So, es geht weiter.
Teil 5
Die nächsten Tage verbrachte Carla in einem Schleier aus Traurigkeit. Nur Sophia konnte sie zum Lachen bringen. Ein Kindermädchen hatte sie für die Kleine noch nicht und bei Ansgars Kindermädchen wollte sie sie schon gar nicht lassen. Also verbrachte sie ihre Tage eigentlich damit, Sophia zu suchen, die inzwischen jeden Winkel des Schlosses erkundet hatte. Die Konfrontation mit der Familie scheute sie so gut es ging. Für eine Auseinandersetzung mit Ansgar und Tanja hatte sie einfach keine Kraft.
Am Sonntagmorgen wurde sie von Sonnenstrahlen wach gekitzelt. Leise ging sie in Sophias Zimmer, weckte die Kleine und zog sie an. Während sie sich selber fertig machte, sollte sich Sophia mal kurz selbst beschäftigen. Doch diese hatte anderes im Sinn, als brav in ihrem Zimmer zu bleiben und wirbelte durchs Schloss.
Gleichzeitig saß Laura auf gepackten Koffern und wartete auf Manu. Diese kam tatsächlich pünktlich angefahren.
„Hallo Süße, na wie geht’s. Sind das alle Kisten? Ist ein bisschen wenig oder?“
„Hi Manu. Ja, dass sind tatsächlich alle Kisten und die Hälfte der Kisten ist noch von den Hunden.“
„Na dann, wollen wir den Krempel mal verladen.“
Sie packten alles in ihre beiden Autos, luden die Hunde ein und machten sich auf den Weg Richtung Schloss. Dort angekommen, brachten sie als erstes die gesamten Hundesachen ins Lauras neue Behausung. Manu wollte schon mal die Hundebetten herrichten, während Laura die Hunde aus dem Auto holte. Kaum war sie am Auto angekommen, flog das Schlossportal auf und ein kleiner blonder Wirbelwind schoss auf sie zu.
„Hallo, kleine Maus. Wer bist du denn?“
„Ich bin Sophia. Und wer bist du?“
„Ich bin Laura. Was machst du denn hier so alleine? Wo ist denn deine Mama?“
„Ich bin meiner Mama abgehauen. Ich verstecke mich gerne vor ihr. Sind das deine Hunde? Wie heißen die denn? Kann ich die mal streicheln?“
„Aber klar. Das sind Kaschan, Shamen und Nika, wir wohnen jetzt auch hier. Aber macht deine Mama sich keine Sorgen um dich?“
Sophia vergrub ihre kleine Hände im weichen Hundefell und war hin und weg.
„Sophia, komm wir gehen lieber mal rein. Es ist doch zu kalt für dich. Du hast ja nicht mal eine Jacke an.“
„Kann ich einen von den Hunden halten?“
„Natürlich, hier nimm Kaschan, der ist der Liebste.“ Um den Weg nicht unnütz zu machen, lud sie sich noch einige Sachen auf die Arme.
Im Foyer trafen sie auf eine bereits völlig aufgelöste Carla.
„Sophia, habe ich dir nicht schon hundertmal gesagt, dass du nicht einfach weglaufen sollst?“
„Aber Mama, guck mal, ich habe drei Hunde kennen gelernt. Sind die nicht süß.“, sie strahlte ihre Mutter an. In diesem Augenblick bemerkt Carla Laura. Ein Blick genügt und sie ist verzaubert. Klein, braune Haare, strahlend braune Augen und ein Grinsen im Gesicht.
„Wo habe ich heute meine Manieren gelassen. Entschuldigen Sie, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Carla von Lahnstein.“ Sie hielt Laura ihre Hand hin, diese lächelte sie entschuldigend an.
„Laura Martin. Ich bin die neue Försterin und ziehe gerade ein. Ich würde Ihnen wirklich gerne die Hand reichen, aber ich habe gerade keine frei.“
„Ja natürlich, wie dumm von mir, herzlich willkommen auf Königsbrunn. Ich hoffe, Sophia hat sie nicht zu sehr bedrängt.“
„Ach nein. So eine Süße kann mich doch nicht stören. Außerdem hilft sie mir, die Hunde auf mein Zimmer zu bringen. Aber entschuldigen Sie bitte, die Kisten sind wirklich schwer.“
„Oh ja, die sehen wirklich schwer aus. Warten Sie ich helfe Ihnen.“ Mit diesen Worten nahm sie Laura eine Kiste aus der Hand. „Wo geht es lang?“
Laura ging vorne weg und die beiden Gräfinnen marschierten im Gänsemarsch hinterher. Im Zimmer angekommen, wartete Manu schon ungeduldig.
„Laura, wo bleibst du d..“, der Rest des Satzes bleibt ihr im Halse stecken, als sie die Gräfin erblickt. „Ahh, wie ich sehe, hast du schon Kontakt geknüpft, Süße.“ Laura warf Manu einen warnenden Blick zu. Ein falsches Wort und ich dreh dir den Hals um, scheint dieser Blick zu sagen. Aber Manu wäre nicht Manu, wenn sie nicht auch in dieser Situation souverän geblieben wäre. Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf, nahm Carla die Kiste aus der Hand und reicht ihr die Hand.
„Manuela Stein. Ich bin ihre Freundin und helfe ihr beim Umzug.“
„Angenehm, Carla von Lahnstein. Dürfen wir sie hier auch öfter begrüßen?“
„Ich hoffe doch.“
In Carlas Kopf ratterte es, waren die beiden ein Paar oder nur Freundinnen. Als Manu auf Laura zutrat und ihr den Arm um die Hüfte legte, war die Sache für sie klar.
„Dann will ich Sie mal nicht länger stören. Sophia, komm, wir gehen frühstücken.“
„Aber Mama, können wir nicht noch…“
„Nein, komm jetzt bitte. Du kannst die Hunde auch noch ein andermal streicheln.“
„Natürlich Sophia, du kannst gerne sooft du willst wieder kommen. Wir laufen ja nicht weg.“, antwortete Laura, die sich inzwischen aus Manus Griff gewunden hatte.
Als Carla die Tür hinter sich geschlossen hatte. Zischte Laura Manu an:
„Was sollte, dass denn? Die denkt doch jetzt, dass wir ein Paar sind.“
„Na und, ist das so schlimm?“
„Ja.“, antwortet sie eingeschnappt.
„Du bist verknallt. Unglaublich, kaum grinst sie dich einmal an, bist du schon hin und weg.“
„Stimmt überhaupt nicht.“ Mit diesen Worten stürzt sie sich auf Manu und wirft sie aufs Bett. Diese windet sich unter ihr und versucht frei zu kommen. Doch Laura hält sie unerbittlich fest. In diesem Moment geht die Tür auf, Carla erscheint in der Tür, erfasst die Situation und läuft etwas rot an.
„Lassen Sie sich nicht stören, Sophia hat nur ihren Hasen vergessen.“ Schnappt sich den Hasen und ist wieder weg.
„Fuck.“, Laura lässt Manu los und vergräbt ihr Gesicht in den Händen.
„Meine Güte, stell dich nicht so an. Mir hat es gefallen. Ich liege gerne unter dir.“
„Manu, ich bin jetzt nicht zu Scherzen aufgelegt.“
„Das war kein Scherz. Siehst du, letztens hast du noch gemeint, du würdest mich nicht von der Bettkante stoßen, weil ich gar nicht bis dahin kommen würde. Jetzt machst du es doch. Und du bist wohl verknallt.“
„Manu, was soll ich denn machen. Ich kann doch auch nichts dafür, dass ich mich nicht in dich verliebe.“
„Ja, ich bin ja auch keine Gräfin.“ Betreten lässt Manu den Kopf hängen.
„Ach Süße. Du bist tatsächlich keine Gräfin. Aber ich dachte, du kannst inzwischen mit deinen Gefühlen umgehen.“
„Kann ich ja auch. Aber wenn du so offensichtlich jemanden anschmachtest, bin ich schon eifersüchtig.“
„Ich schmachte niemanden an.“
„Tust du wohl. Aber ein bisschen verstehen kann ich dich schon. Sie ist echt der Wahnsinn.“
„Ja, oder? Ich glaube so schnell habe ich mich noch nie verknallt.“ Damit nahm sie Manu in die Arme. „Lass uns nicht mehr streiten, wir können beide nichts für unsere Gefühle und machen einfach das Beste draus.“ Manu nickt nur stumm. Solange Laura Single war, konnte sie noch einigermaßen klar kommen. Aber die Vorstellung ihrer Laura in den Armen der Gräfin machte sie rasend.
Schweigend packten die beiden die Kisten aus und schließlich brachte Laura Manu noch zum Auto. Sie nahm sie noch mal in den Arm.
„Vielen Dank für deine Hilfe.“
„Habe ich doch gerne gemacht.“
Mit diesen Worten steigt sie ein und fährt vom Hof. Keine von beiden hatte Carla bemerkt, die die Abschiedsszene vom Fenster aus beobachtet hatte. Traurig trat Carla vom Fenster zurück. Sie konnte ihre Gefühle nicht richtig einordnen. Was war nur mit ihr los…
Also Carla ist verwirrt, Laura verknallt bis über beide Ohren und Manu schäumt vor Eifersucht. Ich sag nur, dass kann ja heiter werden.