Hier die komplette Spoiler-Fic. Es geht um den folgenden Spoiler aus KW 41 bei GZSZ
Eine genaue Folgenbeschreibung gibt es bisher nicht, aber nichts desto trotz ist mein Kopfkino angesprungen. Das ist das Ergebnis:
Zitat:
A nice evening
'Endlich Feierabend', dachte Anni, als sie die Wohnungstür zur WG aufschloss. Seit Pia und John in die vorzeitigen Flitterwochen gefahren waren, half sie nicht nur im Vereinsheim beim Kellnern, sondern hatte auch im Mauerwerk noch ein paar Schichten übernommen.
Gut, dass sie morgen frei hatte, sie musste noch ein paar Bücher für ihre Ausbildung durchforsten. Die praktische Übung bei John war zwar hilfreich – und machte auch unglaublichen Spaß – aber die nächste Klausur würde Anni damit nicht bestehen.
Die Wohnung lag im Dunkeln, nur das Telefon blinkte mit einer Nachricht auf dem AB. Anni schaltete das Licht an, legte im Vorbeigehen ihren Rucksack auf dem Sofa ab und ging zum Telefon.
"Jasmin? Hier ist Dominik. Wenn du zu Hause bist, geh doch bitte ran. Jasmin? … Okay, wahrscheinlich bist du noch irgendwo unterwegs. Mach dir nicht so viele Gedanken, okay? Katrin hat das bestimmt nicht so gemeint. Ruf kurz durch, wenn du da bist. Ich mach mir Sorgen. Ciao."
'Ja, ich mir auch', dachte Anni als die Aufnahme zu Ende war. Sie sah sich um, aber nichts deutete darauf hin, dass Jasmin zu Hause war. Vielleicht war sie ja tatsächlich noch unterwegs. Anni ging zum Kühlschrank und nahm sich eine Flasche Mineralwasser. Als sie sich ein Glas eingoss, bemerkte sie, dass die Tür zu Jasmins Zimmer nur angelehnt war. Anni stellte das Glas ab, ging hinüber, klopfte und schob die Tür vorsichtig ein bisschen auf.
"Jasmin? Bist du da?", fragte sie leise als sie in der halbgeöffneten Tür stehen blieb.
Es kam keine Antwort, nur ein leichtes Schniefen war zu hören.
Anni biss sich auf die Lippe. Sie wusste nicht genau, wie sie sich verhalten sollte. Seit Wochen gab es ein ständiges Auf und Ab in der Beziehung zu ihrer Mitbewohnerin. Mal hatte sie das Gefühl, sie würden sich besser verstehen und dann reichte ein kleines Missverständnis, um die Situation zwischen ihnen bis hin zu Handgreiflichkeiten eskalieren zu lassen. Schließlich gab sie sich einen Ruck und öffnete die Tür so weit, dass sie ins Zimmer blicken konnte. Jasmin saß am Fußende ihres Bettes, die Knie angezogen und den Kopf in den Armen vergraben.
"Hey."
Keine Antwort.
Anni ging langsam zu Jasmin und hockte sich vor sie und berührte sie leicht an der Schulter. Doch Jasmin blickte nicht auf, nur der Griff um ihre Beine wurde fester.
"Jasmin?" - 'Komm schon, schau mich an.', dachte Anni. Doch Jasmin schien sich nur noch weiter verkriechen zu wollen.
Vorsichtig fasste Anni nach Jasmins Händen und zog sie leicht auseinander. Nach einem kurzen Moment des Widerstandes blickte Jasmin auf. Tränen schwammen in ihren Augen und sie flüsterte:
"Sie hasst mich."
"Deine Mom?"
Jasmin nickte.
"Sie hat gesagt, sie wünschte, sie hätte mich nie getroffen." Der letzte Teil des Satzes ging in einem erneuten Schluchzen fast unter.
Anni strich ihr leicht über die Schulter.
"Das hat sie bestimmt nicht so gemeint."
Ein bitteres Lachen war die Antwort. "Da kennst du Katrin nicht. … Sie wird nie wieder mit mir reden, sie wird mir nie verzeihen."
"Natürlich wird sie …"
"Nein.", antwortete Jasmin bestimmt und wischte sich die Tränen vom Gesicht. Sie schaute Anni an und die verstand, dass das Thema damit vorerst beendet war. Sie stand auf und half Jasmin auf die Beine.
"Geht’s?", fragte Anni und Jasmin nickte knapp.
"Ich geh mich kurz frischmachen, okay?"
"Okay."
Die beiden jungen Frauen gingen aus dem Zimmer und Anni sagte:
"Dominik hat auf den AB gesprochen. Willst du ihn kurz zurückrufen?"
Jasmin verzog leicht das Gesicht und gestikulierte leicht in Richtung Anni.
"Kannst du …?"
"Klar, kann ich machen."
Ein leichtes Lächeln und ein "Danke" war die Antwort.
"Kein Problem. Geh du dich mal aufhübschen, sonst fehlt der Glanz in der Hütte."
Jasmin verdrehte ein bisschen die Augen.
"Haha, sehr witzig."
"Aber immer wieder gern.", erwiderte Anni mit einem breiten Grinsen.
"Ja, Dominik, sie ist okay. … Nein, du musst nicht vorbeikommen. … Ja, ich bin sicher. Ich kümmere mich um sie, versprochen."
Bei den letzten Worten kam Jasmin aus dem Bad und Anni bedeutete ihr, dass sie sich schon mal auf die Couch setzen sollte. Dann legte sie auf und warf das Telefon neben sich.
"Boah, ist der eine Glucke. War der auch so als ihr zusammen wart?"
"Manchmal ja, aber eigentlich wollte er nur für mich da sein."
"Will er jetzt anscheinend immer noch."
"Dominik ist fertig mit mir und das kann ich ihm auch nicht verdenken."
Fragend blickte Anni Jasmin an, doch die schüttelte nur den Kopf.
"Themawechsel."
"Okaaayyy. Was zu trinken?"
Jasmin nickte.
Anni erhob sich von der Couch auf und ging zum Kühlschrank. Ohne sich umzudrehen, fragte sie:
"Bier oder Wein?"
"Wein bitte" antwortete Jasmin. Gerade als Anni ansetzen wollte, um zu fragen, fügte sie hinzu "Auf dem Fensterbrett steht noch eine offene Flasche Rotwein. Nimm die."
"Okay."
Anni griff sich zwei Weingläser aus dem Schrank und die Weinflasche, ging damit zurück zur Couch und stellte sie auf dem Tisch ab. Dann ging sie zum Plattenregal und suchte in ihren Platten, die sie vor ein paar Tagen dort mit untergestellt hatte. Kurz darauf erfüllten Gitarrenklänge den Raum. Einen Moment lang lauschte Anni der Musik bevor sie einen Blick Richtung Couch warf. Jasmin hatte sich in eine Decke gekuschelt und sah aus wie ein Häufchen Elend. Die Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden, dunkle Ringe unter den Augen – von dem aufgebrezelten Möchtegern-Starlet, das Anni in den Wochen seit ihrem Einzug so häufig begegnet war, war nicht mehr viel vorhanden.
Sie ging wieder hinüber und füllte die beiden Weingläser während Jasmin immer noch völlig in sich versunken vor sich hinstarrte. Leicht berührte Anni sie am Knie.
"Hey."
Jasmin schreckte kurz auf und sah, dass Anni ihr eins der Weingläser hinhielt. Mit einem leichten Lächeln nahm sie es und bedankte sie sich leise. Annie setzte sich ans andere Ende der Couch und nippte an ihrem Wein.
"Hmmm, der ist gut."
"Geschenk von Kurt."
"Oh. …………… Sorry."
"Kannst du ja nichts dafür. Komm, vernichten wir die letzten Spuren von ihm in meinem Leben."
"Gute Idee." Annie erhob ihr Glas. "Auf neue Wege und die Leute, denen man dabei begegnet."
"Darauf kann man nie genug trinken.", antwortete Jasmin, "Prost."
Eine Stunde später lachten die beiden jungen Frauen entspannt über eine der vielen Reiseanektoden, die Anni gerade erzählt hatte.
"Oh Mann, ich beneide dich echt. Warum hast du das aufgegeben?", fragte Jasmin.
"Hab ich nicht. Ich mach nur eine Pause, zieh meine Ausbildung durch und dann geht’s wieder los.", antwortete Anni.
"Ja, aber drei Jahre Ausbildung, drei Jahre büffeln. Fehlt dir nicht das Gefühl der Freiheit?"
"Wenn ich die Ausbildung fertig hab, hab ich viel mehr Freiheit. Als fertige Tontechnikerin kann ich überall auf der Welt arbeiten. Genau wie du als Schauspielerin."
"Ja klar, ich als Schauspielerin. Anni, ich hab noch nicht mal eine Agentur, geschweige denn irgendwelche Referenzen außer diese katastrophale Reality Show."
Aus Jasmins Stimme sprach Verbitterung. Anni war einen Augenblick lang still, dann fragte sie:
"Warum Schauspielerei?"
"Was?"
"Warum willst du Schauspielerin werden? Ich meine, ich werde Tontechnikerin, weil ich Musik liebe und das Maximum aus dem Sound rausholen will. Also, was ist dein Grund Schauspielerin zu werden?"
Jasmin saß verblüfft da. Sie hatte das Gefühl, sich diese Frage noch nie gestellt zu haben. Anni schaute sie forschend an.
"Ich… Ich weiß nicht. Ich dachte, es sei der schnellste Weg berühmt zu werden. Ich hatte gerade Kurt getroffen und irgendwie war es das naheliegendste."
"Star werden? Das war’s?"
"Anni, was willst du von mir hören? Dass ich davon träume, als nächste Meryl Streep den OSCAR zu bekommen? So komplett daneben in meiner Selbsteinschätzung lieg noch nicht mal ich."
Anni ließ den Ausbruch ruhig über sich ergehen.
"Nein. Was ich wissen wollte, ist, ob es dir Spaß macht. Ob du mit Leidenschaft in andere Rollen schlüpfst und dich ausprobieren willst."
"Ich weiß es nicht, okay?", Jasmin war noch immer gereizt und Anni hob beschwichtigend die Hände.
"Okay, okay, okay … ich hab nix gesagt."
Dann stand sie auf, nahm die leere Weinflasche und die Gläser und ging in die Küche.
'Verdammt!', dachte Jasmin.
'Das war’s dann wohl mit dem netten Abend.', schoss es Anni durch den Kopf und mit dem Rücken zum Wohnzimmer stütze sie die Hände auf der Küchenzeile ab. Sie bemerkte nicht, dass Jasmin aufgestanden und hinter sie getreten war. Anni atmete tief durch und drehte sich um.
"Willst du …"
Überrumpelt von Jasmins Nähe stockte sie. Sie sah, dass sich Jasmins Lippen bewegten, doch es dauerte einen Moment, ehe sie sie hörte.
"… ich wollte dich nicht so anblaffen."
Erwartungsvoll blickte Jasmin Anni an.
"Schon gut, ist okay, halb so wild", stammelte diese und versuchte sich wegzudrehen, doch Jasmin hielt ihren Arm fest.
"Ehrlich Anni, es tut mir leid. Entschuldigung angenommen?"
Doch Anni fühlte nur die Wärme, die von Jasmins Berührung ausging und ihre Hände begannen zu kribbeln. Sie hob ihre rechte Hand und legte sie leicht an Jasmins Wange. Weich war die Haut unter ihren Fingerspitzen und sanft schob Anni eine Haarsträhne aus Jasmins Gesicht. Sie suchte ihren Blick und las darin nur Überraschung. Ein schüchternes Lächeln huschte über Annis Gesicht bevor sie die Augen schloss und sich leicht zu Jasmin beugte, um sie zu küssen.
Plötzlich war Jasmins Hand auf ihrem Arm weg und Anni riss die Augen auf. Jasmin war einen Schritt zurückgetreten und Ungläubigkeit war in ihr Gesicht geschrieben.
"Was soll das, Anni?"
Anni schluckte. Sie konnte sehen, wie die Ungläubigkeit der Wut in Jasmins Augen wich. Sie funkelte sie an.
"Vögelst du dich durch die WG, ja?“ Jasmins Stimme bebte vor Zorn.
"WAS???"
"Erst Pia, jetzt ich? Gibt dir das 'nen Kick, oder kommst du an keine ran, der's gefühlmäßig grad nicht dreckig geht?"
"Sag mal, spinnst du?", explodierte Anni.
"Ob ich spinne?", Jasmin redete sich weiter in Rage, "Nein, du spinnst. Anni, du versuchst mich zu verführen und dabei magst du mich nicht mal."
Tränen standen Jasmins Augen, aber sie hätte nicht sagen können, ob es Tränen der Wut oder der Enttäuschung waren.
"Natürlich …" Anni versuchte beschwichtigend auf sie einzureden – keine Chance. Jasmin hatte sich bereits umgedreht und war zu ihrem Zimmer gegangen. An der Tür hielt sie noch einmal inne und ohne Anni anzusehen, sagte sie leise:
"Ich hab ein Jahr Therapie gebraucht, um Sex nicht mehr als Ablenkung zu benutzen, wenn es mir Scheiße geht. Ich fange nicht mit dir wieder an."
Anni hatte die Augen geschlossen als sie Jasmins Worte hörte.
'F*ck, f*ck, f*ck, f*ck…', schoss durch ihren Kopf und dann fiel die Tür zu Jasmins Zimmer mit einem leisen Klicken ins Schloss.
Langsam ließ sich Anni auf den Boden sinken und vergrub den Kopf in ihre Arme. Sie hätte am liebsten auf irgendetwas eingeschlagen, so wütend war sie auf sich und die Situation. Was zum Teufel war nur in sie gefahren?
"… dabei magst du mich nicht mal … magst … mich … nicht mal … magst … mich … nicht …"
Jasmins Worte brummten wie Drehkreisel durch ihren Kopf und sie stöhnte leise auf.
'OH F*CK!'
Das Leben in der WG war gerade schlagartig schwieriger geworden.
Am nächsten Morgen bleib Jasmin so lange in ihrem Zimmer bis sie das Klicken der Wohnungstür gehört hatte. Sie hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan und erst in den Morgenstunden war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen. Nach ein paar Minuten und der Gewissheit, dass Anni nicht nochmal zurückkommen würde, weil sie etwas vergessen hatte, entschied sich Jasmin aufzustehen. Gähnend ging Jasmin zur Kaffeemaschine und warf gleichzeitig einen Blick auf den Putzplan. Irgendwie hatte sie sich das angewöhnt in den letzten paar Wochen seit Anni hier wohnte. Doch der Zettel hing nicht an seinem gewohnten Platz. Suchend blickte Jasmin sich um und entdeckte ihn neben ihrem Handy – gemeinsam mit einem kleinen gefalteten Papierschiff in dem ein Zahnstocher mit weißer Flagge steckte. Ein zögerndes Lächeln flog über ihr Gesicht und sie nahm den Zettel in die Hand. Anni hatte für den ganzen Monat Jasmins Namen auf dem Putzplan durchgestrichen und durch ihren ersetzt. Mit einem dicken roten Stift stand "ES TUT MIT LEID!" schräg über dem Blatt. Jasmin musste ein bisschen lachen und griff nach ihrem Handy.
*Entschuldigung angenommen. J.
P.S. Danke!*
The End.