Wie der ein kleines Stück
Teil 6
Carla stand auf, legte ihren Zeichenblock in den Sessel und war nun genau vor Stella.
"Zeichnen Sie öfter?"
"Nur, wenn mir etwas nicht aus dem Kopf geht oder ich nicht schlafen kann."
Carla ging noch einen Schritt auf Stella zu. Sie schauten sich in die Augen.
"Was geht Ihnen denn momentan nicht aus dem Kopf?" Stella biss sich etwas auf die Lippe. Sie wollte das eigentlich nicht fragen.
Ohne Vorwarnung ging die Tür zur Suite auf. "Schwesterchen, ich wollte nicht stören."
Carlas Augen verengten sich. "Du störst doch nie Ansgar."
"Sieht mir aber ganz danach aus. Du sucht dir wohl wieder eine neue Gespielin aus der normalen Gesellschaft?
Nun ja, du hattest schon immer einen etwas anderen Geschmack."
"Ansgar, es reicht." Carla stützte ihre Arme in die Seiten und funkelte ihn böse an. "Was willst du eigentlich? Du kommst doch nicht ohne Grund."
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du darüber nachdenkst in die Holding einzusteigen. Wage es ja nicht, mir den Chefsessel streitig zu machen."
Stella fühlte sich immer unwohler. "Ich werde dann wieder an die Arbeit gehen." Sie schaute Carla nochmal kurz in die Augen und machte sich dann schnell aus dem Staub. Stella wollte nicht mit in den Lahnstein-Kleinkrieg hineingezogen zu werden und eigentlich auch nicht wissen, um was sie stritten.
Nachdem Ansgar Carlas Suite wieder verlassen hatte, ließ sich diese in den Sessel fallen und dachte über das eben Geschehene nach. Sie wusste, das ihr Bruder gemein war und stichelte, wo er nur konnte, aber Carla regte sich jedesmal wieder darüber auf.
Stella wuselte im Schloß umher und versuchte mit Arbeit, dass vorhin Passierte erstmal zu verdrängen. Sie schaute auf die Uhr. --Immer noch drei Stunden. Was wäre geschehen, wenn ihr Bruder nicht dazwischen gefunkt hätte?-- Nachdem sie alles erledigt hatte, was auf ihrem Tagesplan stand, saß Stella in der Küche vor dem Dienstplan und daneben die Wunschliste, wann das Personal gern frei hätte. Aus welchen Gründen auch immer. Sie war so vertieft in den Plan, dass sie gar nicht hörte, wie Carla die Treppe herunter kam.
"Darf ich Ihre kostbare Zeit kurz in Anspruch nehmen?"
Stella zuckte zusammen und schaute auf.
"Verzeihung, ich wollte sie nicht erschrecken. Ich wollte mich nur für das Verhalten meines Bruders entschuldigen."
"Das ist nicht nötig."
"Doch, ist es. Er benimmt sich immer, als wär er der Grösste. Das Einzige, was ich Ihnen für die Zukunft raten kann, ist seine Kommentare zu ignorieren. Das versuche ich auch gelegentlich."
"Ich werde mir Ihren Rat zu Herzen nehmen."
"Und wegen dem anderen Gespräch, wo wir unterbrochen wurden, dass setzen wir ein anderes Mal fort. Ich muss jetzt erstmal Sophia abholen."
Die Gräfin verschwand und ließ eine verdutzte Stella zurück.
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