Hallo zusammen
Ich danke meinen zwei treuen Feedback-Schreibern
Hier kommt der nächste Teil, viel Spass!
Kapitel 19
Die beiden sassen mit einem Glas Rotwein auf der Veranda. Die Dämmerung brach bereits herein und die nächtlichen Geräusche des Waldes waren atemberaubend. Jasmin lehnte ihren Kopf an Annis Schulter.
„Oh Mann, ich bin pappsatt. Ich habe das Gefühl, als würde ich gleich platzen. Aber die Pasta war echt der Hammer.“ Anni hatte sich bereit erklärt zu kochen.
„Danke. Freut mich, dass es dir geschmeckt hat.“
„Ich wusste gar nicht, dass du so gut kochen kannst?“ Jasmin sah sie fragend an.
„Tja, ich habe eben noch viele, geheime Talente, die du nicht kennst.“ Anni sah Jasmin mit einem breiten Grinsen an. Dann fügte sie hinzu: "Meine Oma hat mir das Kochen beigebracht.“
„Deine Oma steigt in meiner Beliebtheitsskala höher und höher.“ Jasmin lächelte und auch Anni lächelte beim Gedanken an ihre Grossmutter.
„Es ist so schön hier, ich würde am liebsten bleiben. Ich mag gar nicht daran denken, dass wir morgen Abend bereits wieder zurück müssen.“ Anni nippte an ihrem Wein.
„Ja, du hast Recht. Wir sollten uns öfters eine Auszeit nehmen und dem Alltag entfliehen. Die Hütte gehört ja deinem Ex-Stiefpapa. Da sollte es doch möglich sein, dass wir öfters herkommen können.“
„Ich denke, ich werde mal mit Jo reden, wenn wir zurück sind.“
„Gut. Lass mich kurz mal aufstehen.“ Widerwillig löste sich Jasmin von Anni, welche aufstand und kurz im Wohnzimmer verschwand. Als sie zurückkam, hatte sie ihre Gitarre dabei.
„Ich dachte mir, diese romantische Stimmung könnten wir ein wenig ausnützen. Das mit dem Lagerfeuer lassen wir mal lieber, bevor wir den ganzen Wald abfackeln.“ Anni setzte sich hin und Jasmin schaute sie gespannt an.
„Was willst du hören?“ Jasmin grinste.
„Lagerfeuerromantik.“
„Ok, mal sehen, was wir da haben.“ Anni hielt ihren Kopf leicht schief, so als würde sie angestrengt nachdenken. Dann begannen ihre Augen zu leuchten und sie spielte die ersten Töne auf der Gitarre. Jasmin kannte die Melodie, aber sie konnte sie nicht zuordnen. Als Anni zu singen begann, brach Jasmin in lautes Gelächter aus.
Damals vor unendlicher langer Zeit
Da machten wir Friesen am Wasser uns breit
Die Jahre vergingen wie Saus und wie Braus
Aber breit sehn wir Friesen auch heute noch aus
„Hey, es wird nicht gelacht.“ Anni unterbrach ihren Gesang und hatte selbst grösste Mühe, das Lachen zu unterdrücken. Dann setzte sie zum Refrain an. Ziemlich laut und falsch begann sie zu singen:
An der Nordseeküste
Am Plattdeutschen Strand
Sind die Fische im Wasser
Und selten an Land
Jasmin stimmte mit ein und die beiden sangen den Refrain gleich noch ein zweites Mal. Dann war es jedoch um die Beherrschung der beiden geschehen. Jasmin hielt sich den Bauch und hatte bereits Tränen vor Lachen im Gesicht. Anni versuchte irgendwie, das Lachen ein wenig zu dämpfen, um ihre Rippen zu schonen. Nur langsam beruhigten sie sich wieder.
„Oh mein Gott Anni, das war perfekt.“ Jasmin wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht. „Wie lange ist es her, dass ich dieses Lied zum letzten Mal gesungen habe?“
„Ich weiss es auch nicht. Aber es kam mir grad so spontan in den Sinn.“ Anni grinste breit. Es freute sie jedes Mal, wenn sie Jasmin zum Lachen bringen konnte. ‚Ich mag dieses Lachen so sehr und wenn ich der Grund bin, ist es noch viel schöner.‘ Annis verliebter Blick blieb an Jasmin hängen, dann senkte sie leicht den Kopf und schüttelte diesen unmerklich. Sie kam sich vor wie ein verliebter Teenager. Dabei war sie aus diesem Alter doch raus. Anni, die ach so coole und taffe Lesbe, die nie eine Beziehung wollte, war bis über beide Ohren verliebt. Doch es fühlte sich unglaublich gut und absolut richtig an. Und solche Gefühle konnten einfach nicht falsch sein. ‚Wahrscheinlich habe ich bisher einfach nicht die Richtige getroffen‘ ging ihr der Gedanke durch den Kopf.
„Anni?“ kam es von Jasmin und riss Anni aus ihrer Gedankenwelt.
„Sorry, ja natürlich, ich war grad in Gedanken. Gut, vielleicht kann ich noch was anderes spielen.“ Wieder tat Anni so, als würde sie angestrengt nachdenken. Dann legte sie ihre Hand an die Saiten und legte los.
I am sailing
I am sailing
Home again
Across the sea
I am sailing
Stormy waters
To be near you
To be free
Jasmin hatte die Augen geschlossen, wiegte sich sanft zur Melodie des Liedes und lauschte dem Gesang ihrer Freundin. Der Song passte perfekt zur romantischen Stimmung am See.
I am flying
I am flying
Like a bird
Cross the sky
I am flying
Passing high clouds
To be near you
To be free
Can you hear me?
Can you hear me?
Through the dark night
Far away
I am dying
Forever trying
To be with you
Who can say?
Anni liess den Song an dieser Stelle ausklingen.
„Oh, Rod Stewart mit Sailing, ich liebe diesen Song.“ Anni nickte.
„Ja, das war das erste Lied, das mir meine Oma auf der Gitarre beigebracht hatte. Ok, jetzt vielleicht etwas schnelleres?“
„Oh ja. Ich bin schon gespannt.“ Jasmin schaute Anni erwartungsvoll an.
My love is stronger now
Than you’ll ever know
And I won’t ever let you go
My love is wider than the ocean can be
And it’s deeper than the deep blue sea
My love goes higher than a mountain can rise
And I see it there in your eyes
My love gets tougher when the going gets rough
And believe me, I’ve got more than enough
Keep tryin’ babe, keep holding on
There’s a place we belong
Where things are good, where love is strong
I’m never ever gonna leave you to cry on your own
Never ever gonna not go and pick up the phone
I’m never ever gonna let you be chilled to the bone
No, no, never
No, no, never
“Ah natürlich, Texas Lightning, waren die nicht mal am Eurovision Song Contest mit diesem Lied?” Anni nickte bestätigend.
„Hey, du hast ja doch etwas Ahnung von Musik, ich bin beeindruckt.“
„Hey, jetzt nicht frech werden, ja?“ Gespielt entrüstet schaute Jasmin Anni an.
„Gut, dann machen wir es jetzt ein wenig schwieriger. Bin mal gespannt, ob du diesen Song kennst.“
Just when you think
Hope is lost
And giving up
Is all you got
And blue turns black
Your confidence is cracked
There seems no turning back
From here
Sometimes there isn’t an obvious explanation
Why the holiest hearts can feel the strongest palpitations
That’s when you can build a bridge of light
That’s what turns the wrongs all right
That’s when you can’t give up the fight
That’s when love turns night time into day
That’s when loneliness goes away
That’s why you gotta be strong tonight
Only love can build us a bridge of light
Anni blickte auf und wartete auf Jasmins Antwort.
„Okay, der Song ist echt schön, aber… ich kenn ihn leider nicht.“ Jasmin zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Das Lied ist aus dem Film „Happy Feet 2“ und wird von Pink gesungen. Du weisst schon, der Animationsfilm mit den tanzenden Pinguinen.“
„Ja klar, ich weiss welchen Film du meinst. Aber gesehen hab ich ihn nicht. Deshalb kenn ich auch das Lied nicht.“
„Naja, ist ja nicht weiter schlimm. Also, kommen wir zum letzten Song des heutigen Abends.“
„Darf ich einen Song wählen, och bitte?“ Jasmin sah Anni mit ihrem treuen Hundeblick an, dem Anni nicht widerstehen konnte.
„Na gut“, meinte sie grinsend, „was willst du hören?“
„Far away“, kam es wie aus der Pistole geschossen von Jasmin. „Ich möchte, dass du ihn für mich singst, ok?“ Jasmin streckte ihre Hand aus und schob Anni eine Haarsträhne hinters Ohr. Diese blickte bei der Berührung auf und sah direkt in Jasmins braune Augen.
„Also gut“, gab sich Anni geschlagen, „Far away, nur für dich. Aber dafür will ich noch nen Kuss.“ Sie beugte sich zu Jasmin und ihre Lippen trafen sich zu einem zärtlichen Kuss. Sanft zupften die Lippen aneinander und Jasmin hielt Annis Kopf fest. Nur langsam lösten sie sich voneinander. Dann platzierte Anni ihre Gitarre wieder auf ihrem Schoss und begann zu spielen.
Love is still, loud and clear
We are young, we stay here
So we fall into the light, into the light.
Love is poetry and porn
Sometimes I am torn
Love is blind and bitter sweet
Jasmin kullerte bereits nach der ersten Strophe eine Träne über die Wange. Beim Refrain setzte sie leise mit ein.
Far away, you’re far away
Sometimes my life gets bolder
So lay your head on my shoulder
Far away, you’re far away
Sometimes my life gets bolder
So lay your head on my shoulder
Anni sang ihren Song zu Ende, dann stellte sie die Gitarre neben sich auf den Boden und beugte sich zu Jasmin.
„Hey Süsse, nicht weinen, ja?“ Sie nahm Jasmins Gesicht in ihre Hände und wischte die Tränen weg. Jasmin schluchzte noch immer leise.
„Dieses Lied, es ist einfach… ich meine, jedes Mal, wenn ich es höre, dann muss ich immer denken, dass du dieses Lied für mich geschrieben hast. Und ich war so bekloppt, es nicht mal zu merken.“
„Ich hatte ja auch immer abgestritten, dass das Lied für dich ist.“
„Aber ich hätte es spüren sollen“, blieb Jasmin beharrlich.
„Hauptsache, du spürst es jetzt.“ Anni lächelte sie liebevoll an. „Ich liebe dich“, sagte sie voller Überzeugung.
„Ich liebe dich auch.“
„Also, lass uns den letzten Abend hier noch ein wenig geniessen.“ Mit diesen Worten schenkte sie sich Wein nach. Dann lehnte sie sich zurück, schlang einen Arm um Jasmin und zog sie näher an sich heran. Sie griff mit der anderen Hand nach ihrem Weinglas und sie stiessen zusammen an.
„Auf uns!“
„Auf uns!“ Jasmins Tränen waren mittlerweile getrocknet und sie strahlte übers ganze Gesicht. Sie kuschelte sich an Anni und sie blieben noch eine Weile so sitzen.
„Ich beneide dich um deine Talente“, sagte Jasmin in die Stille hinein. „Du kannst singen, Instrumente spielen, Lieder komponieren, kochen, du bist ordentlich und ehrgeizig. Das kann ich von mir alles nicht behaupten.“
„Hey, sieh mich an.“ Anni griff nach Jasmins Kinn, damit diese sie ansehen musste. „Du hast andere Talente. Du kannst schneidern, Kleider designen, du bist ein wenig chaotisch, aber das liebe ich an dir.“
„Ja, aber du weisst genau, was du machen willst. Sieh mich an, ich kellnere und habe keinen Schimmer, was ich in Zukunft machen will.“
„Was bereitet dir den Spass? Ich mache schliesslich auch etwas, was mir Spass macht. Was ist mit Mode?“
„Mode interessiert mich einfach generell. Was mir Spass macht ist schreiben.“
„Schreiben?“ Etwas überrascht sah Anni Jasmin an.
„Ja, Schreiben“, gab diese etwas patzig zurück.
„Hey, nicht böse gemeint, aber davon weiss ja nicht mal ich etwas.“
„Ich hab es bisher auch nur für mich gemacht. Das weiss eigentlich niemand.“ Wieder wollte Jasmin den Kopf wegdrehen, doch Anni hielt sie fest.
„Aber darauf können wir ja aufbauen. Mode und Schreiben, wie wär’s, wenn du etwas in Richtung Journalismus machen würdest?“
„Dafür brauch ich ein Abi und das hab ich nicht.“
„Es gibt sicher Kurse, wo du dies nachholen kannst. Wenn wir zurück sind, schauen wir gleich mal.“ Anni war Feuer und Flamme über ihren Plan. Jasmin lächelte über Annis Euphorie.
„Danke! Danke, dass du an mich glaubst und mich unterstützt.“
„Ich unterstütze dich, weil du mir wichtig bist und ich dich liebe. Du kannst machen, was du willst, ich werde immer hinter dir stehen.“ Anni sah Jasmin eindringlich an. Dann beugte sie sich vor und küsste Jasmin leidenschaftlich, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.