„Leo, du musst dir keine Sorgen machen. Es geht mir gut. Morgen treffe ich mich mit Mr. Øresund. Ich hoffe, dass wir uns schnell einigen können. Ich will auch wieder nach Hause.“
„Carla. Mach dir keinen Stress“, antwortete mein am anderen Ende der Leitung in Düsseldorf. „Sophia geht es blendend. Sarah kümmert sich rührend um sie. Das sind die aufkeimenden Muttergefühle.“
„Ich mache mir keine Sorgen um Sophia. Ich weiß, dass sie bei euch in den besten Händen ist. Aber Ansgar…“, ich stoppte. Zu meinem anderen Bruder hatte ich kein gutes Verhältnis. Würden wir nicht zusammen als Familie auf dem Schloss wohnen, ich würde kein Wort mit ihm wechseln.
„Ist viel mehr damit beschäftigt, wie er Tanja loswird, als dass er sich mit dir oder Sebastian um die Holding streiten könnte. Vertrau mir. Du legst dein Handy jetzt weg, genießt die finnischen Saunen und wenn du wiederkommst, bin ich vielleicht schon Vater.“
„Vielleicht hast du Recht, Leo“, gestand ich.
„Auch kleinere Brüder können im Recht sein. Ich hab dich lieb Carla. Entspann dich ein bisschen.“ Leo legte auf. An mein Ohr drang das Besetztzeichen und ich legte mein Handy in einen kleinen Spind für meine Wertsachen zu meinem Schmuck. Ich wickelte mich in ein riesiges weißes Handtuch, schlüpfte in die Hotelbadelatschen und verließ die Umkleide.
„AUA, können Sie nicht aufpassen?“
„Verzeihung. Ich…“
„Oh… wow. Ich meine…wow. Krass. Ähm…“
„Es tut mir leid. Ich war mit meinen Gedanken ganz woanders. Geht es Ihnen gut?“
„Jaja, passt schon. Vielleicht kann ich Sie mit einem Kaffee zurück in die Gegenwart holen?“
Ich sah wie sie mich musterte, konnte mir zu dem Zeitpunkt aber keinen Reim darauf machen. Ich registrierte nicht einmal ihre Schönheit, obschon sie für niemanden zu übersehen war. „Ich…wollte eigentlich gerade dort hinein gehen.“
„Na wenn das so ist. Vielleicht wird Ihnen ja langweilig. Ich für meinen Teil brauche eine Abkühlung.“
„Mit heißem Kaffee?“
„Natürlich nicht. Ich werde dort“, sie deutete auf das Schwimmbad draußen, umringt von den Schneemassen, „ein paar Runden schwimmen und mich dann wieder aufheizen.“
„Okay“, antwortete ich leise. Ich war verwirrt, ob der Herangehensweise der blonden Frau mit den strahlenden Augen. Jetzt war ich wieder klar im Kopf. Jetzt fielen mir diese Dinge auf. „Vielleicht komme ich darauf zurück“, sagte ich und drückte die Tür zum Saunabereich auf, unter deren Rahmen wir gerade mit den Köpfen aneinander gestoßen waren. Das gab eine Beule.
„Ich würde mich sehr freuen.“
Kennt ihr das, wenn man Blicke auf einem spürt? So ging es mir in dem Moment. Ich drehte mich noch einmal um. Ich Blick traf meinen. WUMM. Ein Blitz. Ein Zucken. Ich spürte es ganz deutlich. Das gleiche Gefühl hatte ich bei Hanna gehabt. Dieses Gefühl, dass einen etwas verbindet, ohne zu wissen, was es ist. Und doch zögerte ich. Dann rang ich mich zu einem Lächeln durch und hoffte sie würde zurücklächeln, aber sie stand still da und rührte sich keinen Millimeter. ‚Na toll Carla, du hast es vergeigt.‘ Ich ging durch die Tür und ließ sie achtlos zufallen. Einfach nicht weiter daran denken. Es wäre wahrscheinlich eh nicht gut gegangen, so dachte ich.
„Darf ich mich dazu setzen?“, fragte die blonde Frau. Sie trat den Strandkorb heran in dem ich saß und völlig desinteressiert in einer Zeitschrift blätterte.
„Bitte“, ich rutschte ein wenig nach links, damit sie neben mir Platz hatte.
„Ich heiße übrigens Stella.“
Jetzt bekam die strahlende Persönlichkeit auch noch einen strahlenden Namen. „Carla von Lahnstein“, antwortete ich und hätte mir gleich darauf am liebsten selbst das Sprechen verboten. „Oh Gott“, ich schlug mir die flache Hand gegen die Stirn. „Entschuldigung. Das sollte nicht arrogant klingen.“
„Halt.“ Sie nahm meinte Arm und zog ihn nach unten. „Ich fand das eben sehr süß.“
Ich schaute sie ungläubig an. Ich war so verunsichert seit ich Susanne verloren hatte. Es tat immer noch weh. War eine Entscheidung der Vernunft gewesen, nicht des Herzens. Und genau dem tat es am Ende am meisten weh.
Ich lächelte ein gequältes Lächeln. „Kaffee?“
„Gerne. Was machst du hier?“
„Geschäftsreise. Und du?“ Sie wirkte so unbeschwert. Sie scherte sich nicht einmal um meinen Adelstitel, sondern duzte mich fröhlich weiter.
„Urlaub. Einfach mal ausspannen. Schönen Frauen in der Sauna begegnen.“ Ihre Augen strahlten so viel Wärme aus. Die Wangenknochen schoben sich leicht nach oben, wenn sie lächelte.
„Das wird bestimmt eine Weile weh tun“, meinte ich.
„Mag sein. Aber das war es wert.“ Jetzt grinste sie bis über beide Ohren. „Du flirtest nicht so oft, oder?“
„Nicht mehr, nein.“
„Das ist schade. Ich bin sicher, du hast früher so manch einer den Kopf verdreht.“
Ich fragte mich, woher sie wusste, dass ich nur an Frauen interessiert war. „Warum bist du dir so sicher, dass wir in diesem Punkt ähnlich sind?“
„Bin ich nicht. Aber eine Frau wie du, verdreht jedem den Kopf. Ob Mann oder Frau.“
Ich spielte mit dem Milchkännchen. „Mag sein.“
„Komm schon, als würdest du nicht wissen, welche Wirkung du auf andere hast.“
„Welche denn?“
„Soll das ein Scherz sein?“
Ich schüttelte den Kopf. Seit meiner gescheiterten Ehe habe ich meine Wirkung, wie sie es nannte, auf andere nicht mehr ausgetestet. Ich hatte Verantwortung. Sophia, die Holding. Ich konnte es mir nicht mehr leisten jede Woche mit einer anderen Frau auf dem Schloss aufzutauchen.
„Na gut, dann zeig ich es dir.“ Sie nahm meine Hand, schob sie unter ihr Handtuch zwischen ihre Beine. „Und ich schwöre dir, ich habe keine andere Frau angeschaut.“
„Das ist…“
„…allein deine Schuld, haargenau.“ Sie zog an meinem Handtuch und legte meine linke Brust frei.
Ich sah mich um. Hier war keine Menschenseele. Die Finnen selbst mussten arbeiten. Die Angestellten der Sauna waren ebenfalls beschäftigt. Dazu verdeckten uns ein paar fast deckenhohe Pflanzen.
„Darf ich fragen, was du vorhast?“
„Wo nach sieht es denn aus?“ Sie umfasste meine Brust, spielte damit und sie wurde hart und straff.
Ich legte den Kopf in den Nacken und atmete tief ein.
Sie zog ein weiteres Mal am Stoff und das Handtuch glitt an meinem Oberkörper hinab auf meine Oberschenkel.
„Wow.“
Ich traute mich nicht meine Augen zu öffnen.
„Du bist noch schöner, als ich es mir je hätte ausmalen können.“
_________________ “If you live to be a hundred, I want to live to be a hundred minus one day so I never have to live without you.” https://www.fanfiction.net/s/8764822/1/Two-In-A-Million
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