Bin wieder da
Teil 5
Stella zog gleichmäßig ihre Bahnen. Ein Blick auf die Digitaluhr außerhalb des Beckens bedeutete ihr, dass es Zeit war, aus dem Becken zu klettern. Sie machte sich auf den Weg in ihr Zimmer, wo sie nach einer schnellen Dusche unentschlossen vor dem Koffer stand. Welchen Anzug sollte sie auswählen? Oder lieber das Kostüm? Mitten in ihren Überlegungen nahm sie den Vibrationsalarm ihres Handys wahr. 4 Anrufe in Abwesenheit zeigte das Display an. „Martin“ schoss es Stella durch den Kopf. Sie hatte völlig vergessen ihm Bescheid zu geben, dass sie gut angekommen war. Sie drückte den grünen Hörer.
„Na endlich, sag mal habt ihr so viel Verspätung Schatz?“
„Nein, ich hab es nicht eher geschafft!“
„Ich hab mir schon Sorgen gemacht!“
„ Martin! Ich bin keine 14 mehr und eine Bahnfahrt ist keine Wüstenralley!“
„Bist Du schlecht gelaunt? Ich vermisse Dich jedenfalls schon!“
Stella war genervt, sie wusste nicht, was sie antworten sollte.
„Bist Du noch dran?“ fragte Martin nach einer Weile.
„Ja, aber ich muss mich jetzt gleich fertig machen, sonst schaffe ich es nicht rechtzeitig…“
„Na gut, dann rufe ich heute Abend noch mal an und wünsche Dir eine gute Nacht!“
„Ok, aber es kann spät werden. Besser ich rufe Dich an. Ich hab das Handy auf dem Zimmer liegen, also nur falls ich nicht dran gehe heißt das nicht, dass Du die Kriminalpolizei informieren musst!“
„Mein Schatz Du brauchst dringend Urlaub!“
Er will es einfach nicht verstehen – dachte Stella.
„Bis später dann!“
„Kuss“
„Ja, Kuss“ gab Stella routiniert zur Antwort.
Sie legte das Handy wieder auf den Tisch und konzentrierte sich auf die Wahl ihres Outfits. Sie beeilte sich und stand bereits eine viertel Stunde vor der verabredeten Zeit in der Lobby. Auch Carla kam zu früh, sodass Stella nicht lange warten musste.
„Hallo!“ rief Stella Carla zu.
„Sie sind ja auch schon da.“ Carla strahlte.
„Ja, ich war nur kurz schwimmen.“
„Wie ist denn der Spa Bereich?“
„Überschaubar, aber hübsch.“
„Gut, dann werde ich morgen früh auch mal ein paar Runden drehen. Wollen Sie mich nicht begleiten?“
„Äh, gerne, ja.“ Stella stammelte etwas verlegen, Carlas Angebot hatte sie ziemlich überrumpelt.
„Gut, dann sehen wir uns doch mal an, mit wem wir es die nächsten 4 Tage so zutun haben.“
„Ja, gute Idee.“
Die beiden gingen in den Alstersaal und nahmen an der Begrüßungsveranstaltung teil. Nachdem der Ablauf vorgestellt worden war, erhielt jeder Teilnehmer eine Liste mit Workshops, die bis zum nächsten Morgen auszufüllen war. Anschließend entließ der Veranstalter alle Teilnehmer in den Ballsaal, in dem ein riesiges Buffet aufgebaut war. Stella und Carla nahmen nebeneinander Platz. Neben Ihnen nahmen noch etwa 30 weitere Personen an dem Seminar teil.
Carla und Stella gingen die Liste der Workshops durch.
„Das klingt gar nicht mal so uninteressant.“ stellte Carla fest.
„Ja, ich denke, wir können die Zeit echt nutzen.“
Ein junger Mann unterbrach die beiden.
„Hallo, mein Name ist Uwe Braun von Braun und Braun Immobilien.“ er streckte Carla grinsend die Hand hin.
„Guten Tag, Carla von Lahnstein.“
„Oh wow, die Lahnstein Gruppe, immenses Unternehmen, mein Kompliment! Und dann eine so schöne Chefin“
Carla verdrehte ihre Augen Richtung Stella die diese Szene nicht ohne Magenkrämpfe verfolgte.
„Nun Herr Braun, wenn sie uns entschuldigen, wir wollten gerade die Workshops auswählen.“
„Ach das ist auch eine gute Idee, eigentlich wollte ich sie ans Buffet entführen, aber wir können auch erstmal darum kümmern, wie Sie wollen!“
„Ich denke meine Freundin und ich schaffen das ganz gut alleine, aber danke für das Angebot!“
„Hm, da kann man nix machen. Aber so schnell gebe ich nicht auf, wir sehen uns dann morgen!“
Uwe Braun trat widerwillig den Rückzug an.
„Man, der war vielleicht hartnäckig!“ bemerkte Carla.
„Ätzender Arsch!“ rutsche es Stella verbissen heraus.
Carla sah sie mit großen Augen und einem leichten Grinsen an.
„Also, entschuldigen Sie, ich meine, der war wirklich unangenehm, man kennt das ja mit solchen Typen, also, die sich dann so aufdrängen und so und dann wollen die…“
„Schon gut, schon gut.“ unterbrach Carla den Redeschwall Stellas.
„Vor mir müssen Sie sich nicht verstellen. Ich finde ohnehin, wir sollten uns die nächsten Tage so angenehm wir möglich machen und dazu gehört sicher nicht dieses steife Gesieze. Wenn Du also nichts dagegen hast: Ich bin Carla!“
Carla erhob ihr Weinglas und Stella tat es ihr in Zeitlupe gleich.
„Stella“ brachte sie gerade noch heraus, bevor Carla sie kurz, aber intensiv umarmte.