Teil 32
" Sie wollen bitte was?" Fassungslos sah Caro zu Carla hinüber die zu Sophia gegangen war. Die kleine hatte ihre Mutter lautstark darauf Aufmerksam gemacht das sie auch noch da war. Caro sah Carla an wie sie dastand mit Sophia auf dem Arm, sie sprach beruhigend auf ihre Tochter ein. Innerhalb von wenigen Minuten hatte sich Carla von der kühlen, kalkulierenden Geschäftsfrau in die liebende Mutter verwandelt.
" Sie haben mich schon verstanden" sagte Carla ruhig und sah Caro an. Sophia hatte sich wieder beruhigt und war in den Armen ihrer Mutter eingeschlafen, vorsichtig legte Carla sie in ihre Wiege und wandte sich wieder ihrer Angestellten zu. Caro saß immer noch völlig überrumpelt auf ihrem Stuhl " Ich, also, wie kommen Sie, ich meine wie stellen Sie sich das den vor?" sie brachte kaum einen vernünftigen Satz zustande.
Carla hatte fast etwas Mitleid mit ihr " Das kommt sicherlich überraschend für Sie, aber ich könnte mir niemand besseren als Sie auf diesem Posten vorstellen Caro. Allerdings bezweifle ich das ich noch mal eine so fähige und kompetente Sekretärin bekomme". Carla`s letzter Satz entlockte Caro ein leises lächeln " ich fühle mich wirklich geschmeichelt, aber im Gegensatz zu Ihnen bin ich gar nicht sicher das ich dem gewachsen bin".
" Keine sorge Caro, ich habe nicht vor Sie ins kalte Wasser zu schmeissen. Selbstverständlich werden Sie von Elisabeth und mir erst einmal eingearbeitet und ausserdem steht Ihnen ein äusserst fähiges Team zur Seite".
Caro schien nicht überzeugt " also ich weiß wirklich nicht…" begann sie, doch Carla unterbrach sie.
" Wovor haben Sie angst Caro? Wie Sie wissen unterstand Nathalie die Auslandsabteilung, alle anfragen aus Europa und Asien gehen über diese Abteilung. Sie beherrschen Englisch perfekt in Wort und Schrift und soweit ich es beurteilen kann ist auch Ihr Französisch nahezu perfekt".
" Sie sagen es, sämtliche Auslandstransaktionen sowie Kreditanfragen und Investments laufen über diese Abteilung, dieser Verantwortung sehe ich mich einfach nicht gewachsen".
Carla spielte mit ihrem Kugelschreiber " Diese Verantwortung müssen Sie auch nicht alleine tragen, zumindest die erste Zeit nicht. Das Sie unsicher sind verstehe ich, aber ich bin mir sicher das Sie sich sehr schnell an Ihre neue Position und Verantwortung gewöhnen werden". Carla sah Caro an und begann mit den Fingern ihre Argumente aufzuzählen." Sie haben die nötige Ausbildung, eine rasche Auffassungsgabe, sind Intelligent, scheuen keine harte Arbeit, zögern nicht um Hilfe zu bitten und sind Vertrauenswürdig".
" Sie meinen das wirklich ernst?"
" Selbstverständlich, aber Sie müssen sich nicht gleich entscheiden. Geben Sie mir bis ende der Woche bescheid". Carla sah fragend zu Caro hinüber.
Caro nickte " Ich werde es mir überlegen, mehr kann ich Ihnen nicht versprechen".
" Das reicht mir " erwiderte Carla lächelnd.
Die beiden Frauen erhoben sich und Carla begleitete ihre Angestellte zur Tür " Ich werde gegen 15.00 Uhr im Büro sein Caro, falls vorher etwas wichtiges ist erreichen Sie mich hier".
" Ist gut Frau von Lahnstein, bis später dann " Caro trat zur Tür hinaus und drehte sich nach zwei schritten noch einmal zu ihrer Chefin um " vielen Dank für das Angebot".
Carla sah Caro schmunzelnd hinterher, sie war sich sicher das sie sich ende der Woche nach einer neuen Sekretärin umsehen musste.
" Ich hab mich verspätet, meine Frau hat im Verkehr fest gesessen" Carla eilte an Caro`s Schreibtisch vorbei. Caro folgte ihr ins Büro.
" Das macht doch nichts, die Post habe ich schon durchgesehen und auf Ihren Schreibtisch gelegt, die Buchhaltung hat angerufen es gibt eine Rückfrage wegen des Spesenkonto`s Ihres Bruders".
Carla zog ihren Mantel aus und hielt einen Moment inne bevor sie ihn auf den Kleiderständer hängte " haben Sie genaueres gesagt?"
" Nein, nur das Sie bitte dringend zurückrufen sollen".
" Gut, dann verbinden Sie mich bitte gleich" Carla hatte platz genommen und begann die Post durchzusehen. Es dauerte keine Minute und Caro hatte sie mit der Buchhaltung verbunden.
" Herr Wolf, was kann ich für sie tun?" Carla lauschte mit halben Ohr dem Telefonat während sie immer noch die Post durchsah, schliesslich hielt sie inne und konzentrierte sich voll und ganz auf ihren Chefbuchhalter.
"Nein, nein Herr Wolf das war schon ganz richtig so. Sorgen Sie bitte dafür das die Firmenkreditkarte meines Bruders und auch die meiner Schwägerin gesperrt werden".
" Ja, ganz recht beide Spesenkonten werden mit sofortiger Wirkung gesperrt, danke". Carla legte auf und starrte nachdenklich vor sich hin, Frankfurt also dachte sie. Was zum Teufel will er da bloss?
" Caro bitten Sie Elisabeth zu mir" wies sie ihre Sekretärin über die Gegensprechanlage an und fuhr fort die Post zu lesen.
Eine knappe halbe stunde später betrat Elisabeth das Büro " Carla was gibt es?"
Carla berichtete Elisabeth von ihrem Telefonat " Ansgar hat die Firmenkreditkarte in einem Hotel in Frankfurt benutzt, Nathalie und er haben sich in einer Suite eingemietet".
" Frankfurt? was wollen sie den da?"
" Genau das frage ich mich auch, Urlaub machen sie da bestimmt nicht".
" Was willst Du jetzt machen?"
" Ich habe Herrn Wolf erst einmal angewiesen beide Konten zu sperren, egal was Ansgar auch wieder ausbrütet, er wird es nicht auf Firmenkosten tun" sagte Carla grimmig.
" Das wird ihm aber gar nicht gefallen".
" Ich kann auf die Befindlichkeiten meines Bruders im Moment leider keine Rücksicht nehmen" erwiderte Carla sarkastisch.
" Willst Du das ich Johannes informiere, oder tust Du das selber?"
" Nein, übernimm Du das bitte Elisabeth".
" Gut" Elisabeth stand schon an der Tür und wollte das Büro verlassen " ach sag mal, was ist den heute mit Caro los? Sie wirkt irgendwie Geistesabwesend".
" Ich habe ihr heute Mittag Nathalie`s Posten angeboten"
Elisabeth wandte sich wieder zu Carla um " hältst Du was wirklich für eine gute Idee?"
Erstaunt sah Carla auf " sicher, was spricht dagegen?"
" Carla ich weiß das sie eine überaus fähige Sekretärin ist, aber die Auslandsgeschäfte zu managen erfordert eine gewisse Qualifikation".
" Oh die hat sie, hast Du mal einen Blick in ihre Bewerbung geworfen? Ausserdem habe ich sie die letzten Tage genau beobachtet. Nach einer angemessenen Einarbeitungszeit wird sie die Arbeit mit Bravour erledigen".
" Und wer soll sie einarbeiten?"
Carla sah Elisabeth an und hob eine Augenbraue.
" Was,ich? Nein Carla dazu fehlt mir ganz einfach die Zeit" wehrte Elisabeth ab.
" Elisabeth, Caro lernt sehr schnell und wenn wir beide ihr ein wenig unter die Arme greifen ist es auch keine zusätzliche Belastung".
" Sag mal wie lange geistert das schon Durch Deinen Kopf?"
Carla grinste "ungefähr 2 Wochen".
" Na schön, versuchen wir es mit ihr. Ich vertraue auf Deinen Instinkt".
" Noch hat sie nicht ja gesagt, sie hat sich Bedenkzeit bis ende der Woche erbeten".
" Wie ich Dich kenne suchst Du bereits nach einer neuen Sekretärin".
Carla lachte " Da könntest Du recht haben".
" Brauchen Sie mich heute noch Frau von Lahnstein?" Caro steckte den Kopf zu Carla`s Bürotür herein " ansonsten würde ich dann Feierabend machen.
Carla sah von ihrem Bildschirm auf " wie spät ist es den?"
" 21.00 Uhr" sagte Caro nach einem Blick auf ihre Uhr.
" Himmel, Susanne reist mir die Ohren ab" sagte Carla zerknirscht.
Caro musste über Carla`s Tonfall lachen " na so schlimm wird es schon nicht werden".
Carla sicherte ihre Daten und fuhr den PC runter " Ich hoffe Sie haben recht, wenn aber doch sage ich Sie haben mich mit Arbeit überhäuft" Carla zwinkerte ihrer Sekretärin zu während sie ihren Mantel anzog.
" Ja, ja immer auf die Untergebenen und ich dachte schon Sie wären anders" lies sich Caro auf das Geplänkel ein. Die beiden Frauen gingen nebeneinander zum Fahrstuhl.
" Na, Sie müssen mein Angebot nur annehmen, dann sind sie der Boss" sagte Carla und drückte auf den Rufknopf.
Caro sah ihre Chefin von der Seite an " Sie geben wohl nie auf?"
" Sie sagen am Freitag eh zu, warum also nicht gleich" sagte Carla provozierend.
" Sie sind sich Ihrer Sache ja sehr sicher" Caro betrat den Aufzug hinter Carla und drückte die Taste für die Tiefgarage.
" Caro, Sie erinnern mich ein bisschen an mich selber. So eine Herausforderung reizt sie, geben Sie es ruhig zu". Carla fischte ihren Autoschlüssel aus der Tasche und verlies den Aufzug " Schönen Abend Caro".
Kopfschüttelnd sah Caro ihrer Chefin hinterher " wünsche ich Ihnen auch Frau von Lahnstein".
Im nächsten Teil gibt es dann auch wieder mehr Susanne