Aktuelle Zeit: 20.04.2024, 13:27

Alle Zeiten sind UTC




Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 34 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste
Autor Nachricht
 Betreff des Beitrags: Unfall mit Folgen
BeitragVerfasst: 04.03.2011, 00:27 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.08.2009, 21:49
Beiträge: 1553
Wohnort: Köln
*Räusper* Ich häng ma wieder...

Pause! Ruhe! Aus! Gedanken! Drehen! Verwirrung! Pause! Bitte! Ruhe! Aufhören! Schluss! Mein Kopf spielte verrückt. Meine Gedanken rasten wirr umher wie ein Dutzend Gummibälle, die man gleichzeitig losgeschmissen hatte. Ich wusste alles und doch nichts. Ich musste mich setzen. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Als ich aus dem Auto gestiegen war, hinaus in den Schnee, war es noch hell gewesen. Aber was hieß das schon zu einer Jahreszeit, wo es nachmittags bereits dämmerte. Ich wusste gar nicht mehr. Ich nahm wenig wahr, eigentlich gar nichts, bis auf das Pärchen, das gerade auf mich zukam.
„Hallo? Geht es Ihnen gut?“
Ich fühlte, wie mein Kopf nickte. Aber meinte ich es auch?
„Sollen wir einen Arzt holen?“
Zwei meeresblaue Augen schauten mich an, das erkannte ich. Und doch blieb ich regungslos sitzen.
„Hier.“ Die ozeanblauen Augen gehörten zu einem wunderschönen Gesicht mit einem netten Lächeln und einer zauberhaften Stimme.
„Wie bitte?“
„Warten Sie.“
Die Augen setzten sich neben mich. Zarte Finger streiften meine Haare beiseite und ich sah ein Taschentusch auf mein Gesicht zukommen.
„Hatten Sie einen Unfall?“
Ich antwortete nicht. Ich wusste nicht, was.
„Wie heißen Sie?“
„Ich…weiß es nicht“, antwortete ich. Ich hatte alles vergessen. In meinem Kopf war nur dieses eine Bild von einer Frau, die mit einem Mann schlief. Ich wusste nicht, wo ich das zuordnen sollte. Es war alles weg. Die beiden kamen mir nicht einmal bekannt vor. Was war passiert?
„Wissen Sie, wo sie sind? Wo Sie wohnen?“
Plötzlich schoss mir ein weiteres Bild vor mein inneres Auge. Ein Schloss. Groß. Eine meterlange Auffahrt. Ein riesiges Tor. „Ich…weiß es nicht“, antwortete ich wieder. Wir lächerlich es war, dass ich auf einem Schloss wohnte, wusste ich selbst. Es konnte nicht wahr sein. Es war besser, wenn ich es für mich behielt.
„Wir bringen Sie in ein Krankenhaus. Kommen Sie, das Uniklinikum ist nicht weit. Haben Sie eine Tasche?“
Ich verneinte. Ich war froh, dass ich einen Mantel hatte.
„Hier, legen Sie den um. Sie sind schon ganz durchgefroren.“
Dieses engelsgleiche Wesen legte mir ihren Schal um den Hals.
„Kommen Sie. Wir helfen Ihnen.“

„Sie hatten eine Platzwunde und eine Gehirnerschütterung, daher auch Ihr Gedächtnisschwund. Dazu kommt ein Bruch des linken Unterarms, der ist aber nicht weiter tragisch. Die Wunde haben wir genäht, aber wir behalten Sie ein paar Tage zur Beobachtung hier. Sie werden sehen, ein bisschen Ruhe und es wird nicht lange dauern, bis Sie wieder alles wissen.“, sagte der Arzt, nachdem er mich genausten untersucht hatte. Der Engel war die ganze Zeit nicht von meiner Seiter gewichen. Ihrem Begleiter gefiel das offensichtlich gar nicht.
„Haben sie Verwandte in Köln?“
Ich antwortete ihr nicht. In meinem Kopf gab es nur ein paar Bilder und Wortfetzen und sie alle spielten fröhlich miteinander Tennis.
„Stella, lass die Frau sich doch ausruhen. Du hast den Arzt gehört. Sie braucht Ruhe und sie kann sich an nichts erinner.“
„Jules, sie muss doch irgendetwas wissen.“
„Sie hat nicht einmal ihre Tasche mit sich. Sie ist ein Nichts solange sie nichts weiß. Und dein übergroßes Helfersyndrom macht immer alles kaputt.“
„Du wirst es überleben, dass wir nicht um sieben bei Luigi sitzen und du deine Pizza in dich reinstopfen kannst.“
„Ich… würde gerne schlafen, glaube ich.“ Mein Schädel brummte gehörig und irgendetwas sagte mir, dass ich nicht einfach nur alles vergessen hatte, sondern dass ich es vergessen wollte. Nur, was? Ich wollte die Antworten erzwingen, aber sofort spürte ich einen Stich in meinem Kopf.
„Wenn Sie etwas brauchen, rufen Sie mich an. Hier ist meine Nummer.“
„Stella!“
„Jules! Du wärest in der Situation auch dankbar, wenn jemand da ist.“
Jules drehte sich weg. Ich konnte ihn verstehen. Ich hatte vorhin ein kleines Kästchen in seiner Hand gesehen. Ich hatte alles Wesentliche vergessen, aber dass man mit solch einem Kästchen- mit dem Inhalt- seiner Liebsten einen Antrag machte, wusste ich noch.
„Danke“, sagte ich leise. Ich traute mich nicht, mehr zu sagen. Ich hatte ihm den Abend verdorben. Aber ich konnte doch nichts dafür. Wenn nur mein Kopf nicht so pochen würde. Stetig hämmerte es gegen meine Stirn.
„Ich komme Sie morgen besuchen. Vielleicht finden wir heraus, wer Sie sind.“
Das Wesen mit den schönsten Augen und den weichen Gesichtszügen drückte meine Hand, bevor sie mit ihrer Begleitung das Zimmer verließ. Ich sank zurück in das Krankenbettkissen und versuchte die Augen zu schließen. Blitzschnell öffnete ich sie wieder. Bruchstücken von Bildern. Lichter. Ein Auto. Ein Schrei. Mein Schrei. Was ist bloß passiert?

„Guten Morgen, wie geht es Ihnen?“
„Ach Sie sind es…“
„Hatten Sie jemand Anderes erwartet?“
„Nein. Ich hatte nur gehofft, dass vielleicht jemand kommen würde, der mir sagen könnte, wer ich bin.“ Sie richtete den Blick nach unten.
Stella trat ans Bett heran. „Da kann ich Abhilfe schaffen.“
Ruckartig dreht Carla ihren Kopf in Stellas Richtung, höllische Schmerzen folgten auf diese unachtsame Bewegung. „Autsch.“
„Langsam. Sie haben immer noch eine Gehirnerschütterung, Gräfin Carla Sophia von Lahnstein.“
Carlas Augen weiteten sich. Das Schloss. Es ist also wahr!
„Da staunen Sie, was? Ich habe beim Frühstück fast meine Kellogs verschluckt, als ich die Zeitung aufgeschlagen hatte und Ihr Foto auf der ersten Seite sah. Da scheint sie jemand zu vermissen.“
„Ich kann mich nicht erinnern.“ Wütend haute sie in die Bettdecke.
„Hier steht, dass Sie seit zwei Tagen nicht mehr zu Hause waren und dass Sie mit dem Auto weggefahren seien. Da waren Sie aber ganz schön lange unterwegs. Und es erklärt die Platzwunde.“
„Meinen Sie, ich hatte einen Unfall?“
„Alles spricht dafür. Auf der Landstraße hat man letzte Nacht einen BMW gefunden der auf die hier angegebene Beschreibung passt.“ Stella nahm sich einen Stuhl und setzte sich ans Bett. „Fällt Ihnen nichts ein?“
Carla schüttelte den Kopf- langsam und vorsichtig.
„Soll ich Ihre Familie benachrichtigen?“
Carla sagte nichts.
„Sie können das natürlich auch selbst machen. Ich meine, ich bin nur eine Fremde.“
„Sie haben mir sehr geholfen. Glaube ich.“
„Das ist doch nichts. Ich meine, das würde jeder tun.“
„Ihr Freund…nicht.“
„Ach, Jules ist in Ordnung. Er ist zur Hälfte Franzose und kann sehr zickig sein, wenn nicht alles nach Plan verläuft“, sagte Stella und lachte dabei. „Na sehen Sie, Sie können auch lächeln. Sehr schön sogar. Ich hoffe, Sie lächeln öfters, wenn Sie nicht gerade verwirrt im Krankenhaus liegen.“
„Nicht einmal das kann ich Ihnen sagen.“
Stellas Lachen verstummte augenblicklich. „Wenn ich Ihre Familie kontaktieren soll, lassen Sie es mich wissen. Unter der Nummer die ich Ihnen gestern Abend gegeben habe, bin ich immer erreichbar- 24/7.“
„Was bedeutet vierundzwanzigsieben?“
„24 Stunden, sieben Tage die Woche und das sogar fast 365 Tage im Jahr.“
„Aber das ist doch bestimmt sehr anstrengend.“
„Nein. Überhaupt nicht. Ich bin gerne für andere da. Jules fühlt sich manches Mal vernachlässigt, aber er hat mich schon so kennengelernt. Also machen Sie sich keine Gedanken. Auch wenn er gestern etwas mürrisch war, er ist ein lieber Kerl.“
Das glaubte Carla ihr sogar. Jemand der so lieb war, hatte auch einen lieben Freund- oder Verlobten. „Ich danke Ihnen. Aber ich möchte meine Familie noch nicht anrufen.“ Carla wurde das Gefühl nicht los, dass da mehr war als nur der Unfall, dass sie sich nicht erinnern konnte. Irgendetwas war passiert. Es war dieses Gefühl. Und wenn sie sich schon nicht auf ihren Kopf verlassen konnte, dann wenigstens auf ihr Bauchgefühl.

_________________
“If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.”

Bild
https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
Verfasst: 04.03.2011, 00:27 


Nach oben
  
 
 Betreff des Beitrags: Re: Unfall mit Folgen
BeitragVerfasst: 04.03.2011, 06:09 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.02.2009, 02:30
Beiträge: 477
Sarah v L. hat geschrieben:
*Räusper* Ich häng ma wieder...
„Alles spricht dafür. Auf der Landstraße hat man letzte Nacht einen BMW gefunden ...

hihi .-)
einen bmw? ups ich sag nur porsche .-)
ich hatte gehofft, dass du mal eine geschichte von susanne schreibst, seufz.

köln allaf

sabam

_________________
ich werde mir vor deinem tor eine hütte bauen,
um meiner seele, die bei dir haust, nah zu sein.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 04.03.2011, 09:01 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.08.2009, 21:49
Beiträge: 1553
Wohnort: Köln
Du weißt ja nicht wo die Geschichte hinführt ;)
Und ja, ich meinte das mit dem BMW ernst. Das war kein Versehen. Das war Absicht ;)

_________________
“If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.”

Bild
https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 04.03.2011, 12:34 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 02.12.2008, 21:54
Beiträge: 648
Wohnort: Oldenburg
gefällt mir, super geschrieben..

hoffe natürlich, das deine andere Geschichte auch bald weiter geht und dein Hänger dafür vergeht..;)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 04.03.2011, 14:12 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 19.07.2009, 10:00
Beiträge: 5133
Wohnort: Saalfeld/Saale
Toll, wieder eine neue Story von dir :lol:

Gefällt mir sehr gut, der Anfang.
Spannend geschrieben.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags: Re: Unfall mit Folgen
BeitragVerfasst: 06.03.2011, 21:36 
Offline

Registriert: 20.02.2010, 19:09
Beiträge: 1207
Sarah v L. hat geschrieben:
*Räusper* Ich häng ma wieder...


... kein Problem, solange du weiter neue und aufregende Geschichten für uns erfindest ... :wink:

LG


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 07.03.2011, 21:11 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.08.2009, 21:49
Beiträge: 1553
Wohnort: Köln
„Guten Tag Frau von Lahnstein, wie geht es Ihnen heute?“, fragte die Schwester am zweiten Morgen, als sie die Vorhänge zurückgezogen hatte. Seit Stella herausgefunden hatte, dass sie eine Gräfin war, hatte man sie sofort auf ein Einzelzimmer umgesiedelt.
„Mein Kopf fühlt sich an, als würde er zerspringen. Ist das normal?“
„Eine Gehirnerschütterung nimmt man oft auf die leichte Schulter. Aber nach einem Autounfall sind Kopfschmerzen nicht gerade selten. Besonders, wenn eine Platzwunde mit im Spiel ist. Wollen Sie etwas gegen die Schmerzen?“
„Ich versuche es auszuhalten, denke ich.“
„Kann ich sonst etwas für Sie tun?“
„Könnten Sie…meine Familie anrufen?“
„Haben Sie das denn noch nicht getan?“
Carla verneinte. „Ich habe es gestern Abend noch versucht, aber es scheint, als würden wir nicht im Telefonbuch stehen.“
„Verstehe.“ Die Krankenschwester lächelte. „Was möchten Sie heute frühstücken?“
„Das, was alle anderen auch bekommen, bitte. Ich möchte keine Umstände machen.“ Carla hatte nicht das Gefühl, als sei sie etwas Besseres. Sie wusste nicht, wie sie sich vor dem Unfall verhalten hatte, aber es missfiel ihr, dass alle sie jetzt besonders behandeln wollten.
„Gut. Dann werde ich gleich Ihre Familie anrufen- ich versuche es.“
„Haben Sie vielen Dank.“

„Carla! Ich hab mir solche Sorgen gemacht!“ Eine wildfremde Frau kam ins Zimmer gestürmt. Stella saß neben dem Krankenhausbett auf einem Stuhl und sprang urplötzlich auf.
„Wir alle waren krank vor Sorge, selbst Ansgar.“
Carla starrte die zwei Frauen und den Mann an, die in ihr Zimmer getreten waren. Der Mann hatte blondes Haar mit ganz leichten Wellen; er war groß gewachsen und hatte einen warmen Blick mit dem er sie sanft anlächelte. War das ihr Mann? Carla wusste es nicht. Die eine Frau war ebenfalls blond. Vielleicht ihre Mutter. Das Alter könnte passen- vielleicht- wenn sie sich gut gehalten hatte. Dann war der blonde Mann vielleicht auch ihr Bruder. Alles verwirrte sie. Die zweite Frau viel aus der Reihe. Sie hatte dunkles Haar zu einem kurzen Bob geschnitten. Zwei warme braune Augen schauten sie eindringlich an. Ein krasser Gegensatz zu Stellas strahlend blauen Augen.
„Carla, wie geht es dir?“
„Entschuldigung, ich weiß nicht wer Sie sind“, sagte Carla und schaute verwirrt hinüber zu Stella, die sie als einzige kannte.
„Sie hat eine Gehirnerschütterung, und dadurch eine leichte Amnesie“, warf Stella ein.
„Und Sie sind?“, fragte die blonde Frau.
„Verzeihung. Stella Mann. Mein Verlobter und ich haben die Gräfin vor zwei Tagen abends gefunden. Sie saß auf einer Bank am Rheinufer und war ziemlich durchgefroren. Wir wären wahrscheinlich vorbeigegangen-wie viele andere auch- aber die Platzwunde am Kopf hatte mich stutzig gemacht.“
„Das war sehr nett von Ihnen. Wenn ich mich auch vorstellen darf: Leonard von Lahnstein.“
„Sie sind Ihr Mann?“, fragte Stella ohne nachzudenken. Damit nahm sie Carla aber eine große Last ab.
Leonard lächelte ob der Direktheit. „Ich bin ihr jüngerer Bruder.“
„Oh…“, meinte Stella nur, die sich fühlte, als hätte sie einen Riesenfauxpas begangen.
„Ich bin Elisabeth von Lahnstein. Carla, erinnerst du dich nicht? Ich habe vor sieben Monaten deinen Vater geheiratet.“
Carla verneinte mit einem leichten Kopfschütteln und sah wieder hinüber zu Stella. Sie kam ihr bekannt vor. Die anderen waren ihr fremd.
„Carla. Erinnerst du dich wirklich nicht an mich? Ich bin es, Susanne. Ich bin deine Frau!“ Susanne nahm Carlas Hand und streichelte über den Handrücken. Berührte kurz den Ehering und sah mit einem Lächeln auf den Lippen auf ihre Hand. „Ich wünschte du wüsstest wer ich bin.“
„Es tut mir leid. Ich…ich kann mich einfach nicht erinnern.“
„Wenn ich kurz stören darf“, es klopfte an die Tür und der Arzt kam herein. „Ah, wie ich sehe, haben Sie reichlich Besuch. Ich nehme an, Sie sind die Familie.“
Die drei nickten.
„Ich bin ebenfalls Arzt. Sagen Sie mir bitte, was meiner Schwester fehlt.“
Stella verdrehte die Augen. Sie hatte doch eben noch gesagt, dass Carla eine Gehirnerschütterung hatte. Sie beherrschte sich und sagte nichts.
Der Arzt berichtete noch einmal genau, was Carla nun fehlte. Er betonte ausdrücklich, dass sie Ruhe brauche und der Besuch solch einer Menge kurz gehalten werden sollte. Einzeln dürften sie gerne länger bleiben.
„Ich muss zur Arbeit. Sie können mich immer noch anrufen, wenn Sie etwas brauchen“, flüsterte Stella, als alle gebannt den Worten des Arztes lauschten. Sie drückte Carlas Hand und verabschiedete sich.
Carlas Blick folgte Stella. Sie hatte das Gefühl, ihren Halt zu verlieren. Mit den fremden Personen um sich herum, gehörten sie sonst auch noch so sehr zu ihrer Familie, fühlte sie sich unwohl.
„Wann können wir sie denn mit nach Hause nehmen?“
„Ich würde sie gerne noch ein paar Nächte zur Beobachtung hier behalten. Eine Verlegung ins Düsseldorfer Krankenhaus wäre möglich, aber das müsste sie selbst entscheiden.“
Susanne sah Carla mit durchdringenden Augen an, als wolle sie sie hypnotisieren.
Carla dachte an Stella. Sie war ihre Bezugsperson. „Ich würde lieber hier bleiben.“
„Natürlich Carla. Alles was du willst“, antwortete Elisabeth. „Susanne und ich haben schon ein paar Sachen mitgebracht und werden nachher einfach in ein Hotel einchecken.“
„Dir habe ich auch eine Tasche gepackt.“ Sie streichelte über Carlas Kopf. Die Locken waren momentan das einzige, was an Carlas Wesen erinnerte. Sie waren kraftvoll und glänzend. Carlas sonst so starker Blick war matt und ihre Gesichtszüge zeugten von Angst und Durcheinander.
„Kommt. Lassen wir sie ein bisschen schlafen“, sagte Leonard und legte den beiden die Hände auf die Schultern. „Sie braucht Ruhe.“
„Du hast Recht“, sagte Susanne zu Leo. „Ich komme später noch einmal. Ruh dich aus. Ich liebe dich.“
Carla antwortete nicht. Jede positive Erwiderung wäre einer Lüge gleichgekommen. Jede negative Antwort hätte verletzend sein können.
Die drei verließen das Zimmer und Carla starrte wieder zum Fenster hinaus. Sie fragte sich, ob es vielleicht diese Susanne gewesen war, die sie gesehen hatte. Irgendetwas musste sie ja verstört haben, dass sie Hals über Kopf das Schloss verlassen hatte. Sie konnte es sich einfach nicht ins Gedächtnis rufen. Da war eine Blockade die so dick wie ein Damm schien.

_________________
“If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.”

Bild
https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 07.03.2011, 23:09 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 02.12.2008, 21:54
Beiträge: 648
Wohnort: Oldenburg
Toll, ich finde deine Geschichte sehr spannend und freu mich auf die Fortsetzung und natürlich hoffe ich auch, das Glücksmelodie auch weiter geht...

Mädels, ihr seit Klasse, was eure Geschichten angeht..Komme gar net raus aus dem lesen :wink: :)


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 08.03.2011, 07:47 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 27.03.2009, 12:03
Beiträge: 8944
Wohnort: Hessen
he sarah, vielen dank für deine tolle geschichte. ich finde sie wundervoll zu lesen, du schaffst es ganz toll die gefühle der menschen zu blatt zu bringen. die verwirrtheit - angst - unsicherheit - die augen - sowohl die eine, als auch die andere seite.
die geschichte liest sich wundervoll, vielen vielen dank! WOW :klatsch:

_________________
Bild


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 08.03.2011, 20:44 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.08.2009, 21:49
Beiträge: 1553
Wohnort: Köln
„Stella Mann, wer spricht da?“ Stella beantwortete wie immer einen Anruf auf ihrem Handy, ohne vorher nachzusehen, wer sie erreichen wollte.
„Entschuldigung…“, sagte Carla und machte sofort eine Pause.
„Wer ist denn da?“, fragte Stella. Die Verbindung war mehr als schlecht, wurde von einem Lauten Rauschen begleitet.
„Sie hatten gesagt, ich könnte Sie anrufen, wenn…“
„Frau von Lahnstein. Ist etwas passiert?“
„Könnten Sie vorbeikommen?“, fragte Carla. Sie wollte mit jemandem reden, aber nicht mit den fremden Personen, die ihr bekannt vorkommen sollten. Lieber mit einer Person, an die sie sich erinnern konnte- wenn das das richtige Wort dafür war. „Vergessen Sie es bitte. Ihr Verlobter möchte bestimmt auch Zeit mit Ihnen verbringen. Es tut mir leid.“ Sie hängte das Telefon wieder ein. Diese Krankenhaustelefone behagten ihr nicht. Jeder konnte mithören, wenn er an ihrem Zimmer vorbeiging.
Sie legte sich wieder hin. Sie versuchte krampfhaft das einzige klare Bild in ihrem Kopf zu analysieren. Diese Frau und dieser Mann, die sich liebten, weil sie glaubten sie wären alleine gewesen. „Wer seid ihr?“, sagte Carla leise vor sich hin. Sie hatte die beiden nur von hinten gesehen. Und eigentlich war sie sich sicher, dass ihr volles Gedächtnis ihr auf die Sprünge helfen würde. Nur wer half ihrem Gedächtnis auf die Sprünge, zurückzukehren.

„Entschuldigen Sie, ich muss da rein“, hörte Carla ein dumpfes Gespräch auf dem Flur. Es war etwa eine halbe Stunde vergangen, seit sie Stella angerufen hatte. Aber wenn sie genau überlegte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass sie hergekommen war.
Es klopfte an ihre Tür. „Gräfin Lahnstein? Hier ist eine junge Dame, die Sie unbedingt sprechen möchte.“
„Okay“, antwortete Carla knapp.
„Sehen Sie, ich habe es doch gesagt“, meinte Stella patzig zur Krankenschwester und trat ein. „Wie geht es Ihnen? Sie klangen am Telefon etwas besorgt.“
„Es…ist merkwürdig, aber ich hatte das Bedürfnis zu reden und da sind Sie mir als erstes eingefallen.“
„Soll ich vielleicht herausfinden, in welchem Hotel Ihre Familie abgestiegen ist?“
„Nein! Bitte. Ich kenne diese Leute nicht.“
„Aber mich kennen Sie doch auch nicht.“
„Sie sind mir dennoch vertrauter. Ich weiß, so sollte es nicht sein. Aber solange ich mich nicht erinnern kann, sind diese Personen mir genauso fremd, wie Sie. Nur mit dem Unterschied, dass es mir vor Ihnen nicht peinlich ist, dass ich mich nicht entsinnen kann.“
„Auf eine verrückte Weise finde ich das sogar sehr verständlich.“
„Ich würde Sie gerne um etwas bitten.“
„Aber natürlich. Gern. Alles was in meinen Möglichkeiten ist.“
„Könnten Sie via Internet ein Foto meiner Familie suchen? Eines mit allen Familienmitgliedern? Vielleicht sogar mit Angestellten- falls wir solche haben. Ich muss etwas herausfinden.“
„Natürlich. Brauchen Sie sonst noch etwas? Trinken? Essen?“
„Danke, aber nein danke. Ich will nur endlich rausfinden, woran ich mich erinnern sollte.“
„Ich hoffe, ich kann Ihnen bis morgen Neuigkeiten bringen. Ich werde mich gleich an die Arbeit machen.“
„Haben Sie vielen Dank. Und grüßen Sie ihren Verlobten von mir und sagen Sie ihm, dass es mir leid tut, dass ich Sie heute Abend von ihm weggeholt habe.“
„Ach, es gibt nichts, was Ihnen leid tun muss. Jules ist auf seinem wöchentlichen Männerabend. Eigentlich haben Sie mich sogar vor einem langweiligen Fernsehabend gerettet.“
„Wenn das so ist, Sie dürfen gerne noch ein Weilchen bleiben. Es tut gut mit jemandem zu reden, der nichts von einem verlangt.“
„Die Einladung nehme ich gerne an“, antwortete Stella lächelnd.
Es war zu schade, dachte Carla. Bevor sie wusste, dass sie selbst verheiratet war, war das einzige Hindernis der Freund dieser relativ unbekannten Schönheit. Sie konnte selbst jetzt nicht anders, als Stella unentwegt anzusehen. Ihre Augen faszinierten sie. Das goldblonde Haar schmeichelte ihrem Teint. Das süße Lachen ließ sie kindlich wirken.
„Sagen Sie, wie üblich ist es, dass man einer Gräfin das Du anbietet?“
„Ich verstehe nicht ganz…“
„Ich finde dieses alberne Gesieze langsam lästig. Ich möchte mich Ihnen nicht aufdrängen, aber bitte nennen Sie mich Stella, Gräfin Lahnstein.“
„Das ist ein sehr hübscher Name. Aber sann bestehe ich darauf, dass Sie mich- dass du mich Carla nennst.“
„Aber schickt sich das für eine Adelige?“
„Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein. Aber ich fühle mich nicht wie eine Gräfin, sofern ich mich deswegen anders fühlen sollte. Und ich glaube selbst wenn es so wäre, könnte ich es doch selbst entscheiden, oder nicht?“
„Da mögen Sie Recht haben. Verzeihung. Da magst du Recht haben. Also dann, Carla, es ist sehr nett dich kennen zu lernen.“
„Das finde ich auch, Stella.“

„Guten Morgen, Carla- wie hast du geschlafen?“
„Gut“, antwortete Carla knapp. Stella war gegen 23 Uhr gegangen, mit dem Versprechen heute Abend wieder zu kommen, mit den Fotos.
„Wie geht es dir? Kannst du dich an irgendwas erinnern?“, fraget Susanne.
„Nein. Es tut mir leid.“
„Du musst dich dafür nicht entschuldigen. Ich bin vielleicht einfach nur zu ungeduldig.“
„Ist euer Hotel schön?“, fragte Carla. Sie wollte unbedingt von sich ablenken.
„Ich finde es zu übertrieben. Du weißt, ich habe mich noch nicht daran gewöhnt, nun die Frau einer Gräfin zu sein.“
„Nein. Das weiß ich nicht.“
„Entschuldige. Das war dumm von mir.“
„Ist schon gut. Vielleicht kannst du mir von unserer Hochzeit erzählen?“
„Gerne.“ Susanne holte sich einen Stuhl an Carlas Bett und setzte sich. „Es war vor etwa anderthalb Jahren.“
Carla stutze. Diese ungenaue Beschreibung war irgendwie komisch, für einen Hochzeitstag.
„Ich weiß es genau. Der 20. August war unser Tag. Es schien die Sonne, aber es war zum Glück nicht zu heiß. Alle waren anwesend. Familie, Freunde. Selbst Lisa, Paul und Anne waren aus Südfrankreich angereist. Und sogar meinen Vater konnten sie dazu überreden, obwohl er dagegen war. Er findet deine- unsere- Familie nicht besonders nett. Elisabeth hat ihn für deinen Vater verlassen.“
„Oh…“
„Aber letztendlich ist er doch gekommen. Du standst am Treppenabsatz in einem weißen Kleid. Deine Haare hattest du streng zurückgebunden zu einem Knoten. Keine einzige Locke wagte es, sich aus der Frisur zu schleichen. Ich glaube, wir haben um die Wette gestrahlt.“
„Hattest du auch ein Kleid an?“
„Ja. Nach langem Überlegen hatten wir uns darauf geeinigt, dass wir beide ein Kleid tragen, schließlich sind wir beide Frauen.“
„Das ist schön“, antwortete Carla. Sie meinte es auch so und glaubte, sie würde sich wieder so entscheiden. Und schon flogen ihre Gedanken zu Stella.
„Soll ich weitererzählen?“, fragte Susanne. Carla wirkte geschlaucht.
„Ich würde gerne ein wenig schlafen. Mein Kopf dröhnt immer noch. Der Handwerker ist wohl noch nicht fertig.“
„Der Handwerker?“, fragte Susanne irritiert nach.
„Ach, das hat Stella gestern gesagt, als ich meinte, dass es in meinem Kopf ständig hämmert.
„Diese blonde Frau, die dich gefunden hat?“
Carla nickte.
„War sie nochmal hier?“
„Kurz, ja. Ich bat sie um einen Gefallen.“
Susanne wurde hellhörig. Es gefiel ihr nicht, dass Carla so von dieser Frau erzählte, solange sie sich nicht an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnerte. „Gefällt sie dir?“
„Was?“
„Gefällt sie dir, diese Stella.“
„Das ist lächerlich“, entgegnete Carla. „Ich bin verheiratet, und ich werde mich bestimmt daran erinnern.“ Sie wusste nicht, wen sie mehr überzeugen wollte. Susanne oder sich selbst. Aber was sollte sie tun? Es war nicht so, dass sie Stella körperlich anziehend fand. Es war einfach nur dieser Bezug zu ihr, weil all ihre Erinnerungen im Dunkeln schlummerten. „Ich würde mich gerne ein wenig ausruhen.“
„Natürlich. Ich komme morgen wieder, versprochen“, sagte Susanne, gab Carla einen Kuss auf die Stirn und ging mit einem mulmigen Gefühl im Bauch.

_________________
“If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.”

Bild
https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 09.03.2011, 04:18 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.02.2009, 02:30
Beiträge: 477
Sarah v L. hat geschrieben:
... Diese Frau und dieser Mann, die sich liebten, weil sie glaubten sie wären alleine gewesen ...

seufz .-)

danke schön.
bin mal gespannt, *wen* sie dann sieht auf den fotos. eigentlich ist doch klar oder? eigentlich .-)

sabam

_________________
ich werde mir vor deinem tor eine hütte bauen,
um meiner seele, die bei dir haust, nah zu sein.


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 09.03.2011, 19:02 
Offline

Registriert: 20.02.2010, 19:09
Beiträge: 1207
Sarah v L. hat geschrieben:
Der Handwerker ist wohl noch nicht fertig.“
„Der Handwerker?“, fragte Susanne irritiert nach.
„Ach, das hat Stella gestern gesagt, als ich meinte, dass es in meinem Kopf ständig hämmert.


... hihi ...

LG


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 10.03.2011, 16:04 
Offline
Benutzeravatar

Registriert: 03.08.2009, 21:49
Beiträge: 1553
Wohnort: Köln
Mein Kopf macht mich verrückt. 3000 Ideen für neue Stories, aber nicht den Hauch einer Ahnung wie es bei den alten weitergehen soll :evil: :evil: :evil:

_________________
“If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.”

Bild
https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
 Betreff des Beitrags:
BeitragVerfasst: 10.03.2011, 17:37 
Offline

Registriert: 20.02.2010, 19:09
Beiträge: 1207
Sarah v L. hat geschrieben:
Mein Kopf macht mich verrückt. 3000 Ideen für neue Stories, aber nicht den Hauch einer Ahnung wie es bei den alten weitergehen soll :evil: :evil: :evil:



na, dann lass mal die 3000 Ideen raus, dann ist wieder Platz für die alten Stories. :wink:


LG


Nach oben
 Profil  
Mit Zitat antworten  
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:  Sortiere nach  
Ein neues Thema erstellen Auf das Thema antworten  [ 34 Beiträge ]  Gehe zu Seite 1, 2, 3  Nächste

Alle Zeiten sind UTC


Wer ist online?

0 Mitglieder


Ähnliche Beiträge

Fragen zu alten Folgen
Forum: Verbotene Liebe Allgemein
Autor: hoppetosse
Antworten: 5
Chiara & Ava (AWZ Folgen RTL+)
Forum: Alles was zählt
Autor: EBeth
Antworten: 567
Folgen-Feedback
Forum: Grey's Anatomy
Autor: Vero
Antworten: 101
Screencaps aus alten Folgen
Forum: Verbotene Liebe Screenshots
Autor: Novemberstern
Antworten: 43
Arbeitsunfall mit Folgen
Forum: Fanfiction Unvollendet - Aktiv
Autor: -Sweet-Melon-
Antworten: 79

Du darfst keine neuen Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst keine Antworten zu Themen in diesem Forum erstellen.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht ändern.
Du darfst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.

Suche nach:
Gehe zu:  
cron
Powered by phpBB® Forum Software © phpBB Group



Bei iphpbb3.com bekommen Sie ein kostenloses Forum mit vielen tollen Extras
Forum kostenlos einrichten - Hot Topics - Tags
Beliebteste Themen: Liebe, NES, TV, USA, Erde

Impressum | Datenschutz