Teil 34
Am nächsten Morgen sind beide nervös. Mit ungutem Gefühl machen sie sich auf den Weg.
Vor der Tür von Frau Stark nimmt Alex Ruths Hand:
„Willst du das wirklich tun?“
„Ja.“, Ruth guckt Alex mit großen Augen an.
„Okay, dann los.“, Alex klopft an und sofort werden sie hineingebeten.
„Frau Unterländer, Frau Berns, schön Sie zu sehen. Wie war die Klassenfahrt?“
„Sehr schön.“, Ruth grinst Alex an.
„Darf ich denn den Grund Ihres Besuches erfahren?“
„Natürlich. Also, na ja, ähm…“
„Frau Unterländer, kommen Sie aus dem Quark.“
„Okay, also, ach Mist, ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Alex?“, Ruth guckt Alex hilfesuchend an.
„Immer muss ich den Pudding auslöffeln. Frau Stark, wir sind ein Paar. Wir lieben uns, wir wollten nur, dass Sie es als Erste erfahren.“
Frau Stark guckt von einer zu anderen: „Und was erwarten Sie jetzt von mir?“
„Gar nichts. Das war rein informativ gedacht. Für den Fall, dass es irgendwelche Schülerinnen raus finden, wollten wir, dass Sie nicht aus allen Wolken fallen.“
„Sie haben es den Schülerinnen auf der Klassenfahrt nicht gesagt?“
„Nein. Wir wollten nicht, dass sie nach Hause kommen und direkt ihren Eltern erzählen, dass wir ein Paar sind.“
„Das war eine sehr kluge Entscheidung. Ich möchte nicht, dass das die Runde macht. Sie wissen wie empfindlich Eltern auf so was reagieren.“
„Auf was?“, fragte Alex leicht gereizt, sie hatte den etwas bissigen Unterton genau gehört.
„Auf eine Beziehung zwischen zwei Lehrerinnen. Ich muss ja schon sagen, ich hätte Ihnen das nicht zugetraut.“
„Was hätten Sie uns nicht zugetraut?“, Ruth legt ihre Hand beruhigend auf Alex Arm.
„Das Sie so unvernünftig sind.“
„Wir lieben uns. Was ist daran unvernünftig?“, Ruth kam Alex lieber zuvor, sie wusste genau, dass diese kurz vorm ausrasten stand.
„Manchmal muss man sich eben gegen seine Gefühle wehren.“
„Ich will mich aber nicht dagegen wehren.“, Alex brachte die Worte nur mühsam gefasst hervor.
„Aber Sie hätten es tun sollen.“
„Warum?“
„Weil das nicht normal ist. Ich bitte Sie, zwei Frauen.“
Ruth guckt Alex beruhigend an und streicht ihr gleichzeitig übers Bein: „Wer definiert was normal ist? Für mich fühlt es sich sehr richtig und normal an. Normaler als es sich mit je mit einem Mann angefühlt hat.“
„Ich möchte trotzdem nicht, dass das die Runde macht.“
„Okay, aber Sie werden mich nicht davon abhalten können, das zu tun, wann immer mir danach ist.“, Alex legt ihre Hand in Ruths Nacken, zieht sie an sich und küsst sie. Ruth ziert sich erst etwas, aber Alex weichen Lippen kann sie nicht lange widerstehen. Aber Alex entzieht sich ihr schon wieder. Ruth guckt Alex sehnsüchtig an. Alex dagegen guckt Frau Stark herausfordernd an.
„Wenn Sie sich bitte etwas besser im Griff haben würden. Wobei, wenn ich mir Sie so angucke, Frau Unterländer, scheint Frau Berns Qualitäten zu haben, von denen ich nichts ahne.“
„Und in deren Genuss Sie auch nie kommen werden. Die gehört mir ganz allein.“, Ruth guckt Alex verliebt an und Alex legt ihren Arm um Ruths Schulter.
„Ich sehe schon, ich kann Sie Beiden nicht bekehren. Dann bleibt mir nur Ihnen viel Glück zu wünschen.“
„Mehr Glück passt nicht rein.“, Alex lacht Ruth an, am liebsten hätte sie sie schon wieder geküsst.
„Absolut nicht. Wir werden es übrigens auch den Kollegen sagen. Wenn wir uns schon vor den Schülerinnen verstellen müssen, wollen wir wenigstens im Lehrerzimmer ganz normal miteinander umgehen. Und normal beinhaltet bei uns auch knutschen.“, Ruth will sich Alex erneut nähern, aber diese legt ihr nur den Zeigefinger auf die Lippen.
„Ich glaube, es reicht, Schatzi.“
„Da muss ich Frau Berns ausnahmsweise mal Recht geben. Aber tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber erwarten Sie keine Jubelstürme von den Kollegen.“
„Wir erwarten lediglich Akzeptanz. Jubeln tun wir schon genug.“
„Dann ist ja jetzt alles geklärt. Wenn Sie dann jetzt bitte gehen würden, ich habe zu arbeiten und Sie auch, hoffe ich.“
„Wir sind schon weg.“, Alex nimmt Ruths Hand und zieht sie raus auf den Flur. Schnell guckt sie sich um und als sie sieht, dass die Luft rein ist, drückt sie Ruth gegen die Wand und küsst sie. Als sie Ruth wieder freigeben will, schlingt diese ihre Arme um Alex Hals und küsst sie einfach weiter.
„Ruth, wir sind hier nicht zu Hause.“
„Äußerst schade. Die Schule sollte Betten anschaffen.“
„Das könnte dir so passen.“
„Die Stark hat genau so reagiert, wie ich es von ihr erwartet habe. Hui Buh, ein Gespenst, erzählen sie das bloß niemanden, wie sieht dass denn aus? Am liebsten würde ich dich mitten auf dem Schulhof verführen, nur um der eins reinzuwürgen.“
„Das lässt du schön bleiben. Sonst hast du hinterher hundert Mädels an der Backe, die alle was von dir wollen.“
„Es ist genug Alex für alle da.“
„Untersteh dich. Du gehörst mir.“
„Habe ich die Sklavenvertragsunterzeichnung verpasst? Wie viele Kamele bin ich denn Wert?“
„In Kamelen kann man dich nicht aufwiegen.“
„Stimmt, ich bin unbezahlbar. Zum Glück hast du mich ganz umsonst bekommen.“
„Ja, war ein echtes Schnäppchen. Die Quittung hebe ich aber auf, wie lange ist denn Garantie auf dich?“
„Ein Leben lang.“…
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