ja

also, ich finde das, was ken loach als filmemacher macht bewunderswert, er hat schon schöne filme gedreht, und ich liebe sein zitat zu thatchers beerdigung:

"Let's privatise her funeral. Put it out on competetive tender and accept the cheapest bid. That's what she would have wanted."

aber diese auszeichnung fühlt sich halt trotzdem an wie die goldene ehrennadel für 50 jahre unfallfreies überleben im showbusiness

die preise hätte ich wahrscheinlich anders verteilt

und in meinem herzen haben sich die mitglieder dieser jury mit ihrer entscheidung auch ein mehr als warmes plätzchen gesichert



aber bei aller bedeutung von cannes für den independentfilmbereich, es ist dann auch nur ein preis

hier ein schöner artikel aus der new york times

http://www.nytimes.com/2016/05/23/movie ... front&_r=1

ach, was ich noch sagen möchte - als letztes ich würde es trotzdem begrüßen, wenn in deutschland mal mehr filmleute rumkenloachen würden. es gibt in diesem land viel armut und hunger. und es muss sich zum beispiel nicht gefühlt jeder zweite fernsehfilm um architekten, ärzte oder manager drehen, die in einem designerhaus wohnen. da kann auch manchmal ruhig mehr wirklichkeit anklingen, ohne dass es langweilig oder unkreativ wird.

Das werde ich auch, inzwischen habe ich einige Kritiken gelesen, die diesen Film deutlich vor dem von Ken Loach sehen. Ihn mag ich ja und dass er die Palme abgeräumt hat, fand ich zunächst o.k., aber es sieht wohl tatsächlich so aus als haben die ollen Jurysäcke mal wieder untapfer auf bewährtes gesetzt.

Beim deutschen Filmpreis haben ja recht ordentlich Frauen abgeräumt, die Gala konnte ich mir aber nicht ansehen, bin völlig ungeeignet für dieses Zeremonienfernsi, zu wenig Tote, keine Ritter Roans.

Reicht ja, wenn man liest.

toni erdmann startet am 14. juli in den deutschen kinos

hier ein sehr schönes interview mit sandra hüller

http://www.thueringer-allgemeine.de/web ... 1660345857

Hallo liebe Heidi, das Schneckchen kommt mal wieder vorbei….

Ich fand den Film wundervoll, möchte mich nicht in fummeliges Interpretationsgestrüpp begeben, das können die 15-Punkte-Schreiber von Zeit etc.-Online eh besser.

Irgendein Bekloppto hat wieder einen hochqualifizierten Kommentar geschrieben, der Film habe Längen. Bitte mir aus der Sonne, Banause. Der hat keine Längen, sondern Maren Ade nimmt sich die Zeit, mit der Kamera Zeit zu erzählen, das vom alten Herren begleitete tonlose Sterben des Hundes, die einsame Langeweile des Alten, die im Staub eingefrorenen "Stehrümkes" in seinem Haus - ein filmisch umgesetztes Türknarzen. Auf der anderen Seite das hektische Treiben der absurden Unternehmensberatermischpoke, die sich hektisch blutige Füße holt und mit schlampig zusammengetragenen Zahlen unausgegorenen Mist verzapft.

Im Gegensatz zum Film, in dem jede Szene präzise ausgearbeitet ist, alles sitzt bis ins Detail. Und so empfinde ich ihn auch als eine Hommage an den guten alten Vicco von Bülow, der ja für seine Akribie berühmt war. Wenn Komik, trauriges wie lustiges, dann muss alles pointiert sitzen. Eine reine Komödie ist der Film ganz klar nicht, eher ein Statement für Kunst, Kreativität, Sorgfältigkeit und Entschleunigung. Den vertrudelten Typen wird doch deutlich die Sympathiekarte zugespielt.

Schön in diesem Zusammenhang fand ich das Interview mit dem Vorbild für die Figur Ines, Lotte Brauns:
" … für mich gab es Situationen beim Probedreh, da wurden Pausen gemacht und ich hab gedacht: Wir haben doch gerade erst angefangen! Diese Probedrehs waren gefühlt die krasseste Zeitverschwendung ever."

https://www.welt.de/kultur/article15776 ... iness.html


Auch das ein liebevolles Winken (für mich).


Hach, da gibt es soviel zu entdecken und ich habe es geschafft, hier nicht allzuviel zu verraten und was ich nicht kann ist die langweiligste Frage ever zu beantworten: worum geht's denn da? Es ist ein Film, den man nicht erzählen kann – und das hinzubekommen benötigt die Beherrschung des Metiers Film. Chapeau!

Lieblingsszenen: Balkon, Houston, Klingeln und die tapsigen rumänischen Arbeiter, u.v.m.

Es kann höchsten noch ein paar Tage dauern, bis ich hier etwas schreibe. Das spüre ich.

also, jetzt möchte ich, heidi b., hier doch kurz noch etwas schreiben

bei mir war es so: ich bin gleich am ersten donnerstag, als der film lief, ins kino, kriegte noch einen platz neben einem älteren mann, der gerne laut lachte, auch über seine eigenen witze, denke ich

ich fand ja die erste stunde eher melancholisch und ruhig, mein nachbar fand alle zwei, drei minuten etwas zum brüllen komisch

das auftauchen von toni gebissfreund erdmann hat dann den wahrnehmungssprung in unserer kinoecke ein bisschen gekittet

mich hat der film die ganze zeit interessiert

zwei, drei leute gingen vorzeitig, was ich nicht verstehe, es war doch wirklich ein film, wo du gerne den entwicklungen gefolgt bist und entdeckungen machen konntest

nach dem film fällt es sicher leicht, auf der tochter und ihrem leben rumzuhacken

aber es war doch um längen interessanter, den film in ihrem umfeld spielen zu lassen als in dem ihres vaters

absurd-schöne szenen

wie sie in diesem spa extras rausschindet, weil die massage nicht gut war

oder dieses feedback, das sie von ihrem coach kriegt zu ihrer präsentation - abgefahren

(das gespräch mit der unternehmensberaterin hatte ich auch gelesen)

ich habe schon tempounterschiede gespürt und auch wo die aufmerksamkeit von den leuten nachließ und wo sie wieder anzog

wenn ich mal so überlege, welche szenen ich besondes mochte, dann würde ich vor allem auch den schluss nennen

am ende bin ich raus aus dem film und habe mich gut gefühlt

ohne die euphorie der kinokritiker aller länder völlig nachvollziehen zu können

bester deutscher film seit dreißig, nein, seit fünfzig jahren, nein seit 1000 Jahren

wenn ich in nen französischen film gehe, denke ich doch auch nicht über so nen blödsinn nach, den genieße ich einfach

wenn's ein schöner film ist

aber es ist mir immer noch lieber als das ewige genörgel

es gab leute, die konnten mit dem film nichts anfangen

und solche, die waren vollkommen begeistert

ich finde es schön, dass so viele über ihn reden

grüße!!

Heidi B., Else K. spürt, dass sie wohl auch noch mal was dazu schreiben wird - wenn sich der mütterliche Besuch etwas wegoptimieren lässt.

Vielen Dank für deine plastische Schilderung der Kinoatmosphäre. Dieses Abstimmen mit Hüsteln, Kruscheln und vorher gehen, den doch enstehenden Schnittstellen mit nicht ausgesuchten Sesselnachbarn ist schon einen Erlebnis für sich. Ich hatte das Glück, bei 30° im nicht klimatisierten Programmkino nur von Leuten umgeben zu sein, die den Film wohl unbedingt endlich mal sehen wollten, bevor er aus dem Programm fliegt und "bis-nach-dem-Abspann-Sitzenbleiber" waren.

GsD gibt es Vorfilm, da hatte das Pärchen ein paar Sitze weiter ihr Haribokonfekt weggekruschelt - die Tüten haben Vorfilmgröße.

Also konnte ich schön entspannt gucken und natürlich mehr mitnehmen als ich eben kurz da oben hingetippselt habe.

Es ist ganz klar wichtig, dass er im Umfeld der Tochter spielt, es ist auch wichtig, dass es gerade Rumänien ist und ich finde sie definitv nicht unsympathisch.
Von der Eindimensionalität einer TN-Antagonistin, die zum Draufrumhacken extra geschrieben wird, ist die Figur meilenweit entfernt und sie hat sehr trockene und sehr weiche Seiten. Die Balkonszene, wo ihr das Geländer bis unter das Kinn ging und sie fünfjährig winkte war doch herzergreifend süß.

So, muss Schluss machen, sonst erreiche ich meine vorgeschriebenen 86 % Profitabilität nicht....
Also später mal mehr, wenn's gewünscht ist....

ob das geht?



na, logen!!

86 Prozent Profitabilität - davon träume ich

@Heidi: Zu deinen Fragen: nein, es geht nicht, wie du merkst - und bei den 86 % musst du einfach optimal definieren, was 100 % ist, Minuswerte werden schwierig. "Ihre Produktivitätsanalyse ergibt: "Sie schulden Ihrer Firma noch 1.400 Euro")."

Also dann fix noch mal zum Film, tippsele da einfach unsortiert drauflos.

Ich bin ja da rein ohne richtige Kritiken, außer den Einschätzungen, dass er die Palme verdient habe und ein Jahrhundertwerk sei.

Ist ganz gut, denn nachher kann man gucken, was man hätte sehen sollen oder sich ganz einfach damit zufrieden geben, was man für sich gesehen hat. Ich fand tatsächlich diese Kapitalistenmischpoke da total absurd. Wie, in Rumänien optimieren? Dahin "optimiert" man doch normalerweise - und dann auch noch sowas wie Wartung, geht das noch billiger? Die Sicherheitsbestimmungen, die für die armen Kerle dort zum Schutz da sind, brechen denen noch das Genick, wenn die sie nicht kennen - hopp, raus, jeder verzichtbar. Absurd, aber tatsächlich Realität.

Dann dieser old school Kolonialistenstyle, männliche Wirtschaftsbosse mit Konsumehefrauen in ihrer entourage, die ein Damenprogramm verlangen. "Wo kann man denn "hier" shoppen?." Interessanterweise ist die Tochter für diese Bespaßung auch zuständig, ganz alter Move - als Mann wäre ihr das nicht passiert.

Auch schön, die dekadente, anwesende Damenwelt, die den Papa als willkommene Abwechslung im doch eintönigen Alltag der upper class empfindet.

Und sie, tatsächlich immer am sich optimieren, immer was rausschlagen, was ordentlich Zeigerausschlag gibt, aber dann gerne auch alles ignorieren und wie ein Uhrwerk weiter. Keine Freunde, nur Businessbekanntschaften.

Wo da nun überall der Gewinn sein soll, ist undurchsichtig. Positionen werden erhalten, gesichert, außer natürlich die der Outgesourcten ganz unten - aber sonst optimiert man sich wohl gegenseitig bis ins Nichts.

Zu Sandra Hüller: sie hat die Tochter schön mit dem Mü Abstand herrlich trocken umgesetzt. Und so toll falsch mit Inbrunst singen, gelingt auch nicht jeder.

Übrigens fand ich nicht, dass es wirkte als sei Papis Auftauchen der Tochter "peinlich", sondern eher, dass er stört. Sie hat ihn ja auch so mitgenommen wie er war, einfach in ihren Ablauf eingebastelt - sonst war sie ja nur auf ihre Aufgabe fixiert, alles andere wurde irgendwie nebenbei hingedengelt. Ohne Zähnetoni wäre er wohl nicht wahrgenommen worden.

Ion Tiriac und seine Schildkröte fand ich herrlich.

Ich guck ihn mir wohl nochmal an, bei bestem Kinowetter, im November. Optimal.

Toni Erdmann hat den Independent Spirit Award 2017 als Best International Film gewonnen!

hier gibt's ein Video von Maren Ades Rede:

https://www.youtube.com/watch?v=Zy_GWwkYW-Y

den Scherz mit dem Deutschen Filmpreis finde ich hübsch...

Woohoo!! Danke für das Video!!

Dann muss das kommende Nacht doch mit dem Oscar klappen!!!
Ich glaub, das wird was

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Eine neue Glühbirne leuchtet bedeutend heller, wenn man sie vor dem Einschrauben aus der Verpackung nimmt.

Ach, wirklich sehr entzückend, das Video. Ich wünsche ihr seeehr viel Glück...

Noch ältere Tante müssen ja ins Bett, aber, Heidi, ich denke, du guckst.... dann halt gut durch...

hahaha

Ich habe morgen Frühdienst und muss um 4:30 Uhr aufstehen...









Finde hier gerade keinen vernünftigen Zeitplan, wo drin steht, ob die Kategorie bester fremdsprachiger Film dann schon dran war...

Wenn nicht, schaue ich tatsächlich live...

Daumen fest gedrückt...

Wir haben ja alle das Gemunkel gehört, wer die besten Chancen hat und wieso. Aber ich muss sagen, Toni Erdmann ist mal ein nominierter Film, der mich wirklich interessiert. Und der meiner Meinung nach auch nicht auf einmal uninteressant wird, wenn er nicht gewinnt.

Das Leben der Anderen (dt) - Gewinner 2007

Die Fälscher (dt/ö) - Gewinner 2008

Die haben als Filme funktioniert, klar. Und da gab's Anerkennung, weil die gewonnen haben. Aber für mich persönlich waren die im Grunde nicht wichtig.