Gegen 17 Uhr war auch die zweite Runde Workshops durch und man traf sich erneut im großen Tagungsraum. Am Abend hatte der Veranstalter zu einer Cabaret-Vorstellung geladen. Bis dahin war allerdings noch Zeit und während Stella noch überlegte, was sie Carla vorschlagen könnte um die Zeit bis dahin mit ihr zusammen verbringen zu können, kam diese ihr zuvor.
"Wie wäre es mit einem kleinen Stadtbummel?" schlug Carla vor.
"Ja, gerne. Das ist eine gute Idee!"
Die beiden zogen sich rasch auf ihren Zimmern um. Als Stella in die Lobby kam, stand Carla dort mit einem Dozenten, der offensichtlich bemüht war, Carla in ein Gespräch zu verwickeln.
"Die Lahnstein-Holding ist ja zweifelsohne eines der imposantesten Unternehmen Europas."
"Nun, ich denke wir stehen derzeit nicht schlecht da." gab Carla schon etwas genervt und um Freundlichkeit bemüht zur Antwort.
"Diese Bescheidenheit ist eindeutig eine Tugend der Frauen. Ein Mann an ihrer Stelle würde platzen vor Stolz!"
"Nun, ein derartiges Verhalten könnten sie tatsächlich bei meinem Bruder antreffen. Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen würde." Carla hatte Stella kommen sehen.
"Ja, wir sehen uns dann heute Abend. Soll ich Ihnen einen Platz freihalten?" Doch Carla hörte die Frage von Hernn Biensdorf nicht mehr. Carla war schon mit Stella durch die Tür.
"Du hättest Dich ruhig noch weiter unterhalten können."
"Bist Du verrückt? Der Typ ist sowas von schleimig!"
Stella musste lachen als sie Carlas empörtes Gesicht sah.
"Also keine Konkurrenz" kam es ihr in den Kopf. Aber wieso eigentlich Konkurrenz? "Stella Mann was ist nur los mit Dir?"
"Wo wollen wir als erstes hin?" unetrbrach Carla das Chaos in Stellas Kopf.
"Du kennst Dich hier besser aus, schlag was vor."
"Gut, wenn wir shoppen wollen, dann kenne ich eine nette Einkaufsstraße."
Sie schlenderten die Straßen entlang und hielten an ein paar Boutiquen an. Stella verdiente zwar gutes Geld, aber der ein oder andere Preis schreckte sie dann dennoch ab. Carla genoss die Zweisamkeit mit Stella und ihr entging deren gesckockter Blick bei dem ein oder anderen Preisschild durchaus nicht.
"Komm, wir gehen mal darüber, die haben glaube ich auch normale Preise" lachte Carla, als Stella mit Hinblick auf ein 110,- Euro T-Shirt mal wieder die Augen verdrehte.
"Tut mir leid, ich finde nur, also, manchmal versteh ich nicht, warum das alles so viel kostet. Nicht, dass ich mir sowas nicht ab und an auch mal leisten könnte, aber irgendwie bin ich da anders erzogen. Findest Du mich jetzt spießig?" fragte Stella mit ein wenig Angst in der Stimme.
"Nein, überhaupt nicht. Ich finde es gut, wenn man nicht den Bezug zur normalen Welt verliert und auch ich finde nicht jeden Preis gerechtfertigt. Und außerdem habe ich auch noch kein kaufenswertes Teil gesehen!"
"Ja, das stimmt. Um ehrlich zu sein trage ich in meiner Freizeit auch lieber sportliche Sachen."
"Da kenne ich genau den richtigen Laden für Dich - übrigens auch einer meiner Lieblingsläden." Carla führte Stella in ein riesen Sportgeschäft, in dem es einfach alles gab. Begeistert sprang Stella förmlich durch den Laden und verschwand mit einem riesen Stapel Klamotten in der Umkleidekabine. Carla hatte ihrerseits auch ein paar Jeans, T-Shirts und eine Fließjacke entdeckt. Stella führte Carla ihre Schätze vor und diese konnte sich kaum satt sehen. Nachdem Stella wieder aus der Kabine kam, stellte sie sich vor Carla.
"Und, was sopll ich davon jetzt nehmen?"
"Na, wie wäre es mit: alles?"
"Ach ich weiß nicht, das ist schon ziemlich viel..."
"Also ich nehme meine Sachen hier alle mit."
"Wow, die Fließjacke ist ja toll, die hab ich gar nicht gesehen, aber wenn ich die jetzt auch noch suche, dann sprengt das definitiv mein Budget."
Carla grinste.
"Also?"
"Na gut, dann werde ich auf Dich hören und mich finanziell ruinieren" sagte Stella gespielt theatralisch. Carla lachte. Sie stellen sich an der Kasse an. Carla war schneller fertig und sagte Stella, sie werde schon mal draußen warten. Als Stella dann mit ihren Errungenschaften den Laden verließ, stand Carla mit zwei riesengroßen Eiswaffeln vor ihr.
"Ich dachte, das muss gefeiert werden!"
"Du bist verrückt!"
"Ach was! Komm, lass uns da runter gehen, dort kann man am Wasser sitzen."
Die beiden gingen beladen mit ihren Tüten ans Ufer und blickten hinaus aufs Wasser. Stella ließ sich das Eis schmecken und hoffte, dass dieser Moment nie enden würde.
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