XI.
Stella hatte beim Frühstück vom Event auf Königsbrunn erzählt, zumindest von den Teilen, an die sie sich erinnern konnte. Da Katrin zum Mittagessen mit einer ehemaligen Kollegin im Schneiders verabredet war, beschloss Stella bereits am Nachmittag zum Schloss zu fahren und ihr Versprechen einzulösen. Sie rief Leonard an, um sich anzukündigen: „… ja das wäre super, ich könnte so gegen zwei - halb drei da sein. Also einfach den Weg nach der Einfahrt rechts abbiegen. Ich freue mich, bis später.“
Die Größe des Anwesens überraschte sie. Stella hatte als Jugendliche geritten und viel Zeit auf dem Pferdehof verbracht, aber hier waren die umliegenden Koppeln so weit und in der Ferne konnte sie den Beginn des Forstes nur erahnen.
Der Weg war schmal und uneben, weshalb sie nur langsam fuhr. Als ihr mit hohem Tempo ein Wagen entgegenkam, hatte sie Mühe weit genug nach rechts auszuweichen. Am Steuer des Porsche Cabriolet saß eine Frau mit Sonnenbrille und wild flatterndem Tuch um den Kopf. Stella war nicht sicher, ob sie ihren Mini überhaupt wahrgenommen hatte.
Kurz vor halb parkte sie vor den Stallungen. Als sie ausstieg, konnte sie Leonard auf einen schwarzen Hengst sehen, vor ihm saß Sophia und krallte sich mit beiden Händen in die Mähne.
„Wow, der ist aber groß.“ Stella winkte ihnen zu.
Sophia drehte ihren Kopf, traute sich aber offensichtlich nicht, auch nur eine Hand zu lösen.
In langsamen Schritt kamen die beiden auf sie zu.
„Toll, dass du da bist, vielleicht kannst du Sophia entgegennehmen. Obwohl Brutus eigentlich nichts aus der Ruhe bringt, ist das Ganze hier doch ein bisschen wackelig.“ Leonard lächelte und auch seine Nichte schien froh zu sein und nickte.
„Klar, komm her kleiner Schatz, ich fang dich auf.“
„Komm mit, ich zeig dir mein Pony … schnell.“ Kaum dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte, zog Sophia an Stellas Hand und tapste Richtung Stall.
Stella grinste Leonard zu und folgte ihr.
„Du bist zu spät gekommen, Mama ist schon wieder weg ins Büro. Jetzt darf ich gar nicht mehr reiten und du kannst mir nicht zugucken.“ Die Kleine schien ein wenig verärgert. „Du musst noch mal kommen, wenn Mama auch da ist, ja?“
Stella verstand nicht ganz, was Sophia ihr damit sagen wollte, aber als sie die strahlenden blauen Augen sah, die sie fragend anblickten, nickte sie einfach mit dem Kopf.
„Sie darf noch nicht auf ein Pferd, wenn Carla nicht dabei ist. Meine Schwester hat da so neurotisch anmutende Angstzustände, es könnte ihr etwas passieren. Bitte verrate nicht, dass Sophia vor mir auf Brutus gesessen hat - das ist eigentlich nicht erlaubt und bleibt unser Geheimnis.“ Er legte seinen Zeigefinger vor den Mund und schaute zu Sophia, die es ihm nachmachte.
Der Adel und seine Geheimnisse, wo bin ich denn hier gelandet?
_________________ Keep the faith!
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