Teil 108:Auch jetzt liefen ihr Tränen übers Gesicht, nachdem sie Rebecca von dem Gespräch erzählt hatte. Die junge Gräfin sah sie traurig an „hast Du es schon getan?“ wollte sie wissen und spürte, wie ihr Herz sich bei den Gedanken zusammen zog. Marie schüttelte den Kopf „der Termin war in dieser Woche, aber wegen dem was passiert ist, habe ich ihn nicht wahrgenommen. Aber an meiner Entscheidung hat sich nichts geändert. Ich kann kein Kind bekommen, nur um Tristan einen Gefallen zu tun“ sagte sie sichtlich mitgenommen. Rebecca hielt noch immer ihre Hand „erkläre es mir Marie, sag mir warum Du es nicht bekommen willst? Wovor hast Du Angst?“ Die Blonde war um Fassung bemüht, sie wollte dieses Gespräch nicht führen und schon gar nicht mit der Frau, die sie liebte. „Ich wäre keine gute Mutter und ich weiß selbst wie es ist, wenn man Eltern hat, die ihre Kinder nicht wirklich lieben. Glaub mir, das hat kein Kind verdient“ erklärte sie. Rebecca konnte den Schmerz, der aus diesen Worten sprach beinahe fühlen und es tat ihr in der Seele weh zu sehen, wie ihre Freundin litt „Du bist anders als Deine Eltern, Du hast ein großes Herz Marie und ich bin mir sicher, dass Du eine gute Mutter wärst. Und Du bist nicht alleine, wir sind alle da und helfen Dir, wann immer es nötig sein sollte. Ich will Dich nicht beeinflussen, aber ich möchte Dich bitten noch einmal in Ruhe darüber nachzudenken Marie. Das ist eine Entscheidung, die Du nicht mehr rückgängig machen kannst und die Dich unter Umständen noch lange verfolgen wird. Sieh mich bitte an und versprich mir, dass Du nichts tust, ohne noch einmal mit mir zu reden. Kannst Du das bitte für mich tun?“ Marie sah ihre Freundin erschöpft an, Rebecca wäre vor ein paar Tagen beinahe gestorben, war immer noch sehr mitgenommen und trotzdem kümmerte sie sich um Probleme, die eigentlich nicht ihre sein sollten. Sie konnte ihr diese Bitte nicht abschlagen, alleine schon um sie nicht weiter aufzuregen, also sagte sie „in Ordnung, ich verspreche Dir nichts zu unternehmen, ohne es Dir vorher zu sagen. Aber mach Dir bitte keine falschen Hoffnungen.“ Rebecca nickte, sie wusste, dass das noch kein Grund zur Erleichterung war, aber immerhin hatte sie etwas Zeit gewonnen. „Danke Marie“ sagte sie und in diesem Moment betrat Marlene das Zimmer. Rebecca erkannte an ihrem Gesichtsausdruck, dass etwas nicht stimme „was ist los?“ fragte sie und Marlene setzte sich wieder zu ihr aufs Bett. Sie nahm ihre Hand und sagte „es sind Komplikationen aufgetreten bei Tristan, er wird gerade wieder operiert.“
Zwei Stunden später war die OP beendet und ein Arzt kam zu der aufgelösten Familie, die einfach keine Ruhe finden konnte. Sein Anblick ließ alle für einen Moment innehalten, unfähig etwas zu sagen, sahen sie ihn einfach nur fragend an. „Es ist leider das eingetreten, was ich bereits befürchtet habe, nachdem wir Herrn von Lahnstein das erste Mal operiert haben. Es ist wieder zu Blutungen gekommen und sein Herz hat erneut aufgehört zu schlagen. Es ist uns zwar gelungen ihn auch diesmal zu stabilisieren, aber ich möchte Ihnen nichts vormachen. Seine Organe sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden und sein Herz ist sehr geschwächt. Aus medizinischer Sicht können wir nichts mehr tun, es liegt nun in seiner und vielleicht auch in der Hand von Gott. Es tut mir unendlich leid Ihnen nichts anderes sagen zu können, wir haben getan, was wir konnten“ erklärte er betroffen. Ricardo und Dana kamen in diesem Moment ins Krankenhaus gestürmt, Marlene hatte sie angerufen und die beiden fanden eine völlig gelähmte Familie Lahnstein vor. Ricardo ging zu seinem Kollegen und ließ sich von ihm auf den neuesten Stand bringen, danach war auch er sehr bedrückt. Sebastian und Hagen löcherten ihn mit Fragen, was man denn noch tun könnte und Ricardo versuchte sein Bestes um es ihnen zu erklären, aber auch er konnte keine Wunder vollbringen. „Ich will zu ihm“ sagte Helena jetzt, die sich bislang noch nicht zu Wort gemeldet hatte und alle anderen wollten dies ebenfalls. Ricardo tauschte sich kurz mit seinem Kollegen aus und sagte dann „ich denke nicht, dass etwas dagegen spricht. Tristan braucht seine Familie jetzt mehr denn je.“
Marlene hatte unterdessen alle Hände voll damit zu tun ihre Frau zu beruhigen, die schon wieder zu ihrem Bruder wollte. Als sie nicht mehr weiter wusste holte sie Ricardo dazu, der es Rebecca untersagte nochmals ihr Bett zu verlassen „das geht nicht Rebecca, Deine Werte habe sich bereits verschlechtert, Dein Körper verkraftet so eine Anstrengung und Aufregung einfach noch nicht. Sei bitte vernünftig, es hilft Deinem Bruder nicht, wenn Du Dich in Gefahr begibst“ sagte er ruhig, aber bestimmend. Er gab ihr schließlich etwas zur Beruhigung und kurz darauf schlief sie ein. Marie schaute in Marlenes besorgtes Gesicht „sie macht sich immer um alle Sorgen und vergisst dabei auf sich selbst zu achten“ flüsterte sie. Marlene sah die andere an „Du solltest vielleicht zu Tristan gehen, ich denke er wäre froh darüber Dich an seiner Seite zu wissen.“ Marie war sich da weniger sicher, aber trotzdem nickte sie und verließ kurz darauf den Raum.
Auf dem Zimmer von Tristan herrschte eine Stimmung, die mit Worten nicht zu beschreiben war. Sebastian lief auf und ab, er konnte sich mit der Diagnose nicht abfinden „es muss doch etwas geben, was sie tun können. Ich werde jetzt noch mal mit Ricardo Mendes sprechen, vielleicht können wir Tristan in eine andere Klinik bringen“ überlegte er laut und machte sich auf den Weg nach draußen. Hagen ging ihm hinterher und wäre fast in Marie gelaufen, die in diesem Moment durch die Tür kam. „Wie geht es Rebecca?“ fragte Elisabeth sofort, die mitbekommen hatte, dass Marlene vorhin etwas aufgeregt nach Ricardo verlangt hatte. Marie erklärte ihnen, dass sie sich etwas überanstrengt hatte und der Arzt ihr ein Mittel zur Beruhigung geben musste, weil sie unbedingt zu Tristan wollte. Ludwig und Elisabeth wollten daraufhin nach ihr sehen und ließen Helena und Marie für einen Moment alleine. Marie setzte sich auf den Stuhl, der auf der anderen Seite des Bettes stand und schaute die Frau ihr Gegenüber an, die am Rande ihrer Belastbarkeit zu sein schien. Dann geschah etwas unerwartetes, Tristan öffnete die Augen und schaute seine Schwester an. Helena blieb entgegen Maries Erwartungen ruhig, sie hielt seine Hand und lächelte ihn liebevoll an „hey Du Schlafmütze, da bist Du ja endlich wieder“ sagte sie sanft und Tristan lächelte jetzt ebenfalls. Marie bekam ein mulmiges Gefühl, sie hatte den Eindruck zu stören und wollte schon aufstehen, als Tristan seinen Kopf zu ihr drehte und ihr direkt in die Augen schaute. „Marie“ sagte er leise und öffnete seine Hand als Zeichen, dass sie sie ergreifen sollte. Sie schaute unsicher zu Helena, die nur stumm nickte, dann setzte sie sich wieder hin und nahm seine Hand. Tristans Augen wurden wässerig, sie ahnte was in ihm vorging und was er von ihr wissen wollte. Anstatt etwas zu sagen führte sie seine Hand zu ihrem Bauch und drückte sie vorsichtig darauf „da drin ist jemand, der Dich braucht“ flüsterte sie. Helena horchte auf und sah Marie erschrocken an, Tristan lächelte glücklich und sagte leise „Du...wirst eine gute Mutter sein. Meine...Familie wird Dir helfen.“ Marie schluckte schwer, dann beugte sie sich über ihn und küsste ihn sanft auf den Mund „versuch nicht Dich zu drücken, Du hast es versprochen“ sagte sie zärtlich und schenkte ihm ein Lächeln. Tristan lief eine Träne übers Gesicht, aber er nickte tapfer. Marie schaute die beiden Geschwister an „ich lasse Euch einen Augenblick allein“ sagte sie, drückte noch einmal Tristans Hand und verließ mit schwerem Herzen den Raum. Tristan schaute wieder zu Helena „ich werde Vater“ sagte er stolz und Helena brach in Tränen aus. „Ja, das wirst Du“ brachte sie halb lachend und halb weinend hervor „und deshalb darfst Du nicht aufgeben, Du musst wieder gesund werden.“ Er drückte ihre Hand, er wusste, dass sie es auch fühlte und es schmerzte ihn, dass er nichts tun konnte, um sie zu trösten. „Helena...Du musst mich gehen lassen“ flüsterte er und seine Stimme wurde zunehmend schwächer. „Ich kann nicht Tristan, Du bist ein Teil von mir, wie soll ich denn ohne Dich weiter machen...Du darfst mich nicht alleine lassen“ sagte sie verzweifelt. Er blickte ihr in die Augen, die Ruhe die er ausstrahlte, ging auch auf sie über, aber sie hatte trotzdem schreckliche Angst „ich werde immer ein Teil von Dir sein, Du und ich, wir sind immer zwei, ganz egal wo wir sind. Hab bitte keine Angst Helena, ich habe auch keine, weil ich weiß, dass Du immer bei mir bist.“ Sie spürte, dass er immer schwächer wurde, seine Atmung wurde langsamer und das Sprechen gelang ihm nur noch mit Mühe. Helena versuchte stark zu sein, sie musste diesen Weg mit ihm zusammen gehen. Sie nahm sein Gesicht in die Hände, küsste erst seine Stirn, dann seinen Mund und sah ihm anschließend in die Augen „ich liebe Dich.“ Tristan führte ihre Hand zu seinem Herzen und ließ sie dort zusammen mit seiner liegen „ich liebe Dich auch. Du warst das Beste in meinem Leben und ich will, dass Du glücklich bist, das musst Du mir versprechen“ sagte er mit letzter Kraft und erst als Helena nickte und sagte „ich verspreche es“ lächelte er zufrieden und schloss dann für immer seine Augen.
dani2503 hat geschrieben:
Liebe Leser,
heute gab es insgesamt 3 Teile, weil ich es einfach zu Ende schreiben musste. Ich habe lange überlegt, ob ich die Figur Tristan wirklich sterben lassen soll und ehrlich gesagt, ist mir das nicht leicht gefallen. Ich hoffe es hat Euch nicht verschreckt, denn noch ist die Geschichte nicht zu Ende. Allerdings werde ich eine kleine Pause einlegen, um mich ein bisschen zu sammeln und die Geschichte weiter zu schreiben.
Ich danke Euch, dass Ihr meine Geschichte bis hierher verfolgt habt und hoffe, dass Ihr auch nach der Pause noch Lust habt sie weiter zu lesen.
LG Dani