Irgendwie hat sich eine neue Geschichte in meinen Kopf gestohlen und will unbedingt raus.
Keine Angst, die alte geht ebenfalls weiter, nur es fällt mir schwer mich auf eine zu konzentrieren, wenn gleichzeitig was anderes raus will.
Ich weiß auch nicht, ob sie überhaupt jemand lesen möchte, sie handelt nämlich nicht von irgendwelchen Soapstars. Aber vielleicht seid ihr bereit euch mit mir auf etwas anderes ein zu lassen?
Jetzt kommt auf jeden Fall erst mal der Anfang und wenn es euch gefällt, gibt es auch eine Fortsetzung.
Teil 1
Meine Güte war sie nervös. Heute war es also endlich so weit, ihr erster Tag als Referendarin. Fünf Jahre hatte sie studiert und nun war er da, der große Tag.
Als sie das Schreiben mit ihrer Schule in den Händen hielt, war sie zwar erst etwas erstaunt gewesen, eine reine Mädchenschule, aber nach einiger Recherche im Internet, war sie mit der Zuweisung doch sehr zufrieden.
Auch wenn sie sich nicht wirklich vorstellen konnte, wie es war 30 pubertierende Mädchen auf einem Haufen zu erleben.
Sie war extra in die Nähe der Schule gezogen, weg von Zuhause, von ihren Eltern, ihren Freunden und auch von ihrem Freund. Oder besser Ex-Freund, sie hatten sich ziemlich heftig gestritten, als sie ihm eröffnete, dass sie zu der Schule hinziehen wollte. Aber was dachte er denn, dass sie jeden Tag fast 200km fahren würde, nur um sich dann bei ihm ins Zimmer zu setzen und Fernsehen zu gucken? Inzwischen war sie sich nicht mal mehr sicher, ob sie ihn überhaupt je geliebt hatte oder ob es einfach nur aus dem Druck ihrer Familie heraus entstanden war. Die hatten ihr schließlich jahrelang in den Ohren gelegen, dass sie sich doch endlich einen Mann suchen sollte. Unter der Trennung hatte ihre Familie im Grunde mehr gelitten als sie selber. Am Ende hatte sie sich einfach nur befreit gefühlt.
Und jetzt war sie hier, in einer fremden Stadt, in der ersten eigenen Wohnung. Endlich konnte sie tun und lassen was sie wollte. Die ersten Nächte alleine waren zwar komisch gewesen, an die Ruhe hatte sie sich inzwischen aber gut gewöhnt. Aber heute hätte sie doch gerne jemanden bei sich gehabt, der sie beruhigt hätte. Eigentlich war sie ein sehr ruhiger, selbstsicherer Mensch, den nichts so schnell aus der Bahn warf. Doch heute war es mit der Ruhe vorbei. Sie war gespannt, wie der Lehrer war, dem sie zugeteilt würde. Sie hoffte doch nett und nicht so ein alter Stinkstiefel.
Jetzt wurde es aber langsam Zeit. Sie blickte noch einmal schnell in den Spiegel. Gut sah sie aus, ca. 170cm groß, dunkle Augen, dunkle Haare, die seit kurzem modisch kurz waren. Dass war ihre erste Tat in der neuen Stadt gewesen, erstmal die langen Haare abschneiden. Ihre Mutter würde bei ihrem nächsten Besuch einen Herzanfall bekommen.
Sie hatte doch tatsächlich eine schwarze Hose und eine Bluse angezogen, sonst war sie eigentlich eher der Jeans und T-Shirt Typ. Vielleicht hatte sie Glück und in der Schule liefen die Lehrer auch legere rum.
Kurze Zeit später stand sie vor der Schule. Sie war nicht sehr groß, nur dreizügig mit ca. 600 Schülerinnen. Sie atmete tief durch und betrat die Schule. Zum Glück fand sie recht schnell ein Schild mit der Aufschrift Sekretariat. Als sie an dem besagten Raum ankam, warteten dort schon fünf andere Referendare. Eine kannte sie bereits aus der Uni. Alle waren ein bisschen nervös und begrüßten sich erst mal. Dann kam auch schon die Direktorin, eine sehr alte, sehr kleine Frau mit strengem Blick aber einem netten Lachen. Mit ihr würde sie sich schon verstehen. Die Direktorin trat auf sie zu.
„Alexandra Berns, richtig?“
„Genau.“, Alex setzte ihr schönstes Lächeln auf und reichte der alten Dame die Hand. Diese hatte einen erstaunlich kräftigen Händedruck.
„Herzlichen Willkommen bei uns.“
„Ich freue mich hier zu sein, Frau Stark.“ Die Direktorin ging weiter zu den nächsten Referendaren. Anschließend stellte sie sich hin und sagte:
„Nachdem ich Sie jetzt alle kennen lernen durfte, werde ich Sie jetzt dem Kollegium vorstellen. Anschließend stelle ich Ihnen Ihre Betreuer vor und Sie erhalten Ihre Stundenpläne. Zum Schluss erhalten Sie noch eine Führung durch unser Gebäude.“
Die kleine Frau ging mit forschen Schritten voraus und die sechs Referendare folgten ihr. Sie betraten das Lehrerzimmer. Die Lehrerinnen und Lehrer, die sich zuvor angeregt unterhalten hatten, unterbrachen ihre Gespräche und guckten die Neuankömmlinge neugierig an.
„Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich sehr Ihnen unsere neuen Referendare vorzustellen.“, sie nannte alle Namen und deutete gleichzeitig auf die jeweilige Person. „Wenn ich jetzt bitte die sechs Kollegen zu mir Bitten dürfte, die sich freundlicherweise bereit erklärt haben, sich eines Referendares anzunehmen?“
Sechs sehr unterschiedliche Lehrer und Lehrerinnen machten sich auf den Weg. Alex betrachtete alle genau. Alle Typen Lehrer waren dabei, von alt und griesgrämig, über Öko, durchgeknallt bis verdammt jung. An einer Lehrerin blieb ihr Blick länger hängen. Sie war kleiner als Alex, vielleicht 160cm, hatte lange dunkle Haare und war kaum älter als sie selber. Alex hätte so ziemlich alles dafür gegeben, dass sie ihre Betreuerin wurde. Aber bei ihrem Glück war es eh der alte Stinkstiefel hinten rechts.
Nach und nach nannte die Direktorin die einzelnen Namen und den dazu gehörigen Betreuer. Am Ende blieben nur Alex und ein junger Mann über, auf der anderen Seite standen noch der Stinkstiefel und die nette junge Lehrerin.
„Frau Berns, kommen Sie zu mir.“, sagte Frau Stark schließlich. Alex klopfte das Herz bis zum Hals, bitte lass es nicht den alten Stinkstiefel sein.
„Frau Berns, darf ich Ihnen Ihre Betreuerin Frau Unterländer vorstellen?“, Alex Herz setzte kurzseitig aus. Sie grinste ihre Betreuerin an und reichte ihr die Hand. Diese ergriff ihre Hand und lächelte zurück.
„Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihren Platz und erkläre Ihnen den Stundenplan.“ Alex ließ sich bereitwillig zu ihrem Platz führen, der direkt neben Frau Unterländers lag. Erleichtert ließ sie sich auf den Stuhl fallen.
„Ganz schön aufregend, was?“
„Oh ja.“
„Ich hoffe, Sie sind mit Frau Starks Wahl zufrieden.“, sie guckte Alex fragend an.
„Bis jetzt schon. Aber vielleicht erweisen Sie sich ja noch als echtes Scheusal.“, Alex grinste ihr gegenüber an. Mal gucken, ob die Frau Humor hat.
„Ja, wer weiß. Ich glaube jedenfalls, dass wir uns schon verstehen werden.“, sie grinst zurück.
„Das hoffe ich doch.“
„Wir Kollegen duzen uns hier übrigens. Ich bin Ruth.“
„Alexandra, aber eigentlich nennen mich alle Alex.“
„Okay, Alex, dann zeig ich dir jetzt mal unseren Stundenplan für die nächsten Wochen.“…