No. 2 Irrungen und WirrungenDie letzten Minuten der Autofahrt vergingen ziemlich stumm. Beide waren in ihren Gedanken regelrecht versunken und Katrin musste sich wirklich zusammen reißen, damit die Konzentration für den dichten Stadtverkehr reichte. Die Stunden mit Anni zusammen hatten bei ihr doch Spuren hinterlassen, die sie jetzt gerade nicht wirklich zuordnen konnte. Sie musste sich selber eingestehen, dass sie ziemlich verwirrt ist, denn ihre Herzschläge waren schneller wie noch den Tag zuvor. Auch sie spürte körperlich noch das Verlangen, welches von Anni ausging und dann anschließend auch bei ihr ausgebrochen war. Sie hatte sich nicht mehr unter Kontrolle gehabt und schon als sie aus dem Zimmer ging merkte sie, dass etwas anders war wie sonst.
Katrin konnte das alles noch nicht begreifen, denn sie wollte es einerseits in dem Moment absolut, aber sie weiß auch, dass es alles nicht einfacher machen würde. Vor allem belastet sie auch die jetzige Situation mit Johanna. Vielleicht war es daher auch eine willkommene Abwechslung, sich mal außerhalb der Firma auf die quirlige aufregende schönste Nebensache und auf Anni ein zu lassen. Aber sie konnte einfach nicht aufhören, an die prickelnden Momente zu denken, die Anni an ihrem gesamten Körper ausgelöst hatte. Diese Sanftheit, mit der Anni ihr die Küsse über den ganzen Körper ausgebreitet hatte lässt sie immer noch in den Gänsehautbereich abdriften und sie muss es sich eingestehen, das ist einfach ein tolles Gefühl.
Sie ist trotzdem über sich selbst erstaunt, denn immerhin hatte sie Anni schon gesagt, dass es eine einmalige Sache bleiben würde und dennoch hatte sie sich vorhin zu dem kleinen Kuss hinreißen lassen.
"Vielleicht war es eine Art von Dankeschön Kuss" dachte sie noch, bevor sie den Wagen exakt einparkte und den Motor abstellte. Sie lächelte, drehte den Kopf nach rechts zu Anni und sagte: " Da sind wir also wieder. Ich hole Dich um Punkt 18 Uhr zum Essen ab und zieh Dir was nettes an!"
Anni lächelte zurück und antwortete mit sicherer Stimme: " Klar doch meine Lieblingschefin, immer wieder gerne" und hätte sich am liebsten ihre Hand vor die Stirn geklatscht, denn sie wusste, dass das eine völlig überdrehte Antwort war. Aber damit musste Katrin nun einfach rechnen, hat sich doch Anni in die wunderbare Frau voll verliebt.
Als Anni die Tür zum Auto schloss und ein paar Schritte um das Auto ging, da sah sie Katrin nochmal an, doch diese machte keine Anstalten zu ihr herüber zu kommen, sondern nickte noch einmal und überquerte dann die Straße zum gegenüberliegenden Bürgersteig. Anni fühlte sich jetzt auf einmal allein. Ganz allein in dieser großen Stadt.
Anni stand vor ihrer WG Tür und suchte den Schlüssel. Sie war nicht wirklich Herrin ihrer Sinne und sehr froh darüber, dass sie wohl alleine in der Wohnung war, denn nach einem kurzen "Hallo" kam keine Reaktion. Sie schloss die Tür und lehnte sich an die Wand. Irgendwie waren ihre letzten 24 Stunden doch etwas zu viel für ihr ansonsten aufgeräumtes Gehirn.
Dieser Wall an Emotionen, das war sie momentan nicht unbedingt gewöhnt und dann kam noch hinzu, dass es sich um Katrin handelte. Die Mutter ihrer großen Liebe Jasmin. "Bumm", das hatte sich immer noch nicht so richtig in ihren Kopf gesetzt, denn nicht immer machte sie sich über solche Sachen Gedanken. Aber jetzt umso mehr und in der absoluten Stille drängte sich genau dieser Punkt in ihre Überlegungen. Doch was konnte sie dafür, dass ihr Herz sich immens zu hohen Luftsprüngen aufmachte, wenn sie Katrin sah oder auch nur an sie dachte. Und das kam schon plötzlich wie ein Überschallflugzeug um die Ecke und sie merkte in
diesem Moment, dass sie sich gar nicht lange wehren brauchte, denn ihr Herz stand schon voll in Flammen.
Anders, die aufgekommenen Gefühle waren jetzt ganz anders wie vor Monaten die Liason mit Rosa. Ja, auch da waren hinterher Gefühle im Spiel, aber das hat echt eine längere Zeit gebraucht und vorher ging es einfach nur um das Spaß haben und austoben.
"Austoben", gutes Stichwort dachte Anni gerade, denn das würde sie jetzt auch gerne nochmal in voller Länge mit Katrin machen. Und dann legte sie sich auf die Couch, schloss die Augen und ließ das Feuerwerk im Bett nochmals in Zeitlupe Revue passieren.