommen.“ Rebecca grinste spitzbübisch „das nennt man wohl Ironie des Schicksals, was? Denn nur wegen der wenigen Zeit ist der Streit doch überhaupt erst entstanden...Also, was ist jetzt? Alles noch mal auf Anfang?“ wollte sie wissen, doch Marlene schüttelte den Kopf „nein, dafür haben wir leider keine Zeit. Besser wir kommen gleich zur Sache“ bemerkte sie trocken, worüber beide lachen mussten. Die junge Gräfin näherte sich dem Gesicht ihrer Freundin und legte sanft ihre Lippen auf die der anderen „Lust auf ein spätes Frühstück?“ flüsterte sie und bedeckte Marlenes Wange mit zärtlichen Küssen „im Bett?“ Die Blondine lächelte zufrieden, während Rebecca ihre Zärtlichkeiten intensivierte und zu einem leidenschaftlichen Kuss ansetzte „wieso grinst Du denn so?“ wollte sie wissen „ach, nur so... und weil Du unglaublich süß bist, wenn Du Dich für etwas entschuldigen möchtest“ erwiderte Marlene und zog die Brünette fest an sich. Auf dem Weg ins Schlafzimmer hatten sie das Frühstück bereits vergessen und auch die Zeit spielte plötzlich keine Rolle mehr


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:52 
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Post vom 19.10.2014

dani2503 hat geschrieben:
Ja, es gibt mich noch :wink:, aber wie viele andere User, habe auch ich der VL inzwischen den Rücken gekehrt und schaue nur noch sporadisch mal hier ins Forum herein. Denn noch habe ich ja einen Auftrag hier zu erfüllen und so lange ich den nicht abgeschlossen habe, finde ich irgendwie keine Ruhe :D Naja, weit ist der Weg ja nicht mehr, aber wenn man so gar keine Verbindung mehr zu etwas hat, dann fällt es einfach schwer sich noch mal aufzuraffen. Wenn ich mich dann aber erst mal hinsetze und anfange über Marlene & Rebecca zu schreiben, dann...ja, dann klappt es noch immer erstaunlich gut, muss ich sagen. Und das obwohl die Ossendorfer wirklich alles zerstört haben und mir schon schlecht wird, wenn ich nur ein bisschen in der Vorschau lese. Nein, ich bin wirklich froh, dass ich rechtzeitig ausgestiegen bin und mir die Demontage der Figur Rebecca nicht auch noch mit ansehen muss. Marlene hat mir vollkommen gereicht. Aber gut, genug gemeckert, es ändert sich leider eh nichts mehr und von daher ist es für mich nur ein Grund mehr dieses Marbecca-Projekt auch noch zu einem Ende zu bringen. Ich hoffe, dass es ab jetzt etwas schneller gehen wird, mag aber lieber nichts versprechen an dieser Stelle :wink:




Kapitel 33: Ehrlich währt am längsten

Nachdem Marlene New York wieder verlassen hatte, fiel es Rebecca zunehmend schwer ihren Alltag wie gewohnt zu bewältigen. Sie spürte, dass eine Erkältung im Anmarsch war, fühlte sich schlapp und hatte nur wenig Lust morgens überhaupt aufzustehen. So kam es auch, dass ein Anruf ihrer Freundin sie eines Morgens aus dem Schlaf riss „habe ich Dich etwa geweckt? Du müsstest doch längst auf der Arbeit sein“ stellte Marlene fest und war verwundert über die Antwort der jungen Gräfin, deren verschlafene Stimme sie zum Schmunzeln brachte „verdammt, so spät ist es schon? Ich muss den Wecker wohl überhört haben.“ Sie quälte sich aus dem Bett und lief ins Badezimmer, wo sie ihr blasses Gesicht im Spiegel betrachtete „dann kannst du ja froh sein, dass ich angerufen habe. Das muss wohl eine Art Eingebung gewesen sein“ scherzte die Blondine, doch Rebecca schien nicht in Stimmung für Späße zu sein „wärst du letzte Woche nicht vorzeitig abgereist, wäre das gar nicht erst passiert“ erwiderte sie gereizt. Marlene brauchte einen Moment um sich zu sammeln, ehe sie auf die ungewohnt schroffe Antwort reagierte „Du scheinst nicht nur verschlafen zu haben, sondern auch noch mit dem falschen Fuß aufgestanden zu sein“ bemerkte sie leicht verärgert, doch dann wurde ihre Stimme wieder weicher „bist Du krank? Du klingst irgendwie angeschlagen.“ Ihre offensichtliche Sorge brachte auch Rebecca dazu wieder einen milderen Ton anzuschlagen „ich glaube, ich habe mich erkältet. Ich fühle mich schon die ganze Woche so schlapp“ erwiderte sie und seufzte schwer. Marlenes Verärgerung war inzwischen komplett verflogen, sie konnte durchs Telefon spüren, dass es ihrer Freundin nicht gut ging und wäre am liebsten direkt zu ihr geeilt, aber das ging nun mal nicht „dann ist es vielleicht besser, wenn Du Zuhause bleibst und Dich ein bisschen ausruhst. Denise kommt sicher mal ein paar Tage ohne Dich aus“ erklärte sie und sprach mit gesenkter Stimme weiter „Du fehlst mir und ich wäre jetzt auch viel lieber bei Dir, aber ich konnte Jacob mit der ganzen Arbeit nicht alleine lassen. Er hat mir in den letzten Monaten so oft Urlaub genehmigt, obwohl es eigentlich gar nicht in die Planung passte...ich konnte ihn einfach nicht hängen lassen, als er mich um Hilfe bat, Rebecca. Außerdem braucht er gerade ganz dringend einen Freund, es geht ihm nicht gut.“ Ein unangenehmes Schweigen entstand in der Leitung „aha, aber mich kannst Du hängen lassen, ja? Gut zu wissen, wo Deine Prioritäten liegen“ entgegnete die Gräfin verletzt und beendete das Gespräch, ehe Marlene etwas erwidern konnte.

Jacob hatte einen Teil des Telefonats mitbekommen und hörte, wie Marlene sich über das Verhalten ihrer Freundin ärgerte, die offenbar beschlossen hatte, nicht mehr ans Telefon zu gehen „gibt es Probleme?“ erkundigte er sich, woraufhin die Blondine einen tiefen Seufzer ausstieß „ach, keine Ahnung, Rebecca kränkelt etwas und ist anscheinend immer noch enttäuscht, dass ich letzte Woche schon zurück nach L. A. geflogen bin. Aber das ist doch kein Grund sich so aufzuführen und einfach aufzulegen. Manchmal benimmt sie sich wirklich wie ein trotziges Kind“ schimpfte sie, bereute es allerdings sofort wieder, denn sie wusste, dass Jacob die falsche Adresse war, wenn es um ihre Beziehung mit Rebecca ging „entschuldige bitte, das soll nicht Dein Problem sein. Was steht denn heute noch an?“ Jacob lächelte etwas unsicher und reichte ihr zwei Karten „die habe ich von einem Geschäftsfreund geschenkt bekommen. Die Vorstellung ist morgen Abend und ich dachte, dass Du vielleicht Lust hättest mich zu begleiten“ erklärte er und sah sie hoffnungsvoll an. Marlenes Gesichtszüge hellten sich auf, sie hatte sich schon lange vorgenommen dieses Stück zu besuchen und so sagte sie kurzerhand zu „sehr gerne sogar. Danke, dass Du dabei an mich gedacht hast“ erwiderte sie, doch er winkte ab „ich muss wohl eher Dir danken. Ohne Dich hätte ich reichlich alt ausgesehen die letzten Tage. Danke, dass Du da bist...auch als Freundin. Ich weiß das sehr zu schätzen.“ Er berührte sie sanft am Arm, drehte sich dann um und ging zur Tür „Du kannst ruhig Feierabend machen, wenn Du möchtest. Ich hole Dich dann morgen Abend zwei Stunden vor Beginn ab“ schlug er vor, und als sie lächelnd nickte, verließ er zufrieden das Büro. Marlene hatte es geschafft ihn aus seinem Tief zu holen. Innerhalb weniger Tage waren seine Sorgen in weite Ferne gerückt und er fühlte sich wieder stark. Marlenes Anwesenheit wirkte noch immer belebend auf ihn, er genoss es sehr, sie in seiner Nähe zu haben und Zeit mit ihr zu verbringen. „Vielleicht ein bisschen zu sehr“ schoss es ihm durch den Kopf, doch der Gedanke war genauso schnell vergessen, wie er gekommen war. „Alles was zählt ist doch, dass es mir gut tut. Dass sie mir gut tut. Und wer weiß...vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance, dass Marlene in L. A., und damit auch der Vocal School erhalten bleibt“, dachte er, und widmete sich beschwingt von dieser Vorstellung wieder seiner Arbeit.


In New York war der Abend eingekehrt, Rebecca lag auf dem großen Sofa in ihrem Wohnzimmer und fühlte sich schon etwas fitter, nachdem sie sich den ganzen Tag über ausgeruht hatte, aber wirklich gut ging es ihr dennoch nicht. Das unschöne Telefonat mit Marlene, welches sie am Morgen so abrupt beendet hatte, lag ihr schwer im Magen, denn sie wusste, dass sie überreagiert und ihrer Freundin damit Unrecht getan hatte. Und als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, war sie anschließend einfach nicht mehr ans Telefon gegangen, als Marlene versucht hatte, sie zu erreichen „sie ist bestimmt stink sauer auf mich“ befürchtete sie und griff unsicher zum Telefonhörer, der auf dem Tisch lag, der aber einfach nicht klingeln wollte, egal wie lange sie ihn auch anstarrte. Schließlich nahm Rebecca ihren Mut zusammen und rief ihre Freundin an, die nach dem vierten Klingeln abnahm und sich mit einem knappen „Hallo“ zu Wort meldete. Normalerweise fiel die Begrüßung deutlich liebevoller aus, aber unter den gegebenen Umständen war die Gräfin froh, dass sie überhaupt dran gegangen war „hallo Marlene, ich bins...ich weiß, dass Du wahrscheinlich noch wütend bist wegen heute Morgen und das kann ich sogar verstehen...“ versuchte sie sich an einer Entschuldigung und wartete auf eine Reaktion, doch es blieb still in der Leitung „bist Du noch dran?“ Sie hörte ein leises Schnauben am anderen Ende „natürlich bin ich noch dran. Das Auflegen während eines Telefonats gehört ja wohl eher zu Deinen Stärken“ bemerkte die Blondine leicht sarkastisch, was Rebecca dazu veranlasste einen weiteren Versuch zu wagen „es tut mir leid, Marlene. Das war wirklich blöd von mir. Ich weiß selbst nicht, was in mich gefahren ist...ich war einfach mies drauf, und als Du dann noch mit Jacob angefangen hast...Es hat sich plötzlich so komisch angefühlt, dass Du für ihn da sein kannst, während ich alleine war und mir so sehr gewünscht hätte, dass Du bei mir bist. Mir war in diesem Moment völlig egal was mit Jacob ist, ich war eh schon sauer auf ihn, weil er durch seinen Anruf dafür gesorgt hat, dass Du schon früher wieder abgereist bist, und als ich dann noch hörte, dass er Deinen Trost braucht, ist bei mir irgendeine Sicherung durchgebrannt. Das mag jetzt vielleicht egoistisch klingen, und das ist es wahrscheinlich auch, aber so war es nun mal. Kannst Du es nicht einfach als vorübergehende Unzurechnungsfähigkeit ansehen und ausnahmsweise darüber hinweg sehen? Schließlich bin ich schwer krank“ säuselte sie ins Telefon und stöhnte betont theatralisch. Marlene traute ihren Ohren kaum, doch die ehrlichen Worte ihrer Freundin und Rebeccas unnachahmliche Art sich bei ihr einzuschmeicheln, zeigten wie gewohnt Wirkung und so konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen „so so, schwer krank also, ja? Wie genau nennt man denn diese Krankheit? Eifersucht gepaart mit einem extremen Hitzkopf vielleicht? Ich fürchte ja fast, dass das nicht heilbar ist...zumindest was Deinen Hitzkopf angeht“ erwiderte sie und schüttelte amüsiert den Kopf. Rebecca erkannte an Marlenes Stimme, dass sie nicht mehr so verschlossen war und nutzte die Gelegenheit, um sie endgültig zu besänftigen „nein, es ist sogar noch sehr viel schlimmer. Ich bin nämlich chronisch bis über beide Ohren verliebt und dagegen ist nun mal kein Kraut gewachsen. Das einzige was mir wirklich helfen kann bist Du, mein Schatz, das ist ja mein Problem. Denn immer wenn Du nicht bei mir bist, verschlimmern sich die Symptome und ich verliere zunehmend den Verstand. Genau genommen bist also Du verantwortlich dafür...ich kann ja gar nichts dagegen machen“ flötete sie in den Hörer, und als sie Marlenes Lachen hörte, stimmte sie mit ein. Als das Lachen verebbte, seufzte die Blondine und nahm eine entspannte Position auf ihrer Couch ein „Du bist unmöglich, weißt Du das eigentlich? Ich kenne wirklich niemanden, der sich so gut aus der Affäre ziehen kann wie Du...und erst recht kenne ich keinen, der es auf solch charmante Art tut. Außerdem hast Du Glück, dass wir offenbar an der selben Krankheit leiden...denn irgendwie kommt mir die Sache mit dem chronischen Verliebtsein bekannt vor“ bemerkte sie grinsend und erkundigte sich dann nach Rebeccas Wohlergehen. „Wirst Du denn morgen Abend trotzdem zu dieser After-Show-Party gehen, zu der Du eingeladen bist? Du meintest doch, dass Du da vielleicht ein paar interessante Kontakte schmieden könntest“ wollte sie wissen, doch die Gräfin klang nicht gerade begeistert „ich denke nicht, dass ich hingehe. Erstens fühle ich mich wirklich noch nicht so fit und außerdem wollten wir ja zusammen dort hingehen. Ohne Dich mag ich mich aber nicht ins Getümmel stürzen, da ruhe ich mich lieber aus am Wochenende, damit ich nächste Woche wieder fit bin. Was ist denn mit Dir? Hast Du was bestimmtes vor? Ich hoffe, dass Du nicht auch noch am Wochenende arbeiten musst, um Jacob zu helfen.“ Der leicht veränderte Tonfall beim letzten Satz war Marlene nicht entgangen, und aus Angst vor noch mehr Ärger, entschloss sie sich schließlich zu einer kleinen Notlüge „nein, das Wochenende ist komplett frei und ich werde es wohl auch nutzen, um mich etwas auszuruhen“ erklärte sie mit schlechtem Gewissen, aber sie sah keinen Sinn darin ihrer Freundin von dem Theaterbesuch mit Jacob zu erzählen „das würde sie nur unnötig aufregen“ rechtfertigte sie sich vor sich selbst. Rebecca seufzte „na super, dann sitzen wir beide alleine Zuhause, obwohl wir doch hätten zusammen sein können. Rufst Du mich denn morgen wieder an?“ fragte sie, was die andere ihr bestätigte „das mache ich, bis morgen dann. Schlaf gut und träum was Schönes.“ Die Brünette lächelte „das tue ich jede Nacht, denn ich träume ja von Dir. Schlaf Du auch gut. Bis morgen. Ich liebe Dich“ sagte sie „ich liebe Dich auch“ erwiderte Marlene und legte auf. Obwohl es nur eine kleine Notlüge gewesen war und sie absolut nichts zu verbergen hatte, fühlte sie sich nicht gut dabei, denn Marlene hatte soeben das oberste Gebot ihrer Beziehungsregeln gebrochen. „Keine Heimlichkeiten und keine Lügen mehr“ erinnerte sie sich und nahm sich vor, Rebecca bei ihrem nächsten Wiedersehen sofort davon zu erzählen. Wenn sie bei ihr war, konnten sie einen eventuellen Konflikt viel besser bewältigen. Es gab nämlich nichts Schlimmeres als sich zu streiten und dann noch tausende Kilometer voneinander entfernt zu sein, das hatte sie schon mehr als einmal in den letzten Monaten spüren müssen „es ist ja gar keine richtige Lüge, ich schiebe es nur ein kleines bisschen auf ihr davon zu erzählen“ beruhigte Marlene sich erneut selbst, doch irgendwie ahnte sie bereits, dass das womöglich nicht der richtige Weg war. Auf dem Weg ins Badezimmer kam ihr zudem der Gedanke, dass sich ihr größtes Problem vielleicht schon bald in Luft auflösen wurde. Alles was es dazu noch brauchte, war ein kleines bisschen Glück.


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Post vom 01.11.2014


Kapitel 34: Versuchungen

Als Jacob die Wohnung betrat, um Marlene für den gemeinsamen Besuch im Theater abzuholen, war diese noch nicht ganz fertig „gib mir 10 Minuten, okay?“ rief sie ihrem Freund aus dem Badezimmer zu, der dies grinsend und leicht amüsiert zur Kenntnis nahm. Während er wartete, schaute er sich ein wenig im Wohnzimmer um und stellte fest, dass sich seit seinem letzten Besuch einiges verändert hatte. In erster Linie fielen ihm die vielen neuen Bilder auf und es war unschwer zu erkennen, dass sich hier inzwischen eine zweite Person heimisch fühlte. „Überall Rebecca“ dachte er und betrachtete ein paar der Fotos „wenn sie nicht zurückgekommen wäre, dann würden jetzt wahrscheinlich Bilder von Marlene und mir hier hängen“ ging es ihm durch den Kopf, wobei ihn eine leichte Schwermut überkam. Dann klingelte plötzlich ein Telefon und Jacobs Blick fiel auf Marlenes Handy, welches auf dem Wohnzimmertisch lag „wenn man vom Teufel spricht…“ murmelte er und nahm das Telefon an sich. Unschlüssig hielt er es in der Hand und nahm das Gespräch schließlich entgegen „hallo Rebecca, hier ist Jacob. Bitte nicht erschrecken, mit Marlene ist alles in Ordnung…sie ist nur gerade im Bad“ bemerkte er betont beiläufig. Ein bisschen zu beiläufig für Rebeccas Geschmack, die sich erst mal von dem Schreck erholen musste und nicht so recht wusste, wie sie darauf reagieren sollte „aha, und weshalb gehst Du einfach an ihr Handy? Findest Du das nicht etwas übergriffig?“ erwiderte sie und fragte sich insgeheim, was er überhaupt bei Marlene zuhause verloren hatte. Oder war sie womöglich sogar bei ihm, obwohl sie ihr doch vorhin noch versichert hatte, dass sie heute nichts weiter vorhaben würde? Jacob nahm es gelassen, schließlich hatte sie nicht ganz unrecht mit ihrer Kritik „Du hast Recht, normalerweise mache ich das auch nicht. Ich dachte nur, dass es vielleicht wichtig sein könnte…Wir sind nämlich schon auf dem Sprung ins Theater und sind eh schon etwas spät dran“ erklärte er, und war sich nicht bewusst, dass er Marlene soeben in eine ziemlich blöde Situation gebracht hatte. Als er keine Antwort erhielt, befürchtete er schon, dass sie aufgelegt hatte „Rebecca? Bist Du noch dran? Soll ich Marlene eben ans Telefon holen?“ bot er an, doch die Gräfin lehnte ab „nein, nicht nötig. Viel Spaß im Theater!“ Sie legte auf und starrte verständnislos auf das Foto ihrer Freundin, das auf dem Display zu sehen war „das verstehst Du also unter einem gemütlichen Abend alleine zuhause. So viel zum Thema Ehrlichkeit und Vertrauen“ murmelte sie und fühlte einen unangenehmen Stich im Herzen. Marlene wusste ganz genau, dass sie ein Problem damit hatte, dass Jacob und sie sich so nahe waren, während sie in New York saß und sich nach ihr sehnte. Trotzdem traf sie sich privat mit ihm und obendrein tat sie es auch noch heimlich „und mir erzählen, dass es keinen Grund zur Eifersucht gibt. Wirklich ganz toll, Marlene, so erreichst Du genau das Gegenteil.“ Sie spürte ein Brennen in den Augen, sprang vom Sofa auf und lief in die Küche, wo sie sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nahm. Während sie trank und versuchte sich zu beruhigen, fiel ihr Blick auf die Einladung zu der Party, die noch immer am Kühlschrank befestigt war, und obwohl sie sich noch immer krank fühlte, kam sie plötzlich zu einem Entschluss. „Was Du kannst, kann ich schon lange“ beschloss sie wütend, bevor sie ins Badezimmer eilte, um sich für die Party zurecht zu machen.

Einige Zeit später und während sie darauf warteten, dass die Vorstellung anfing, ahnte Marlene noch immer nichts von dem Ärger, der ihr bevorstand. Erst als sie zufällig auf das Thema New York zu sprechen kamen, machte Jacob eine entsprechende Bemerkung „ach so, das wollte ich Dir noch erzählen…Rebecca hat vorhin angerufen als Du im Badezimmer warst. Ich bin dran gegangen, weil ich dachte, dass es vielleicht wichtig sein könnte, aber das war es offenbar nicht. Ich hoffe, das war okay?“ Er schaute die Blondine unsicher an, deren Gesichtsausdruck verriet, dass es wohl keine gute Idee gewesen war „was hat sie denn gesagt?“ hakte sie vorsichtig nach „naja, sie schien ein wenig konsterniert zu sein. Aber als ich es ihr erklärt habe und ihr sagte, dass wir gleich ins Theater gehen, hat sie uns immerhin viel Spaß gewünscht…“ berichtete er, wenngleich es nicht besonders herzlich geklungen hatte, aber das behielt er lieber für sich. Marlene schien es jedoch auch so zu ahnen, denn sie wurde plötzlich unruhig und entfernte sich ein paar Schritte, um zu telefonieren. Bei Rebecca zuhause nahm natürlich niemand ab und auf dem Handy erreichte sie nur die Mailbox, wo sie eine Nachricht für ihre Freundin hinterließ „hey Süße, ich bins…ich habe gerade erst erfahren, dass Du noch mal angerufen hast…Ich kann mir vorstellen, was Du jetzt denkst und dass Du gerade ziemlich sauer bist, aber ich kann Dir das erklären. Ruf mich doch bitte kurz zurück, wenn Du das abhörst, ich lasse mein Handy an…“ erklärte sie und schaute sich kurz um, bevor sie weiter sprach „ich liebe Dich.“ Sie legte auf und stieß einen tiefen Seufzer aus „das habe ich nun davon! Warum nur habe ich nicht gleich mit ihr geredet“ tadelte sie sich selbst und ging zurück zu dem runden Tisch, an dem Jacob auf sie wartete „alles in Ordnung?“ wollte dieser wissen, doch Marlene winkte ab „lass uns rein gehen, sonst verpassen wir noch den Anfang.“ Er nickte und folgte ihr schweigend in den großen Saal, doch irgendetwas sagte ihm, dass das letzte Wort zum Thema Rebecca noch nicht gesprochen war.

Dass er damit Recht behalten würde, bestätigte sich eine knappe Stunde später, als Marlenes Handy vibrierte und eine Nachricht von Rebecca einging. Der Ausdruck im Gesicht der Blondine war schwer zu deuten, zumal es recht dunkel war, aber es reichte um zu erkennen, dass sie aufgebracht war „ich muss mal eben vor die Tür“ flüsterte sie ihm zu und verließ eiligen Schrittes den Saal. Kaum draußen angekommen, rief Marlene die Gräfin an „Rebecca? Was soll das? Wo bist Du?“ verlangte sie zu wissen, konnte die Antwort ihrer Freundin aber nur schwer verstehen, da der Lärm im Hintergrund alles übertönte. Alles was sie mitbekam war, dass Rebecca offenbar auf einer Party war und an ihrer Stimme erkannte sie, dass sie schon einiges getrunken haben musste. Kurz darauf war das Gespräch beendet und aus Marlenes anfänglicher Sorge wurde Wut. Sie ließ der anderen ein paar unmissverständliche Zeilen zukommen, bevor sie das Handy ausschaltete und zurück in den Saal ging.

Rebecca warf ihr Handy lieblos zurück in die Tasche und verspürte erneut starke Kopfschmerzen, die sie jedoch weiterhin ignorierte „und, wie sieht es aus? Trinken wir noch einen zusammen, oder hast Du Ärger von Deiner Freundin bekommen und musst nach Hause?“ Die junge Gräfin drehte sich um und nahm den angebotenen Drink entgegen, den die attraktive Brünette ihr reichte „wie kommst Du denn darauf? Natürlich bleibe ich noch...mir gefällt es nämlich gerade ziemlich gut hier“ erwiderte sie und nahm einen großen Schluck von dem bräunlichen Getränk „oh, das ist aber ganz schön süß“ bemerkte sie und verzog leicht angewidert das Gesicht. Die junge Frau trat näher an sie heran, und als sie lächelte, kamen strahlend weiße Zähne zum Vorschein „dabei ist es nicht mal halb so süß wie Du“ säuselte sie und ließ keinen Zweifel daran, dass sie großen Gefallen an Rebecca gefunden hatte. Die Gräfin spürte schlagartig Hitze in sich aufsteigen, die zusammen mit dem Alkohol, der ihr bereits zu Kopfe gestiegen war, eine gefährliche Mischung ergab. Gina schien das nicht weiter zu kümmern, sie wusste, dass Rebecca eine Freundin hatte und witterte ein unverfängliches Abenteuer „was machen die Kopfschmerzen?“ fragte sie und leerte langsam ihr Glas, während die Gräfin zunehmend nervös wurde „ach, es geht schon...obwohl die laute Musik sicher nicht besonders förderlich ist.“ Gina lachte, stellte ihr Glas ab und fuhr mit der Hand langsam durch Rebeccas Haare „ich kenne ein sehr gutes Mittel dagegen. Dafür müssen wir nur zu mir fahren...“ flüsterte sie, wobei ihre Lippen so nah an Rebeccas Ohr waren, dass diese ihren warmen Atem spüren konnte „Du musst nur ja sagen, dann rufe ich uns ein Taxi.“ Sie blickte der Gräfin fest in die Augen. Ihre Selbstsicherheit verlieh ihr etwas unglaublich Anziehendes, das nur noch von ihrer äußerlichen Schönheit übertroffen wurde, was sie unwiderstehlich machte. „Unwiderstehlich und gefährlich“ dachte Rebecca, während sie noch immer nach den passenden Worten suchte, die ihr jedoch einfach nicht über die Lippen kommen wollten. Gina schien es zu bemerken, nahm ihr das Glas aus den Händen und zog sie wortlos mit sich nach draußen.

„Bist Du sicher, dass ich Dich alleine lassen kann? Du siehst ziemlich mitgenommen aus“ stellte Jacob fest und sah seine Freundin eindringlich an. Er hatte sie nach der Vorstellung im Theater nach Hause gefahren und längst bemerkt, dass der Ärger mit Rebecca ihr schwer zu schaffen machte „was ist denn überhaupt passiert? Ist Rebecca immer noch sauer, weil Du Deinen letzten Besuch vorzeitig beendet hast?“ Marlene schaute ihn aus müden Augen an und nickte schließlich „sie war nicht gerade begeistert und weil sie immer so empfindlich darauf reagiert, wenn es um dich geht, habe ich ihr nichts von unserem gemeinsamen Abend heute erzählt. Durch den Anruf vorhin hat sie es von dir erfahren und spinnt sich jetzt wahrscheinlich irgendetwas zusammen...Es geht ihr gerade nicht so gut und eigentlich wollte sie sich am Wochenende ausruhen, aber offenbar ist sie jetzt aus Wut zu dieser Party gegangen und...“ Sie seufzte und schüttelte den Kopf „jedenfalls hat sie mir ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sich auch ohne mich amüsieren kann. Sie war schon ziemlich betrunken...jedenfalls hat es sich so angehört“ erklärte sie leise und Jacob hatte das Gefühl, als würde sie gleich anfangen zu weinen „und jetzt denkst Du, dass sie sich mit irgendwem trösten könnte?“ Marlene blickte ihn schweigend an, sagte jedoch nichts, woraufhin er sie in die Arme schloss und ihr liebevoll durchs Haar streichelte „wenn sie das tut, hat sie Dich nicht verdient“ flüsterte er, und als sie sich einen Moment später in die Augen blickten, schien die Welt für einen kurzen Augenblick still zu stehen. „Sie ist so wunderschön“ dachte Jacob und hörte sein eigenes Herz schlagen, als sein Gesicht sich ganz langsam dem von Marlene näherte.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:55 
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Post vom 02.11.2014

Danis kleine Zusatz-Erklärung zitiere ich mal der Vollständigkeit halber. :wink:

dani2503 hat geschrieben:
Rebeccas und auch Marlenes Verhalten mögen nicht ganz normal erscheinen, aber ich glaube, dass es doch relativ normal ist, nach allem, was zwischen den beiden vorgefallen ist. Mich hat an dem ganzen Ende, das Ossendorf uns vorgesetzt hat vor allem gestört, wie abgehackt, lieblos und gleichgültig es gemacht wurde. In Ossendorf werden Seitensprünge benutzt, um erst alles kaputt zu machen, und wenn es ihnen dann in den Kopf kommt, dann werden sie genauso einfach wieder verziehen, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hat. Wir alle wissen aber, dass das im wahren Leben so gut wie nie funktioniert, denn jeder Vertrauensbruch hinterlässt Spuren zwischen zwei Menschen und ich versuche einfach, dass irgendwie aufzuzeigen. Mein Ziel ist es den Schaden, den Ossendorf zwischen den beiden angerichtet hat, irgendwie in Ordnung zu bringen und das möglichst glaubhaft und nicht mit so einem hingezauberten "alles ist sofort wieder super" Ende, nachdem die beiden eine ganze Weile getrennt waren und es zudem räumlich noch immer sind.

Das nur kurz zur Erklärung und weil es mich freut, dass der ein oder andere offenbar erkennt, was ich hier versuche zum Ausdruck zu bringen. Denn tatsächlich geht es auch um Angst, unter anderem, wie das nächste Kapitel zeigen wird.




Kapitel 35: Verletzte Gefühle

Nach einer langen, schlaflosen Nacht, saß Marlene übermüdet und mit einer Decke um die Schultern gewickelt auf ihrem Balkon, wo sie die aufgehende Sonne beobachtete, die L. A. langsam zum Leben erweckte. Sie hatte schon oft hier gesessen, um der Sonne dabei zuzusehen, wie sie auf oder unter ging. Marlene liebte diese stillen Momente. Sie hatten etwas Magisches und gemeinsam mit Rebecca, hatte sie genau hier schon sehr romantische Augenblicke erlebt, an die sich gern zurück erinnerte. An diesem Morgen jedoch gab es keine Romantik und der Sonnenaufgang, der wie immer unglaublich schön anzusehen war, stimmte die Blondine traurig. Immer wieder musste sie an das denken, was gestern geschehen war und konnte einfach nicht begreifen, wie es dazu hatte kommen können. Wie konnte es sein, dass man so unglaublich glücklich und gleichzeitig doch irgendwie unzufrieden war? Warum musste immer alles darauf hinaus laufen, dass man sich gegenseitig verletzte, obwohl man genau das am aller wenigsten wollte? Und wieso um alles in der Welt passierte es schon wieder ihr, wo sie sich doch geschworen hatte, es nicht noch einmal zuzulassen? Marlene nippte nachdenklich an ihrer Tasse, stellte jedoch fest, dass der Kaffee bereits kalt war und tat ihn bei Seite. Sie nahm ihr Handy zur Hand, schaute auf die Uhr und fragte sich, was Rebecca wohl gerade machte und wo sie war. Sie rief die MMS auf, die die Gräfin ihr gestern Abend geschickt hatte und spürte, wie sich ihr Magen krampfhaft zusammen zog „warum hast Du nicht einfach noch mal angerufen und mit mir geredet?“ fragte sie sich nicht zum ersten Mal, genauso wie sie sich schon tausend Mal gefragt hatte, warum sie immer wieder an diesen Punkt kamen, an dem plötzlich alles in Frage zu stehen schien. Lag es wirklich nur an der Entfernung, die zwischen ihnen stand, oder war das eigentliche Problem in Wirklichkeit ein ganz anderes? Marlene seufzte schwer, betrachtete das Foto noch eine Weile und drückte es schließlich traurig weg „das muss nichts heißen...vielleicht ist das nur eines der Models, das sie noch von früher kennt“ versuchte sie sich einzureden, doch auch das konnte den Schmerz nicht vertreiben, der sich bereits in ihrem Herzen eingenistet hatte, und der ihr leider nur allzu vertraut vorkam. Ein plötzliches Signal ließ die Blondine zusammenzucken, die etwas ängstlich und doch voller Hoffnung nach ihrem Handy griff, um die eingegangene Nachricht zu öffnen. Als sie sah, dass sie von Jacob war, stiegen ihr Tränen in die Augen und sie legte das Telefon zur Seite, ohne die Nachricht zu lesen. Marlenes Nerven lagen brach, sie war nicht nur müde und abgespannt, sie war auch überfordert. Sie beschloss erst einmal zu duschen und danach abzuwarten. Was anderes konnte sie von hier aus im Moment ohnehin nicht tun, was frustrierend und ernüchternd zugleich war.

Als Rebecca erwachte, war die Sonne in New York längst aufgegangen und trotzdem hatte die Gräfin keine Ahnung, ob es Tag oder Nacht war. Es war stockdunkel im Schlafzimmer, und schon nachdem sie sich vorsichtig aufgerichtet hatte, spürte sie die Strafe für ihr nächtliches Treiben in Form von höllischen Kopfschmerzen und einem Kreislauf, der einem Eiertanz gleich kam. Rebecca ließ sich wieder auf´s Bett fallen, wo sie eine Weile sitzen blieb „was zum Teufel hab ich mir dabei nur gedacht?“ schoss es ihr durch den schmerzenden Kopf, der pochte, als wollte er jeden Moment explodieren. Rebecca atmete ein paar Mal tief durch und startete schließlich einen neuen Versuch. Ganz langsam stand sie auf und bewegte sich vorsichtig in Richtung Fenster, wo sie stehen blieb und das Rollo hochzog. Als ihr das grelle Tageslicht entgegen schlug, ließ sie es sofort wieder ein Stück herunter und drehte sich um, wobei sie einen Blick auf das zerwühlte Bett warf „ich muss ganz dringend duschen“ war das einzige, was ihr in diesem Augenblick einfiel. Sie kam sich vor wie ein Zombie und hatte jetzt schon Angst davor in den Spiegel zu blicken, doch zu ihrem Erstaunen war es weniger schlimm, als befürchtet. Sie war zwar noch blasser als gestern, hatte schwarze Striemen von ihrer Schminke im Gesicht und ihre Haare standen in alle Himmelsrichtungen zu Berge, aber es hätte auch schlimmer kommen können, befand die junge Gräfin, denn weitaus schrecklicher waren die Schmerzen in ihrem Kopf. „Dagegen helfen Tabletten“ wusste Rebecca, ganz im Gegenteil zu den anderen Schmerzen, gegen die es leider kein Mittel gab „nur eines, aber das ist gerade nicht erreichbar“ stellte sie traurig fest und spürte plötzlich einen bitteren Geschmack im Mund. Sie ging zur Toilette, klappte den Deckel hoch und wurde all das los, was sie gestern besser nicht zu sich genommen hätte.

Eine gute Stunde später waren die äußerlichen Blessuren beseitigt und aus den Kopfschmerzen war nach der Einnahme von zwei Tabletten ein dumpfes, aber immerhin erträgliches Pochen geworden. Essen konnte Rebecca nichts, egal was sie auch versuchte, alleine der Anblick verursachte bei ihr erneute Übelkeit und so blieb es bei Kaffee und jeder Menge Wasser, zu dem sie sich allerdings zwingen musste. Doch es zeigte Wirkung, denn nach einer weiteren Stunde ging es ihr schon deutlich besser und sie spürte, wie die ersten Lebensgeister zurück kehrten. Leider kehrte mit ihnen auch noch etwas anderes zurück und das wiederum sorgte augenblicklich dafür, dass es der Gräfin wieder schlechter ging. Die Erinnerungen an letzte Nacht waren wieder komplett und so war das erste was Rebecca tat, nach ihrem Handy zu suchen und die Nachrichten von gestern durchzusehen. Sie fand Marlenes SMS und die deutlichen Worte ihrer Freundin ließen nichts Gutes erahnen. Sie scrollte etwas nach oben, erblickte die Nachricht, die sie zuvor an Marlene geschickt hatte und schüttelte ungläubig den Kopf „was hat mich denn da geritten? Ich sollte besser keinen Alkohol mehr trinken...“ stellte sie fest, während sie überlegte, was genau danach passiert war. Nachdem sie das Foto von Maja und sich, so hieß die Frau mit der sie gestern etwas zu doll gefeiert hatte, an Marlene geschickt hatte, war alles ziemlich schnell gegangen. Maja hatte sie mit sich nach Hause nehmen wollen und ein Taxi gerufen, auf das sie schließlich gemeinsam gewartet hatten. Rebecca stieß die Luft aus und fasste sich entsetzt an den Kopf. Das alles war nur passiert, weil sie sich hintergangen gefühlt und weil Marlene sie angelogen hatte. Und dann schossen ihr plötzlich Bilder und Erinnerungen in den Kopf. Bilder, die sie längst vergessen geglaubt hatte und Erinnerungen, die nicht gerade zu ihren schönsten gehörten, aber dennoch kamen sie mit voller Wucht zurück. War das der Moment an dem erneut alles zerbrach? Würde sie schon wieder alles verlieren, nur weil sie beide nicht aus ihren Fehlern gelernt hatten? Die Erkenntnis traf Rebecca wie ein Schlag mitten ins Gesicht, dem sie nicht mal hätte ausweichen können, wenn er sich angekündigt hätte. Sie spürte Panik in sich aufsteigen, die gleiche Panik, die sie auch damals erlebt hatte, und auf einmal fragte sie sich, wie zum Teufel es so weit hatte kommen können. Sie hatte sich doch geschworen es diesmal besser zu machen und trotzdem musste sie nun befürchten Marlene erneut zu verlieren. Aber war das wirklich ganz allein ihre Schuld? Hatte sie nicht alles versucht, um irgendwie mit der neuen Situation zurecht zu kommen? War es nicht Marlene gewesen, die sich gegen einen Umzug gesträubt hatte und die in Bezug auf Jacob nicht ehrlich zu ihr gewesen war? Was hatte es zu bedeuten, dass schon wieder dieser Mann zwischen ihnen zu stehen schien? Oder war er am Ende gar nicht das Problem? Rebecca wusste es nicht, sie konnte nicht mehr klar denken, nicht solange ihr die Angst im Nacken saß und sie nicht mit Marlene gesprochen hatte. „Ich muss sie sofort anrufen!“

In L. A. versuchte Marlene unterdessen ihre Gefühle zu kontrollieren, die seit geraumer Zeit kaum noch zu bändigen waren. Ein Teil von ihr wollte Rebecca einfach nur anschreien und ihr sagen, dass das Maß voll war, doch der andere Teil wünschte sich nichts mehr, als die Gräfin zu sehen und sie in den Arm zu nehmen. Sie wusste ja nicht mal, wie es ihr ging und ob sie inzwischen Zuhause angekommen war „wenn nicht, will ich dann überhaupt wissen?“ Sie schüttelte den Gedanken wieder ab, und gerade als sie beschlossen hatte, ihre Freundin doch anzurufen, klingelte das Telefon. Marlene eilte zur Basis und blieb unschlüssig davor stehen. Es war tatsächlich Rebecca. Auf einmal wusste sie nicht, ob sie wirklich mit ihr sprechen wollte, doch dann nahm sie fast automatisch den Hörer ab...


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:56 
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Post vom 03.11.2014

dani2503 hat geschrieben:
Das nächste Kapitel ist sicherlich keine leichte Kost, aber dennoch ist es nötig, um dahin zu gelangen, wo ich am Ende mit Marbecca hin möchte.


Kapitel 36: Quälende Zweifel

Es war erdrückend still in der Leitung, sie hatte noch kein Wort gesagt, aber Rebecca konnte ihren leisen Atem hören und wagte einen ersten Vorstoß „Marlene? Geht es dir gut? Ich glaube, wir müssen ganz dringend was klären...“ Am anderen Ende vernahm sie einen Laut, der wohl so etwas wie Empörung ausdrücken sollte, und als Marlene dann endlich anfing zu sprechen, war ihre Stimme ungewohnt kühl „so, glaubst Du das? Da könntest Du sogar Recht haben. Mich würde nämlich brennend interessieren, wo genau Du gestern warst und vor allem, was Du mit dieser Frau getrieben hast? Soll ich mir das Foto von euch beiden vielleicht einrahmen? Ist ein echter Schnappschuss!“ Rebecca hatte erwartet, dass das Gespräch nicht angenehm werden würde, aber mit so viel Wut hatte sie nicht gerechnet und so kam es, dass auch sie einen gereizten Ton anschlug, obwohl sie es gar nicht beabsichtigt hatte „was glaubst Du denn, was wir getrieben haben? Es war eine Party. Wir haben was getrunken, ein bisschen getanzt und...das war´s“ erwiderte sie, obwohl das nicht die ganze Wahrheit war, aber die musste vorerst noch warten. Marlene hatte das kurze Zögern durchaus bemerkt, genauso wie Rebeccas Gereiztheit und konnte nun erst recht nicht mehr glauben, dass es wirklich so harmlos gewesen war „und das soll ich Dir abkaufen? Für wie naiv hältst Du mich eigentlich? Aber so billig kommst Du mir nicht davon, Rebecca. Diesmal nehme ich Dir Deine Lügen nicht so ohne weiteres ab!“ erklärte sie aufgebracht und merkte selbst, dass sie ziemlich laut geworden war, doch das war ihr in diesem Moment völlig egal. Die junge Gräfin war wie vor den Kopf geschlagen und spürte bereits, dass die Schmerzen zurückkehrten, was sie noch dünnhäutiger werden ließ „MEINE Lügen? Wer von uns beiden hat denn gelogen und sich hinter meinem Rücken mit Jacob amüsiert? Langsam glaube ich, dass das nicht das erste Mal gewesen ist. Vielleicht war es schon so, als Du so überstürzt abgereist bist, weil er angeblich Deine Hilfe gebraucht hat. Dabei ist er die ganze Zeit nur darauf aus Dich wieder für sich zu gewinnen, aber wem erzähle ich das? Das weißt Du sicher längst und hast es nur nicht für nötig befunden, mir davon zu erzählen. Ist es nicht so? Und was dieses dämliche Foto angeht...das war sicher bescheuert von mir, aber ich war betrunken und sauer. Mir deshalb gleich zu unterstellen, dass ich was mit ihr angefangen habe, kann ja wohl nicht Dein Ernst sein!“ regte sie sich auf und hörte ihr eigenes Herz wild klopfen. Marlene, die bis eben noch unruhig durch ihre Wohnung gelaufen war, blieb stehen und sog scharf die Luft ein „versuch jetzt ja nicht die Tatsachen zu verdrehen. Ja, ich habe Dir den Theaterbesuch mit Jacob verschwiegen, aber doch nur, weil Du immer sofort durchdrehst, wenn es um Jacob geht. Wenn Du mal Deine Eifersucht in den Griff bekommen würdest, dann hätten wir dieses Problem gar nicht“ gab sie der anderen zu verstehen, die das natürlich ganz anders sah „es war so klar, dass Du wieder damit anfängst. Aber wenn wir schon bei dem Thema sind...was ist denn bitte schön mit Dir und Deiner Eifersucht? Oder soll ich es lieber Misstrauen nennen? Vielleicht solltest Du mal den Anfang machen und aufhören immer gleich das Schlimmste anzunehmen. Als würde ich die erstbeste Gelegenheit nutzen, die sich mir bietet, um Dir fremdzugehen!“ Es entstand ein unangenehmes Schweigen in der Leitung, das zwar nur wenige Sekunden anhielt, sich aber wie eine kleine Ewigkeit anfühlte „es wäre nicht das erste Mal“ sagte Marlene schließlich, doch diesmal klang es nicht wütend, sondern verletzt. Rebecca schluckte, sie wusste nicht, wie sie darauf reagieren sollte, leugnen konnte sie es nicht und einfach abtun konnte sie es ebenfalls nicht „tja, dann stehen wir wohl wieder am Anfang. Wenn Du wirklich glaubst, dass ich Dich betrogen habe, dann kannst Du ja jetzt guten Gewissens zu Jacob gehen und es mir heimzahlen. Wie damals mit Tristan“ erwiderte sie leise und bereute ihre Worte bereits, noch ehe das Gespräch von Marlene beendet wurde.

Nach dem aufwühlenden Telefonat wusste die Blondine nicht wohin mit sich und verließ kurzerhand die Wohnung, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Sie lief in einen nahegelegenen Park, wo sie sich nach einiger Zeit auf einer Bank niederließ und nachdenklich auf den kleinen Teich schaute, der vor ihr lag, und auf dem eine Ente mit ihren drei kleinen Jungen herum schwamm. Marlene spürte, wie sehr es noch immer in ihr tobte und sie wusste einfach nicht, was sie dagegen tun konnte. Statt einem klärenden Gespräch hatten Rebecca und sie sich nur gegenseitige Vorwürfe gemacht. Und als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, hatten sie auch noch angefangen in alten Wundern herum zu bohren und alles wieder aufzureißen, was so lange gebraucht hatte, um zu heilen. Die Frage war nur, ob es wirklich verheilt war, oder ob sie sich genau das nur vorgemacht hatten. Natürlich hatten sie damals nach ihrem Wiedersehen kurz darüber gesprochen, aber Marlene erinnerte sich noch gut daran, dass sie selbst es gewesen war, die das Thema sehr schnell zur Seite geschoben hatte, damit sie ihr wiedergefundenes Glück genießen konnten. Vielleicht war das ein Fehler gewesen. Aber vielleicht hatte es auch gar nichts mit alldem zu tun, was gerade passierte und sie waren tatsächlich einfach nicht in der Lage eine Fernbeziehung zu führen, die sie immer wieder für viele Wochen voneinander trennte. Hatte sie das am Ende womöglich entfremdet? Marlene schüttelte den Kopf, daran konnte es nicht liegen, denn sie waren in der gemeinsamen Zeit immer sehr glücklich gewesen, von einer Entfremdung konnte also wahrlich keine Rede sein. Im Gegenteil, sobald sie zusammen waren schien alles andere plötzlich belanglos und es gab in der Regel nichts, was sie nicht gemeinsam lösen konnten. Und trotzdem wollte es einfach nicht funktionieren. Sie musste plötzlich an Rebeccas Vorwurf in Bezug auf Jacob denken. Natürlich stimmte es nicht, Marlene hatte keine Ahnung gehabt, dass ihr Freund noch immer verliebt in sie war und sich sogar wieder Hoffnungen gemacht hatte. Das war ihr erst gestern bewusst geworden, als sie freundschaftlichen Trost bei ihm gesucht hatte und stattdessen von ihm geküsst worden war. Als sie begriffen hatte, was vor sich ging, hatte sie ihn überfordert abgewiesen und ihn gebeten zu gehen. Jacob hatte es, wie es für ihn üblich war, akzeptiert und war ohne ein weiteres Wort verschwunden. Vorhin war dann eine Nachricht von ihm eingegangen in der er sich für sein Verhalten entschuldigte, aber er hatte auch geschrieben, dass er nichts gegen seine Gefühle tun könne „wer kann das schon“ stellte Marlene fest und musste unweigerlich daran denken, wie sie sich einst in Rebecca verliebt hatte. Gegen ihren Willen und so hoffnungslos, wie man es wahrscheinlich nur einmal im Leben tun konnte. Am Ende musste sie zugeben, dass auch sie Fehler gemacht hatte. Aber rechtfertigte eine kleine Notlüge wirklich das, was Rebecca sich anschließend geleistet hatte? Selbst wenn nichts zwischen ihr und dieser Frau gelaufen war... „und was, wenn doch?“ hörte sie sich selbst flüstern und spürte erneut diesen stechenden Schmerz in der Brust. Sie erinnerte sich noch sehr gut daran wie es gewesen war, als sie im Lager von LCL die schmerzhafte Wahrheit über Rebecca und Thore erfuhr. Nicht mal von ihrer Freundin selbst, sondern von Giselle, nachdem Rebecca sie zuvor wochenlang belogen hatte. Dabei hatte Marlene die ganze Zeit gespürt, dass etwas nicht stimmte und alles versucht, um ihre damalige Beziehungskrise zu überwinden. Und gerade, als sie sie überstanden glaubte, war die Bombe geplatzt und hatte innerhalb von Minuten alles zerstört, was bis dahin ihr Lebensinhalt gewesen war. Allein der Gedanke, dass es noch einmal passieren könnte, jagte Marlene eine unglaubliche Angst ein und sorgte dafür, dass sie sich zunehmend verschloss. Dabei wollte sie nichts lieber als Rebecca einfach zu vertrauen, aber wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, dann fiel ihr das noch immer nicht leicht. Sie war sich aber auch bewusst darüber, dass sie dazu neigte selbst Fehler zu machen und verletzend zu werden, wenn man sie enttäuschte. So auch damals, als sie in ihrer Verzweiflung und Wut mit Tristan geschlafen hatte, obwohl das wirklich das Dümmste gewesen war, was sie hatte tun können. Sie bereute es noch heute, hatte sich aber offenbar viel zu wenig Gedanken darum gemacht, was sie damit bei Rebecca ausgelöst hatte. Damals hatte die Gräfin ihr aufgrund ihres eigenen schlechten Gewissens kaum Vorwürfe gemacht, aber vorhin am Telefon war zum ersten Mal deutlich geworden, wie verletzend Marlenes Verhalten auch für sie gewesen sein musste. Sie spürte eine überwältigende Verzweiflung in sich aufsteigen, die ihr Tränen in die Augen trieb, denn sie wusste, dass eine Beziehung ohne Vertrauen niemals auf Dauer bestehen konnte. Und genau dieses Wissen machte ihr Angst.

Auch Rebecca war aufgelöst nach dem Streit und überfordert mit der Situation. Wie konnte es sein, dass ihr größtes Glück ein zweites Mal zusammenzubrechen drohte, während sie es mit ansehen musste und das Gefühl hatte, nichts dagegen tun zu können. Marlene vertraute ihr nicht, jedenfalls nicht mehr so, wie es früher einmal gewesen war und das tat verdammt weh. Natürlich trug sie eine Mitschuld daran, weil sie ihre Freundin schon einmal sehr enttäuscht hatte, aber was konnte sie denn tun, um es wieder in Ordnung zu bringen? Hatte sie überhaupt eine Chance, oder war ihr erneutes Zusammenkommen von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen, weil die Zeit am Ende eben doch nicht immer alle Wunden heilen konnte? Und was war mit ihren eigenen Wunden? Warum war sie so schrecklich eifersüchtig, wenn es um Jacob ging? Warum konnte sie Marlene nicht einfach vertrauen, sodass diese sich anscheinend genötigt sah sie anzulügen, um Ärger zu vermeiden? Das wäre früher niemals nötig gewesen, da war Rebecca sich absolut sicher, denn sie erinnerte sich noch sehr gut daran, wie es sich angefühlt hatte, als sie endlich hatten zusammen sein können. Es war ein unbeschreibliches Gefühl gewesen, das mit Worten kaum zu erklären war. In ihrem ganzen Leben hatte sie sich niemals so vollkommen, glücklich und leicht gefühlt, wie zu Beginn ihrer Beziehung mit Marlene. Sie war sich manchmal regelrecht schwerelos vorgekommen, als würde sie nur noch schweben, und ganz egal welche Hürden noch auf sie zugekommen wären, nichts und niemand hätte ihnen wirklich gefährlich werden können. Es war das Absolute. Einzigartig und so stark, dass es ihr manches Mal sogar Angst gemacht hatte. Und jetzt, wo sie sich endlich wieder hatten, war es eigentlich nicht viel anders, aber es war ein Riss zurückgeblieben, der noch immer nicht zugewachsen war, und der vielleicht auch nie mehr ganz zuwachsen würde. Rebecca lief eine Träne über die Wange, sie musste nicht mit Marlene sprechen um zu wissen, dass es ihr gerade genauso mies ging, sie konnte es fühlen. Sie hatte schreckliche Angst vor dem, was möglicherweise passieren könnte, aber dennoch nahm sie erneut das Telefon zur Hand und wählte die Nummer ihrer Freundin. Als sich niemand meldete, versuchte sie es auf dem Handy. Dort erreichte sie Marlene schließlich, deren Stimme furchtbar traurig klang „hallo“ sagte sie nur und Rebecca hatte Mühe ihre Tränen zurückzuhalten „hallo...können wir bitte noch mal reden? Was ich vorhin gesagt habe, tut mir leid.“ Sie wartete auf eine Antwort und hörte irgendwelche Geräusche im Hintergrund, die sie nicht zuordnen konnte „mir tut es auch leid. Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause...ich rufe Dich gleich von dort aus zurück, okay?“ erklärte sie leise „ist gut, ich warte dann auf Deinen Anruf. Bis gleich.“ Marlene erwiderte den Abschiedsgruß und legte auf. Rebecca ging zurück zum Sofa, schloss für einen Moment die Augen und versuchte irgendwie die Angst in den Griff zu bekommen, die sie einfach nicht mehr los lassen wollte.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:57 
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Post vom 06.11.2014


Kapitel 37: Schatten der Vergangenheit

Rebecca saß bereits auf heißen Kohlen, als Marlene eine halbe Stunde später endlich anrief „ich dachte schon, Du hättest es Dir anders überlegt…wo bist Du denn gewesen?“ fragte sie, wobei sie versuchte es möglichst beiläufig klingen zu lassen „jedenfalls nicht bei Jacob, falls Du das denken solltest.“ Die junge Gräfin fühlte sich ertappt, denn sie hatte tatsächlich befürchtet, dass ihre Freundin ausgerechnet zu ihm gehen würde, um sich trösten zu lassen. Marlene war verärgert darüber, aber sie spürte auch, wie angespannt Rebecca war und versuchte einen erneuten Streit zu vermeiden „ich war im Park…spazieren…ich brauchte etwas frische Luft“ erklärte sie, bevor ihre Stimme weicher wurde „wie geht es Dir? Fühlst Du Dich inzwischen etwas besser?“ Die Zärtlichkeit, die in ihren Worten mit schwang, verlieh Rebecca neuen Mut „mit der Erkältung komme ich schon klar. Im Moment machen mir andere Dinge mehr Sorgen. Warum nur kommen wir immer wieder an diesen Punkt, Marlene? Dabei ist das aller letzte was ich möchte, Dich zu verletzen und mit Dir zu streiten“ erwiderte sie, woraufhin ein Seufzen am anderen Ende der Leitung erklang „das geht mir nicht anders, aber ich weiß es doch auch nicht…“ Die Gräfin zögerte, ehe sie schließlich aussprach, was doch längst offensichtlich war „ich glaube schon, dass Du es weißt. Wir beide wissen es, aber wir wollten es bislang einfach nicht wahrhaben“ stellte sie traurig fest „Du vertraust mir nicht mehr. Und deshalb denkst Du auch, dass ich etwas mit dieser Frau hatte.“ Einen Moment lang sagte keine von beiden etwas, fast so, als müssten sie diese bittere Erkenntnis erst einmal verdauen „da bin ich aber offenbar nicht die einzige, oder weshalb machst Du mir andauernd irgendwelche Eifersuchtsszenen wegen Jacob? Du scheinst wirklich zu glauben, dass ich noch etwas von ihm will“ bemerkte sie nicht minder traurig. Rebecca musste wieder an die Lüge denken, die ihre Freundin ihr seinetwegen aufgetischt hatte „liege ich damit denn wirklich so falsch? Immerhin steht Ihr Euch sehr nahe und wärt heute vielleicht sogar zusammen, wenn ich damals nicht in L. A. aufgetaucht wäre. Was war denn an dem gestrigen Abend so schlimm, dass Du es mir nicht erzählen konntest?“ wollte sie wissen „was willst Du denn damit andeuten? Soll das heißen, dass Du nicht nur an meiner Treue, sondern auch noch an meinen Gefühlen zweifelst? Wenn ich wirklich etwas von Jacob gewollt hätte, dann wären wir in der Tat längst zusammen, aber das wollte ich nicht. Damals nicht und auch jetzt nicht. Weil ich ihn nicht liebe.“ Erneut entstand eine längere Gesprächspause, die für beide gleichermaßen unangenehm war „dann verstehe ich erst recht nicht, wieso Du nicht einfach ehrlich warst. Selbst wenn Du befürchtet hast, dass ich eifersüchtig reagiere…das ist doch noch lange kein Grund mich anzulügen. So gewinnt man jedenfalls erst recht kein Vertrauen“ erklärte sie bedrückt „und außerdem haben wir uns versprochen, dass wir uns nie wieder gegenseitig belügen.“ Dieser Aussage konnte Marlene nicht widersprechen, sie hatte sich tatsächlich nicht daran gehalten und dabei spielte das Warum letztlich keine Rolle. Eine Lüge, und sei sie auch noch so klein, blieb nun mal trotzdem eine Lüge. Dennoch versuchte sie sich zu rechtfertigen „mir war ehrlich gesagt nicht bewusst, dass ich Dein Vertrauen erst noch gewinnen muss“ erwiderte sie resigniert „und außerdem hatte ich ja vor es Dir zu sagen, ich wollte nur warten, bis wir uns das nächste Mal sehen. Inzwischen weiß ich, dass das nicht richtig war, aber ich konnte ja nicht ahnen, wie sich alles entwickelt. Im Grunde wollte ich genau das vermeiden, was nun doch passiert ist…aber wie es aussieht, hätten wir früher oder später auch so vor diesem Problem gestanden.“ Sie holte hörbar schwer Luft, bevor sie weiter sprach „Du bist mir immer noch eine Antwort schuldig. Warum hast Du mir dieses Foto geschickt? Und wieso hatte ich vorhin das Gefühl, dass Du mir nicht alles erzählt hast?“ hakte die Blondine nach, wobei sie einen leichten Anflug von Panik in sich aufkommen spürte „ich habe Dir alles gesagt, was wichtig war. Ich bin nur zu dieser Party gegangen, weil ich wütend war und verletzt. Außerdem habe ich zu viel getrunken, obwohl es mir eh schon schlecht ging, aber ich habe nicht einen einzigen Moment lang darüber nachgedacht mit dieser Frau was anzufangen, Marlene. Das musst Du mir bitte glauben!“ beteuerte die Brünette, die erneut den Tränen nahe war. Auch Marlene fühlte sich schlecht, sie war ratlos ob der verfahrenen Situation und wusste nicht, was sie tun sollte „alles was ich weiß ist, dass es so nicht funktioniert. Wir können nicht dauerhaft so tun, als sei alles in Ordnung und unsere Probleme einfach immer weiter vor uns herschieben. Dass das nicht gut gehen kann, haben wir schon einmal erlebt“ gab sie zu bedenken und ihr war anzumerken, wie sehr sie diese Tatsache belastete. Rebecca sah ihre größte Angst bestätigt, versuchte aber dennoch nicht die Fassung zu verlieren „und was bedeutet das jetzt für uns?“ fragte sie mit leicht zitteriger Stimme „ich will Dich nicht verlieren…ich liebe Dich.“ Marlene konnte nicht verhindern, dass auch ihre Fassade zusammenbrach und die ersten Tränen sich ihren Weg bahnten „ich liebe Dich auch, aber das ist ja auch nicht unser Problem“ erwiderte sie leise „dann lass uns endlich eine Entscheidung treffen, wo wir zukünftig unser Leben verbringen wollen, in L. A. oder in New York. Ohne diese verdammte Distanz zwischen uns, wäre alles viel einfacher“ erklärte die Gräfin, wenngleich sie natürlich wusste, dass es ganz so leicht nicht war. Marlene schüttelte reflexartig den Kopf „Du weißt selbst, dass das allein auch keine Lösung ist. Unsere Probleme verschwinden nicht einfach, nur weil wir plötzlich zusammen wohnen. Und wenn eine von uns beiden erst alles aufgegeben hat, nur damit wir dann feststellen, dass es trotzdem nicht funktioniert…dann fängt sie wieder bei Null an. Ich glaube einfach nicht, dass das der richtige Weg ist“ teilte sie ihrer Freundin mit, der es schwer fiel, dies zu akzeptieren, obwohl sie wusste, dass es wahrscheinlich sogar stimmte „was ist denn dann der richtige Weg? Wir können doch nicht einfach aufgeben, obwohl wir uns lieben. Das hat schon beim ersten Mal nicht funktioniert!“ Sie wartete angespannt auf eine Antwort, doch die Blondine hatte anscheinend keine „ich wünschte, ich wüsste es. Vielleicht müssen wir beide mal eine Weile darüber nachdenken“ sagte sie traurig und Rebecca wusste, dass sie damit einen Punkt erreicht hatten, an dem es um alles oder nichts ging. Entweder fanden sie einen gemeinsamen Weg, der die Schatten der Vergangenheit mit einschloss, oder ihre beider Leben würden sich erneut voneinander trennen. Für den Moment wusste keine von ihnen mehr etwas zu sagen, und so beendeten sie ihr Telefonat, ohne zu wissen, ob ihre Liebe noch eine Zukunft hatte.

Auch viele Stunden nach dem Telefonat war Marlene noch wie benommen und fühlte sich, als würde ihr irgendetwas die Luft abschnüren. Immer wieder griff sie zum Hörer, nur um ihn anschließend zurück zu legen und erneut wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Wohnung zu tigern. „Haben wir gerade das Ende unserer Beziehung eingeleitet?“ fragte sie sich nicht zum ersten Mal und konnte den Gedanken, erneut versagt und alles verloren zu haben, kaum ertragen. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Bilder aus längst vergangenen Tagen. Bilder, die Rebecca und sie zusammen zeigten, als sie glücklich und unbeschwert waren. Bilder, die kein Misstrauen und keine hässliche Eifersucht kannten. Bilder, die nicht schmerzten, wenn man sie betrachtete. Sie nahm erneut ihr Handy zur Hand und betrachtete das Foto von Rebecca und der fremden Frau. Nach ein paar Minuten, in denen sie es wie versteinert angestarrt hatte, verschwamm es vor ihren Augen und aus der Frau neben ihrer Freundin wurde plötzlich Thore Hellström. Ohne es zu wollen, erinnerte sie sich wieder daran, wie Nicole ihr etwas von einem Slip erzählte, der im Lager gefunden worden war, und wie sein Besitzer sich kurz darauf eine schallende Ohrfeige von Caro eingefangen hatte. Das Ganze inklusive einer ziemlich gut inszenierten Szene, damit Marlene ja nicht dahinter kam, mit wem sich der kreative Kopf von LCL tatsächlich im Lager vergnügt hatte. Auch Rebeccas Entschuldigungen waren ihr noch in guter Erinnerung geblieben „es hatte nichts zu bedeuten...es fühlt sich fast so an, als wäre es nie wirklich passiert...ich liebe nur Dich...“ Und dennoch war es geschehen, obwohl sie sich geliebt hatten und obwohl Marlene ihr blind vertraut hatte. Damals hätte sie einen solchen Betrug ihrer Freundin niemals für möglich gehalten, geschweige denn, dass Rebecca dazu in der Lage sein könnte, sie wochenlang anzulügen. Aber es war passiert. Wie konnte sie also sicher sein, dass es sich nicht wiederholte und sie es erneut nicht merken würde? Die Blondine schüttelte kaum merklich den Kopf, löschte das Foto von ihrem Handy und wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Sie hatte keine Ahnung, woher all diese Gefühle auf einmal kamen. Und sie konnte absolut nichts gegen sie ausrichten.

In New York herrschte eine nicht weniger trübsinnige Stimmung, mit dem Unterschied, dass die junge Gräfin bereits einen Entschluss gefasst hatte.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:58 
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Post vom 15.11.2014


Kapitel 38: Nie wieder

Am Ziel angekommen, kramte die Brünette den Schlüssel aus ihrer Tasche hervor und öffnete vorsichtig die Tür, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand da war. Sie trat ein, blieb ein paar Sekunden unschlüssig in der Diele stehen und stellte dann ihre Reisetasche ab. Nachdem sie Schuhe und Jacke ausgezogen hatte, ging sie als erstes ins Bad, um sich ein bisschen frisch zu machen. Sie hatte den erst möglichen Flug genommen, war mitten in der Nacht aufgebrochen und spürte neben der Müdigkeit auch neue Kopfschmerzen aufkommen, weshalb sie direkt eine Tablette einnahm. Anschließend befeuchtete sie ihr Gesicht mit kaltem Wasser und betrachtete sich müde im Spiegel „Du hast schon mal besser ausgesehen. Wenn Marlene dich so sieht, wird sie eher davon laufen, als sich zu freuen“ ging es ihr durch den Kopf „wenn sie sich überhaupt freut. Wahrscheinlich wird sie sauer sein, dass ich einfach über ihren Kopf hinweg entschieden habe.“ Sie seufzte, trocknete sich die Hände ab und lief ins Wohnzimmer, wo sie sich erschöpft auf das gemütliche Sofa fallen ließ. Dabei fiel ihr Blick auf ein Fotoalbum, welches vor ihr auf dem Tisch lag. Rebecca griff danach und schlug es auf. Marlene musste es gerade erst angelegt haben, da einige der Bilder erst wenige Monte alt waren. Die junge Gräfin musste unwillkürlich grinsen, als sie daran dachte, wie sie sich mit ihrer Freundin neulich noch darüber unterhalten hatte, dass man in der heutigen Zeit keine Fotoalben mehr anlegte, es sei denn sie befinden sich auf einem Laptop, Tablet oder sonstigem Datenträger. Marlene jedoch hatte darauf bestanden, dass Fotos in ein richtiges Album gehörten, das man in die Hand nehmen und jederzeit angucken konnte, auch wenn gerade mal keine Steckdose vorhanden war. Sie war der Ansicht, dass nicht jeder neumodische Quatsch gleich besser sein musste, als die alten Gewohnheiten. Rebecca hatte sie deshalb aufgezogen, doch insgeheim fand sie es ziemlich süß, dass ihre Freundin manch alte Tradition einfach nicht ablegen wollte „sie hat eben ihre Prinzipien“ stellte die Gräfin belustigt fest, während sie Seite für Seite durchblätterte. Sie dachte gerade darüber nach, wie schnell die Zeit doch verging, als ein Bild ihre Aufmerksamkeit erweckte, das eigentlich gar nicht in das Album passte, aber Marlene hatte es dennoch mit eingefügt. Es zeigte sie beide vor vielen Jahren gemeinsam am See, wo Marlene ihr eine wunderschöne Liebeserklärung gemacht hatte, obwohl sie zu dieser Zeit, aus Rücksicht auf Tristan, offiziell noch gar kein Paar hatten sein können. Die junge Gräfin seufzte, sie hatten es noch nie leicht gehabt. Von Beginn an hatte ihre Liebe einiges aushalten müssen und sich am Ende dennoch gegen jede Vernunft durchgesetzt, obwohl es lange Zeit so ausgesehen hatte, als wäre sie zum Scheitern verurteilt. Was war nur passiert, dass sie so leichtfertig mit ihrem Glück umgingen, für das sie so hart hatten kämpfen müssen und das einst eine Menge Unglück über ihre Familie gebracht hatte? Rebecca wollte einfach keine einleuchtende Erklärung dafür finden und sie wusste auch nicht, ob dies überhaupt möglich war. Alles was sie wusste war, dass sie Marlene aus tiefstem Herzen liebte und dass sie sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte. „Ich lasse Dich nicht mehr gehen, nicht noch einmal“ flüsterte sie, als ihr plötzlich eine Idee kam. Sie betrachtete lächelnd das Foto und begab sich kurz darauf ins Schlafzimmer, um nach etwas zu suchen. Sie wusste, dass Marlene es noch hatte. Und sie sah darin eine Möglichkeit ihr zu zeigen, wie sehr sie noch immer an ihre Liebe glaubte. Allen Zweifeln zum Trotz, und obwohl manch anderer sicher längst aufgegeben hätte, aber Rebecca hatte gelernt, dass Aufgeben nur etwas für Leute war, die sich zu früh mit ihrem vermeintlichen Unglück abgefunden hatten. Mit ihrem Weggang aus Düsseldorf hatte sie beschlossen, dass sie nicht länger zu diesen Leuten gehören wollte. Nie wieder.

Marlene war schon nach dem Aufwachen bewusst gewesen, dass dieser Montag schrecklich werden würde, aber wie schlimm es tatsächlich war, merkte sie erst später, als ihre Schüler sie verwirrt anblickten, nachdem sie ihnen wiederholt die komplett falschen Übungen vorgemacht hatte. Sie brach die Stunde daraufhin vorzeitig ab, versprach ihnen die verlorenen Zeit beim nächsten Mal nachzuholen, und zog sich schnell in ihr kleines Büro zurück. Dort setzte sie sich an ihren Schreibtisch, legte den Kopf auf die Tischplatte und versuchte einen Moment lang abzuschalten, doch es war zwecklos. Wenn sie beschäftigt war, konnte sie sich nicht richtig konzentrieren und war sie mit sich alleine, wurden die Gedanken an Rebecca und ihre schwierige Situation schier unerträglich. Sie richtete sich wieder auf, fuhr sich mit den Händen durch das lange Blonde Haar und starrte stumm vor sich hin „was mache ich hier eigentlich? Ich sollte lieber nach Hause gehen und zusehen, wie ich meine Beziehung retten kann“ schoss es ihr durch den Kopf „wenn es da überhaupt noch etwas zu retten gibt.“ Der letzte Gedanke machte sie so traurig, dass ihr augenblicklich Tränen in die Augen schossen „Marlene? Können wir kurz reden?“ fragte Jacob, dessen Eintreten die Blondine nicht einmal bemerkt hatte. Sie sah ihn leicht erschrocken an und machte keine Anstalten ihre Traurigkeit zu verbergen. Es hätte ohnehin nichts gebracht. Jacob kam näher und setzte sich auf den Stuhl, der vor ihrem Tisch stand „bist Du krank? Ich habe gehört, dass Du den Unterricht abgebrochen hast“ bemerkte er hörbar besorgt, doch als sie leicht den Kopf schüttelte, hakte er nach „dann hat es mit mir zu tun, oder?“ Marlene blickte ihn direkt an und in ihren Augen lag mit einem Mal nicht mehr nur Traurigkeit, sondern auch Wut „wie kommst Du denn darauf? Nur, weil Du mich einfach geküsst hast, als ich Trost bei Dir gesucht habe? Oder weil Du mir seit Wochen vormachst, dass wir nur Freunde sind, obwohl Du in Wirklichkeit etwas ganz anderes willst? Oder, weil Du einfach weiter die Tatsache ignorierst, dass ich eine Freundin in New York habe, die ich verdammt noch mal liebe und das weißt Du ganz genau!“ verschaffte sie ihrem Unmut Luft, ohne seinem Blick auszuweichen. Sollte ihr Ausbruch Jacob verwunderte haben, so ließ er sich davon nichts anmerken, er saß nach wie vor auf seinem Platz und sah sie schweigend an „geht es Dir jetzt besser?“ erwiderte er leicht angefressen, bevor er weiter sprach „der Kuss mag nicht in Ordnung gewesen sein in der Situation, das gebe ich gerne zu, aber seit wann kann man sich aussuchen für wen man Gefühle entwickelt? Willst Du mir das jetzt ernsthaft vorwerfen? Und das, nachdem wir immerhin beinahe mal ein Paar geworden wären? Es ist ja nicht so, als wären wir uns noch nie näher gekommen.“ Er erhob sich und lief vor dem Stuhl auf und ab „nein, das werfe ich Dir nicht vor, sondern dass Du so getan hast, als wären eben diese Gefühle nicht mehr vorhanden. Und was soll das bitte für ein Argument sein, dass wir beinahe mal ein Paar geworden wären? Das ist schon ewig her, und außerdem gab es einen Grund dafür, dass aus uns nichts geworden ist, und den kennst Du ganz genau. Also hör bitte auf Dich herauszureden, das alles rechtfertigt nicht, dass Du mich küsst, Jacob! Hast Du überhaupt eine Ahnung, was so etwas zwischen Rebecca und mir anrichten kann? Sie traut Dir auch so schon kaum über den Weg, und nach der Nummer wird sich das ganz sicher nicht bessern, eher im Gegenteil. Und weißt Du auch, wer das am Ende wieder ausbaden darf? ICH!“ erwiderte sie aufgebracht und war ebenfalls aufgestanden. Sie hatte es satt immer nur Rücksicht auf ihn zu nehmen, schließlich nahm er auch keine, wenn es um ihre Beziehung ging. Jacob schwieg eine Weile, ihm war anzumerken, dass er gekränkt war, doch ehe Marlene einen Schritt auf ihn zumachen konnte, holte er zum Gegenschlag aus „stimmt, ich habe ja am Wochenende live mitbekommen, dass Rebecca Dich spüren lässt, wenn ihr etwas nicht in den Kram passt. Hat sie nicht was mit einer anderen Frau angefangen? Wenn ja, dann solltet ihr Eure ach so tolle Beziehung vielleicht mal überdenken. Die erscheint mir nämlich nicht ganz gesund, oder ist es normal, dass sie Dich ständig betrügt?“ fragte er fast schon sarkastisch. Marlene verschlug es die Sprache, sie konnte nicht glauben, dass er sein Wissen benutzte, um sie damit absichtlich zu verletzen. Da half es auch nichts mehr, dass er auf sie zukam, um sich zu entschuldigen „soweit sind wir also schon gekommen, dass Du meinst mich daran erinnern zu müssen, was Rebecca und ich alles hinter uns haben. Aber soll ich Dir mal was verraten, Jacob? Das weiß ich auch so und trotzdem ändert es nichts daran, dass ich Deine Gefühle niemals erwidern werde. Selbst wenn es Rebecca nicht gäbe, wäre das so und das solltest Du endlich mal einsehen, anstatt auch noch zu versuchen, sie schlecht zu machen. Das ist kein guter Stil. Damit bist Du eindeutig zu weit gegangen“ ließ sie ihn enttäuscht wissen, bevor sie sich ihre Sachen schnappte und das Büro ohne ein weiteres Wort verließ.

Als die Blondine eine gute Stunde später vor ihrer Wohnungstür stand, war sie noch immer aufgebracht wegen des Streits und fühlte sich noch elender, als ohnehin schon. Sie drücke erneut auf den Lichtschalter und wollte gerade den Schlüssel ins Loch stecken, als ihr der Zettel auffiel, der an der Tür hing. „Bitte nicht erschrecken, wenn Du Deine Wohnung betrittst...“ Marlene kräuselte irritiert die Stirn und nahm die Nachricht an sich „was zum Teufel...“ murmelte sie, bevor ihr klar wurde, was das eigentlich nur bedeuten konnte. Ihr Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen und als sie die Wohnung betrat und die Sachen in der Diele entdeckte, wusste sie, dass es tatsächlich stimmte. Rebecca war hier. Erneut traten ihr Tränen in die Augen, doch diesmal war der Grund ein anderer. Als die junge Gräfin kurz darauf in die Diele kam und sie unsicher anblickte, fehlten Marlene zum zweiten Mal an diesem Tag die Worte. Sie blickte ihre Freundin schweigend an „es tut mir leid, ich hoffe, Du hast Dich nicht erschrocken...ich habe extra den Zettel an die Tür gemacht, damit Du mich nicht für einen Einbrecher hältst und mich am Ende womöglich K. O. schlägst“ versuchte sie sich an einem Scherz und lächelte leicht verlegen. Da ihr Gegenüber weiterhin stumm blieb, wurde Rebecca zunehmend nervöser, ging aber dennoch langsam auf die andere zu „Marlene? Ist alles okay mit Dir?“ fragte sie besorgt, als sie die Tränen in ihren Augen erblickte. Die Blondine schüttelte überfordert den Kopf, was die Gräfin nur noch unsicherer machte, die nicht wusste, ob es nur an ihr lag, oder ob noch etwas anderes ihre Freundin so traurig machte „kannst Du bitte endlich etwas sagen? Ich weiß, dass ich Dich gerade total überrumpel mit meinem unangekündigten Auftauchen, und dass ich vorher mit Dir hätte reden sollen, aber ich hatte Angst, dass Du vielleicht nein sagen würdest. Ich konnte aber auch nicht weiter in New York sitzen und einfach abwarten, das hat mich wahnsinnig gemacht. Bitte, Marlene...sei mir nicht böse. Ich wollte doch einfach nur bei Dir sein, damit wir richtig miteinander reden können...und nicht nur über dieses blöde Telefon, wo wir uns nicht mal in die Augen sehen können“ erklärte sie, und hatte plötzlich das Gefühl, dass etwas an Marlenes Haltung sich geändert hatte. Und dann, völlig unerwartet, kam die Blondine die letzten Schritte auf sie zu und nahm sie wortlos in die Arme. Rebecca war so perplex, dass sie es zunächst kaum glauben konnte, doch dann schloss auch sie fest die Arme um ihre Freundin, deren leise Worte wie Balsam auf ihrer Seele waren „ich bin so froh, dass Du da bist.“


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 15:00 
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Post vom 17. & 18.11.2014

Kapitel 39 - Teil 1: Liebe ist...

...wie ein gutes Rezept, das man lernen muss...

Nachdem die beiden Frauen sich ein wenig beruhigt hatten, fand auch die Blondine endlich ihre Sprache wieder „seit wann bist Du denn schon hier?“ fragte sie und rieb sich die von Tränen verschleierten Augen. Rebecca betrachtete ihre Freundin aufmerksam und griff nach ihrer rechten Hand „seit heute Morgen, ich habe den ersten Flug nach L. A. genommen, den ich kriegen konnte“ erwiderte sie „was ist mit Dir? Du siehst so mitgenommen aus? Liegt das an unseren Problemen, oder ist irgendetwas passiert?“ Die Blondine seufzte, es war schon bemerkenswert, dass Rebecca gerade mal wenige Sekunden benötigte, um zu merken, dass etwas nicht stimmte. Eigentlich war das sehr tröstlich, doch im Moment fühlte sie sich nicht in der Lage dieses schwierige Thema anzusprechen. Es waren zu viele Emotionen auf einmal, Marlene musste erst mal begreifen, dass die Gräfin jetzt bei ihr war und sich auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war. Und das waren sie beide. Sie nickte zaghaft „später, jetzt will ich erst mal etwas zur Ruhe kommen“ erklärte sie, ließ Rebeccas Hand los und zog ihre Jacke aus. Anschließend gingen sie gemeinsam ins Wohnzimmer, wo sie sich eine Weile schweigend anblickten. Es war eine ungewohnte Situation für das Paar, das sich normalerweise ganz anders verhielt, wenn es sich nach längerer Zeit wieder sah, doch die Anspannung zwischen ihnen war nach wie vor greifbar. Schließlich räusperte sich Marlene etwas verlegen „jetzt habe ich nicht mal was anständiges zu Essen da...dabei hast Du doch sicher Hunger, oder?“ fragte sie, um die bedrückende Stille irgendwie zu durchbrechen. Ehe die Gräfin darauf antworten konnte, lief sie in die Küche und öffnete den Kühlschrank „der ist ja voll...“ bemerkte sie erstaunt und drehte sich um „Du warst einkaufen?“ Rebecca nickte grinsend „irgendwie musste ich mir ja die Zeit vertreiben. Ich hätte auch was gekocht, aber ich wusste nicht, wann Du nach Hause kommst...Es ist alles da, was man für Dein leckeres Hähnchen Curry braucht, aber alleine habe ich mich da nicht ran getraut...Wir können es ja zusammen kochen, wenn Du magst“ schlug sie vor, da reichte Marlene ihr bereits ein Messer. „Das ist eine gute Idee, dann darfst Du direkt mal anfangen die Zwiebeln zu schneiden“ erwiderte sie zwinkernd und holte dann die restlichen Zutaten aus dem Kühlschrank, die sie für das Gericht brauchten. Die Brünette deutete mit der Messerspitze in die Richtung ihrer Freundin und setzte ein gespielt empörtes Gesicht auf „immer diese niederen Aufgaben, Du glaubst wohl, dass ich für mehr in der Küche nicht tauge, was?“ Marlene sah sie belustigt an „ich will Dich ja nicht frustrieren, aber selbst meine Kochkünste schlagen Deine bei weitem...und DAS mag wahrlich was heißen“ bemerkte sie, bevor sie ihr zwei Zwiebeln reichte „und bitte schön klein schneiden, wenn es keine allzu großen Umstände macht.“ Die Gräfin lachte und setzte sich an den kleinen Tisch „da will man mal was Gutes tun und wird dafür auch noch veräppelt. Das werde ich mir merken, meine Liebe“ erklärte sie, bevor sie anfing die erste Zwiebel zu schälen. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, dass auch Marlene lächelte, und spürte einen Teil der erdrückenden Last von sich abfallen. Es war zwar noch lange nicht alles wieder gut, aber es war ein Anfang, und wenn das Eis erst mal gebrochen war, dann würden sie auch den Rest noch hinbekommen „so muss es einfach sein.“

Als die beiden Frauen etwas später das Chaos in der Küche beseitigt hatten, durfte Rebecca das Essen abschmecken und verzog angewidert das Gesicht „was ist? Sag jetzt bitte nicht, dass ich es zu kräftig gewürzt habe“ sagte Marlene entsetzt, woraufhin die Gräfin nickte „man könnte meinen, dass mindesten eine der Köchinnen schwer verliebt ist. Das ist total versalzen.“ Die Blondine blickte ihre Freundin ungläubig an und nahm ihr den Löffel aus der Hand „das kann doch gar nicht sein, ich habe nicht mehr Salz genommen, als sonst auch“ erwiderte sie und probierte selbst etwas von dem Curry, während Rebecca weiterhin keine Miene verzog. Erst als Marlene sie böse anguckte, fing sie an zu grinsen „aber Du hast es mir abgekauft, gib es zu“ feixte sie und handelte sich dafür einen Schlag mit dem Trockentuch ein, das Marlene in der Hand hielt „raus hier, sonst setzt es was! Mach Dich lieber nützlich und deck schon mal den Tisch.“ Sie schüttelte belustigt den Kopf, als die Gräfin der Aufforderung nachkam und stellte den Herd aus „verrücktes Huhn“ flüsterte sie, wobei ihr einmal mehr bewusst wurde, wie sehr ihr genau solche Momente fehlten. Ganz alltägliche Dinge, und sei es nur gemeinsam zu kochen, spazieren zu gehen, oder sich gemeinsam einen schönen Film anzusehen. All das war für die meisten Menschen völlig normal, doch wenn man sich nur selten sehen konnte, dann wurden eben diese sonst so selbstverständlichen Dinge plötzlich zu etwas Wertvollem. „Ironie des Schicksals“ dachte Marlene „wenn man es hat, nennt man es langweiligen Alltagstrott, hat man es irgendwann nicht mehr, vermisst man es und wünscht es sich zurück.“ Sie seufzte, und obwohl sie es eigentlich nicht wollte, musste sie wieder an das denken, was am Wochenende vorgefallen war. War Rebecca am Ende hergekommen, weil sie ihr möglichst schonend beibringen wollte, dass doch etwas zwischen ihr und dieser Frau vorgefallen war? Oder hatte sie es einfach nicht mehr ausgehalten und genau wie sie selbst Angst gehabt, dass ihre Beziehung an den Streitigkeiten zerbrechen würde? „Warum kann nicht einfach alles ganz normal sein?“ fragte sie sich, während sie sich mit dem Essen auf den Weg ins Wohnzimmer machte „dann könnte ich sie jetzt einfach küssen, ihr sagen wie sehr ich sie liebe und das Essen würde wie so oft kalt werden...“ Sie ertappte sich selbst beim Grinsen, als die den Satz zu Ende dachte und versuchte vorerst an nichts anderes mehr zu denken, als an das bevorstehende Essen.

Tatsächlich löste sich die Anspannung während des Essens immer weiter und Rebecca erzählte Marlene gerade davon, dass ihre Familie sich überraschend bei ihr gemeldet hatte „Du wirst es mir nicht glauben, aber Sebastian hat mich tatsächlich gefragt, ob ich wieder als Chefdesignerin bei LCL anfangen würde. Wobei gefragt nicht der richtige Ausdruck ist, ich würde es eher schon als Anbetteln bezeichnen, so wie er geklungen hat“ berichtete sie kopfschüttelnd. Marlene setzte ihr Weinglas ab und blickte ihr Gegenüber verwundert an „hat er denn auch einen Grund genannt, warum das so ist? Und weshalb gerade jetzt? Er weiß doch, dass Du Dich inzwischen selbstständig gemacht hast, oder nicht?“ hakte sie nach, was Rebecca mit einem Schnauben quittierte „natürlich weiß er das, aber meine Familie ist es eben gewohnt, dass ich mich zum Wohle aller aufopfere, und es scheint sehr schlecht um LCL zu stehen. Ganz neu ist mir das nicht, ich habe die letzte Kollektion gesehen und die war ein ziemlicher Flop, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ehrlich gesagt, tat Sebastian mir schon etwas leid, er hat mal wieder mächtige Probleme mit Tanja und seit Elisabeth das Sagen hat, ist auf dem Schloss wieder der kalte Krieg ausgebrochen. Trotzdem fand ich es ziemlich unverschämt von ihm, zumal er ja auch weiß, dass wir beide wieder zusammen sind. Das hat ihn aber nicht daran gehindert mir Unsummen zu bieten, nur um mich zurück nach Düsseldorf zu locken. Als wäre es mir jemals um das verdammte Geld gegangen...so gut sollte mein eigener Bruder mich eigentlich kennen.“ Sie verdrehte die Augen und trank einen Schluck von dem Wein „und, was hast Du ihm nun gesagt?“ fragte die Blondine, wenngleich sie es sich natürlich denken konnte „dass ich kein Interesse daran habe jemals wieder für LCL zu arbeiten. Die haben den Karren in den Dreck gefahren, also sollen sie ihn bitte auch wieder alleine heraus ziehen. Ich weiß schließlich genau wie das abläuft...Rebecca eilt herbei, hängt sich voll rein und wird zurückgepfiffen, sobald sie mal eigene Ideen verwirklichen will, die nicht mit denen von Tanja übereinstimmen. Nein, danke. Dafür bin ich mir inzwischen wirklich zu schade“ erklärte sie bestimmt. Marlene konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, sie war stolz auf ihre Freundin, die sich offenbar ein für allemal von den einnehmenden Fängen ihrer Familie befreit hatte „das war genau richtig. Es wird höchste Zeit, dass sie Dich endlich als gleichwertig ansehen. Abgesehen davon brauchst Du LCL nicht, um erfolgreich zu sein, das bist Du auch so. Nur umgekehrt ist das anscheinend nicht der Fall und wenn ich ehrlich sein soll, dann macht mich das sogar ein kleines bisschen schadenfroh“ gab sie zu und erhob zwinkernd ihr Glas. „Mich auch“ verkündete die Brünette und zwinkerte zurück, ehe sie ebenfalls ihr Glas erhob „außerdem interessiert mich im Moment ohnehin nur eines...und das sitzt mir direkt gegenüber.“ Marlene wusste, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, an dem alles eine unangenehme Wendung nehmen konnte und leerte hastig ihr Glas „ich gehe nur kurz die Flasche holen...“ sagte sie und rückte ihren Stuhl nach hinten, um aufzustehen, doch Rebecca streckte den Arm aus und hielt sie fest. Sie schaute der anderen fest in die Augen „bleib bitte hier...wir müssen das endlich klären, ehe es uns auffrisst“ erklärte sie, woraufhin die Blondine nickte „Du hast Recht, das müssen wir wohl“ erwiderte sie leise „dann sag es mir bitte, Rebecca, und zwar alles. Ich muss das wissen...keine Lügen mehr, und seien sie auch noch so klein.“ Die junge Gräfin nickte „versprochen.“


Kapitel 39 - Teil 2: Liebe ist...

...wie das Wetter, mal stürmisch und mal beständig...


Die beiden Frauen hatten sich in den hinteren Teil des Wohnzimmers zurückgezogen, wo sie gemeinsam auf dem großen Sofa saßen. Rebecca hatte bereits angefangen von dem Abend zu erzählen und wirkte mittlerweile nicht mehr ganz so selbstsicher, wie noch wenige Minuten zuvor. Als sie schließlich von dem Flirt mit Maja berichtete und von deren eindeutigen Absichten, wusste Marlene auch, warum. Der Blick der Blondine verfinsterte sich zunehmend und als sie hörte, dass die Gräfin zusammen mit besagter Frau die Party verlassen hatte, stand sie vom Sofa auf und sah ihre Freundin empört an „das ist doch nicht Dein Ernst, oder? Von wegen da war nichts...ich habe doch gleich gemerkt, dass Du so komisch warst am Telefon. Ich fasse es einfach nicht!“ sagte sie aufgebracht und konnte sich kaum mehr beruhigen. Rebecca sprang vom Sofa auf und stellte sich zu ihr „lass mich bitte erst ausreden, es ist nichts passiert! Ich hatte doch gar nicht vor sie zu begleiten. Ich bin nur mitgegangen, weil sie mich regelrecht hinter sich hergezogen hat. Als wir draußen waren, habe ich sie alleine in eines der Taxis verfrachtet und den Fahrer gebeten, sie sicher nach Hause zu bringen. Das war alles, und das ist die ganze Wahrheit, Marlene, das schwöre ich Dir!“ Die Wolf Tochter starrte die Gräfin aufgelöst an, ihr Herz pochte noch immer, als wollte es jeden Moment aus ihrer Brust springen „nichts passiert, ja? Also mir reicht das ehrlich gesagt schon, oder ist es jetzt normal, dass man mit wildfremden Frauen flirtet was das Zeug hält? Da ist es ja kein Wunder, dass sie sich mehr versprochen hat! Und das alles nur, weil Du bezüglich Jacob was in den falschen Hals bekommen hast. Soll das jetzt immer so laufen? Muss ich jedes Mal Angst haben, dass Du etwas anstellst, wenn ich mich in Deinen Augen mal nicht richtig verhalten habe? Das ist fast wie damals bei LCL, als es Dir nicht gepasst hat, dass ich eine andere Meinung vertreten habe!“ regte sie sich auf und fuchtelte dabei mit den Armen in der Luft herum. Obwohl Rebecca ihre Aufregung verstehen konnte, fühlte sie dennoch Wut in sich aufsteigen „Moment mal, jetzt spiel Deine eigene Lüge mal nicht so herunter. Natürlich war es nicht richtig von mir, ich hätte gar nicht erst zu dieser beschissenen Party gehen sollen, so mies wie ich drauf war. Aber dass es überhaupt erst zu dem Streit gekommen ist, lag doch wohl nur daran, dass Du meintest mich anlügen zu müssen und Dich hinter meinem Rücken mit Jacob zu treffen! Mit dem Mann, der noch immer darauf hofft, dass Du irgendwann Deine Gefühle für ihn entdeckst! Und erzähl mir jetzt nicht wieder, dass ich mir das nur einbilde“ schoss sie zurück, und zu ihrer eigenen Verwunderung widersprach die andere ihr nicht. Rebeccas Blick bohrte sich in den ihrer Freundin „was ist? Warum sagst Du nichts dazu? Oder bist es am Ende doch Du, die hier etwas zu beichten hat?“ fragte sie unsicher „ich...nein, es ist nur...wegen Jacob. Da ist in der Tat noch etwas, was ich Dir sagen muss“ erwiderte sie und setzte sich wieder hin. Sie stieß hörbar die Luft aus und versuchte sich ein wenig zu sammeln „Marlene, ich warte“ forderte die Brünette sie auf, die nun langsam ungeduldig wurde und unruhig vor der anderen herum tigerte „kannst Du Dich bitte hinsetzen, Du machst mich ganz nervös.“ Rebecca kam der Bitte etwas widerwillig nach und schaute ihre Freundin von der Seite an „was war mit Jacob? Du guckst doch nicht umsonst so betrübt aus der Wäsche“ stellte sie fest „es ist...Du hattet Recht mit Deiner Vermutung...er hat tatsächlich noch Gefühle für mich und hat sich anscheinend wieder Hoffnungen gemacht. Aber ich habe es leider zu spät gemerkt...“ gab sie sichtbar zerknirscht zu, während sie auf ihrer Lippe herum kaute, wie sie es immer tat, wenn sie nervös war. Beinahe hätte Rebecca sie einfach in den Arm genommen, weil diese süße Macke sie jedes Mal aufs Neue schwach werden ließ, aber sie konnte dem Impuls einfach nicht nachgeben „was soll das bedeuten, Du hast es zu spät gemerkt?“ hakte sie mit ungutem Gefühl nach, woraufhin Marlene sie bedauernd ansah „es ist mir erst klar geworden, als er mich geküsst hat...vor meiner Wohnungstür, nachdem wir im Theater waren. Er hatte mitbekommen, dass wir uns gestritten haben und ich habe gedacht, dass er mich einfach nur trösten wollte...“ Rebecca schaute sie aus großen Augen an und stand dann erneut vom Sofa auf „ich sage jetzt besser nichts dazu...sonst vergesse ich mich noch“ bemerkte sie hörbar wütend, bevor sie sich wieder zu Marlene umdrehte „und dass Du mir diese Kleinigkeit ebenfalls verschwiegen hast, lag wohl auch nur darin begründet, dass ich mich nicht unnötig aufregen soll, richtig? Aber mir eine Szene machen! Dabei habe ich niemanden geküsst!“ warf sie der anderen verletzt vor, die jetzt ebenfalls vom Sofa aufstand. Sie blieb vor der Gräfin stehen und erkannte die gleiche Unsicherheit und Angst in ihren Augen, die auch sie selbst empfand „das stimmt so nicht. Nicht ich habe ihn geküsst, er hat mir den Kuss einfach aufgezwungen. Ich habe ihn danach sofort weg geschickt. Und wann genau hätte ich es Dir denn erzählen sollen? Am Telefon, wo die Situation doch ohnehin schon kaum auszuhalten war? Ich habe es aus den gleichen Gründen nicht getan, wie Du auch, weil ich nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen wollte“ erklärte sie mit inzwischen ruhiger Stimme. Rebecca wandte sich ab und blickte aus dem Fenster, draußen war es mittlerweile stockdunkel. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war, und es war ihr auch egal „war das alles?“ wollte sie wissen, was die Blondine irritierte „ja, das heißt...nein, vorhin habe ich noch mal mit ihm geredet, aber...“ setzte sie zu einer Erklärung an, doch die Brünette schüttelte den Kopf „ich will es gar nicht wissen. Für heute habe ich genug gehört.“ Marlene akzeptierte es, sie selbst fühlte sich nicht minder ausgelaugt und brauchte dringend etwas Schlaf. Sie näherte sich der Gräfin von hinten und legte sanft die Hände auf ihre Schultern „dann lass uns schlafen gehen. Du bist doch sicher auch Hunde müde...wir können auch morgen weiter darüber reden“ schlug sie versöhnlich vor, doch Rebecca überraschte sie mit ihrer Antwort „okay, ich schlafe auf der Couch.“ Marlene ließ von ihr ab und sah sie verwundert an, als sie sich wieder zu ihr umgedreht hatte „das musst Du aber nicht...“ sagte sie, doch die Gräfin schien entschlossen „kann ich zuerst ins Bad?“ fragte sie ausweichend, und als Marlene nickte, verschwand sie wortlos in selbigem.

Das leise und gleichmäßige Ticken der Uhr, das sie seit Stunden wahrnahm, brachte Rebecca fast um den Verstand. Entnervt stülpte sie sich das Kissen über den Kopf, nur um es kurz darauf quer durchs Wohnzimmer zu schmeißen und frustriert aufzustöhnen. Ein Blick auf das Handy verriet ihr, dass es gerade mal 02 Uhr war „na bravo“ dachte sie und ließ sich wieder nach hinten fallen. Sie starrte an die Decke und dachte an Marlene, die nur wenige Meter von ihr Entfernt in ihrem Bett lag „jetzt bin ich schon in L. A. und trotzdem sind wir voneinander getrennt.“ Sie schloss resigniert die Augen und fragte sich, was bloß in sie gefahren war, dass sie freiwillig darauf verzichtet hatte neben ihrer Freundin einzuschlafen, die sogar noch einen Schritt auf sie zu gemacht hatte „vielleicht weil sie Jacob geküsst hat“ schoss es ihr durch den Kopf, dabei war das natürlich Blödsinn. Marlene hatte ihr glaubhaft versichert, dass der Kuss ausschließlich von ihm ausgegangen war und Rebecca hatte keinen Grund daran zu zweifeln „ich bin einfach eine Vollidiotin“ tadelte sie sich selbst und setzte sich auf. Die ungeklärte Situation und nicht zuletzt die Sehnsucht nach ihrer Freundin, ließen sie einfach nicht zur Ruhe kommen und sorgten dafür, dass sie kein Auge zu tun konnte. Rebecca rieb sich durch das müde Gesicht und stand dann kurz entschlossen auf. Langsam schlich sie in Richtung Schlafzimmer und blieb schließlich unentschlossen vor der Tür stehen. Ihre Hand glitt zur Klinke, wo sie eine ganze Weile ruhte, doch sie wagte einfach nicht sie herunter zu drücken und kehrte stattdessen zurück zum Sofa „Rebecca von Lahnstein, Du bist nicht nur blöd, sondern auch noch feige.“ Sie legte sich wieder hin und zog sich die Decke bis zum Kinn, ihr war auf einmal furchtbar kalt.

Auch im Schlafzimmer fand jemand keine Ruhe. Marlene drehte sich von eine Seite auf die andere und ertappte sich immer wieder dabei, wie sie im Halbschlaf die Hand nach Rebecca ausstreckte. Jedes Mal, wenn sie dabei ins Leere griff, wurde sie wach und musste feststellen, dass ihre Freundin nicht neben ihr lag, sondern auf dem Sofa im Wohnzimmer. Die Blondine legte die Hände aufs Gesicht und seufzte „warum muss immer alles so kompliziert sein?“ fragte sie sich erneut „und weshalb habe ich ihr nicht einfach sofort geglaubt? Dabei weiß ich doch, dass sie mich nie mit Absicht verletzen würde.“ Sie setzte sich auf und knipste die kleine Nachttischlampe an. Eigentlich hatte sie geglaubt wütend auf Rebecca zu sein, doch irgendwie hatte die Gräfin es geschafft, dass sie sich schuldig fühlte, obwohl sie doch gar nichts verbrochen hatte „habe ich das wirklich nicht? Oder bin ich am Ende doch schuld, weil ich Jacob nicht deutlich genug gezeigt habe, wo ich stehe und zu wem ich gehöre?“ Marlene schüttelte den Kopf, sie war übermüdet, das Denken fiel ihr schwer, und sie vermisste ihre Freundin „so geht das nicht.“ Aus einem Impuls heraus stand sie auf und lief leise ins Wohnzimmer. Rebecca lag auf der Seite und hatte das Gesicht der Couch Innenseite zugewandt, sodass Marlene nicht erkennen konnte, ob sie schon schlief. Sie ging in die Hocke und berührte die Gräfin sanft an der Schulter „Rebecca?“ flüsterte sie „bist Du wach?“ Die Gefragte reagierte sofort „ich kann nicht schlafen“ erwiderte sie leise und drehte sich um „obwohl ich die Augen kaum noch aufhalten kann.“ Marlene nickte zaghaft „ich auch nicht“ gab sie zu und suchte unter der Decke nach Rebeccas Hand „komm doch mit ins Bett.“ Die Gräfin lächelte erleichtert und begleitete ihre Freundin ins Schlafzimmer. Dort angekommen, schlüpften die beiden Frauen wortlos zusammen unter die Decke, kuschelten sich aneinander und fanden kurz darauf endlich den erlösenden Schlaf, den sie so dringend brauchten.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 15:02 
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Post vom 23.11.2014

dani2503 hat geschrieben:
Meine Lieben,

heute bricht das 40. und gleichzeitig auch das letzte Kapitel dieser Geschichte an, worüber ich sehr froh bin, denn es bedeutet, dass endlich wieder zusammenfindet, was zusammen gehört. Natürlich war von Anfang an klar, dass es hier bei mir nur ein Happy End für die beiden Damen geben würde, das habe ich schließlich versprochen. Außerdem gibt es "Die Kraft der Liebe" auch nur, weil die VL Autoren diese wunderschöne Liebesgeschichte derart verhunzt haben, dass ich mich genötigt sah dieses Vergehen wieder in Ordnung zu bringen ;-) Und ich hoffe, dass mir dies mit den 40. Kapiteln gelungen ist, und dass ich damit den ein oder anderen Marbecca Fan versöhnen konnte. Natürlich ist das letzte Kapitel auch wieder in mehrere Teile aufgesplittet, denn Ihr wisst ja, ich habe es einfach nicht so mit dem Grundsatz "kurz und schmerzlos." Das überlasse ich dann doch eher den Autoren und bleibe meiner etwas ausufernden Schreiberei treu :D Schließlich geht es hier ja nicht einfach um irgendetwas, sondern um Marlene & Rebecca, und darüber kann man (bzw. ich) ja bekanntlich niemals genug schreiben 8) Nun aber (vorerst) genug der vielen Worte, ich werde mich sicherlich noch einmal äußern, aber jetzt geht es erst mal weiter mit:


Kapitel 40 - Teil 1: Marlene & Rebecca – Weil es Liebe ist

- Nägel mit Köpfen -


Als Rebecca erwachte, lag sie alleine im Bett und befürchtete schon, dass sie nur geträumt hatte, aber dann erinnerte sie sich wieder daran, dass ihre Freundin sie in der Nacht zu sich ins Bett geholt hatte und lächelte erleichtert. Sie streckte sich einmal kräftig und vernahm einen angenehmen Kaffeeduft, der sie schließlich aus dem Bett lockte. Ihr erster Weg führte ins Badezimmer, wo sie sich schnell frisch machen wollte. Marlene war sicher schon fertig, da sie gleich arbeiten musste und Rebecca wollte ihr nicht total verschlafen unter die Augen treten „ob sie noch sauer auf mich ist? Aber wenn dem so wäre, hätte sie mich doch sicher auf dem Sofa schlafen gelassen“ überlegte sie fieberhaft, während sie in die Duschkabine schlüpfte.

Marlene saß unterdessen an dem notdürftig gedecktem Frühstückstisch und nippte nachdenklich an ihrem Kaffee. Sie fühlte sich deutlich besser, nachdem sie endlich wieder ein paar Stunden am Stück geschlafen hatte und hoffte, dass es Rebecca ähnlich ging und dass sie heute noch einmal in Ruhe würden reden können. Leider musste sie gleich zur Arbeit, da heute eine wichtige Probestunde für einige der Schüler anstand, die sie auf keinen Fall ausfallen lassen konnte „hoffentlich habe ich wenigstens Glück und Jacob ist nicht da“ ging es ihr durch den Kopf, doch ihr war klar, dass sich das Problem auf keinen Fall von alleine lösen würde „ich muss eine Entscheidung treffen.“ Die Erkenntnis war ernüchternd, aber die Blondine spürte, dass es an der Zeit war etwas zu unternehmen und nicht länger darauf zu warten, dass ihr jemand die Entscheidung abnahm. Ihre Gedanken wurden unterbrochen als die Gräfin den Raum betrat und sie lächelnd begrüßte „guten Morgen...täusche ich mich, oder riecht es hier nach frischem Kaffee?“ Marlene lachte und griff nach der großen Tasse, die vor ihr stand „das hast Du richtig erfasst“ erwiderte sie, schenkte den Kaffee ein und reichte ihn der anderen „dafür fällt ein richtiges Frühstück leider aus, wie Du siehst. Frisches Brot und Aufbackbrötchen standen anscheinend nicht auf Deiner gestrigen Einkaufsliste.“ Sie zwinkerte Rebecca zu, und als diese schelmisch grinste, konnte sie nicht anders als zu denken, wie unfassbar süß sie doch aussah „Du weißt doch, dass Einkaufszettel nur was für Bürokraten sind“ scherzte sie und trank etwas von ihrem Kaffee „hm, das tut gut, mehr brauche ich gar nicht.“ Sie blickten sich eine Weile schweigend an „es tut mir leid“ platzte es schließlich aus ihr heraus „ich habe mich gestern blöd benommen...erst fordere ich von Dir, dass Du mir alles erzählst und dann lasse ich Dich einfach stehen. Ich weiß auch nicht, warum ich so reagiert habe...ich glaube Dir ja, dass Du nichts für den Kuss konntest, aber irgendwie...“ sie seufzte resigniert und war froh, dass Marlene den Satz für sie vollendete „konntest Du nicht anders, weil es Dich wütend gemacht hat und Du trotzdem eifersüchtig bist.“ Die Gräfin nickte und stellte die Tasse auf den Tisch „aber ich war nicht wütend auf Dich, sondern auf Jacob. Weil er die Situation ganz offenbar ausnutzen wollte und weil er anscheinend immer noch glaubt, dass er mich nicht ernst nehmen muss. Es ist ja gar nicht so, dass ich Dir nicht vertraue, das tue ich, wirklich. Aber ich kann einfach nicht gut damit umgehen, dass dieser Typ die ganze Zeit in Deiner Nähe ist, während ich so weit weg bin. Das ist es, was mich so eifersüchtig macht. Dass er Dir näher sein kann, als ich“ erklärte sie ehrlich und hoffte, dass ihre Freundin es ihr auch glauben würde. Marlenes blaue Augen wirkten wach und die Brünette glaubte eine gewisse Entschlossenheit in ihnen zu erkennen „das kann ich verstehen“ sagte sie zu Rebeccas Erstaunen, legte ihren Arm über den Tisch und öffnete einladend die Hand „aber die Nähe ist doch nur physisch. Wirklich nahe wird er mir deshalb nicht sein, niemals.“ Rebecca legte ihre Hand in die ihrer Freundin und schaute sie nachdenklich an „das weiß ich, es ist trotzdem schwer zu akzeptieren“ gab sie zu, versuchte jedoch ihre Traurigkeit mit einem Lächeln zu überspielen. Die Blondine streichelte sanft über ihren Handrücken, sie hätte das Gespräch gerne fortgesetzt, aber ihr lief die Zeit davon „mir fällt es doch auch nicht leicht“ entgegnete sie mit weicher Stimme „und es tut mir leid, dass ich jetzt gehen muss, aber ich kann den Unterricht heute nicht ausfallen lassen. Ich werde versuchen eher Schluss zu machen, damit wir etwas mehr vom Abend haben, okay?“ Rebecca nickte und hatte insgeheim schon einen Plan, wie der Abend aussehen könnte „mach Dir keinen Kopf, ich laufe ganz sicher nicht weg. Außerdem bin ich ja darin geübt Dich zu vermissen, da werden mich ein paar Stunden mehr oder weniger schon nicht umbringen“ bemerkte sie scherzhaft, doch Marlene wusste, dass es ihr schwer fiel, genauso wie ihr selbst. Sie stand auf, ging um den Tisch herum und zog Rebecca zu sich hoch „Du könntest mich ja zur Vocal School begleiten. Ein bisschen frische Luft tut Dir sicher gut und außerdem könntest Du dann auch mal sehen, was ich dort so mache“ schlug sie vor und bekam ein strahlendes Lächeln zur Antwort „sehr gerne sogar“ antwortete die Gräfin gut gelaunt. „Schön, dann lass uns aufbrechen. Ich bin nämlich schon etwas spät dran“ verkündete die Blondine erfreut, woraufhin die beiden Frauen sich fertig machten und gemeinsam die Wohnung verließen.

Vor dem Eingang der L. A. Vocal School nahm Rebecca ihre Freundin bei den Händen und sah ihr fest in die Augen „danke, dass Du mich mitgenommen hast. Aber glaubst Du wirklich, dass es eine gute Idee ist, wenn ich da rein gehe?“ Marlene grinste „Du wirst Dich doch wohl kaum mit Jacob prügeln, oder?“ erwiderte sie und zog die Gräfin zu sich heran „außerdem bist Du hier, um mir bei der Arbeit zuzusehen und dabei ist Jacob in der Regel nicht anwesend.“ Sie zögerte einen Augenblick, doch dann legte sie ihre Lippen sanft auf die von Rebecca und hinterließ ein angenehmes Kribbeln auf ihnen. Es war der erste Kuss seit ihrem Wiedersehen und die Gräfin fühlte einen Anflug von Euphorie in sich aufsteigen, der alles andere unwichtig werden ließ „also, was ist? Kommst Du nun mit rein?“ fragte Marlene und bekam erneut ein Lächeln zur Antwort „ich folge Dir, wohin Du willst“ erklärte die junge Gräfin entschlossen, wenngleich sie ihre Freundin jetzt viel lieber für sich alleine gehabt hätte.

Zwei Stunden später beobachtete Rebecca noch immer fasziniert, wie Marlene in ihrer Arbeit aufging, die so gar nichts mit ihrer letzten Tätigkeit in Düsseldorf gemeinsam hatte. Ihr war zwar längst klar gewesen, wie wichtig die Arbeit für Marlene war, aber erst jetzt realisierte sie, wie sehr sie dabei aufblühte und es machte sie furchtbar glücklich ihre Freundin so zu sehen. „Ich hätte mir das schon viel eher ansehen sollen“ dachte sie gerade, als Jacob den Raum betrat und sie irritiert anstarrte „das war ja klar, mir bleibt auch nichts erspart.“ Er kam auf sie zugelaufen und blieb unmittelbar vor ihrem Platz stehen „Rebecca, das ist ja eine Überraschung. Ich wusste gar nicht, dass Du in L. A. bist“ bemerkte er wenig begeistert, was sie mit einem Schnauben quittierte „tja, dumm gelaufen, was? Jetzt kannst Du Dich gar nicht mehr an meine Freundin heran machen. Denn das traust Du Dich ja bekanntlich nur, wenn ich weit weg bin“ erwiderte sie angesäuert. Ihr war bewusst, dass diese Diskussion zu nichts führen würde, aber sie konnte nicht anders und musste ihrem Unmut einfach Luft verschaffen „und nur fürs Protokoll...Du kannst es aufgeben, denn Du wirst keinen Erfolg damit haben. Also tu uns bitte allen einen Gefallen und schlag Dir Marlene endlich aus dem Kopf.“ Jacobs Blick zeigte seine Verwunderung, er schaute kurz zu der Blondine, die noch nichts von seiner Anwesenheit bemerkt hatte und wandte sich dann wieder Rebecca zu „ich denke, das ist eine Sache zwischen Marlene und mir. Und die können wir auch ganz gut selbst klären, dafür brauchen wir Dich nicht.“ Die Gräfin stand auf und blickte ihn finster an „und ich glaube, dass Du es immer noch nicht verstanden hast. Es gibt nichts mehr zu klären, Marlene gehört zu mir und das hast Du gefälligst zu akzeptieren! Sie will nichts von Dir, also unterlasse in Zukunft Deine unerwünschten Annäherungsversuche, verstanden?“ Marlene hatte die beiden inzwischen entdeckt und kam schnell auf sie zugelaufen „gibt es Probleme?“ wollte sie wissen „nein, jetzt nicht mehr“ erwiderte Rebecca und wandte sich dann direkt an ihre Freundin „hast Du was dagegen, wenn ich schon mal nach Hause gehe? Ich kann auf dem Weg ja noch mal ein paar Kleinigkeiten einkaufen?“ Die Gefragte schüttelte den Kopf „nein, natürlich nicht. Wir sehen uns dann später“ erklärte sie etwas verunsichert. Rebecca nickte zustimmend, machte einen großen Schritt auf sie zu und gab ihr einen demonstrativen Kuss, bevor sie Jacob einen letzten bösen Blick zuwarf und den Saal verließ.

Nach dem Unterricht saß Marlene in ihrem Büro und hing erneut ihren Gedanken nach. Sie erinnerte sich zurück an ihre Anfangszeit in L. A. und wie sehr sie sich gefreut hatte, als Jacob ihr das Angebot machte sich an der Vocal School zu beteiligen. Damals war es ihr wie ein Sechser im Lotto erschienen, doch seitdem war viel passiert und die Blondine sah sich mit einer Gewissensfrage konfrontiert, die zu beantworten alles andere als leicht war. Auch wenn Jacob sich zuletzt nicht immer richtig verhalten hatte, so hatte sie ihm doch viel zu verdanken und stand gewissermaßen in seiner Schuld. Und dann waren da ja auch noch die vielen Schüler, die ihr nicht nur ans Herz gewachsen waren, sondern die auch große Erwartungen an sie hatten. Sicher wären sie enttäuscht von ihr, wenn sie einfach alles hinschmeißen würde. Marlene seufzte und starrte auf den Bildschirm ihres Laptops „kann ich das wirklich machen? Und will ich das überhaupt?“
Es klopfte leise an der Tür und einen Augenblick später stand Jacob in ihrem Büro, der auch direkt zur Sache kam „war es wirklich nötig, dass Du Rebecca von dem Kuss erzählst? Du hättest mir wenigstens sagen können, dass sie es weiß und dass Du sie einfach mit hier her bringst. Falls das Absicht gewesen sein sollte und Ihr beide meint, dass mich ihre Ansage in irgendeiner Form beeindruckt hat, muss ich Dich leider enttäuschen. Außerdem finde ich es ziemlich traurig, dass wir diese Sache nicht unter uns klären können...ich dachte nämlich, dass wir immerhin noch Freunde sind“ erklärte er hörbar enttäuscht. Marlene blickte ihn betrübt an, in diesem Moment wurde ihr endgültig klar, dass es keinen Sinn mehr machte, und so druckte sie das Schreiben, das sie gerade erstellt hatte, kurzentschlossen aus. „Genau das ist doch das Problem, denn Deine Gefühle für mich verhindern, dass wir einfach nur Freunde sein können. Das alleine wäre vielleicht noch zu lösen gewesen, aber es kann einfach nicht sein, dass Du mit Deinem Verhalten meine Beziehung störst. Und dass ich Rebecca davon erzähle ist doch wohl selbstverständlich, schließlich habe ich nichts zu verbergen und Du wirst kaum von mir verlangen können, dass ich sie wegen Dir belüge. Wir haben es auch so schon schwer genug, Jacob. Es tut mir wirklich sehr leid, aber so wie die Dinge liegen, sehe ich keine Basis mehr für eine Zusammenarbeit. Du hast zwar immer gesagt, dass Du Privates und Berufliches trennen kannst, und ich weiß auch, dass Du es ehrlich versucht hast, aber es funktioniert offenbar nicht. Und deshalb ist es besser, wenn ich gehe.“ Sie holte tief Luft, griff nach einem Stift und unterschrieb ohne zu zögern die vor ihr liegende Kündigung „das kannst Du doch nicht machen...bitte, Marlene...lass uns noch mal in Ruhe darüber reden. Was immer auch passiert ist, wir finden schon eine Lösung. Was soll denn aus den ganzen Talenten hier werden, ohne Dich? Die Schüler und die Vocal School brauchen Dich“ ließ er sie verzweifelt wissen, aber es nutzte nichts mehr. Marlene hatte sich entschieden. Sie reichte ihm traurig das Schreiben, blickte ihm aber dennoch entschlossen in die Augen „Talent ist nichts was man lernen kann. Entweder man hat es, oder nicht. Die Schüler werden es auch ohne mich schaffen, das weißt Du, und außerdem haben sie ja noch Dich. Aber es gibt etwas, das ICH ganz dringend brauche, um glücklich zu sein, und ich will nicht länger darauf verzichten müssen, Jacob. Das hat nichts mit Dir oder den Schülern zu tun, und auch nicht mit L. A. Es geht um mich, um meine Gefühle und um meine Zukunft. Und die ist nun mal da, wo Rebecca ist. Ich habe mich schon vor längerer Zeit an einer Musical Schule in New York beworben, die Dir nicht ganz unbekannt sein dürfte, und wo ich mich bei meinem letzten Besuch in New York auch schon vorgestellt habe. Vielleicht wird nichts daraus, aber egal wie lange es dauert, ich werde schon etwas finden, das mir Spaß macht. Ich habe schon einmal bei Null angefangen und es nicht bereut, aber diesmal wird es mir sehr viel leichter fallen, denn ich habe Rebecca an meiner Seite. Natürlich lasse ich nicht einfach alles stehen und liegen hier, ich werde Dir helfen so gut es geht, auch bei der Suche nach einem Nachfolger“ versicherte sie ihm und berührte ihn sanft an der Schulter „bitte betrachte das nicht als Strafe, ich wäre so oder so gegangen, auch wenn zwischen uns alles leichter gewesen wäre.“ Jacob sah sie ratlos an, wusste aber nichts mehr zu sagen und nickte nur stumm „wie Du meinst“ erwiderte er merklich geknickt und ließ sie dann allein in ihrem Büro zurück. „Er wird es schon verkraften“ redete die Blondine sich selbst gut zu und setzte sich wieder an ihren Schreibtisch, um sich ein paar organisatorischen Dingen zuzuwenden. Sie musste das alles selbst erst mal sacken lassen, fühlte sich aber auf angenehme Weise erleichtert und befand deshalb, dass es richtig gewesen war Nägel mit Köpfen zu machen „was Rebecca wohl dazu sagen wird?“ fragte sie sich und spürte, wie sich ein Grinsen auf ihrem Gesicht breit machte.

Unterdessen lief Jacob in seinem Büro auf und ab und haderte mit seinem Schicksal. Er wusste genau von welcher Musical Schule Marlene gesprochen hatte und ihm war ebenso klar, dass es sehr schwer war dort eine Anstellung zu bekommen. Gute Kontakte und vor allem entsprechende Referenzen waren da sehr wertvoll „wollen wir doch mal hören, was Du für einen Eindruck hinterlassen hast“ beschloss er und griff zum Hörer, um mit einem alten Bekannten zu telefonieren. Stephen wäre sicher sehr dankbar seine Meinung zu der Sache zu hören.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 15:04 
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Post vom 26.11.2014

Kapitel 40 - Teil 2: Marlene & Rebecca – Weil es Liebe ist

- New York, New York -


Auch Rebecca war in der Zwischenzeit nicht untätig gewesen und wirbelte seit Stunden in der Küche herum. Sie schmeckte gerade die Soße ab, als eine Nachricht von Marlene einging „Bin in einer Stunde bei Dir. Kuss M.“
Die Brünette riss entsetzt die Augen auf und legte den Deckel zurück auf die Pfanne „okay, das wird knapp“ murmelte sie und eilte ins Schlafzimmer, wo sie ihre Einkäufe hervor holte. Sie zog sich in Windeseile um und betrachtete das Ergebnis anschließend im Spiegel „gar nicht mal so übel, Gräfin Lahnstein. Das wird Marlene sicher nicht kalt lassen“ dachte sie und grinste in sich hinein „spätestens wenn sie die neue Unterwäsche sieht, wird sie schwach werden.“
Rebecca drehte sich noch einmal um die eigen Achse und lief dann zurück in die Küche, um zu kontrollieren, ob auch nichts angebrannt war, und eilte anschließend weiter ins Badezimmer. Sie war zufrieden mit sich, verzichtete auf weiteres Make-Up und ging stattdessen ins Wohnzimmer, wo sie den Tisch eindeckte und zahlreiche Kerzen aufstellte. Als auch das erledigt war, holte sie die Rosen aus der Diele, platzierte sie in der Mitte des Tisches und schaute nervös auf die Uhr. Sie wartete noch auf einen Kurier und befürchtete schon, dass er nicht mehr rechtzeitig eintreffen würde, als es an der Tür schellte „Gott sei Dank“ murmelte sie und machte ihm auf. Als er ihr das kleine Päckchen überreichte, klopfte Rebeccas Herz vor Aufregung und sie gab dem jungen Mann ein großzügiges Trinkgeld, wofür er sich freudestrahlend bedankte. Neugierig öffnete die Gräfin die kleine Schachtel und nahm erst das eine, und dann das andere Schmuckstücke heraus „perfekt“ befand sie lächelnd, bevor sie die beiden Ringe vorsichtig zurück legte.

Marlene ahnte unterdessen nichts von der Überraschung, die ihre Freundin für sie vorbereitet hatte und war verwundert, als diese ihr die Tür öffnete, noch bevor sie sie aufschließen konnte „hallo...“ sagte sie und sah die andere verblüfft an „Du siehst aber hübsch aus.“ Sie trat ein und verfolgte jeden Schritt der Gräfin, die jetzt wieder vor ihr stand „Du kommst genau richtig, ich bin gerade fertig geworden“ erklärte Rebecca und nahm der Blondine die Jacke ab, die noch immer etwas überrascht aus der Wäsche guckte „das war der erste Streich...“ dachte Rebecca amüsiert, nahm ihre Freundin an die Hand und wollte sie ins Wohnzimmer führen. „Halt, nicht so schnell“ sagte Marlene „lass mich doch erst mal diesen Anblick genießen. Ist das Kleid neu?“ wollte sie wissen, was die Gräfin mit einem Nicken bestätigte „gefällt es Dir?“ Marlene lächelte vielsagend und zog Rebecca zu sich „das ist schwer untertrieben...Du siehst umwerfend darin aus und ich frage mich ehrlich gesagt, was Du im Schilde führst?“ erwiderte sie und kräuselte die Stirn „und was riecht hier eigentlich so gut?“ Rebecca lachte leicht verlegen „danke für das Kompliment. Und was das andere angeht...das ist nur das Drei-Gänge-Menü, das ich für uns beide gekocht habe“ bemerkte sie betont gleichgültig, als wäre das völlig normal. Auch Marlene lachte jetzt „okay, Du hast es geschafft...ich bekomme Angst“ ließ sie die andere wissen, die das mit einem Zwinkern abtat „nur Mut. Du wirst sehen, es lohnt sich“ erwiderte sie verheißungsvoll, bevor sie ihre Freundin ins Wohnzimmer führte. Dort angekommen erlebte die Blondine einen weiteren Moment des Staunens. Sie schaute sich den liebevoll hergerichteten Tisch an und war sofort gefangen von der romantischen Atmosphäre, die ihre Freundin geschaffen hatte „ein Drei-Gänge-Menü, rote Rosen, Kerzenschein und eine umwerfend schöne Frau...“ stellte sie fest, bevor sie sich umdrehte „habe ich das überhaupt verdient, nachdem ich so dumm gewesen bin, Dir zu misstrauen?“ Sie umfasste Rebeccas Taille und sah sie fragend an „Du hast noch viel mehr verdient“ erwiderte die Brünette ernst „und Du warst auch nicht dumm, sondern zu recht skeptisch. Aber ab jetzt wirst Du keinen Grund mehr dazu haben, das verspreche ich Dir.“ Sie gab Marlene einen zärtlichen Kuss und rückte ihr den Stuhl zurecht „setzt Dich, wir können gleich essen.“ Die Blondine tat wie geheißen und schüttelte kaum merklich den Kopf „ich komme mir fast ein wenig underdressed vor“ bemerkte sie und bewunderte erneut das Outfit ihrer Freundin „dafür gibt es keinen Grund. Du siehst immer wunderschön aus“ ließ Rebecca sie wissen, bevor sie in der Küche verschwand. Marlene blickte ihr nach und fühlte eine unendliche Ruhe und Leichtigkeit in sich aufsteigen. Alles was geschehen war, schien plötzlich Sinn zu machen und die bohrenden Zweifel hatten sich in Luft aufgelöst, als wären sie nur ein vorübergehendes Trugbild gewesen. Plötzlich war die Lösung ganz leicht und Marlene wusste nun ganz sicher, dass sie heute die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Zwei Gänge später waren beide Frauen mehr als satt und blickten einander tief in die Augen „Du bist wie eine Wundertüte, weißt Du das? Man meint Dich in und auswendig zu kennen und trotzdem schaffst Du es immer wieder mich zu überraschen“ stellte die Blondine fest „hast Du dieses köstliche Essen wirklich ganz alleine gemacht?“ fragte sie dann, was Rebecca zum Lachen brachte. „Ich dachte, Du wolltest mir nicht mehr misstrauen“ konterte diese und grinste spitzbübisch „und ja, das habe ich ganz alleine geschafft, mit Kochtipps aus dem Internet, die selbst für blutige Anfänger wie mich verständlich waren. Ich konnte schließlich nicht auf mir sitzen lassen, dass Du nicht mehr in mir siehst, als einen Küchen Hiwi.“ Sie prostete der anderen zu und trank einen Schluck Wein „verstehe, ich habe Dich also bei Deiner Ehre gepackt. Ich hatte fast vergessen, wie stolz und eitel Du sein kannst. Wenn es Dich allerdings zu solchen Höchstleistungen anspornt, sollte ich vielleicht öfter mal so eine Bemerkung machen“ foppte sie ihre Freundin, schickte jedoch gleich ein Lob hinterher „das war jedenfalls mit Abstand das beste, was ich seit einer Ewigkeit gegessen habe.“ Rebecca lächelte „dann bin ich zufrieden, aber noch sind wir ja gar nicht fertig. Ich habe schließlich noch einen Nachtisch in petto“ verkündete sie, doch Marlene musste passen „bei aller Liebe, aber wenn ich auch nur einen Löffel davon esse, werde ich platzen. Den können wir doch bestimmt auch morgen noch essen, oder?“ Die junge Gräfin nickte „bei mir passt auch nichts mehr rein“ gab sie zu und senkte dann ihre Stimme „obwohl ich schon noch Lust auf was Süßes hätte.“ Marlene schüttelte lächelnd den Kopf, sie hatte die Zweideutigkeit des Satzes durchaus wahrgenommen „war das etwa gerade ein unmoralisches Angebot?“ fragte sie gespielt empört und spürte ein freudiges Kribbeln im Bauch. Sie war Rebeccas Charme längst erlegen und hatte schon während des Essens Mühe gehabt sich auf etwas anderes zu konzentrieren, als auf ihre weiblichen Reize. Ihr war bewusst, dass die Gräfin es darauf angelegt hatte sie zu verführen und sie gestand sich gerne ein, dass sie Erfolg damit hatte. Rebecca wusste es natürlich ebenfalls und genoss diesen Zustand sichtlich „das war es in der Tat und es ist außerdem ein unbefristetes Angebot. Trotzdem wäre ich Dir sehr verbunden, wenn Du nicht allzu lange darüber nachdenken würdest“ flötete sie, erhob sich und ging auf die andere Seite des Tisches. Sie stellte sich hinter Marlene und fing an ihre Schultern zu massieren „jetzt kommt also auch noch Bestechung hinzu...das wird ja immer schöner“ murmelte die Blondine und stieß einen tiefen Seufzer aus, als die Hände ihrer Freundin die richtige Stelle fanden „Du bist ganz schön verspannt“ flüsterte Rebecca, beugte sich hinunter und küsste sanft Marlenes Nacken. Diese ließ es geschehen, schloss die Augen und gab sich ganz den Massagekünsten der Gräfin hin. Nach einer Weile hielt Rebecca inne „Lust zu tanzen?“ hauchte sie der anderen ins Ohr, die daraufhin aufstand und sich in ihre Arme begab „Du ziehst heute wirklich alle Register, was?“ Die Brünette grinste und fing an sich langsam zu der leisen Musik zu bewegen „kann ja nicht schaden“ bemerkte sie, worüber beide lachen mussten „und da ist auch noch etwas, das ich Dir sagen möchte...“
Marlene schüttelte den Kopf und legte einen Finger auf Rebeccas Lippen „das kann warten“ sagte sie, bevor sie die Brünette langsam Richtung Schlafzimmer dirigierte „ich brauche jetzt nämlich ganz dringend etwas Süßes.“

Rebecca drehte ihr den Rücken zu und wartete darauf, dass sie den Reißverschluss öffnete, was Marlene schließlich auch tat. Anschließend streifte sie ihr vorsichtig das Kleid von den Schultern, welches daraufhin am schmalen Körper der Gräfin hinab und lautlos zu Boden glitt. Sie betrachtete den nackten Rücken ihrer Freundin und streichelte zärtlich über die warme Haut, die von einer leichten Gänsehaut überzogen war „dreh Dich um“ sagte sie leise und wartete, bis Rebecca der Aufforderung nachkam. Als Marlene die sexy Dessous erblickte, die mit viel Spitze versehen waren, und die nur das nötigste verbargen, lächelte sie verwegen „Du Biest“ raunte sie, woraufhin Rebecca, die ihre Erwartungen erfüllt sah, zufrieden grinste. Die Blondine zog sie mit einem Ruck an sich und küsste sie mit all der Leidenschaft, die sich in ihr angestaut hatte und Rebecca erwiderte den Kuss mit derselben Inbrunst. Es gelang ihr gerade noch, Marlene das Oberteil auszuziehen, ehe sie gemeinsam auf dem Bett landeten. „Es sieht viel zu schön an Dir aus, um es auszuziehen“ flüsterte die Ältere und blickte von oben auf ihre Freundin hinab, die nach den wilden Küssen leicht außer Atem war. „Ich könnte stattdessen auch Dich weiter ausziehen“ erwiderte die Brünette lüstern, doch Marlene unterband den Versuch und drückte ihre Arme zurück aufs Bett „abgelehnt“ sagte sie und schaute Rebecca verliebt in die Augen. Dieser gefiel das kleine Machtspielchen sichtlich, doch vorerst gab sie sich geschlagen und ließ Marlene die Führung übernehmen. Die wiederum eröffnete ein weiteres, intensives Zungenspiel, ehe sie küssend an dem fast nacktem Körper hinab glitt und dabei keinen Zentimeter ausließ, während sie mit den Händen die weiblichen Rundungen erkundete und verwöhnte, die inzwischen von jeglichem Stoff befreit waren. Rebecca stöhnte leise auf und beugte ihren Körper den Bewegungen von Marlene entgegen, bis diese schließlich wieder zu ihr aufschloss und erneut ihre Lippen suchte, um sich mit ihnen zu vereinen. Die Gräfin nutzte die Gelegenheit, um die Position zu wechseln und befreite ihre Freundin als erstes von der Hose „so gefällt mir das schon besser“ stellte sie lächelnd fest und fing sogleich an, Marlenes helle Haut mit unzähligen Küssen zu bedecken. Sie streichelte sanft über den weichen Körper, den sie so gut kannte und fand intuitiv die Stellen, die bei Marlene für Entzückung sorgten und die ihr freudige Laute entlockten. So schenkten sich die beiden Frauen weiter gegenseitig Zärtlichkeiten und kosteten ihr Liebesspiel aus, bis ihre verschwitzten Körper schließlich Erlösung fanden und sie sich erschöpft, aber sehr glücklich in den Armen lagen.

„Das war...“ Marlene suchte nach den passenden Worten, doch ehe sie welche fand, verschloss Rebecca ihren Mund mit einem innigen Kuss. Sie streichelte durch das blonde Haar ihrer Freundin und lächelte geheimnisvoll „beweg Dich nicht von der Stelle, ich bin sofort wieder da“ versprach sie, wickelte sich schnell in eine Decke und verließ das Schlafzimmer. „Das würde mir im Traum nicht einfallen“ rief Marlene ihr nach und noch während sie sich fragte, was die Gräfin ausheckte, kam diese auch schon wieder zur Tür herein. Sie blieb vor dem Bett stehen und klopfte mit der Hand auf die Matratze „komm mal etwas näher.“ Marlene kam der Bitte nach, setzte sich auf die Bettkante und sah die andere gespannt an „was kommt den jetzt?“ wollte sie leicht belustigt wissen, da ging Rebecca auf einmal vor ihr in die Knie. Die Wolf-Tochter hielt erschrocken den Atem an, als die Brünette eine kleine Schachtel hervor holte und augenscheinlich nach den richtigen Worten suchte „Marlene, ich...“ begann sie zögerlich und lächelte etwas unsicher „die letzten Tage waren sehr aufwühlend für uns beide und ich weiß, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben, bevor das Vertrauen zwischen uns wieder so sein kann, wie es einmal war. Aber ich glaube...nein, ich weiß sogar ganz sicher, dass wir das schaffen, weil das zwischen uns etwas ganz Besonderes ist. Das war es von Anfang an und auch, wenn wir uns zwischenzeitlich aus den Augen verloren haben, so waren wir trotzdem immer miteinander verbunden und zwar so sehr, dass wir wieder zueinander gefunden haben, obwohl so viele tausend Kilometer zwischen uns lagen. Es gibt keinen Menschen auf dieser Welt, der mir so nahe ist wie Du, Marlene. Niemand kennt, versteht und sieht mich so, wie Du es tust. Und deshalb versteht auch keiner, wie unglaublich glücklich mich das macht, und wie sehr ich Dich in meinem Leben brauche...“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, begegnete Marlenes wässerigem Blick und erkannte die Rührung in ihren Augen, doch sie glaubte auch eine gewisse Unsicherheit in ihnen zu sehen. Oder war es gar Angst? „Rebecca, ich...“ setzte die Blondine zu einer Antwort an, doch die Gräfin war noch nicht fertig „Du hast einmal etwas sehr Schönes zu mir gesagt. Damals am See, weißt Du noch? Wir waren gerade erst ein Paar geworden, mussten uns aber dennoch verstecken“ erinnerte sie sich und sah, dass Marlene nickte „Du meintest damals, dass es wichtig ist, dass wir uns besondere Momente schaffen, an die wir uns zurück erinnern können, wenn es uns einmal schlecht geht. Und Du hast uns die Ketten geschenkt, als Symbol für genau diese Momente und damit sie uns immer daran erinnern, dass wir niemals alleine sind. Ich fand das sehr schön, und weil unsere Liebe eine zweite Chance bekommen hat, dachte ich mir, dass wir die Ketten auch weiterhin tragen sollten, denn sie erinnern uns immer daran, wie besonders und stark sie ist. Und genau wie unsere Liebe, die mit der Zeit immer mehr gewachsen ist, wodurch sie sich zwangsläufig verändert hat, haben auch die Ketten eine Verwandlung vollzogen und sind zu etwas Neuem geworden, ohne ihre ursprüngliche Bedeutung zu verlieren“ erklärte sie abschließend und öffnete die Schachtel. Marlene betrachtete die beiden Ringe und erkannte schließlich, was die andere damit meinte „Du hast zwei Ringe aus ihnen machen lassen?“ fragte sie fasziniert und war so gerührt, dass ihr die Tränen kamen „was für eine wunderschöne Idee.“ Rebecca freute sich, dass ihre Überraschung geglückt war und nahm einen der Ringe heraus „ich habe sie komplett verwerten lassen, die Ketten wurden geschmolzen und dann mit dem neuen Material zusammen verarbeitet. Nur die Anhänger mussten etwas verkleinert werden, weil sie sonst zu groß gewesen wären“ erklärte sie und deutete dann auf die Innenseite des Ringes „graviert sind sie auch, siehst Du? An beiden Tagen sind wir zusammen gekommen. Das erste Mal am 18.10.2012 und dann am 24.12.2014, als Du zu mir zurückgekommen bist.“ Sie streifte Marlene den Ring über den Finger und sprach weiter „Du sollst wissen, dass es für mich kein größeres Glück gibt, als die zweite Chance, die wir bekommen haben. Und dass ich alles dafür tun werde, um es nie wieder zu verlieren. Ich kann Dir zwar nicht garantieren, dass ich zukünftig keine Fehler mehr machen werde, aber Du hast mein Wort, dass ich Dich nie wieder belügen werde. Ich möchte, dass Du mir wieder vertrauen kannst, Marlene. Denn ich liebe Dich mehr als alles andere“ beteuerte sie und fing dabei beinahe selbst an zu weinen. Marlene bekam vor Rührung kaum ein Wort heraus, nahm stattdessen den anderen Ring und legte ihn ihrer Freundin an „das tue ich bereits. Und ich liebe Dich so sehr, dass es niemals Worte dafür geben wird. Du bist das beste, was mir passieren konnte, Rebecca. Und mir hat in meinem ganzen Leben noch niemand etwas so Schönes gesagt, wie Du es gerade eben getan hast. Nur deswegen sitze ich jetzt hier und kann nicht aufhören zu weinen“ erwiderte sie zutiefst gerührt und wischte sich die Tränen aus den Augen. Rebecca lachte und nahm Marlene in den Arm „auch die tapferste Diva darf mal sentimental sein“ flüsterte sie, was die andere ebenfalls zum Lachen brachte „danke“ flüsterte sie kaum hörbar, küsste die Gräfin und zog sie mit sich aufs Bett, wo sie sich ein weiteres Mal ihrer Leidenschaft hingaben.

Auch am nächsten Morgen kam Marlene sich noch vor wie in einem Traum, der so schön war, dass sie am liebsten nie wieder aufwachen würde. Aber dann betrachtete sie den Ring an ihrem Finger uns wusste, dass es Wirklichkeit war. Ihr lief noch immer eine Gänsehaut über den Rücken, wenn sie an den Moment zurück dachte, als Rebecca vor ihr auf die Knie gegangen war. Marlene hatte gedacht, dass sie ihr einen Antrag machen würde, doch was dann gefolgt war, war noch sehr viel schöner gewesen „wie kann man nur so unglaublich süß sein?“ fragte sie sich und strahlte übers ganze Gesicht. Selbst die Frau im Reisebüro hatte ihren Zustand bemerkt und sich nach dem Grund für ihre gute Laune erkundigt, woraufhin Marlene ihr lächelnd den Ring gezeigt hatte. Dass die Frau fälschlicherweise von einer Verlobung ausging und davon, dass ein Mann dafür verantwortlich war, ließ Marlene unkommentiert stehen, es reichte, dass sie den wahren Grund kannte. Sie war wieder zuhause angekommen und kramte ihren Schlüssel heraus, um die Tür zu öffnen. Ein Blick ins Schlafzimmer verriet ihr, dass Rebecca bereits aufgestanden war und als sie ins Wohnzimmer ging, entdeckte sie die Gräfin, die am Frühstückstisch saß und mit ihrem Handy beschäftigt war. Als Rebecca sie erblickte, stand sie sofort auf „da bist Du ja endlich, ich hab schon sehnsüchtig auf Dich gewartet“ begrüßte sie ihre Freundin und gab ihr einen Kuss „und Du hast Brötchen mitgebracht. Das ist sehr gut, ich habe nämlich einen Bärenhunger.“ Marlene reichte ihr die Tüte und legte ihre Jacke ab „meine Nachricht hast Du aber gesehen, oder?“ fragte sie, was die Brünette mit einem Nicken bestätigte „habe ich, aber leider stand dort mal wieder nicht, was Du vor hast“ erwiderte sie zwinkernd und stellte den Brötchenkorb auf den Tisch. „Wann bist Du eigentlich aufgestanden? Als ich wach wurde, war der Tisch bereits gedeckt...nur Du warst leider nicht da“ bemerkte sie gespielt traurig, was Marlene ein Lachen entlockte „nun sei mal nicht so neugierig. Schließlich bist Du nicht die einzige, die ab und an mal was ausheckt.“ Sie gab Rebecca einen weiteren Kuss und setzte sich an den Tisch „ach, so ist das...eine Überraschung? Liegt hier was in der Luft, oder woran liegt das?“ bemerkte sie amüsiert, bevor auch sie sich setzte. „Ich würde mal auf Liebe tippen“ erwiderte die Blondine „die sorgt sogar dafür, dass mich völlig fremde Menschen auf meinen Zustand ansprechen. Wahrscheinlich wegen des Dauergrinsens in meinem Gesicht.“ Die junge Gräfin lächelte sie neckisch an „das steht Dir aber ziemlich gut“ sagte sie und fügte beinahe beiläufig hinzu „vielleicht liegt das ja auch einfach daran, dass Du erleichtert bist, dass ich gestern nicht um Deine Hand angehalten habe.“ Marlene verschluckte sich beinahe an dem Kaffee, den sie gerade trank „was..., wie kommst Du denn darauf?“ wollte sie wissen, knickte jedoch sofort ein, als sie dem wissenden Blick ihrer Freundin begegnete „ja, okay. Ich habe wirklich geglaubt, dass Du mich fragen willst...und ja, das hat mir ein bisschen Angst gemacht, zugegeben.“ Rebecca beugte sich nach vorne und stütze sich auf ihren Armen ab „verrätst Du mir auch, warum?“ hakte sie nach, woraufhin die andere einen Seufzer ausstieß „tja, warum...gute Frage. Vielleicht, weil wir gerade erst wieder zusammengefunden haben und es mir ein wenig zu schnell gegangen wäre? Oder auch einfach nur deshalb, weil mir Hochzeiten bislang nicht viel Glück gebracht haben. Keine Ahnung, aber ist das wichtig? Wir wissen doch auch so, dass wir uns lieben und dass wir zusammen bleiben wollen. Und das, was Du gestern gesagt hast und Deine Idee mit den Ringen, das ist im Grunde viel schöner und bedeutungsvoller als eine Hochzeit.“ Sie blickten einander schweigend an, bis Rebecca plötzlich lächelte und ihre Hand auf die ihrer Freundin legte „nein, es ist nicht wichtig. Es hat mich nur interessiert und ich finde, dass Du Recht hast“ ließ sie die andere wissen „was natürlich nicht ausschließt, dass ich Dich irgendwann trotzdem fragen werde. Aber wenn es soweit ist, dann wirst Du es gleich wissen, das kann ich Dir versprechen.“ Marlene lachte erleichtert auf „gut zu wissen“ erwiderte sie, bevor sie der Gräfin einen Luftkuss zuwarf und ihr den Brötchenkorb hinhielt.

Nach dem Frühstück saßen die beiden Frauen gemeinsam auf dem Sofa, wo sie ein wenig kuschelten „musst Du gar nicht zur Arbeit heute?“ wunderte sich die Gräfin, wenngleich sie natürlich nichts dagegen gehabt hätte „nein“ kam die knappe Antwort, der ein umso längerer Kuss folgte. Rebecca löste sich vorsichtig von ihrer Freundin und sah sie erstaunt an „wofür war der denn? Und was ist eigentlich mit der Überraschung, die Du vorhin so geheimnisvoll angedeutet hast? Hat das was damit zu tun, dass Du heute frei hast?“ wollte sie neugierig wissen, was Marlene zum Lachen brachte. „Stimmt, da war ja noch etwas“ bemerkte sie amüsiert und ging zu ihrer Handtasche. Als sie zurück kam, hielt sie einen Umschlag in den Händen „eigentlich dachte ich ja, dass meine Neuigkeiten nicht zu toppen sind, aber als Du dann gestern so groß aufgefahren hast, war ich so von der Rolle, dass ich nicht mal mehr daran gedacht habe...Ich hoffe, Du nimmst mir das nicht übel, aber spätestens als Du in diesen Dessous vor mir standest, war alles andere nebensächlich“ erklärte sie grinsend und bekam dafür einen Kuss „es sei Dir verziehen. Aber ich platze trotzdem gleich vor Neugier, wenn Du mir nicht endlich sagst, worum es geht.“ Wieder grinste die Blondine auf diese unwiderstehliche Art, die Rebecca so liebte und reichte ihr dann den Umschlag „dann sieh nach“ sagte sie, woraufhin die Gräfin ihr den Kuvert abnahm und ihn sogleich öffnete. „Ein Ticket nach New York?“ stellte sie fest und runzelte die Stirn „also entweder willst Du mich loswerden“ bemerkte sie scherzhaft „oder aber, was wahrscheinlicher ist, da ja Dein Name auf dem Ticket steht, Du kommst mich schon bald wieder in New York besuchen.“ Marlene verzog keine Miene und schüttelte den Kopf „sehr kalt und nochmal kalt“ erwiderte sie, womit sie die andere erst recht verwirrte „okay, stehe ich jetzt auf dem Schlauch, oder bin ich einfach nur zu blöd, um es zu kapieren? Da steht doch, dass Du nächsten Monat nach New York fliegst und dass Du...“ sie suchte nach dem Ticket für den Rückflug „für wann hast Du denn den Rückflug gebucht? Oder weißt Du noch nicht, wie lange Du bleiben kannst?“ Marlene seufzte „Du hast wirklich eine lange Leitung, mein Schatz. Natürlich weiß ich schon, wie lange ich bleibe...schließlich muss ich einiges erledigen. Ich brauche einen neuen Job, muss einen Umzug organisieren, mich ummelden...“ begann sie ihre Aufzählung, bis Rebecca ihr ins Wort fiel „Moment mal, was redest Du denn da? Wieso denn Umzug und neuer Job? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen?“ fragte sie völlig perplex. Die Blondine lachte „ganz offensichtlich“ sagte sie und befand, dass sie die andere genug hatte zappeln lassen „das Zauberwort lautet ONE WAY. Es gibt kein zweites Ticket, weil es keinen Rückflug mehr geben wird. Wenn ich das nächste Mal zu Dir nach New York komme, werde ich nicht mehr gehen. Du kannst also schon mal anfangen Platz im Schrank zu schaffen, oder aber Du kaufst gleich einen größeren. Das könnte nämlich etwas eng werden, unter Umständen“ stellte sie sichtlich amüsiert fest und stand vom Sofa auf. Langsam realisierte Rebecca, was ihre Freundin gesagt hatte, doch sie schien es noch nicht ganz glauben zu können „ja, aber...was ist denn mit Deiner Arbeit hier? Die ist Dir doch so wichtig und seit ich Dich dabei beobachtet habe, kann ich das sogar noch viel besser verstehen. Und seit wann entscheidest Du das mal eben so nebenbei? Als ich das damals tun wollte, hast Du mir eine Standpauke deswegen gehalten...und überhaupt, kann es sein, dass Du Dir gerade einen bösen Scherz mit mir erlaubst?“ bombardierte sie die andere mit ihren Fragen, nachdem sie ebenfalls aufgestanden war. Marlene ging auf sie zu und nahm ihre Hände „Erstens: Meinen Job habe ich gestern gekündigt. Zweitens: Ja, die Arbeit ist mir sehr wichtig, aber Du bist mir noch sehr viel wichtiger. Drittens: Ich darf das einfach so entscheiden, weil ich die ältere von uns beiden bin und mehr Lebenserfahrung habe. Viertens: Natürlich ist das kein Scherz, für was hältst Du mich? Und damit kommen wir zu Fünftens: Dass mit dem Schrank habe ich ernst gemeint. Du weißt, dass ich sehr eigen bin, wenn es um meine Garderobe geht. Also glaub ja nicht, dass ich da irgendwelche faulen Kompromisse eingehe“ erklärte sie abschließend und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie Rebeccas verdattertes Gesicht sah. Auf selbigem breitete sich dann ein Strahlen aus, das Marlenes Herz erwärmte „Du bekommst alles was Du willst, von mir aus auch einen eigenen Schrank! Aber ist das wirklich wahr? Du und ich in New York? Wie beide endlich da, wo wir schon immer zusammen sein wollten? Ich kann das einfach nicht glauben...das ist ja...das ist...der absolute Oberhammer! Ach, was rede ich, das ist Wahnsinn, das ist unglaublich...das ist...ich liebe Dich!“ sagte sie aufgeregt und fiel ihrer Freundin vor Freude um den Hals. Marlene lachte glücklich und drückte sie fest an sich „scheint so, als wäre meine Überraschung doch noch geglückt“ flüsterte sie und nahm das Gesicht von Rebecca zwischen ihre Hände „ich liebe Dich auch, und ich will nie wieder auf Dich verzichten müssen. L. A. war wichtig für mich und unverzichtbar. Ich hatte hier eine wunderbare Zeit, die ich auch nicht missen möchte, aber meine Zukunft ist da, wo Du bist. Dass dieser Ort ausgerechnet New York ist, macht das Ganze fast schon unheimlich, aber eben auch ziemlich perfekt. Jetzt musst Du mich nur noch bei Dir aufnehmen, ansonsten bin ich nämlich eine arbeitslose und obdachlose New Yorkerin.“ Rebeccas braune Augen glänzten vor Glück als sie sagte „betrachte den Antrag auf unbefristetes Asyl im Hause Lahnstein hiermit als angenommen. Aber ich muss Dich warnen, wenn Du erst mal bei mir bist, lasse ich Dich nie wieder gehen...das muss Dir klar sein.“ Marlenes Hand wanderte in ihren Nacken „damit kann ich sehr gut leben“ erwiderte sie leise, bevor sich ihre Lippen langsam auf die von Rebecca zubewegten und ein zärtlicher Kuss sie vereinte.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 15:06 
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Post vom 21.12.2014

dani2503 hat geschrieben:
Hallo Ihr Lieben,

pünktlich zum 4. Advent habe ich es doch noch geschafft, und kann Euch heute schon mal ein bisschen was zum Lesen liefern.

Eure Vorschläge haben mich sehr inspiriert und einer davon ist bereits in den heutigen Teil eingeflossen. Liebe Vronal, ich hoffe, dass dieser Alptraum dich niemals selbst ereilen wird, aber es hat großen Spaß gemacht ihn unserer Diva zu bescheren ;-) Auf großes Drama habe ich allerdings verzichtet, denn mir sitzt gerade ein wenig der Schalk im Nacken und ich glaube, dass man das auch merkt :D

Ich bin ganz guter Dinge, dass ich auch die restlichen Wünsche noch erfüllen kann, denn mein Kopf-Kino funktioniert noch ganz gut, wenn es um die beiden Damen geht. Und da ich es ja bekanntlich besonders liebe, die beiden ein wenig neckend zu schreiben, kommen mir Eure Ideen gerade sehr entgegen :wink:

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und Euch allen noch einen wundervollen 4. Advent :)



Kapitel 40 - Teil 3: Marlene & Rebecca – Weil es Liebe ist

- Wenn Träume wirklich sind -


Marlene hatte sich spontan zwei Tage Urlaub genommen, in denen die beiden Frauen ihre gemeinsame Zukunft geplant und sich intensiv mit dem auseinandergesetzt hatten, was vor ihnen lag. Die Vorfreude auf ihr Zusammensein in New York war riesig, weshalb es Rebecca sehr schwer fiel, sich ein letztes Mal von ihrer Freundin zu verabschieden. Auch Marlene war traurig, dass die Gräfin gehen musste, doch der Gedanke, sie schon bald wieder in die Arme schließen zu können, machte den Abschiedsschmerz etwas erträglicher. Weniger erträglich dagegen, war der Gang zur Arbeit, der nun vor ihr lag, denn sie wusste nicht, wie Jacob ihr begegnen würde, nachdem sie ihm die Zusammenarbeit so kurzfristig aufgekündigt hatte. Als sie schließlich vor dem Eingang der L.A. Vocal School stand, überkam sie ein Anflug von Wehmut „ich werde das alles vermissen“ stellte sie fest, bevor sie durch die große Tür schritt und sich auf den Weg in ihr Büro machte.

Nachdem sie sich einen Kaffee geholt und ein paar Worte mit den Schülern gewechselt hatte, setzte sie sich an ihren Schreibtisch und versuchte ihre Emotionen zu kontrollieren. Es war ein seltsames Gefühl hier zu sein und zu wissen, dass all das schon bald hinter ihr liegen würde. Gleichzeitig war sie einfach nur glücklich und zählte bereits die Tage, bis sie endlich wieder bei Rebecca sein konnte. Für immer. Sie seufzte und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was vor ihr lag, wobei ihr eine handschriftliche Notiz ins Auge fiel, die auf ihrer Tastatur lag. Es handelte sich um die Handynummer eines gewissen Stephen McCancy, der dringend auf ihren Rückruf wartete. „Der Name sagt mir gar nichts“ wunderte sich Marlene, wählte aber dennoch sofort die angegebene Nummer und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, während sie darauf wartete, dass sich jemand meldete. Sie dachte wieder an Rebecca, merkte, wie sehr sie die Gräfin bereits vermisste und hoffte, dass sie gut in New York ankommen würde. Als sich nach dem sechsten Läuten plötzlich eine männliche Stimme meldete, zuckte die Blondine überrascht zusammen und lenkte ihre Konzentration wieder auf das Hier und Jetzt. Sie nannte ihren Namen, teilte ihrem Gesprächspartner mit, dass sie die Rückruf Notiz gerade erst bekommen hatte und erkundigte sich nach seinem Anliegen. Als der Mann sich daraufhin ebenfalls vorstellte und ihr den Grund seines Anrufes nannte, fuhr Marlene auf ihrem Stuhl nach vorne und nahm eine kerzengerade Haltung an. Sie lauschte angespannt seinen Worten und versuchte sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen „können Sie das bitte noch einmal wiederholen?“

Keine zwanzig Minuten später betrat sie das Büro ihres Partners und war froh, ihn dort anzutreffen. „Hast Du einen Moment für mich?“ Er nickte und signalisierte ihr mit einer Geste Platz zu nehmen. Die Blondine setzte sich auf den angebotenen Stuhl und blickte ihr Gegenüber prüfend an „ich habe gerade mit einem gewissen Stephen aus New York telefoniert, der an der Musical Schule arbeitet, bei der ich mich beworben habe. Er möchte mich so schnell es geht persönlich kennenlernen“ berichtete sie, wobei sie ihn nicht aus den Augen ließ. Jacob tat überrascht „tatsächlich? Na, das ist doch wunderbar, oder nicht? Genau das, was du wolltest“ stellte er fest. Marlene nickte „nur habe ich ehrlich gesagt nicht mehr damit gerechnet, denn ich hatte das Gefühl, dass ich denen etwas zu unerfahren bin. Aber offenbar hat sich jemand für mich stark gemacht und denen ein Empfehlungsschreiben zukommen lassen, das so gut war, dass alles weitere nur noch Formsache sein dürfte. So hat es sich jedenfalls angehört“ erzählte sie weiter und legte ihm dann das Schreiben vor, das Stephen ihr netterweise zugefaxt hatte. Jacob warf einen flüchtigen Blick darauf und lächelte schief „findest Du etwa, dass es zu dick aufgetragen ist?“ fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust „in diesem Falle muss ich Dir leider widersprechen. Was dort steht, entspricht der Wahrheit, und wenn ich Dich schon ziehen lassen muss, dann sollen wenigstens alle wissen, dass die L. A. Vocal School maßgeblich zu Deinem Erfolg beigetragen hat.“ Marlene sah ihren Freund perplex an „warum hast Du das gemacht? Ich habe ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit...“ gab sie ehrlich zu „ich auch nicht“ konterte er, bevor er ihr etwas gestand „eigentlich hatte ich vor, Stephen von einer Einstellung abzuraten, weil ich wütend war und enttäuscht, aber dann...“ Er seufzte „was dann?“ hakte sie nach und war einmal mehr beeindruckt von seiner Offenheit „na, was schon..ich konnte es natürlich nicht. Weil es eine glatte Lüge gewesen wäre und weil sie am Ende nur dazu geführt hätte, dass ich nicht mehr in den Spiegel schauen könnte, ohne mich zu schämen. Ich weiß schließlich was Du kannst, Marlene. Und ich sehe seit Monaten, wie sehr Du die Arbeit liebst und mit welchem Herzblut Du ihr nachgehst. Das ist genau das, was man in diesem Beruf braucht, um erfolgreich zu sein. Erfahrung sammelst Du noch zu genüge, aber was Dich und Deine Arbeit auszeichnet, das kann man nicht einfach sammeln. Das hat man einfach. Oder eben nicht“ erklärte er und seufzte erneut „und außerdem habe ich nun mal eine Schwäche für Dich, das weißt Du doch. Die hat mich schließlich erst in den ganzen Schlamassel gebracht...“ Er stand auf und ging um den Tisch herum zu ihr, wo er sich gegen die Platte lehnte „sagen wir einfach, ich hatte etwas gut zu machen. Und ich möchte nicht im Streit mit Dir auseinandergehen. Ich mag vielleicht manchmal meine Gefühle nicht im Griff haben, aber ich weiß sehr wohl, wann ich verloren habe...und ich weiß, was eine gute Freundschaft wert ist. Und deshalb hoffe ich, dass wir Freunde bleiben, auch wenn Du bald in New York lebst.“ Die Blondine erhob sich ebenfalls und schenkte ihm ein liebevolles Lächeln „ich habe niemals daran gezweifelt, dass Du das tust, Jacob. Ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist, sich gegen seine Gefühle zu wehren...“ ließ sie ihn wissen „und Du darfst auch nicht denken, dass mir der Weggang leicht fällt. Ich habe sehr gerne hier mit Dir gearbeitet, und ich bin Dir unglaublich dankbar für alles. Ohne Dich hätte ich damals ganz schön alt ausgesehen...und ich bin wirklich froh, einen Freund wie Dich zu haben. Daran ändert auch New York nichts.“ Sie standen sich etwas unschlüssig gegenüber „wenn ich verspreche, Dich nicht zu küssen...darf ich Dich dann umarmen?“ frage er grinsend, was Marlene zum Lachen brachte „Du darfst.“ Sie schlossen sich in die Arme und hielten sich eine ganze Weile fest „danke“ sagte sie noch einmal „gern geschehen“ erwiderte Jacob, und meinte es auch so.


Ein paar Wochen später...irgendwann im November

Mitten in der Nacht wachte sie auf und fuhr erschrocken hoch. Sie blickte unsicher zur Seite, erkannte die vertrauen Umrisse der schlafenden Person neben sich und spürte, wie ihr Pulsschlag sich langsam wieder beruhigte. Sie hatte nur schlecht geträumt, alles war gut. Rebecca atmete erleichtert auf, schlüpfte vorsichtig unter die Bettdecke auf der anderen Seite und kuschelte sich von hinten an Marlene. Sie vergrub ihr Gesicht in den Haaren der Freundin, atmete ihren süßen Duft ein und küsste sanft ihren Nacken „ich liebe Dich“ flüsterte sie, ehe sie die Augen wieder schloss. Marlenes Hand umschloss die ihre und führte sie zu ihrem Herzen „ich liebe Dich auch“ erwiderte sie verschlafen. Die junge Gräfin lächelte zufrieden und fiel kurz darauf in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

„Hey, Du Schlafmütze...aufwachen“ sagte die Blondine und beobachtete amüsiert, wie ihre Freundin erneut die Augen zusammenkniff. Sie beugte sich hinunter und bedeckte das Gesicht der Gräfin mit sanften Küssen „Du wirst doch wohl nicht versuchen Dich vor der Arbeit zu drücken, oder?“ fragte sie gespielt streng und schaute Rebecca abwartend an. Diese öffnete schließlich die Augen und grinste schelmisch „natürlich nicht, ich warte nur darauf, dass du mich wach küsst. Bislang hast du einfach noch nicht die richtige Stelle erwischt“ bemerkte sie, was Marlene zum Lachen brachte „ist das so? Na, dann muss ich wohl so lange weiter machen, bis ich sie gefunden habe...“ Sie blickte die Brünette amüsiert an „wie wäre es denn hier?“ wollte sie wissen, bevor sie sanft Rebeccas Hals liebkoste „oder doch eher da?“ fragte sie und widmete sich ausgiebig ihrem Dekolleté. Die Gräfin gab einen wohlwollenden laut von sich „das ist schon ziemlich nah dran“ erwiderte sie, woraufhin Marlene ihr Nachthemd nach oben schob und bei ihrem Bauch weiter machte „und langsam wird es ziemlich heiß.“ Marlene küsste sich wieder nach oben und grinste verstohlen „bist Du jetzt wach genug für eine Fortsetzung?“ fragte sie neckisch und legte ihre Lippen auf die der anderen. Rebecca bugsierte sie mit einem Griff zu sich ins Bett und rollte sich auf sie „war das eine rhetorische Frage?“ Marlene schüttelte den Kopf „kann es sein, dass Sie mich getäuscht haben, Gräfin Lahnstein? Irgendwie wirken Sie nämlich alles andere als müde auf mich“ stellte sie belustigt fest, da ging Rebeccas Hand bereits auf Wanderschaft „Verzeihung, aber ich konnte einfach nicht anders“ erwiderte sie lachend, bevor sie ihrerseits anfing die richtigen Stellen zu suchen und zu finden.

Nach ihrem morgendlichen Stelldichein und einem ausgiebigen Frühstück fanden sich die beiden Frauen erneut im Schlafzimmer ein, wo Marlene einmal mehr den begehbaren Kleiderschrank bewunderte, mit dem ihre Freundin sie bei ihrer Ankunft am Vorabend überrascht hatte. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass Du das wirklich getan hast“ sagte sie und verschwand im Inneren der Schrankes. Rebecca folgte ihr grinsend „purer Eigennutz, mein Engel. Ich wollte nur vermeiden, dass Du mir den ganzen Platz weg nimmst. Und DAS hier ist so groß, dass nicht mal Du es fertig bringst, alles in Beschlag zu nehmen“ foppte sie die Blondine, die sich lächelnd zu ihr umdrehte „bist Du Dir da sicher? Vielleicht unterschätzt Du mich ja“ konterte sie und zog die Gräfin zu sich. „Und wenn schon, dann lass ich eben noch einen bauen“ bemerkte Rebecca lapidar, was beide zum Lachen brachte „Du bist verrückt, weißt Du das eigentlich? Und ich liebe Dich dafür“ bekannte Marlene und gab ihr einen Kuss. „Ich würde noch viel verrückte Dinge tun, um Dich glücklich zu machen. Schließlich sollst Du niemals bereuen müssen, dass Du zu mir nach New York gezogen bist“ erklärte sie „das werde ich ganz sicher nicht bereuen. Du scheinst immer noch nicht zu wissen, wie glücklich ich bin, dabei solltest Du das längst gemerkt haben.“ Sie blickte der Jüngeren fest in die Augen „wie glücklich genau bist Du denn?“ hakte Rebecca neugierig nach, was die Blonde sichtlich amüsierte „finde es heraus“ antworte Marlene und gab ihr noch einen Kuss. „Aber vorher räumen wir diesen tollen Schrank ein. Meine restlichen Sachen müssten jeden Moment geliefert werden“ erklärte sie und ging zurück ins Schlafzimmer, wo sie sich noch einmal umdrehte „bei der Gelegenheit kannst Du Dich auch gleich davon überzeugen, wie schnell sich so ein Schrank füllt.“ Sie zwinkerte der Gräfin zu, die nur lachend den Kopf schüttelte, ehe sie ihrer Freundin nach draußen folgte.


Tatsächlich wurden zwei Stunden später die heiß ersehnten Umzugskisten angeliefert, die Marlene in L. A. aufgegeben hatte. Die Blondine quittierte den Empfang und betrachtete skeptisch die Kartons „was ist? Stimmt was nicht?“ fragte Rebecca, die den Blick der anderen nicht deuten konnte „ich weiß nicht...irgendwie kommt es mir so vor, als wären es zu wenig Kisten“ erwiderte sie und lief zum Fenster, wo sie Ausschau nach dem LKW der Spedition hielt, doch der Wagen war bereits abgefahren. Die Gräfin trat hinter ihre Freundin und knuffte ihr in die Seite „kann es sein, dass Du ein wenig durch den Wind bist? Ich finde ja, das sind reichlich Kartons und die Männer von der Spedition können mit Deinen Klamotten wohl kaum etwas anfangen“ scherzte sie, woraufhin die andere sich zu ihr umdrehte „sehr lustig, Frau von Lahnstein. Ich mag ja vielleicht ein bisschen übermüdet sein, weil Du mich die halbe Nacht beschäftigt hast, aber senil bin ich noch nicht. Und wenn auch nur einer meiner Kartons fehlt, dann wirst Du Zeuge davon, wie es ist, wenn ich wirklich durch den Wind bin.“ Sie schob Rebecca bei Seite und lief zurück in die Diele, wo sie unschlüssig vor den aufeinander gestapelten Kisten stehen blieb. Die Gräfin folgte ihr grinsend „also schön, dann lass uns doch einfach mal mit dem Auspacken anfangen. Dann werden wir ja feststellen, ob tatsächlich was fehlt“ schlug sie vor und griff sich den ersten Karton. Als sie ihn geöffnet hatte und das Innere erblickte, stieß sie einen leisen Pfiff aus „was ist los?“ rief Marlene ihr zu und schaute fragend in Rebeccas Richtung. Die Gräfin warf ihrer Freundin einen überraschten Blick zu „ich wusste ja schon immer, dass Du ein böses Mädchen bist, aber das hier sind ja fast schon Abgründe“ bemerkte sie und zog etwas Schwarzes aus der Kiste. Marlene runzelte irritiert die Stirn und gesellte sich zu der anderen „WAS IST DAS DENN?“ fragte sie entsetzt und nahm Rebecca die Lack-Corsage aus der Hand. Die Brünette kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus „keine Ahnung, sag Du es mir“ erwiderte sie und holte weitere Sachen aus dem Karton, die Marlene noch blasser werden ließen „ist das etwa eine Peitsche?“ Rebecca nickte amüsiert „so was in der Art“ erklärte sie und zauberte anschließend ein paar Handschellen hervor „und die hier hast Du wohl auch noch nie gesehen, was?“ wollte sie wissen, doch Marlene war das Lachen längst vergangen „natürlich nicht, was denkst Du denn von mir! Das sind nicht meine Sachen! Ich habe doch gleich gewusst, dass da was nicht stimmt!“ rief sie aufgebracht und öffnete hektisch einen anderen Karton. Sie schüttelte fassungslos den Kopf und wiederholte das Ganze mit der nächsten Kiste „alles nur Gerümpel, nichts davon gehört mir!“ stellte sie fest und auch Rebecca fing nun an, die anderen Kartons zu kontrollieren. Am Ende gab es keinen Zweifel mehr „die müssen zwei Lieferungen verwechselt haben“ sagte die Blondine und hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt „wieso habe ich das nicht geprüft, bevor die abgefahren sind?“ Rebecca spürte wie aufgebracht ihre Freundin war und versuchte sie zu beruhigen „jetzt mach Dich nicht verrückt, Süße, das lässt sich doch alles aufklären. Auf dem Lieferschein steht doch sicher eine Telefonnummer. Ruf einfach dort an und sag denen, dass der LKW noch einmal zurückkommen muss. Weit können die ja noch nicht sein“ schlug sie vor. Marlene nickte „Du hast Recht“ erwiderte sie und setzte den Vorschlag direkt in die Tat um, doch auch nach mehreren Versuchen meldete sich niemand. Sie hinterließ eine Nachricht und bat um dringenden Rückruf, bevor sie auflegte „ich hab ein ganz blödes Gefühl...es ist doch nicht normal, dass da niemand erreichbar ist, oder?“ fragte sie und trat wütend vor eine der Kisten „so ein verdammter Mist!“ Rebecca nahm ihr das Telefon aus der Hand und versuchte es mit ein bisschen Humor „die haben sicher nur viel zu tun und werden sich schon melden. Und außerdem...so übel sind die Ledersachen doch gar nicht. Vielleicht solltest Du sie mal anprobieren, die stehen Dir bestimmt super“ bemerkte sie zwinkernd und hielt Marlene die Corsage vor die Nase. Marlene nahm sie ihr weg und schmiss sie angewidert zurück in den Karton „davon träumst Du wohl, was? Es ist ja schön, dass Du das lustig findest, aber ich kann darüber gerade echt nicht lachen. Was ist denn, wenn ich meine Sachen nicht zurück bekomme? Das ist eine Katastrophe, Rebecca!“ ließ sie ihre Freundin wissen und lief ins Wohnzimmer, wo sie sich frustriert auf das Sofa setzte. Die junge Gräfin gesellte sich zu ihr und legte tröstend einen Arm um ihre Taille „das war doch auch nicht ernst gemeint, ich wollte Dich nur etwas aufmuntern. Außerdem bin ich mir sicher, dass Du Deine Sachen wieder bekommst. Im schlimmsten Falle wird es vielleicht etwas dauern, aber es hat doch auch etwas Gutes“ sagte sie, was die andere dazu veranlasse sie erstaunt anzugucken „ach ja, und was bitte sollte das sein?“ Rebecca setzte ein siegesgewisses Lächeln auf „dass Du da nicht selbst drauf kommst, wundert mich. Wer von uns ist denn die Diva? Wir sind in New York, Marlene. Hier kann man schlimmere Sorgen haben, als einen leeren Kleiderschrank. Und vor allem kann man etwas dagegen tun. Und genau das werden wir jetzt machen“ verkündete sie entschlossen und stand vom Sofa auf. „Na los, worauf wartest Du? Die Leute in der Fifth Avenue werden begeistert sein, wenn wir ihren halben Bestand aufkaufen. Schließlich brauche auch ich noch eine neue Wintergarderobe, es kann ja nicht angehen, dass ich als Designerin mit Klamotten aus der letzten Saison herum laufe“ scherzte sie und hielt der betrübten Blondine ihre Hand hin. Ihr Einsatz wurde belohnt, als sich ein leichtes Lächeln auf Marlenes Gesicht abzeichnete, die schließlich nach ihrer Hand griff und sich hoch ziehen ließ „habe ich Dir eigentlich schon mal gesagt, dass Du ziemlich süß bist?“ erwiderte sie und gab der Gräfin einen zärtlichen Kuss. „Lob mich besser nicht zu früh, ich bin nur so nett, weil ich noch immer darauf hoffe, Dich in Lack und Leder zu sehen“ flötete sie, doch diesmal lachte Marlene „okay, ich nehme alles zurück, Du bist unmöglich!“ sagte sie und fügte dann ganz beiläufig hinzu „aber vielleicht überlege ich es mir ja nochmal, wenn Du mir eine neue Corsage spendierst. Natürlich nicht so etwas Billiges, es muss schon hochwertig sein. Schließlich bin ich eine Diva und die haben ja bekanntlich einen hohen Anspruch an sich selbst.“ Sie zwinkerte Rebecca zu, die nur noch grinsend nickte und einmal mehr feststellte, wie sehr sie diese Frau doch liebte und wie gut es ihr tat, dass sie endlich wieder bei ihr war. Daran änderten auch ein paar verschwundene Kleider nichts.

Als die beiden Damen Stunden später voll bepackt ihre Wohnung erreichten, waren sie nicht nur erschöpft, sondern auch leicht angetrunken, denn es hatte das ein oder andere Glas Champagner in den zahlreichen Geschäften gegeben, die sie während ihrer Shopping Tour unsicher gemacht hatten. Doch kaum, dass Marlene die fremden Sachen erblickte, trübte sich ihre Stimmung wieder „was machen wir denn jetzt mit dem ganzen Kram? Ich will gar nicht wissen, was alles in den anderen Kisten drin ist...und wieso meldet sich diese verdammte Spedition eigentlich nicht?“ schimpfte sie erneut und schmiss nacheinander ihre Schuhe in die Ecke. Rebecca brachte derweil die Tüten ins Schlafzimmer und nahm nur eine einzige mit sich ins Wohnzimmer, wo sie sich zu ihrer Freundin aufs Sofa setzte „wir warten den morgigen Tag noch ab, wenn sich dann niemand von der Spedition meldet, bringen wir die Kartons erst mal in den Keller. Und jetzt versuch einfach mal an was anderes zu denken, wir können im Moment doch eh nichts daran ändern...und außerdem haben wir so viele schöne neue Sachen gekauft, dass Du garantiert nicht frieren musst diesen Winter.“ Sie stupste mit der Nase sanft gegen die von Marlene, die daraufhin einen tiefen Seufzer ausstieß „ich weiß, aber es ist ein echt blödes Gefühl, dass irgendwelche wildfremden Menschen jetzt womöglich meine Sachen haben...stell Dir doch mal vor, die würden sich durch meine Dessous wühlen...“ erklärte sie und verzog angewidert das Gesicht „und dann meine ganzen teuren Kleider...wer weiß, ob ich die jemals wieder sehe.“ Die junge Gräfin konnte die Sorgen der anderen verstehen, aber sie versuchte dennoch sie aufzumuntern „das wird sicher nicht passieren und wenn, dann bekommen wir ja heraus, wer es war. Ich verspreche Dir, dass ich mir was einfallen lasse, wie wir Deine Sachen schnellstmöglich zurück bekommen, aber nur, wenn Du ab jetzt nicht mehr so traurig guckst. Das kann ich nämlich nicht mit ansehen“ ließ sie die Blondine wissen, die ihr zum Dank ein Lächeln schenkte „okay, abgemacht.“ Rebecca lächelte zufrieden und griff dann nach der kleinen Tüte, die auf dem Boden lag „sehr gut, dann kannst Du ja jetzt gleich mal Dein Versprechen einlösen und das hier anziehen“ bemerkte sie leicht provokant. Marlene sah sie sichtlich überrascht an „wie jetzt? Soll das heißen, dass Du tatsächlich etwas in diesem Laden gekauft hast? Ich dachte, das wäre ein Scherz gewesen...“ gab sie zu, was die Gräfin mit einem Lachen quittierte „tja, da hast Du mich wohl unterschätzt. Die Vorstellung von Dir in diesem Lack Zeug war einfach zu verlockend. Aber keine Angst, ich hab es mir wirklich was kosten lassen“ erwiderte sie bedeutungsschwer. Das Gesicht der anderen verriet ihren Widerwillen, was Rebecca nur noch mehr amüsierte „was denn? Kneifst Du jetzt etwa? Oder ist es Dir peinlich?“ fragte sie, woraufhin Marlene ihr die Tüte aus der Hand nahm „nein, das nicht...ich hätte nur nicht gedacht, dass Dich so etwas tatsächlich...anspricht“ bemerkte sie leicht pikiert. Die Brünette blieb gelassen und deutete auf die Tüte „nun schau doch erst mal nach, vielleicht gefällt es Dir ja auch“ sagte sie und beobachtete neugierig die Reaktion ihrer Freundin, die jetzt vorsichtig in die Tüte linste. Marlene stutzte und schaute schließlich noch einmal genauer hin „das ist doch...“ murmelte sie völlig perplex „...das Strickkleid, das Dir so gut gefallen hat, und das Du Dir erst kaufen wolltest, wenn Dein erstes Gehalt auf dem Konto ist. Das Problem ist nur, dass es bis Ende Januar wohl ausverkauft sein wird, das sagt mir jedenfalls mein erfahrenes Designer Näschen, denn dieses Kleid ist ein echter Hingucker. Und damit, mein Engel, ist es wie für Dich gemacht. Da waren die Verkäuferin und ich uns sofort einig. Ich glaube ja, dass sie sich sogar ein kleines bisschen in Dich verliebt hat, aber das nehme ich ihr nicht übel...schließlich weiß ich ja, wie das ist“ erklärte sie lachend. Marlene hatte das Kleid inzwischen heraus geholt und war noch immer geplättet „Du sollst mir doch keine so teuren Geschenke machen“ sagte sie, doch die Freude war ihr dennoch anzusehen „ja ja, ich weiß. Die Lack-Corsage wäre in der Tat günstiger gewesen...ich kann es ja umtauschen und...“ erwiderte sie, wurde aber mit einem Kuss zum Schweigen gebracht. „Bloß nicht“ bat die Blondine und drückte Rebecca aufs Sofa „und wehe Du veräppelst mich noch einmal so. Ich habe wirklich gedacht, dass Du mich in so einem Domina Outfit sehen willst!“ stellte sie hörbar erleichtert fest und blickte auf die Gräfin hinunter. Rebecca musste einmal mehr lachen „das habe ich Dir angesehen und außerdem kenne ich Dich doch. Du bist eben einfach ein bisschen prüde, meine Liebe“ foppte sie ihre Freundin, die sie daraufhin so lange kitzelte, bis die Brünette um Gnade flehte „bist Du jetzt wieder lieb, Du kleines Biest?“ Die Gefragte nickte und Marlene grinste belustigt „danke“ flüsterte sie und ließ sich langsam auf ihrer Freundin nieder „aber eines muss ich trotzdem noch wissen.“ Rebecca schüttelte wissend den Kopf „nein, ich stehe auch nicht auf so einen Kram. Und außerdem mag ich Dich ohnehin viel lieber ohne Klamotten, deshalb stört es mich auch gar nicht, wenn Deine Sachen noch eine Weile verschwunden bleiben. Ich sorge schon dafür, dass Dir nicht kalt wird, versprochen“ scherzte sie, worüber beide Frauen lachten. Marlene wuschelte durch das braune, leicht lockige Haar der anderen und lächelte sie liebevoll an „manchmal frage ich mich wirklich, wie ich es jemals ohne Dich aushalten konnte.“ Rebecca seufzte theatralisch „ja, das frage ich mich auch. Aber zum Glück hast Du es ja noch rechtzeitig eingesehen“ erwiderte sie und zog die Blondine zu sich. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss und verbrachten den restlichen Abend zusammen gekuschelt auf dem Sofa, wo sie schließlich auch gemeinsam einschliefen.

Am nächsten Morgen erhielt Marlene endlich einen Anruf von der Spedition, die sich zwar für den Fehler entschuldigte, die aber keine Auskunft darüber geben konnte, wo sich die Sachen derzeit befanden. Man wusste noch immer nicht, was genau schief gelaufen und wer für die Verwechslung verantwortlich war. Auch die Wut der Blondine konnte daran nichts ändern, die dem Spediteur mit Konsequenzen drohte, denn dieser berief sich letzten Endes darauf, dass sie die Korrektheit der Lieferung mit ihrer Unterschrift selbst bestätigt hatte. Nach dem unerfreulichen Telefonat rief Marlene ihre Freundin auf der Arbeit an und teilte ihr mit, wie wenig entgegenkommend die Spedition sich zeigte und dass sie nun erst recht keine Hoffnung mehr hatte ihre Sachen zeitnah wieder zu bekommen. Als sie das Gespräch beendet hatten, wählte Rebecca kurzerhand eine ihr vertraute Telefonnummer und zog damit ihren Joker. „Hallo Justus, wie geht es Ihnen?“ fragte sie den Familien Butler, der sich hörbar über ihren Anruf freute „das ist schön zu hören. Ich habe ein kleines Problem, Justus. Und ich hatte gehofft, dass Sie mir vielleicht helfen könnten, es zu lösen.“ Sie lächelte, als sie seine Antwort vernahm, die genauso ausfiel, wie sie es erwartet hatte.


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