Ohne Korrektur zu lesen, schnell abgetippt
Teil 25
Carla saß auf Arbeit an ihrem Schreibtisch und ihre Gedanken waren von ihrer Schreibarbeit zu Stella gewandert.
Sven kam zur Tür herein. "Carla?" Nichts. Diesmal sagte er Carlas Namen etwas lauter. Eine Reaktion. Sie schaute ihn an. "Ja? Was ist?"
"Welchem Tagtraum hast du dich denn gerade hingegeben?", fragte er schmunzelnd.
Carla lächelte.
"Oder sollte ich eher fragen, an wen du gedacht hast?"
"Sei doch nicht immer so neugierig."
"Du kennst unsere Berufsbezeichnung? Die schließt neugierig sein mit ein."
"Aber du bist doch sicherlich nicht hier, um mich einem Verhör über mein Privatleben zu unterziehen, oder?"
"Nein. Ich habe mal die Umzüge nach Düsseldorf rausgesucht, die so ca. einen Monat vor unseren neuen Graffitis passiert sind und habe die durch den Rechner laufen lassen und habe nach Vorstrafen gesucht."
"Und was gefunden?"
Carla hoffte, dass Stella nicht mit darunter war. Bei Vorstellungsgesprächen ist das ja eine unzulässige Frage, ob die Bewerber vorbestraft sind oder nicht.
Sie sollten auf dem Schloss vielleicht mal den Hintergrund ihrer Angestellten durchleuchten. Wer weiß, was manche zu verbergen hatten. Aber da könnten sie bestimmt nicht so einen renommierten und lückenlosen Lebenslauf vorweisen. Stellas Bewerbung war auch beeindruckend gewesen und was Carla jetzt alles über sie wusste.
Sven riss sie wieder aus ihren Gedanken.
„Alles Mögliche habe ich gefunden, aber keine Sprayer, die schon einmal aufgefallen sind.“
„Das wäre auch zu schön gewesen, wenn es so einfach funktioniert hätte.“
Aber insgeheim, war Carla auch froh. Warum hatte sie eigentlich noch nicht selber nachgeschaut, ob Stella vorbestraft war?
Sollte sie es tun oder Stella lieber selber fragen?
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Nach einem relativ ereignislosen Arbeitstag, holte Carla Sophia aus dem Kindergarten ab. Nachdem sie ihr Auto geparkt hatte und noch ein Stück Fußweg hatte, rief sie Leonard an.
"Hallo, Leo. Hast du später ein wenig Zeit für mich? Ich brauche jemanden zum reden."
Kurz bevor sie den Kindergarten betrat, beendete sie das Gespräch.
"In Ordnung. Bis dann."
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Daheim angekommen, ging Carla mit ihrer Tochter ohne Umschweife in ihre Suite.
Sie schaute auf ihre Armbanduhr. Leo wollte erst in einer halben Stunde kommen. Carla bemerkte nicht, dass die Eingangstür zu ihrer Wohnung geöffnet wurde. Erst als die Tür mit einem Klacken ins Schloss fiel, drehte sich Carla um und bemerkte Stella. So sehr Carla Stella auch mochte, aber momentan wollte sie nur ihren Kopf frei bekommen und dazu musste sie sich endlich Jemanden anvertrauen und das war Leonard.
Aber wie konnte sie Stella zum gehen bewegen, ohne sie zu verletzten?
Stella kam zu ihr und wollte Carla umarmen, kurz davor hielt sie inne und musterte ihre Liebste.
"Was ist?"
"Nichts." Carla sah, das Stella ihr nicht glaubte und beschloss, ihr die Wahrheit zu sagen.
"Ich weiss gerade nicht, wo mir der Kopf steht. Mich beschäftigt Einiges. Bitte Stella, ich brauche ein bisschen Zeit für mich."
"Gut, dann will ich dich nicht weiter stören."
Ohne Carla noch einmal anzuschauen, ging Stella.
Carla ging zu Sophia und spielte mit ihr, solange ihr Bruder noch nicht da war.
Nach einer viertel Stunde kam Leonard und lehnte sich in den Türrahmen von Sophias Zimmer.
"Na, Schwesterherz. Wo drückt der Schuh?"
Er lächelte Carla aufmunternd an.
Carla stand vom Boden auf, auf dem sie gerade noch gesessen hatte, um mit ihrer Tochter zu spielen und ging auf Leonard zu.
"Das kan jetzt länger dauern."
"Ich habe Zeit."
"Komm mit auf die Couch."
Beide setzten sich und dann ließ Carla alles raus, was sie beschäftigte und Leonard hörte geduldig zu.
Sie erzählte, dass sie den inneren Konflikt nicht aushielt, wegen Stella und dazu musste sie auch die Vorgeschichte sagen. Wie alles so gekommen war.
Als Carla fertig war, holte Leonard tief Luft.
"Das ist ein ganz schöner Brocken, der sich da angestaut hat. Stella und Graffiti? So sieht sie gar nicht aus. Aber es sind ja meist die, von denen man es am wenigsten erwartet."
"Das ist wohl wahr."
"Ich kann dir nur sagen, höre auf deine innere Stimme. Wenn du in deinem Beruf nicht mehr glücklich bist und unser Vater dir so eine Stelle anbietet..."
"...sollte ich die Chance ergreifen?"
"Du hast zwar dann das Vergnügen mit Ansgar, aber von so einer Kleinigkeit, lässt du dich doch nicht unterkriegen."
Carla lächelte. "Natürlich nicht. Kannst du mir noch einen kleinen Gefallen tun und auf Sophia aufpassen? Ich muss noch was klären."
"Klar."
"Danke. Du bist der Beste." Carla gab ihren Bruder einen Kuss auf die Wange und verschwand aus ihrer Wohnung.
Sie schaute auf ihre Uhr. Stella hatte gleich Feierabend. Sie beschloss an ihrem Auto zu warten, so würde sie Stella wenigstens nicht verpassen. Gesagt getan. Carla wartete seit einigen Minuten, doch dann sah sie Stella kommen.
Als Stella am Auto angekommen war, sagte sie nichts. Was sollte sie auch sagen?
"Hey." Carla lächelte sie an.
Es tut mir Leid. Erstens, weil ich mich den ganzen Tag nicht gemeldet habe und zweitens, weil ich vorhin so abweisend war."
"Ist schon gut. Jeder hat mal einen schlechten Tag."
Carla streckte die Arme aus und zog Stella in eine Umarmung.