Teil 6
Stella ging glücklich zurück auf ihr Zimmer. Sie war froh, dass sie sich getraut hatte, noch mal zu Carla zu gehen. In ihrem Zimmer zog sie sich aus und ging ins Bad. Dann schickte sie noch eine sms an Martin, dass es zu spät geworden sei um anzurufen. Um auf Nummer sicher zu gehen machte sie danach ihr Handy aus. Sie legte sich ins Bett und sah bis zum Einschlafen nur ein Gesicht vor sich.
Carla schloss die Tür. Sie war erleichtert, dass Stella noch mal zu ihr gekommen war, auch wenn es ihr Verhalten in der Bar nicht wirklich erklärte – vielleicht hatte sie doch nur einen schlechten Moment erwischt. Umso mehr sich Carla in Gedanken an die schöne Managerin verlor, desto mehr mahnte ihr Kopf sie dazu, sich nicht zu sehr auf sie einzulassen. Sie hatte erst eine gescheiterte Beziehung hinter sich und glaubte nicht mehr daran, dass sie so etwas, wie sie es mit Hanna erleben durfte, noch einmal erleben würde können. Sie zog ihren Pyjama an und legte sich hin.
Am nächsten Morgen war Stella kurz vor dem Weckerklingeln wach. Sie sprang aus dem Bett und konnte es gar nicht erwarten, sich fertig zu machen. So stand sie bereits um 20 nach 7 wieder vor Carlas Zimmertür. Sie war unschlüssig, ob sie schon klopfen sollte oder einfach warten. Stella legte ein Ohr an die Tür – nichts. Kein Wasserhahn, keine Schritte, keine Schranktüren, die geschlossen wurden, kein Ton trat aus dem Zimmer. Unschlüssig trat sie von einem Bein auf das andere und als um halb acht noch immer nichts zu hören war, klopfte sie an die Tür. Keine Reaktion. Stella klopfte fester.
Carla lag im Bett und hörte von fern ein Klopfen, welches immer lauter wurde. Sie stöhnte und drehte sich zur Seite. „Carla?“ rief es von draußen. „Shit“ fuhr es Carla durch den Kopf. Sie warf die Bettdecke vom Bett und war mit einem Satz an der Tür, die sie aufriss, ohne zu überlegen, dass sie nur in Unterhose und Schlafoberteil vor Stella stand.
„Hi, sorry, ich hab total verschlafen, komm rein!“
„Ähm, guten Morgen, entschuldige, ich wollte, ich, also wenn Du lieber noch ne Stunde schlafen möchtest, dann ist das auch ok!“ Stella musterte Carla nicht ganz ohne rot zu werden.
„Nein, ich freue mich aufs Schwimmen, ich zieh mir nur rasch was an!“
Carla schnappte sich ein paar Klamotten samt Bikini und verschwand im Bad. Stella nutzte die unbeobachtete Zeit, um durchzuatmen und sich umzusehen. Wie ferngesteuert suchte ihr Blick das Bett ab nach irgendwelchen Indizien. Auf den Nachtischen lag kein Foto, was Stella mit Freude zur Kenntnis nahm. Das zerwühlte Bett fing Stellas Blick immer wieder ein. „Hierin hat sie also heute Nacht geschlafen.“ Stella setze sich auf die Bettkante und hob die Decke, die noch immer auf dem Boden lag, auf. Sie strich mit der Hand über die Matratze, die noch warm von Carlas Körper war.
„Können wir?“ fragte Carla, die gerade aus dem Bad heraus trat und sich über den Anblick der auf dem Bett sitzenden Stella amüsierte. Stella fühlte sich ihrerseits ertappt und erhob sich schnellstmöglich von Carlas Bett.
„Klar, wir können.“
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