Schauspielerin Portia de Rossi im Interview der Süddeutschen Zeitung: "Meine erste Liebe war die Magersucht"
Wenn Portia de Rossi, 38, von ihren schwärzesten Jahren erzählt, klingt ihre Stimme zugleich emotional und distanziert. Als spräche sie über eine andere junge Frau, die ihr heute schrecklich leid tut. Die australische Schauspielerin war 25 Jahre alt und durch die Serie Ally McBeal zum Star geworden, als der Arzt sie mit der Diagnose konfrontierte: Sie würde an Magersucht sterben, wenn sie ihr Essverhalten nicht von Grund auf ändere. De Rossi entschied sich dafür zu leben. In dem nun auf Deutsch erschienenen Buch Das schwere Los der Leichtigkeit beschreibt sie ihren Leidensweg, ohne irgend etwas zu beschönigen. Portia de Rossi ist heute mit der Moderatorin Ellen DeGeneres verheiratet und lebt in Los Angeles.
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SZ: 1998 bekamen Sie dann die Rolle der Anwältin Nelle Porter in der Erfolgsserie "Ally McBeal", von da an wurde Ihr Essverhalten obsessiv. Warum?
Rossi: Wenn du die Chance bekommst, in der Öffentlichkeit zu stehen, eine Celebrity zu sein wie ich bei "Ally" - dann musst du genau wissen, wer du bist. Du musst dich wohlfühlen mit dem Bild, das du der Welt von dir vermittelst. Aber ich mochte überhaupt nicht, wer ich war. Ständig habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich nicht gut genug aussah, nicht in die schmalen Kostüme passen würde, dass ich nicht genug Talent hatte. Ich war außerdem lesbisch und hatte schreckliche Angst, dass es jemand herausfinden könnte.
SZ: Sie wollten unangreifbar sein.
Rossi: Ich dachte, wenn du es als australische Schauspielerin in Hollywood schaffen willst, musst du perfekt sein - die Beste. Irre attraktiv, unglaublich begabt, heterosexuell. Und dünn. So wurde die Magersucht zu meiner ersten Liebe.
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SZ: In Ihrem Buch sprechen Sie nun nicht nur sehr offen über Ihre Magersucht, sondern auch über Ihre Homosexualität. War das schwer?
Rossi: Es brauchte schon Mut. Ich bin aufgewachsen im Bewusstsein, lesbisch zu sein, und habe das lange Zeit als Makel empfunden. Heute lebe ich meine Homosexualität ganz offen, und das verdanke ich zu einem überwältigenden Teil Ellen (DeGeneres). Ich habe ihr die härtesten Passagen meiner Geschichte vorgelesen und dabei ihr Gesicht beobachtet. Als ich wusste, nichts in diesem Buch würde ihr unangenehm sein, solange es nur die Wahrheit wäre, habe ich es veröffentlicht.
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SZ: Hat Ihr Magersucht-Geständnis Ihrer Karriere geschadet?
Rossi: Na ja, ich habe in einer neuen Fernsehserie mitgespielt, eine Filmrolle bekommen, und ich produziere auch. Gravierender als meine Essstörung ist sicherlich meine Sexualität. Obwohl sie sich für wahnsinnig aufgeklärt halten, haben die Leute in Hollywood ein bisschen daran zu kauen.
Quelle: sueddeutsche.de
Das gesamte Interview gibt es hier zu lesen:
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