Vielen lieben Dank an euch
Weiter geht es.
Hannas Erstaunen erreichte seinen Höhepunkt.
"Wieso zwei Jahre?
Sie ist seit knapp einem Jahr verschwunden.
Nur das ausgebrannte Auto wurde gefunden.
Ihre Leiche jedoch nie."
Zoe klatschte sich auf die Schenkel.
"Dacht ich mir doch,daß Jules lügt."
"Wer zum Teufel ist Jules?"
fragte Hanna,die langsam den Verstand zu verlieren drohte.
"Ach,daß soll dir Carla erzählen.
Sie hatte also einen Unfall und seither ist sie verschwunden?"
fragte Zoe mit ehrlichen Interesse.
Hanna hatte keine Ahnung warum sie es tat,aber sie erzählte Zoe die ganze Geschichte von Anfang an.
Sie ließ nichts aus.
Zoe hörte aufmerksam zu und unterbrach sie nicht.
Erst als Hannas Geschichte bei Carlas Schwangerschaft stehen blieb,meldete sie sich zu Wort.
"Ach daher also die Narba?
Nur wo ist das Kind?"
Hanna spürte ihre Sinne schwinden.
"Nein...
nein...
Ansgar hat doch nicht...
Meinst du das Kind lebt noch?"
fragte Hanna völlig neben sich und erweckte in Zoe tiefes Mitgefühl.
"Ich weiß nicht...
Die Narbe sieht irgendwie nach Kaiserschnitt aus.
In welchen Monat war denn Carla als sie verschwand?"
Hanna zuckte mit den Schultern.
Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.
Die Verzweifelung stand ihr im Gesicht geschrieben.
Zoe legte vorsichtig einen Arm um Hanna.
"Lass den Kopf nicht hängen.
Carla muss dich wohl sehr lieben,daß es ihrem Bruder nicht gelungen ist dich ganz aus ihrem Gedächnis zu streichen,"
versuchte Zoe Hanna zu trösten und überraschte sich selbst damit.
Selbstlosigkeit war normalerweise nicht gerade ihre Stärke.
"Ja aber,sie hat mich trotzdem vergessen.
Sie ist jetzt mit dir zusammen,"
sagte Hanna traurig.
Zoe überlegte und suchte nach den richtigen Worten.
Das Wohl von Carla stand für sie im Vordergrund.
Wie auch immer Carla sich schließendlich entscheiden mochte.
Sie musste einsehen,daß Carla und Hanna etwas tiefes verband.
"Hör mal.
Carla kann ja nichts dafür,daß ihr Gedächnis ausgelöscht wurde.
Sie hat dich nicht vergessen.
Zugegeben ich habe es mir gewünscht,daß sie ihre Vergangenheit aus dem Spiel lassen kann.
Aber ich habe gespürt,daß sie schon einmal sehr geliebt hat.
Es hat ganz tief in ihr weitergelebt.
Ich bin mir sicher,daß sie mich nicht zufällig kennengelernt hat.
Ich glaube an das Schicksal und meine Ähnlichkeit mit dir ist wohl nicht zu übersehen."
Hanna seufzte.
Ein wenig trösteten sie Zoes Worte.
Das Mädchen war ganz schön reif für ihr Alter.
Sie hatte wirklich Größe gezeigt mit ihrem Verhalten.
"Aber wie stehst du denn zu Carla?"
Zoe schluckte leer.
Sie wehrte sich mit aller Kraft gegen die aufkommenden Tränen,konnte sie aber schließlich doch nicht zurückhalten.
Dies beantwortete die Frage mehr als deutlich.
Auch Hanna empfand plötzlich Mitgefühl.
Schließlich konnte Zoe auch nichts für die Situation.
Sie hatte sich einfach in Carla verliebt.
Keine andere konnte so gut verstehen wie sie warum.
Hanna konnte nicht anders und schloss Zoe in ihre Arme.
"Glaub mir Zoe.
Mir geht es wie dir.
Einerseits bin ich so glücklich,daß Carla noch lebt und ich sie gefunden habe,und anderseits,habe ich einfach eine Scheißangst wie es jetzt weitergehen soll.
Und eine Schwester von der ich nichts wusste,hab ich auch noch gefunden.
Lass uns erst mal mit Carla reden,"
sagte Hanna und fuhr Zoe tröstend über die Haare.
Plötzlich wich Zoe zurück und blickte in Hannas Augen.
"Vor allem müssen wir uns diese Jules vorknöpfen.
Sie weiß bestimmt etwas von diesem Kind."
"Darf ich jetzt erstmal erfahren,wer diese Frau ist?"
Zoe packte Hanna am Arm.
"Komm wir fahren zu Carla.
Ich erzähl es dir auf den Weg dorthin."
Hanna ließ sich mitreißen.
Doch plötzlich hielt Zoe noch einmal inne.
"Hör zu.
Erzähl Carla nicht alles auf einmal.
Das mit dem Kind und so...
das ist also...
ziemlich harter Tabak.
Geh es langsam an.
Sie hat eine Menge duechgemacht.
Versprich es mir."
Hanna war platt.
Die Kleine hatte es wirklich drauf.
"Du hast nicht zufällig deinen Beruf verfehlt.
Als Therapeutin würdest du echt ne gute Figur abgeben.
Ich versprech es dir."
Die beiden machten sich also auf den Weg zu Carlas Haus und Zoe erzählte Hanna von Jules.
Hanna schluckte zweimal leer,als sie auch noch erfahren musste,daß Carla offenbar auch mit Jules etwas gelaufen war.
Doch ihr blieb nichts anderes übrig,als es erstmal vorerst zu verdrängen.
Sie liebte Carla und war nicht bereit sie noch einmal zu verlieren.
Sie würde kämpfen.
Koste es was es wolle.
Als sie endlich bei Carla im Haus eintrafen,öffnete Zoe vorsichtig die Tür.
Sie ließ ihren Blick über die Räume schweifen und Carla Parfüm hing in der Luft.
Sie war also tatsächlich hier gewesen,aber jetzt fehlte jede Spur von ihr.
"Sie ist nicht da,"
bemerkte Hanna verzweifelt.
"Wir hätten sie nicht allein lassen sollen,"
fügte sie vorwurfsvoll an und strafte Zoe mit einem bösen Blick.
"Sie ist nicht hier im Haus.
Aber ich spüre das sie irgendwo in der Nähe ist.
Lass uns draußen suchen,"
sagte Zoe und schürte damit die Hoffnung in Hanna.
Sie folgte Zoe in den Garten und tatsächlich.
Carla saß zitternd auf der kleinen Parkbank und starrte in den Himmel.
"Carla?"
rief Hanna vorsichtig.
Carla zuckte leicht zusammen und erwiderte Hannas Blick mit einem Ausdruck von unhaltbarer Verzweifelung.
Zoe zug sich zurück.
"Ich lass euch besser mal alleine.
Ich bin im Haus,wenn was ist."
Hanna nickte Zoe dankbar zu,während Carla nicht die kleinste Regung zeigte.
Als Zoe im Hause verschwunden war,setzte sich Hanna zu Carla auf die Parkbank.
Eine halbe Ewigkeit saßen die beiden einfach nur schweigend da.
Nur ihr Atem und das Rauschen des Windes war zu hören.
Carla durchbrach zuerst die Stille.
"Wer bin ich?"
fragte sie leise.
"Ach Carla...
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll,"
sagte Hanna verzweifelt.
Sie beschloss Carla die ganze Geschichte zu erzählen.
Wie sie sich kennengelernt hatten,den Schwierigkeiten die sie gehabt hatten,ihre Hochzeit und schließlich von dem Tag,als Carla verschwunden war.
Sie ließ einzig die Sache mit der Entführung und dem Baby aus dem Spiel,wie Zoe sie gebeten hatte.
Carla traute ihren Ohren nicht.
"Ich hatte also einen Autounfall.
Meine Familie lebt also noch?"
Hanna nickte.
"Ja alle sind wohl auf.
Nur von Ansgar fehlt jede Spur."
"Aber warum erzählt mir Jules dann,daß ich zwei Jahre im Koma gelegen habe und meine gesammte Familie ausgelöscht wurden ist?"
fragte Carla,wobei die Frage eher ihr selbst galt,denn Hanna.
"Verdammt nochmal!
Wer ist diese Jules überhaupt?"
rutschte es Hanna heftiger als gewollt heraus.
Carla schluckte und begann nun ihrerseits die Geschichte aus ihrer Sicht zu erzählen.
Hanna staunte nicht schlecht und versuchte sich nichts anmerken zu lassen,daß sie es schwer traf,daß Carla auch mit ihr was gehabt hatte.
Sie äußerte es stattdessen mit geballter Wur gegen Jules.
"Diese falsche Hexe!
Sie hat dich von Anfang an belogen!"
sagte sie,als Carla ihre Geschichte beendet hatte.
"Vielleicht wusste sie gar nichts davon,"
verteidigte Carla sie,denn sie wollte irgendwie nicht glauben,daß Jules eine solche Schlange war.
"Ach komm Carla.
Das ist ja wohl offensichtlich.
Du hast doch von diesem Telefonat erzählt."
Carla zuckte mit den Schultern.
"Ist ja auch egal.
Wie soll es denn jetzt weitergehen?"
fragte sie mit einer Gleichgültigkeit,die Hanna zutiefst erschreckte,denn für sie war sonnenklar,wie es jetzt weitergehen würde.
Sie wollte Carla nach Hause mitnehmen und mit ihr endlich das Leben führen,daß sie beide sich schon immer erträumt hatten.
"Aber willst du denn nicht nach Hause?"
fragte sie vorsichtig.
"Ich kann mich nicht an mein Zuhause erinnern.
So gesehen bin ich nirgends Zuhause,"
sagte Carla bitter.
Hanna geriet stattdessen in tiefe Verzweifelung.
"Ich wüsste ja schon gerne was dieser Mistkerl Ansgar mit dir angestellt hat,"
rief Hanna lautstark.
Carla zuckte zusammen und holte Hanna damit auf den Boden zurück.
"Tut mir leid.
Ich wollte dich nicht erschrecken.
Ich bin so froh dich wiederzuhaben.
Auch wenn du dich nicht an mich erinnern kannst.
Ich glaube fest daran,daß deine Erinnerungen zurückkehren werden,wenn du erstmal wieder zu Hause bist.."
Sie fasste Carla bei der Hand und drückte sie.
"Wir schaffen das Carla.
Wir haben schon soviel miteinander durchgestanden."
Sie erinnerte Carla an ihren eigenen Gedächnisverlust und wie sie ihre Erinnerungen mit Carlas Hilfe zurück erlangt hatte.
Dennoch gelang es ihr irgendwie nicht Carla zu überzeugen.
Sie löste gar eine noch größere Verzweifelung in ihr aus.
"Ich kann hier nicht einfach weg.
Was wird denn aus Zoe?
Und meine Schüler kann ich doch auch nicht einfach im Stich lassen."
"Aber mich schon.
Oder wie?"
entfuhr es Hanna heftiger als gewollt.
"Wie kannst du von mir erwarten,daß ich ohne jegliche Erinnerung einfach mit dir gehe?
Wer sagt mir,daß du die Wahrheit sprichst?"
fragte Carla.
Das genügte.
Hanna brach in Tränen aus.
"Ich kann nicht glauben Carla,daß du nichts mehr für mich empfindest.
Spürst du es denn nicht?
Du hast dich doch an mich erinnert.
Du hast mich gezeichnet und das Gedicht erkannt,daß ich für dich geschrieben habe.
Wie kannst du daran zweifeln,daß ich dich liebe."
Die Tränen flossen nun unaufhaltsam.
Erst jetzt wurde Carla bewusst,was hier vor sich ging.
Was für eine Bürde sie hanna auftrug.
Sie tadelte sich stumm für ihr Unverständnis und ein Hauch tieser Zuneigung und Liebe streifte ihr Herz.
Sie wischte Hanna die Tränen aus dem Gesicht.
"Ich hab es nicht vergessen Hanna.
Es ist nur noch tief,zu tief in mir verborgen.
Tut mir leid,daß ich dir nicht vertraut habe.
Aber du musst mich auch ein bißchen Verstehen.
Meine Welt ist auf einen Boden voller Lügen gepflanzt.
Ich werde mit dir gehen."
Hanna horschte auf.
"Aber ich gehe nicht ohne Zoe."
Hannas Miene verfinsterte sich sogleich wieder und Carla entging es nicht.
"Hanna,sie ist wahrscheinlich deine Schwester,oder zumindest Halbschwester.
Willst du nicht wissen ob es wirklich stimmt?"
"Doch,"
stimmte Hanna zu.
"Aber du willst sie nicht deswegen mitnehmen.
Du liebst sie,oder?"
Carla nickte stumm.
Ihre Zerissenheit wiederspiegelte sich in ihrem Gesicht und warf plötzlich Verständnis in Hanna auf.
"Okay wir nehmen sie mit.
Ich sehe ein,daß ich dich nicht völlig wurzellos aus deiner neuen Welt herausreißen kann."
Die beiden Frauen saßen noch eine Weile schweigend in der Nacht.
Beide hofften auf eine Lösung.
Einen Weg ins Glück.
Einen Weg zurück ins Leben.
Als sie ins Haus zurückkehrten,erinnerte Zoe Carla daran,daß sie Jules rufen sollte.
Vielleicht wusste sie doch mehr als sie zugab.
Auch Carla hatte inzwischen keine zweifel mehr daran.
Sie rief Jules an und bestellte sie ins Haus unter dem Vorwand,sie wolle über ihre Beziehung zueinander sprechen.
Jules kaufte ihr die Geschichte ab und versprach sofort vorbei zukommen.
Schweigend saßen die drei Frauen in der Bibliothek und warteten.
Nach einer schieren Unendlichkeit klingelte es endlich an der Tür und Carla sprang Zeitgleich mit Hanna und Zoe auf.
"Nein.
Wartet hier,"
bremste Carla die beiden.
"Es ist besser wenn ich erstmal alleine mit ihr spreche.
Wenn sie dich sieht Hanna und sie wirklich etwas weiß,wird sie bestimmt nicht auspacken."
Hanna und Zoe mussten Carla Recht geben und setzten sich wieder.
Carla nahm Jules in Rmpfang.
"Carla ich bin ja so froh das du angerufen hast.
Du kannst dir gar nicht vorstellen,wie sehr ich mich nach die gesehnt habe."
Jules fiel Carla um den Hals und erwähnte Zoe mit keinem Wort zu Carlas Erstaunen.
Carla schob Jules vorsichtig von sich.
"So...
ähm...
Dann komm erst mal rein,"
sagte Carla,schwer bemüht ihre Fassung zu wahren.
"Wollen wir in die Bibliotkek,"
schlug Jules vor und bewegte sich schon in die entsprechende Richtung.
Carla blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen.
Hektischer als gewollt,stellte sie sich Jules in den Weg.
"Nein,lass uns in die Küche gehen,"
sagte Carla so gelassen wie möglich,aber Jules durchschaute sie.
"Was geht hier vor?"
fragte sie.
So das war es für heute.
Ich hoffe es hat euch gefallen?
Ich wünsche allen eine gute Nacht.
LG
Martina