Hier kommt der nächste Teil. Wenn ihr wollt, kommt heute noch einer.
Die Geschichte liegt mir zur Zeit etwas mehr. Ich bin schon bei Teil 16.
Aber hier kommt erstmal
Teil 4:
In den nächsten Wochen freunden sich Alex und Ruth an. Alex beobachtet aufmerksam wie Ruth unterrichtet und Ruth gibt ihr gerne Einblicke in alle möglichen Internas. Während die Schülerinnen still arbeiten und in den Pausen erklärt Ruth, warum sie gewisse Sachen macht und andere lieber lässt. Sie verstehen sich sehr gut, wahren aber eine gewisse Distanz.
Drei Wochen vor den Osterferien:
Alex geht wie jeden Morgen zur Schule. Sie ging inzwischen richtig gerne in die Schule. Aber eigentlich freute sie sich am meisten darauf Ruth zu sehen. Inzwischen gestand sie sich eine gewisse Schwärmerei zu. Das kannte sie von sich, hin und wieder schwärmte sie für eine schöne Frau. Was daraus geworden, war allerdings nie.
Sie geht ins Lehrerzimmer. Komisch, Ruth ist noch gar nicht da. Sonst war sie doch immer viel früher als Alex. Kurze Zeit später kommt Ruth herein. Total verschnupft und mit dickem Schal um.
„Morgen, Alex.“, krächzt sie nur.
„Morgen, Ruth. Du siehst aber nicht sehr gesund aus. Soll ich dir was zu trinken holen? Einen Tee vielleicht?“
„Ein Tee wäre vielleicht nicht schlecht.“, murmelt Ruth. Schnell springt Alex auf und holt Ruth einen Tee aus der Küche.
„Hier bitte schön. Aufpassen, ist heiß. Aber bist du sicher, dass du mit der Stimme unterrichten kannst?“
„Eigentlich nicht. Würdest du?“
„Für dich einspringen? Das kommt jetzt plötzlich, aber warum nicht.“
Glücklich schaut Ruth Alex an. Zum Glück war sie da, was hätte sie nur heute ohne sie gemacht? Okay, die Kinder hätten endlich mal einen Film zu sehen bekommen. Aber irgendwie war es doch schöner zu wissen, dass da jemand war, auf den sie sich verlassen konnte. Seit Alex in der Schule angefangen hatte, gefiel es ihr noch besser dort. Sie mochte Alex wirklich.
„Ruth, möchtest du mir nicht zeigen, was ich machen soll?“, unterbricht Alex ihre Gedanken. Alex weiß zwar, wo sie im Stoff sind und was die Klassen in den letzten Wochen gemacht hatten, aber einen wirklichen Plan, hatte sie nicht.
„Es tut mir Leid, dass ich dich so ins kalte Wasser schmeiße. Ich hätte dich ja gestern Abend schon angerufen, aber ich hatte deine Nummer nicht.“, brachte Ruth mühsam hervor.
Schnell reißt Alex ein Stück Zettel ab und schreibt ihre Festnetz, Handynummer und Emailadresse drauf. „Hier, jetzt kannst du mich erreichen.“
Ruth nimmt den Zettel und steckt ihn in ihren Kalender. Anschließend holt sie die Arbeitsblätter und ihre Unterrichtsplanung aus der Tasche. Sie will schon zu einer Erklärung ansetzen, als Alex sie unterbricht.
„Du brauchst nicht sprechen, ich versteh dich schon so. Schone lieber deine Stimme.“ Ruth deutet auf wichtige Stellen in ihrem Konzept und versucht Alex begreiflich zu machen, was sie damit meint. Schließlich soll Alex nicht nur die Geschichtsstunden, sondern auch eine Doppelstunde Latein geben, ein Fach, dass sie selbst seit sieben Jahren nicht mehr gehabt hatte.
Es klingelt und die beiden gehen los. Vor dem Klassenzimmer bleiben sie kurz stehen. Ruth nimmt Alex Hand und drückt sie kurz, dann grinst sie sie aufmunternd an. Du machst das schon, sollen diese Gesten wohl heißen.
Sie betreten den Klassenraum und die Schülerinnen staunen nicht schlecht, als Alex vorne stehen bleibt und Ruth sich nach hinten verzieht.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen, Frau Berns und Frau Unterländer.“
„Wie ihr seht, geht es Frau Unterländer heute gesundheitlich nicht sehr gut. Deshalb werde ich den Unterricht übernehmen.“ Alex wirbelt anderthalb Stunden durch die Klasse und wirkt, als hätte sie nie etwas anderes getan. Geschweige denn erst 15 Minuten vorher von ihrem Auftritt erfahren. Wow, die macht das richtig gut, denkt Ruth sich. Außerdem hat man von hier hinten eine sehr gute Sicht auf die Dinge in der Klasse. Mandy und Michelle zum Beispiel scheinen eine starke Sympathie für Alex zu hegen. Bei Ruth sind die Beiden immer eher schweigsam, aber bei Alex blühen sie richtig auf. Sie ist stolz auf ihre Klasse, die Alex so gut annehmen und ihr den Start wirklich leicht machen.
Es schellt, die Schülerinnen stürmen aus der Klasse und Alex lässt sich auf den Stuhl fallen. Puuh, geschafft. Ruth geht zu ihr und legt ihr eine Hand auf die Schulter. Alex legt ihre Hand reflexartig darauf, beide verharren kurz in dieser Position. Dann nimmt Alex ihre Hand weg und steht auf.
„Und, wie war ich?“
„Super.“, bringt Ruth mühsam heraus. Sie drückt Alex kurz an sich. „Danke.“
Alex ist mit der plötzlichen Nähe etwas überfordert. Diese Nähe gefällt ihr eindeutig zu gut. Ruths Parfüm benebelt ihre Sinne und sie hätte sie am liebsten geküsst. Hoppla, wo kamen denn auf einmal diese Bedürfnisse her? Sie wollte doch nicht ernsthaft eine Frau küssen. Oder vielleicht doch? Ruth sinniert über das gleiche Thema. Sie sehen sich tief in die Augen, in dem Moment fliegt die Türe auf und Mandy und Michelle kommen herein. Sie betrachten die beiden Frauen eingehend und lachen sich wissend an.
„Lassen Sie sich von uns nicht stören.“, sagt Mandy.
„Genau, wir haben nur unsere Pausenbrote vergessen.“, ergänzt Michelle und schon sind die Beiden wieder raus.
„Bei was sollten sie uns denn stören?“, fragte Ruth etwas verwirrt.
„Keine Ahnung.“, Alex zuckt mit den Schultern. Dabei wissen beide ganz genau, was passiert wäre, wenn die Beiden nicht herein gekommen wären…