Nur noch wenige Tage, dann geht's los in Cannes, und ich bin schon sehr gespannt darauf, was dabei herauskommt. Besonders freut mich natürlich, dass Cate Blanchett die Präsidentin der Jury ist
. Sie hat schon diverse Interviews gegeben, wie zum Beispiel dieses hier, wo sie über Cannes, Carol, Weinstein und die metoo Debatte spricht.
https://www.youtube.com/watch?v=FdY9WQ3ppEcIch fasse mal kurz zusammen, was sie so sagt:
1. Cannes:
Sie meint, als Präsidentin der Jury kann sie es eigentlich nur falsch machen, weil Kunst so eine subjektve Sache sei. Besonders toll an Cannes findet sie, dass Cannes so international ist und Filme aus aller Welt gleichberechtigt zeige. Selbst in der 9köpfige Jury stamme jeder/r aus einem anderen Land, und auf die parätische Besetzung von Männern und Frauen wird wohl schon lange Wert gelegt.
2. Carol und Weinstein:
Da sie vor zwei Jahren den Film 'Carol' in Cannes präsentiert hat, wird sie natürlich darauf angesprochen. Eine Produzentin des Films hat wohl geäußert, dass es an Weinstein gelegen hätte, dass der Film im Box Office nicht besser abgeschnitten hätte, und die Interviewerin spricht CB darauf an. Die mag sich wohl an den Spekulationen nicht beteiligen, gibt aber zu, dass sie sehr enttäuscht gewesen sei, als sie gehört hätte, dass Weinstein in die Produktion einsteigt, weil er schon Todd Haynes' vorigen Film ("I'm not there") nicht verstanden habe.
Abgesehen davon betont CB, dass sie in Bezug auf keinen anderen Film so häufig im Supermarkt angehalten wird wie in Bezug auf Carol, und dass Leute heutzutage ganz unterschiedliche Mögichkeiten hätten, an Filme zu kommen, als über das Kino. Insofern sei Carol ein großer Erfolg gewesen.
3. me too und Frauen im Film:
Bei Weinstein ist es nicht weit zur metoo Debatte, und Cate meint, Frauen hätten sich sehr lange alles Mögliche gefallen lassen, aber nun sei ein Damm gebrochen. Angesprochen auf die Situation, dass Filme von Frauen, mit und über Frauen noch immer zu wenig finanziert werden, sagt sie den schönen Satz "In the best possible way, women have stopped being patient." Und dass sich künstlerisch arbeitende Frauen jetzt vermehrt in Teams zusammenschließen.
Was Cate Blanchett sagt, ist wie immer fundiert und interessant, aber das Interview ist schlecht und etwas irritierend zusammengeschnitten. Als Entschädigung spielt Cate Blanchett zu Beginn ein bisschen Mundharmonika, und zwar nicht auf einer "normalen", sondern sie benutzt ihre Halskette und es klingt überraschend klasse
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