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BeitragVerfasst: 27.07.2015, 20:16 
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Kapitel 15: Wiedersehensfreude

Marlene war noch immer völlig aus dem Häuschen, als sie das Licht erneut anmachte und ihre Freundin betrachtete, die ebenfalls mit dem Sturm an Emotionen zu kämpfen hatte „das ist wirklich nicht zu fassen…ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wo kommst Du denn auf einmal her und warum hast Du mir vorher nicht Bescheid gesagt? Ich hätte Dich doch abgeholt…wie lange hast Du denn schon hier gewartet?“ bombardierte sie die Gräfin mit Fragen, die jedoch noch immer nach den richtigen Worten suchte „ich…also…das ist eine längere Geschichte.“ Marlene lachte „entschuldige, ich bin wirklich unmöglich. Lass uns erst mal rein gehen, Dir ist bestimmt schon ganz kalt…“ schlug sie vor und suchte nach ihrem Schlüssel, bis ihr einfiel, dass der ja hingefallen war. Zeitgleich bückten sich die beiden Frauen, um ihn aufzuheben und stießen dabei beinahe mit den Köpfen zusammen „das war knapp“ sagte Rebecca leise, die einen ticken schneller gewesen war und Marlene den Schlüssel in die Hand legte, wobei sich ihre Blicke trafen und ein sehr naher Moment entstand. Marlene gelang es nur mit Mühe sich der Anziehung der Brünetten zu entziehen, deren braune Augen genauso wunderschön schimmerten, wie sie es in Erinnerung hatte „danke“ erwiderte sie leicht verlegen und erhob sich, um die Tür aufzuschließen „dann mal herein spaziert“ forderte sie ihre Freundin auf und folgte ihr mit klopfendem Herzen in die Wohnung.

Nachdem Rebecca kurz das Bad aufgesucht und sich ein wenig gefangen hatte, ließ sie sich von Marlene die Wohnung zeigen „wow, Du hast es wirklich sehr schön hier“ beurteilte sie das Gesehene, wenngleich sie Mühe hatte sich auf etwas anderes zu konzentrieren, da ihre Augen stets bei der Blondine waren, an der sie sich einfach nicht satt sehen konnte. Es war ein unglaubliches Gefühl ihr nach neun Monaten gegenüber zu stehen, wunderschön und beängstigend zugleich „ist ganz schön komisch nach all der Zeit, oder?“ fragte Marlene, als hätte sie Rebeccas Gedanken erraten „die Überraschung ist Dir jedenfalls gelungen…ich freue mich wahnsinnig, dass Du hier bist!“ Sie ging erneut auf die andere zu und schloss sie in die Arme „frag mich mal, Du ahnst ja gar nicht, wie lange ich diesen Moment herbei gesehnt habe. Aber ich war mir nicht sicher, ob es Dir genauso geht…“ gestand die Gräfin, was ihr einen überraschten Blick einbrachte „wieso sollte es mir denn anders gehen? Ich habe doch immer gesagt, dass wir uns irgendwann wiedersehen werden.“ Einen Moment lang herrschte Stille, und während Rebecca noch überlegte, wie sie sich Marlene am besten erklären konnte, nahm diese ihre Hand und zog sie mit sich in die Küche „Du hast doch bestimmt Hunger, oder?“ fragte sie „ja, ein bisschen schon, jetzt wo Du es sagst“ gab die Gräfin zu, wenngleich sie nicht wusste, ob sie überhaupt etwas herunter bekommen würde. Marlene jedoch verpflanzte sie kurzerhand an den Esstisch und fing an in der Küche herum zu wirbeln „ich mache uns schnell eine Kleinigkeit und in der Zwischenzeit erzählst Du mir, wo Du die letzten Wochen gewesen bist“ verkündete sie aufgekratzt und lauschte aufmerksam Rebeccas Worten, während sie das Essen zubereitete.

Anschließend zogen die zwei sich in den Wohnbereich zurück, wo Marlene den Tisch eindeckte und sie sich das Essen bei einem Glas Wein schmecken ließen. Inzwischen war auch die letzte Unsicherheit zwischen ihnen verflogen, beide Frauen hatten sehr viel zu erzählen und genossen es sichtlich sich auszutauschen und zu erfahren, was die jeweils andere in den letzten Monaten erlebt hatte. Die alte Vertrautheit war mit einem Schlag zurück, fast so, als seien sie niemals getrennt gewesen „New York also, das hätte ich mir auch denken können…da lebst Du seit Wochen quasi um die Ecke von mir und erwähnst das mit keinem Ton, das ist ja echt ein Ding“ scherzte Marlene und schenkte Rebecca noch etwas Wein nach „es tut mir leid, aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich selbst nicht wusste, wie lange ich bleiben würde. Eigentlich weiß ich es immer noch nicht, obwohl ich ein, zwei ganz gute Jobangebote habe“ erwiderte die Gräfin nachdenklich und legte ihr Besteck auf den Teller „das war wirklich lecker. Du scheinst in L. A. noch viel mehr als Dich selbst wiedergefunden zu haben.“ Marlene lächelte zufrieden „ja, das stimmt. Wenn ich mich heute noch einmal entscheiden müsste, würde ich es wieder machen. Und Du wirst auch noch herausfinden, was das Richtige für Dich ist. Bereust Du denn schon, dass Du aus Düsseldorf weggegangen bist?“ wollte sie wissen, woraufhin Rebecca vehement den Kopf schüttelte „nein, nicht eine Sekunde lang, das war längst überfällig. Aber es gibt andere Dinge, die ich umso mehr bereue, Marlene. Ich habe damals so viele Fehler gemacht, dass sie glatt für zwei Leben reichen würden und ich habe mich oft gefragt, was passiert wäre, wenn ich mich anders verhalten hätte. Vielleicht wäre dann gar nicht nötig gewesen, dass Du Düsseldorf verlässt…und damit auch mich“ gestand sie und spielte nervös an ihren Fingern herum. Marlene zögerte einen Moment und legte dann ihre Hand auf die ihrer Freundin „hör bitte auf damit, Rebecca, das führt doch zu nichts. Wir können an dem was geschehen ist nichts mehr ändern, und außerdem war es nicht alleine Deine Schuld, das habe ich Dir damals schon gesagt. Wir haben beide Fehler gemacht, die dazu geführt haben, dass unsere Beziehung gescheitert ist. Mit L. A. hatte das wenig zu tun, das habe ich am Ende nur für mich getan, weil ich gemerkt habe, dass es ohne einen krassen Einschnitt nicht funktionieren wird. Und wie Du siehst hat es mir sehr gut getan, es ist alles in Ordnung, also gibt es auch keinen Grund mehr sich den Kopf über Vergangenes zu zerbrechen“ erklärte sie entschlossen, aber so ganz konnte Rebecca ihr das nicht glauben „ja, vielleicht, aber ich wünschte trotzdem, es wäre niemals so weit gekommen. Wenn ich daran denke, was wir beide miteinander hatten und dass ich es für etwas aufs Spiel gesetzt habe, was unbedeutender nicht hätte sein können…die Sache mit Thore war wirklich das Dümmste, was ich je getan habe.“ Marlene blickte ihr Gegenüber kopfschüttelnd an, ihr war anzumerken, dass sie nicht weiter darüber sprechen wollte „lass es gut sein, Rebecca, das alles liegt lange hinter uns und ich trage es Dir nicht mehr nach. Ich habe selbst genügend Dinge getan auf die ich nicht stolz bin, aber heute ist nicht der richtige Tag um das alles aufzuwärmen. Wir haben uns Ewigkeiten nicht gesehen und es ist so unglaublich viel passiert seitdem…lass uns die Zeit doch einfach genießen, anstatt sie damit zu verbringen, irgendetwas zu bereuen“ schlug sie vor und ihre Fröhlichkeit vertrieb am Ende auch Rebeccas letzte Zweifel.

Auch lange nach Mitternacht saßen die beiden Frauen noch zusammen auf dem Sofa, und obwohl Rebecca ihre Augen kaum noch auf halten konnte, wollte sie nicht, dass der Abend endete, aber Marlene hatte längst gemerkt, dass die Gräfin müde war „wie lange willst Du eigentlich in L. A. bleiben? Deinen Sachen nach zu urteilen, hast Du keinen längeren Aufenthalt geplant, oder?“ erkundigte sie sich, wobei sie selbst merkte, dass es ein wenig enttäuscht klang. Rebecca sah ihre Freundin ratlos an „ich weiß nicht, so lange wie Du mich ertragen kannst, würde ich mal sagen. Schließlich bin ich nur wegen Dir hergekommen. Noch habe ich ja keinen festen Job der mich zwingt, zu einem bestimmten Zeitpunkt nach New York zurück zu fliegen“ bemerkte sie unsicher und musste trotz aller Bemühungen, es zu unterdrücken, gähnen „das klingt doch gut, dann haben wir ja noch genügend Zeit. Aber jetzt sollten wir vielleicht besser schlafen gehen, es war schließlich ein aufregender Tag und Du bist sicher ganz schön müde“ erwiderte die Blondine, bevor sie sich erhob „ich hole Dir schon mal das Bettzeug.“ Rebecca schaute sie überrascht an „ich darf bei Dir bleiben?“ fragte sie, was Marlene mit einem nicht weniger verwunderten Blick quittierte „natürlich, was dachtest Du denn? Dass ich Dich mitten in der Nacht vor die Tür setze? Abgesehen davon habe ich genug Platz und würde mich freuen, wenn Du bei mir bleibst. Vorausgesetzt natürlich, dass Dir die Couch zum Schlafen ausreicht“ sagte sie mit einem Augenzwinkern. Die Gräfin strahlte übers ganze Gesicht „ich bleibe sehr gerne hier“ ließ sie die andere wissen, die daraufhin im Schlafzimmer verschwand, um das Bettzeug zu holen. Rebecca ließ sich unterdessen erleichtert auf das Sofa sinken „sie will, dass ich bleibe“ ging es ihr durch den Kopf, während sie lächelnd zur Decke blickte „und sie hat mich genauso vermisst, wie ich sie“ dachte sie glücklich und schloss für einen Moment die Augen. Als Marlene ein paar Minuten später zurück kam, um Rebecca die Sachen zu bringen, stellte sie fest, dass ihre Freundin bereits eingeschlafen war. Sie ging leise zu ihr, deckte die Gräfin zu und blieb noch eine Weile neben dem Sofa stehen. Schmunzelnd betrachtetet sie die schöne Brünette beim Schlafen, hockte sich vorsichtig neben das Sofa und fragte sich, was es wohl zu bedeuten hatte, dass all das ausgerechnet jetzt passierte. „Du gehörst ins Bett, Marlene von Lahnstein, also hör auf damit und beherrsche Dich“ mahnte sie sich selbst, konnte aber nicht anders, als sich zu der schlafenden Gräfin zu beugen und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu geben „träum was Schönes“ flüsterte sie und ging dann leise ins Badezimmer, um sich für die Nacht fertig zu machen.


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Verfasst: 27.07.2015, 20:16 


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BeitragVerfasst: 27.07.2015, 20:17 
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Kapitel 16: Die Eine

Als Rebecca am nächsten Morgen erwachte, stieg ihr ein angenehmer Kaffeeduft in die Nase, und das erste was sie hörte war das leise Summen von Marlenes Stimme, die bereits auf war und das Frühstück vorbereitete. Die junge Gräfin beobachtete sie heimlich und spürte, dass sie sich mit jedem weiteren Augenblick, den sie bei Marlene war, mehr entspannte. Es fühlte sich ähnlich an wie damals, als ihre Freundschaft immer intensiver geworden und das Vertrauen immer weiter gewachsen war, nur mit dem Unterschied, dass sie sich inzwischen in und auswendig kannten, was das Ganze umso schöner machte. Rebecca konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich zuletzt so wohl gefühlt hatte, wie sie es im Moment tat. Es war fast so, als wäre sie plötzlich von einem Schleier befreit worden, der die ganze Zeit über ihr gelegen und ihr das Licht genommen hatte, um richtig sehen zu können. Mit einem Mal war die Welt wieder viel heller und freundlicher, und auch die Farben wirkten sehr viel bunter als zuvor. Hatte sie bis gestern noch das Gefühl gehabt genügend Energie zu haben, so fühlte sie sich heute schon dazu imstande Bäume auszureißen, oder gleich ganze Berge zu versetzen. Und all das lag einzig und allein an IHR und daran, dass sie wieder in ihrer Nähe war, das wusste Rebecca und es machte sie glücklich und ängstlich zugleich. Denn was würde passieren, wenn sie wieder in New York wäre, ohne Marlene? Der Gedanke war so fürchterlich, dass sie ihn sofort wieder verdrängte „guten Morgen, Du bist ja wach“ begrüßte die Blondine sie gut gelaunt und kam mit einer großen Tasse zum Sofa. Sie stellte sie auf dem Tisch ab und nahm Rebecca in den Arm „hast Du gut geschlafen?“ erkundigte sie sich „ja, aber noch besser hätte ich geschlafen, wenn Du neben mir gelegen hättest“ schoss es der Gräfin durch den Kopf „guten Morgen...ähm, ja, ziemlich gut sogar. Das Sofa ist wirklich sehr bequem“ entgegnete sie etwas verlegen. Marlene löste sich von ihr und reichte ihr die Tasse „vorsichtig, der ist noch sehr heiß“ bemerkte sie, und Rebecca kam nicht umhin zu denken, dass der Kaffee nicht das einzige war, das sehr heiß war. Ihre Freundin sah bereits am frühen Morgen unverschämt gut aus, viel zu gut, wenn sie daran dachte, dass sie selbst bestimmt noch völlig zerknautscht aussah „bist Du schon lange wach? Du hättest mich ruhig wecken können“ sagte sie und nippte vorsichtig an ihrem Kaffee „schon eine Weile, aber ich muss ja auch gleich arbeiten im Gegensatz zu Dir. Hätte ich gewusst, dass Du kommst, hätte ich versucht mir frei zu nehmen, aber zum Glück ist ja heute schon Freitag und am Wochenende haben wir dann genügend Zeit füreinander. Ich muss das nur mit Jacob abklären, aber das dürfte kein Problem sein.“ Rebecca verschluckte sich und hätte beinahe die Tasse fallen gelassen, doch es gelang ihr gerade noch, sie wieder unter Kontrolle zu bekommen „was musst Du denn da abklären? Arbeitet Ihr auch am Wochenende?“ hakte sie nach, wobei ihr der Verdacht kam, dass dieser Jacob womöglich der Kerl war, den sie gestern mit Marlene gesehen hatte „ähm, ja...manchmal schon, aber in der Regel ist das nicht nötig. Jedenfalls muss ich langsam los, sonst macht er sich noch Sorgen. Frühstück habe ich Dir hingestellt, bedien Dich einfach und fühl Dich ganz wie Zuhause. Ich müsste gegen Nachmittag zurück sein, Freitags machen wir nämlich schon um 15 Uhr Schluss“ erklärte sie leicht ausweichend. Die Brünette nickte und beschloss vorerst nicht weiter zu bohren, schließlich war Marlene ihr keine Rechenschaft schuldig und sie wollte auch nicht zu sehr mit der Tür ins Haus fallen „okay, ich werde schon zurecht kommen. Obwohl ich natürlich viel lieber mit Dir zusammen gefrühstückt hätte“ erwiderte sie zuckersüß und bekam dafür ein Lächeln geschenkt, welches einem Sonnenaufgang gleich kam „das holen wir morgen nach, versprochen. Aber jetzt muss ich wirklich los. Wir sehen uns dann später...“ sagte Marlene und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange, bevor sie eilig die Wohnung verließ. Rebecca berührte mit den Fingern vorsichtig die Stelle, an der sie die sanfte Berührung gespürt hatte und kam sich plötzlich vor wie ein verliebter Teenager „kann man sich eigentlich zwei Mal in den selben Menschen verlieben?“ fragte sie sich, während sie aufstand und auf den Schrank zu lief, der sich gegenüber vom Sofa befand. Dort stand ein gerahmtes Foto, welches Marlene zusammen mit ihren Schwestern zeigte und sofort schlug ihr Herz ein bisschen schneller „sie ist einfach wunderschön“ dachte sie und schüttelte fassungslos den Kopf „und Du bist ein hoffnungsloser Fall, Rebecca von Lahnstein, denn Du hast es tatsächlich geschafft Dich ein zweites Mal bis über beide Ohren in diese Frau zu verlieben, was Dich schon einmal fast den Verstand gekostet hätte.“ Sie war nicht sicher, ob sie lachen oder weinen sollte, dabei hatte sie die ganze Zeit über gewusst, dass sie noch etwas für Marlene empfand, aber die Intensität ihrer Gefühle erschreckte sie dennoch, da das alles sie stark an früher erinnerte und Rebecca keine Ahnung hatte, ob sie es noch einmal würde aushalten können. Am Ende ging es nicht mehr nur darum, was sie empfand, oder was Marlene für sie fühlte, es war besonders die Beziehung zu diesem Mann, die Rebecca Bauchschmerzen bereitete, denn auch das kam ihr leider allzu bekannt vor. Sie seufzte schwer und ging ins Badezimmer, wo Marlene ihr ein großes Handtuch bereit gelegt hatte „ganz egal, was auch kommt...“ dachte die Gräfin und stieg in die Dusche, wo es noch angenehm nach Marlenes Shampoo roch „...sie ist all das wert, das weiß ich einfach. Weil sie die Eine ist und die Einzige, die ich wirklich will, weil ich ohne sie niemals mehr komplett sein werde.“
Bestärkt von diesem Gedanken machte Rebecca sich fertig für den Tag, frühstückte in Ruhe und fasste noch währenddessen einen Entschluss, denn eines hatte die junge Gräfin inzwischen gelernt „wenn Du glücklich sein möchtest, dann darfst Du nicht einfach abwarten und auf das Schicksal hoffen. Du musst anfangen es selbst in die Hand zu nehmen, wenn Du nicht riskieren willst, dass es Dir am Ende einen Strich durch die Rechnung macht.“


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BeitragVerfasst: 27.07.2015, 20:18 
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Kapitel 17: Zwischen den Stühlen

Auf dem Weg zur Arbeit dachte Marlene unentwegt über das nach, was gerade in ihrem Leben passierte, denn sie spürte, dass Rebeccas Gegenwart etwas in ihr auslöste, das lange Zeit verschlossen gewesen war. Sie hatte sich immer gewünscht ihre Freundin irgendwann wieder zu sehen, hatte sich unzählige Male vorgestellt, wie es sein würde, wenn sie einander gegenüber standen, und jetzt musste sie feststellen, dass all das nicht ansatzweise dem gerecht wurde, was sie seit ihrem Wiedersehen empfand. Als Rebecca plötzlich vor ihr gestanden hatte und sie sich zum ersten Mal seit Monaten wieder in den Armen hielten, war ihr erst richtig bewusst geworden, wie sehr sie die Gräfin vermisst und was für eine große Lücke sie in ihrem Leben hinterlassen hatte. Marlene hatte diese Tatsache lange Zeit verdrängt, weil sie damit beschäftigt gewesen war ihr Leben neu zu ordnen, aber je mehr Ruhe bei ihr eingekehrt war, desto stärker hatte sie genau diese Leere gespürt. Ihr war jedoch nicht bewusst gewesen, was für eine große Rolle ihre alte Liebe dabei spielte, bis diese plötzlich und völlig unerwartet vor ihrer Tür gestanden hatte. Letzte Nacht hatte Marlene kaum ein Auge zugetan, zu wissen, dass Rebecca nebenan lag, ganz in ihrer Nähe, hatte sie wach gehalten und sie dazu veranlasst mehrfach aufzustehen, um nach der Gräfin zu sehen. „Himmel, was ist nur mit mir los? Warum wirft mich das alles derart aus der Bahn? Wir sind bloß Freundinnen, es gibt also keinen Grund sich verrückt zu machen“ ermahnte sie sich, obwohl sie wusste, dass das nur die halbe Wahrheit war. Rebecca würde immer mehr als eine gute Freundin sein, schließlich hatte Marlene mit ihr die intensivste Zeit ihres Lebens erlebt und so etwas vergaß man nicht. War es überhaupt möglich nach all dem wieder eine normale Freundschaft zu führen? Und war es wirklich das, was sie wollte? Natürlich gingen ihre Gefühle im Moment mit ihr durch, aber Marlene war vernünftig genug ihnen nicht einfach nachzugeben und damit alles zu riskieren, was sie sich in den letzten Monaten hart erarbeitet hatte. Es war schwer genug gewesen ihr altes Leben hinter sich zu lassen und ohne Rebecca weiter zu machen, aber sie hatte es geschafft und sie war glücklich in Los Angeles. Und dann war da auch noch Jacob. Die Blondine seufzte und erkannte mit Schrecken, dass sie beinahe ihre Haltestelle verpasst hätte, doch sie schaffte es gerade noch rechtzeitig auszusteigen. Während sie den Rest der Strecke zu Fuß zurück legte, fragte sie sich, wie sie Jacob am besten beibrachte, dass Rebecca zu Besuch war und eine Weile bei ihr bleiben würde „er wird sicher begeistert sein“ dachte sie, denn vor nicht allzu langer Zeit hatte sie ihm gegenüber zugegeben, dass sie noch immer Gefühle für ihre Ex-Freundin hatte. „Ich an seiner Stelle würde wahrscheinlich die Krise kriegen“ schoss es Marlene durch den Kopf, die inzwischen angekommen war und mit leicht mulmigem Gefühl die Vocal School betrat.

Jacob war den ganzen Tag über so beschäftigt gewesen, dass Marlene erst kurz vor Feierabend dazu kam mit ihm zu sprechen „hey, hast Du einen Moment Zeit für mich?“ fragte sie und blieb unsicher vor seinem Schreibtisch stehen „für Dich doch immer“ erwiderte er lächelnd. Er ging zu ihr, gab ihr einen Kuss und blickte sie besorgt an „geht es Dir heute wieder besser? Irgendwie machst Du immer noch den Eindruck, als seist Du ein bisschen durch den Wind“ stellte er fest, und traf damit wie so oft ins Schwarze „ja…das heißt, nein, eigentlich ist alles in Ordnung. Es ist nur, wegen gestern…es tut mir leid, dass ich nicht bleiben konnte, aber dieses merkwürdige Gefühl, das ich hatte...naja, also das hat sich auf ziemlich überraschende Weise bestätigt“ ließ sie ihn wissen und sah augenblicklich wieder die Gräfin vor sich, die schlafend vor ihrer Tür gesessen hatte. Jacob sah sie irritiert an „das klingt ja spannend. Verrätst Du mir auch, was Du damit meinst?“ hakte er nach, woraufhin sie einen Augenblick lang die Luft anzuhalten schien, doch bevor sie antworten konnte, erklang hinter ihnen ein leises Räuspern und Jacobs Blick richtete sich erschrocken zur Tür. „Was ist los?“ fragte Marlene und drehte sich verwundert um „war es das, was Du mir gerade sagen wolltest?“ flüsterte Jacob ihr zu, und ihm war anzumerken, wie überrumpelt er war. Die junge Gräfin betrachtete die beiden einen Moment, bevor sie zu ihnen ging und ihm die Hand entgegen streckte „hallo, ich bin...“ wollte sie sich vorstellen, doch Jacob fiel ihr ins Wort „Rebecca von Lahnstein, ich weiß. Marlene hat mir einiges von Ihnen erzählt“ bemerkte er ein wenig gezwungen und ergriff die angebotene Hand. Die Brünette zog eine Augenbraue hoch „hoffentlich nicht nur Schlechtes“ erwiderte sie scherzhaft und blickte ihre Freundin an, die mit der Situation ein Stück weit überfordert schien „was machst Du denn hier? Ist was nicht in Ordnung?“ wollte die Blondine wissen, als sie endlich ihre Sprache wieder gefunden hatte. Rebecca schüttelte den Kopf „nein, alles bestens. Mir ist nur die Decke auf den Kopf gefallen und da dachte ich mir, dass ich Dich doch von der Arbeit abholen könnte“ erklärte sie lächelnd „seid Ihr denn schon fertig, oder bin ich zu früh?“ Marlene versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich über die Anwesenheit der Gräfin freute, obwohl diese sie mit ihrem unangekündigten Auftauchen erneut überrumpelt hatte „eigentlich schon, aber ich war gerade dabei Jacob von Deinem Besuch zu erzählen...“ erklärte sie und sah ihren Freund unsicher an „Rebecca wird eine Weile in L. A. bleiben und wohnt deshalb so lange bei mir. Wir müssten uns also noch kurz wegen dem Wochenende besprechen.“ Jacob nickte kaum merklich und blickte Rebecca auffordernd an, die ihm unverhohlen in die Augen sah „okay, ich warte dann draußen auf Dich“ verkündete sie und verließ leicht schadenfroh das Büro, wenngleich sie wusste, dass das reichlich unfair war. „Jacob hat mir schließlich nichts getan und er scheint ein ganz netter Kerl zu sein“ dachte sie und setzte sich seufzend auf die Stufen „aber ich kann leider keine Rücksicht auf ihn nehmen, denn er will etwas haben, was zu mir gehört und ich werde ihm Marlene nicht einfach so überlassen.“


Im Inneren des Gebäudes hatte Jacob unterdessen ein offensichtliches Problem mit Rebeccas spontanem Besuch und ließ das seine Freundin auch wissen „findest Du das nicht ein bisschen merkwürdig? Ich meine, sie taucht einfach so vor Deiner Tür auf, nach zig Monaten und ohne Dich vorher davon in Kenntnis zu setzen? Das kann man vielleicht machen, wenn man quasi um die Ecke wohnt, aber doch nicht, wenn tausende von Kilometern dazwischen liegen! Es tut mir leid, aber ich finde das etwas unverschämt und ich sehe ehrlich gesagt nicht ein, dass wir deshalb all unsere Gewohnheiten und Pläne einfach umwerfen sollen“ sagte er und stieß verärgert die Luft aus. Marlene war etwas perplex, denn sie war derartige Ausbrüche von ihm nicht gewohnt, wenngleich sie es natürlich verstehen konnte „ich weiß, dass das eine komische Situation für Dich ist...mich hat sie damit ja auch ein bisschen überrumpelt, aber ich freue mich trotzdem sehr über ihren Besuch. Wir haben uns so lange nicht gesehen, Jacob, und nun ist Rebecca hier...Was soll ich denn machen? Ich kann sie nicht einfach weg schicken und das will ich auch gar nicht. Es ist doch nur für ein paar Tage, danach fliegt sie wieder zurück nach New York“ erwiderte sie, obwohl sie gar nicht sicher war, wie lange Rebecca bleiben würde „aber so lange sie hier ist, möchte ich so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen. Schließlich habe ich keine Ahnung, wann wir uns das nächste Mal sehen werden. Kannst Du das nicht wenigstens ein bisschen verstehen?“ Ihr war bewusst, was sie ihm damit abverlangte und sie fühlte sich auch mies deswegen, aber sie konnte einfach nicht anders, nachdem sie festgestellt hatte, wie gut es ihr tat, Zeit mit Rebecca zu verbringen. Jacob verschränkte die Arme vor der Brust, er sah nicht glücklich aus, aber immerhin schien er sich ein wenig beruhigt zu haben „ich kann es Dir ja schlecht verbieten und natürlich kann ich das auch irgendwie verstehen, aber Du musst das Ganze auch mal aus meiner Sicht betrachten. Muss sie denn unbedingt bei Dir wohnen? Sie kann doch auch in ein Hotel gehen, davon gibt es schließlich genügend“ bemerkte er und Marlene war bewusst, dass er eifersüchtig war „das tue ich doch und ich weiß, dass es blöd für Dich ist, aber Du machst Dir glaube ich zu viele Gedanken. Dass mit Rebecca und mir ist lange her, aber wir stehen uns natürlich sehr nahe und deshalb ist es für mich auch selbstverständlich, dass ich sie nicht in ein Hotel schicke. Sie schläft auf meinem Sofa, falls Dich das beruhigt, und sie ist genau wie ich einfach nur froh, dass wir uns nach all der Zeit wiedersehen. Du brauchst Dir also keine Sorgen zu machen, okay?“ Sie legte versöhnlich die Arme und seinen Hals und nach einer Weile nickte er „okay“ erwidere er und zog sie noch enger an sich, bevor er ihr einen sehr innigen Kuss gab.

Als Marlene einige Zeit später nach draußen kam, war Rebecca nirgends zu sehen, was die Blondine sofort nervös werden ließ, doch gerade als sie ihr Handy zur Hand nehmen wollte, um sie anzurufen, kam die Brünette um die Ecke gebogen „hey, da bist Du ja...ich habe mich schon gewundert, wo Du abgeblieben bist“ sagte sie und fügte in Gedanken ein „Du hast mir gefehlt“ hinzu. Rebeccas Präsenz schien mit jeder Stunde anzusteigen, jedenfalls kam es Marlene so vor, denn ein einziges Lächeln von ihr reichte aus, um alle Sorgen und Unsicherheiten zu vertreiben „ich habe nur kurz die Umgebung gecheckt und mir schon mal ein Restaurant ausgeguckt, in das ich Dich jetzt einladen werde“ erklärte sie selbstsicher. Marlene sah sie herausfordernd an „ach ja? Und wer sagt, dass ich mich von Dir einladen lasse?“ bemerkte sie amüsiert „das muss mir niemand sagen, ich weiß schließlich auch so, was sich gehört“ flötete sie und hielt der anderen den Arm hin, damit sie sich bei ihr einhaken konnte „darf ich bitten, schöne Frau?“ Die Blondine lachte, kam der Aufforderung nach und blickte Rebecca von der Seite an „Du hast Dich wirklich nicht verändert“ stellte sie fest „oh doch, das habe ich. Du weißt es nur noch nicht“ entgegnete die Gräfin geheimnisvoll und brachte Marlene damit erneut zum Lachen. „Es ist verrückt“ ging es ihr plötzlich durch den Kopf „gerade eben war ich noch bei Jacob und hatte ein schlechtes Gewissen, aber kaum ist Rebecca bei mir, kann ich nicht anders, als mich einfach nur darüber zu freuen, dass sie da ist. Vielleicht sollte ich damit aufhören, es allen Recht machen zu wollen, aber das ist ziemlich schwer, wann man plötzlich zwischen den Stühlen sitzt und nicht weiß, auf welcher Seite man besser aufgehoben ist.“


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BeitragVerfasst: 27.07.2015, 20:19 
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Kapitel 18: Frei und ungezwungen

Nachdem sie gegessen hatten, beschlossen die beiden Frauen noch ein wenig durch die nahegelegenen Bars zu ziehen, wobei sie letztlich bei einer davon hängen blieben, die Marlene inzwischen zu ihren Favoriten zählte „ist wirklich nett hier, hat ein bisschen was vom alten No Limits. Das ist übrigens wieder eröffnet worden und gehört jetzt Olli“ bemerkte Rebecca und stellte einen weiteren Cocktail vor ihrer Freundin ab. Marlene nickte und blickte ihr Gegenüber prüfend an „tatsächlich? Sag mal, kann es sein, dass Du vorhast mich betrunken zu machen?“ fragte sie, was die andere dazu veranlasste schelmisch zu grinsen „hätte das denn Aussicht auf Erfolg?“ wollte sie im Gegenzug wissen, was wiederum Marlene zum Lachen brachte. „Keine Chance“ verkündete diese einen Moment später und probierte etwas von dem fruchtigen Getränk „obwohl dieses Zeug wirklich verdammt lecker schmeckt“ räumte sie ein und zwinkerte ihrer Freundin zu. Rebecca trank ebenfalls etwas von ihrem Cocktail, während sie darüber nachdachte, wie sie Marlene am besten über Jacob ausfragen konnte, ohne dass es nach einem Verhör aussah „dieser Jacob scheint ja ganz nett zu sein. Ihr versteht Euch ziemlich gut, oder?“ sagte sie möglichst beiläufig und beobachtete dabei genau die Reaktion ihres Gegenübers. Marlene stellte ihr Glas auf dem Tisch ab und sah die andere verwundert an „ja, das ist er, sehr nett sogar. Wieso fragst Du?“ erkundigte sie sich und wurde ohne es zu wollen nervös „ich weiß nicht, es interessiert mich einfach. Schließlich ist er der einzige Mensch in L. A., den Du besser kennst. So etwas führt ja nicht selten dazu, dass man sich näher kommt“ erwiderte die Gräfin bedeutungsschwer. Marlene stutzte und machte diesen für sie typischen Gesichtsausdruck, wenn sie sich ertappt fühlte, es aber nicht zugeben wollte. Rebecca fand diese Eigenschaft unheimlich süß und musste schmunzeln, da Marlene offenbar noch immer glaubte, dass sie ihr etwas vormachen konnte, obwohl sie für Rebecca fast wie ein offenes Buch war, wenn auch mit einigen Kapiteln, die es noch zu entschlüsseln gab „was willst Du denn damit andeuten?“ hakte die Blondine nach und blickte ihr herausfordernd in die Augen. Rebecca gab sich betont gleichgültig, wenngleich es ihr unter den Nägel brannte zu erfahren, was genau zwischen den beiden ablief „och, nichts weiter. Ich habe mich nur gefragt, ob da vielleicht mehr zwischen Euch ist. Irgendwie schien Jacob nicht sonderlich begeistert zu sein, als er mich sah und außerdem wirktet Ihr sehr vertraut. Aber möglicherweise liege ich auch völlig daneben...es war auch nur so ein Gefühl“ erklärte sie ruhig und wartete innerlich angespannt auf eine Antwort. Marlene nahm wieder ihr Glas zur Hand, sie wirkte ein wenig konsterniert und machte den Eindruck, als wollte sie am liebsten gar nichts dazu sagen „keine Ahnung wie Du darauf kommst, dass wir zusammen sein könnten. Aber selbst wenn, was wäre daran denn so schlimm?“ entgegnete sie leicht gereizt „warum fühlst Du Dich denn gleich angegriffen, ich habe doch gar nicht gesagt, dass es schlimm ist. Ich wollte lediglich wissen, ob an meiner Vermutung etwas dran ist, mehr nicht.“ Sie blickten sich einen Moment lang schweigend an, Rebecca merkte, dass sie so nicht weiter kam und ruderte zurück „weißt Du was, vergiss es einfach, so wichtig ist es nicht. Ich war bloß neugierig, das ist alles. Wollen wir hier noch was trinken, oder möchtest Du lieber wo anders hingehen?“ versuchte sie die leicht angespannte Stimmung wieder zu kitten, aber für heute schien die Luft raus zu sein, denn Marlene wirkte plötzlich distanziert „ehrlich gesagt würde ich lieber nach Hause gehen, ich bin ziemlich müde.“ Die junge Gräfin nickte „okay, dann gehe ich kurz bezahlen“ erwiderte sie, doch die Blondine hielt sie zurück und stand selbst auf „lass mal, das übernehme ich“ sagte sie und machte sich auf den Weg zur Bar. Rebecca stützte das Gesicht auf ihrer Hand ab und sah ihr resigniert nach „super, das hat mich ja wirklich weiter gebracht. Ich hätte es noch geschickter anstellen müssen“ dachte sie und stieß einen tiefen Seufzer aus „offenbar habe ich unterschätzt, wie sehr mein Auftauchen sie durcheinander bringt. Aber irgendetwas ist da, das spüre ich...Marlene hat eigentlich keinen Grund es mir nicht zu sagen, also warum macht sie so ein Geheimnis daraus, dass Jacob ihr näher steht als ein gewöhnlicher Freund? Will sie mich nicht verletzen, weil sie ahnt, dass ich mir noch Hoffnungen mache? Oder ist sie sich ihrer Gefühle für ihn am Ende gar nicht sicher und hat jetzt noch zusätzlich damit zu kämpfen, dass ich wieder da bin? Manchmal ist Marlene eben doch ein Buch mit sieben Siegeln, aber wenn man es einmal geschafft hat, einen Blick hinein zu werfen, weiß man alles was nötig ist, um ihre Mauer zu durchbrechen. Und ich werde sie durchbrechen, denn darin bin ich schließlich mehr als geübt.“

Am nächsten Tag überraschte Rebecca ihre Freundin mit einem spontanen Ausflug, denn sie hatte beschlossen, dass es besser war, wenn Marlene von sich aus über Jacob und ihre Gefühle sprach. Mit Druck kam man bei der schönen Blondine für gewöhnlich nicht weiter, sie war immer dann am offensten, wenn sie entspannt war und sich wohl fühlte, das wusste die Gräfin und so war sie am Samstag Morgen schon früh aus dem Haus gegangen, um ihren Plan in die Tat umzusetzen. Als sie wieder kam, saß Marlene bereits am Frühstückstisch und schaute sie erstaunt und fragend zugleich an „da bist Du ja, wo hast Du denn gesteckt? Und was schleppst Du denn da alles an?“ wollte sie wissen und ging auf die andere zu, die ihr grinsend eine große Tüte in die Hand drückte „nicht fragen, anziehen! Wir machen einen kleinen Ausflug“ verkündete sie entschlossen. Marlene warf einen neugierigen Blick in die Tüte „nein, oder? Du hast doch nicht etwa...aber wir haben doch gar kein Motorrad hier“ bemerkte sie und sah ihre Freundin irritiert an „doch, haben wir, es steht vor der Tür und wartet nur darauf, von uns ausgefahren zu werden. Es geht übrigens zum Santa Monica Pier, also rein in die Kluft und zwar zack zack, wenn ich bitten darf“ wies sie die andere gut gelaunt an. Tatsächlich hellte sich Marlenes Gesicht sofort auf „Du meinst das wirklich ernst, oder?“ fragte sie, woraufhin Rebecca sie vor sich her ins Badezimmer schob „natürlich meine ich das ernst und jetzt zieh Dich endlich um, damit wir los können“ drängelte sie und ging zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich selbst schnell umzog. Als Marlene ein paar Minuten später aus dem Bad kam, und die beiden sich wieder gegenüber standen, stieß die Brünette einen anerkennend Pfiff aus „ganz schön sexy, Frau von Lahnstein, wenn ich das mal so anmerken darf. Du solltest öfter Leder tragen“ bemerkte sie zwinkernd und fragte sich insgeheim, wie sie sich bei diesem Anblick noch aufs Fahren konzentrieren sollte „gut, dass sie hinter mir sitzt, ansonsten hätten wir ein echtes Problem“ schoss es ihr durch den Kopf. Marlene strich über ihre Klamotten und war nicht minder angetan von Rebeccas Outfit „sexy? Sie sollte mal in den Spiegel schauen, dann sieht sie, was sexy ist“ dachte die Blondine, bevor sie sich etwas verlegen räusperte „ähm, ja...das sitzt wie angegossen. Du hast ein ziemlich gutes Auge.“ Die Gräfin lachte und reichte ihr den Helm „nun ja, das ist schließlich mein Job und außerdem kenne ich Deine Maße. Und die haben sich anscheinend nicht verändert“ flötete sie und ging dann voraus zur Tür „was ist, kommst Du?“ Marlene erwachte aus ihrer Starre, atmete noch einmal tief durch und folgte der anderen dann nach draußen „hoffentlich merkt sie nicht, wie nervös sie mich macht“ dachte sie, während sie die Stufen hinunter lief und durch die Haustür ging, die Rebecca ihr auf hielt „wow, das ist ja eine tolle Maschine!“ Die Brünette lächelte zufrieden und nahm auf dem Bike Platz „bereit zur Abfahrt?“ fragte sie, nachdem Marlene ebenfalls aufgestiegen war „ja, kann los gehen“ erwiderte diese und legte ihre Arme um Rebeccas Bauch. Die Gräfin durchfuhr ein wohliger Schauer, als sie den Körper ihrer Freundin spürte, der sich sanft an ihren schmiegte und startete den Motor „so muss es sich anfühlen. Frei und ungezwungen. Das ist es, was ich fühle, wenn sie bei mir ist, und ich hoffe, dass es ihr genauso geht“ dachte Rebecca lächelnd, bevor sie Gas gab und langsam los fuhr.


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BeitragVerfasst: 27.07.2015, 20:19 
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Kapitel 19: Im selben Takt

Auf dem Weg zum Santa Monica Pier nahm Rebecca immer wieder ordentlich Fahrt auf, um die Maschine unter sich auszutesten und auch, weil es ihr so gut gefielt, dass Marlene sich bei erhöhtem Tempo jedes Mal an sie klammerte, als sei sie ihr rettender Anker. Motorrad zu fahren hatte sie schon immer befreit, aber mit Marlene zusammen, war es fast wie fliegen und es hätte sie nicht gewundert, wenn sie irgendwann einfach abgehoben wären. Als sie ihr Ziel schließlich erreicht und die Helme abgelegt hatten, wandte die junge Gräfin sich an ihre Freundin „alles okay? Ich hoffe, ich bin Dir nicht zu schnell gefahren...aber wenn man auf so einer Machine sitzt und solche Routen fährt, ist es schwer, sich zurück zu halten“ erklärte sie begeistert, doch Marlene winkte ab „ach was, das war total toll! Ich bin ewig nicht mehr auf einem Motorrad mitgefahren und außerdem weiß ich ja, dass ich bei Dir gut aufgehoben bin.“ Sie schenkte der Brünette ein strahlendes Lächeln, eines von der Sorte, das alles andere in den Schatten stellte und dafür sorgte, dass Rebeccas Herz regelrechte Purzelbäume schlug „da kannst Du Dir auch sicher sein, ich würde niemals etwas tun, was Dich in Gefahr bringt“ ließ sie die andere wissen und ging einige Schritte auf sie zu, bis sie dicht vor ihr zum Stehen kam. Marlene blickte verträumt in die rehbraunen Augen der Gräfin, während sich ihre Hand fast automatisch zu Rebeccas Haar bewegte, um es ein wenig zu richten „klarer Fall von Helm Frisur“ flüsterte sie und erlebte plötzlich eine Art Déjà-vu „fehlt nur noch die Kartbahn“ erwiderte Rebecca leise, die das Gleiche gedacht hatte, woraufhin beide lachten. „Also wenn Du die jetzt auch noch her zauberst, bekomme ich langsam Angst vor Dir“ scherzte die Blondine, die sich wieder einigermaßen im Griff hatte „hm, das vielleicht nicht, aber ich habe eine ganz gute Alternative“ erklärte sie grinsend und deutete mit dem Finger auf etwas, das in der anderen Richtung lag „da hinten ist der Pacific Park Vergnügungspark. Da gibt es unter anderem auch eine Achterbahn...Was ist, hast Du Lust, oder bekommst Du jetzt doch noch Schiss?“ foppte sie ihre Freundin, die sich verblüfft umdrehte und in der Ferne die Fahrgeschäfte erkannte. „Schiss? ICH? Pah, Du willst mich wohl beleidigen. Warte nur ab, Gräfin Lahnstein, Du wirst Dich noch wundern, wer von uns beiden mehr Umdrehungen vertragen kann“ konterte sie amüsiert „okay, ich nehme die Herausforderung an. Aber sag mir bitte rechtzeitig Bescheid, wenn Dir schlecht wird“ bemerkte Rebecca frech, griff nach Marlenes Hand und zog sie mit sich in Richtung Pacific Park.

Ein paar Stunden und viele Karussellfahrten später, waren die beiden Frauen sichtbar erschöpft, besonders Rebecca spürte, dass ihr Magen langsam anfing zu rebellieren und setzte sich auf eine der vielen Bänke, die im Schatten lag „ich brauche eine kleine Pause“ stöhnte sie und stieß geräuschvoll die Luft aus. Marlene betrachtete sie amüsiert und konnte nicht anders, als zu lachen „um ehrlich zu sein, denke ich, dass Du genug für heute hast. Du wirkst ein wenig blass um die Nase, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf“ stellte sie hörbar schadenfroh fest, woraufhin die Gräfin ihr die Zunge raus streckte „ja, ja, mach Dich ruhig lustig...Du willst doch nur, dass ich zugebe, meinen Mund zu voll genommen zu haben“ erwiderte sie gespielt beleidigt. Die Blondine verschränkte die Arme vor der Brust „Du hast ihn ja auch zu voll genommen, jetzt musst Du es nur noch einsehen und schon sind wir beide erlöst“ stichelte sie weiter, was Rebecca dazu veranlasste die Augen zu verdrehen „also schön, aber nur, weil ich nicht möchte, dass Dir am Ende auch noch schlecht wird“ bemerkte sie grinsend. Marlene nickte „natürlich, das weiß ich wirklich sehr zu schätzen. Nimm es nicht zu schwer, ich lade Dich zum Trost auch auf eine Wurst ein“ scherzte sie und musste lachen, als sie den angewiderten Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah „nicht witzig“ mahnte Rebecca sie gespielt böse und holte erneut tief Luft. Marlene reichte ihr die Hand und schüttelte belustigt den Kopf „na komm schon, wir trinken jetzt erst mal was und dann suchen wir uns ein nettes Plätzchen, wo wir was Vernünftiges zu Essen bekommen“ schlug sie vor „das klingt schon besser“ erwiderte die andere und ließ sich von Marlene auf helfen „ich hatte fast schon vergessen, was für ein harter Knochen Du bist.“ Die beiden standen sich gegenüber und blickten sich neckisch an „und ich hatte beinahe vergessen, wie unglaublich viel Spaß ich mit Dir haben kann“ schoss es der Blondine durch den Kopf „tja, das sind die Wolf Gene, dagegen ist nun mal kein Kraut gewachsen“ verkündete sie stolz und hakte sich bei ihrer Freundin unter, die schon wieder eine deutlich gesündere Gesichtsfarbe hatte, als noch wenige Minuten zuvor.

Nachdem sie in Ruhe gegessen und sich von den Anstrengungen erholt hatten, war es bereits Abend geworden, doch die Sonne war noch nicht untergegangen, weshalb die beiden Frauen zu dem nahegelegenen Strand gingen, wo sie gemütlich nebeneinander her liefen und über Gott und die Welt redeten. Irgendwann blieb Marlene plötzlich stehen und schaute nachdenklich auf den Ozean hinaus. Ihr blondes Haar wurde von dem leichten Wind in unterschiedliche Richtungen geweht und umrahmte sanft ihr hübsches Gesicht „sie ist so unfassbar schön“ dachte Rebecca einmal mehr, während sie ihre Freundin schweigend beobachtete „gib mir nur noch eine Chance und ich verspreche Dir, dass ich Dich glücklich mache. Nie wieder würde ich zulassen, dass etwas unser Glück zerstört, und dass wir uns aus den Augen verlieren.“ Sie ging auf die andere zu, blieb neben ihr stehen und blickte ebenfalls auf den Ozean „wir sind nicht zusammen...jedenfalls nicht richtig“ sagte die Blondine plötzlich und Rebecca brauchte einen Augenblick, ehe sie verstand, worum es ging „und warum nicht?“ hakte sie vorsichtig nach, denn auf keinen Fall wollte sie diesen Moment des Vertrauens zerstören. Marlene zuckte kaum merklich mit den Schultern, ihr Blick war noch immer auf das Wasser gerichtet „ich weiß nicht, wir wollten es langsam angehen lassen...oder vielmehr ich wollte das. Jacob ist wirklich ein toller Mann, er hat mir geholfen mein Leben neu zu ordnen und er schafft es, dass ich mich gut fühle, wann immer er in meiner Nähe ist. Seine Gefühle mir gegenüber sind aufrichtig, das spüre ich und er hat es nicht verdient, dass ich ihn länger warten lasse“ erklärte sie leise. Die Gräfin betrachtete das hübsche Profil ihrer Freundin und versuchte zu deuten, was in ihr vorging, doch das war leichter gesagt als getan. Sie berührte mit ihrer Hand sanft die von Marlene, woraufhin diese ihr das Gesicht zudrehte „und was ist mit Deinen Gefühlen? Liebst Du ihn auch?“ wollte sie wissen, und allein die Worte auszusprechen, versetzte ihr einen unangenehmen Stich, doch es war wichtig, für sie beide. Marlenes blaue Augen glänzten und Rebecca hatte schon Angst, dass sie gleich anfangen würde zu weinen, doch stattdessen wandte sie dem Ozean den Rücken zu, entfernte sich ein paar Meter und ließ sich auf dem Sand nieder. Die Brünette folgte ihr, setzte sich neben sie und sah sie abwartend an „kannst Du die Frage nicht beantworten, oder willst Du es mir nicht sagen?“
Erneut blickten sie einander tief in die Augen, eine ganze Zeit lang, bis Marlene einen Seufzer ausstieß „ich dachte, dass ich es können würde, bis...“ setzte sie zu einer Erklärung an, doch dann zögerte sie „bis was?“ fragte Rebecca mit weicher Stimme und wurde zunehmend unruhig, denn sie ahnte, dass gerade etwas sehr Entscheidendes geschah. Marlene seufzte erneut, doch dann sprach sie aus, was ihr auf dem Herzen lag „bis Du aufgetaucht bist und alles durcheinander gebracht hast. Mal wieder...und jetzt weiß ich auf einmal gar nichts mehr...das ist alles viel zu viel, es ist erschreckend intensiv und Du...Du machst mich noch wahnsinnig, wenn Du mich weiter so ansiehst“ erklärte sie verzweifelt „wie sehe ich Dich denn an?“ erwiderte Rebecca lächelnd und rückte noch ein bisschen näher zu der anderen. Die Blondine spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen, sie war nicht in der Lage etwas zu sagen, oder sich zu bewegen und hätte beinahe das Atmen vergessen „wenn sie mich jetzt küsst, werde ich auf der Stelle umfallen. Ich kann das nicht, es wird nicht gut gehen...ich darf das nicht zulassen...wir dürfen das einfach nicht tun.“ Marlenes Gedanken arbeiteten auf Hochtouren, doch auch sie konnten nicht verhindern, dass ihre Gesichter sich immer näher kamen, sich anzogen, wie zwei Magnete und dass die Welt um sie herum plötzlich nicht mehr zu existieren schien. Während die Sonne den Anschein machte, als würde sie in den Tiefen des Ozeans versinken, nahmen Rebecca und Marlene von all dem kaum etwas wahr, denn sie waren bereits in ihrer eigenen Welt versunken. Als ihre Lippen aufeinander trafen, um sich sanft und abtastend zu berühren, klopften ihre Herzen erstmals wieder im selben Takt und es gab keinen Raum mehr für trübsinnige Gedanken. Mit geschlossen Augen gaben sich beide diesem intensiven Moment hin, liebkosten ausgiebig die Lippen der anderen, bis sie selbige öffneten, um ein zartes und erforschendes Spiel mit ihren Zungen zu beginnen. Marlenes Hand wanderte in Rebeccas Nacken, während die Gräfin ihre in den langen Haaren der anderen vergrub und sich vorkam, als sei sie auf direktem Weg in den Himmel. „Das ist es“ dachte sie und konnte nicht glauben, dass sie all die Zeit ohne Marlene hatte sein können, deren süßer Geschmack und betörender Duft sie schier um den Verstand zu bringen drohten.


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BeitragVerfasst: 27.07.2015, 20:20 
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Kapitel 20: Rückzug

Nach einer schlaflosen Nacht, saß Rebecca mit einer Tasse Kaffee zwischen den Händen in der Küche, wo sie ungeduldig auf Marlene wartete, die noch im Bad war und gerade duschte. Sie hielt es kaum noch aus vor Anspannung und wollte endlich mit ihrer Freundin über das reden, was gestern Abend passiert war, bevor dieser verdammte Anruf sie gestört und mit einem Schlag alles zunichte gemacht hatte. Rebecca konnte noch immer nicht fassen, dass Jacob es tatsächlich fertig gebracht hatte, ausgerechnet in dem Moment anzurufen, als sie sich bereits am Ziel ihrer Träume geglaubt und Marlene am Strand geküsst hatte, während vor ihnen die Sonne untergegangen war. „Geht es eigentlich noch kitschiger?“ dachte die Gräfin schmunzelnd, und doch war es einer der schönsten Augenblicke ihres Lebens gewesen, auch wenn er viel zu schnell vorüber gegangen war. Marlene wieder so nahe sein zu dürfen, ihren süßen Duft einzuatmen, sie zu berühren und ihren Herzschlag spüren zu können, war etwas, von dem Rebecca vor einiger Zeit nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Dennoch war es passiert, und es hatte sich nicht nur richtig angefühlt, es war fast so, als wären all die Monate der Trennung nur dafür da gewesen, um sie genau an diesem Ort wieder zusammenzuführen. Als sei es eine Bestimmung. „Okay, jetzt drehst Du wirklich komplett durch, Rebecca von Lahnstein“ ging es ihr durch den Kopf „aber das ist mir egal, denn ich weiß ganz genau, dass Marlene es auch gefühlt hat. Jetzt muss sie es nur noch zulassen“ überlegte sie weiter, doch leider war genau das das Problem. Denn in dem Augenblick als Jacob angerufen hatte, hatte sich auch Marlenes Kopf wieder eingeschaltet und der wiederum hatte dafür gesorgt, dass die Blondine ein schlechtes Gewissen bekam und nach dem Telefonat nach Hause fahren wollte. Natürlich ohne über das zu reden was geschehen war, stattdessen ging der Vorhang zu und die Mauer wurde schnellstens wieder hochgezogen, ganz Marlene eben, wenn sie mit etwas nicht umzugehen wusste. Eigentlich hätte Rebecca deswegen frustriert sein müssen, aber sie konnte ihre Freundin sogar verstehen, für sie das alles völlig ohne Vorbereitung gekommen war, und außerdem kannte sie Marlene inzwischen gut genug, um sich davon nicht einfach abschrecken zu lassen „dann renne ich eben wieder ein paar Mauern ein, wenn es sein muss, wofür sonst soll dieser Dickschädel gut sein.“ Sie musste über ihre sonderbaren Gedanken grinsen, trank etwas von dem Kaffee und schreckte verwundert auf, als es plötzlich an der Tür schellte.

Jacob beäugte die attraktive Brünette misstrauisch, bevor er an ihr vorbei in die Wohnung ging und sich umsah „wo ist Marlene?“ wollte er wissen und blieb nervös im Wohnzimmer stehen „sie ist noch im Bad“ erwiderte Rebecca betont lässig. Die beiden sahen sich abschätzend an und auch ohne Worte war längst klar, dass sie wohl keine Freunde mehr werden würden „okay, machen wir es kurz und ersparen uns irgendwelche Floskeln. Ich weiß, dass Du nur hergekommen bist, weil Du Marlene zurück haben willst, aber ich werde ganz sicher nicht daneben stehen und in Ruhe dabei zusehen, wie Du sie mir weg nimmst. Marlene liegt mir sehr am Herzen und es ging ihr verdammt gut ohne Dich, also sei Dir Deiner Sache besser nicht zu sicher“ ermahnte er sie mit gedämpfter Stimme. Rebecca verzog keine Miene, sie hielt seinem Blick stand und antwortete ebenso ehrlich, wie er es getan hatte „das stimmt zwar nicht ganz, aber im Grunde hast Du Recht. Ich bin hergekommen, weil ich gehofft hatte, dass es noch eine Chance für Marlene und mich gibt. Von der Sache mit Euch wusste ich nichts. Leider kann ich keine Rücksicht darauf nehmen, denn ich liebe diese Frau nun mal und ich werde erst gehen, wenn sie mich ausdrücklich darum bittet. Nimm das bitte nicht persönlich, ich finde es wirklich toll, dass Du Marlene in den letzten Monaten so unterstützt hast, aber deshalb hast Du noch lange nicht das Recht über das zu urteilen, was Marlene und mich verbindet.“ Jacob stieß einen empörten Laut aus „sie hat damals das Land verlassen, woran Du offenbar nicht ganz unschuldig warst, also was soll dieses Gerede? Sie ist gegangen und jetzt tauchst Du hier einfach auf und willst, dass sie sich noch einmal entscheidet? Wozu? Marlene hat sich bereits entschieden! Du hattest Deine Chance, Ihr hattet Eure Chance und jetzt hat sie ein neues Leben, hier in L. A. und sie ist glücklich damit. Willst Du ihr das wirklich alles kaputt machen? Also wenn das Deine Art von Liebe ist, dann kann Marlene einem echt leid tun“ erklärte er aufgebracht und irgendwie tat er Rebecca leid, denn eigentlich war seine Reaktion mehr als verständlich. Er hatte Angst Marlene zu verlieren, genau wie sie und sie wusste nur allzu gut, wie beschissen sich das anfühlte. Die Gräfin suchte nach den richtigen Worten, um zu verhindern, dass das Ganze unnötig hässlich wurde „hör zu, Jacob, ich...“ sagte sie gerade, als die Badezimmertür auf ging und Marlene vor ihnen stand, in deren blauen Augen man den Schrecken ablesen konnte „was machst Du denn hier?“ fragte sie unsicher und blickte zwischen den beiden Kontrahenten hin und her. Der dunkelblonde Mann ging lächelnd auf sie zu, umfasste ihre Taille und gab ihr einen Kuss, was Rebecca dazu veranlasste die Augen zu verdrehen „ich habe Dich vermisst und wollte Dich sehen. Außerdem wollte ich Dich zum Frühstück einladen. Deine Freundin kann doch sicher mal für ein paar Stunden auf Dich verzichten, oder?“
Rebecca schüttelte ungläubig den Kopf und rechnete schon damit, dass Marlene diese Chance zur Flucht sofort ergreifen würde, doch ihre Freundin reagierte anders als erwartet „das ist wirklich nett, aber ich weiß nicht so recht. Schließlich habe ich Besuch...“ erwiderte sie und sah die Gräfin überfordert an „ist schon okay, mach Dir wegen mir keine Gedanken. Ich weiß mich zu beschäftigen“ erklärte die Brünette zähneknirschend, aber sie hielt es für taktisch klüger, keinen unnötigen Druck auf Marlene auszuüben. Sowohl die Blondine, als auch Jacob schienen überrascht von ihrer Antwort zu sein, doch zumindest Jacob zögerte nicht lange „super, dann kann es ja los gehen. Ich hole schon mal den Wagen, der steht nämlich ziemlich weit weg“ verkündete er und verließ schnell die Wohnung, ehe Marlene ihn womöglich davon abhalten konnte. Diese wandte sich irritiert an ihre Freundin „ist hier irgendetwas vorgefallen, als ich im Bad war?“ wollte sie wissen „nichts, was nicht zu erwarten gewesen wäre. Jacob ist eifersüchtig, das hast Du ja gerade selbst erlebt“ erklärte Rebecca und ging ein paar Schritte auf die andere zu „Du musst mit ihm reden, Marlene...und wir beide sollten das ebenfalls tun, findest Du nicht?“ Sie tauschten einen intensiven Blick, die Gräfin nahm die Hand der Blondine in ihre, doch Marlene schaffte es nicht, sich erneut auf Rebeccas Nähe einzulassen und wich zurück „ich muss los, Jacob wartet“ sagte sie leise „tu das nicht, Marlene...Du weißt, dass es falsch ist. Wenn Du unsicher bist, oder Angst hast, dann lass uns darüber reden, aber lauf bitte nicht einfach weg“ bat die Brünette sie eindringlich. In ihren braunen Augen deuteten sich Tränen an, denn auch sie hatte Angst und konnte die Vorstellung, Marlene ein weiteres Mal zu verlieren nicht ertragen. Die Blondine kämpfte sichtbar mit sich und hatte Mühe ihre Fassade zu wahren, weshalb sie sich der Situation entzog „ich laufe nicht weg...aber vielleicht war es ja doch keine gute Idee, dass wir hier so nah beieinander sind“ erwiderte sie und verließ dann schnell die Wohnung. Die junge Gräfin stand verloren im Raum und wurde erst durch das Klingeln ihres Handys aus ihren Gedanken gerissen. Es war ein Anruf aus New York.

Als Marlene auch Stunden später noch nicht zurück war, zog Rebecca die Konsequenzen und beschloss, dass es an der Zeit war zu gehen und Marlene den nächsten Schritt zu überlassen. „Wenn sie mich wirklich noch liebt, dann wird sie mit Jacob auf Dauer nicht glücklich werden“ versuchte sie sich selbst zu beruhigen „und was ist, wenn doch?“ schoss es ihr Sekunden später durch den Kopf, doch es hatte keinen Zweck weiter darüber zu spekulieren. Rebecca war überzeugt, dass ihr Rückzug der einzig richtige Weg war, auch wenn es sie sehr schmerzte ihre Freundin zu verlassen, denn nur so konnte Marlene sich frei entscheiden. Die Gräfin packte gerade ihre letzten Sachen zusammen, als ihr etwas ins Auge fiel „das ist doch meins...“ murmelte sie und nahm das blaue Seidentuch an sich, das sie schon verloren geglaubt hatte. In diesem Moment wurde die Tür aufgeschlossen und die Blondine betrat die Wohnung „was machst Du denn da?“ wollte sie wissen „ich komme Deinem Wunsch nach und gehe“ erwiderte die andere. Marlene sah sie bestürzt an „ich habe nie gesagt, dass Du gehen sollst“ stellte sie klar, aber auch das änderte nichts mehr an Rebeccas Entschluss „das vielleicht nicht, aber Du hast offenbar ein Problem mit meiner Nähe. Außerdem habe ich gerade einen Anruf bekommen und stell Dir vor...der Laden in New York, von dem ich Dir damals schon erzählt habe, ist wieder frei. Wenn ich ihn haben will, muss ich sofort zurück, sonst ist er weg. Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich den Schritt in die Selbstständigkeit endlich wage und nicht mehr nur davon träume“ erklärte sie und nahm ihre Tasche zur Hand. Marlene folgte ihr zur Tür und fühlte sich plötzlich schrecklich hilflos „wie jetzt? Du verschwindest einfach und das war´s? Einfach so?“ fragte sie und war wie vor den Kopf geschlagen „nein, es ist ganz und gar nicht einfach“ erwiderte Rebecca und blieb dicht vor ihr stehen „ich liebe Dich, Marlene. Ich habe niemals aufgehört Dich zu lieben und ich glaube noch immer, dass wir beide eine gemeinsame Zukunft haben können. Nein, das stimmt nicht...ich denke sogar, dass es so sein soll, weil wir zusammen gehören, Du und ich. Aber das alles bedeutet nichts, wenn Du es nicht genauso fühlst und deshalb muss ich gehen, damit Du es herausfinden kannst.“ Sie blickte ihrer Freundin tief in die Augen und wickelte ihr das Seidentuch um den Hals „das lasse ich Dir hier, aber es wäre schön, wenn ich es irgendwann wieder bekommen würde“ erklärte sie leise „das gehört Dir? Aber wie...?“ Marlene war irritiert und zutiefst aufgewühlt von Rebeccas Worten, doch die Gräfin blieb ruhig und legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen „Du kannst es mir zurück geben, wenn Du soweit bist“ flüsterte sie, nahm die Blondine in die Arme und schenkte ihr noch ein Lächeln, bevor sie ging und eine völlig verwirrte Marlene zurück ließ.


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BeitragVerfasst: 29.07.2015, 11:17 
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Kapitel 21: Die Kraft der Liebe

Für Marlene waren die Tage nach Rebeccas Weggang ein regelrechtes Wechselbad der Gefühle. War sie zunächst noch irritiert und überrumpelt gewesen, fühlte sie schon bald darauf Erleichterung in sich aufsteigen, die allerdings nicht lange anhielt und von Traurigkeit abgelöst wurde. Sie vermisste die Gräfin, die wenigen Tage mit ihr waren unglaublich intensiv und wunderschön gewesen, das wurde Marlene mit jedem Tag der verging bewusster, aber gleichzeitig machte es ihr auch Angst, denn sie wollte noch immer nicht die aufkommenden Gefühle zulassen, die seit Rebeccas Auftauchen mit aller Macht an die Oberfläche drangen. Über neun Monate war es nun schon her und trotzdem überrollten die Gefühle sie, als sei sie gerade erst aus Düsseldorf weggegangen. Wie konnte das sein? Warum hatten all diese Empfindungen und Emotionen noch immer eine solche Macht über sie, dass sie keinen klaren Gedanken mehr fassen, geschweige denn an irgendetwas anderes denken konnte? „Weil Du ein hoffnungsloser Fall bist“ schoss es Marlene durch den Kopf „und weil Du Angst hast, dass jetzt alles wieder von vorne losgeht.“ Die Blondine schüttelte den Kopf, als könnte sie damit auch all ihre Sorgen los werden, was natürlich nicht funktionierte, weshalb sie kurzerhand beschloss zu Jacob in die Vocal School zu fahren. Ihr Freund musste noch ein bisschen Verwaltungskram erledigen, bevor die Schule für zwei Wochen geschlossen und erst im neuen Jahr wieder geöffnet wurde. Bei dem Gedanken an Jacob verspürte Marlene nicht zum ersten Mal einen dicken Kloß im Hals, denn im Grunde hielt sie ihn noch immer hin, was alles andere als in Ordnung war. Vor Rebeccas Auftauchen war sie kurz davor gewesen sich auf ihn einzulassen, mit allen Konsequenzen und sie war sich sehr sicher gewesen, dass es das Richtige für sie war. Dass er der Richtige war und dass sie gut zusammen passten. Doch all das war vor dem Tag gewesen, an dem plötzlich ihre alte Liebe vor der Tür gestanden hatte „genau genommen hat sie ja vor der Tür gesessen und geschlafen“ korrigierte Marlene sich gedanklich, wobei ein leichtes Lächeln ihre Lippen umspielte „und hat dabei unglaublich süß und schön ausgesehen.“ Es dauerte nicht lange, bis ihre Erinnerungen weiter wanderten und sie sich wieder am Strand sitzen sah, wo Rebecca und sie sich geküsst hatten, und noch während sie an diesen intensiven Moment zurück dachte, breitete sich eine Gänsehaut auf ihren Armen aus „meine Güte, Marlene, jetzt reiß Dich gefälligst zusammen“ ermahnte sie sich und kam erneut zu dem Entschluss, dass das alles nicht normal war. Warum konnte sie nicht endlich aufhören über jeden einzelnen Augenblick nachzudenken, den sie mit der Gräfin verbracht hatte, und wieso zum Teufel war es so verdammt schwer wieder in den Alltag zu finden, der bis vor kurzem noch genau das gewesen war, was sie so glücklich gemacht hatte? Wenn Marlene ehrlich war, dann war sie sogar ziemlich sauer auf Rebecca, so absurd es auch klang. Sie war einfach in ihr Leben geplatzt, hatte es innerhalb kürzester Zeit mächtig durcheinander gebracht und es auf eine Art bereichert, die Marlene nicht in Worte fassen konnte, nur um dann genauso schnell wieder zu verschwinden und sie mit dem verdammten Gefühlschaos alleine zu lassen „wirklich ganz toll, Rebecca von Lahnstein, Du kannst stolz auf Dich sein. Aber das konntest Du ja schon immer gut, jede Menge Staub aufwirbeln, mich mit Deinen großen, rehbraunen Augen um den Verstand bringen, mir wunderschöne Dinge ins Ohr flüstern und dann das Weite suchen. Ich hasse das und ich könnte Dich dafür zum Mond schießen, aber noch viel lieber...würde ich Dich einfach wieder bei mir haben, Dich küssen und...“ Marlene fasste sich benommen an die Stirn und seufzte schwer „das ist doch echt nicht auszuhalten“ brummte sie, zog ihre Jacke über und griff nach ihrer Handtasche „ich muss hier raus!“ Sie war gerade im Begriff aufzubrechen, als sie eine Nachricht erhielt, die dafür sorgte, dass ihr Herzschlag sich augenblicklich wieder beschleunigte „Ich habe ihn! “ lautete die knappe Botschaft, der ein Foto beigefügt war auf dem Rebecca vor ihrem ersten eigenen Label in New York zu sehen war. Ihr fröhliches Lächeln war so ansteckend, dass Marlene automatisch grinsen musste „ich wusste, dass sie es schafft“ dachte sie stolz, als es erneut piepte und eine weitere SMS einging „Du fehlst mir jeden Tag. Vergiss bitte nicht, was ich Dir gesagt habe.“ Marlene seufzte erneut „vergessen, sehr witzig! Mir würde es ja schon reichen, wenn ich mal eine Sekunde lang an etwas anderes denken könnte“ stöhnte sie entnervt und steckte ihr Handy zurück in die Tasche. Sie würde ihrer Freundin später zurück schreiben, wenn sie sich ein wenig beruhigt hatte „als ob das passieren und auch nur das Geringste an meiner Situation ändern würde“ tadelte sie sich selbst und machte sich angespannt auf den Weg zur Haltestelle.

Als Jacob die schöne Blondine erblickte, stand er von seinem Platz auf und ging ihr entgegen „hey, wie schön, dass Du mir Gesellschaft leistest“ begrüßte er sie und schloss sie in die Arme. Marlene lehnte ihren Kopf an seine Schulter und versuchte sich zu entspannen, aber so recht gelingen wollte es ihr immer noch nicht „ich dachte, dass wir gleich zusammen etwas Essen gehen könnten. Oder brauchst Du noch lange?“ erkundigte sie sich, woraufhin er lächelnd den Kopf schüttelte „nein, ich bin quasi in diesem Moment fertig geworden und wollte Dich eigentlich gerade anrufen. Das muss wohl Gedankenübertragung gewesen sein“ erwiderte er gut gelaunt und gab ihr einen innigen Kuss. Als Marlene sich danach direkt umdrehte und zur Tür gehen wollte, hielt er sie zurück „was ist los mit Dir? Und sag jetzt bitte nicht, dass alles in Ordnung ist. Du bist schon seit Tagen irgendwie merkwürdig und wenn das auch nur das Geringste mit Rebecca zu tun hat, dann möchte ich das gerne wissen. Sobald ich das Thema anspreche machst Du dicht, oder Du weichst mir aus...Warum, wenn doch alles zwischen Euch geklärt ist? Das verstehe ich nicht, Marlene, und ehrlich gesagt ist es ziemlich schwer für mich noch länger darauf zu warten, dass Du Dich auf mich einlässt, wenn ich gleichzeitig das Gefühl habe, dass da noch jemand anderes ist, der ebenfalls auf Dich wartet. Bitte sag mir endlich, was da zwischen Euch vorgefallen ist und warum Rebecca so plötzlich abgereist ist. Das muss doch einen Grund gehabt haben, nachdem sie mir kurz zuvor noch eine regelrechte Kampfansage gemacht hat. Erst dachte ich ja, dass Du sie vielleicht darum gebeten hast zu gehen, aber das passt einfach nicht zu Deinem Verhalten mir gegenüber in den letzten Tagen“ stellte er fest und löste damit einmal mehr ein schlechtes Gewissen bei Marlene aus, die geahnt hatte, dass sie nicht länger mit ihrem Schweigen davon kommen würde. Sie nickte zaghaft und sah ihn entschuldigend an „Du hast Recht, es ist an der Zeit, dass wir darüber reden. Aber nicht hier...lass uns doch zu Dir nach Hause gehen, okay?“ schlug sie vor „wenn Dir das lieber ist, gerne“ entgegnete er und suchte schnell seine Sachen zusammen.

In Jacobs Wohnung angekommen, aßen sie zunächst eine Kleinigkeit, wobei besonders Marlene kaum einen Bissen herunter bekam „warum sagst Du mir nicht einfach was Dir auf dem Herzen liegt? Ist es wirklich so schwer für Dich mit mir zu reden? Dabei hatte ich in den letzten Monaten eigentlich das Gefühl, dass wir damit keine Probleme haben“ bemerkte er und schaute sie abwartend an. Die Blondine atmetet schwer und legte ihr Besteck zur Seite „es ist nicht so einfach, Du bist mir sehr wichtig und ich möchte Dich nicht verletzen, Jacob. Aber in den letzten Tagen ist so viel passiert, was mich aufgewühlt und was mir auch Angst gemacht hat, dass ich kaum noch weiß, was ich denken, geschweige denn, was ich fühlen soll. Aber ich möchte Dich auch nicht länger im Ungewissen lassen, denn das hast Du nicht verdient und deshalb habe ich eine Entscheidung getroffen“ erklärte sie mit bedrückter Stimme und zwang sich dazu ihm in die Augen zu sehen „ich denke, dass es besser ist, wenn wir nicht wie geplant zusammen nach Deutschland fliegen, um die Feiertage bei meiner Familie zu verbringen. Es wäre nicht richtig in Anbetracht der Situation. Ich weiß auch gar nicht, was ich noch sagen soll...es tut mir schrecklich leid.“ Jacob sog hörbar die Luft ein, ihm war die Enttäuschung deutlich anzusehen, doch er blieb gewohnt ruhig, obwohl es in ihm brodeln musste „wenn das Dein Wunsch ist, dann muss ich es leider so hinnehmen. Aber eines möchte ich gerne noch wissen...ist es wegen Rebecca und weil Du noch Gefühle für sie hast? Ist da was zwischen Euch gelaufen als sie hier war? Und wartet sie womöglich am Ende in Deutschland auf Dich?“ frage er angespannt und ihm war anzumerken, wie sehr ihm der Gedanke zu schaffen machte. Marlene fühlte sich schlecht, obwohl seine Vermutung nicht den Tatsachen entsprach, aber dennoch hatte sie ihn durch ihr Verhalten verletzt und schuldete ihm wenigstens jetzt die Wahrheit „wir haben uns geküsst, aber mehr ist nicht passiert...und Rebecca ist zurück nach New York gegangen, weil sie ein eigenes Label dort aufmachen kann. Ich fliege also alleine zu meiner Familie...Trotzdem hat das alles nichts damit zu tun, dass das mit uns nicht funktioniert, das liegt einzig und allein an mir, weil meine Gefühle für Dich leider nicht ausreichen. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, Jacob, aber ich kann daran nichts ändern...es ist einfach so“ versuchte sie sich zu erklären „genauso wenig, wie Du etwas an der Tatsache ändern kannst, dass Du Rebecca immer noch liebst, nicht wahr? Jedenfalls hast Du das vor nicht allzu langer Zeit behauptet und von daher fällt es mir etwas schwer zu glauben, dass ihr Besuch so rein gar nichts mit Deiner Entscheidung zu tun haben soll“ stellte er hörbar gekränkt fest. Marlene wusste nicht, was sie noch sagen konnte und wollte es nicht noch schlimmer machen, weshalb sie aufstand und ihre Sachen zusammen suchte „ich denke es ist besser, wenn ich jetzt gehe. Vielleicht tut uns ein bisschen Abstand ja ganz gut und wir reden noch einmal, wenn ich aus Deutschland zurück bin und der Unterricht wieder los geht. Es sei denn natürlich, Du möchtest unter diesen Umständen nicht mehr mit mir zusammenarbeiten“ bemerkte sie unsicher, doch ihr Freund schüttelte den Kopf. Er stand ebenfalls auf und begleitete sie zur Tür „ich habe Dir gesagt, dass ich Privates und Berufliches trennen kann und dazu stehe ich. Ansonsten ist es wohl wirklich besser, wenn wir uns erst mal nicht mehr sehen und den Kontakt auf die Arbeit beschränken“ ließ er sie wissen und Marlene war mehr als dankbar, dass er trotz allem so besonnen reagierte „danke“ erwiderte sie leise, woraufhin er stumm nickte und langsam die Tür schloss. Marlene fühlte sich erleichtert und beschissen zugleich „das hast Du ja wunderbar hinbekommen, so kurz vor Weihnachten“ dachte sie und verfluchte sich innerlich für ihre Unentschlossenheit, genauso wie sie Rebecca verfluchte, die es wieder einmal geschafft hatte, ihre komplette Welt erfolgreich auf den Kopf zu stellen.


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BeitragVerfasst: 29.07.2015, 11:18 
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Kapitel 22: (Um)Wege ins Glück

Am Morgen des 24. Dezember schien die Sonne in Rebeccas schicke New Yorker Wohnung und sorgte für ein angenehm warmes Gefühl auf dem Gesicht der jungen Gräfin, die vor dem Fenster stand und nachdenklich nach draußen blickte. In der Nacht hatte es geschneit, so dass die Häuser und Straßen mit einer dicken Schneeschicht bedeckt waren, was eigentlich ein Garant für weihnachtliche Stimmung war, doch Rebecca konnte sich daran nicht erfreuen. Ihr grauste vor den anstehenden Festtagen, die sie aller Voraussicht nach alleine, oder in irgendwelchen Clubs verbringen würde, sollte sie sich dazu aufraffen können, was sie jedoch bezweifelte. Natürlich hatte sie in Erwägung gezogen nach Deutschland zu fliegen, um Weihnachten bei ihrer Familie zu sein, aber nach einem Telefonat mit Elisabeth war ihr die Lust darauf schnell wieder vergangen und sie hatte stattdessen beschlossen die Zeit zu nutzen, um an den ersten Entwürfen für ihr neues Label zu arbeiten. Das erschien ihr deutlich wichtiger und sinnvoller, als zu einer Familie zu fliegen, die ihre Zeit offenbar noch immer damit verbrachte sich gegenseitig zu bekämpfen. Rebecca stieß einen tiefen Seufzer aus, als sie an das Gespräch mit ihrer Stiefmutter zurück dachte, die alles andere als glücklich geklungen hatte „die werden sich das Leben noch schwer machen, wenn sie alt und grau sind und irgendwann stellen sie dann fest, dass das Leben vorbei ist und sie es mit sinnlosen Machtkämpfen vergeudet haben“ ging es ihr durch den Kopf, und es machte sie furchtbar traurig, denn sie liebte ihre Familie trotz allem und wünschte sich nichts mehr, als dass endlich Frieden einkehrte. Sie zog die Gardine wieder zu und ging in die Küche, wo sie sich den dritten Kaffee einschenkte „vielleicht hätte ich doch besser in L. A. bleiben sollen, dann wäre ich jetzt wenigstens bei Marlene, könnte sehen, wie es ihr geht, was sie macht und wüsste vielleicht längst, ob wir noch eine Chance haben.“ Sie stellte die Tasse auf den Tisch, nahm ihr Handy zur Hand und scrollte in den Kontakten, bis das Foto von ihrer Freundin auf dem Display erschien „ob sie wohl gerade bei Jacob ist? Wenn ja, versaue ich den beiden womöglich den Tag, wenn ich jetzt anrufe“ überlegte sie, drückte dann aber doch die Anruf-Taste und zuckte mit den Schultern „und wenn schon, warum soll es nur mir mies gehen“ dachte sie trotzig, während sie ungeduldig auf das Freizeichen wartete. Zu ihrer Enttäuschung sprang direkt die Mailbox an, aber so konnte sie immerhin kurz Marlenes Stimme hören, weshalb sie das Ganze noch zwei Mal wiederholte „was mache ich hier eigentlich? Das ist doch total albern“ tadelte sie sich und legte auf „warum kann sie nicht einfach hier sein, bei mir...Marlene muss es doch auch gespürt haben, sie muss doch gemerkt haben, wie nahe wir uns noch immer sind und dass das zwischen uns noch lange nicht vorbei ist. Das kann sie doch nicht einfach ignorieren, nein, sie darf es nicht ignorieren!“
Rebecca massierte sich die leicht pochenden Schläfen und versuchte sich wieder auf ihren Entwurf zu konzentrieren, doch anstatt weiter daran zu arbeiten, riss sie das Blatt ab und fing eine neue Zeichnung an. Wie von selbst glitt der Stift über das feine Papier, doch was dabei entstand, hatte nichts mit Mode zu tun „ich hätte viel öfter Zeichnungen von ihr machen sollen...sie ist einfach perfekt, hat ein wunderschönes Gesicht und genau die richtigen Proportionen“ stellte die Gräfin verträumt fest und betrachtete ihr vollendetes Werk. Sie wunderte sich immer wieder darüber, wie leicht es ihr fiel Marlene zu zeichnen, einfach so, aus ihrer Erinnerung heraus und wie genau die Zeichnungen trotz allem waren „das könnte daran liegen, dass ich permanent an sie denken muss und kein Tag vergeht, an dem ich sie nicht vermisse. Kein Wunder also, dass es sich einen Weg aufs Papier sucht, irgendwo muss ich schließlich damit hin, wenn ich nicht will, dass mir irgendwann der Kopf platzt.“ Sie legte den Stift wieder zur Seite und beschloss ein bisschen vor die Tür zu gehen „vielleicht hilft ja frische Luft“ dachte sie, glaubte allerdings nicht wirklich daran „genau, Rebecca, und der Weihnachtsmann hat einen langen roten Bart“ fügte sie gedanklich hinzu und verließ kurz darauf Kopf schüttelnd die Wohnung.

Unterdessen saß Marlene am Flughafen und war gefrustet, weil ihr Flug Verspätung hatte „na super, das hat mir gerade noch gefehlt, jetzt kann ich hier herum hängen. Ich hätte doch schon eher fliegen sollen“ brummte sie verärgert und zog sich in eine kleine Nische zurück, um in Ruhe telefonieren zu können. Sie schaltete ihr Handy an und entdeckte mehrere Anrufe von Rebecca, aber eine Nachricht hatte ihre Freundin nicht hinterlassen. Sofort überkam die Blondine wieder die Sehnsucht, und diesmal gab sie ihr nach und wählte kurz entschlossen die Nummer der Gräfin, doch Rebecca meldetet sich nicht „sie ist bestimmt sauer, weil ich mich nicht mehr gemeldet habe“ grübelte sie und hinterließ ihr spontan eine Nachricht „hallo Rebecca...ich sitze gerade am Flughafen und hatte deshalb mein Handy aus. Ich fliege über die Feiertage zu meiner Familie, aber der blöde Flieger hat Verspätung und deshalb hänge ich jetzt hier fest. Tja...schade, dass ich Dich gerade nicht erreichen kann...aber vielleicht klappt es ja später noch. Es tut mir leid, dass ich mich nicht schon eher gemeldet habe, aber ich...also, ich brauchte etwas Zeit und jetzt...naja, Du sollst nur wissen, dass ich sehr viel an Dich gedacht habe und dass ich das, was Du zu mir gesagt hast nicht vergessen habe...“ erklärte sie und seufzte, weil sie von ihrem eigenen Gestammel genervt war „Himmel, was ich eigentlich sagen will ist, dass Du es geschafft hast mich komplett aus dem Gleichgewicht zu bringen, und zwar so sehr, dass ich jetzt hier sitze und mir wünsche, dass Du auch in Düsseldorf bist, damit ich Dich endlich wieder in die Arme nehmen kann!“ Sie legte eine Pause ein und atmete ein paar Mal tief durch „da siehst Du, was Du angerichtet hast...ich hänge am Flughafen und habe nichts Besseres zu tun, als Dir irgendeinen Unsinn auf die Mailbox zu quatschen...Dabei wollte ich das gar nicht, das heißt doch, natürlich wollte ich, aber nicht sooo...Okay, nun ist eh zu spät und ich sollte wohl besser auflegen, bevor es noch schlimmer wird...Also, mach´s gut und bis bald...vielleicht?“ beendete sie ihren Monolog und starrte anschließend ungläubig auf ihr Handy „bis bald vielleicht? Habe ich das gerade wirklich gesagt? Wie bescheuert ist das denn? Rebecca wird denken, dass ich einen an der Waffel habe, womit sie wahrscheinlich sogar recht hat“ dachte sie und schlug peinlich berührt die Hände vors Gesicht. Einen Moment später wählte sie erneut die Nummer, überlegte es sich aber doch noch anders und legte wieder auf „so geht das nicht, das ist doch alles Irrsinn!“ murmelte sie und ging zu einem der Schalter „entschuldigen Sie, wann geht der nächste Flug nach New York?“ erkundigte sie sich bei der jungen Frau, die etwas in die Tastatur eintippte und anschließend wieder auf blickte „in zwei Stunden“ erwiderte sie freundlich. Marlene ließ die Information sacken und versuchte ihr pochendes Herz zu ignorieren „ist noch ein Platz in der Maschine frei?“ wollte sie wissen, woraufhin die andere lächelte „Sie haben Glück, es sind noch ein paar freie Plätze vorhanden. Möchten Sie den Flug buchen?“ Die Blondine zögerte kurz, doch dann nickte sie „ja, das möchte ich“ erklärte sie entschieden und suchte danach ein ruhiges Plätzchen, um ihre Familie anzurufen „hoffentlich reißt Papa mir nicht den Kopf ab.“ Noch während sie darauf wartete, dass ihre Schwester ans Telefon ging, malte sie sich aus, wie Rebecca wohl reagieren würde, wenn sie plötzlich vor ihrer Tür stand „tja, meine Liebe, was Du kannst, kann ich schon lange“ dachte sie leicht amüsiert und freute sich schon jetzt auf das überraschte Gesicht ihrer Freundin „und nicht nur darauf“ flüsterte sie lächelnd.

Rebecca kehrte erst einige Stunden später zurück in ihre Wohnung, wo sie als erstes nach ihrem Handy Ausschau hielt „Gott sei Dank, da ist es ja“ murmelte sie erleichtert, da sie es schon verloren geglaubt hatte. Als sie sah, dass Marlene angerufen hatte, wäre ihr vor Aufregung beinahe das Telefon aus der Hand gefallen „da ruft sie endlich an und dann habe ich das verdammte Ding nicht dabei, das darf doch echt nicht wahr sein!“ fluchte sie, war aber besänftigt als sie feststellte, dass Marlene ihr auf die Mailbox gesprochen hatte. Mit klopfendem Herzen hörte sie die Nachricht ab und kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus „Gott, wie kann man nur so herrlich durcheinander und unglaublich süß zugleich sein“ ging es ihr durch den Kopf, während sie die Nachricht ein zweites Mal abhörte. „Warum sagst Du nicht einfach, dass Du mich liebst“ dachte die Gräfin verschmitzt grinsend und plötzlich wusste sie, was sie zu tun hatte „wenn Du mir das ein bisschen eher gesagt hättest, Marlene von Lahnstein, dann wäre ich längst in Deutschland und nicht hier, wo es niemandem etwas nutzt!“ Sie wählte die Nummer ihrer Freundin, erreichte jedoch erneut nur die Mailbox und warf einen Blick auf die Uhr „was soll´s, ich lasse es drauf ankommen! Vielleicht bekomme ich ja noch einen Flug und wenn ich dafür jemanden bestechen muss! Hauptsache ich bin endlich bei Dir, und dann läufst Dir mir nicht noch einmal davon, meine Liebe, das verspreche ich Dir!“ beschloss sie kurzerhand, suchte hektisch die nötigsten Sachen zusammen und rief sich ein Taxi, das sie zum Flughafen fuhr „Deutschland ich komme“ flüsterte sie lächelnd und stellte sich Marlenes überraschtes Gesicht vor, wenn sie plötzlich vor ihrer Tür stand „was einmal geklappt hat, klappt sicher auch ein zweites Mal.“


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BeitragVerfasst: 29.07.2015, 11:19 
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Kapitel 23: Überraschend überraschende Überraschungen

Nach einem mehrstündigen Flug kam Marlene leicht erschöpft, aber dennoch voller Energie und Vorfreude in New York an, wo sie sich direkt in das nächste Taxi setzte, um sich zu Rebeccas Wohnung fahren zu lassen. Schon während des Fluges war sie zunehmend nervös geworden, doch jetzt, nur noch wenige Kilometer von ihrem Ziel entfernt, konnte sie es kaum noch aushalten und wollte nur noch zu ihrer Freundin „hoffentlich tue ich auch wirklich das Richtige...“
Gedanken wie diese gingen ihr immer wieder durch den Kopf, trotz ihrer Sehnsucht und obwohl sie sich nichts mehr wünschte, als endlich bei Rebecca zu sein. Denn auch wenn sie wusste, dass es richtig war auf sein Herz zu hören, so hatte Marlene dennoch Angst, und sie hatte gelernt, dass es wichtig war seine Ängste ernst zu nehmen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Mehr als einmal in ihrem Leben war sie vor sich selbst davon gerannt, zuletzt hatte sie sogar kurz davor gestanden sich komplett zu verlieren und dieses Gefühl wollte sie um nichts auf der Welt noch einmal erleben müssen. Natürlich hatte all das nicht direkt etwas mit Rebecca zu tun, aber sie war ein Teil des Ganzen gewesen und der Gedanke, dass ihnen noch einmal etwas ähnliches passieren könnte, ließ Marlene nicht wirklich los. Ständig fragte sie sich, ob die alten Wunden nicht wieder aufbrechen und sie einander irgendwann die alten Fehler vorwerfen würden, nur um dann festzustellen, dass es doch nicht mehr funktionierte. Reichte ihre Liebe, die sie zweifelsohne noch immer verband, tatsächlich aus, oder war diese Vorstellung am Ende viel zu romantisch und die Realität würde ihnen erneut einen Strich durch die Rechnung machen? Marlene wusste es nicht, aber sie machte sich Sorgen deswegen und vielleicht war auch das der Grund gewesen, warum sie so lange mit sich gerungen hatte. „Liebe war auch damals nicht unser Problem und trotzdem haben wir es nicht hinbekommen“ erinnerte sie sich, aber was war die Alternative? Es einfach sein lassen und darauf hoffen, dass es mit dem nächsten Menschen besser funktionierte? Die Gefühle ignorieren, sie tief in sich vergraben und mit der Gewissheit leben, dass man unter Umständen die große Liebe seines Lebens verpasst hat? Und warum? Aus Angst verletzt zu werden, selbst Fehler zu machen und weil man den Gedanken nicht ertragen kann, dass man den anderen wieder verlieren könnte? Das alles waren nachvollziehbare Gründe, aber machte sie das auch automatisch richtig? Marlene kam zu dem Entschluss, dass sie es herausfinden würde, denn sie hatte sich bereits entschieden und zwar für das Risiko „es gibt jetzt kein zurück mehr und außerdem kann etwas, das sich so unglaublich gut anfühlt doch gar nicht falsch sein. So war es schon damals und ich habe schließlich niemals bereut, dass ich mich zu meinen Gefühlen bekannt habe“ beruhige sie sich selbst und stellte fest, dass es sogar funktionierte. Jedenfalls für den Moment, aber vielleicht war sie auch einfach nur aufgeregt und machte sich deshalb so verrückt „es wird schon alles gut werden...es muss.“
Als das Taxi stoppte und der Fahrer sich zu ihr umdrehte, wusste die Blondine, dass sie angekommen war. Sie bedankte sich, gab ihm sein Geld und holte ihr Gepäck aus dem Kofferraum „okay, dann mal los...Rebecca wird bestimmt aus allen Wolken fallen, aber zum Glück bin ich ja da, um sie aufzufangen“ dachte sie und musste plötzlich lächeln, denn je näher sie sich der Gräfin glaubte, desto sicherer fühlte sie sich. Gleich konnten sie sich endlich wieder in den Armen halten und dann würde es zwei Wochen lang nur sie beide geben, ganz ohne Druck und Verpflichtungen, jedenfalls war das Marlenes Hoffnung. Mit erhöhtem Puls und pochenden Herzen lief sie auf die Tür zu und kam sich vor wie ein Teenager, der zum ersten Mal bei seiner Freundin übernachten durfte, was sie dazu veranlasste zu grinsen „Du bist echt verloren, Marlene von Lahnstein, und zwar restlos“ schoss es ihr durch den Kopf, während sie darauf wartete, dass die Tür geöffnet wurde, doch es tat sich nichts. Sie drückte noch zwei weitere Male auf die Klingel, aber auch das blieb erfolglos „ach nein, bitte nicht. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn mal alles glatt laufen würde“ murmelte sie und kramte ihr Handy aus der Tasche. Als nur die Mailbox ansprang, verdrehte Marlene die Augen „für heute habe ich ihr wirklich genug auf das verdammte Ding gequatscht. Wozu hat sie eigentlich ein Handy, wenn sie doch nie dran geht?“ fragte die Blondine sich und steckte das Telefon wieder weg, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, schließlich sollte ihr Besuch ja eine Überraschung werden. „Sie wird bestimmt bald auftauchen, es ist ja schon Abend...und dazu noch der 24. Dezember“ mutmaßte sie und schaute sich in der Gegend um. Nicht weit entfernt entdeckte sie ein kleines Café, das offenbar noch geöffnet war und beschloss dort zu warten, bis Rebecca nach Hause kam.

Die junge Gräfin befand sich unterdessen noch immer am Flughafen und hatte es tatsächlich geschafft noch einen Flug zu bekommen, wenn auch zu recht später Zeit, aber das war ihr egal. Nur das Warten machte sie verrückt, denn Geduld war noch nie etwas gewesen, was zu ihren größten Stärken zählte, schon gar nicht, wenn es um Marlene ging und darum, endlich wieder bei ihr zu sein. Zum Glück war das Schlimmste überstanden, nur noch eine Stunde musste sie ausharren und dann noch irgendwie die Flugzeit überstehen, bis sie ihren blonden Engel in die Arme schließen konnte „und dann lasse ich sie nie mehr los“ schwor sich Rebecca und holte noch einmal ihr Handy aus der Tasche. Marlene hatte erneut versucht sie anzurufen, was ihre ohnehin schon tanzenden Schmetterlinge im Bauch dazu animierte noch ein paar Extrarunden zu drehen „ob ich sie kurz anrufen soll? Aber wenn ich das mache, wird sie sicher merken, wie aufgeregt ich bin und dann mache ich die ganze Überraschung kaputt“ überlegte sie, entschied sich schließlich für den sicheren Weg und schrieb eine kurze Nachricht an ihre Freundin. Anschließend schaltete sie das Handy wieder aus, packte es weg und verfiel zurück in ihre Gedanken. Sie konnte noch immer kaum fassen, dass es wirklich stimmte und dass es kein Traum war, aus dem sie plötzlich aufwachen würde. Bald schon waren sie tatsächlich wieder zusammen und Rebecca glaubte fest daran, dass ihre Liebe stark genug war, um auch die letzten Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Marlene dagegen wurde mit jeder Minute unruhiger und fing langsam an sich Sorgen zu machen, bis sie eine SMS erhielt, die ihr jedoch Rätsel aufgab „Du bist wirklich süß, wenn Du so um den heißen Brei herum redest, aber ich habe Dich trotzdem verstanden. Ach, und noch was...das VIELLEICHT solltest Du besser aus Deinem Wortschatz streichen, denn vielleicht war gestern. Du wirst es schon ganz bald erleben...“
Sie runzelte die Stirn „na super, geht es nicht noch ein bisschen kryptischer? Und wieso rufst Du mich nicht einfach an? Jetzt weiß ich immer noch nicht, wo Du steckst und wann Du hier endlich auftauchst“ murmelte Marlene vor sich hin und versuchte erneut die andere anzurufen „schon wieder die Mailbox, ich fasse es nicht!“ Sie schüttelte den Kopf, bezahlte ihre Rechnung und ging zurück zu Rebeccas Wohnung in der Hoffnung, dass sie inzwischen wieder zuhause war, aber natürlich hatte sie auch diesmal kein Glück. Frustriert ließ sie sich auf ihrem Koffer nieder und vergrub das Gesicht in den Handflächen „das hat man nun davon, wenn man einmal spontan sein will und auf sein Herz hört“ dachte sie und stieß einen tiefen Seufzer aus. Einen Moment später tauchte ein junger Mann vor ihr auf, sah sie interessiert an und erkundigte sich auf englisch, ob er ihr irgendwie behilflich sein konnte, woraufhin Marlene ihm kurz ihr Dilemma schilderte. Der nette junge Mann entpuppte sich schließlich als Rebeccas Nachbar, und als er Marlene erklärte, dass er die Gräfin vorhin getroffen und sie ihm erzählt hatte, dass sie spontan nach Deutschland fliegen würde, fiel die Blondine aus allen Wolken „SIE TUT WAS? Das ist doch wohl ein Scherz, oder? Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!“ erwiderte sie völlig perplex. Erst als sie den fragenden Gesichtsausdruck des Mannes erkannte, wurde ihr bewusst, dass sie deutsch gesprochen hatte. Sie entschuldigte sich, dankte ihm für seine Hilfe und kramte erneut ihr Handy aus der Tasche „bitte, bitte, bitte...geh dran...“ flüsterte sie angespannt, doch es hatte keinen Zweck, Rebeccas Handy war aus. Trotzdem schickte sie noch eine Nachricht hinterher für den Fall, dass die Gräfin noch am Flughafen war „FLIEG NICHT!!! Ich bin nicht in Deutschland, ich stehe vor Deiner Tür in New York!!! Marlene seufzte erneut, fasste sich benommen an den Kopf und versuchte das Ganze zu begreifen „das darf doch echt nicht wahr sein, wie viel Pech kann man denn bitte haben...Wenn das mal kein schlechtes Omen ist“ schoss es ihr durch den Kopf, während sie nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie erschrak beinahe zu Tode als John, der noch immer hinter ihr stand, sie zaghaft an der Schulter berührte. Er schien zu merken, wie aufgewühlt sie war und bot ihr an, sie zum Flughafen zu fahren, um Rebecca dort unter Umständen noch abfangen zu können. Marlene überlegte nicht lange, nahm das Angebot dankbar an und folgte John im Eiltempo zu seinem Wagen „das war garantiert das letzte Mal, dass ich versuche Dich zu überraschen, Rebecca von Lahnstein“ dachte sie resigniert, bevor sie sich in den New Yorker Verkehr begaben.


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BeitragVerfasst: 29.07.2015, 11:20 
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Kapitel 24: Am Ende eines langen Tages...

Am Flughafen angekommen fackelte Marlene nicht lange und rannte zu einem der Schalter, wobei sie die schimpfenden Menschen, die sich über ihr Vordrängeln beschwerten, ignorierte. Völlig außer Atem versuchte sie der Dame hinter dem Schalter ihre Situation zu erklären, doch diese schüttelte nur den Kopf und forderte die Blondine auf sich hinten anzustellen, was Marlene jedoch nicht tat. Stattdessen wurde sie wütend und erklärte der Frau aufgebracht, dass Weihnachten war und sie nun weder bei ihrer Familie, noch bei ihrer Freundin sein konnte und dass es doch möglich sein musste eine Auskunft zu bekommen, wann der nächste Flieger nach Deutschland startete und ob eine Gräfin Lahnstein auf der Passagierliste stand. Nachdem sie sich Luft verschafft hatte, schien die andere tatsächlich Mitgefühl für sie aufzubringen, denn sie sah Marlene verständnisvoll an, doch dann schüttelte sie erneut den Kopf uns wies entschuldigend auf den Datenschutz hin, weshalb sie keinerlei Informationen über andere Passagiere herausgeben durfte. Marlene starrte sie fassungslos an, zückte ihren Ausweis und deutet auf den Nachnamen in der Hoffnung, dass das die Frau umstimmen konnte, aber auch das änderte nichts. Entmutigt und resigniert gab Marlene auf, entfernte sich vom Schalter und lief hektisch durch das Flughafengebäude, wobei sie mehrfach Rebeccas Namen rief. Viele Menschen drehten sich nach ihr um, aber leider war nicht ihre Freundin unter ihnen, sondern nur neugierige Reisende, die es offenbar spannend fanden, dass sie wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rannte. Sie wollte schon aufgeben, als ihr plötzlich eine Idee kam „das wird zwar noch mehr Aufsehen erregen, aber dann habe ich wenigstens alles versucht“ dachte sie, ging zielstrebig zu einem der Schalter, wo sie eine kurze Entschuldigung vorweg schickte und sich das Durchsagegerät schnappte „Rebecca von Lahnstein, wenn Du das hören kannst, dann komm bitte zum Eingang! Hier ist die Frau, die Du in Deutschland vermutest, aber ich bin HIER und ich warte auf Dich! Hast Du gehört, Rebecca? Ich warte hier auf Dich!“ sprach sie laut und deutlich in das Gerät, bevor sie es dem Mann zurück gab. Er schaute sie verstört an, doch Marlene hatte keine Zeit für weitere Erklärungen, entschuldigte sich noch einmal und ging schnell zurück zum Eingang, weil sie hoffte dort auf Rebecca zu treffen.

Die junge Gräfin bemerkte die irritierten Gesichter einiger Leute und nahm stirnrunzelnd die Stöpsel ihres MP3-Players aus den Ohren, doch sie konnte nicht feststellen, was der Grund für die Irritation war. Sie sprach eine ältere Dame an, die neben ihr saß und erfuhr, dass wohl irgendjemand eine Durchsage gemacht hatte, die sie allerdings nicht ganz verstanden hatte. Rebecca bedankte sich für die Auskunft und sah genervt auf die Uhr, der Flug hatte wetterbedingt Verspätung, weshalb sie noch immer hier herum saß „was für ein Chaos…wenn das so weitergeht, bin ich nach Weihnachten noch nicht in Deutschland“ ärgerte sie sich, setzte die Ohrstöpsel wieder ein und schloss für einen Moment die Augen.

John und Marlene standen noch eine halbe Stunde am Eingang des Flughafens und warteten, doch von Rebecca war weit und breit nichts zu sehen „das war´s dann wohl, sie ist nicht mehr hier“ stellte die Blondine traurig fest und war sichtlich geknickt. John legte ihr tröstend seine Hand auf die Schulter und bot an, dass sie erst mal mit zu ihm kommen konnte, bis sie Rebecca erreichte und wusste, wie es weiter ging. Marlene lächelte ihn tapfer an, obwohl sie sich beschissen fühlte, aber sie war sehr dankbar für seine Hilfe, ohne die sie völlig aufgeschmissen gewesen wäre. Während der Rückfahrt rief sie ungeachtet der Uhrzeit ihre Schwester Dana an und berichtete dieser von ihrem Dilemma „das ist nicht wahr, oder? Also ganz ehrlich, Marlene...das bringt auch nur Ihr fertig. Wie lange genau hattet Ihr jetzt noch mal Zeit, um Euch abzusprechen? Aber warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Soll ich Rebecca dann das Geschenk für Dich mitgeben?“ spöttelte sie und lachte amüsiert „ja, mach Dich ruhig lustig, Du hast leicht reden. Du weißt doch ganz genau, was alles passiert ist und dass ich erst noch die Sache mit Jacob klären musste. Das ist mir nicht leicht gefallen und außerdem...wer bitte schön soll denn ahnen, dass Rebecca die gleiche Idee hatte, wie ich? Als ich ihr auf die Mailbox gesprochen habe, hätte ich nie gedacht, dass sie sich deshalb gleich in den nächsten Flieger setzt. Ich meine, ich habe das doch selbst ganz spontan entschieden.“ Sie gab einen frustrierten Laut von sich, was Dana mit einem weiteren Lachen quittierte „ach, Marlene, jetzt nimm es nicht so schwer, Ihr werdet schon noch zueinander finden. Sie es doch mal positiv, dass Ihr beide ein bisschen verrückt seid, beweist doch am Ende nur, wie gut Ihr zusammen passt. Aber was wirst Du denn jetzt machen und wo willst Du überhaupt übernachten? Wenn Papa das hört, dreht er bestimmt durch“ bemerkte sie, was wiederum Marlene zum Schmunzeln brachte „keine Angst, ich schlafe schon nicht unter der Brücke. Erst mal gehe ich jetzt mit zu Rebeccas Nachbar und wenn Madam dann endlich mal ihr Handy einschaltet, wird sie sich schon melden. Mach Dir also bitte keine Sorgen und Papa sagst Du erst mal gar nichts. Der hat sonst keine ruhige Minute mehr und versaut Euch allen das Weihnachtsfest. Ich melde mich wieder bei Dir, wenn es was Neues gibt. Gib Thommy und unserem Zwerg bitte einen Kuss von mir“ erwiderte sie und legte auf, nachdem sie sich verabschiedet hatten.

Eine gute Stunde später saßen Marlene und John gemeinsam am Tisch, er hatte eine Kleinigkeit zu essen gemacht und Marlene erzählt, dass er eigentlich nicht besonders viel mit dem Weihnachtsfest anfangen konnte, weshalb es für ihn eine willkommene Abwechslung war, so netten Besuch zu haben. Die Blondine bemühte sich unterdessen um gute Laune, schließlich war es nicht selbstverständlich, dass John sich so um sie kümmerte, aber insgeheim sehnte sie sich natürlich nach etwas anderem und konnte ihre Enttäuschung über die geplatzte Überraschung nur schwer verbergen. Die ganze Zeit musste sie an Rebecca denken und daran, wie schön es gewesen wäre Weihnachten mit ihr zu verbringen. Nur die Gräfin und sie, zusammen auf dem Sofa, eng aneinander gekuschelt und ausschließlich miteinander beschäftigt. Ihr Weihnachtsessen hätte wahrscheinlich nur aus Luft und Liebe bestanden, aber wen interessierte schon ein Braten, wenn er stattdessen etwas süßes wie Rebecca haben konnte „und trotzdem werde ich ihr den hübschen Kopf zurecht stutzen, wenn sie wieder zurück ist. Wäre sie doch bloß an ihr Handy gegangen, dann säße ich jetzt nicht in der Wohnung eines Fremden und müsste mich auch nicht mit warmen Gedanken trösten, wie schön es hätte sein können “ bedauerte sie sich selbst „wirklich tolle Weihnachten.“
John blickte sie forschend an und ließ sie einen Moment alleine, er schien zu merken, dass sie gerade nicht in Stimmung für Gesellschaft war. Ein paar Minuten vergingen, als plötzlich ein Signal ertönte und Marlene erschrocken hoch fuhr „endlich rufst Du an! Bist Du schon in Deutschland gelandet? Das war wirklich eine verdammt blöde Idee von Dir“ sprudelte es aus ihr heraus, kaum dass sie abgenommen hatte „Rebecca? Bist Du noch da?“ fragte sie, als es anfing zu piepen. Irgendetwas stimmte mit der Verbindung nicht, aber dann erklang doch noch die Stimme ihrer Freundin, wenn auch ziemlich undeutlich „Marlene, ich kann...nicht lange...reden. WO BIST DU JETZT?“ wollte sie wissen „ich bin bei Deinem Nachbar John, er hat mich netterweise aufgenommen...aber wo bist Du und was ist da bei Dir los?“ erwiderte sie, doch die Verbindung war bereits beendet. Marlene versuchte sofort wieder anzurufen, landete aber wie gewohnt nur auf der Mailbox und hätte am liebsten laut geschrien „das darf doch echt nicht wahr sein! Ist das ein verdammter Fluch, oder was soll dieser Mist?“ rief sie verzweifelt, denn es machte sie wahnsinnig, dass sie nicht mal wusste, wo Rebecca war und ob es ihr gut ging. Sie setzte sich wieder an den Tisch und war kurz davor in Tränen auszubrechen, was den armen John dann doch überforderte, der fast schon erleichtert war, als es plötzlich an der Tür schellte.

Als die Tür geöffnet wurde und Rebecca ihren Nachbar erblickte, legte sie einen Finger auf den Mund und signalisierte ihm damit, dass er sie nicht verraten sollte. John lächelte verstehend, trat zur Seite und war sogar so diskret sich in sein Schlafzimmer zurück zu ziehen, um den Moment des Wiedersehens nicht zu stören. Rebecca schlich leise durch den Flur, bis sie den Tisch entdeckte an dem Marlene saß, die das Gesicht in den Händen verborgen hatte. Einen Moment lang beobachtete sie ihre Freundin und war so überwältigt von ihren Gefühlen, dass ihr die Tränen kamen „wenn ich verspreche zukünftig alle Reisen vorher mit Dir abzusprechen, verzeihst Du mir dann?“ fragte sie in die Stille hinein, woraufhin der blonde Kopf abrupt hoch schellte und die blauen Augen von Marlene auf die ihre trafen. Sofort sprang sie auf, ohne dabei den Blick abzuwenden und bekam vor Verwunderung kaum ein Wort heraus „woher? Ich dachte...Du wärst...wo kommst Du denn auf einmal her?“ stammelte sie, doch Rebecca kam nicht mehr dazu zu antworten, da Marlene ihr vorher vor Freude um den Hals fiel „ich bin so unglaublich froh!“ erklärte sie erleichtert und vergoss ein paar Freudentränen. Rebecca wischte sie sanft bei Seite und lächelte glücklich „und ich erst, Du ahnst ja gar nicht, wie sehr“ flüsterte sie und drückte die andere erneut fest an sich. So lagen sich die beiden Frauen am Ende eines langen und nervenaufreibenden Tages doch noch überglücklich in den Armen und es dauerte noch eine ganze Weile, ehe sie bereit waren sich wieder loszulassen.


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BeitragVerfasst: 29.07.2015, 11:22 
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Kapitel 25: Sehnsucht vereint

Nach ihrer ausgiebigen Begrüßung, bedankten sich die beiden Frauen nochmals bei John und versprachen ihm, dass sie sich bei Gelegenheit revanchieren würden. Anschließend verabschiedeten sie sich und zogen sich in Rebeccas Wohnung zurück, wo sie sich erschöpft auf der Couch nieder ließen „ich kann das alles immer noch nicht glauben…beinahe wären wir aneinander vorbei geflogen! Aber eines verstehe ich nicht, wieso hast Du denn heute Morgen noch behauptet, dass Du nach Deutschland fliegst?“ wollte die Gräfin wissen und sah ihre Freundin neugierig an. Marlene verdrehte die Augen „na, weil ich genau das vor hatte, bis mir klar wurde, dass ich eigentlich viel lieber zu Dir will. Also habe ich kurzfristig umdisponiert und mir gedacht, dass ich zur Abwechslung mal Dich überraschen könnte…Aber das ist ja, dank Deiner freundlichen Unterstützung, mächtig nach hinten los gegangen“ bemerkte sie leicht vorwurfsvoll, aber ohne Groll in der Stimme, was darauf hindeutete, dass sie nicht ernsthaft böse war „wieso denn nach hinten losgegangen? Mehr Überraschung geht doch gar nicht, oder? Okay, es war vielleicht ein wenig chaotisch, aber jetzt bist Du ja hier…“ erwiderte Rebecca und nahm Marlenes Hand in ihre. Die Blondine lachte „ein bisschen chaotisch? Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts, wenn man bedenkt, was ich heute durchmachen musste, während Du nicht mal wusstest, dass ich verzweifelt nach Dir gesucht habe. Ich war sogar am Flughafen, habe einen Aufruf gestartet und mich komplett zur Idiotin gemacht“ berichtete sie und blickte in ein schuldbewusstes Gesicht „Du hast mir übrigens immer noch nicht erzählt, wo Du gewesen bist? Wenn Du am Flughafen warst, hättest Du mich doch hören müssen…und warum warst Du eigentlich den ganzen Tag lang nicht zu erreichen?“ Die Gräfin seufzte und wirkte etwas verlegen „ja, also…es fing damit an, dass mir hier die Decke auf den Kopf gefallen ist und ich ein wenig überstürzt die Wohnung verlassen habe. Ich hatte mein Handy vergessen und als ich wiederkam und Deine Nachricht abgehört habe, war ich so euphorisch, dass ich ohne lange darüber nachzudenken zum Flughafen gefahren bin…Als ich dann tatsächlich noch einen Flug ergattern konnte, war ich total happy und wollte Dich damit überraschen. Und weil ich befürchtet habe, dass Du etwas merken könntest, wenn wir telefonieren, habe ich Dir nur eine SMS geschrieben. Ja, und was Deinen Aufruf angeht…das lange Warten hat mich irgendwann so angeödet, dass ich ein bisschen Musik gehört habe. Als ich merkte, dass irgendetwas durchgegeben worden war, war es leider schon zu spät und ich konnte ja nicht ahnen, dass Du das warst. Dabei ist das total romantisch…was hast Du denn gesagt?“ fragte sie grinsend. Marlene schüttelte amüsiert den Kopf, sie konnte das alles nicht glauben „tja, das wüsstest Du jetzt wohl gerne, was?“ foppte sie die Brünette, gab ihr dann aber doch in etwa wieder, was sie gesagt hatte „für mehr hat es leider nicht gereicht, ich war nämlich ein wenig gestresst und ziemlich durch den Wind“ scherzte sie „aber was genau hat denn nun dazu geführt, dass Du doch nicht geflogen bist?“ Sie blickte ihre Freundin aufmerksam an, der anzumerken war, wie erleichtert sie war „wir können uns bei dem Wetter bedanken, denn wegen schlechter Sicht wurde der Flug immer weiter nach hinten verschoben. Irgendwann war ich so frustriert, dass ich Dich wenigstens noch mal anrufen wollte und dann habe ich Deine SMS gelesen…Danach bin ich wie von der Tarantel gestochen nach Hause gefahren, aber Du warst nicht mehr da! Also habe ich Dich angerufen, was zeitgleich die letzte Aktion meines Handys war, denn kurz danach war der Akku leer und den Rest kennst Du ja“ erklärte sie grinsend und rückte noch ein bisschen näher zu der anderen „was soll ich dazu noch sagen? Du bist wirklich das verrückteste Wesen, das mir je begegnet ist, Rebecca von Lahnstein. Weißt Du das eigentlich?“
Sie blickten einander tief in die Augen und mussten schließlich beide lachen „tja, dann weißt Du ja auch, warum Du nicht von mir los kommst. Gib ruhig zu, dass Du das magst, mit Langeweile kann man Dich doch auf Dauer gar nicht beeindrucken“ stellte sie selbstbewusst fest, was Marlene mit einem Schmunzeln quittierte „aber weißt Du, was wirklich schlimm ist? Jetzt habe ich nicht mal ein Geschenk für Dich, aber ich hoffe, dass Du trotzdem bei mir bleibst. Ich verspreche auch, dass ich Dich angemessen für all Dein Leid entschädigen werde“ säuselte sie verheißungsvoll. Die Blondine zog eine Augenbraue hoch und spielte die Unentschlossene „hm, mal sehen…wie Du weißt bin ich nicht so leicht um den Finger zu wickeln, Du wirst Dich also ganz schön anstrengen müssen“ erwiderte sie kokett, als ihr plötzlich etwas einfiel „aber vorher muss ich selbst noch eine Schuld begleichen, soll ja schließlich alles seine Richtigkeit haben.“ Während Rebecca sich fragte, was sie damit meinte, stand Marlene auf, ging zu ihrem Koffer und kam anschließend mit einer kleinen Schachtel zurück „oh nein, bitte nicht…Du willst mir wohl ein noch schlechteres Gewissen machen, was?“ sagte die Gräfin, als sie das Geschenk entgegen nahm. Marlene schüttelte den Kopf „mach es erst mal auf, bevor Du Dich grämst“ erwiderte sie augenzwinkernd, was Rebecca dann auch tat, und zum Vorschein kam das blaue Seidentuch, welches sie bei ihrer Freundin zurück gelassen hatte. Sie lächelte die andere etwas unsicher an „bedeutet es das, was ich denke?“ fragte sie zaghaft und Marlene lächelte auf diese unglaublich sexy Art, die Rebecca schon so oft entwaffnet hatte „ich weiß zwar nicht was DU denkst, aber ich bin hier um mein Pfand einzulösen. Und ich erwarte eine angemessene Gegenleistung“ raunte sie verführerisch und beugte sich leicht nach vorne. Rebecca spürte Hitze in sich aufsteigen, Marlenes Stimme und ihre entschlossenen Worte jagten eine Gänsehaut über ihren Körper, und obwohl es genau das war, was sie sich schon so lange gewünscht hatte, war sie plötzlich schrecklich nervös „was ist? Hat es Dir die Sprache verschlagen? Also neulich warst Du Dir Deiner Sache noch ziemlich sicher, wenn ich mich richtig erinnere“ bemerkte die Blondine belustigt. Dass Rebecca auf einmal nervös wurde machte sie in Marlenes Augen nur noch unwiderstehlicher, und schließlich fand die Gräfin doch noch ihre Sprache wieder „was soll ich machen? Du bringst mich einfach total aus dem Konzept und ich…“ erwiderte sie, da legte Marlene ihr einen Finger auf die Lippen „hör auf zu quatschen und küss mich endlich“ forderte sie lächelnd und diesmal kam Rebecca der Aufforderung sofort nach. Sanft berührte sie Marlenes Lippen und wartete darauf, dass diese ihr Einlass gewährte, was die Blondine auch ohne zu zögern tat, indem sie ihren Mund leicht öffnete. Ein leidenschaftlicher Kuss entfachte, der nicht nur ihre gegenseitige Liebe zum Ausdruck brachte, sondern der auch die große Sehnsucht beider Frauen wieder spiegelte, die sich nach Monaten der Entbehrung auf leidenschaftliche Weise entlud. Küssend und ohne sich voneinander zu trennen, steuerten sie das Schlafzimmer an, wo sie sich nach und nach ihrer störenden Kleidung entledigten, bevor sie sich gemeinsam auf das große Bett fallen ließen. Dort gaben sie sich einander voller Verlangen hin, erkundeten ausgiebig und hingebungsvoll jeden Zentimeter der jeweils anderen, was für sie vertraut und aufregend neu zugleich war. Suchende Hände gingen auf Wanderschaft, schenkten zärtliche Berührungen und sorgten für intensive Empfindungen, während forschende Lippen prickelnde Momente verschafften und heiße Spuren auf der Haut hinterließen. Zwei Körper verschmolzen und wurden schließlich zu einem, als sie den Höhepunkt des Liebesspiels erreichten und gemeinsam den Gipfel der Lust erklommen. Erschöpft, aber glücklich blickte Rebecca die unter ihr liegende Freundin an und lächelte selig „ich lasse Dich nie wieder los“ flüsterte sie, während sie sanft durch die langen blonden Haare streichelte. Marlene erwiderte das Lächeln und schaute verträumt in die braunen Augen der Gräfin „ich liebe Dich“ sagte sie, gab ihr einen innigen Kuss und schloss sie fest in die Arme.

Am nächsten Morgen wachten beide früh auf und stellten fest, dass sie schon jetzt wieder im selben Rhythmus waren „daran könnte ich mich gewöhnen“ sagte Rebecca, die sehr erleichtert war, dass sie nicht nur geträumt hatte „woran jetzt genau? Ich hoffe Du redest nicht vom Fliegen“ erwiderte Marlene, woraufhin beide lachten. „Nein, jedenfalls nicht von dieser Art zu fliegen, denn seit Du wieder bei mir bist, schwebe ich quasi ohnehin die ganze Zeit“ bemerkte sie süß lächelnd „aber eigentlich meinte ich, dass ich mich daran gewöhnen könnte gemeinsam mit Dir einzuschlafen und auch wieder aufzuwachen. Es ist fast so, als sei es nie anders gewesen.“ Marlene legte sich ebenfalls auf sie Seite und stützte ihren Kopf auf der Hand ab „das hast Du aber schön gesagt“ befand sie und gab ihrer Freundin einen zärtlichen Kuss „und ich kann Dich beruhigen, denn für die nächsten zwei Wochen hast Du mich definitiv am Hals“ erklärte sie gut gelaunt „eines muss ich allerdings mal anmerken...mir ist aufgefallen, dass es ziemlich unweihnachtlich bei Dir ist...Du hast ja überhaupt keine Deko.“ Rebecca sah sie leicht zerknirscht an „ist das schlimm? Ehrlich gesagt war mir auch gar nicht nach Weihnachten, da ich ja dachte, dass ich es alleine verbringen würde, also habe ich mir den Aufwand gespart“ gab sie zu „tja, falsch gedacht, meine Liebe, aber jetzt bin ich ja da und werde die Sache mal in die Hand nehmen. Schließlich sind wir hier in Amerika und da geht nichts über kitschige Dekoration“ stellte sie lachend fest. Die Gräfin grinste und wanderte mit ihrer Hand unter die Decke „von mir aus gerne, Du darfst Dich nach Herzen austoben, aber erst mal...zeige ich Dir meine Luxusdusche. Und wenn Du danach noch genug Energie hast, gehen wir auf den Weihnachtsmarkt und kaufen so viel kitschige Deko, wie Du möchtest“ säuselte sie, während ihre Hand sanft über Marlenes Taille wanderte „klingt verlockend, besonders das mit...dem Weihnachtsmarkt“ zog sie ihre Freundin auf und wurde zur Strafe in die Seite geknufft. „Vielleicht solltest Du Deine Prioritäten lieber noch einmal überdenken“ flötete Rebecca, verließ nackt wie sie war das Bett und bewegte sich lasziv in Richtung Badezimmer „das glaube ich allerdings auch“ flüsterte Marlene, bevor sie ebenfalls aufstand und der Brünetten lächelnd folgte.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:43 
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Post vom 09.06.2014


Kapitel 26: Von Lebkuchenherzen, Bommelmützen und neu gewonnenem Glück

Gleich nachdem sie geduscht und eine Kleinigkeit gefrühstückt hatten, machten die beiden Frauen sich wie geplant auf den Weg und besuchten einen der zahlreichen New Yorker Weihnachtsmärkte. Es lag noch immer Schnee und der mit Wolken bedeckte Himmel, sowie die winterlichen Temperaturen sorgten nicht nur für weihnachtliche Stimmung, sie luden auch dazu ein, das ein oder andere leckere Heißgetränk zu sich zu nehmen. So kam es, dass Rebecca und Marlene regelmäßige Pausen einlegten, um sich ein bisschen aufzuwärmen, wobei sie stets darauf bedacht waren, sich möglichst gemütliche Plätzchen auszusuchen, wo sie ungestört herum turteln konnten. Das frisch liierte Paar genoss jede Minute, die es zusammen verbringen konnte und musste sich manches Mal regelrecht zügeln, um kein Aufsehen zu erregen. Aus diesem Grund, und weil sie gefühlt an jedem einzelnen Stand stehen blieben, kamen sie nur sehr langsam voran, was ihnen jedoch vollkommen egal war, da nichts und niemand sie erwartete und Zeit im Moment ohnehin keine Rolle spielte. Nur die Traglast wurde immer größer, da die Tüten sich zunehmend häuften und Marlene einmal mehr unter Beweis stellte, dass sie das, was sie sich vorgenommen hatte, auch durchzog. In diesem Fall bedeutete dies, dass alles was in irgendeiner Form leuchtete, blinkte oder einfach nur schrill war, gekauft wurde „wenn Du so weiter machst, brauchen wir bald einen LKW, um das alles transportiert zu bekommen“ witzelte Rebecca, dachte aber insgeheim, dass sie selbst das tun würde, wenn es Marlene glücklich machte, doch die Blondine schien ihre Mission erfüllt zu haben, denn sie lächelte zufrieden „keine Sorge, ich denke wir haben genug und außerdem habe ich doch eine starke Frau an meiner Seite. Mit so ein paar läppischen Tüten wirst Du doch locker fertig, oder nicht?“ Sie grinste, reichte der Gräfin noch eine weitere Tüte und gab ihr einen Kuss „Du bist ganz schön durchtrieben, weißt Du das? Aber nur, dass das klar ist...dafür, dass ich das alles schleppe, darfst Du den ganzen Kram später anbringen“ konterte sie und brachte die andere damit zum Lachen „natürlich, es soll ja schließlich nach was aussehen, wenn es fertig ist“ erwiderte Marlene amüsiert. Rebecca machte ein gespielt entrüstetes Gesicht „ich hatte ganz vergessen, wie frech Du bist“ bemerkte sie und nahm wieder Marlenes freie Hand „nicht frech, sondern schlagfertig. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied“ korrigierte die Blondine sie und zwinkerte ihr zu. Die Gräfin lachte und deutete auf einen der Stände vor ihnen „schau mal, den müssen wir aber unbedingt noch mitnehmen“ verkündete sie und zog ihre Freundin mit sich. Als sie angekommen waren, drückte sie Marlene ihre Tüten in die Hand, schaute sich einen Moment um und zeigte dem Mann hinter dem Stand an, was sie haben wollte. Nachdem sie bezahlt hatte, nahm sie das große Lebkuchenherz mit der Aufschrift „You´re my everything“ entgegen und hängte es Marlene um „was steht denn da drauf?“ wollte die Blondine neugierig wissen, die es so schnell nicht hatte lesen können. Rebecca nahm ihr die Tüten wieder ab und sah sie verliebt an „Traumfrau war leider schon vergriffen, aber dass Du mein Ein und Alles bist, trifft es auch ganz gut“ erwiderte sie und erntete dafür nicht nur ein wunderschönes Lächeln, sondern auch einen innigen Kuss „danke sehr, Du Traumfrau“ flüsterte Marlene gerührt, bevor sie einander wieder an die Hand nahmen und weiter liefen. Nach einer weiteren halben Stunde fragte die Gräfin ihre Freundin, ob sie noch etwas kaufen wollte, bevor sie nach Hause gingen, was diese prompt bestätigte „ja, eine Sache wäre da noch“ erklärte Marlene und steuerte zielstrebig einen der Stände an, wo es diverse Wintersachen zu kaufen gab. Sie ließ ihren Blick prüfend umher gleiten, während Rebecca daneben stand und sich fragte, wonach sie suchte „hast Du nicht genügend warme Sachen dabei?“ erkundigte sie sich, was die andere verneinte „doch, aber...“ Sie nahm eine dunkel braune Mütze zur Hand, die mit kleinen Bommeln versehen war und setzte sie der Gräfin auf „...ich finde, Du könntest noch eine schöne Kopfbedeckung gebrauchen und die hier steht Dir verdammt gut. Sie passt wunderbar zu Deinen Augen und außerdem siehst Du einfach unglaublich süß aus mit dieser Bommelmütze“ erklärte sie lächelnd, was Rebecca mit einem Brummen kommentierte „na toll, es war schon immer mein Traum süß auszusehen“ bemerkte sie wenig begeistert, knickte aber ein, als sie das leicht enttäuschte Gesicht ihrer Freundin sah „also schön, wenn es Dich glücklich macht...dann darfst Du sie mir kaufen.“ Marlene tat dies sogleich erfreut, während die Brünette belustigt den Kopf schüttelte und darauf wartete, dass sie weitergehen konnten „und, bist Du jetzt zufrieden?“ fragte sie einen Moment später und bekam ein Nicken zur Antwort „sehr sogar, wir können jetzt nach Hause gehen und den gemütlichen Teil von Weihnachten einläuten“ erwiderte Marlene vielsagend und gab Rebecca einen Kuss. Die junge Gräfin grinste verschmitzt „nach Hause, wie gut das kling“ schoss es ihr durch den Kopf, denn seit Marlene bei ihr war, fühlte es sich zum ersten Mal so an „das klingt sehr gut. Dann mal los und ab nach Hause“ sagte sie fröhlich und führte ihre Freundin raus aus dem Getümmel, um nach einem Taxi Ausschau zu halten.

Am späten Nachmittag und nachdem die Wohnung bunt geschmückt war, ließen die zwei Frauen sich auf das Sofa fallen und betrachteten zufrieden ihr Werk „das ist wirklich ziemlich...schrill und mit Abstand die tollste Weihnachts-Deko, die ich jemals hatte“ lobte Rebecca ihre Freundin, die sich nach hinten fallen ließ und ihren Kopf im Schoß der anderen bettete „danke für die Blumen“ sagte Marlene und schloss für einen Moment die Augen. Rebecca betrachtete sie lächelnd und streichelte sanft durch ihr Haar „jetzt müssen wir uns nur noch überlegen, was wir essen wollen. Oder hast Du immer noch keinen Hunger?“ wollte sie wissen „doch, schon ein bisschen. Aber mir reicht zur Not auch ein Brot...und wenn ich danach noch nicht satt bin, knabbere ich einfach ein wenig an Dir herum“ erwiderte die Blondine grinsend und öffnete ihre Augen wieder. Rebecca lachte „ich gebe zu, dass das ziemlich verlockend klingt, aber Du glaubst doch wohl nicht, dass ich Dich hier an Weihnachten mit trockenem Brot abspeise. Ich habe genügend Sachen im Haus, aus denen sich ein einigermaßen anständiges Essen machen lässt, sofern man bei meinen Kochkünsten überhaupt von Essen sprechen kann“ bemerkte sie amüsiert. Marlene streckte ihre Hand aus und wuschelte der anderen durch das kurze Haar „wenn wir unser nicht vorhandenes Wissen zusammen schmeißen, bekommen wir bestimmt etwas Essbares hin“ erklärte sie und zog die Gräfin zu sich hinunter. Nach ein paar sehr intensiven und innigen Küssen, löste Rebecca sich von ihrer Freundin und deutete an aufstehen zu wollen „nichts da, Du bleibst schön liegen und ruhst Dich aus. Ich kriege das schon hin, schließlich bin ich eine von Lahnstein, falls Du das vergessen haben solltest, und die sind bekanntlich zu allem fähig“ erklärte sie zwinkernd, bevor sie aufstand und in die Küche lief „ja, davon habe ich gehört“ erwiderte Marlene hörbar belustigt und beobachtete von ihrem Platz aus das Treiben ihrer Süßen.

Tatsächlich gelang es Rebecca nicht nur ein Essen zu kreieren, sie hatte es sogar so gut hinbekommen, dass es ihnen beiden schmeckte, was besonders Marlene überraschte, die sich nicht daran erinnern konnte, dass die Gräfin jemals zuvor den Kochlöffel geschwungen hatte „Du überraschst mich immer wieder, Frau von Lahnstein. Seit wann kannst Du denn so gut kochen?“ fragte sie ihr Gegenüber verwundert. Die Brünette grinste zufrieden, hielt sich jedoch bedeckt „wie schön, dass ich es noch schaffe Dich zu überraschen...und damit das so bleibt, behalte ich gewisse Dinge lieber für mich“ erwiderte sie und beugte sich über den Tisch, um der anderen einen Kuss zu geben „okay, aber ich habe Dich eh längst durchschaut. Du hast wahrscheinlich immer nur so getan, als ob Du nicht kochen könntest, um Dich vor der Arbeit zu drücken. Dir ist hoffentlich klar, dass damit ab jetzt Schluss ist“ bemerkte Marlene lachend und trank den Rest von ihrem Wein. Rebecca stimmte in ihr Lachen ein, erhob sich und räumte den Tisch ab „ich spüle das kurz weg und dann machen wir es uns gemütlich“ erklärte sie und spürte einen Moment später den warmen Körper ihrer Freundin hinter sich, der sich fest an ihren schmiegte. Marlene umfasste den Bauch der anderen und bedeckte ihren Nacken mit zärtlichen Küssen, was bei Rebecca sofort eine leichte Gänsehaut auslöste „ich finde, das kann warten“ flüsterte sie, woraufhin Rebecca sich zu ihr umdrehte „okay, Du hast mich überzeugt“ erwiderte die Gräfin leise und ließ sich von Marlene zum Sofa führen, wo sie sich gemeinsam unter eine warme Decke kuschelten. Im Hintergrund lief leise Weihnachtsmusik und außer den bunten Lichterketten, spendeten nur ein paar Kerzen Licht, was eine romantische Atmosphäre schaffte „weißt Du eigentlich, dass Du mich zum glücklichsten Menschen der Welt machst? Seit Du wieder bei mir bist, ist alles anders und kann kaum glauben, was für ein unverschämtes Glück ich habe. Ich liebe Dich, Marlene von Lahnstein, mehr als Worte es ausdrücken können“ erklärte Rebecca und blickte verliebt in die blauen Augen ihrer Freundin. Marlene war gerührt von der schönen Liebeserklärung und fühlte, wie immer mehr Gefühle in ihr hervor brachen, die lange Zeit tief verborgen gelegen hatten „ich liebe Dich auch und ich hätte nie gedacht, dass wir noch einmal ein solches Glück geschenkt bekommen würden. Ich hatte so viel Angst davor, als Du plötzlich vor mir gestanden hast, weil es mich an das erinnert hat, was ich damals verloren habe, und ich wollte diesen Schmerz um nichts auf der Welt noch einmal erleben. Aber jetzt bin ich einfach nur glücklich hier zu sein, bei Dir...denn erst seitdem wir zusammen sind, fühle ich mich wieder richtig komplett. Mein Leben in L. A. ist wirklich schön und es hat mir geholfen ein großes Stück von mir selbst wieder zu finden, aber erst jetzt merke ich, dass mir trotzdem die ganze Zeit etwas gefehlt hat“ sagte sie und streichelte mit dem Daumen sanft über Rebeccas Wange „Du hast schon immer den Unterschied ausgemacht, nur mit Dir fühle ich mich so und langsam glaube ich, dass sich das auch nicht mehr ändern wird. Du bist mein Schicksal, Rebecca von Lahnstein, und ich habe beschlossen das nicht länger in Frage zu stellen.“ Sie lächelten einander liebevoll an, schauten sich tief in die vor Glück glänzenden Augen und blieben noch lange eng aneinander gekuschelt auf dem Sofa liegen, wo sie schließlich auch einschliefen.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:44 
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Post vom 14.06.2014

Kapitel 27: Was sich liebt...

Die gemeinsame Zeit in New York verging wie im Flug, Weihnachten war vorbei und der kurz darauf folgende Jahreswechsel, hatte im Rahmen einer großen Party stattgefunden, deren Folgen auch am ersten Morgen des neuen Jahres spürbar waren, allen voran bei Marlene, die sich nach dem Duschen noch einmal ins Bett gelegt hatte. Rebecca hatte in der Zwischenzeit ein großes Frühstück gezaubert und ging mit einer Tasse Kaffee bewaffnet ins Schlafzimmer, um ihre Freundin aus dem Bett zu locken. Sie hockte sich neben die Blondine und versuchte diese mit Hilfe des aromatischen Kaffeeduftes dazu zu bringen, die Augen zu öffnen, doch Marlene kräuselte lediglich ihre Nase, was die Gräfin zum Schmunzeln brachte. „Guten Morgen, meine Schöne. Hast Du immer noch Kopfschmerzen?“ fragte sie leise und streichelte der anderen sanft über die Wange „hm...ich glaube der letzte Champagner war schlecht“ brummte Marlene, bevor sie die Augen öffnete „und wieso siehst Du eigentlich so unverschämt frisch und gut aus?“ Sie setzte sich langsam auf und nahm seufzend die Tasse entgegen „danke“ sagte sie und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk „ich weiß gar nicht, was Du hast, Du siehst wunderschön aus, wie immer“ erklärte Rebecca lächelnd und gab ihr einen innigen Kuss. Marlene rieb sich die Müdigkeit aus den Augen und wurde allmählich etwas munterer „allein für diese charmante Lüge, liebe ich Dich noch ein bisschen mehr“ erwiderte sie und nahm Rebeccas Hand in ihre. Die Gräfin grinste, nahm ihrer Freundin den Kaffee aus der Hand und setzte sich verkehrt herum auf ihren Schoß „das war keine Lüge, sondern eine Tatsache. Und was den Champagner angeht...ich glaube, dass ich zukünftig einfach besser auf Dich aufpassen muss. Wenn Du möchtest, fange ich direkt damit an und sorge dafür, dass Deine Kopfschmerzen verschwinden...ich habe da nämlich so ein ganz spezielles Mittel“ bemerkte sie vielsagend und stupste leicht mit ihrer Nase gegen die von Marlene. Die Blondine blickte die Gräfin amüsiert an und legte die Arme um Rebeccas Taille „tatsächlich? Das klingt ja geheimnisvoll...dann zeig mir doch mal dieses Zaubermittel“ flüsterte sie, bevor sie anfing das Gesicht der anderen mit sanften Küssen zu bedecken „sehr gerne, aber dafür müssen wir in die Küche gehen.“ Rebecca nahm die Hände ihrer Freundin und führte sie zurück zu ihrem Gesicht „in die Küche?“ wiederholte Marlene irritiert, was die Brünette mit einem Nicken bestätigte „ja genau, und da werde ich Dir...“ Sie beugte sich erneut nach vorne, gab ihrer Liebsten einen Kuss, der nach mehr verlangte, und stand dann zu Marlenes Bedauern auf „...einen Aspirin verabreichen und Dich mit einem Rebecca von Lahnstein spezial Frühstück wieder aufpäppeln“ flötete sie belustigt. Als Reaktion auf diesen fiesen Scherz, schnappte sich Marlene eines der Kissen und warf damit nach ihrer Freundin, doch die war schneller „leider daneben, Du bist wohl immer noch nicht ganz wach, was?“ rief sie ihr spöttisch zu, was die Blondine mit einem Kopfschütteln quittierte „warte ab, wenn ich erst mal richtig wach bin, kannst Du was erleben“ erwiderte sie lachend und begab sich anschließend ebenfalls in die Küche, wobei sie feststellte, dass ihr Kreislauf noch immer nicht ganz in Schwung war.

Nach ihrem ausgiebigen Frühstück, machten die beiden Frauen einen Spaziergang und Rebecca nutzte die Gelegenheit, um Marlene ihr Label zu zeigen, welches sie schon bald eröffnen wollte „und, was sagst Du? Wenn ich es richtig anstelle, kann das was ganz großes werden“ schwärmte die junge Gräfin und legte ihre Sachen ab. Marlene schaute sich in Ruhe um und befand, dass ihre Freundin nicht zu viel versprochen hatte „der Laden ist wirklich toll und bei der super Lage, werden Dir die Leute sicher die Bude einrennen“ erklärte sie, bevor sie auf die andere zuging und dicht vor ihr stehen blieb „und das sicher nicht nur wegen Deinen heißen Klamotten“ fügte sie grinsend hinzu. Rebecca zog eine Augenbraue hoch „höre ich da etwa einen gewissen Besitzanspruch heraus?“ fragte sie amüsiert, woraufhin Marlene sie in ihre Arme zog „davon kannst Du ausgehen. Ich überlege schon, ob ich nicht besser eine Webcam installieren sollte, damit ich von L. A. aus beobachten kann, was hier während meiner Abwesenheit passiert“ erwiderte sie zwinkernd. Rebecca lachte und ließ ihre Hände etwas tiefer nach unten wandern „ich wusste ja gar nicht, dass Du exhibitionistisch veranlagt bist...“ raunte sie „dabei hast Du sogar das Glück, nicht nur passiv, sondern aktiv an dem Geschehen hier teilhaben zu können“ ließ sie die andere bedeutungsschwer wissen. Marlene bedachte sie mit einem gespielt strengem Blick „wenn das wieder einer Deiner komischen Scherze ist...“ merkte sie an, wurde jedoch mit einem leidenschaftlichen Kuss zum Schweigen gebracht „fühlt sich das nach einem Scherz an?“ säuselte die Gräfin und schob ihre Freundin vor sich her in die Umkleidekabine. Nach kurzem Zögern, gab Marlene ihre Gegenwehr auf und ließ sich fachmännisch von Rebecca entkleiden „hab ich Dir schon mal gesagt, dass ich es ziemlich sexy finde, wenn Du so ungestüm bist?“ bemerkte die Blondine und schloss genießerisch die Augen, als Rebecca sie an den richtigen Stellen berührte „was macht eigentlich Dein Kopf? Tut er noch weh?“ flüsterte sie, ohne ihre Verführungsoffensive zu unterbrechen. Marlene stöhnte, vergrub die Hände in Rebeccas Haaren und zog ihr Gesicht zu sich „meinem Kopf geht es bestens...genauso wie dem Rest von mir...und das, obwohl Du mich in den Wahnsinn treibst...oder vielleicht auch genau deswegen“ stieß sie etwas kurzatmig hervor „das wollte ich hören“ erwiderte die Gräfin grinsend, bevor sie dem Drängen ihrer Freundin nachgab und beide sich ihrer Leidenschaft hingaben.

Als die zwei sich einige Zeit später in Rebeccas Wohnung eingefunden hatten, waren sie leicht durchgefroren, weshalb die Gräfin in der Küche heißes Wasser für einen Tee aufsetzte. Währenddessen war Marlene in einen dicken Pullover ihrer Freundin geschlüpft und machte es sich auf dem Sofa gemütlich, bis sich ihr Handy lauthals bemerkbar machte, was beide Frauen kurz aufschrecken ließ „was ist das denn für ein Klingelton? Da kriegt man ja einen Herzklabaster“ scherzte Rebecca, woraufhin die Blondine grinsend ihr Telefon zur Hand nahm. Ihr Lachen verschwand jedoch und wurde von einem ernsten Gesichtsausdruck vertrieben, was sofort Rebeccas Aufmerksamkeit weckte „was ist los?“ Marlene bedeutete ihr mit einer Geste nicht weiter zu sprechen und nahm das Gespräch schließlich entgegen „hallo Jacob, ein frohes neues Jahr...“ begrüßte sie den Freund und lief ins Schlafzimmer, um in Ruhe telefonieren zu können. Die junge Gräfin runzelte irritiert die Stirn und fragte sich, weshalb ihre Freundin so geheimnisvoll tat und dann wurde ihr plötzlich bewusst, dass Marlene seit ihrer Ankunft in New York noch kein einziges Wort über Jacob verloren hatte. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit, weshalb sie beschloss das Thema direkt anzusprechen, sobald Marlene das Telefonat beendet hatte. Ungeduldig wartete die Brünette auf das Erscheinen ihrer Freundin, während sie unruhig im Wohnzimmer herum tigerte „entschuldige, es hat ein bisschen länger gedauert“ erklärte Marlene schließlich, als sie wieder zurück gekommen war und legte ihre Arme von hinten um Rebeccas Bauch „was läuft da noch zwischen Jacob und Dir? Und wieso hast Du die ganze Zeit nicht einen Ton über ihn verloren, wenn er anscheinend immer noch so eine große Rolle in Deinem Leben spielt?“ platzte es aus der Gräfin heraus, die sich etwas unsanft aus der Umarmung gelöst hatte. Marlene war verwundert über die heftige Reaktion und schaute ihr Gegenüber überrascht an „was soll denn da laufen? Nichts natürlich, oder glaubst Du, dass ich mir Jacob für L. A. warm halte, während ich mir mit Dir in New York eine schöne Zeit mache? Und warum hätte ich über ihn reden sollen? Ich hatte anderes im Sinn und Du hast schließlich auch nicht nachgefragt...“ verteidigte sie sich und ging versöhnlich auf Rebecca zu „was soll ich denn denken, wenn er plötzlich anruft und Du gleich den Raum verlässt? Anscheinend gibt es ja etwas, von dem ich nichts wissen darf...und bei meinem letzten Besuch warst Du noch weit davon entfernt, Dich von ihm zu distanzieren, falls es Dir entfallen sein sollte. Ich möchte Dich mal sehen, wenn mein Telefon klingelt und ich einfach verschwinde, um in Ruhe mit meinem Verflossenen zu sprechen, sofern davon überhaupt die Rede sein kann!“ Sie stieß hörbar die Luft aus und verschränkte die Arme vor der Brust, was typisch für sie war, wenn sie sich auf Konfrontationskurs befand „bist Du jetzt fertig?“ fragte die Blondine und musste sich angestrengt ein Grinsen verkneifen, als sie Rebeccas verdatterten Blick begegnete „gut, dann kann ich jetzt ja auch mal was dazu sagen. Erstens habe ich keine Geheimnisse was Jacob angeht, ich bin nur nach nebenan gegangen, damit er nicht mitbekommt, dass ich bei Dir bin. Er denkt nämlich nach wie vor, dass ich bei meiner Familie in Deutschland bin, und ich möchte ihm gerne persönlich sagen, dass das nicht der Fall war, denn ursprünglich war geplant, dass er mitkommt und es war bereits bitter genug für ihn, dass ich alleine geflogen bin. Womit wir beim zweiten Punkt wären... nämlich, dass ich ihm vor meiner Abreise erklärt habe, dass aus uns nichts wird, weil ich seine Gefühle nicht erwidere. Man kann also nur bedingt von meinem Verflossenen reden, da wir gar nicht wirklich zusammen waren, woran Du im Übrigen nicht ganz unschuldig bist, falls Du das vergessen haben solltest.“ Sie machte noch einen letzten Schritt auf Rebecca zu, deren abwehrende Haltung sich inzwischen gelöst hatte und der man ansehen konnte, dass es in ihr arbeitete „und drittens...finde ich Deine Eifersucht zwar ganz süß, wäre aber trotzdem dankbar, wenn Du mir einfach ein bisschen mehr vertrauen würdest, denn Du hast überhaupt keinen Grund Dir Sorgen zu machen und ich dachte eigentlich, dass Dir das inzwischen klar wäre“ beendete sie ihren kleinen Vortrag und sah ihre Freundin abwartend an „das hättest Du mir aber auch eher sagen können, woher soll ich denn wissen, was zwischen Jacob und Dir war, oder nicht“ erwiderte Rebecca leicht trotzig, was die andere zum Lachen brachte. „Du bist echt unglaublich, weißt Du das? Also was ist jetzt, willst Du weiter schmollen, oder genießen wir lieber noch die restliche Zeit, die uns noch bleibt, bis ich nach L. A. zurück muss?“ wollte Marlene wissen „an mir soll´s nicht liegen, aber vielleicht machst Du Dein Handy besser aus, um weitere Komplikationen zu vermeiden“ bemerkte die Gräfin trocken, und erst als Marlene ihr schelmisches Grinsen sah, wusste sie, dass sie sich offenbar wieder gefangen hatte „sonst noch Wünsche?“ hakte die Blondine amüsiert nach. Rebecca machte ein nachdenkliches Gesicht „wenn Du mich so fragst...jede Menge, aber dazu kommen wir später noch“ erklärte sie verheißungsvoll, gab ihrer Freundin im Vorbeigehen einen Klaps auf den Po und stolzierte in die Küche, um den Tee zu holen, während Marlene ihr kopfschüttelnd dabei zu sah und einmal mehr feststellte, wie sehr sie diese Frau doch liebte.


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BeitragVerfasst: 03.08.2015, 14:45 
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Kapitel 28: Alte Wunden

Der vorläufige Abschied der beiden Frauen rückte immer näher, was besonders Rebecca zu schaffen machte, die ihre Wehmut am Abend vor Marlenes Abreise nur schwer verbergen konnte. Nachdenklich starrte sie auf ihren Teller und schob lustlos das Gemüse mit der Gabel zur Seite, während die Blondine ihr Gericht sichtbar genoss „was ist los? Schmeckt es Dir nicht? Dabei war dieses Restaurant doch ein Geheimtipp von Dir“ bemerkte Marlene verwundert und schaute ihr Gegenüber abwartend an. Rebecca hob den Kopf und rang sich ein Lächeln ab, sie wollte ihren letzten gemeinsamen Abend nicht ruinieren und beschloss deshalb sich zusammenzureißen „doch, tut es, es ist alles gut. Ich bin einfach schon satt“ erwiderte sie und legte ihr Besteck auf den Teller. Marlene nahm die Flasche Wein und füllte die Gläser noch einmal auf, wobei sie ihre Freundin skeptisch musterte „wie kann denn das sein, wo Du das Essen doch kaum angerührt hast? Und gefrühstückt hast Du heute Morgen auch so gut wie nichts...muss ich mir Sorgen machen, oder verrätst Du mir lieber, was plötzlich mit Dir los ist?“
Rebecca nahm ihr Glas zur Hand und grinste „ist Dir noch nicht aufgefallen, dass so weltliche Dinge wie Essen nur noch einen sehr kleinen Stellenwert bei mir haben, seit Du in mein Leben zurückgekehrt bist? Ich finde ja ohnehin, dass das total überbewertet wird...“ erklärte sie, und hoffte die andere damit überzeugt zu haben „Luft und Liebe also, ja? Das ist zwar sehr romantisch, aber um das schöne Essen ist es trotzdem schade, findest Du nicht? Außerdem komme ich mir ziemlich verfressen vor, wenn Dein Teller noch so voll ist, während meiner fast wie gespült aussieht“ erwiderte Marlene scherzhaft und blickte Rebecca aus ihren blauen Augen bittend an. Die Gräfin verstand den Wink, stieß einen resignierten Seufzer aus und nahm ihre Gabel wieder zur Hand „wenn es Dich glücklich macht...ich will ja schließlich nicht, dass Du Dich meinetwegen grämen musst“ bemerkte sie und aß noch den Rest von ihrem Gemüse. Marlene lächelte zufrieden und legte ihre Hand auf die von Rebecca „tut es...aber vor allem machst Du mich glücklich. Danke für die wunderschöne Zeit hier in New York. Das war zwar so ziemlich das chaotischste Weihnachten, das ich jemals hatte“ sagte sie grinsend „aber es war auch mit Abstand das Schönste“ fügte sie leise hinzu und beugte sich über den Tisch, um ein paar Küsse von ihrer Liebsten zu stehlen.

Auch etwas später, als sie bereits auf dem Weg zu Rebeccas Wohnung waren, fiel Marlene auf, dass die Gräfin ungewohnt schweigsam war, weshalb sie stehen blieb und das Thema erneut zur Sprache brachte „okay, Schluss jetzt mit dem Schweigen. Entweder Du sagst mir auf der Stelle was los ist, oder wir bleiben so lange hier stehen, bis uns Frostbeulen wachsen“ erklärte sie entschlossen und ließ keinen Zweifel daran bestehen, dass sie es genauso meinte. Rebecca jedoch wollte weiter und zog auffordernd an Marlenes Hand „ich habe Dir doch schon gesagt, dass alles in Ordnung ist...und jetzt komm bitte, mir ist nämlich wirklich kalt“ erwiderte sie leicht genervt, doch sie hatte die Rechnung ohne die Blondine gemacht, die langsam die Geduld verlor „von mir aus, dann geh ruhig, aber ohne mich. Es ist eh nicht sonderlich unterhaltsam mit Dir, da kann ich auch genauso gut hier bleiben. Ich habe mir unseren letzten Abend allerdings etwas anders vorgestellt, aber Du hast ja anscheinend beschlossen ihn mit Deiner schlechten Stimmung zu verderben. Wenn das schon nötig ist, dann wüsste ich aber wenigstens gerne, woran das liegt“ erklärte sie hörbar verärgert und ließ Rebeccas Hand los. Die Brünette war etwas perplex und versuchte die Wogen schnell wieder zu glätten „warum bist Du denn jetzt so wütend? Nur weil ich mal nicht die ganze Zeit plappere heißt das doch nicht, dass ich schlecht drauf bin. Es tut mir leid, wenn das so rüber gekommen ist...ich möchte den Abend doch auch genießen und deshalb ist das letzte was ich will, mit Dir zu streiten“ erklärte sie versöhnlich und ging auf die andere zu „können wir jetzt bitte nach Hause gehen? Da ist es nämlich schön warm...und obwohl ich Dich auch mit Frostbeulen nehmen würde, wäre es mir doch lieber, wenn alles an Dir frostfrei bliebe.“ Sie setzte ihr süßestes Lächeln auf, in der Hoffnung, dass es ihre Freundin besänftigen würde und tatsächlich nahm Marlene schließlich wortlos ihre Hand, sodass sie ihren Weg fortsetzen konnten.

Zuhause angekommen schien zunächst alles in Ordnung zu sein, Marlene packte ihre restlichen Sachen zusammen und kam anschließend zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich jedoch nicht wie erwartet direkt zu Rebecca gesellte, sondern eine Zeitschrift zur Hand nahm, um darin herum zu blättern. Die Gräfin wartete ein paar Minuten und stand dann auf „bilde ich mir das nur ein, oder bist Du jetzt diejenige, die das Reden eingestellt hat?“ fragte sie, umarmte die andere von hinten und küsste sanft ihren Nacken „naja, da Du heute eh nicht sonderlich an Gesprächen mit mir interessiert bist, kann ich mir die Mühe ja sparen. Außerdem wird reden ohnehin völlig überbewertet, genauso wie Essen, findest Du nicht?“ erwiderte Marlene leicht zynisch, was ausreichte, um Rebecca zu signalisieren, dass die Sache noch nicht ausgestanden war. Plötzlich wurde ihr wieder bewusst, dass auch Marlene ziemlich stur und unnachgiebig sein konnte, wenn sie das Gefühl hatte im Recht zu sein „findest Du nicht, dass es langsam mal gut ist? Ich habe mich doch schon entschuldigt...und ich glaube kaum, dass es uns hilft, wenn Du jetzt aus Trotz das Reden einstellst“ ließ sie die andere wissen, die daraufhin die Zeitschrift zuklappte und sie geräuschvoll auf den Tisch schmiss „das hat mit Trotz überhaupt nichts zu tun! Ich versuche nur Dir zu zeigen, wie das ist, wenn man nicht weiß was los ist, nur weil der andere den Mund nicht auf bekommt. Du hast Dich zwar entschuldigt, aber geändert hat sich deshalb nichts. Du bist immer noch komisch, oder zumindest verhältst Du Dich anders als sonst...Ich kenne Dich nun mal ziemlich gut, Rebecca von Lahnstein, daran haben auch neun Monate Trennung nichts geändert, falls Du das glauben solltest. Und auch, wenn Du es vielleicht übertrieben findest, aber ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass es damals genauso angefangen hat. Erst haben wir aufgehört miteinander zu reden und dann kam irgendwann der große Knall. Ich weiß nicht, wie Du das siehst, aber ich will das ganz sicher nicht noch mal haben, und deshalb möchte ich verdammt noch mal wissen, was Dich so sehr beschäftigt, dass Du den ganzen Tag schon neben der Spur bist. Dafür muss es doch einen Grund geben, oder etwa nicht?“
Sie blickten sich eine Weile schweigend in die Augen, Rebecca wurde nach den deutlichen Worten ihrer Freundin bewusst, dass es hier offenbar um sehr viel mehr ging, und dass die alten Wunden noch lange nicht verheilt waren. Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln und griff dann nach Marlenes Hand „der Grund ist, dass ich die ganze Zeit darüber nachdenke, dass Du ab morgen weg bist, und dass ich einfach nicht weiß, wie ich es ohne Dich aushalten soll. Ich habe das immer ganz gut ausgeblendet, aber jetzt, wo der Tag so nah ist, kriege ich es irgendwie nicht mehr hin“ gab sie sichtbar zerknirscht zu „was denn, das ist alles? Warum hast Du mir das denn nicht einfach gesagt? Das ist doch nichts Schlimmes, mal ganz abgesehen davon, dass es mir nicht anders geht...“ erwiderte sie verwundert und erleichtert zugleich. Rebecca zog die Blondine mit sich zum Sofa, wo sie gemeinsam Platz nahmen „ich wollte keine trübsinnige Stimmung verbreiten, habe aber genau das Gegenteil erreicht, wie es scheint. Aber anscheinend bin ich ja nicht die einzige, die an manchen Dingen zu knacken hat, oder wie soll ich es verstehen, dass Du gerade so heftig reagiert hast? Dabei wirkst Du die ganze Zeit über so ruhig und gelassen, als würde Dir der bevorstehende Abschied gar nichts ausmachen“ erklärte sie etwas unsicher. Marlene seufzte leise „das ist doch Unsinn, natürlich macht es mir was aus, oder glaubst Du ernsthaft, dass ich nicht auch viel lieber bei Dir bleiben würde. Aber das geht nun mal leider nicht und außerdem ist es ja nicht für immer, wir sehen uns doch bald wieder...und bis dahin werden wir einfach so viel telefonieren und chatten, dass wir gar nicht dazu kommen uns zu vermissen“ versuchte sie die andere zu trösten, obwohl sie natürlich selbst wusste, dass es so einfach nicht war. Die junge Gräfin wirkte gequält „das Blöde ist nur, dass L. A. und New York nicht gerade Düsseldorf und Köln sind. Wenn wir uns sehen wollen, bedeutet das immer einen mehrstündigen Flug und wir können uns wohl kaum jedes Mal Urlaub deswegen nehmen, oder? Und nur für ein Wochenende macht das kaum Sinn, das hält auf Dauer keiner von uns durch, was wiederum bedeutet, dass wir uns maximal alle paar Wochen sehen können, wenn es hoch kommt. Mal ehrlich, Marlene, das ist doch Mist...wir waren doch nun wirklich lange genug voneinander getrennt und ich habe keine Lust darauf, mich ständig von Dir verabschieden zu müssen. Ich vermisse Dich doch schon, sobald Du durch die Tür gegangen bist, wie soll ich es da bitte wochenlang ohne Dich aushalten?“ erklärte sie deprimiert. Die Blondine sah sie hilflos an „das weiß ich doch alles selbst, aber was sollen wir denn machen? Die Situation ist nun mal so und das können wir nicht von heute auf morgen ändern. Wir müssen versuchen das Beste daraus zu machen und wenn Du möchtest, kannst Du mich schon bald wieder in L. A. besuchen kommen. Da ist es auch nicht so kalt wie hier und am Wochenende könnten wir wieder zum Strand fahren...“ versuchte sie ihre Freundin erneut aufzumuntern, doch Rebecca dachte bereits sehr viel weiter „ich könnte aber auch ganz nach L. A. übersiedeln, dann sparen wir uns die ganze hin und her Fliegerei und all unsere Probleme sind gelöst“ verkündete sie und sorgte damit für Sprachlosigkeit bei der überrumpelten Marlene.

Marlene blickte ihre Freundin ungläubig an und wusste im ersten Moment gar nicht, was sie sagen sollte, bis Rebecca nachhakte „was ist? Wieso sagst Du denn nichts dazu?“ wollte sie wissen und war verwundert, als Marlene plötzlich aufstand „was soll ich denn dazu sagen? Ehrlich gesagt hoffe ich, dass das gerade nur ein Scherz war.“ Die Gräfin runzelte die Stirn und erhob sich ebenfalls „wieso sollte ich damit scherzen? Natürlich habe ich das ernst gemeint...und eigentlich ist es doch die einzig logische Konsequenz“ bemerkte sie, und war noch immer leicht irritiert von Marlenes verhaltener Reaktion. Diese schien von der Idee jedoch alles andere als begeistert zu sein und ließ das Rebecca auch wissen „das ist nicht logisch, sondern reichlich voreilig und es kommt nicht in Frage!“ erklärte sie entschieden „wieso denn das? Ich verstehe nicht, was Dein Problem ist. Man könnte fast glauben, dass Du mich gar nicht in Deiner Nähe haben willst, jedenfalls nicht dauerhaft!“ regte die Brünette sich auf und stemmte die Hände in die Hüften. Marlene verdrehte die Augen, sie konnte nicht glauben, dass sie diese Diskussion gerade wirklich führten „was soll denn dieser Unfug nun wieder? Darum geht es doch gar nicht“ erwiderte sie verständnislos „worum denn dann? Erkläre es mir doch bitte, dann kann ich es vielleicht auch verstehen.“ Marlene atmete hörbar aus und blickte direkt in die braunen Augen der Gräfin „kannst Du Dir das nicht denken? Wie soll das denn bitte funktionieren? Du hast doch gerade erst den Laden bekommen, den Du immer haben wolltest...Wie willst Du den denn von L. A. aus führen?“ fragte sie „gar nicht, aber das ist nun wirklich nicht das Problem, denn noch habe ich das Label ja gar nicht eröffnet und einen Laden kann ich schließlich genauso gut in L. A. aufmachen“ erwiderte Rebecca gelassen. Marlene schüttelte den Kopf „also neulich hast Du noch regelrecht davon geschwärmt und Dir schon ausgemalt, wie toll das alles wird und heute ist es einfach egal? Du hast schon vor Jahren davon gesprochen und immer betont, wie toll gerade dieser Laden ist und außerdem weiß ich, wie sehr Du New York liebst. Ich möchte nicht, dass Du das einfach aufgibst, nur weil wir jetzt wieder zusammen sind, Rebecca. Und abgesehen davon geht mir das gerade viel zu schnell, so etwas entscheidet man doch nicht nebenbei, das sollte gut überlegt sein“ gab sie zu bedenken, doch ihre Freundin wollte noch nicht aufgeben „was heißt denn hier, nur weil wir wieder zusammen sind? Das ist doch wohl der beste Grund, den es geben kann, oder nicht? Klar ist mir der Laden nicht egal, aber Du bist mir wichtiger und wenn ich bei Dir sein kann, dann ist es zweitrangig für mich, wo wir leben. Ich gebe ja zu, dass es ziemlich spontan ist, aber das war Dein Besuch in New York schließlich auch und den hast Du doch auch nicht bereut, oder etwa doch?“ Marlene schüttelte erneut den Kopf „das kannst Du aber nicht vergleichen und ich möchte das jetzt auch nicht weiter ausdiskutieren. Wir werden diese Entscheidung ganz sicher nicht heute treffen, und auch nicht morgen oder übermorgen. Ich habe Dir schon mal gesagt, dass ich nicht vorhabe die gleichen Fehler noch einmal zu machen...und Du möchtest doch sicher auch nicht, dass wir irgendwann wieder an dem gleichen Punkt sind wie damals, oder? Also lass es uns bitte etwas langsamer angehen und einfach abwarten, wie sich alles entwickelt“ erklärte sie leicht resigniert. Rebecca hatte inzwischen gemerkt, dass sie etwas übers Ziel hinaus geschossen war, aber sie war trotzdem enttäuscht und fühlte sich von Marlene zurückgewiesen „das klingt fast so, als würdest Du nicht sonderlich an uns glauben und daran, dass sich das zwischen uns positiv entwickelt“ sagte sie betrübt und lief an ihrer Freundin vorbei ins Schlafzimmer. „Rebecca, bitte...so war das doch gar nicht gemeint“ rief Marlene ihr noch nach, bevor die Tür zu fiel und beide Frauen vorerst mit sich und ihren Gedanken alleine waren.


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