Ich schaffe auch ein bisschen, nur am Wochenende. Und tippsele einfach drauf los. Gerät vielleicht etwas durcheinander.
Alsoo: was die von der Insel können, da bin ich mit einer meiner Lieblingsjungnetflixerinnen einig: sie können romantisch, nehmen auch kitschige Zutaten, wirken aber nie abgeschmackt. Weil: sie lieben ihre Figuren, erzählen sie immer freundlich mit menschlichen Schwächen, aber nie bösartig und überlassen den Zuschauern die Wertung. Jedenfalls in den bestimmten Filme und Serien, die ich liebe.
Dieser war auch deswegen schön, weil sie sich es dort erlauben, Frauen zu nehmen, denen man die Gesichter, die sie haben, nicht anschminken muss. Was ich ja in amerikanischen und deutschen Produktionen oft vermisse. Wenn Maria Furtwängler auf der Flucht so ein kecker Kohlestrich ins gesund-viel-mineralwassertrinkende-Gesicht gemalt wird.....
Ein bisschen an Furtwängler hat mich Barbara Marten erinnert (insbesondere die Stimme) und ein bisschen an Katharine Hepburn. Aber sie ist natürlich eigen groß.
Beide Frauen mit ihrem Größen- und Typenunterschied sind einfach auch süß zusammen anzugucken. Sehr liebevoll komponiert.
Was mir gefallen hat, dass sie eine Geschichte erzählen, die es nachvollziehbar macht, was sie an sich finden. Sie lernen sich über Gespräche kennen und lieben. Kein "H&M-Lederjacken-Marzipanschweinchen" kommt in eine Bar und die andere verliebt sich voll, die Dialoge so dürftig, dass man ihnen ein gemeinsames Weiterleben nach dem Ende nicht abnimmt. Hier lernen sich Menschen richtig kennen, wie schön.
Und noch viel mehr, der Thread würde wohl runter bis nach Kapstadt gescrollt werden müssen, weil ja jede Minute schön war. Mir erschließt sich auch nicht, was daran zu kürzen ist.
Oft gleitet "Eisenbahn bedeutet Freiheit"-Symbolik leicht ins Kitschige ab, hier wird jedoch immer galant die Kurve gekriegt. Groß das Bild wie sie mit Victor als kleine Punkte unter der riesigen grauen Eisenbahnbrücke langgeht, hinter ihnen die graue Weberei und erst ganz weit oben unerreichbar fährt der Zug.
Insgesamt mochte die Atmosphäre des alten Industrienordenglands - vermooste Steine, Stillstand bis auf das, aber auch immer gleiche, Geratter des Webstuhls. Steinerne Monotonie.
Die schönsten Szenen: dieses ordentliche Bett mit dem alten zerliebten Teddy und der Besuch in Heptonstall mit der Fahrt durch Yorkshire. (P.K. ich würde da ja den ganze Tag Grabsteine lesen, dort gibt es ja noch, schön gruselig, Gehenkte)
Noch schön:
Victor, der einem jungen Verwandten von mir sehr ähnlich sieht welcher ähnlich begabt, an der Weltrettung beteiligt sein wird wenn er groß ist - und sich auch in Miss Thompson verguckt hätte.
Andrew mit den Segelohren...
Und dass Jeff zwar schlicht und eingefahren ist, man uns aber Gewalttätigkeit erspart hat. Dass er auch eine andere Freundin hat, ist einfach logisch bei der Entfremdung zwischen seiner Frau und ihm. Hier muss kein möbelrückender Gewaltausbruch her, danke dafür...
Immer süß irritierend: Autoszenen in England, wenn die Fahrerin anstatt auf die Straße zu achten, wild in der Landschaft herumguckt und bei Nachhausebringszenen die Fahrerin aussteigt. Ach ja, Linksverkehr....
Fehlen Sex- und Kussszenen? Nein, sonst hätte man konsequenterweise auch die Heteroszenen zeigen müssen. Man kann sich schon so vorstellen, was abläuft.
Das Bild, in dem die sonst sehr forsch spazierenden Frauen sich stützend, langsam die beschwerliche, auch vermooste, Steintreppe hochgehen, ist schon groß.
Sie haben einige Mühen vor sich, werden es aber schaffen.
Und, logisch, zusammenbleiben.