Foto: A. Woitschützke/ngzo
Besprechung am Küchenblock in der Kulisse für die Komödie "Die Ratte": Regisseur Thorsten Duit (r.) und die Schauspieler Katharina Dalichau und André Felgenhauer beraten die Einzelheiten.
Endspurt zur Premiere
VON DAGMAR KANN-COOMANN - 22.12.2009
Die Vorbereitungen für die Aufführung der Komödie "Die Ratte" von Justine del Corte im Rheinischen Landestheater an Silvester laufen auf Hochtouren. Ein Probenbesuch.
Topflappen müssen noch besorgt werden. Und Servierbesteck, denn natürlich holt man eine heiße Auflaufform nicht ungeschützt aus dem Ofen, und schon gar nicht serviert man gebackene Wachteln mit den bloßen Fingern. Ausstatter Michael S. Kraus notiert sogleich, was Katharina Dalichau vorschlägt. Schließlich wird sie als Maria in Justine del Cortes Komödie "Die Ratte" ihre Gäste bewirten und weiß genau, was noch fehlt, damit bei der Aufführung alles stimmt.
Knapp zwei Wochen vor der Premiere an Silvester hat für alle Beteiligten an dem neuen Stück des Rheinischen Landestheaters der Countdown begonnen: Nach der Technischen Einrichtung des Stücks, bei der erstmalig alle verschiedenen Bühnenteile auf der Bühne zusammenkommen, ist das Bühnenbild bei der Abendprobe am nächsten Tag fast fertig und gibt den Schauspielern die Chance, auszuprobieren, wie viel oder wie wenig Platz zwischen Möbeln und Kulisse sie nutzen können.
Kritisch wechselt Regisseur Thorsten Duit immer wieder den Platz im Zuschauerraum, während die Schauspieler einzelne Szenen spielen: Schließlich darf André Felgenhauer zum Beispiel, der im Stück den Kammerjäger spielt, von keinem Zuschauer zu sehen sein, während er im Badezimmer den "Highbasssound" montiert, jenes kleine Zaubergerät, das Ratten und anderes Getier zu vertreiben verspricht.
Eine Wand zwischen Kulisse und Bühnenrand fehlt dem Regisseur noch. Und will der Ausstatter den Tisch genau dort, wo er steht, oder ein wenig seitlich, wo einige der zahllosen Requisiten schnell aus dem Blick des Publikums verschwinden können? Gemeinsam beraten Darsteller, Regisseur und Ausstatter, was am besten ist, während Regieassistentin Caroline Bliemel unentwegt alle Änderungen genauestens in einem großen Buch notiert.
Nach vier Wochen Proben haben die Schauspieler Katharina Dalichau, Rainer Scharenberg, Linda Riebau, Stefan Diekmann und André Felgenhauer ihre Texte schon sehr sicher parat. Ab sofort nimmt auch Inspizient Dominik Wendler an jeder der täglichen zwei Proben teil: Bei den Aufführungen wird er sozusagen der Mann des richtigen Zeitpunkts sein, verantwortlich dafür, dass jeder Lichtwechsel, jede Toneinspielung zur rechten Zeit geschieht und auch die Schauspieler pünktlich auf der Bühne sind.
Gerade bei einer temporeichen Komödie ist das keine kleine Herausforderung: "Was Komödien so anspruchsvoll macht, das ist, dass jeder Blick, jeder Satz und auch alles andere zum genauen Zeitpunkt kommen muss. Selbst kleinste Verzögerungen können schon eine Pointe zerstören", erklärt Chefdramaturgin Barbara Noth. Vor allem, so erzählt sie, sollten Komödien nicht zu lang sein, um nicht an Tempo und Witz zu verlieren.
Um fast ein Drittel haben sie und Duit den Text von del Corte deshalb gestrichen für die Neusser Inszenierung, die mit Pause eine Stunde fünfzig Minuten dauern wird. "Die Streifen werden noch rot und pink gestrichen", erklärt Kraus der Chefdramaturgin Barbara Noth und zeigt auf zwei breite Linien, die die Betonoptik der New Yorker Wohnung auflockern. Zwischen hochfahrenden Zielen und einer weitaus bescheideneren Wirklichkeit ist Maria und Richard, einem ehrgeizigen Designerpärchen der Sprung zur Upper East Side noch nicht gelungen, deshalb ist es ein bisschen eng in ihrem Apartment, in dem sie Marias Schwester Isabell und deren Mann Richard zum erbarmungslos komischen Showdown der Bissigkeiten erwarten, das die Schwestern beinahe an den Rand des Nervenzusammenbruchs führen wird. Durchaus entspannt dagegen wirkt das Team vom RLT, auch wenn der Endspurt zur Premiere definitiv begonnen hat, der Countdown täglich lauter tickt, und allen Beteiligten zwei arbeitsreiche Wochen bevorstehen.
Info Oberstraße 95, die Premiere an Silvester ist ausverkauft, weitere Aufführungstermine sind am 3., 9. , 10. und 12. Januar, jeweils 20 Uhr, Kartentelefon 0 21 31 / 26 99 33
Quelle: ngz-online.de