Verbotene Liebe im Ersten: Clarissa (Isa Jank) und Tanja (Miriam Lahnstein) sind Erzfeindinnen. - Das TV-DIGITAL-Interview mit den Serien-Biestern / Foto: © ARD/Anja Glitsch
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Verbotene Liebe im Ersten: Isa Jank und Miriam Lahnstein
Showdown auf dem Catwalk: In der 4000. Folge von "Verbotene Liebe" (18.1., 18 Uhr, Das Erste) kommt es während einer Modenschau zu einem dramatischen Aufeinandertreffen zwischen der lange Zeit totgeglaubten Clarissa von Anstetten (Isa Jank) und ihrer Erzfeindin Tanja von Lahnstein (Miriam Lahnstein). TV DIGITAL traf die beiden so abgrundtief bösen Charaktere der Serie beim Dreh der Jubiläumsfolge zum Interview.
TV DIGITAL: Was macht das Spielen böser Rollen – der Soap-Scheusale – so reizvoll?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Die Bösewichte sind das Salz in der Suppe und für den Erfolg einer Serie unentbehrlich. Ich habe das Glück, ein solches Biest verkörpern zu dürfen. Tanjas Geschichten sind spannend, vielfältig, witzig und beruflich gesehen eine große Herausforderung. Ich darf in der Rolle das aussprechen und tun, was andere sich nur in Gedanken ausmalen. Und glauben sie mir: Das entspannt privat ungemein. Sollte ich als Miriam mal schlechte Laune haben, kann ich die am Set wunderbar rauslassen – oft muss ich das sogar! Das ist toll.
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ich finde es ist immer so schade, wenn für Rollen Pauschalüberschriften genommen werden. „Serienbiester“ sind keine Spezialität, aber wenn man etwas überzeugend macht, wird man gerne dafür vorgesehen. Doch so pauschal spiele ich nie. Clarissa von Anstetten ist neben diesem Charakter auch noch vieles andere – Geschäftsfrau, Mutter und Freundin.
TV DIGITAL: Und das personifizierte Böse in "Verbotene Liebe" – richtig?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ja, sie ist eine Frau, die keine Mittel und Wege scheut. Allerdings mit gewissen Grenzen. Denn die Schmutzarbeit lässt sie von anderen machen. Sie hat ihre Helfer und Komplizen.
TV DIGITAL: Wer ist für Sie die Urmutter aller Serien-Scheusale?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Mit Sicherheit Joan Collins alias Alexis Carrington! Sie hat das Biest großartig verkörpert! Allerdings war ich, als "Der Denver-Clan" lief, noch zu klein und durfte die Serie erst in späteren Wiederholungen gucken. Das erste Serienbiest, an das ich mich erinnern kann, war Angela Channing aus "Falcon Crest"! Eine Serie über eine Familiendynastie. Die lief immer einmal die Woche im Vorabendprogramm, in der ARD. Die fand ich super, und sie scheint auch meinen beruflichen Werdegang mit beeinflusst zu haben – von wegen Biest und reicher Familienclan!
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Kann ich nicht sagen. Ich vergleiche mich nicht.
TV DIGITAL: Kommen Sie schon, Frau Jank: "Denver" mit der bösen Alexis – oder jemand anderes?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ich habe früher immer Dallas" geschaut, das war witziger. "Dallas" hatte komödiantischere Elemente, war nicht so zickig. Obwohl es natürlich auch dort die Ingredienzien für Intrigen gab – Geldgier, Eifersucht und Rache.
TV DIGITAL: Müssen deutsche Serienbiester den Vergleich mit der Konkurrenz aus Hollywood – etwa mit Joan Collins – scheuen? Wenn nicht, warum nicht?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Ich hatte ja das Vergnügen, Joan Collins persönlich kennenzulernen, als sie bei uns in "Verbotene Liebe" eine Gastrolle hatte! Und "Vergnügen" meine ich ehrlich, weil sie eine sehr witzige, hochprofessionelle, absolut charmante und nahbare Kollegin ist! Wir kamen nach Drehschluss während eines Fotoshootings ins Plaudern. Sie sagte: "So, du bist also das deutsche Serienbiest, erzähl doch mal!"Das tat ich – und als sie hörte, dass ich als Tanja mehrere Morde auf dem Gewissen habe und auch einige Ehen und Scheidungen, lachte sie und sagte: "Honey, du bist ja böser als Alexis!" Insofern können wir sehr gut mit der Serienkonkurrenz aus Hollywood mithalten!
TV DIGITAL: Wie viel Spaß macht es, vor der Kamera Gift zu verspritzen?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Ganz ehrlich? Es ist toll! Aber es gibt Momente, in denen ich schon mal den Regisseur frage: "Muss das jetzt so fies sein? Das ist doch echt gemein." Die Antwort lautet dann immer: "Ja!"
TV DIGITAL: Welche Sünden und Morde hat Ihre Rolle schon auf dem Konto?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Hm, ein Dutzend Morde müssten es schon sein. Mein Lieblings-Filmmord war der an "Mister Rush", den hat Tanja mit einer Giftschlange umgebracht bei so einem ganz tollen Außendreh in einer Kiesgrube! Das war wie in "Pulp Fiction".
TV DIGITAL: Wie gefahrlos können Sie sich auf der Straße bewegen?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ich bin eine sehr sichere Autofahrerin.
TV DIGITAL: Ich meine, wie oft werden Sie von Menschen auf der Straße angefeindet, die nicht zwischen Ihrer Rolle und der Person unterscheiden können?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Unglimpflich hat sich mir gegenüber Gott sei Dank noch nie jemand verhalten. Das war nur mal bei einer anderen Serie der Fall, in der ich in meiner Rolle gemordet habe. Doch das hat Clarissa noch nie getan.
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Es kommt vor, aber zum Glück nicht zu oft und meist auch eher mit einem Augenzwinkern! Früher hatte ich immer das Bedürfnis zu erklären "Hey, das ist doch nur eine Rolle, eigentlich bin ich ganz nett!"Heute nehme ich es als Kompliment, dass ich meine Rolle wohl recht überzeugend verkörpere.
TV DIGITAL: Heißt das, Frau Jank, dass die "liebe Clarissa" sogar Liebesbriefe von den Zuschauern bekommt?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Nein, aber Anerkennung. Viele finden es toll, dass Clarissa mal auf den Tisch haut oder sich Dinge erlaubt, die sich die Zuschauer nie erlauben würden.
TV DIGITAL: Doch wie oft bekommen Sie Fanpost aus dem Frauenknast?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Nie.
TV DIGITAL: Als Schauspielerin sind Sie international – im Kino und im TV – erfolgreich. Worin liegt der Reiz, negativ besetzte Figuren zu spielen?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ebenfalls das Ausleben von Untaten. Persönlich würde ich mir das nie gestatten. Für mich sind die bösen Taten vor der Kamera immer ein momentanes Erlebnis – und ich lasse mich einfach gehen. Anschließend habe ich damit nichts mehr zu tun.
TV DIGITAL: Werden Ihnen nur noch Biester-Rollen angeboten – oder wen würden Sie gern einmal spielen?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Es ist natürlich schon oft so, dass in Schubladen gedacht wird. In unserem Fall nicht das Schlimmste, denn mit Biestern verbindet man starke, kluge und selbstbewusste Frauenfiguren. Nicht die übelste Schublade! Ich hätte ja große Lust irgendwann in die Kommissarinnen-Schiene zu gehen und mein Studium als Psychologin mit in die Schauspielerei einzubringen. Dafür ist eine so starke Frauenfigur, wie ich sie bisher gespielt habe, nicht die schlechteste Vorraussetzung.
TV DIGITAL: Frau Jank, was schätzen und was verachten Sie an Clarissa?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Verachtung kann ich mir nicht leisten. Aber ich schätze an Clarissa, dass sie so frech und unverschämt ist. Außerdem gibt sie nie auf und denkt immer großzügig. Aber das entspricht auch mir, Isa Jank. Ich brauche auch ganz viel Platz – räumlich, geistig und emotional. "Freiheit" – das ist meine Überschrift. Ich bin nicht umsonst nicht verheirat.
TV DIGITAL: Wie gesund ist Rache?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Man sagt ja, Rache ist süß! Wenn die Jungs den Mädels im Schullandheim einen Streich spielen, indem sie etwa Zahnpasta unter die Türklinke schmieren, und sich die Mädels dann mit einem Streich rächen, ist Rache okay! Und im Fernsehen ist Rache vielleicht auch lustig anzuschauen. Aber ich denke, als erwachsener Mensch sollte man niemandem bewusst Schaden zufügen und in der Lage sein, die Dinge anders lösen.
TV DIGITAL: Ist Rache typisch weiblich?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Glaube ich nicht. Rache ist typisch für Menschen, die noch nicht wissen, dass die Rache irgendwie auf sie zurückfällt. Stichwort Karma und Bumerang.
TV DIGITAL: Ihre schönste Untat vor der Kamera?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Ach, da gab es so viele raffinierte und lustige! Aber eine besondere Untat für Tanja war, dass sie im Sommer kurz vor der Hochzeit auf Mallorca die Worte "Ich liebe dich" ausspricht. Was für andere Figuren normal ist, hat sie große Überwindung gekostet, und es war in all den Jahren eine Premiere!
TV DIGITAL: Was meinen Sie, Frau Jank, ist der Mensch gut oder böse?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ich glaube an das Gute im Menschen. Nehmen wir einmal folgendes Beispiel: Wer lügt und anschließend in sich hineinhorcht, spürt, dass sich das nicht gut anfühlt. Vielleicht ist er besser weggekommen – aber Sie selbst werden, wenn Sie wirklich aufmerksam sind, spüren, dass das nicht rechtens war. Es geht darum, nicht immer seinen eigenen, persönlichen Vorteil zu suchen. Wer schlecht handelt, verliert den Respekt vor sich selbst.
TV DIGITAL: Wofür haben Sie zuletzt gebetet?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ich bete um die wahre Liebe. Das ist etwas, das ich bis heute leider noch nicht erfahren habe. Wahre Liebe hat keine Konditionen ("Ich liebe dich, weil du reich oder schön bist oder mir ein schönes Leben bietest und toll im Bett bist"). Nach diesen Kriterien wird Liebe oft eingeteilt. Aber wahre Liebe ist etwas anderes. Man sieht doch manchmal Paare, die wahre Liebe verbindet. Ihnen sieht man das an.
TV DIGITAL: Sind Sie gläubig?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Ja. Aber ich gehöre keiner Glaubensrichtung an, ich praktiziere weder Buddhismus noch Kabbala. Gott hat keine Religion. Ich bin mit Gott verbunden und ich finde Jesus sehr bewundernswert, aber ansonsten halte ich überhaupt nichts von der Kirche oder Religion. Doch ich glaube, dass wir alle göttliche Wesen sind, die miteinander verbunden sind. Und gerade weil es diese Verbindungen gibt, kann man den anderen auch nichts Schlechtes antun oder ihnen einen Nachteil zufügen. Jeder hat eine Seele.
TV DIGITAL: Warum sind Biester das Salz in der Serien-Suppe?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Ich glaube, dass der Zuschauer immer jemanden braucht, über den er sich aufregen, an dem er sich reiben kann. Wenn man eine Story hat, in der es nur Gutmenschen gibt, schaltet man ab oder schläft ein!
TV DIGITAL: Wie lange bleiben Sie der Serie "Verbotene Liebe" erhalten?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Ich kann natürlich nicht in die Zukunft sehen, aber im Augenblick fühle ich mich wohl – und die Zuschauer lieben meine Rolle. Es sieht ganz gut aus, dass ich noch ein Weilchen dabei sein werde!
TV DIGITAL: Und wie geht es weiter mit der bösen Clarissa von Anstetten?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Stellen Sie sich einmal vor, Sie haben eine Firma aufgebaut, doch Sie wurden von einer anderen Person, die sich Ihre Firma unter den Nagel gerissen hat, auch noch ins Gefängnis gesteckt – und haben alles verloren. Was würden Sie tun, wenn Sie an sich selbst denken würden? Ich hole mir alles zurück! Das wird mein Weg sein in den nächsten Folgen…
TV DIGITAL: Wie soll die Mörderin Tanja mal abtreten – dramatisch oder im Off?
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Also, wenn Tanja mal wirklich abtritt – dann bitte unbedingt dramatisch!
TV DIGITAL: Wer ist böser: Tanja oder Clarissa?
Verbotene-Liebe-Intrigantin Isa Jank: Das kann man nicht so einfach sagen. Clarissa macht sich die Hände nicht dreckig – genau wie die Mafia. Doch unter Tanjas Fingernägeln klebt Blut. Tanja ist kriminell – das war Clarissa nie.
Verbotene-Liebe-Biest Miriam Lahnstein: Meine Figur.
TV DIGITAL: Vielen Dank, Miriam Lahnstein und Isa Jank für das Interview.
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