Kapitel 13
Christine musste bald aufbrechen, aber da sie nur ein paar Häuser von ihren Eltern entfernt wohnte, lud sie die drei Gäste ein, mit ihr zu kommen, damit Nerinda ihren Mann und ihre drei Kinder kennenlernen konnte. Der sechsjährige William stellte sich misstrauisch vor seine beiden jüngeren Geschwister, als plötzlich drei Fremde in seinem Haus standen. Doch als draußen Dannies Bellen zu ihnen ins Haus drang, trat die vierjährige Catherine mutig aus der Deckung ihres Bruders und fragte höflich, ob sie mit dem Hund spielen dürfe.
Sobald Dannie freudig auf die Kinder zusprang, war alle Skepsis gegenüber den Gästen vergessen, und selbst der kleine Johnny versuchte, Dannie Stöckchen zuzuwerfen, was ihm mit seinen kleinen Armen jedoch nur mäßig gelang. Die beiden Jungen hatten, wie ihr Vater Eric Levinson, fast schwarze Haare, sahen ihrer Mutter aber ähnlicher als die blonde Catherine, die ansonsten mehr nach ihrem Vater kam.
Mr. Levinson konnte nur kurz zu ihnen stoßen, da er in seiner Apotheke Kundschaft hatte, doch Therese hatte auch nicht den Eindruck, dass ihm viel daran gelegen war, seine Schwägerin kennenzulernen. Therese hatte von Mr. Bradley erfahren, dass Mr. Levinson zu denjenigen gehörte, die Cromwell und seine Anhänger als Verräter betrachteten. Möglicherweise wollte er deswegen nicht viel mit der Tochter von Harold Aird zu tun haben, oder vielleicht war er auch per se kein besonders herzlicher Mensch.
Im Gegensatz zu ihm fassten die Kinder schnell Vertrauen zu den Gästen und genossen, dass ihnen so viel Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Es war Nerinda anzusehen, wie sehr sie es genoss, plötzlich Tante zu sein, auch wenn die Kinder nichts davon ahnten. Es wäre zu kompliziert gewesen, ihnen den Sachverhalt zu erklären, weshalb die Erwachsenen entschieden, den Kindern, zumindest vorerst, nichts von ihrer Verwandtschaft zu erzählen.
Die Zeit verging wie im Fluge, und als schließlich die Dämmerung einsetzte, lud Christine die Gäste ein, über Nacht bei ihnen zu bleiben und erst am nächsten Morgen nach London zurückzufahren. Auch Dannie war willkommen und rollte sich zufrieden vor Thereses Gästebett zusammen.
Am folgenden Morgen mussten die Levinsons früh aufstehen, was auch die Gäste zeitig aus den Betten trieb. Nerinda verkündete beim Frühstück, sich nach Westminster zu ihrer Mutter aufmachen zu wollen und fragte Christine, ob sie mitkommen wolle. Therese blieb fast der Bissen im Hals stecken, als sie das fragte, aber glücklicherweise lehnte Christine ab. Ein derartiger Überfall machte wenig Sinn, und auch Christine musste sich erst an die neue Situation gewöhnen, bevor sie bereit war, ihrer leiblichen Mutter gegenüberzutreten.
Mr. Levinson war schon wieder in seiner Apotheke, als sich die drei Gäste herzlich von Christine und den Kindern verabschiedeten. Philippe hatte bereits vor dem Frühstück die Pferde eingespannt, sodass sie nun zügig aufbrechen konnten. Millionen von Tautropfen bedeckten noch die Wiesen und Felder, als sie Oxford verließen, aber der wolkenlose Himmel verriet schon, dass es ein warmer Tag werden würde.
„Möchten Sie uns nach Westminster begleiten, oder sollen wir Sie irgendwo absetzen, Mr. Belivet?“, erkundigte sich Philippe, als sie Stadhampton passierten.
Die ganze Fahrt über hatte Therese über nichts anderes nachgedacht, aber nun, da Philippe die Frage aussprach, fühlte sie sich davon überrumpelt. Es war, als würde erst an diesem Morgen Realität werden, dass sie eine Entscheidung fällen musste. Würde Carolyn sie überhaupt sehen wollen nach all den Jahren? Und auf wen würde Therese treffen? Wie viel war von der Carolyn, die sie damals kennengelernt hatte, noch übrig geblieben?
Therese war sich bewusst, dass sie im Laufe der Jahre eine Carolyn Aird entworfen hatte, die schließlich mehr Traumgespinst als Realität war. Es hatte als Projektionsfläche für ihre Sehnsüchte herhalten müssen, für alles, was sie im Leben nie gehabt hatte und nie haben würde. War es wirklich klug, das alles durch eine kurze Begegnung mit der Realität zu zerstören?
„Bitte Mr. Belivet, geben Sie sich einen Ruck“, bat Nerinda neben ihr. „Meine Mutter hat sich für alle unerreichbar gemacht, auch für mich.“ Sie fasste Therese am Arm. „Vielleicht wird das für den Rest ihres Lebens so bleiben, aber ist es nicht wenigstens einen Versuch wert, dass Sie sie einmal besuchen? Vielleicht bringt sie die Nachricht über ihre zweite Tochter und auch die Begegnung mit Ihnen auf andere Gedanken.“
Therese konnte Nerindas Liebe zu ihrer Mutter aus jeder Silbe heraushören. Es wäre ihr gegenüber nicht fair, einfach nach Rom zurückzufahren, nur weil sie Angst hatte. Und das hatte sie wirklich. Allein die Vorstellung, Carolyn gegenüberzutreten, versetzte Therese in solche Panik, dass es ihr den Schweiß auf die Stirn trieb. „Also gut“, gab sie nach und erntete dafür eine stürmische Umarmung von Nerinda. „Aber ich werde nicht lange bleiben.“
Während der Fahrt nach Westminster sollte Therese ihre Entscheidung noch hundert Mal bereuen. Immer wieder hatte sie den Impuls, aus dem Wagen zu springen und Philippe und Nerinda allein weiterfahren zu lassen. Doch die Tatsache, dass Carolyn sich so vom Leben abgewendet zu haben schien, hielt sie oben auf dem Wagen. Sie durfte jetzt nicht feige sein, denn Nerinda hatte recht: Es war einen Versuch wert.
Obwohl die Sonne inzwischen vom tiefblauen Himmel auf ihre Köpfe knallte, fror Therese, als sie am späten Nachmittag in Westminster eintrafen. Ihre Hände wurden eiskalt beim Anblick von Carolyns neuem Zuhause. „Hier ist es“, verkündete Nerinda und ließ sich von Philippe vom Wagen helfen. „Am besten, Sie warten erst einmal hier, Mr. Belivet. Mein Mann und ich sind sicher schon Überraschung genug für meine Mutter.“
Therese war es mehr als recht, wenn die Begegnung mit Carolyn sich noch etwas hinauszögern würde. „Gehen Sie nur hinein, Nerinda. Vielleicht will Ihre Mutter mich gar nicht sehen.“
Sie setzte sich auf einen Mauervorsprung vor dem Haus, und Dannie legte seinen braunen Kopf in ihren Schoß, während sie nervös auf Nerindas Rückkehr wartete. Ihr Blick fiel auf eine knorrige Eiche vor dem Haus, die bestimmt schon hundert Jahre alt sein musste. Was dieser Baum wohl schon alles mitangesehen hatte? Wie viel Freude, wie viele Tränen. Liebe, Streit, Eifersucht, Trauer, Hungersnöte und überfüllte Getreidekammern. Wie klein waren Thereses eigene Probleme angesichts dessen, was sich in ihrem Land abspielte. Zum jetzigen Zeitpunkt konnte niemand sagen, ob England sich zum Vorbild für alle anderen Staaten entwickeln würde, oder ob es glanzlos unterging.
Dannie wunderte sich sichtlich über die Nervosität seiner Herrin und tat sein Bestes, sie von ihren Gedanken abzulenken. Therese kraulte ihm geistesabwesend den Nacken, während sie angestrengt versuchte, genug Luft in ihre Lunge zu bekommen und ihr hämmerndes Herz zu beruhigen.
Sie versuchte, sich vorzustellen, wie Carolyn diese Straße jeden Tag auf und ab gehen würde, wie sie die Haustür öffnen und schließen würde, wie sie Eier und Gemüse am Markt kaufte. Es fühlte sich seltsam unwirklich an, dass Carolyn hier all die Jahre gelebt hatte, während Therese sich verhalten hatte, als sei sie gestorben.
Schließlich tauchten Nerinda und Philippe wieder in der Haustür auf, allerdings ohne Carolyn. Nerinda ging mit schnellen Schritten auf Therese zu und winkte ihr, sie solle ihr entgegen kommen. „Verzeihen Sie, dass es etwas länger gedauert hat“, entschuldigte sie sich. „Wir haben meiner Mutter erzählt, dass wir Besuch mitgebracht haben, aber sie wollte niemanden sehen.“
„Gut, dann sollten wir…“ Therese wandte sich zum Gehen.
„Nein, nein, Mr. Belivet.“ Nerinda hielt Therese am Ärmel fest. „Wir erklärten ihr, dass der Besuch eine sehr weite Reise auf sich genommen hat, um sie zu sehen. Deshalb hat sie jetzt, etwas widerwillig, zugestimmt. Schrauben Sie Ihre Erwartungen also nicht zu hoch.“
„Also gut.“ Therese straffte ihre Schultern. „Haben Sie Ihrer Mutter von den Bradleys erzählt?“
„Nein, noch nicht.“ Nerinda begleitete Therese zur Haustür. „Wir wollten sie nicht überfordern. Vielleicht finden Sie ja einen Weg, es ihr zu erzählen.“
„Das bezweifle ich“, murmelte Therese und blieb unschlüssig vor der Haustür stehen.
„Meine Frau und ich machen jetzt einen längeren Spaziergang“, verkündete Philippe und reichte Nerinda seinen Arm. „Und Ihren Dannie nehmen wir gleich mit.“ Der Hund sprang sofort auf, als Philippe einen Stock auf die Straße warf und schoss schwanzwedelnd der Beute hinterher.
„Viel Glück, Therese“, flüsterte Nerinda und winkte ihr, bevor sie am Arm ihres Mannes die Straße hinunterflanierte.
Therese sah den beiden mit einer Mischung aus Neid und Erleichterung hinterher. Sie würde jetzt auch lieber spazieren gehen, aber zumindest besaßen die beiden das Taktgefühl, sie mit Carolyn allein zu lassen. Schlimmer als die letzten 15 Jahre würde es kaum werden können, also beschloss Therese, es schnell hinter sich zu bringen. Ein letztes Mal zupfte sie ihren Anzug zurecht, dann trat sie durch die weiße Haustür in einen Flur mit dunklen Steinfliesen. Von dort aus gingen verschiedene Türen ab, und Therese schätzte, dass sich hinter der großen Flügeltür gegenüber der Haustür der Wohnraum verbarg. Links und rechts im Flur standen Möbelstücke, die Therese zum Teil noch aus dem Essex House kannte, doch viele schienen neuere Anschaffungen zu sein.
Therese blieb vor der Flügeltür stehen und klopfte vernehmlich. Ehe der Mut sie verließ, trat sie ohne die Antwort abzuwarten, ein. Tausend Mal hatte sie sich diesen Moment vorgestellt, und trotzdem traf sie der Anblick von Carolyn Aird so unvorbereitet wie am ersten Tag. Carolyn stand gegenüber am Fenster und drehte sich um, als sie das Knarren der Tür hörte. Ihr Haar hatte ein paar graue Strähnen bekommen, und sie war schmaler als damals. Aber es war unverkennbar Carolyn Aird, die Therese mit ihren blauen Augen ungläubig entgegenstarrte.
„Mr. Belivet?“ Carolyns Stimme war rauer und tiefer als früher. Man hörte, dass sie sie nicht oft benutzte.
Therese schloss mit zitternden Händen die Tür hinter sich. „Nerinda und Philippe sind spazieren gegangen“, sagte sie und schaute vorsichtig zu Carolyn hinüber. „Darf ich nähertreten?“
Sie war nicht sicher, ob Carolyn ihre Frage gehört hatte, denn die stand immer noch am Fenster und reagierte nicht. „Carolyn?“
Endlich regte sich etwas in Carolyns Gesicht. „Therese?“
Plötzlich war alles, was Therese sich überlegt hatte, null und nichtig. Ehe sie sich versah, eilte sie zu Carolyn und schloss sie in die Arme. Sofort drang der vertraute Duft in ihre Nase, den sie unter tausenden wieder erkannt hätte. Sie spürte Carolyns Hände auf ihrem Rücken und ihre schmalen Schulterblätter unter ihren eigenen Fingern.
„Ich muss mich setzen“, flüsterte Carolyn nach einer Weile und führte Therese zu einem Sofa, das diese noch aus dem Essex Houses kannte. Es hatte in dem Raum neben dem Musikzimmer gestanden und Therese hatte seine Schönheit schon damals bewundert.
Erst jetzt, da sie Carolyns Gesicht aus der Nähe sehen konnte, erkannte Therese, wie sehr sie sich verändert hatte. Blass und viel zu dünn war sie geworden, und der bittere Zug um ihren Mund war früher noch nicht dagewesen.
Therese griff nach Carolyns Hand und drückte sie. Wie früher spürte sie die Berührung in jeder Faser ihres Körpers. „Es ist schön, dich zu sehen“, sagte sie leise. Sie konnte nicht fassen, wie vertraut sich Carolyn anfühlte. Nach all den Jahren lagen Welten zwischen ihnen, das merkte sie sehr wohl. Aber trotzdem war da etwas Zeitloses, Überdauerndes, das sie nicht greifen konnte.
Carolyn sagte kein Wort, aber ihre Miene verriet Schock und Verwirrung. Therese wusste nicht einmal, ob sie sich freute, sie zu sehen. Es war etwas Distanziertes in Carolyns Haltung, dass Therese ihre Hand zurückziehen ließ.
Sie saßen stumm beieinander und Therese versuchte vergeblich, sich zu erinnern, was sie hatte sagen wollen. Ihr Kopf war wie leergefegt, und gleichzeitig platzte er vor lauter Fragen. Therese griff nach dem ersten Strohhalm, den sie in ihrem Hirn zu fassen bekam. „Es tut mir leid, dass dein Ehemann gestorben ist“, sagte sie bedauernd. „Nerinda hat es mir erzählt.“
Carolyn schaute sie irritiert an. „Hast du davon nicht gehört? Die ganze Welt hat darüber gesprochen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Die Trauerfeier hat hier in der Westminster Abbey stattgefunden. Es war ein Staatsakt.“
„Ich… ich war in Bayern zu dieser Zeit…“, murmelte Therese zerknirscht. „Während des Krieges sind nur selten Nachrichten dorthin durchgedrungen. Ich wusste nicht einmal, ob meine Schwestern noch leben.“
„Tun sie es denn?“
Therese wusste genau, dass das nicht nur echtes Interesse, sondern auch eine von Carolyns Strategien war, um von sich abzulenken. Aber das war ihr zuzugestehen, schließlich hatte Therese sich nicht angekündigt. „Ja, es geht ihnen wohl allen gut, soweit ich weiß“, antwortete Therese und versuchte, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
„Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?“
„Vor fünfzehn Jahren.“ Therese senkte die Lider unter Carolyns prüfendem Blick. „Als ich England verlassen habe.“
Carolyn erhob sich mit einem Ruck. „Du bist nie wieder in England gewesen?“ fragte sie ungläubig. „Ich denke, deine Familie ist dir so wichtig.“
Therese traute sich nicht, sie anzusehen. Was sollte sie dazu sagen? Es war zu einfach, nur dem Schicksal die Schuld zu geben, oder dem Krieg. Sie hatte es jahrelang vermieden, hierher zu reisen, weil sie Angst gehabt hatte, nicht standzuhalten, wenn sie in Carolyns Gegend gekommen wäre. Dann hätte das ganze Elend nur wieder von vorn begonnen, und das hätte niemandem geholfen.
Carolyn rollte mit den Augen und ging zur gegenüberliegenden Seite des Zimmers, wo das Cembalo stand. „Wie kommt es, dass du dich jetzt plötzlich meldest?“, fragte sie, hörbar verärgert. „All die Jahre wusstest du, wo ich war. Kannst du dir vorstellen, wie lange ich gewartet habe?“ Sie fuhr sich durch ihre weißen Haare, eine Geste, die Therese so vertraut war, als hätten sie sich noch gestern gesehen. „Alles, worum ich dich gebeten habe, war, ab und zu einmal vorbeizukommen“, sagte sie bitter. „Aber du bist nie gekommen. Nicht ein einziges Mal. Ich wusste nicht mal, ob du noch lebst."
Eine lang unterdrückte Wut brach sich in Therese Bahn, und sie schoss vom Sofa hoch. Was maßte Carolyn sich an? Sie hatte hier ihr Nest und ihre Familie, die Therese nie gehabt hatte. „Und wie hattest du dir diese Begegnungen vorgestellt?“, fragte sie gereizt. „Dass ich dabei zusehe, wie du hier mit deinem Ehemann lebst?“ Sie ging mit forschen Schritten zur Tür. „Ich habe auch ein Herz“, schleuderte sie Carolyn entgegen.
„Meine Ehe hatte keine Bedeutung, und das wusstest du“, schoss Carolyn zurück.
„Du hast deinen Ehemann immer unterstützt, wie es sich für eine gute Gemahlin gehört.“ Therese fasste nach dem Türgriff. „Ich werfe dir das nicht vor. Es ist sicher ein Segen für unser Land gewesen. Aber ich hatte in deinem Leben keinen Platz.“
„Du hattest den größten Platz von allen“, sagte Carolyn leise. „Weißt du nicht, dass ich dich geliebt habe?“
Thereses Hand sank kraftlos vom Türgriff, als alle Energie sie zu verlassen schien. „Warum hast du mich dann damals abgewiesen?“, fragte sie mit einer letzten Spur von Trotz.
„Es hätte dich dein Leben kosten können.“ Carolyn schüttelte den Kopf über Thereses Frage. „Für wie verrückt hältst du mich?“
„Es wäre mein Leben gewesen“, stieß Therese hervor. „Ich hätte es riskiert… für jeden einzelnen Moment… mit dir.“ Sie merkte auf einmal, wie müde sie war. Müde des Streits, müde von allem, müde von ihrem eigenen Leben.
„Ich konnte nicht riskieren, dich zu verlieren.“ Auch Carolyn klang erschöpft und resigniert. Es schien immer wieder um dasselbe Thema zu gehen. „Kannst du das nicht verstehen?“
„So hast du mich erst recht verloren.“ Therese sagte die Worte mit einer Mischung aus Trotz und Frustration. Natürlich konnte sie Carolyns Beweggründe nachvollziehen, aber das hieß nicht, dass es nicht wehtat.
„Aber du bist wenigstens am Leben.“ Carolyns Stimme zitterte. „Und ich konnte mich um meine Tochter kümmern.“
Therese schaute zur Decke, um Carolyns Blick auszuweichen. Ihre Argumente drehten sich im Kreis, und wenn Therese noch länger blieb, würde es nur schlimmer werden. „Ich musste weggehen“, sagte sie und öffnete die Tür. „Aber es ist mir trotzdem nie gelungen, dich zu vergessen.“
Sie wollte gerade den Raum verlassen, da hörte sie Carolyns Schluchzen. Das leise Geräusch zerriss ihr das Herz und ließ ihren Widerstand in sich zusammenfallen wie ein Kartenhaus.
In drei Schritten war sie bei Carolyn, aber diese hob abwehrend die Hände, als Therese sich näherte. „Warum bist du gekommen, Therese?“, fragte sie mit brüchiger Stimme.
Ja, warum war sie gekommen? Vor einer Stunde hätte Therese diese Frage noch eindeutig beantworten können. Aber jetzt? Allmählich wurde ihr klar, dass sie weder für Nerinda gekommen war noch für Carolyn. Sie war für sich selbst gekommen, für sich ganz allein.
Tief in ihrem Innern hatte sie immer gewusst, dass sie mit ihren Gefühlen für Carolyn nie wirklich abgeschlossen hatte. Auch wenn immer klar war, dass Carolyn ihre Familie niemals verlassen würde, hatte ihr Herz nicht aufgehört, sie zu vermissen. Trotzdem war Therese nie anmaßend genug gewesen, um sich einzubilden, dass Carolyn noch an sie denken könnte. Schließlich hatte diese ihre Entscheidung getroffen, und auch sie hatte mit den Konsequenzen weiterleben müssen.
Und während Carolyn vor ihr stand und auf eine Antwort wartete, wurde Therese klar, dass sie niemals frei sein würde, wenn sie jetzt nicht für Klarheit sorgte. Mit aller Kraft kämpfte sie gegen ihre Furcht und schaute mutig in die blaugrauen Augen, die sie so sehr vermisst hatte. „Würdest du mich denn noch wollen?“, fragte sie so leise, dass sie Sorge hatte, Carolyn hätte sie nicht gehört.
Aber Carolyn hatte sie gehört. „Wie kannst du das fragen?“, flüsterte sie.
Carolyn sagte noch etwas anderes, aber das Rauschen in Thereses Ohren übertönte den Rest ihres Satzes. Alles, was Therese mitbekam, war, dass Carolyn einen Schritt auf sie zuging und ihre Hände ergriff. Und Therese tat das einzige, was ihr in ihrem benebelten Zustand möglich war: Sie küsste Carolyn. Erst ihre Wange, dann ihre Stirn, die hellen Augenbrauen, die Nase, den Mund.
Es war keine Frage in Thereses Kuss, kein Suchen, kein Zögern. Sie tauchte mitten hinein wie in ein urvertrautes Gewässer, und als sie Carolyns Seufzen hörte, zersprang der eiserne Ring, der jahrelang ihr Herz umgeben hatte, in einem einzigen Moment in tausend Stücke.
„Wann kommen Nerinda und Philippe zurück?“ Carolyn lehnte ihr Stirn an Thereses.
„Das wird noch länger dauern“, antwortete Therese vage. Carolyn konnte ja nicht wissen, dass die beiden ihnen absichtlich Zeit ließen.
„Wann wirst du wieder fahren?“
„Ich kann noch bleiben.“
„Das ist gut.“ Zum ersten Mal sah Therese Carolyn lächeln und der Anblick raubte ihr den Atem. Mehr als ihre Berührungen, mehr als ihr Kuss war es dieses Lächeln, das die jahrelange Last von Thereses Schultern hob.
„Weine nicht”, flüsterte Carolyn und wischte eine einzelne Träne von Thereses Wange.
„Können wir woanders hingehen?“ fragte Therese zurück. Sie fühlte sich, als würde sie jeden Moment zusammenbrechen.
„Wo möchtest du hingehen?“ Carolyn küsste sanft ihre Lippen und der Boden begann unter Therese zu schwanken.
„Überall.“
„Nach oben?“
„Ja. Bring mich ins Bett.“
Ohne ein weiteres Wort nahm Carolyn Thereses Hand und führte sie nach oben in ihr Schlafzimmer. Therese sah aus dem Augenwinkel das Portrait über dem Toilettentisch hängen, das sie vor vielen Jahren von Carolyn gemalt hatte. Aber sie war zu überwältigt, um es wirklich zu realisieren. Carolyns Lippen waren in ihrem Nacken und Therese fühlte sich, als würde sie sterben.
Schweigend zogen sie sich gegenseitig aus, und Therese drückte Carolyn in die weiche Matratze. Es fühlte sich so unwirklich an, dass sie wirklich hier war. In England. In Westminster. Bei Carolyn.
Carolyn drehte Therese auf den Rücken und begann, ihren nackten Körper mit Küssen zu bedecken. Thereses Haut glühte unter ihren Lippen, und das Blut in ihren Adern schien anzuschwellen wie heiße Lava. Wie hatte sie nur vergessen können, was Carolyn in ihr auslöste? „Ich liebe dich, Carolyn“, flüsterte sie und stöhnte auf, als ihre beiden Geschlechter sich berührten. „Ich habe dich immer geliebt.“ Sie konnte fühlen, wie feucht Carolyn war, und sie rieb ihre eigene Scham gegen Carolyns. Übermannt von einer Welle von Begehren, drängte sie sich stärker an Carolyn, fand einen Rhythmus, bis Carolyn zurückwich.
„Nein, bitte…“ Carolyn ließ von Therese ab und legte sich neben sie. „Nicht so schnell, Therese“, bat sie atemlos. „Es ist zu viel…“
Therese beugte sich zu ihr und küsste sie voller Leidenschaft. „Wenn ich langsamer mache, überlebe ich es nicht“, flüsterte sie in Carolyns Ohr. „Ich sterbe, wenn ich dich nicht berühren kann.“
„Dann berühr mich“, flüsterte Carolyn zurück. „Nur nicht… hier.“ Sie zog Thereses Hände von ihren Schenkeln weg. „Berühr mich, Therese.“
Therese ließ sich mit ihrem gesamten Gewicht auf Carolyn nieder. Auch die letzte Zelle in ihrem Körper sollte fühlen, dass Carolyn da war. Dass das hier kein Traum war, und dass sie sich dieses Mal nicht davonschleichen musste wie ein Dieb, der sich etwas zu Unrecht genommen hatte. „Ist es so besser?“, flüsterte Therese und biss sanft in Carolyns Unterlippe.
„Hmmm“, flüsterte Carolyn und seufzte, als Therese zu der Stelle unter ihrem Ohr wanderte, die so besonders empfindlich war. „Du musst mir Zeit geben“, stieß Carolyn hervor. „Vor einer Stunde dachte ich noch, ich würde dich niemals wiedersehen.“
Therese wanderte zu Carolyns anderem Ohr. Natürlich konnte sie Carolyn verstehen, aber es war so schwer, das aufgewachte Biest in ihr zurückzuhalten. Fünfzehn Jahre lang hatte sie der Versuchung widerstanden, Carolyn zu sehen, und nun konnte sie nicht einmal ein paar Augenblicke warten, um ihr ganz und gar nahe zu sein. „Versprich mir, dass wir uns morgen sehen“, wisperte sie, als sie mit ihrem Gesicht Carolyns Hals entlangwanderte.
„Du hast vorhin meine Frage nicht beantwortet.“ Carolyn schloss die Augen, als Therese nun ihren Nacken küsste. „Wie lange kannst du bleiben?“
„Das kommt darauf an…“ Therese hob den Kopf, um Carolyn in die Augen schauen zu können.
„Auf was?“ Carolyn strich ihr zärtlich eine Strähne aus der Stirn.
Als Therese nicht antwortete, schob sie ihre Hand in Thereses und verschränkte ihre Finger miteinander. „Dieses Haus hier…“ Sie zeigte mit dem Kopf in Richtung Tür. „... ist groß genug für zwei, und ich dachte… Ich dachte, vielleicht könntest du dir vorstellen, hier mit mir zu leben?“
„Als dein Liebhaber?“ Therese beugte sich zu ihr und küsste ihre Stirn. „Wie soll das gehen? Du bist eine Lady und ich nur ein Künstler.“
„Nein, nicht als Künstler.“ Carolyns Augen verrieten Unsicherheit, aber sie hielten Thereses Blick stand. „Als eine Freundin.“
„Eine Freundin?“ Therese löste ihre Hand aus Carolyns und setzte sich aufrecht im Bett hin. „Das ist verrückt!“
„Nein, keineswegs.“ Carolyn richtete sich nun ebenfalls auf. „Überleg doch mal, Therese. Niemand würde Verdacht schöpfen.“
Therese ließ sich auf den Rücken fallen wie ein steifes Brett und starrte an die Decke. Carolyns Vorschlag war ungeheuerlich, aber nicht vollkommen von der Hand zu weisen. „Lady Carolyn und Therese, die Weberstochter, als Freundinnen?“, fragte sie stirnrunzelnd. „Wie soll das möglich sein?“
Aber Carolyn ließ sich nicht beirren. „Du weißt mehr von der Macht der Kleidung als jeder andere,“ sagte sie unbeeindruckt. „Also ziehen wir dir schöne Kleider an, und dann fragt niemand mehr näher nach.“
„Und was ist mit meiner Malerei?“ Therese wusste sofort, dass sie dieses Opfer bringen würde, wenn es die Umstände verlangten. Aber es würde sehr, sehr schwer werden. Ihre Seele brauchte das Malen wie die Luft zum Atmen.
„Was immer du willst.“ Carolyn legte sich zu ihr und stützte ihren Kopf auf ihre Hand. „Das Erbe, das Harold mir vermacht hat, reicht dafür aus, dass wir beide davon leben könnten. Aber ich würde dich keinesfalls halten wollen, wenn du von Zeit zu Zeit als Theodore Belivet ausziehst, um Porträts zu malen – solange du nur immer wieder zu mir zurückkommst…“
Therese schloss die Augen, als die Gedanken zu schnell durch ihren Kopf zu rasen drohten. Unwillkürlich musste sie an den Moment denken, als sie im Essex House vor Carolyns Spiegel gestanden hatte. Die Sehnsucht, die sie gespürt hatte, der Wunsch, endlich sein zu können, wer sie wirklich war. Dieses Begehren hatte Therese genauso fest in sich eingeschlossen wie ihre Gefühle für Carolyn.
Würde sie überhaupt in der Lage sein, als Frau zu leben nach all der Zeit? Und nicht nur als Frau sondern als eine Lady? In ihrem Leben würde sich von heute auf morgen alles verändern. Im Grunde müsste sie eine Lüge durch eine andere austauschen, aber es wäre ein Weg, um mit Carolyn zusammen zu sein. Außerdem wäre diese Lüge deutlich kleiner, denn niemand verlangte, dass sie sich einen ehrenvollen Stammbaum ausdachte. Sie würde einfach nur „die Freundin Therese Belivet“ sein, und von Zeit zu Zeit würde sie als Theodore Belivet durch die Welt pilgern, um Porträts zu malen.
„Ich verstehe, wenn du dein Leben nicht aufgeben möchtest“, sagte Carolyn sanft. „Ich weiß ja, wie viel dir die Malerei bedeutet. Die halbe Welt will von dir porträtiert werden“, fügte sie lächelnd hinzu. „Ich bin mir bewusst, dass es ein egoistischer Vorschlag ist.“
Therese schüttelte stumm den Kopf. Sie hielt ihre Augen immer noch geschlossen, weil in ihrem Kopf alles drunter und drüber ging. „Meine Malerei hat mir geholfen zu überleben“, sagte sie langsam. „Aber lebendig fühle ich mich nur mit dir.“
Es hörte sich seltsam an, schließlich hatten sie nicht mehr als ein paar Wochen ihres Lebens miteinander verbracht. Aber es war die Wahrheit. Therese öffnete die Lider und errötete, als sie die Liebe in Carolyns Augen sah. „Ich weiß, was du meinst“, lächelte sie. „Nerinda sagt, dass ich nie wirklich gegangen bin“, murmelte Therese, ein wenig verlegen. „Und ich fürchte, dass sie damit Recht hat.“
Sie hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da wich Carolyn abrupt zurück. „Nerinda?“, fragte sie, sichtlich erschrocken. „Was hat Nerinda damit zu tun?“
Therese seufzte, als mit einem Schlag zurückkam, warum sie ursprünglich gekommen war. Wie sollte sie Carolyn erklären, was alles geschehen war? „Das ist eine längere Geschichte“, sagte sie vorsichtig.
„Therese.“ Carolyn rückte noch weiter von ihr ab. „Was ist hier los?“, fragte sie unwirsch. „Nerinda tat so, als hättet ihr euch hier zufällig getroffen. Hat sie dich etwa gebeten, mich zu besuchen?“
„Ja, in gewisser Weise“, musste Therese zugeben. „Aber ich wäre nicht gekommen, wenn ich es nicht selbst gewollt hätte.“
„Aha, ich verstehe.“ Carolyns Stimme bebte vor Ärger. „Das ist also nur einer von Nerindas Wir-müssen-Mutter-aus-ihrer-Melancholie-herausholen-Plänen. Sag schon, Therese, hat sie dir Geld angeboten?“
„Nein, natürlich nicht.“ Therese musste hilflos zusehen, wie Carolyn sich hinter einer dicken Mauer verschanzte und sie davor stehen ließ. „Carolyn, bitte…Lass es mich erklären…“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das hören will.“ Carolyn war dabei, aus dem Bett zu steigen, aber Therese hielt sie am Arm fest.
„Bleib hier und hör mir zu“, sagte Therese mit einer Autorität, die sie sich selbst nicht zugetraut hätte. Aber sie hatte den Effekt, dass Carolyn tatsächlich zurück ins Bett sackte und die Arme vor ihrem Oberkörper verschränkte.
„Was immer du zu sagen hast, tue es schnell“, sagte sie kühl. „Ich mag meine Zeit nicht vergeuden.“
Therese hätte sie so gern in den Arm genommen, aber sie wusste, dass Carolyn das nicht zulassen würde. „Bitte versprich mir, dass du mir bis zum Ende zuhören wirst“, sagte sie eindringlich, was Carolyn nur noch misstrauischer machte. Unentschlossen schaute sie an Therese vorbei zu der Wand, wo das Porträt hing. Es hatte nichts von seinem Glanz verloren, und die Tatsache, dass Carolyn dieses Porträt mitgenommen und sogar in ihr Schlafzimmer gehängt hatte, ließ Thereses Herz vor Stolz und Glück anschwellen.
Mit einem kurzen Nicken gab Carolyn ihre Zustimmung, und Therese holte tief Luft, als sie sich innerlich für alles wappnete, was nun folgen konnte. „Nerinda hat mich in Rom besucht“, begann sie und ignorierte bewusst Carolyns Stirnrunzeln. „Sie hatte ein Anliegen und wollte, dass ich ihr dabei helfe.“
„Was für ein Anliegen?“, fragte Carolyn betont gelangweilt, aber Therese ließ sich von ihrer Kühle nicht täuschen. Carolyn interessierte brennend, warum ihre Tochter den beschwerlichen Weg von Paris nach Rom auf sich genommen hatte. Wie sollte sie auch ahnen, was der Grund dafür gewesen war.
„Carolyn…“ Therese machte eine hilflose Geste. „Ich kann das nicht erzählen, ohne deine Hand zu halten.“ Sie wartete einen Moment, um Carolyn Zeit zu geben. „Kannst du mir das bitte gewähren?“
Carolyn drehte sich flach auf den Rücken und hielt Therese ihre Hand hin wie einen Gegenstand, der nicht zu ihr gehörte. Sie schloss die Augen, als Therese ihre Handinnenfläche küsste, sagte aber nichts.
„Es geht um etwas ganz anderes, als du denkst“, erklärte Therese und zog Carolyns Hand an ihre Brust. „Sie ist nicht deinetwegen gekommen, aber es betrifft dich auch. Deshalb bitte ich dich nochmals, dass du mir bis zum Ende zuhörst.“
Carolyn warf ihr einen misstrauischen Blick zu, leistete aber keinen Widerstand.
Therese hatte keine Ahnung, wie sie die nächsten Sätze sagen sollte, ohne sie zu sagen. Aber es gab nur eine einzige Richtung, und die war nach vorn. „Du erinnerst dich, dass Nerinda während ihrer Verlobungszeit verschiedene Lazarette besucht hat?“
Carolyn nickte stumm, und Therese konnte ihr ansehen, dass sie sich, wie damals Therese auch, fragte, was Nerindas Lazarettbesuche mit ihrer Reise nach Rom zu tun haben sollten.
Vor lauter Aufmerksamkeit für Carolyn hatte Therese angefangen, flach zu atmen und sie zwang sich innerlich zur Ruhe, als sie ein Anflug von Schwindel überkam. „Bei diesen Lazarettbesuchen“, fuhr sie fort, „hat Nerinda eine Patientin getroffen, die an Typhus erkrankt war. Diese Patientin hatte eine erstaunliche Ähnlichkeit mit ihr selbst, und auch Philippe ist diese Ähnlichkeit aufgefallen.“
Therese beobachtete Carolyn vorsichtig von der Seite, aber diese lag nur reglos auf ihrem Rücken und hörte Therese mit versteinerter Miene zu. „Nerinda erzählte mir, sie habe sich schon als Kind gefragt, wieso sie keine älteren Geschwister hatte, denn sie wusste ja, dass ihre Eltern schon viele Jahre verheiratet waren.“
Zum ersten Mal registrierte Therese Unruhe in Carolyns Gliedern und beeilte sich fortzufahren. „Deshalb hatte sie den Verdacht, dass die Frau, die sie in dem Lazarett getroffen hatte, ihre Schwester sein könnte.“
Carolyn schloss ihre Augen, aber ihr starrer Körper war so angespannt wie ein Bogen unmittelbar vor dem Schuss. Sie lag regungslos da, und reagierte auch nicht, als Therese die Fingerknöchel ihrer Hand küsste, bevor sie sie zurück an ihr Herz legte.
„Du hast versprochen, mir zuzuhören“, erinnerte Therese sie leise. „Nerinda hat wohl Versuche unternommen, mit dir darüber zu sprechen, aber das ist ihr nicht gelungen. Also hat sie in ihrer Verzweiflung angefangen, Auszüge aus deinen Tagebüchern zu lesen.“
„Was?“ Carolyn riss die Augen auf und versuchte, sich von Therese loszureißen. Doch diese hielt sie mit aller Kraft fest, sodass Carolyn schließlich frustriert in ihr Kissen zurücksank. „Wie kann sie es wagen?“, stieß sie hervor.
„Deine Tochter war verzweifelt, Carolyn. Sie konnte dich nicht mehr erreichen.“ Therese war sehr wohl bewusst, dass es nicht zu entschuldigen war, was Nerinda getan hatte. Natürlich war Carolyn zu Recht erbost über diesen Vertrauensbruch. Aber sie sollte zumindest verstehen, dass Nerinda alle anderen Wege versucht hatte. „In den Tagebüchern hat sie wohl auch von uns gelesen.“
„Oh Gott“, stöhnte Carolyn und legte ihre Hand auf ihre Augen.
Therese beeilte sich, so schnell wie möglich weiterzuerzählen, bevor Carolyn sie aus dem Raum werfen würde. „Deshalb weiß sie, dass ich eine Frau bin“, erklärte sie. „Und deine Dienstbotin Abigail hat sie wohl auch darin bestärkt, mich aufzusuchen und mir Fragen zu stellen.“
„Abigail?“ Carolyns Augen blitzten vor Wut. „Nerinda hat hinter meinem Rücken mit Abigail gesprochen?“
„Carolyn.“ Therese drückte sie mit sanfter Kraft wieder auf die Matratze zurück. „Du darfst nicht unterschätzen, wie sehr du dich vor den Menschen, die dich lieben, verschlossen hast. Natürlich hat das Konsequenzen.“
„Willst du damit sagen, dass ich selbst schuld bin, dass in meinen Tagebüchern gelesen wird und Menschen sich hinter meinem Rücken verbünden?“ Carolyn wurde immer aufgebrachter.
„Nein, natürlich nicht.“ Therese warf einen besorgten Blick zur Tür. Hoffentlich hielten Nerinda und Philippe sich an ihr Versprechen, länger fortzubleiben. Womöglich würde Carolyn sie alle drei aus dem Haus werfen, wenn sie jetzt zur Tür hereinkamen. „Es war nicht richtig, was Nerinda getan hat. Daran besteht kein Zweifel“, betonte Therese und legte ihre Arme um Carolyn, ehe sie sich wehren konnte. „Aber wer was warum gemacht hat, können wir später besprechen. Das Wichtige ist, dass Nerinda mir eine Frage gestellt hat und ich ihr diese Frage beantwortet habe.“ Therese fühlte Carolyn in ihren Armen erstarren und zog sie nur noch fester an sich. „Nerinda hatte die Frau, um die es ging, schon vor längerer Zeit ausfindig gemacht“, erklärte sie. „Aber sie wollte erst eine Bestätigung haben, bevor sie etwas unternehmen würde. Und als ich ihr diese gegeben habe, sind Nerinda und Philippe nach Oxford gereist, um der Frau einen Besuch abzustatten. Und ich habe sie dabei begleitet.“
Jetzt erst lockerte Therese ihren Griff, behielt aber beide Arme um Carolyn. „Deine älteste Tochter Maria ist am Leben, Carolyn“, sagte sie leise. „Sie ist wohlbehütet bei einem Arzt in Oxford aufgewachsen – sehr nette Menschen, wir haben sie kennengelernt – und inzwischen ist sie mit einem Apotheker verheiratet. Sie heißt Christine Levinson, und sie würde dich gern kennenlernen.“
Therese löste ihre Umarmung vorsichtig, als sie merkte, dass etwas nicht stimmte. Carolyn schien sich in einer Art Schockzustand zu befinden. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie rang nach Luft, als ob sie ertrinken würde.
„Carolyn?“ Besorgt nahm Therese ihr Gesicht in beide Hände und bedeckte es mit Küssen. Als Carolyn nicht reagierte, zog sie sie so fest in ihre Arme, dass sie Angst bekam, ihr wehzutun. „Bitte sag doch was, Carolyn“, flehte sie. „Komm zurück zu mir.“
Plötzlich fühlte Therese ein Zittern, und erst auf den zweiten Blick realisierte sie, dass es Carolyn war. Ihr ganzer Körper schien sich aufzubäumen, zitterte und bebte, und Therese hielt sie so fest sie konnte. „Sschhhhh, Carolyn“, flüsterte sie immer wieder. „Alles wird gut. Du wirst sehen.“
Das Beben schien kein Ende zu nehmen, und Therese wusste nicht, was sie anderes tun sollte, als liegenzubleiben und nicht von Carolyns Seite zu weichen. Endlich wurde das Zittern weniger und verwandelte sich nach und nach in ein Schluchzen. Der ganze Körper wurde von Schluchzern geschüttelt, und Therese flüsterte ihr immer wieder leise Worte ins Ohr und küsste ihr die Tränen von den Wangen.
Endlich ebbte auch das Schluchzen ab, und es wurde still im Schlafzimmer. Nur die unregelmäßigen Atemzüge der beiden Frauen waren zu hören. „Was ist mit Anna?“, durchbrach Carolyns raue Stimme die Stille. „Habt ihr irgendetwas erfahren?“
Therese küsste ihre feuchte Wange, erleichtert, dass Carolyn wieder ansprechbar schien. „Wir wissen nicht, ob sie am Leben ist oder nicht, aber wir haben den Namen eines Mannes, den wir fragen könnten. Dieser Mann lebte bis vor einigen Jahren in Rom, und ich werde Erkundigungen einholen, sobald ich wieder dort bin.“
Carolyn atmete schwer in Thereses Armen. „Und Maria möchte mich wirklich sehen?“
„Christine? Ja, das hat sie gesagt. Sie wartet auf deine Einladung.“ Therese fuhr mit den Fingerkuppen über Carolyns Augenbrauen und hinterließ kleine Küsse, wo sie gerade gewesen war. Auf Carolyns Haut standen noch winzige Schweißperlen von der körperlichen Anstrengung, und ihre Haare klebten an ihrer Schläfe. „Und noch etwas“, fügte Therese hinzu. „Christine hat drei Kinder - zwei Jungen und ein Mädchen. Du hast also sozusagen Enkelkinder, auch wenn die drei es nicht wissen, und es vielleicht auch nicht erfahren werden.“ Sie küsste Carolyns nasse Schläfe. „Die Jungen sehen dir ähnlich.“
Carolyns Augen füllten sich mit Tränen. „Ich bin so erschrocken über mich selbst“, sagte sie leise. „Ich habe gar nicht gemerkt, wie sehr ich mich zurückgezogen haben muss. Und ich habe nicht gemerkt, dass mich selbst meine eigene Tochter nicht mehr erreichen konnte.“ Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nässe von der Wange. „Was muss ich Nerinda damit angetan haben? Ausgerechnet dem Kind, das mir geblieben ist. Sie ist doch mein ein und alles…“
„Nerinda weiß, dass sie dir das Wichtigste auf der Welt ist.“ Therese unterbrach Carolyns Selbstvorwürfe mit einem Kuss. „Aber es würde sie bestimmt freuen, wenn ihr wieder mehr Zeit miteinander verbringen könntet.“
„Ja, das sollten wir.“ Carolyn runzelte die Stirn. „Ich habe die letzten Jahre darüber getrauert, was ich nicht haben konnte, anstatt mich an dem zu erfreuen, was ich hatte.“ Sie beugte sich zu Therese und küsste sie zärtlich. „War es nicht gerade das, was ich dir damals vorgeworfen habe?“
„Ich erinnere mich nicht mehr genau“, antwortete Therese vage, obwohl sie natürlich jedes einzelne Wort von Carolyns Briefen auswendig kannte. Aber das brauchte Carolyn nicht zu wissen. „Es ist wichtiger, nach vorn zu schauen als zurück“, sagte sie diplomatisch.
„Und was siehst du, wenn du nach vorn schaust?“ Carolyns Frage war ruhig ausgesprochen, aber Therese merkte, dass sie den Atem anhielt.
„Ich sehe ein Leben in Westminster…in diesem Haus…“, sagte sie zögernd und hoffte, dass Carolyn dasselbe sah, auch nach allem, was sie ihr erzählt hatte. „… an der Seite des Menschen, den ich liebe.“ Sie wandte ihr Gesicht ab, als Carolyn nichts sagte. „Und was siehst du?“, hakte sie nach.
Carolyn beugte sich zu ihr und küsste ihre Schulter. „Leben.“
Und plötzlich fühlte Therese ein Glück in sich wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Ja, sie würde mit Carolyn in Westminster wohnen. Auf einmal gehörte sie irgendwo hin. Sie würde ein Heim haben, ein Zuhause, und vielleicht sogar eine Art Familie. Und einen Menschen, der ihr alles bedeutete.
Es würde sich einiges ändern in den nächsten Monaten. Die Vorstellung, weniger zu arbeiten, gefiel Therese besser, als sie gedacht hätte. Schließlich hatte sie schon so viele Porträts in ihrem Leben gemalt, dass sie sich ohne Probleme für längere Zeit zurückziehen konnte, um sich in London der Landschaftsmalerei zu widmen. Es gab noch so vieles zu entdecken, so viele Szenen, die sie festhalten wollte.
Und sie würde ihre Schwestern wieder häufiger sehen. Sie würde mit Beth wieder sinnlose Wetten abschließen, und sie würde endlich die Ehemänner von Eda und Martha kennenlernen. Und sie könnte sich um die alte Weberei kümmern und vielleicht sogar ihr Elternhaus wieder bewohnbar machen.
„Harold hat mir so viel Geld vermacht“, unterbrach Carolyn ihre Gedanken. „dass ich schon länger überlege, ob ich es nicht für wohltätige Zwecke zur Verfügung stellen sollte.“
„Das ist eine wunderbare Idee.“ Therese küsste Carolyns weißen Haaransatz. Sie konnte immer noch nicht glauben, dass sie wirklich hier bei ihr lag. Sie waren beide älter geworden, hatten sich verändert, aber irgendwas Großes, Entscheidendes war unverändert geblieben, und jung wie am ersten Tag. „An was dachtest du denn?“
„Vielleicht an ein Heim für Waisenkinder?“ Carolyn nagte nachdenklich an ihrer Unterlippe. „Meinst du, das würde mir guttun?“
„Ich glaube sogar, dass dir das sehr guttun würde.“ Therese gefiel die Idee großartig und sie stieß Carolyn neckend in die Seite. „Die Kinder wären bestimmt auch dankbar für jemanden, der sich mit Arzneien auskennt.“
Carolyn lächelte, und wieder schwiegen sie eine ganze Weile. „Therese?“, fragte Carolyn schließlich, als Therese sich tiefer in ihre Halsbeuge kuschelte. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“
„Jeden.“
„Können wir da weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben?“
Es war nur ein Satz, aber er hatte die Macht, Therese sofort in Flammen zu versetzen. Doch die Hast und das Drängen, das sie vorhin noch gespürt hatte, waren verschwunden. Sie hatten alle Zeit der Welt miteinander, und Therese genoss es in vollen Zügen, Carolyn mit all ihren Sinnen in sich aufzunehmen. Ihr zurückzugeben, was sie ihr gab, ihr das höchste Glück zu bereiten und selbst vor Glück fast zu zerspringen. „Du wirst mich jetzt nicht mehr los“, flüsterte sie, als sie zitternd in Carolyns Arme sank.
„Das ist auch gut so“, sagte Carolyn und küsste sie zärtlich. „Denn ich liebe dich, Therese Belivet.“
* * *
Ein lautes Klopfen riss Therese aus ihrem Schlummer, und sie fuhr desorientiert aus dem Bett hoch. Erst beim Anblick der schlummernden Carolyn wurde ihr wieder bewusst, wo sie war. Hatte es geklopft?
Bevor sie antworten konnte, öffnete sich die Tür und eine elegant gekleidete Frau mit hellbraunen Haaren betrat den Raum. „Carol, ich…“ Sie hielt mitten im Satz inne, als sie Therese erblickte. “Wer sind Sie denn?”, fragte sie halb empört, halb überrascht.
Therese fragte sich, welche impertinente Person es fertigbrachte, in das Schlafzimmer eines anderen Menschen zu platzen, ohne eine Antwort abzuwarten, und sich hinterher nicht einmal entschuldigte. „Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“, fragte sie verärgert zurück.
Die Frau bemerkte erst jetzt Carolyns weißen Haarschopf unter der Decke und rang sich tatsächlich zu einer Entschuldigung durch. „Oh, Verzeihung, Carol, ich wusste nicht…“
„Abigail?“ Carolyn tauchte unter der Bettdecke auf und sah verwirrt zur Tür. „Was machst du denn hier?“
„Wir sind verabredet, meine Liebe. Hast du das vergessen?“ Abigail warf einen vielsagenden Blick auf Therese, die sich ungläubig die Augen rieb. Seit wann verabredeten sich Herrin und Dienstbotin miteinander?
„Oh…“ Carolyn kam allmählich zu sich. „Entschuldigt bitte. Abigail, das ist Therese. Therese, das ist Abigail, meine… Dienstbotin und … Freundin.“
„Aha.“ Eine schöne Dienstbotin war das. Sie war weder wie eine gekleidet, noch verhielt sie sich wie eine. Und warum nannte sie Carolyn Carol? In Therese stieg sofort Eifersucht hoch. Wie hatte sie nur mit Carolyn über die Zukunft sprechen können, wo sie doch gar nicht wusste, wie diese hier lebte? Im Grunde kannten sie sich doch gar nicht mehr. Therese verfluchte ihre eigene Naivität, die sie niemals ganz verlassen hatte.
„Ich verstehe.“ Abigail betrachtete Therese mit demselben Misstrauen wie umgekehrt. „Ich warte wohl besser draußen“, verkündete sie und schloss die Tür wieder hinter sich.
Therese wandte sich mit säuerlicher Miene zu Carolyn und war verwundert, als diese lachen musste. „Was ist so komisch?“, fragte sie ärgerlich. „Was erlaubt diese Person sich?“
„Oh, das ist nur Abigail“, kicherte Carolyn. „So ist sie nun mal.“
„Schläfst du mit ihr?“
„Wie bitte?“ Carolyn klang entrüstet, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihre Wangen sich röteten.
„Das ist dann wohl ein Ja“, stellte Therese kühl fest und stieg aus dem Bett, um ihre Kleidung vom Boden aufzusammeln.
„Therese, bitte sei nicht so.“ Carolyn stand nun ebenfalls auf. „Abigail ist mir in all den Jahren zu einer guten Freundin geworden.“
„Schöne Freundin“, murmelte Therese. „Du kannst ruhig zugeben, dass zwischen euch etwas ist. Sie nennt dich Carol.“ Die letzten Worte spie Therese mit größtmöglicher Verachtung hervor.
„Mein Vater hat mich immer so genannt, und Abigail hat sich das gemerkt.“ Carolyn nahm Thereses Hand und setzte sich mit ihr zurück auf die Bettkante. „Du hast Recht, Therese. Ich habe mit Abigail eine Nacht verbracht.“ Sie ließ Thereses Hand los, aber bat sie mit den Augen, sitzen zu bleiben. „Es war nur ein einziges Mal, und es ist Jahre her.“ Sie fasste Thereses Kinn und zwang sie, sie anzusehen. „Ich hatte gehofft, dich auf diese Weise vergessen zu können, aber es war nicht so“, fügte sie seufzend hinzu. „Also haben wir es nicht wiederholt.“
„Sie… Ist sie vermählt?“, fragte Therese leise.
„Nein.“ Carolyn schüttelte den Kopf. „Sie ist wie wir.“
„Wie wir?“
„Ja.“ Carolyn zog sich die Decke über ihren Körper, als ihr kühl wurde, und hüllte Therese mit ein. „Sie ist sie heimlich mit einer Frau zusammen, einer Herzogin, die natürlich verheiratet ist. Mehr darf ich dir nicht sagen.“
„Weiß sie über uns Bescheid?“
„Ja.“ Carolyn nickte. „Ich habe es ihr nicht erzählt, aber sie hat es zwischen den Zeilen herausgehört.“
„Deine Freundin ist eifersüchtig.“
„Nein, sie versucht nur, mich zu beschützen.“ Carolyn legte behutsam ihre Hand auf Thereses Knie. „Sie weiß, wie verletzt ich war, also ist es kein Wunder, wenn sie dir gegenüber eine gewisse Skepsis zeigt.“
Ein lautes Bellen vor dem Fenster unterbrach ihre Unterhaltung. „Oh, das ist Dannie“, rief Therese erschrocken und sprang auf, um sich anzuziehen. „Nerinda und Philippe sind zurück.“
„Wer ist Dannie?“ Auch Carolyn stand alarmiert auf und begann damit, ihre Kleidung vom Boden aufzuheben.
„Mein Hund.“ Therese musste lachen, als sie Carolyns entgeistertes Gesicht sah. „Ich konnte ihn schwerlich in Rom zurücklassen.“ Sie gab Carolyn einen schnellen Kuss, bevor sie anfing, sich anzuziehen. „Du wirst ihn mögen. Er ist sehr verschmust.“
„Du bist noch immer voller Überraschungen.“ Carolyn schüttelte den Kopf, aber Therese sah, dass sie lächelte. „Was weiß Philippe?“, fragte sie, während sie ihre Schuhe zuschnürte. „Hat Nerinda ihm irgendetwas erzählt?“
„Nein, er weiß nichts.“ Therese fasste sich einmal mit dem Finger unter die Brustbandage, um die Unebenheiten der Bandage zu beseitigen, bevor sie das Hemd darüber zog. „Ich glaube, er denkt, dass wir früher eine Affäre hatten, aber er weiß nicht, dass…“
„… du eine Frau bist?“
„Ja.“ Therese knöpfte den letzten Knopf ihres Hemdes zu und half Carolyn, ihr Kleid zu schnüren. „Denkst du, wir sollten es ihm sagen?“
„Es wird uns gar nichts anderes übrig bleiben.“ Carolyn hielt die Luft an, als Thereses Hand beim Schnüren des Kleides ihre Brüste streifte. „Aber mehr sollte er nicht wissen. Ich kenne Philippe nicht gut genug.“
„Gut.“ Therese küsste Carolyns Nacken, als sie mit dem Schnüren fertig war, und öffnete dann die Schlafzimmertür. „Bist du bereit?“
„Einen Augenblick.“ Carolyn zog sie zurück und forderte noch einen letzten Kuss ein. „Vergiss nicht, dass das jetzt auch deine Familie ist“, flüsterte sie und richtete noch einmal ihre Frisur, bevor sie mit Therese aus der Tür trat.
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