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BeitragVerfasst: 18.08.2015, 17:06 
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vonLahnstein hat geschrieben:
[Notiz für mich:
Seite 70 in Danis FF-Thread im Rosanen. Damit ich nicht wieder die Seitenzahl vergesse und beim nächsten Mal wieder ewig suchen muss. Die Notiz wird gelöscht, sobald ich weitermache. :mrred:]

Vielen, vielen Dank Lahni für deine bisherigen Mühen, die FFs hierher zu bringen und zu sichern. :knuddelknutsch: :redknuddel: :spitze:

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Verfasst: 18.08.2015, 17:06 


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:23 
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Novemberstern hat geschrieben:
Vielen, vielen Dank Lahni für deine bisherigen Mühen, die FFs hierher zu bringen und zu sichern. :knuddelknutsch: :redknuddel: :spitze:

Mache ich sehr gerne! :)
Ich werde versuchen, die nächsten hundert Kapitel nun relativ schnell rüberzukopieren, damit du danach übernehmen kannst. In zwei Wochen fahre ich in Urlaub, bis dahin will ich auf jeden Fall fertig sein. :D


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:24 
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Teil 101:

Ludwig empfing die Polizisten im Kaminzimmer, Sebastian und Helena folgten ihm schweigend. Der Polizist schaute kurz zu seinem Kollegen, dann sagte er an Ludwig gerichtet „wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Sohn Tristan und Ihre Tochter Rebecca von Lahnstein einen schweren Unfall mit dem Motorrad hatten. Ein Autofahrer nahm ihnen die Vorfahrt, der Wagen erfasste das Motorrad mit hoher Geschwindigkeit. Nach unseren bisherigen Informationen war der Fahrer betrunken, näheres ist bislang aber noch nicht bekannt. Ihre Kinder wurden dabei lebensbedrohlich verletzt, ihr Sohn musste bereits im Krankenwagen reanimiert werden. Es tut uns sehr leid Graf Lahnstein.“ Ludwig drehte sich entsetzt zu seinen Kindern um, niemand sprach ein Wort, zu groß war der Schock über das, was der Polizist gerade erklärt hatte. Sebastian richtete sich schließlich an die Polizisten, stellte noch ein paar Fragen und entließ sie dann, bevor er zu seinem Vater ging, der aussah als würde er jeden Moment umkippen. Helena rannte aus dem Raum und lief direkt in Elisabeth hinein, die sie erschrocken ansah und festhielt, als ihre Stieftochter einen Weinkrampf bekam und immerzu sagte, sie müsse zu Tristan und Rebecca. Elisabeth verstand nicht was los war, Helena redete wild durcheinander, doch als sie Ludwig und Sebastian sah, die jetzt gemeinsam die Halle betraten, wusste die Gräfin endgültig, dass etwas schreckliches passiert sein musste. Sebastian sagte „ich gebe dem Fahrer Bescheid, dass er uns zum Krankenhaus bringen soll“ und rannte Richtung Schlossküche. Ludwig trat zu seiner Frau und zu seiner Tochter, er war kreidebleich „es wird alles wieder gut“ versuchte er vor allem Helena Trost zu spenden „es muss einfach“ sagte er und blickte ängstlich in Elisabeths Augen in der Hoffnung, dass er dort den nötigen Halt finden würde, den er mehr brauchte als jemals zuvor.

Nachdem die Polizisten das No Limits verlassen hatten, versuchten Marie und Josie die völlig aufgelöste Marlene irgendwie zu beruhigen. Marie wusste kaum mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen und war überfordert mit der Situation, als Marlene panisch sagte „ich fahre ins Krankenhaus.“ Sie kramte hektisch in ihrer Handtasche, fluchte mit Tränen erstickter Stimme „wo ist dieser verdammte Schlüssel“ und schüttete kurzerhand den gesamten Inhalt auf den Boden. Sie griff sich den Schlüssel und wollte schon los stürzen, da packte Marie sie am Arm „was soll das? Lass mich los, ich muss zu Rebecca!“ schrie sie ihre Freundin aufgewühlt an, doch Marie hielt sie weiter fest „Du kannst unmöglich Auto fahren! Sieh Dir doch mal Deine Hände an, Du zitterst wie Espenlaub“ sagte sie und nahm ihr den Schlüssel weg „ich fahre!“ Marlene nickte leicht verstört, sagte aber nichts, sondern folgte Marie schweigend aus dem Club.

Ricardo atmete schwer, er war gerade beim Joggen gewesen, als sein Pieper los ging und da er sich ganz in der Nähe des Krankenhauses befand, war er den Weg bis hierher gerannt. Er zog sich gerade seinen Kittel an, während eine Schwester ihn über das informierte, was vor ihnen lag. „Wir haben zwei schwer verletzte, eine Frau und einen Mann im Alter zwischen 25 und 35 Jahren. Es handelt sich anscheinend um Geschwister, die mit dem Motorrad unterwegs waren als ein Auto in sie rein fuhr. Der Mann musste bereits reanimiert werden und auch der Zustand der Frau scheint kritisch. Außerdem ist da noch der Fahrer des Wagens, aber seine Verletzungen sind nicht lebensbedrohlich“ schloss sie ihren kurzen Bericht ab. Ricardo nickte, er hatte verstanden und war bereit, blieb nur zu hoffen, dass dieser Tag ein gutes Ende nehmen und niemand sterben würde. Dann flog auch schon die Tür auf und die Verletzten wurden hinein geschoben. Der Notarzt übergab die Patienten an seine Kollegen und schilderte kurz, was er bereits an Ersthilfe geleistet hatte. Der schwer verletzte Mann wurde direkt an dem Chefarzt vorbei geschoben und für einen kurzen Moment glaubte Ricardo ihn zu kennen, aber er hatte keine Zeit weiter darüber nachzudenken. „Okay, sofort in OP 2 mit ihr, der ist frei“ wies er die Helfer an, drehte vorsichtig den Kopf der Verletzten zu sich und sah jetzt zum ersten Mal das Gesicht der Frau. Ricardo stockte der Atem und sein Herz krampfte sich zusammen, als er seine Freundin erkannte „Rebecca“ entfuhr es ihm entsetzt. Darauf war er nicht gefasst gewesen, die unterschiedlichsten Gefühle stürzten auf ihn ein und tausende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. „Dr. Mendes? Alles in Ordnung mit Ihnen?“ wollte eine Schwester wissen und alle sahen ihn fragend an. Ricardo merkte wie Angst in ihm hoch kroch, sofort dachte er an Timo und an seinen Fehler, den er damals gemacht hatte. Er sah in das vertraute Gesicht, das ganz blass und voller Blut war und dachte an das letzte Gespräch, was er mit seiner Freundin geführt hatte. „Dr. Mendes!“ rief die Schwester erneut und riss ihn damit endgültig aus seiner Starre. Ricardo schaute auf, er musste seine Gefühle in den nächsten Stunden ausblenden und einfach nur Arzt sein. Er gab den Kollegen Anweisungen und diese leiteten alles notwendige für eine Notoperation in die Wege. Nun war er sich auch sicher, dass es sich bei dem anderen verletzten um Tristan handelte. Ricardo schickte ein stummes Gebet gen Himmel, er war kein besonders gläubiger Mensch, aber in diesem Moment betete er zu Gott und bat ihn um Hilfe. Die Verantwortung lag wie eine tonnenschwere Last auf seinen Schultern, er musste an Marlene denken und an die Lahnsteins. Sie alle würden gleich hier sein und um das Leben ihrer Lieben bangen, welches jetzt in seinen und in den Händen der Kollegen lag. „Wir sind bereit für die OP Dr. Mendes“ erklärte die Schwester und ging dann zusammen mit ihm in den Operationssaal.

Als Helena, Sebastian, Elisabeth und Ludwig das Krankenhaus betraten waren Marlene und Marie bereits da. Als Ludwig seine Schwiegertochter sah setzte fast zum zweiten Male an diesem Tag sein Herz aus. Schnell ging er auf sie zu „gibt es schon etwas Neues? Weißt Du, wie es Rebecca geht?“ fragte er voller Angst. Marlene bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und schüttelte weinend den Kopf, sie war nicht in der Lage zu sprechen, was Ludwig noch mehr Angst machte. Marie sagte anstelle von Marlene „wir wissen leider nicht mehr, nur das beide gerade operiert werden.“ Sebastian trat an die Seite seines Vaters „die Polizei hat gesagt, dass Tristan bereits auf dem Weg hierher reanimiert werden musste...“ erklärte er mit zitteriger Stimme und als er hörte, dass Helena erneut einen Weinkrampf bekam eilte er schnell zu ihr. Marlene schaue erschrocken auf, sie wurde noch blasser „sie werden es doch schaffen, oder?“ fragte sie ihren Schwiegervater, der sie daraufhin wortlos in den Arm nahm „ganz bestimmt, meine Kinder sind Kämpfer, sie werden es schaffen“ versuchte er ihr Mut zu machen. Marie setzte sich erschöpft auf einen der Stühle, ihr war plötzlich schwindelig, sie lehnte den Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Als sie merkte, dass sich jemand neben sie setzte öffnete sie die Augen wieder und sah in Marlenes Gesicht, das nie trauriger und ängstlicher ausgesehen hatte. Marlene nahm Maries Hand und verschränkte ihre Finger mit denen der Freundin „ich habe schreckliche Angst“ flüsterte sie und lehnte den Kopf an die Schulter der anderen. Marie legte vorsichtig ihren Kopf auf den von Marlene „ich habe auch Angst“ sagte sie leise und spürte plötzlich, dass sich jemand auf die andere Seite neben sie gesetzt hatte. Marie erkannte, dass es Helena war und ohne etwas zu sagen nahm sie die Hand der Gräfin und drückte sie leicht. So verweilten die drei eine ganze Zeit lang, jede mit ihren eigenen Ängsten kämpfend, aber doch in dem Bewusstsein nicht alleine zu sein.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:24 
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Teil 102:

Mehr als zwei Stunden waren bereits vergangen in denen die Ärzte verzweifelt um das Leben der beiden jungen Menschen kämpften und immer noch wussten die Familien nicht, wie es um Rebecca und Tristan stand. Auch die Wolfs waren inzwischen eingetroffen, sowie Hagen und Tanja und alle versuchten sich irgendwie gegenseitig Halt zu geben. Selbst Tanja war anzusehen, dass sie ehrlich betroffen war. Sie hielt gerade ihren Mann im Arm, als eine Schwester an ihnen vorbei ging. Ludwig stellte sich ihr in den Weg „können Sie mir bitte endlich sagen, wie es meinen Kindern geht?“ wollte er wissen, doch sie schüttelte den Kopf „es tut mir sehr leid, aber ich kann Ihnen im Moment noch nichts sagen. Ihre Kinder haben sehr schwere Verletzungen, ihr Sohn musste bereits zum zweiten Mal reanimiert werden. Die Ärzte tun alles was in ihrer Macht steht, das versichere ich Ihnen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte“ sagte sie freundlich, aber mit Nachdruck, denn sie hatte es eilig. Ludwig fasste sich an die Brust und sofort waren seine Söhne bei ihm „setz Dich besser hin Vater“ sagte Hagen und half ihm auf einem der Stühle Platz zu nehmen, wo Elisabeth ihren Mann direkt in die Arme schloss. Sebastian schaute in die betroffenen Gesichter der Anwesenden, Helena war gerade auf der Toilette und so sagte er bittend „wenn meine Schwester wieder zurück ist, sagt ihr bitte nichts von dem erneuten Herzstillstand. Sie steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch und ich glaube nicht, dass sie das verkraftet.“ Die Angesprochenen nickten, doch niemand sprach ein Wort. Sie alle waren in Gedanken bei den beiden Geschwistern und wer von ihnen bislang noch nicht gebetet hatte, tat es spätestens jetzt.

Ricardo ließ sich von einer Schwester erneut den Schweiß von der Stirn tupfen, er hatte es endlich geschafft die inneren Blutungen zu stoppen. Der Zustand seiner Freundin war noch immer sehr kritisch, aber zunächst schien sie stabil zu sein. Er gab weitere Anweisungen und verließ dann kurz den OP, um sich den Familien zu stellen, die nervlich mit Sicherheit bereits am Ende waren. Er atmete einmal tief durch und ging dann hinaus auf den Gang, wo ihm wie nicht anders zu erwarten sofort jede Menge aufgebrachte Menschen entgegen stürmten. Marlene schaute ihm prüfend ins Gesicht, als könnte sie bereits dort eine Antwort erhalten auf ihre Frage, aber sie hatte zu große Angst sie tatsächlich zu stellen. „Dr. Mendes, Gott sei Dank“ entfuhr es Ludwig, der jetzt wieder aufgestanden war „wie geht es Rebecca und Tristan?“ fragte er voller Sorge. Ricardo versuchte so ruhig wie möglich zu klingen, als er sagte „leider kann ich Euch noch nichts zu Tristans Zustand sagen, weil er von meinen Kollegen operiert wird. Bei Rebecca ist es uns aber gelungen die Blutungen zu stoppen und im Moment scheint sie weites gehend stabil zu sein. Trotzdem müssen wir auf weitere Komplikationen gefasst sein.“ Auch wenn es noch keine endgültige Entwarnung war, machte sich eine gewisse Erleichterung breit, dies war die erste gute Nachricht seit vielen Stunden und die Familienmitglieder fielen sich gegenseitig in die Arme. „Gibt es eine Möglichkeit, etwas über den Zustand meines Bruders in Erfahrung zu bringen?“ frage Sebastian und Ricardo nickte „ich werde es versuchen“ versprach er und wollte gerade gehen, als eine Schwester aus dem OP gerannt kam und rief „Dr. Mendes schnell, die Patienten hat einen Herzstillstand!“

Marlene starrte ihm hinterher, dann lief sie den Namen ihrer Frau schreiend in Richtung OP und Thomas gelang es gerade noch sie zu stoppen, ehe sie die Tür erreichte. Er zog die um sich schlagende Marlene in seine Arme und drückte sie so fest an sich, bis sie aufhörte sich zu wehren „ist gut mein Schatz, ich bin bei Dir“ redete er beruhigend auf sie ein. Seine Tochter zitterte und weinte unaufhörlich, Thomas brach es schier das Herz und auch er konnte seine Tränen nicht länger zurück halten. Victoria, Dana und Kim kamen zu ihnen, bildeten einen Kreis um Marlene und hielten einander fest umschlossen. Marie konnte die Situation nicht länger ertragen und zog sich überfordert zurück. Die Lahnsteins waren ohnmächtig vor Angst, Ludwig war sämtliche Farbe aus dem ohnehin schon blassem Gesicht gewichen und Elisabeth fand keine tröstenden Worte mehr, zu groß waren der Schmerz und die Angst um das Leben seiner beiden Kinder. Er weinte jetzt und vergrub das Gesicht in seinen Händen „das ist ein einziger Alptraum, das kann doch nur ein Alptraum sein“ brachte er verzweifelt hervor. Hagen saß bei Helena, hielt sie fest an sich gedrückt, war aber selbst nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, während Tanja versuchte irgendwie ihren Mann zu trösten. Familie Wolf stieß wieder zu ihnen, Marlene stand zwischen ihren Eltern, die sie noch immer stützten und keinen Moment von ihrer Seite wichen. Dana schaute zu Hagen, er saß dort neben seiner Schwester und wirkte völlig verloren. Sie überlegte nicht länger, sondern ging zu ihm und setzte sich auf die andere Seite neben ihn. Er drehte sein Gesicht zu ihr, Tränen standen in seinen Augen und als Dana ihn in ihre Arme schloss, ließ auch er seinen Gefühlen freien Lauf und weinte. Dana hielt ihn fest, blickte über ihn hinweg zu ihrer Familie und fragte sich, wie sie alle die nächsten Stunden überstehen sollten.

Rebecca fühlte sich leicht und fast schon schwerelos, aber sie wusste nicht, wo sie war. Es war sehr hell hier und sie hörte absolut nichts, eine angenehme, friedliche Stille umgab sie. Langsam und schwebend, so kam es ihr jedenfalls vor, ging sie den Weg entlang, bis sie in einiger Entfernung eine Frau vor sich sah. Rebecca blieb unsicher stehen, während die Frau immer weiter auf sie zu kam, bis sie schließlich vor ihr stand. Die junge Gräfin lächelte „Mama“ sagte sie überglücklich und wollte sich in ihre Arme werfen, aber ihre Mutter wich leicht zurück. Dann spürte Rebecca plötzlich wie etwas sie von ihr weg trieb und sie bekam Panik „Mama, was passiert hier? Ich will bei Dir bleiben“ rief sie ihrer Mutter zu. Diese lächelte sie an „nein mein Schatz, das geht nicht. Es ist noch zu früh für Dich“ sagte sie mit sanfter Stimme, die Rebecca an früher erinnerte, als sie noch ein kleines Kind war. Rebecca verstand nicht und schaute sie ängstlich an, sie wollte ihre Mutter nicht noch einmal verlieren. Dann erklang eine andere, sehr vertraute Stimme, die nach ihr rief „bleib bei mir Rebecca, ich brauche Dich“ sagte Marlene, die hinter ihr aufgetaucht war und ihre Hand nach ihr ausstreckte. Rebecca schaute verwirrt von einer zur anderen „geh zu ihr“ sagte ihre Mutter bestimmend und auch Marlene rief erneut nach ihr „komm zurück Rebecca, komm zurück.“ Rebecca war verzweifelt, sie kämpfte mit sich, wollte ihre Mutter nicht loslassen, spürte aber auch, dass sie Marlene nicht alleine lassen konnte. Der Sog wurde immer stärker und zog sie schließlich mit sich...

Ricardo brach erneut der Schweiß aus, mit allem was er an Kraft noch aufbrachte, versuchter er durch die Druckmassage das Herz von Rebecca wieder zum Schlagen zu bringen. „Verdammt noch mal, nun komm schon“ sagte er fast schon wütend und begann von vorne mit der Herzdruckmassage. Panisch schaute er in das Gesicht seiner Freundin, dann wieder auf den Monitor und in die Gesichter der Kollegen, die nur den Kopf schüttelten. Aber Ricardo hörte nicht auf, er machte weiter „Du wirst mir hier nicht unter den Händen wegsterben, hörst Du! Komm zurück Rebecca, komm zurück!“ schrie er jetzt und war der Verzweiflung nahe. Dann endlich erklang das erlösende Signal, als der Monitor piepte „sie ist zurück“ sagte eine der Schwestern erleichtert und ein anderer Kollege klopfte Ricardo anerkennend auf die Schulter „sie haben sie zurück geholt.“ Ricardo atmete erleichtert auf, beugte sich über Rebecca und streichelte ihr sanft durchs Gesicht „nein, sie ist zurück gekommen“ flüsterte er und sagte dann zu seiner Freundin „Du hast gekämpft und Du hast gewonnen.“


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:25 
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Teil 103:

Ricardo kam erneut aus dem OP und verkündete ohne lange Umschweife, dass sie Rebecca zurück ins Leben geholt hatten. Als Marlene sich daraufhin in seine Arme stürzte und ihm weinend dankte sagte er bewegt „Rebecca ist stark, sie hat gekämpft.“ Er drückte Marlene fest an sich, bis diese sich löste und fragte „kann ich zu ihr? Sie ist doch außer Lebensgefahr, oder?“ Er nahm ihre Hände in seine, die anderen Familienangehörigen waren hinter Marlene getreten und sahen ihn voller Hoffnung an „wir müssen diese Nacht abwarten, genaueres kann ich erst sagen, wenn sie aufwacht. Wann das sein wird hängt ganz davon ab, wie schnell sich ihr Körper erholt. Ich weiß es ist schrecklich, aber wir können im Moment leider nicht mehr tun. Die Schwester wird Euch Bescheid geben, sobald Ihr zu ihr könnt. Ich muss jetzt in den anderen OP, der Zustand von Tristan ist weiterhin sehr kritisch“ erklärte er und machte sich dann auf den Weg. Die Lahnsteins atmeten vorerst erleichtert auf, doch es überwog noch immer die Sorge. Marlene wusste ebenfalls nicht was sie fühlen sollte, sie war überglücklich, dass Rebecca lebte, aber sie hatte auch schreckliche Angst, dass noch etwas passieren könnte „ich halte das nicht aus...ich will endlich zu ihr“ sagte sie traurig. Vicky nahm sie in den Arm „ich weiß mein Schatz“ sagte sie nur und hielt sie fest. Über die Schulter ihrer Mutter hinweg suchte sie nach ihrer Freundin „wo ist Marie?“ Die Anwesenden schauten sich suchend um, aber die blonde Frau war nirgends zu sehen.

Marie war nach draußen geeilt als sie von Rebeccas Herzstillstand gehört hatte, sie saß auf einer Bank, die Hände um den Bauch geschlungen und versuchte die aufkommende Panik in den Griff zu bekommen. Sie fühlte sich schuldig. Marie hatte sich inzwischen zusammengereimt, dass der Motorrad Ausflug mit ihr zu tun hatte. Wahrscheinlich hatte Tristan vorgehabt zu ihr zu kommen und sich dafür Rebeccas Maschine geliehen. Sie dachte zurück an die letzte Begegnung mit Tristan und an das, was sie zu ihm gesagt hatte. Sie dachte an Rebecca, die sie zuletzt vor ihrem Urlaub gesehen und die sie erst neulich am Telefon abgewimmelt hatte. Jetzt kämpften beide um ihr Leben und bei dem Gedanken, dass sie es nicht schaffen würden, krampfte sich ihr Herz zusammen. Marie merkte, dass sie anfing zu hyperventilieren, ihr liefen unkontrolliert Tränen über das Gesicht und sie bekam kaum noch Luft. „Hier bist Du, ich habe Dich schon überall gesucht. Rebecca hat es geschafft, sie ist ...“ wollte Marlene erzählen und stockte, als sie sah in welchem Zustand ihre Freundin sich befand. „Um Gottes Willen, was ist mit Dir?“ fragte sie, doch Marie konnte kaum noch sprechen und deutete statt dessen auf ihre Handtasche „Tüte“ presste sie nur hervor. Marlene schaute sie irritiert an, griff dann in die Tasche und fand eine kleine Tüte, die sie ihr reichte. Marie presste sie sich vor den Mund und fing dann an in sie hinein zu atmen, bis sie sich langsam wieder beruhigte. Marlene schaute sie besorgt an und wollte schon nach Hilfe rufen, aber Marie hielt sie zurück „ist schon okay...war nur eine Panikattacke“ erklärte sie erschöpft. Die andere war entsetzt „nur eine Panikattacke? Hast Du das etwa öfter?“ wollte sie wissen. Marie nickte „es fing damals im Krankenhaus an, nach der Sache mit David. Aber es ist schon länger nicht mehr passiert...“ Marlene legte ihr eine Hand auf den Rücken „wieso hast Du denn nie etwas gesagt?“ fragte sie, aber Marie winkte ab „ist halb so wild. Was ist mit Rebecca und Tristan?“ wechselte sie das Thema. Marlenes Gesicht wurde wieder trauriger „Ricardo hat Rebecca zwar gerettet, aber sie ist noch nicht außer Lebensgefahr. Ich hoffe, dass ich gleich zu ihr kann“ erklärte sie und fügte bestürzt hinzu „Tristan scheint noch schwerer verletzt zu sein, die Ärzte operieren immer noch.“ Marie schloss die Augen, sie versuchte sich zusammenzureißen, spürte aber, dass ihr Körper erschöpft war. Marlene nahm die Hand der anderen „was ist mit Dir? Ich mache mir langsam echt Sorgen“ sagte sie „musst Du nicht, ich bin in Ordnung. Und jetzt lass uns wieder zurück gehen“ kam die Antwort. Sie standen von der Bank auf, doch Marie wurde schwindelig und sie fiel zurück auf die Bank. „Marie...“ sagte Marlene, doch die hob beschwichtigend die Hand „ist nur der Kreislauf, es geht gleich wieder“ versuchte sie die andere zu beruhigen. Marlene schüttelte den Kopf „Du musst Dich ausruhen, fahr nach Hause und leg Dich hin. Ich rufe Dich an, wenn es etwas Neues gibt“ bestimmte sie und hielt Marie ihren Schlüssel hin. Marie wollte widersprechen, aber Marlene kam ihr zuvor „ich will keine Diskussion Marie. Meine Frau und mein Schwager kämpfen um ihr Leben und ich habe gerade nicht die Kraft mir auch noch um Dich Sorgen zu machen. Also tu mir bitte den Gefallen.“ Marie sah ein, dass es das Beste war, sie war Marlene in diesem Zustand keine Hilfe „okay, aber wenn etwas ist rufst Du mich sofort an, ja?“ Die andere nickte, dann umarmten sich die beiden Frauen zum Abschied und Marie machte sich auf den Weg zum Auto.

Ludwig stand gemeinsam mit der Familie am Bett seiner Tochter, ihr Anblick schmerzte ihn sehr und nur mit Mühe konnte er die Fassung wahren. Elisabeth war an seiner Seite, Helena saß auf einem Stuhl neben dem Bett, weinte leise und flüsterte ihrer Schwester etwas ins Ohr, was Ludwig nicht verstand. Hagen und Sebastian standen hinter Helena, beide kämpften sichtlich mit ihren Gefühlen, wollten aber stark sein für ihre Familie. Nach einer Weile kam eine Schwester in den Raum „ich weiß es fällt Ihnen schwer, aber die Patientin braucht jetzt Ruhe“ sagte sie und wartete geduldig bis sich alle gelöst und den Raum verlassen hatten. Kurze Zeit später betrat Marlene das Zimmer und als sie ihre Frau erblicke schossen ihr augenblicklich wieder Tränen in die Augen. Sie setzte sich auf den Stuhl der neben dem Bett stand und nahm behutsam Rebeccas Hand zwischen ihre "was machst Du nur für Sachen" sagte sie kaum hörbar und küsste sanft die Hand ihrer Frau. Sie betrachtete ihr Gesicht, das voller Schrammen und ungeheuer blass war. Ganz vorsichtig berührte sie Rebeccas Wange, streichelte sie zärtlich und konnte nicht verhindern, dass ihr wieder Tränen über das Gesicht liefen. „Du darfst mich nicht verlassen, hörst Du? Ich brauche Dich und Deine Familie braucht Dich auch. Bitte Rebecca, gib nicht auf und komm zurück“ flüsterte sie ihr verzweifelt zu. „Ich liebe Dich“ sagte sie noch immer weinend, legte ihren Kopf vorsichtig auf die Decke und streichelte sanft Rebeccas Hand. Sie lauschte den monotonen Geräuschen der Geräte, und sah dabei zu wie sich die Bettdecke durch das Atmen ihrer Frau leicht hob und senkte, bis ihr irgendwann die Augen zu fielen.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:25 
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Teil 104:

Am Abend saß Familie Lahnstein noch immer im Flur des Krankenhauses, auch Dana war noch da um später Marlene nach Hause zu bringen, als endlich ein Arzt auf sie zukam. Er sah fürchterlich erschöpft aus und seine Haltung verbreitete nicht gerade Optimismus. Er blieb vor ihnen stehen, stellte sich kurz vor und berichtete dann von der schweren OP, bei der es mehrfach zu Komplikationen gekommen war. „Es grenzt fast schon an ein Wunder, dass Ihr Sohn noch lebt. Ich würde Ihnen gerne sagen, dass er über den Berg ist, aber leider ist dem nicht so. Wir müssen die nächsten Tage abwarten, ich rechne mit weiteren Komplikationen und im Moment können wir auch nicht absehen, mit was für Folgeschäden eventuell zu rechnen ist. Es tut mir sehr leid Ihnen keine besseren Nachrichten übermitteln zu können, aber immerhin lebt er und er hat ganz offensichtlich einen starken Lebenswillen“ beendete der Arzt seinen Bericht. Helena, die in den letzten Stunden um Jahre gealtert schien trat vor und fragte „können wir ihn sehen?“ doch der Arzt schüttelte bedauernd den Kopf „das geht leider nicht, aber ich denke, dass Sie morgen zu ihm können. Sie sollten jetzt nach Hause fahren und sich ein wenig ausruhen“ schlug er vor, wobei er aus Erfahrung wusste, dass die meisten das nicht taten. Als er gegangen war sahen sich die verbliebenen Familienmitglieder fragend an „Ihr könnt nach Hause gehen, ich bleibe hier“ erklärte Ludwig. Helena sagte aufgebracht „ich gehe ganz bestimmt nicht von hier weg, nicht bevor ich bei Tristan war.“ Sie diskutierten eine Weile, dann sagte Sebastian „wir sind alle mit den Nerven am Ende, aber es bringt nichts, wenn wir uns hier gemeinschaftlich die Nacht um die Ohren schlagen. Damit helfen wir Rebecca und Tristan nicht. Ich bleibe zusammen mit Helena hier, Ihr geht nach Hause und ruht Euch ein bisschen aus“ beschloss er und nach kurzem Zögern stimmten die anderen schließlich zu und verabschiedeten sich schweren Herzens.

Dana ging den Flur entlang Richtung Intensivstation und kam an einem Raum vorbei, dessen Tür halb offen stand. Sie blickte im Vorbeigehen kurz hinein, blieb dann einige Schritte später stehen und ging wieder zurück. Ricardo saß in dem Raum und starrte auf seine Hände, die leicht am Zittern waren. Er wirkte sehr mitgenommen, seine Augen waren gerötet und sein Haar leicht zerzaust. Dana berührte sein Anblick, sie konnte nicht einfach an ihm vorbei gehen. Langsam näherte sie sich ihm, er hatte sie noch nicht bemerkt, erst als sie vor ihm stehen blieb schaute er auf. Sie ging in die Knie, sah ihm direkt in die Augen und nahm seine Hände in ihre „sie wäre fast gestorben“ sagte er leise und Dana sah, dass er Tränen in den Augen hatte. „Aber sie lebt Ricardo, weil Du sie gerettet hast und sie wird es schaffen, da bin ich ganz sicher“ beruhigte sie ihn. Er schaute sie traurig an „es ist schrecklich, wenn man Angst haben muss, dass man ein Menschenleben nicht retten kann. Aber wenn man den Menschen auch noch kennt und ihn gern hat...“ erklärte er und Dana verstand, dass er jetzt erst anfing das Ganze zu verarbeiten. Sie sahen sich in die Augen, Dana überlegte einen Moment, dann setzte sie sich auf seinen Schoß und legte die Arme um seinen Nacken. Ricardo vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und drückte sie an sich, er war unendlich dankbar für ihre Nähe in diesem Moment. Eine ganze Weile blieben die beiden so sitzen, dann schaute Ricardo sie wieder an „Du fehlst mir Dana, jeden Tag und ich hoffe Du weißt, dass sich an meinen Gefühlen nichts geändert hat“ sagte er noch immer traurig. Sie streichelte ihm durch die Haare „Du fehlst mir auch...aber ich habe einfach meine Zeit gebraucht um mit Hagen abzuschließen. Und jetzt passiert dieses Unglück...Ich weiß einfach nicht, wie ich mich verhalten soll, ich will niemanden mehr verletzen.“ Ricardo blicke sie gedankenverloren an „das kann ich verstehen, Deine Familie ist jetzt wichtiger“ sagte er und versuchte nicht allzu enttäuscht zu klingen. Doch Dana hatte es bemerkt und ohne lange darüber nachzudenken zog sie sein Gesicht zu sich und küsste ihn sanft auf den Mund. Dieser zarten Berührung folgten weitere, bis sie sich in einem intensiven Kuss wieder fanden, der von tiefer Sehnsucht zeugte. „DU bist auch wichtig“ sagte sie und lächelte ihn liebevoll an.

Kurze Zeit später gingen sie zusammen auf die Intensivstation, vor der Tür hielt Dana ihn fest und fragte „was ist mit Tristan, wird er es schaffen? Sei bitte ehrlich.“ Er überlegte einen Moment „die Wahrheit ist, dass ich es nicht weiß. Aber seine Familie sollte auf alles gefasst sein, seine Verletzungen sind sehr schwer“ sagte er und nahm sie noch einmal in den Arm, bevor sie die Tür zu dem Raum öffneten, in dem Rebecca lag. Marlene saß noch immer auf dem Stuhl neben dem Bett und hielt Rebeccas Hand, ihr Kopf lag daneben auf der Decke. Dana traten Tränen in die Augen „müssen wir sie wirklich wecken?“ frage sie Ricardo leise und der schien darüber nachzudenken. Schließlich schüttelte er den Kopf „eigentlich ist es nicht erlaubt, aber ich mache eine Ausnahme. Rebecca wird ihre Anwesenheit bestimmt gut tun“ antwortete er leise und ging aus dem Raum. Einen Moment später kehrte er mit einer Decke zurück, Dana nahm sie ihm ab und deckte damit so gut es ging ihre Schwester zu. „Sie muss es einfach schaffen“ flüsterte sie. Ricardo trat hinter Dana und legte seine Arme um sie „das wird sie“ flüsterte er ihr ins Ohr. Sie blieben noch eine Weile, beobachteten schweigend die beiden Frauen und verließen dann leise das Zimmer.

Auch am nächsten Tag ging das Warten weiter, die Familien saßen abwechselnd am Krankenbett von Rebecca und Tristan, keiner der beiden war bislang aufgewacht. Marlene wich nicht von Rebeccas Seite, lediglich eine halbe Stunde nahm sie sich, um sich ein wenig frisch zu machen und einen Kaffee zu trinken, aber auch dazu musste Ricardo sie erst überreden. Nachmittags war auch Marie da, die inzwischen zwar etwas besser aussah, aber dennoch schien es ihr nicht gut zu gehen. Marlene hielt Rebeccas Hand und dachte an ihren Urlaub, der noch keine zwei Wochen her war. Alles kam ihr so unwirklich vor, gerade noch hatten sie am Strand gelegen, waren am Meer spazieren gegangen, hatten sich nach dem Aufwachen in ihrem Hotelzimmer zärtlich geliebt und jetzt saß sie am Krankenbett ihrer Frau und fürchtete um ihr Leben. Ein leichter, kaum spürbarer Druck an ihrer Hand riss Marlene aus ihren Gedanken, sie war sofort hellwach „Rebecca?“ sagte sie in die Stille hinein, was Marie aufschreckte, die ihr gegenüber saß. „Was ist los?“ wollte sie wissen und schaute Marlene besorgt an „sie hat meine Hand gedrückt“ kam die aufgeregte Antwort. „Bist Du Dir sicher?“ fragte Marie vorsichtig, weil sie ihnen eine unnötige Enttäuschung ersparen wollte, denn Rebecca regte sich nicht. Marlene legte ihre Hand auf Rebeccas Wange „kannst Du mich hören Süße?“ fragte sie voller Hoffnung und spürte erneut, wie ihre Hand gedrückt wurde. Marie war aufgesprungen und stand jetzt neben ihr, Marlene redete weiter auf Rebecca ein, deren Augenlider leicht zuckten und kurze Zeit später versuchte sie die Augen zu öffnen. „Sie wacht auf Marie, sie wacht auf“ rief Marlene und die andere stürmte bereits zur Tür „ich hole einen Arzt“ sagte sie noch und war verschwunden. Rebecca kämpfte noch immer damit ihre Augen zu öffnen, sie blinzelte und verzog angestrengt das Gesicht, bis es ihr schließlich gelang die Augen offen zu halten. Marlenes Herz machte einen Satz, als die braunen Augen in ihre schauten „Marlene...was...wo...“ versuchte Rebecca etwas zu sagen, schaffte es aber nicht den Satz zusammenzufügen. Die Blonde beugte sich dicht zu ihr, streichelte ihr beruhigend über die Wange und sagte „ganz ruhig, es ist alles gut, ich bin bei Dir. Du bist im Krankenhaus, weil Du einen Unfall hattest. Ricardo wird gleich hier sein um nach Dir zu sehen.“ Rebecca versuchte die Information zu verarbeiten, sie schien verwirrt, aber dann konnte sie sich offenbar an etwas erinnern „Tristan...er...war...auch...da“ sagte sie leise und es kostete sie offenbar große Anstrengung. Marlene wollte nicht, dass sie sich aufregte und überlegte fieberhaft, was sie sagen sollte, da betrat zum Glück Ricardo den Raum, um nach seiner Patientin zu sehen.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:26 
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Teil 105:

Rebecca wurde gründlich untersucht und so überbrachte Marlene der Familie die erlösende Nachricht, dass ihre Frau aufgewacht war. Ludwig fiel ihr glücklich um den Hals, beide weinten, aber diesmal waren es Tränen der Erleichterung „ich kann Dir gar nicht sagen, wie froh ich darüber bin. Meine Kleine...ich wusste, dass sie es schafft“ sagte er. Auch die anderen umarmten Marlene, alle waren unglaublich erleichtert, dass die junge Gräfin wieder bei Bewusstsein war. „Ich gehe mal eben nach draußen und rufe meine Eltern an“ erklärte Marlene und verließ eilig das Krankenhaus. Vor der Tür bekam sie mit, dass Marie ebenfalls ein Telefonat führte „ich konnte den Termin nicht wahrnehmen...ich weiß, dass ich nicht mehr ewig Zeit habe...in Ordnung, danke und auf Wiederhören“ beendete sie das Gespräch. Als sie sich umdrehte schaute sie direkt in Marlenes verwundertes Gesicht „und, was sagt Ricardo?“ fragte sie. Marlene musterte Marie genau „Rebecca wird gerade untersucht, aber Ricardo war sehr zuversichtlich. Mit wem hast Du denn da gerade telefoniert? Das klang nicht gut...was für einen Termin hast Du vergessen?“ wollte sie wissen. Ihre Freundin wirkte mal wieder alles andere als überzeugend als sie erklärte „ach das...ich habe einen Termin mit einem Kunden verschwitzt und der ist jetzt ein wenig ungehalten. Ist aber nicht weiter tragisch, er wird es überleben.“ Die blauen Augen ihres Gegenübers schauten sie besorgt an „ist das wirklich alles? Oder steckst Du in Schwierigkeiten?“ Marie versuchte es mit einem Lächeln „nein, es ist alles okay, Du musst Dir keine Gedanken machen. Rebecca ist aufgewacht, das ist großartig und wenn jetzt noch Tristan zu sich kommt, dann können wir alle aufatmen. Was hältst Du davon, wenn wir in der Kantine eine Kleinigkeit essen solange Rebecca untersucht wird? Du hast doch bestimmt seit gestern Mittag nichts mehr zu Dir genommen, oder?“ schlug sie vor. Marlene nickte zaghaft, sie hatte das Gefühl, dass Marie ihr etwas verschwieg, aber dennoch sagte sie „das ist eine gute Idee, ich rufe nur noch kurz meine Eltern an. Geh ruhig schon mal vor.“ Die andere tat wie geheißen und machte sich auf den Weg zurück ins Krankenhaus.

Helena saß am Bett ihres Bruders, die anderen waren gegangen um etwas zu essen und hatten sie mitnehmen wollen, aber sie verspürte keinen Hunger. Als sie heute Morgen endlich zu Tristan durfte war sie erleichtert gewesen, doch das änderte sich schlagartig, als sie ihn das erste Mal sah. Helena war tief erschüttert, in den letzten 24 Stunden hatte sie ein Extrem an Gefühlen durchlebt, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Teilweise hatte sie es körperlich gespürt, fast so, als würde sie den Schmerz ihres Bruders teilen. Es war nicht zu erklären, genauso wenig wie der Traum, den sie gehabt hatte. Sie hielt Tristans Hand und streichelte ihm durchs Haar, sie versuchte irgendwie Kontakt zu ihm aufzunehmen, aber er reagierte nicht. "Komm bloß nicht auf die Idee mich alleine zu lassen. Ohne Dich bin ich nicht komplett, das weißt Du doch" flüsterte sie ihm traurig ins Ohr. Eine Träne lief ihr über die Wange und sie wunderte sich, dass sie überhaupt noch weinen konnte nach all den Tränen, die sie inzwischen vergossen hatte. Es klopfte leise an der Tür und Marlene betrat gefolgt von Marie den Raum. Helena wischte sich mit der Hand durchs Gesicht "gibt es schon etwas neues von Rebecca?" wollte sie wissen. Marlene ging zu ihr, stellte sich hinter sie und legte ihr die Hände auf die Schultern "sie wird noch immer untersucht, aber ich habe ein gutes Gefühl. Sie hat sich kurz nach dem Aufwachen direkt erinnert...ich denke das ist ein gutes Zeichen" erklärte sie und fragte dann "was sagen die Ärzte zu Tristan? Irgendwelche Veränderungen?" Helena schüttelte den Kopf "nein, sie wissen nicht, ob er es schafft...wir können nur warten" erklärte sie traurig und ihr fiel auf, dass Marie noch immer an der Tür stand. Helena stand auf und ging zu ihr "ich weiß, dass es zwischen Dir und Tristan zuletzt nicht besonders gut lief...aber Du musst Dir deshalb keine Vorwürfe machen" sagte sie und Marie schaute sie verwundert an "danke, dass Du das sagst, aber...es ist leider nicht so einfach." Marlene kam nun ebenfalls auf sie zu "Helena hat Recht, was zwischen Euch passiert ist hat nichts mit dem Unfall zu tun. Das war ein tragisches Unglück Marie" bekräftigte sie Helenas Aussage. Als Marlene schließlich gegangen und Helena kurz zur Toilette war, setzte sich Marie zu Tristan ans Bett und nahm seine Hand. Sie fing an zu weinen und zum ersten Mal ließ auch sie ihren Gefühlen freien Lauf "es tut mir so leid, ich wollte Dir niemals weh tun" schluchzte sie. "Ich wünschte das alles wäre anders gelaufen Tristan...was ich zu Dir gesagt habe, als wir uns das letzte Mal sahen war nicht in Ordnung. Ich hätte es Dir nicht so an den Kopf werfen dürfen. Aber egal was Du noch gesagt oder getan hättest...es ändert nichts an meiner Entscheidung. Das hat nichts mit Dir zu tun, ich kann das einfach nicht, ich schaffe es nicht..." flüsterte sie leise und merkte erst jetzt, dass Helena wieder da war und hinter ihr stand. "Was schaffst Du nicht Marie? Sag es mir, vielleicht kann ich Dir ja helfen" bot sie an. Marie stand auf, versuchte ihre Fassung wieder zu erlangen und machte schnell wieder dicht "nein, das kannst Du nicht. Aber trotzdem danke" sagte sie und wollte gehen, aber Helena hielt sie fest. "Es ist okay, wenn Du nicht mit mir darüber sprechen willst. Aber bleib doch bitte noch etwas hier, Tristan spürt das bestimmt und ich kann etwas Gesellschaft auch gut gebrauchen" bat sie die andere. Marie schluckte schwer, dann nickte sie und fand sich schließlich in Helenas Armen wieder.

Ricardo kam strahlend auf Marlene „ich habe gute Nachrichten“ sagte er und erklärte „Rebecca ist außer Lebensgefahr, ihre Werte haben sich alle positiv entwickelt. Natürlich wird es dauern, bis sie sich erholt hat, aber es werden keine Schäden zurück bleiben. Sie hatte unglaubliches Glück im Unglück, das hätte noch sehr viel schlimmer ausgehen können. Wie gesagt, es wird Zeit brauchen, bis alle Wunden verheilt sind und sie wieder zu Kräften kommt, aber sie wird wieder vollständig gesund werden.“ Marlene stieß erleichtert die Luft aus und fiel ihrem Freund vor Freude um den Hals „danke Ricardo, das sind die tollsten Nachrichten, die ich jemals bekommen habe“ sagte sie glücklich. Ricardo lächelte sie an „ich bin auch mehr als erleichtert, das kannst Du mir glauben. Du kannst jetzt zu ihr, wenn Du möchtest“ stelle er fest und ihm war klar, dass nichts und niemand sie daran gehindert hätte. Marlene bedankte sich nochmals und machte sich dann auf den Weg zu ihrer Frau.

Rebecca kämpfte gegen die Müdigkeit an, es fiel ihr schwer die Augen aufzuhalten und die ganze Zeit über musste sie an ihren Bruder denken. Ricardo hatte ihr erklärt, dass sein Zustand sehr kritisch war, natürlich hatte er versucht sie nicht zu beunruhigen, aber sie kannte ihn gut genug um zu wissen, dass es sehr schlimm sein musste. Marlene betrat den Raum und kam lächelnd auf sie zu, auch sie sah müde aus. „Hey, Du bist ja wach“ sagte sie erfreut und setzte sich zu ihrer Frau ans Bett. Sie beugte sich zu ihr und gab ihr einen zarten Kuss auf den Mund „ich kann Dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass Du wieder bei mir bist“ flüsterte sie. Rebecca lächelte „Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht“ scherzte sie, obwohl ihr nicht danach zu Mute war. Sie versuchte sich ein bisschen aufzurichten und stöhnte plötzlich auf „was ist los?“ fragte Marlene alarmiert. Rebecca verzog vor Schmerz das Gesicht „mir tut alles weh...ich fühle mich, als hätte ein LKW mich überrollt.“ Die Blonde schaute besorgt, dann sagte sie „soll ich Ricardo Bescheid geben? Vielleicht kann er Dir was gegen die Schmerzen geben.“ Rebecca schüttelte leicht den Kopf „hat er bereits, es dauert wohl noch, bis es wirkt. Es geht schon“ erklärte sie tapfer. Marlene griff nach ihrer Hand „ich hätte Dich fast verloren...nie wieder will ich so eine Angst um Dich haben müssen“ sagte sie leise, wobei sie nicht verhindern konnte, dass Tränen sich ihren Weg suchten. Rebecca drückte ihre Hand „hey, nicht weinen...ich habe es ja überstanden und so schnell wirst Du mich nicht lost, versprochen“ versuchte sie ihre Frau zu trösten. Diese wischte sich die Tränen weg und lächelte leicht „das will ich auch schwer hoffen, ich liebe Dich und kann nicht mehr ohne Dich sein“ sagte sie. Der Brünetten kamen nun auch die Tränen „ich liebe Dich auch...und das wird immer so sein, ganz egal was passiert“ erwiderte sie gerührt. Marlene beugte sich erneut zu ihr und küsste sie ein paar mal sanft auf den Mund. Sie schaute in Rebeccas erschöpftes Gesicht „schlaf jetzt ein bisschen“ sagte sie mit weicher Stimme und es dauerte nicht lange, bis die Augen der jungen Gräfin sich schlossen und sie eingeschlafen war.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:26 
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Teil 106:

Ricardo lag auf seinem Sofa und versuchte die vielen Gedanken zu sortieren, die ihm durch den Kopf jagten. Die letzten Tage waren sehr nervenaufreibend gewesen und auch, wenn Rebecca auf dem Weg der Besserung war, so stand es um ihrem Bruder leider alles andere als gut. Tristan war noch immer nicht zu Bewusstsein gekommen, seine Familie verbrachte fast Tag und Nacht im Krankenhaus und besonders Helena waren der Schmerz und die Angst anzusehen. Ricardo würde gerne mehr für die Familie tun, aber ihm waren die Hände gebunden. Seine Gedanken schweiften noch weiter ab, er dachte an Dana und an den Moment als sie zu ihm gekommen und ihn aufgefangen hatte. Er hatte sich lange nicht mehr so einsam gefühlt wie an diesem Abend im Krankenhaus, die ganze Verantwortung, der beinahe Tod seiner Freundin und ihres Bruders, die aufgewühlten Familien und seine eigene Angst hatten ihm einiges abgefordert. Und dann war sie plötzlich da gewesen, hatte das Richtige gesagt und ihn aus seiner Verzweiflung befreit. Noch immer erinnerte er sich an ihren Duft, als er sein Gesicht an ihren Hals gedrückt hatte und an ihr weiches Haar, das er so liebte. Er fühlte ihre zarten Lippen, die so sanft die seine berührt hatten und eine große Sehnsucht machte sich erneut in ihm breit. Ricardo vermisste sie schmerzlich, seit diesem Abend war es noch viel schlimmer und obwohl Dana gesagt hatte, dass er ihr auch fehlte, hatte er nichts mehr von ihr gehört in den letzten Tagen. Heute Morgen als die Sehnsucht besonders stark gewesen war, hatte er ihr eine SMS geschickt und nun wartete er vergeblich auf eine Reaktion, die aber bislang ausgeblieben war. Ricardo wusste nicht, wie lange er diese Unsicherheit noch aushielt, er liebte diese Frau und er wollte mit ihr zusammen sein. Aber erwiderte Dana tatsächlich seine Gefühle? Natürlich empfand sie etwas für ihn, das stand außer Frage, aber liebte sie ihn? Sie hatte es noch kein einziges Mal gesagt und je mehr Zeit verging, desto mehr Angst bekam Ricardo, dass er sie verlieren würde, bevor er sie überhaupt für sich gewonnen hatte. Er atmete hörbar laut aus, als es plötzlich an der Tür klingelte.

Helena las ihrem Bruder gerade einen Artikel vor, in dem es um das neue Musical von Lahnstein Entertainment ging. Die Kritiken waren durchweg positiv und sie hoffte, dass etwas davon zu ihm durchdringen würde. Tristan hatte zuletzt all seine Energie in sein Unternehmen gesteckt, es war sein ganzer Stolz und der Erfolg gab ihm Recht. Helena wollte ihn daran teilhaben lassen, sie redete unentwegt mit ihm und hoffte, dass er dadurch spüren würde, dass sie hier war und auf ihn wartete. Sie versuchte ihre Angst, die von Tag zu Tag schlimmer wurde weg zu schieben und konzentrierte sich darauf ihren Bruder zu unterhalten, der es mit Sicherheit nie lange aushalten würde in diesem Krankenhaus, wenn er wach wäre. Tristan war schon immer sehr lebhaft gewesen, er brauchte ständig Action um sich oder irgendetwas, das ihn forderte. Sie legte ihre Hand auf seine und las weiter, als sie fertig war, legte sie die Zeitschrift weg und sah ihm fragend ins Gesicht. Sie glaube eine Veränderung bemerkt zu haben und sofort schlug ihr Herz schneller. Tristans Augen bewegten sich leicht, anfangs war es kaum zu erkennen, aber dann sah sie, dass er versuchte sie zu öffnen. Sie nahm seine Hand jetzt zwischen ihre beiden Hände und drückte sie „Tristan? Kannst Du mich hören?“ fragte sie voller Hoffnung. Es dauerte eine ganze Weile, dann öffnete er die Augen und sah sie direkt an. Helena fühlte ein unendliches Glück, nie im Leben hatte sie sich mehr gefreut als in diesem Moment „Tristan...Du bist wieder zurück“ entfuhr es ihr erleichtert und tausend Tonnen Steine fielen ihr vom Herzen.

Dana betrat ein wenig schüchtern Ricardos Wohnung und wartete, bis dieser die Tür geschlossen und wieder bei ihr war. „Was für eine schöne Überraschung, ich habe nicht mit Dir gerechnet“ sagte er erfreut. Sie lächelte so süß, dass ihm die Knie weich wurden und am liebsten hätte er sie sofort in seine Arme gezogen, aber er wollte sie nicht überfallen. „Deine SMS von heute Morgen hat mich nachdenklich gemacht“ erklärte sie „ich dachte es ist an der Zeit, dass wir mal über das reden, was passiert ist.“ Er schaute sie fragend an, so wie sie das sagte, klang es nicht sehr erfreut und das ließ ihn unruhig werden. Er nahm ihr die Jacke ab, versuchte sich seine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen und setzte sich mit ihr aufs Sofa. Eine Weile schwiegen beide, dann ergriff Dana das Wort „es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe seit unserem letzten Aufeinandertreffen. Ich war viel bei den Lahnsteins und meine Schwester...“ begann sie, aber Ricardo legte ihr seinen Zeigefinger auf den Mund „Du musst Dich dafür nicht entschuldigen. Du bist jetzt hier und das freut mich sehr. Ich habe Dich nämlich unglaublich vermisst musst Du wissen.“ Dana schaute in seine Augen, verlor sich in ihnen und natürlich kam es nicht mehr dazu, dass sie ihm sagte, was sie sich vorgenommen hatte. Ihr Herz schlug ihr schon wieder bis zum Hals und die leichte Berührung durch seinen Finger, der noch immer auf ihren Lippen lag, verursachte eine Gänsehaut bei ihr. Sie küsste seine Fingerspitze, nahm seine Hand und legte sie auf ihre rechte Gesichtshälfte. Ricardo streichelte mit seinem Daumen sanft über ihr Wange und zog ihr Gesicht zu seinem. Ihre Lippen trafen aufeinander, berührten sich zunächst behutsam und sanft, bis sie sich öffneten und ihre Zungen ein leidenschaftliches Spiel begannen. Dana fing an sein Hemd aufzuknöpfen und ließ sich von ihm den Pullover ausziehen. Ricardo nahm ihre Hand und zog sie mit sich ins Schlafzimmer, wo sie sich weiter gegenseitig auszogen und sich schließlich auf das Bett fallen ließen. „Du bist so unglaublich schön“ flüsterte er ihr ins Ohr, bevor er abtauchte und sich zusammen mit Dana auf eine sinnliche Reise begab, die sie alles andere um sich herum vergessen ließ.

Helena wollte einen Arzt holen, aber Tristan hielt ihre Hand fest und hinderte sie daran. Irritiert schaute sie ihn an „was ist denn? Ich muss doch einen Arzt holen, der nach Dir sieht“ erklärte sie, aber ihr Bruder schüttelte den Kopf „Rebecca“ sagte er statt dessen. Helena verstand nicht ganz „Rebecca geht es gut, sie hat das Schlimmste überstanden, Du musst Dir keine Sorgen machen“ sagte sie. Tristan schien erleichtert, dann zog er sie zu sich, weil er nicht so laut sprechen konnte „hol sie...bitte her“ flüsterte er. Helena wusste nicht, was sie tun sollte, aber es schien ihm sehr wichtig zu sein. Sie zögerte einen Moment, dann sagte sie „okay, ich versuche es. Aber ich werde vorher einem Arzt Bescheid geben, damit er nach Dir sehen kann.“ Damit verließ sie eilig den Raum.

Marlene war wenig begeistert von dem Vorhaben „ich weiß nicht Rebecca, Du bist noch viel zu schwach und musst selbst erst mal zu Kräften kommen. Ich will nicht, dass Du Dich übernimmst“ sagte sie besorgt. Rebecca schaute sie flehend an „er will mich sehen Marlene und es scheint ihm sehr wichtig zu sein. Es ist ein kleines Wunder, dass er aufgewacht ist und wenn er mir etwas sagen möchte, dann muss ich zu ihm.“ Bevor Marlene etwas erwidern konnte betrat eine Krankenschwester den Raum. Sie hatte einen Rollstuhl dabei und Marlene half der Schwester schließlich Rebecca hinein zu setzen „sehr vernünftig ist das nicht und es ist eine absolute Ausnahme“ sagte die Schwester streng. Als Marlene ihre Frau zu Tristan brachte, waren bereits zwei Ärzte bei ihm und wollten ihn für eine Untersuchung mitnehmen. Helena bat sie noch ein paar Minuten zu warten, damit ihr Bruder mit Rebecca sprechen konnte. Etwas widerwillig stimmten sie zu und zogen sich kurz zurück. Marlene schob den Rollstuhl bis zu Tristans Bett, berührte ihren Schwager kurz am Arm, wobei sie ihm aufmunternd zulächelte und stellte sich dann zu Helena. Rebecca sah ihren Bruder betroffen an, sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die sich andeuteten und nahm seine Hand. Tristan fiel das Sprechen noch immer schwer, sie beugte sich zu ihm und lauschte angestrengt seinen Worten. Ihre Augen weiteten sich, als er zu Ende gesprochen hatte „versprich es mir“ sagte er und Rebecca konnte nicht anders als zu nicken. Tränen liefen jetzt über ihr Gesicht, als sie sagte „ich kümmere mich darum, mach Dir keine Sorgen. Du musst jetzt Deine Kraft nutzen, um wieder auf die Beine zu kommen, hörst Du.“ Tristan nickte, auch ihm lief eine Träne über die Wange „danke“ flüsterte er und drückte die Hand seiner Schwester, bevor die Ärzte ihn mitnahmen.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:28 
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Teil 107:

Nach dem Gespräch mit Tristan war die junge Gräfin sehr blass, sie hatte noch kein Wort gesprochen, auch nicht, als sie wieder auf ihrem Zimmer und in ihrem Bett lag. Marlene machte sich inzwischen ernsthafte Sorgen „ich wusste, dass es noch zu früh ist, das war viel zu anstrengend für Dich“ sagte sie und setzte sich zu Rebecca aufs Bett. Ihre Frau sah sie aus traurigen Augen an und griff nach ihrer Hand „was hat er denn gesagt?“ wollte Marlene wissen. Rebecca drückte ihre Hand „Du musst mir einen Gefallen tun“ bat sie die Blonde, die sie fragend ansah „okay, was soll ich machen?“ Die Brünette überlegte einen Moment „versuch bitte Marie zu erreichen und sag ihr, dass sie herkommen soll. Ich muss dringend mit ihr reden“ erklärte sie. Marlene nickte „ist gut, mache ich. Verrätst Du mir denn vorher, was los ist? Was hat Tristan zu Dir gesagt?“ startete sie einen neuen Versuch, um zu erfahren, worum es ging. Rebecca nickte und erzählte ihrer Frau, was ihr Bruder zu ihr gesagt hatte.

Die Lahnsteins warteten derweil angespannt darauf, dass Tristan von der Untersuchung zurück gebracht wurde. Auf dem Flur hatten sie ihn noch kurz gesehen, Ludwig hätte seinen Sohn am liebsten gar nicht mehr aus den Augen gelassen, so groß war seine Freude, dass er aufgewacht war. Sie hatten nur wenige Worte wechseln können, dann hatten die Ärzte ihn mitgenommen und jetzt konnten es alle kaum abwarten ihn endlich wieder zu sehen. „Warum dauert das denn so verdammt lange?“ fragte Ludwig aufgeregt und wurde von Sebastian beruhigt „mach Dir keine Sorgen, sie werden ihn gründlichst untersuchen, das ist denke ich ganz normal.“ Sein Vater nickte zwar, war aber weiterhin angespannt. Elisabeth war aufgefallen, dass Helena sehr still geworden war „was ist mit Dir, geht es Dir nicht gut?“ fragte sie besorgt. Helena schlang die Arme um ihren Bauch „ich weiß nicht, ich habe schon wieder so ein ungutes Gefühl. Es ist fast wie nach diesem Traum...“ erklärte sie ängstlich. Ludwig wurde augenblicklich blass, er ging zu seiner Tochter und nahm sie in den Arm „aber er war doch wach und anscheinend konnte er sich auch erinnern...das muss doch ein gutes Zeichen sein“ versuchte er sich und alle anderen zu beruhigen. „Okay, mir reicht es jetzt, ich suche einen Arzt und frage nach“ entschloss Hagen und verließ den Raum. Als er einige Zeit später wieder kam und die anderen in sein Gesicht sahen, wussten sie, dass etwas passiert war „nein!“ rief Helena „bitte nicht“ und wollte an ihm vorbei rennen, aber er hielt sie fest. Hagen schaute ihr fest in die Augen und sah dann zu den anderen „es ist offenbar wieder zu Komplikationen gekommen, anscheinend sind erneut Blutungen aufgetreten. Mehr konnte man mir nicht sagen, Tristan ist bereits wieder im OP, es musste alles sehr schnell gehen.“ Seine Familie sah ihn bestürzt an und Helena sank kraftlos in die Arme ihres Bruders „ich halte das nicht mehr aus“ schluchzte sie und Hagen drückte sie fest an sich. Ludwig ließ sich auf den Stuhl sinken „lieber Gott, bitte steht uns bei“ flüsterte er leise und Elisabeth brach es das Herz ihn so zu sehen. Gerade eben waren sie noch voller Hoffnung gewesen und jetzt ging erneut das Hoffen und Bangen los.

Marlene hatte Marie telefonisch erreicht und sie hergebeten ohne zu sagen worum es ging. Sie wäre sonst wahrscheinlich nicht aufgetaucht und Marlene konnte es sogar verstehen. Jetzt erst wurde ihr einiges klar, Maries Verhalten in letzter Zeit und ihr Zustand, den sie sich nicht hatte erklären können. Alles macht plötzlich einen Sinn und Marlene konnte nur hoffen, dass sie sich helfen lassen würde. Aber sie hatte auch Angst um ihre Frau, die im Moment noch viel zu angeschlagen war, um sich um dieses Problem zu kümmern. Marlene wusste aber, dass sie Rebecca nicht davon abringen konnte, Tristan hatte seine Schwester um Hilfe gebeten und sie würde alles tun, um seinen Wunsch zu erfüllen. Es klopfte leise an der Tür und Marie betrat den Raum. Ihr Blick war ängstlich, Marlene hatte ihr zwar versichert, dass es Rebecca gut ging, aber sie machte sich offenbar trotzdem Sorgen. Marlene gab ihrer Frau noch einen Kuss „ich warte draußen, falls Du mich brauchen solltest“ sagte sie leise und Rebecca lächelte sie dankbar an. Marie schaute verwirrt als die Blonde den Raum verlassen hatte „warum geht sie denn?“ Rebecca deutete auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand „setzt Dich bitte, ich möchte mit Dir reden“ sagte sie ruhig. Die andere tat wie geheißen, aber ihr war anzusehen, dass sie sich nicht wohl fühlte „Du machst mir Angst, stimmt etwas nicht?“ wollte sie wissen. Die Brünette schüttelte den Kopf „nein, mit mir ist alles in Ordnung“ sagte sie und griff nach Maries Hand. „Tristan ist heute aufgewacht und wollte mir unbedingt etwas sagen“ fing sie an und sah die gemischten Gefühle im Gesicht ihrer Freundin „er ist wach? Das ist doch wunderbar...“ entgegnete Marie, aber sie schien zu ahnen, dass da noch etwas kommt. Rebecca überlegte einen Moment, bevor sie weiter sprach „er hat es mir gesagt Marie. Und er hat mich gebeten mit Dir zu reden, weil er große Angst hat.“ Der Blonden schossen sofort Tränen in die Augen, sie versuchte ihre Gefühle zu kontrollieren, aber es hatte keinen Sinn. Ihre Gedanken gingen zurück an den Tag, als sie Tristan das letzte Mal gesehen hatte...

„Das kannst Du doch nicht einfach machen...wir müssen darüber reden Marie, bitte! Es betrifft doch schließlich auch mich, oder nicht?“ sagte er aufgebracht. „Es ist alles gesagt Tristan, Du hättest es besser niemals erfahren, dann gebe es diese Diskussion gar nicht. Es ist meine Entscheidung und Du wirst daran nichts ändern“ erklärte sie bemüht neutral. Tristan schüttelte verzweifelt den Kopf „ich finde nicht, dass das ganz alleine Deine Entscheidung ist. Und tu bitte nicht so, als wäre das keine große Sache verdammt noch mal, so kannst Du doch nicht darüber reden!“ schrie er sie jetzt an, weil er einfach nicht wusste, wie er zu ihr durchdringen sollte. Marie schrie jetzt ebenfalls „und ob ich das kann, es ist nur ein kleiner Eingriff und dann ist das Problem von Tisch! Ich lasse mir von Dir kein schlechtes Gewissen machen Tristan, ich habe Dir nie etwas versprochen, Du wusstest von Anfang an, dass ich nicht bereit war für eine Beziehung. Und für DAS bin ich erst recht nicht bereit, mein Leben ist auch so schon kompliziert genug.“ Er ging auf sie zu und packte sie an den Armen „Marie, es geht hier nicht um Dich oder mich. Es geht hier um ein Menschenleben und zwar nicht um irgend eines, sondern um unser Kind! Was kann denn das Kind dafür, dass wir beide es vermasselt haben? Du kannst es doch deswegen nicht einfach abtreiben lassen, wir finden schon eine Lösung, das verspreche ich Dir. Ich werde mich um das Kind kümmern, Du bist damit nicht alleine, ganz egal was aus uns wird“ versuchte er verzweifelt an sie zu appellieren. Als er die Tränen in ihren Augen sah, war er sicher sie erreicht zu haben, aber dann löste sie sich aus seinem Griff und sagte „es tut mir leid Tristan, aber ich kann das nicht. Ich habe in meinem Leben schon mehr als genug Fehler gemacht und ich werde nicht noch einen weiteren machen. Ein Kind hat etwas besseres verdient. Ich wollte nicht, dass Du es erfährst, dann hätte es Dich auch nicht treffen können.“ Tristan wollte es nicht wahrhaben, er wollte nicht schon wieder hilflos dabei zusehen, wie das passierte „ich kann Deine Ängste doch verstehen Marie, aber Du bist nicht alleine. Bitte lass und noch mal darüber reden, bitte“ flehte er sie fast schon an. Sie hielt es nicht mehr aus „es tut mir leid, aber es geht nicht. Akzeptiere es bitte Tristan. Du kannst noch viele Kinder haben, wenn Du erst mal die richtige Frau gefunden hast“ versuchte sie ihn zu beruhigen, aber mit dem was dann kam, hatte sie nicht gerechnet. Er griff nach ihrer Hand „Du bist die richtige Frau, ich liebe Dich Marie...und ich werde auch unser Kind lieben“ sagte er. Marie schnürte es die Kehle zu, sie wollte nur noch weg, konnte die Traurigkeit in seinen Augen nicht länger ertragen. „Nein, das bin ich nicht und das weißt Du auch“ sagte sie traurig und verließ seine Suite. Er rief ihr hinterher, aber sie ignorierte es und lief so schnell sie konnte aus dem Schloss. Erst als sie das Grundstück verlassen hatte, hielt sie an und lehnte sich an eine der Mauern. Marie ließ sich daran hinunter gleiten, schlug die Hände vors Gesicht und fing bitterlich an zu weinen.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:29 
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Teil 108:

Auch jetzt liefen ihr Tränen übers Gesicht, nachdem sie Rebecca von dem Gespräch erzählt hatte. Die junge Gräfin sah sie traurig an „hast Du es schon getan?“ wollte sie wissen und spürte, wie ihr Herz sich bei den Gedanken zusammen zog. Marie schüttelte den Kopf „der Termin war in dieser Woche, aber wegen dem was passiert ist, habe ich ihn nicht wahrgenommen. Aber an meiner Entscheidung hat sich nichts geändert. Ich kann kein Kind bekommen, nur um Tristan einen Gefallen zu tun“ sagte sie sichtlich mitgenommen. Rebecca hielt noch immer ihre Hand „erkläre es mir Marie, sag mir warum Du es nicht bekommen willst? Wovor hast Du Angst?“ Die Blonde war um Fassung bemüht, sie wollte dieses Gespräch nicht führen und schon gar nicht mit der Frau, die sie liebte. „Ich wäre keine gute Mutter und ich weiß selbst wie es ist, wenn man Eltern hat, die ihre Kinder nicht wirklich lieben. Glaub mir, das hat kein Kind verdient“ erklärte sie. Rebecca konnte den Schmerz, der aus diesen Worten sprach beinahe fühlen und es tat ihr in der Seele weh zu sehen, wie ihre Freundin litt „Du bist anders als Deine Eltern, Du hast ein großes Herz Marie und ich bin mir sicher, dass Du eine gute Mutter wärst. Und Du bist nicht alleine, wir sind alle da und helfen Dir, wann immer es nötig sein sollte. Ich will Dich nicht beeinflussen, aber ich möchte Dich bitten noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken Marie. Das ist eine Entscheidung, die Du nicht mehr rückgängig machen kannst und die Dich unter Umständen noch lange verfolgen wird. Sieh mich bitte an und versprich mir, dass Du nichts tust, ohne noch einmal mit mir zu reden. Kannst Du das bitte für mich tun?“ Marie sah ihre Freundin erschöpft an, Rebecca wäre vor ein paar Tagen beinahe gestorben, war immer noch sehr mitgenommen und trotzdem kümmerte sie sich um Probleme, die eigentlich nicht ihre sein sollten. Sie konnte ihr diese Bitte nicht abschlagen, alleine schon um sie nicht weiter aufzuregen, also sagte sie „in Ordnung, ich verspreche Dir nichts zu unternehmen, ohne es Dir vorher zu sagen. Aber mach Dir bitte keine falschen Hoffnungen.“ Rebecca nickte, sie wusste, dass das noch kein Grund zur Erleichterung war, aber immerhin hatte sie etwas Zeit gewonnen. „Danke Marie“ sagte sie und in diesem Moment betrat Marlene das Zimmer. Rebecca erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass etwas nicht stimme „was ist los?“ fragte sie und Marlene setzte sich wieder zu ihr aufs Bett. Sie nahm ihre Hand und sagte „es sind Komplikationen aufgetreten bei Tristan, er wird gerade wieder operiert.“

Zwei Stunden später war die OP beendet und ein Arzt kam zu der aufgelösten Familie, die einfach keine Ruhe finden konnte. Sein Anblick ließ alle für einen Moment innehalten, unfähig etwas zu sagen, sahen sie ihn einfach nur fragend an. „Es ist leider das eingetreten, was ich bereits befürchtet habe, nachdem wir Herrn von Lahnstein das erste Mal operiert haben. Es ist wieder zu Blutungen gekommen und sein Herz hat erneut aufgehört zu schlagen. Es ist uns zwar gelungen ihn auch diesmal zu stabilisieren, aber ich möchte Ihnen nichts vormachen. Seine Organe sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden und sein Herz ist sehr geschwächt. Aus medizinischer Sicht können wir nichts mehr tun, es liegt nun in seiner und vielleicht auch in der Hand von Gott. Es tut mir unendlich leid Ihnen nichts anderes sagen zu können, wir haben getan, was wir konnten“ erklärte er betroffen. Ricardo und Dana kamen in diesem Moment ins Krankenhaus gestürmt, Marlene hatte sie angerufen und die beiden fanden eine völlig gelähmte Familie Lahnstein vor. Ricardo ging zu seinem Kollegen und ließ sich von ihm auf den neuesten Stand bringen, danach war auch er sehr bedrückt. Sebastian und Hagen löcherten ihn mit Fragen, was man denn noch tun könnte und Ricardo versuchte sein Bestes um es ihnen zu erklären, aber auch er konnte keine Wunder vollbringen. „Ich will zu ihm“ sagte Helena jetzt, die sich bislang noch nicht zu Wort gemeldet hatte und alle anderen wollten dies ebenfalls. Ricardo tauschte sich kurz mit seinem Kollegen aus und sagte dann „ich denke nicht, dass etwas dagegen spricht. Tristan braucht seine Familie jetzt mehr denn je.“

Marlene hatte unterdessen alle Hände voll damit zu tun ihre Frau zu beruhigen, die schon wieder zu ihrem Bruder wollte. Als sie nicht mehr weiter wusste holte sie Ricardo dazu, der es Rebecca untersagte nochmals ihr Bett zu verlassen „das geht nicht Rebecca, Deine Werte habe sich bereits verschlechtert, Dein Körper verkraftet so eine Anstrengung und Aufregung einfach noch nicht. Sei bitte vernünftig, es hilft Deinem Bruder nicht, wenn Du Dich in Gefahr begibst“ sagte er ruhig, aber bestimmend. Er gab ihr schließlich etwas zur Beruhigung und kurz darauf schlief sie ein. Marie schaute in Marlenes besorgtes Gesicht „sie macht sich immer um alle Sorgen und vergisst dabei auf sich selbst zu achten“ flüsterte sie. Marlene sah die andere an „Du solltest vielleicht zu Tristan gehen, ich denke er wäre froh darüber Dich an seiner Seite zu wissen.“ Marie war sich da weniger sicher, aber trotzdem nickte sie und verließ kurz darauf den Raum.

Auf dem Zimmer von Tristan herrschte eine Stimmung, die mit Worten nicht zu beschreiben war. Sebastian lief auf und ab, er konnte sich mit der Diagnose nicht abfinden „es muss doch etwas geben, was sie tun können. Ich werde jetzt noch mal mit Ricardo Mendes sprechen, vielleicht können wir Tristan in eine andere Klinik bringen“ überlegte er laut und machte sich auf den Weg nach draußen. Hagen ging ihm hinterher und wäre fast in Marie gelaufen, die in diesem Moment durch die Tür kam. „Wie geht es Rebecca?“ fragte Elisabeth sofort, die mitbekommen hatte, dass Marlene vorhin etwas aufgeregt nach Ricardo verlangt hatte. Marie erklärte ihnen, dass sie sich etwas überanstrengt hatte und der Arzt ihr ein Mittel zur Beruhigung geben musste, weil sie unbedingt zu Tristan wollte. Ludwig und Elisabeth wollten daraufhin nach ihr sehen und ließen Helena und Marie für einen Moment alleine. Marie setzte sich auf den Stuhl, der auf der anderen Seite des Bettes stand und schaute die Frau ihr Gegenüber an, die am Rande ihrer Belastbarkeit zu sein schien. Dann geschah etwas unerwartetes, Tristan öffnete die Augen und schaute seine Schwester an. Helena blieb entgegen Maries Erwartungen ruhig, sie hielt seine Hand und lächelte ihn liebevoll an „hey Du Schlafmütze, da bist Du ja endlich wieder“ sagte sie sanft und Tristan lächelte jetzt ebenfalls. Marie bekam ein mulmiges Gefühl, sie hatte den Eindruck zu stören und wollte schon aufstehen, als Tristan seinen Kopf zu ihr drehte und ihr direkt in die Augen schaute. „Marie“ sagte er leise und öffnete seine Hand als Zeichen, dass sie sie ergreifen sollte. Sie schaute unsicher zu Helena, die nur stumm nickte, dann setzte sie sich wieder hin und nahm seine Hand. Tristans Augen wurden wässerig, sie ahnte was in ihm vorging und was er von ihr wissen wollte. Anstatt etwas zu sagen führte sie seine Hand zu ihrem Bauch und drückte sie vorsichtig darauf „da drin ist jemand, der Dich braucht“ flüsterte sie. Helena horchte auf und sah Marie erschrocken an, Tristan lächelte glücklich und sagte leise „Du...wirst eine gute Mutter sein. Meine...Familie wird Dir helfen.“ Marie schluckte schwer, dann beugte sie sich über ihn und küsste ihn sanft auf den Mund „versuch nicht Dich zu drücken, Du hast es versprochen“ sagte sie zärtlich und schenkte ihm ein Lächeln. Tristan lief eine Träne übers Gesicht, aber er nickte tapfer. Marie schaute die beiden Geschwister an „ich lasse Euch einen Augenblick allein“ sagte sie, drückte noch einmal Tristans Hand und verließ mit schwerem Herzen den Raum. Tristan schaute wieder zu Helena „ich werde Vater“ sagte er stolz und Helena brach in Tränen aus. „Ja, das wirst Du“ brachte sie halb lachend und halb weinend hervor „und deshalb darfst Du nicht aufgeben, Du musst wieder gesund werden.“ Er drückte ihre Hand, er wusste, dass sie es auch fühlte und es schmerzte ihn, dass er nichts tun konnte, um sie zu trösten. „Helena...Du musst mich gehen lassen“ flüsterte er und seine Stimme wurde zunehmend schwächer. „Ich kann nicht Tristan, Du bist ein Teil von mir, wie soll ich denn ohne Dich weiter machen...Du darfst mich nicht alleine lassen“ sagte sie verzweifelt. Er blickte ihr in die Augen, die Ruhe die er ausstrahlte, ging auch auf sie über, aber sie hatte trotzdem schreckliche Angst „ich werde immer ein Teil von Dir sein, Du und ich, wir sind immer zwei, ganz egal wo wir sind. Hab bitte keine Angst Helena, ich habe auch keine, weil ich weiß, dass Du immer bei mir bist.“ Sie spürte, dass er immer schwächer wurde, seine Atmung wurde langsamer und das Sprechen gelang ihm nur noch mit Mühe. Helena versuchte stark zu sein, sie musste diesen Weg mit ihm zusammen gehen. Sie nahm sein Gesicht in die Hände, küsste erst seine Stirn, dann seinen Mund und sah ihm anschließend in die Augen „ich liebe Dich.“ Tristan führte ihre Hand zu seinem Herzen und ließ sie dort zusammen mit seiner liegen „ich liebe Dich auch. Du warst das Beste in meinem Leben und ich will, dass Du glücklich bist, das musst Du mir versprechen“ sagte er mit letzter Kraft und erst als Helena nickte und sagte „ich verspreche es“ lächelte er zufrieden und schloss dann für immer seine Augen.


dani2503 hat geschrieben:
Liebe Leser,

heute gab es insgesamt 3 Teile, weil ich es einfach zu Ende schreiben musste. Ich habe lange überlegt, ob ich die Figur Tristan wirklich sterben lassen soll und ehrlich gesagt, ist mir das nicht leicht gefallen. Ich hoffe es hat Euch nicht verschreckt, denn noch ist die Geschichte nicht zu Ende. Allerdings werde ich eine kleine Pause einlegen, um mich ein bisschen zu sammeln und die Geschichte weiter zu schreiben.

Ich danke Euch, dass Ihr meine Geschichte bis hierher verfolgt habt und hoffe, dass Ihr auch nach der Pause noch Lust habt sie weiter zu lesen.

LG Dani


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:29 
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„Vom Regen in die Traufe“
- Jedes Ende ist auch ein neuer Anfang -

Teil 109:


Der kalte Wind peitschte ihr ins Gesicht, ihre Augen brannten als sie oben angekommen war und hinunter blickte. Sie hatte die Hände in den Taschen ihres Mantels vergraben, ließ ihren Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen. Helena fühlte einen unendlichen Schmerz, er war grausamer als alles, was sie je empfunden hatte. Sie sah wieder sein Gesicht vor sich, die Augen ihres Zwillingsbruders, die bis in ihre Seele geblickt hatten. Tristan war gestorben, er hatte sie verlassen und damit einen Teil von ihr mit sich genommen. Helena konnte es nicht begreifen, sie wollte es nicht wahrhaben und doch fühlte sie mit jeder Faser ihres Körpers, dass er nicht mehr da war. Tristan war Tod, sein Herz hatte aufgehört zu schlagen und diesmal war jede Hilfe zu spät gekommen. „Du musst mir versprechen, dass Du glücklich sein wirst“ hatte er von ihr verlangt und sie hatte es getan. Sie wollte, dass er Frieden fand, aber die Wahrheit sah anders aus. Sie konnte nicht mehr glücklich werden, würde nie mehr dieselbe sein, denn etwas in ihr war zerbrochen. Sie ging einen weiteren Schritt nach vorne, stand jetzt kurz vor dem Ende des Krankenhausdaches und konnte in die Tiefe blicken. Es wäre nur ein kleines Stück, ein letzter kleiner Schritt, mehr brauchte es nicht, um wieder bei Tristan zu sein. Helena liefen Tränen über die Wangen, sie zitterte und dachte an ihre Familie. „Tun Sie das bitte nicht“ erklang plötzlich eine männliche Stimme hinter ihr. Erschrocken wich sie ein Stück zurück, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, drehte sich aber nicht um „lassen Sie mich in Ruhe, das geht Sie nichts an.“ Der Mann hinter ihr blieb auf Abstand, er wollte nicht riskieren sie durch seine Nähe zu bedrängen „jetzt geht es mich etwas an, denn ich bin hier und ich werde nicht ohne Sie von diesem Dach gehen“ sagte er mit ruhiger Stimme. Helena zuckte mit den Schultern, sie hatte keine Lust mit diesem Fremden zu diskutieren „ist mir egal, ich kenne Sie nicht“ sagte sie ablehnend. Er dachte einen Moment über ihre Worte nach „ich heiße Lukas und lebe hier in Düsseldorf “ erklärte er und wartete auf ihre Reaktion. „Und weshalb erzählen Sie mir das?“ fragte sie und drehte sich noch immer nicht zu ihm um, sondern schaute weiter in die Tiefe. Er war inzwischen ein kleines Stückchen näher gekommen „nun ja, Sie wollten nicht mit mir reden, weil Sie nicht wussten wer ich bin. Jetzt wissen Sie es, also können wir uns doch ein bisschen unterhalten, oder?“ versuchte er sie zu überzeugen. Helena lachte traurig „natürlich und weil ich Ihren Vornamen kenne, meinen Sie, dass ich Ihnen mein Herz ausschütte? Sie haben keine Ahnung und jetzt verschwinden Sie“ blaffte sie ihn an. Er ließ sich davon nicht abschrecken, statt dessen rückte er wieder ein bisschen weiter zu ihr auf „fürs Erste würde es mir reichen, wenn Sie von der Dachkante wegkommen würden. Ich weiß nicht was Ihnen widerfahren ist, dass Sie keinen anderen Ausweg mehr sehen als diesen. Aber ich versichere Ihnen, dass es einen anderen Weg gibt.“ Sie schüttelte den Kopf „ich habe heute den wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren, ohne ihn hat nichts mehr einen Sinn“ sagte sie mit zitteriger Stimme und ging den letzten Schritt bis zum Rand des Daches.

Nach der erschütternden Nachricht, dass Tristan gestorben war, verloren die Lahnsteins endgültig den Halt. Ludwig brach zusammen, als er vom Tod seines Sohnes erfuhr und befand sich nun in einem Behandlungszimmer, wo sich ein Arzt um ihn kümmerte. Elisabeth saß an seiner Seite und versuchte verzweifelt einen Zugang zu ihm zu finden, aber ihr Mann reagierte nicht. Der Arzt gab dem Grafen ein leichtes Beruhigungsmittel und ließ die beiden dann allein. Elisabeth streichelte seinen Arm, sie weinte leise und fühlte sich schrecklich machtlos. „Kinder sollten niemals vor ihren Eltern gehen...das ist nicht richtig“ sagte Ludwig plötzlich in die Stille hinein und starrte dabei an die Decke. Sie wusste nichts darauf zu sagen, ihr Mann hatte recht, es gab nichts schlimmeres für Eltern, als ein Kind zu verlieren. Sie beugte sich zu ihm, küsste ihn auf die Wange und blieb einfach an seiner Seite sitzen. Sebastian und Hagen dagegen kamen nicht dazu die schreckliche Nachricht zu verarbeiten, denn sie suchten seit einer gefühlten Ewigkeit nach ihrer Schwester Helena und langsam bekamen sie es mit der Angst zu tun. Sebastian sah seinen älteren Bruder panisch an „hoffentlich ist ihr nichts passiert“ sagte er und raufte sich die Haare „ich drehe noch durch, das hält doch kein Mensch aus!“ schrie er jetzt und die Leute drehten sich neugierig zu ihnen um. Das machte den jungen Grafen noch wütender „was gibt es da zu gucken? Habt Ihr nichts Besseres zu tun, als uns anzustarren?“ Er drohte völlig die Fassung zu verlieren und Hagen hatte Mühe ihn zu besänftigen „Sebastian...bitte beruhige Dich, wir werden sie finden okay? Das verspreche ich Dir“ sagte er und drückte seine Stirn an die seines Bruders „wir schaffen das, zusammen. Wir müssen jetzt stark sein.“ Sebastian atmete schwer, bevor er sich langsam wieder beruhigte und sagte „Du hast Recht, es tut mir leid.“ Hagen sah ihm fest in die Augen „Du musst Dich nicht entschuldigen, es ist in Ordnung. Und jetzt gehen wir unsere Schwester suchen“ erklärte er und als sein Bruder nickte, machten sie sich auf den Weg und setzten ihre Suche fort.

„Tu das nicht“ sagte er noch einmal und diesmal deutlich lauter, als sie den letzten Schritt gegangen war. Helena blinzelte eine Träne weg „ich will doch einfach nur bei ihm sein...er ist mein Bruder, mein Zwilling, meine zweite Hälfte. Ohne ihn bin ich nicht komplett und nichts macht mehr einen Sinn“ flüsterte sie traurig und er konnte sehen, dass sie am ganzen Körper zitterte. Er stand inzwischen nur noch einen Meter von ihr entfernt und ging drei weitere Schritte auf sie zu „würde er wollen, dass Du das tust? So wie es sich anhört, standet ihr Euch sehr nahe und ich bin mir sicher, dass er nicht mit dem einverstanden wäre, was hier gerade passiert.“ Helena musste nicht lange darüber nachdenken „er würde ausrasten“ sagte sie und für einen Moment war Lukas erleichtert, bis sie weiter sprach „aber er ist nicht mehr da...“ Sein Herz schlug wie wild, er wusste nicht, was er noch sagen konnte, um sie zu überzeugen „wie ist Dein Name?“ fragte er schließlich, weil er den Kontakt zu ihr nicht verlieren wollte. Sie schien zu überlegen, es dauerte eine ganze Weile bis sie antwortete „Helena. Und mein Bruder heißt Tristan...hieß...“ korrigierte sie sich selbst und gab einen merkwürdigen Laut von sich. Ihm brach der Schweiß aus „okay Helena, hör mir bitte zu. Mir ist klar, dass ich nicht verstehen kann, wie es gerade in Dir aussieht, aber Du hast doch bestimmt eine Familie, oder?“ Als sie nickte, fuhr er fort „dann denk bitte auch darüber nach, was Du ihnen damit antust. Willst Du wirklich, dass sie noch einen weiteren Menschen verlieren, den sie lieben? Und dann auch noch auf so fürchterliche Art und Weise?“ fragte er sie eindringlich und tat noch einen Schritt. Er hatte das Gefühl zu ihr durchgedrungen zu sein, machte sich aber trotzdem darauf gefasst eventuell eingreifen zu müssen. Helena schwieg, dann schüttelte sie leicht den Kopf „ich will ihnen keinen Kummer machen“ erklärte sie leise und die tiefe Traurigkeit, die aus ihr sprach berührte sein Herz „dann lass uns gemeinsam von diesem Dach verschwinden und ich bringe Dich zu deiner Familie.“ Ein paar Sekunden verstrichen, dann endlich drehte sie sich um und zum ersten Mal sah er ihr Gesicht und schaute direkt in ihre braunen Augen. Sein erster Gedanke war, dass sie wunderschön aussah, trotz ihrer Traurigkeit und Lukas hätte für einen kurzen Moment beinahe vergessen, warum sie eigentlich hier standen. Plötzlich riss sie erschrocken die Augen auf, sie verlor das Gleichgewicht und drohte nach hinten zu kippen, aber er schaffte es sie zu packen und zog sie in seine Arme. Helena war jetzt völlig außer sich, sie brach in seinen Armen zusammen und weinte hemmungslos „es tut so schrecklich weh“ schluchzte sie und es war ihr völlig egal sich in diesem Moment von einem völlig fremden Menschen auffangen zu lassen.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:30 
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Teil 110:

Marlene stand am Fenster, die Arme vor der Brust verschränkt und starrte hinaus, der Anblick des leblosen Tristan ging ihr nicht mehr aus dem Kopf und Bilder aus der Vergangenheit liefen seitdem wie ein Film vor ihrem inneren Auge ab. Sie sah wie er mit ihr gemeinsam durch die Stadt Hagen fuhr, damals hatte er ihr aus der Krise geholfen und dafür gesorgt, dass sie mit ihrer gescheiterten Ehe abschließen konnte. Sie erinnerte sich an seine Begeisterung für Lahnstein Entertainment und wie sie gemeinsam Lily Rose zu einem großen Erfolg gemacht hatten. Sie dachte an die vielen schönen Momente, die sie zusammen erlebt hatten, bevor sich alles veränderte. Tristan war lange Zeit ihr bester Freund gewesen, sie hatte ihn geliebt und auch zuletzt hatte sie ihn geschätzt und war sehr froh darüber gewesen, dass auch er mit der Vergangenheit abgeschlossen hatte. Alles schien endlich in Ordnung zu sein und dann passierte dieses Unglück. Sie dachte an sein ungeborenes Kind, er wäre ein toller Vater gewesen, da war sie sich sicher und der Gedanke schmerzte sie. „Marlene...“ hörte sie die leise Stimme ihrer Frau, die anscheinend aufgewacht war. Sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, atmete einmal tief durch und ging dann zu Rebecca. Diese schaute sie besorgt an, als sie sich zu ihr auf das Bett setzte „wie geht es Tristan? Ist die OP vorbei?“ wollte sie sofort wissen und Marlene schloss für einen kurzen Moment die Augen, so schwer war es ihr ums Herz. Sie versuchte ihre Gefühle zu kontrollieren, nahm Rebeccas Hände in ihre und suchte nach den richtigen Worten, die ihr aber einfach nicht einfallen wollten. Die junge Gräfin erkannte den Schmerz im Gesicht der Blonden und bekam Panik „Marlene...was ist mit Tristan? Sag doch bitte etwas. Wird er noch operiert?“ Marlene schüttelte den Kopf, blickte auf ihrer beider Hände und schaute dann ihre Frau an „nein“ sagte sie traurig und schon kamen die nächsten Tränen „ich weiß nicht, wie ich es Dir sagen soll...Tristans Herz...es war zu geschwächt und nach der Operation...er hat es nicht geschafft.“ Sie konnte selbst kaum sprechen, musste sich erst wieder fangen und berührte mit ihrer Hand jetzt sanft Rebeccas Wange „es tut mir so schrecklich leid mein Schatz...Tristan ist kurz nach der OP gestorben. Helena war bei ihm...“ erklärte sie in dem Versuch wenigstens etwas tröstendes zu sagen. Die Worte schienen ihre Frau erst nach und nach zu erreichen, sie starrte Marlene ungläubig an und schüttelte dann den Kopf „nein, das kann nicht sein. Du irrst Dich! Tristan ist nicht Tod, ich war doch heute noch bei ihm“ sagte sie, schwang die Beine aus dem Bett und wollte aufstehen. Marlene schaute sie entgeistert an „was wird das?“ fragte sie und ging schnell zur anderen Seite des Bettes. „Ich gehe jetzt zu meinem Bruder“ kam die ruhige Antwort und Rebecca stand tatsächlich vom Bett auf, war aber mehr als wackelig auf den Beinen. Marlene hielt sie fest, sie war entsetzt von dieser Reaktion „das geht nicht Schatz, Du kannst nicht zu ihm“ sagte sie sanft und wollte sie dazu bringen wieder ins Bett zu gehen, aber Rebecca wehrte sie ab „lass mich Marlene, ich will zu Tristan“ sagte sie und funkelte ihre Frau böse an. Diese packte sie nun an den Armen und sah ihr direkt in die Augen „Rebecca, hör mir bitte zu. Tristan ist gestorben, Du kannst jetzt nicht zu ihm. Ich weiß es ist schrecklich, aber leg Dich bitte wieder hin“ bat sie verzweifelt. Doch die Brünette gab nicht nach, trotz ihres Zustandes brachte sie eine ungeheure Kraft auf und versuchte alles, um an Marlene vorbei zu kommen. Diese drückte schließlich den Notfallknopf, weil sie Angst hatte, dass Rebecca sich noch ernsthaft verletzte und zum Glück kam direkt eine Schwester, die dann auf Wunsch von Marlene Ricardo hinzu holte.

Marie war auf der Krankenhaus Toilette und spülte sich gerade den Mund aus, sie hatte sich übergeben und ihr war noch immer übel. Sie wusch sich mit dem kalten Wasser das Gesicht, fuhr sich mit der Hand in den Nacken und schloss erschöpft die Augen. Ihre Gedanken gingen wieder zurück zu dem Moment, als die Tristans Hand gehalten und sie auf ihren Bauch gelegt hatte. Seine Augen hatten gestrahlt, er war glücklich gewesen, das hatte sie gesehen. Und dann war er für immer gegangen. Sie versuchte die Panik, die in ihr aufkam zu kontrollieren, sie atmete langsam ein und aus, versuchte nicht daran zu denken, dass erneut alles über ihr zusammenbrach. Tristan war in dem Glauben gestorben, dass sie sein Kind zur Welt bringen würde, aber Marie wusste nicht, ob sie das unter diesen Umständen wirklich konnte. Schon vor dem schrecklichen Unfall hatte sie große Angst gehabt, erst das Gespräch mit Rebecca ermutigte sie ein wenig und ließ sie einen Moment lang glauben, dass sie es vielleicht doch schaffen könnte. Doch dieser Glaube wurde zerstört als der Vater des Kindes starb und jetzt schien ihre Situation auswegloser als je zuvor. Sie fasste sich an den Bauch, versuchte etwas zu fühlen für das Leben, das in ihr wuchs. Aber Marie spürte nichts, alles was sie empfand war eine unendlichen Leere und der Wunsch einfach alles zu vergessen wurde geradezu übermächtig. Sie schaute auf ihre Hände, die leicht zitterten und sie wusste was sie tun konnte, damit es aufhörte. Der innere Kampf mit ihrem Gewissen raubte ihr die letzte Kraft, sie hatte ihn schon oft geführt, doch jetzt drohte sie ihn zu verlieren. Sie blickte in den Spiegel über dem Waschbecken und fragte sich nicht zum ersten Mal, wer die Frau war, die sich darin spiegelte. Sie wischte sich die Tränen weg, hielt es nicht länger aus und verließ aufgewühlt das Krankenhaus.

Marlene war draußen vor der Tür, lief unruhig den Flur rauf und runter und wartete darauf, dass Ricardo zu ihr kam. Sie war noch immer erschüttert, hatte große Angst und fühlte sich hilflos. Rebecca hatte sie nie zuvor so abgewehrt, sie wollte sich einfach nicht beruhigen lassen und Marlene hatte die ganz Zeit über Sorge gehabt sie zu verletzen. Ricardo kam aus dem Zimmer und ging auf sie zu „alles in Ordnung mit Dir?“ fragte er und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie kämpfte mit den Tränen „es geht schon...was ist mit Rebecca?“ wollte sie wissen und schaute in sein betretenes Gesicht. „Es hat eine ganze Weile gebraucht und ich musste ihr noch ein leichtes Beruhigungsmittel geben, aber sie hat es jetzt verstanden. Ich wollte sie trösten, aber sie lässt mich nicht an sich ran und hat mich gebeten zu gehen. Im Moment ist der Schock einfach noch zu groß“ erklärte er traurig. Marlene nickte und Ricardo ahnte, wie schlecht es auch ihr gehen musste „das ist alles zu viel, Du brauchst auch dringend etwas Ruhe“ sagte er und nahm sie kurzerhand in den Arm. Sie ließ sich eine Weile von ihm halten, dann löste sie sich und sagte ihm, dass sie wieder zu Rebecca musste. Kurz darauf betrat sie das Zimmer, Rebecca lag zusammengekauert auf dem Bett und hatte den Rücken der Tür zugewandt. Marlene ging leise zum Bett, sie konnte sehen, dass sie wach war, wusste aber nicht, wie sie sich verhalten sollte. Nach einigen Minuten zog sie sich schließlich die Schuhe aus und legte sich schweigend zu ihrer Frau ins Bett. Sie rückte dicht an sie heran und legte vorsichtig den linken Arm um ihren Bauch. Sie hatte schon die Befürchtung, dass Rebecca sie erneut abweisen würde, aber statt dessen drehte die junge Gräfin sich um und schaute ihr traurig in die Augen. „Er ist einfach nicht mehr da...ich sehe ihn nie wieder Marlene, nie mehr...“ sagte sie leise und vergrub weinend ihr Gesicht an Marlenes Hals. Die Blonde schloss sie fest in die Arme, hielt sie einfach nur fest und weinte sich gemeinsam mit ihrer Frau in den Schlaf.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:30 
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Teil 111:

Lukas führte Helena zurück ins Krankenhaus, wo sie sich auf einen der Stühle im Eingangsbereich setzte „ich kann da jetzt nicht reingehen“ sagte sie. Er nahm neben ihr Platz „das kann ich verstehen. Ich könnte rein gehen und nach jemandem aus Deiner Familie suchen. Sie machen sich bestimmt schon Sorgen um Dich.“ Sie schaute ihn niedergeschlagen an, doch bevor sie etwas sagen konnte, kamen zwei Männer auf sie zugelaufen und blieben schwer atmend vor ihnen stehen. Der kleinere von beiden kniete sich vor Helena hin „da bist Du ja, wir haben Dich überall gesucht und uns fürchterliche Sorgen gemacht“ sagte er, aber es lag kein Vorwurf in seiner Stimme, sondern große Erleichterung. Sie fing erneut an zu weinen „es tut mir leid, aber als Tristan...ich konnte einfach nicht, ich musste weg“ erklärte sie leise. Dem jungen Mann standen ebenfalls Tränen in den Augen, er stand auf und zog Helena in seine Arme. Hagen musterte unterdessen den Mann, der neben ihr saß „entschuldigen Sie bitte, kennen Sie meine Schwester?“ wollte er wissen. Lukas stand auf und zog Hagen ein Stück beiseite „wir kennen uns nicht, aber ich habe Ihre Schwester heute in einem emotionalen Ausnahmezustand vorgefunden. Sie stand auf dem Dach des Krankenhauses und spielte offenbar mit dem Gedanken ihrem verstorbenen Bruder zu folgen“ flüsterte er. Hagen starrte ihn entsetzt an und schlug die Hand vor den Mund „oh mein Gott...und Sie haben Sie davon abgehalten? Ich weiß gar nicht wie ich Ihnen danken soll, das ist...es ist einfach gerade alles zu viel für meine Familie“ sagte er aufgebracht. Er schaute zu seinen beiden Geschwistern, eine Träne lief ihm übers Gesicht, die er schnell weg wischte „ich glaube, dass sie es gar nicht wirklich tun wollte, sie war einfach sehr verzweifelt. Mein herzliches Beileid zum Verlust Ihres Bruders“ sagte er und reichte dem Grafen die Hand. Hagen nahm sie und entgegnete „danke für Ihre Anteilnahme. Tristan ist heute gestorben und wir haben es noch nicht wirklich realisiert. Mein Bruder und ich sind sofort los um Helena zu suchen, unser Vater ist zusammengebrochen und unsere andere Schwester... Ich war noch nicht mal bei ihr.“ Lukas nickte verständnisvoll, dann sagte Hagen „entschuldigen Sie bitte, ich sollte Sie damit nicht behelligen, Sie haben bereits mehr als genug für uns getan.“ Der Angesprochene winkte ab „machen Sie sich keine Gedanken, das geht schon in Ordnung. Ich wünsche Ihrer Familie viel Kraft und hoffe, dass es Ihrem Vater bald besser gehen wird.“ Hagen bedankte sich bei dem netten Mann, der nun zu Helena ging „mach das bitte nie wieder“ sagte er nur und nahm ihre Hand. Sie schaute in seine grünen Augen, war überfordert und brachte nicht mehr als ein leises „danke“ hervor. Er lächelte sie an, wünschte ihr alles Gute und ließ die drei dann alleine zurück. Während Sebastian sich an Hagen wandte, um etwas über den fremden Mann zu erfahren, schaute Helena sich den Zettel an, den Lukas ihr in die Hand gelegt hatte. Er hatte eine Telefonnummer darauf geschrieben und eine kurze Nachricht „Nur für den Fall, dass Du jemanden zum Reden brauchst. Lukas.“ Sie schloss die Hand mit dem Zettel darin, ihre beiden Brüder kamen zu ihr und nahmen sie zwischen sich „sollen wir Dich nach Hause bringen?“ fragte Hagen und die junge Gräfin nickte.

Elisabeth betrat leise das Zimmer und war berührt vom Anblick der beiden Frauen, die noch immer zusammen im Bett lagen. Marlene war wach und streichelte sanft über Rebeccas Rücken, die tief zu schlafen schien. Elisabeth schaute in das Gesicht ihrer Schwiegertochter, sie sah sehr erschöpft aus "Du solltest nach Hause fahren und Dich etwas ausruhen" flüsterte sie, was Marlene mit einem Kopfschütteln verneinte "ich kann Rebecca nicht alleine lassen, sie war vorhin völlig aufgelöst und ich will da sein, wenn sie wieder aufwacht." Die Ältere konnte es verstehen, aber dennoch versuchte sie die andere zu überzeugen "das kann ich verstehen, aber Du musst auch ein bisschen an Dich denken. In den letzten Tagen warst Du fast Tag und Nacht hier im Krankenhaus, Du isst kaum etwas und konntest selbst nicht verarbeiten was passiert ist. Es bringt Rebecca nichts, wenn Du irgendwann zusammenklappst, also geh bitte nach Hause. Ich werde so lange hier bei Rebecca bleiben, das verspreche ich Dir." Die Blonde dachte darüber nach, es fiel ihr sichtlich schwer, aber am Ende siegte doch die Vernunft "okay, aber ich komme in ein paar Stunden wieder und wenn irgendetwas ist, musst Du mich sofort anrufen" sagte sie. Elisabeth versicherte es und Marlene löste sich vorsichtig von ihrer Frau, um sie nicht zu wecken "ich bin froh, dass sie jetzt schläft, sie braucht dringend ein bisschen Ruhe um wieder zu Kräften zu kommen." Als sie von Bett aufgestanden und ihre Schuhe angezogen hatte, ging sie zu ihrer Schwiegermutter und die beiden Frauen umarmten sich "wie geht es Ludwig?" fragte sie und Elisabeth fing leise an zu weinen "er verkraftet es nicht...ich mache mir große Sorgen um ihn“ erklärte sie und war dankbar sich einen Moment bei Marlene fallen lassen zu können. „Ich werde nachher mal nach ihm sehen, wenn ich zurück bin“ versprach sie und Elisabeth lächelte zaghaft „das ist lieb von Dir, aber jetzt kümmerst Du Dich erst mal um Dich“ sagte sie und die beiden verabschiedeten sich fürs erste voneinander.

Thomas saß mit Victoria und Dana am Tisch der Wolfschen Wohnung, ihre Tochter hatte ihnen die traurige Nachricht von Tristans Tod überbracht und seitdem herrschte eine betretene Stimmung. „Der arme Graf, ich mag mir nicht mal ansatzweise vorstellen, was er gerade durchmachen muss“ sagte Thomas bestürzt, denn er selbst konnte nicht einmal den Gedanken ertragen, eines seiner Kinder zu verlieren. Seine Frau schien etwas ähnliches gedacht zu haben, denn sie legte ihre Hand auf seine und machte ein bekümmertes Gesicht. „Hoffentlich wird es bei Rebecca keine weiteren Komplikationen geben, aber Ricardo meint, dass sie über den Berg ist. Sie wird die Intensivstation noch diese Woche verlassen können“ erklärte Dana und dachte an ihre Schwester. In diesem Moment schellte es an der Tür, Thomas stand auf und sah sich einen Moment später seiner ältesten Tochter gegenüber. „Ich wollte nicht nach Hause in die leere Wohnung gehen“ sagte sie traurig und Thomas zog sie sofort in seine Arme „hier ist auch Dein zuhause, das weißt Du doch“ flüsterte er und drückte sie fest an sich. Marlene fing leise an zu weinen „es ist alles so fürchterlich Papa, alle sind am Ende, Rebecca kommt nicht zur Ruhe und Tristan...“ schluchzte sie und konnte sich kaum beruhigen. Victoria ging zu den beiden, streichelte ihrer Tochter über den Rücken „jetzt bist Du hier mein Schatz und ruhst Dich erst mal ein bisschen aus. Ich mache Dir etwas zu essen und einen Tee“ sagte sie, küsste ihre Stirn und ging in die Küche. Dana nahm Marlenes Hand und zog sie mit sich zum Sofa „Du bist so stark, ich bewundere Dich dafür“ sagte sie zu ihrer großen Schwester, die sie aus müden Augen anblickte „ich fühle mich aber gerade alles andere als stark“ kam die erschöpfte Antwort. Dana zog Marlene sanft nach unten, bis diese sich hinlegte und den Kopf auf ihre Beine legte. „Hier brauchst Du auch nicht stark zu sein, versuch ein bisschen zu schlafen“ sagte sie sanft und streichelte durch Marlenes blondes Haar. Thomas deckte sie mit einer Wolldecke zu und es dauerte nicht lange, bis sie erschöpft eingeschlafen war.


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BeitragVerfasst: 20.08.2015, 17:31 
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Teil 112:

Knapp eine Woche später war der Tag des endgültigen Abschieds gekommen und die Familie musste den schweren Weg gehen und Tristan beerdigen. Die Tage nach seinem Tod waren von großem Entsetzen, tiefer Trauer und einer nicht enden wollenden Verzweiflung geprägt gewesen. Ludwig und Helena litten besonders schwer unter dem Verlust, der Graf konnte es nicht verkraften seinen Sohn zu Grabe tragen zu müssen, er kapselte sich ab, vergrub sich zumeist in der Bibliothek und ließ niemanden wirklich an sich heran. Auch Helena zog sich zunehmend zurück, sie verbrachte die meiste Zeit in Tristans Suite, weil sie sich ihrem Bruder dort nahe fühlte. Sie hatte ihrer Familie gesagt, dass sie nicht mit zur Beerdigung gehen würde, weil sie die Kraft dafür einfach nicht aufbrachte. Die Angst für immer lebe wohl sagen zu müssen und damit vielleicht endgültig die Verbindung zu ihrem Bruder zu verlieren war zu groß. Sie drückte ihr Gesicht in das Kopfkissen, es roch nach Tristans Aftershave und sofort suchten sich neue Tränen ihren Weg. Sie hatte den Bediensteten verboten etwas in seiner Suite zu verändern, die Bettwäsche war noch die, in der er zuletzt geschlafen hatte und all seine Sachen lagen noch genau dort, wo er sie abgelegt hatte. Helena spürte, wie die Verzweiflung erneut Besitz von ihr ergriff und sie wusste nicht, wie sie jemals damit Leben sollte, dass sie ihn verloren hatte.

Unterdessen fuhr der schwarze Mercedes die Schlossauffahrt entlang und parkte direkt vor den Treppen des Eingangsbereichs. Der Fahrer verließ das Fahrzeug, öffnete die Tür und Marlene und Marie stiegen kurz nach einander aus dem Wagen. Auf der anderen Seite öffnete Ricardo die Tür, tat es ihnen gleich und ging dann zur Beifahrerseite, um Rebecca beim Aussteigen zu helfen. Die junge Gräfin hatte darauf bestanden zur Beerdigung ihres Bruders zu gehen und nach etlichen Diskussionen hatte Ricardo schließlich nachgegeben. Unter der Voraussetzung, dass er ihr an diesem Tag als Arzt und Freund nicht von der Seite wich, hatte er sie aus dem Krankenhaus entlassen. Sie hatten einen Rollstuhl und Krücken dabei, doch Rebecca signalisierte ihnen, dass sie für den kurzen Weg ins Schloss beides nicht brauchen würde. Marlene und Ricardo nahmen sie zwischen sich, um sie zu stützen und gingen dann gefolgt von Marie, langsam ins Schloss. Als sie die Halle betraten stand nicht nur Justus bereit, auch Frau Linse war extra aus ihrer Küche gekommen, um Rebecca zu begrüßen. Sie ging etwas unsicher auf sie zu und tat dann etwas sehr überraschendes. Frau Linse umarmte die junge Gräfin und sagte „et tut mir so leid mein Mädschen, wir sind alle unendlisch traurig wegen Ihres Bruders.“ Rebecca blinzelte ein paar aufkommende Tränen weg „danke Frau Linse, das ist sehr lieb von Ihnen“ sagte sie leise, da machte sich die Köchin auch schon wieder auf den Weg zurück in die Küche. Justus sprach den Anwesenden ebenfalls sein Beileid aus und war sichtlich bewegt, als er nach Rebeccas Hand griff und sie zwischen seine nahm „Gräfin Lahnstein, es tut mir unsagbar leid. Dieses Unglück hat uns alle zutiefst erschüttert und ich möchte Ihnen von ganzen Herzen viel Kraft wünschen und hoffe, dass Sie bald wieder vollständig genesen sind.“ Rebecca dankte auch ihm gerührt und wischte sich eine Träne weg, die ihr nun doch über die Wange gelaufen war. Marlene drückte leicht ihre Hand und lächelte ihr aufmunternd zu, da kamen Hagen, Elisabeth und Sebastian um sie ebenfalls zu begrüßen und sie in die Arme zu schließen.

„Wo sind Papa und Helena?“ wollte die junge Gräfin wissen, als sich alle begrüßt hatten und Elisabeth machte ein bedrücktes Gesicht „Ludwig ist in der Bibliothek, er vergräbt sich seit Tagen dort und lässt uns kaum an sich ran. Und Helena...sie ist in Tristans Suite. Sie will nicht mit zur Beerdigung kommen, sie sagt, dass sie es nicht schafft“ erklärte sie betroffen. Rebecca nickte traurig „ich schaue kurz nach Papa und danach spreche ich mit Helena“ sagte sie und ließ sich von Marlene zur Bibliothek begleiten. Ludwig sah nicht einmal auf, als es leise an der Tür klopfte, er hatte ein Foto von seinen Kindern in der Hand und blickte es schon eine halbe Ewigkeit lang an. Die Tür wurde schließlich geöffnet und als er erkannte, wer dort auf ihn zukam, zeichnete sich zum ersten Mal seit langer Zeit ein Lächeln auf seinem Gesicht ab „Becci mein Schatz, was machst Du denn hier?“ fragte er aufgeregt und ging zu ihr. Sie schaute ihn liebevoll an „ich wollte an diesem Tag bei meiner Familie sein...und ich möchte mich von Tristan verabschieden. Nichts hätte mich davon abhalten können.“ Ludwig musterte seine jüngste sorgenvoll „ist das nicht zu anstrengend für Dich? Du bist ganz blass, ich will nicht, dass Dir etwas passiert“ sagte er und drückte sie an sich. Sie stöhnte leicht auf, er sah sie erschrocken an, doch sie beruhigte ihn direkt wieder „es ist alles okay, die Narbe von der OP tut nur noch etwas weh“ erklärte sie und fügte hinzu „Du musst Dir keine Sorgen machen, Ricardo ist da und lässt mich nicht aus den Augen. Von Marlene ganz zu schweigen.“ Damit schien er leben zu können, er nahm sie erneut in den Arm „ich bin so froh, dass Du da bist und das ich Dich nicht auch noch verloren habe. Im Moment weiß ich nicht, wie ich den Tag überstehen und wie ich überhaupt weiter machen soll. Niemals hätte ich geglaubt, dass ich einmal eines meiner Kinder würde beerdigen müssen“ flüsterte er und fing an zu weinen. Rebecca versuchte ihre eigenen Gefühle zu kontrollieren, aber auch sie weinte bereits, denn der Schmerz ihres Vaters tat ihr im Herzen weh „wir schaffen das Papa, wir alle zusammen“ versuchte sie ihn zu trösten.

Helena lag noch immer in Tristans Bett, als es leise an der Tür klopfte und Marie die Suite betrat. Ihr erster Impuls war sofort wieder zu gehen, die Erinnerungen machten ihr mehr zu schaffen, als sie zunächst gedacht hatte und sie fühlte einen Stich im Herzen, als sie Helena zusammen gekrümmt auf dem Bett liegen sah. Marie überwand sich, schloss die Tür und setzte sich zu der Gräfin aufs Bett. Sie überlegte einen Moment, dann sagte sie „Du solltest Dich von ihm verabschieden Helena, wenn Du es nicht tust, wirst Du es später bereuen.“ Die Brünette reagierte nicht, also redete Marie weiter „es ist vielleicht nicht das Gleiche, aber als mein Bruder starb, habe ich auch darüber nachgedacht nicht zu seiner Beerdigung zu gehen. Heute bin ich froh, dass ich es doch getan habe, es hat mir geholfen und auch wenn es merkwürdig klingt, es hat mich David wieder näher gebracht.“ Sie wartete einen Moment und schließlich drehte sich Helena zu ihr um und sah sie aus verweinten Augen an „ich habe Angst, dass genau das Gegenteil passiert. Tristan und ich waren uns so nah, wir waren eins und als er starb war es so, als wäre auch ein Teil von mir gestorben. Wenn ich dabei zusehen muss, wie er beerdigt wird...das ist so endgültig und ich weiß nicht, ob dann noch etwas von ihm bei mir bleibt“ erklärte sie. Marie schaute sie mitfühlend an „ich verstehe Dich, ich selbst habe auch Angst. Seit ich von der Schwangerschaft weiß, stehe ich neben mir und als Tristan starb...ich weiß einfach nicht mehr weiter. Er ist in dem Glauben gestorben, dass ich unser Kind zur Welt bringe...“ sagte sie leise, sprach den Satz aber nicht zu Ende. Helena hatte sich jetzt aufgesetzt, mit schlechtem Gewissen stellte sie fest, dass sie gar nicht mehr daran gedacht hatte „heißt das, dass Du das Kind gar nicht bekommen willst?“ fragte sie und merkte, dass die Vorstellung sie schmerzte. Marie kämpfte mit den Tränen „anfangs wollte ich es nicht, aber dann war ich mir nicht mehr sicher und jetzt...ich habe es ihm versprochen, aber ich fühle mich einfach nicht stark genug“ erklärte sie niedergeschlagen. Helena sah ihren Bruder vor sich, hörte seine stolzen Worte „ich werde Vater“ und musste sich zusammenreißen, um nicht erneut los zu heulen. Sie nahm Maries Hand „ich kenne Dich zwar noch nicht lange, aber nach allem was ich über Dich weiß, denke ich schon, dass Du stark genug bist. Wir sind eine große Familie und alleine bist Du damit auf keinen Fall. Es ist vielleicht gemein, dass ich das jetzt sage, aber Du trägst ein Stück von meinem Bruder in Dir und er wird weiter leben in Eurem Kind. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass mir das egal ist“ sagte sie zu der anderen. Marie nickte „das ist schon in Ordnung und wir können auch gerne darüber reden. Aber jetzt sollten wir Tristan die letzte Ehre erweisen und uns von ihm verabschieden. Er würde wollen, dass Du da bist Helena. Wir wissen beide, dass Du der wichtigste Mensch in seinem Leben warst. Bitte komm mit uns“ sagte sie, stand auf und hielt der Gräfin die Hand hin. Helena zögerte, doch dann ergriff sie die Hand und ließ sich in Maries Arme ziehen „es ist die richtige Entscheidung, Du schaffst das“ versicherte die Blonde ihr.


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