Teil 6
Der Abend bei Alain und Alegria hatte ihr gut getan. Sie fühlte sich zu Hause bei ihnen. Natürlich weil Alain ihr Vater kannte, aber
auch wegen die Gastfreundschaft und dass sie die Leidenschaft für die Kunst teilten. Das Stella schließlich ein Zeichen des Lebens
gegeben hatte, hatte ihr Abend großartig abgeschlossen. Zum ersten Mal, seit Monaten hatte sie die ganze Nacht geschlafen.
Sie hatte schon über Stella geträumt, aber diesmal war es ein schöner Traum. Sie hatte ihr noch keine neue E-Mail gesendet, weil
sie bezweifelte, ob Stella dass wollte.
Carla hatte ihren Plan zu Alain geschickt, so konnte er es lesen, bevor sie in die Galerie kam. Sophia ging zum Kindergarten von 10,00 bis 15,00 Uhr.
Alain's Galerie war am Boulevard Montmartre. Mit dem U-Bahn, würde sie schnell da sein.
Sie brachte Sophia in den Kindergarten. Die hatte sich so daran gewöhnt, dass sie nicht mehr weinte, als sie ging. Carla war überrascht, wie
schnell Sophia Französisch sprach.
Um 10.30 Uhr stand sie vor der Galerie. Bevor sie hinein ging sah sie sich herum. Schönen Standort, viele Passanten, stilvolle Fassade, kurz gesagt,
war der erste Eindruck gut. Sie ging hinein und war angenehm überrascht. Die Galerie sah einladend aus. Sie fühlte keinen Drang, sich sofort um zudrehen.
Ihre Neugier war sofort geweckt.
Ein junger Mann kam zu ihr.
"Guten Morgen, Sie müssen Carla von Lahnstein sein. Darf ich mich vorstellen, ich bin Etienne"
"Guten Morgen Etienne. Ich habe eine Verabredung mit Alain Marceau"
"Ich weiß. Er hat noch einen Termin und bat mich Sie zu führen"
"Danke. Was ist Ihre Aufgabe hier?"
"Sagen Sie bitte du zu mir. Ich studiere an der Kunsthochschule und da mein Stipendium nicht ganz reicht, arbeite ich bei Alain.
Ich empfange Gäste, wie Sie und natürlich Kunden"
"Ich verstehe. Was ist deine Spezialität?"
"Skulptur"
"Welche Materialien verwendest du am meisten?"
"Im Moment bin ich total durch Marmor fasziniert"
"Harte Arbeit"
"Ja, aber ich liebe es. Soll ich mit die Führung anfangen?"
"Gerne"
Carla ging durch die Galerie mit Etienne. Es sah gut aus. Die verschiedenen Kunstwerke wurden miteinander vermischt, aber
geschmackvoll angeordnet. Es war moderne Kunst, aber hier und da hingen auch einige traditionelle Werke. Etienne war ein
guter Gastgeber. Sie genoss seine Bemerkungen. Während sie ein gewissen Werk zusahen, hörte sie:
"Und genießt du es Carla?"
"Alain, guten Morgen. Ja, ich genieße. Sieht man mir das an?"
"Ja. Etienne Danke. Ich übernehme es von dir"
"Ich bin beeindruckt Alain"
"Danke. Kommst du mit ins Büro, dann trinken wir zuerst Kaffee. Ich habe deinen Plan gelesen und würde es gerne mit dir besprechen,
beim Genießen einer Tasse Kaffee"
"Carla, ich glaube, es ist ein guter Plan. Natürlich ist es äußerst schwierig hier in Paris eine neue Galerie zu öffnen, aber
deine Ideen sind schon sehr erfrischend. Das einzige Problem, das du wirklich hast ist, dass du eine unbekannte in der
Kunstwelt von Paris bist. Außerdem wartet man hier nicht wirklich auf den nächsten Ausländer, die meint es hier ändern
zu können. Außerdem bist du schon eine Weile nicht mehr aktiv in der Welt der Kunst. Kurz gesagt, genug Ideen,
aber nicht die richtigen Eingänge"
"Aber ... "
"Nein, warte ich bin noch nicht fertig. Damit du deinen Weg findest, möchte ich dir helfen und dir anbieten bei mir zu arbeiten"
"Oh, das ist eine unerwartete Wendung. Was hast du genau im Auge für mich?"
"Carla. Ich weiß, dass deine Leidenschaft bei die Kunst liegt. Dass hat dein Vater mir oft geschrieben. Er erzählte mir auch,
wie Schwer es für ihm war, um dich zurück nach Düsseldorf zu holen, weil er dich brauchte in der Holding. Ich bin schon
eine Weile auf der Suche nach einem Nachfolger. Alegria und ich habe keine Kinder, die das tun könnten. Ich habe
einige Gespräche geführt, das hat aber nie geklappt, weil ich keine Leidenschaft spürte. Ich hab dich, bevor ich dich näherte,
regelmäßig beobachtete. Wie du die Künstler auf der Place du Tetre ansiehst und wie du gestern Abend die Kunstwerke
von Alegria angesehen hast. Da sah ich Leidenschaft. Das möchte ich in einen Nachfolger sehen. Natürlich braucht man auch
einen gewissen Geschäftlichen Sinn, aber dazu hast du dich bereits in der Holding bewährt. Carla, möchtest du bei mir Arbeiten,
mit die Absicht meinem Nachfolger zu werden?"
"Ich bin ziemlich überrascht. Willst du das ich deine Frage jetzt schon beantworte?"
"Nein, denke darüber nach. Wenn du ja sagst, gibt es noch viel zu lernen, und deine Bildung in diese Welt mach ich persönlich.
Darüber hinaus sollst du auch einiges erledigen für Sophia Betreuung. Also nein, ich brauche keine sofortige Antwort.
Sofern diese Antwort nicht jetzt schon Nein ist"
"Nein, sicher nicht. Ich bin nur ein wenig überrascht"
"Ich verstehe dass. Welche Zeit sollst du Sophia abholen?"
"15.00 Uhr. Wieso?"
"Es ist jetzt 12.00 Uhr. Hast du Pläne bis es 15,00 Uhr ist?"
"Nicht wirklich"
"Das Wetter ist schön. Gehe zur Centre Pompidou. Drinnen oder draußen ist ihm Moment egal. Spaziere über den Platz,
schaue um dich herum und atme die Atmosphäre. Für einen Moment keine Gedanken über was passiert ist, keine Gedanken
über die Zukunft, keine Gedanken über Sophia. Genieße einfach, was um dich herum passiert. Wenn du morgen keine
Pläne hast, dann habe ich hier einige Adressen von Kollegen. Besuche diesen Galerien. Dannach möchte ich dich wieder
sprechen"
"Aber willst du von mir einen Bericht?"
"Nein. Ich möchte das du den Kunst genießt, aber bevor du gehst habe ich ein Geschenk für dich, aber nicht öffnen,
bis du an der Place Georges Pompidou bist"
"Ich, äh, ich bin mir nicht sicher was ich sagen soll. Warum bist du so nett zu mir?"
"Weil du Johannes Tochter bist. Ich kannte dich schon durch alle seine Briefe, aber jetzt wo ich dich tatsächlich getroffen
habe, glaube ich er hat dich in seinen Briefe untertrieben. Carla, noch einmal, genieße die Kunst und wir rufen einander
bald an. Ich muss jetzt gehen, weil ich einen Termin habe"
Place Georges Pomdipou war nicht so weit weg, deswegen entschloss sie dorthin zu laufen. Es war überfüllt.
Viele Touristen, verschiedene Straßen Künstler. Musiker, Akrobaten und sogar ein Feuerschlucker. Sie saß auf einer Bank
und öffnete ihr Geschenk. Es war ein Skizzenblock und Bleistiften zu skizzieren. Sie hatte ein Lächeln auf ihrem Gesicht.
Sah sich um und beschloss, den Block jetzt nicht zu verwenden. Die Eindrücke, die sie an diesem Nachmittag bekam,
würde sie heute Abend versuchen zu zeigen. Jetzt einfach versuchen zu genießen.
Sie schloß die Augen um die Geräusche aufzuzeichnen, die Sonne schien auf ihr Gesicht. Plötzlich spürte sie, dass
jemand sie angeschaute. Sie öffnete die Augen. Vor ihr stand ein Mimespieler mit einem traurigen Gesicht.
Er sah sie an. Langsam änderte sein Gesicht von traurig zu glücklich, als er ihr eine Blume gab. Carla nahm die Blume und
der Mimespieler machte einen kleine Sprung und ging. Er blickte noch einmal um mit einem traurigen Gesicht und als
er sah das Carla lächelte, lächelte er zurück und winkte.
Carla sah ihm nach, mit einem Lächeln. Zum ersten Mal seit Monaten fühlte sie sich gut. Sie schnupperte die Blume.
Kein Geruch, aber sie nahm ihm trotzdem mit. Sie lief noch über den Platz in Richtung Brunnen. Auch dort setzte sie
sich hin und genoß.
Es war Zeit Sophia ab zu holen und nach Hause zu gehen. Ihr Kopf war voll von Bildern, die im Skizzenbuch gezeichnet
werden mussten.
Vielleicht, nein, sie würde sicherlich heute Abend Stella einen Mail senden.
...
_________________ Our live begins to end the day we become silent about things that matter.
Martin Luther King
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