Hallo an alle!
Hat es hier schon mal eine mit "Über-Fiction" versucht ? Bisher habe ich noch keine gefunden, aber vielleicht habe ich noch nicht gründlich genug geguckt. Was ich meine ist in etwa folgendes. Nehmen wir mal an Ende des 19. Jahrhunderts würde sich folgendes in der Nähe von München zutragen :
(Achso, kurzer Disclaimer für die Starla-Fans bzw. eine Warnung: Dieses Beispiel ist keine S&C Geschichte. Da ich die Carla/Stella Storyline leider nicht gesehen habe, kann ich über sie auch nichts schreiben. Wohl aber zu... - na, ihr werdet sehen... )
„Unsere Kutsche wartet, Gräfin.“ Der junge Daniel von Lachshausen deutete eine Verbeugung an, als er der schönen Schlossherrin entgegentrat. „Wenn Ihr die Güte hättet, mir zu folgen.“ Er streckte ihr ritterlich seinen Arm entgegen und konnte seinen Stolz kaum verhehlen, als sie sich bei ihm einhakte. Ganz München würde ihn um die schöne Frau an seiner Seite beneiden. „Ihr werdet unseren kleinen Ausflug nicht bereuen, liebe Gräfin.“
„Dessen bin ich mir sicher“, stimmte sie ihm zu, während sie gemeinsam die Treppen zum Ausgang hinunter schritten. „Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, dass meine Zofe uns begleiten wird?“
„Eure Zofe?“ Daniel hatte Mühe, nicht aus dem Takt seiner Schritte zu kommen. „Ist es notwendig, dass sie uns in die Stadt begleitet?“
„Notwendig nicht“, lächelte die Gräfin. „Aber ich wünsche es so.“
„Selbstverständlich nehmen wir sie …“ Daniel verstummte, als er die Zofe der Gräfin schon in der Kutsche erblickte. Mit welcher Dreistigkeit sie sich erlaubte, ihre Herrin überall hin zu begleiten. Ob sie ahnte, dass sie seine Pläne aufs Ungünstigste durchkreuzte? Es war nun fast ein Jahr her, dass er die Gräfin von Wietersleben auf einem Ball kennen gelernt hatte, und sein Herz war sofort entflammt gewesen für die junge Frau. Mit ihren blonden Locken, den blauen Augen und dem strahlenden Lächeln erschien sie ihm wie ein Engel, auch wenn sie dieses Lächeln nicht jedem zuteil werden ließ und ihm am allerseltensten. Doch er sah es als seine persönliche Herausforderung an, die Gräfin für sich zu erobern. Er verfügte über ein beachtliches Vermögen und er setzte auf seinen Charme, dem bisher noch jede Frau, die er ernsthaft gewollt hatte, erlegen war.
Die Gräfin allerdings schien gegen seine Avancen immun zu sein, oder zumindest behandelte sie ihn wie jeden anderen und verhielt sich, als sei er nur ein Anwärter von vielen – was, wenn er ehrlich war, auch tatsächlich zutraf. Seine Recherchen, die er unmittelbar nach dem Ball veranlasst hatte, deuteten darauf hin, dass die Gräfin in der Vergangenheit schon manchen Bewerber abgewiesen hatte. Hier waren also Geschick und Strategie gefragt, und nicht zuletzt ging es darum, die Gunst ihre Vaters, des Grafen von Wietersleben, zu erobern. Letzteres war ihm in den vergangen Monateten durchaus gelungen, schließlich hatte er den Grafen bereits mit seinem Geschäftssinn und seinem Instinkt für aussichtsreiche Allianzen zu Genüge beeindrucken können. Jetzt ging es noch darum, das Herz der Gräfin endgültig zu erobern, und er hatte sich für diesen Tag etwas ganz Besonderes ausgedacht.
Umso verstimmter war er, die Zofe der Gräfin in seiner Kutsche zu erblicken. Wusste sie nicht, was sich gehört? Und was sollte diese demonstrative Vertrautheit, mit der sie ihre Herrin behandelte? Diese allerdings schien keinen Anstoß an dem Benehmen ihrer Zofe zu nehmen, sondern war im Gegenteil offensichtlich froh, in ihrer Gesellschaft zu sein.
„Eva, wärst du so gütig und holst meinen Sonnenschirm aus dem blauen Zimmer? Ich muss ihn in der Eile vergessen haben.“
„Selbstverständlich, gnädige Frau.“ Die junge Zofe lächelte ergeben und stieg eilig aus der Kutsche, um ins Haus zurückzulaufen.
„Ihre Eva scheint heute besonders gut aufgelegt zu sein“, kommentierte er süffisant.
„Und warum auch nicht?“, entgegnete sie. „Es ist ein warmer Morgen, wie es sie im Mai noch selten gibt. Ein wunderbarer Tag für einen Ausflug.“
Er sah die Gräfin misstrauisch von der Seite an. Tat sie so unschuldig oder spielte sie mit ihm? Ihr musste doch klar sein, was er mit seiner Einladung hatte ausdrücken wollen. Eigentlich war es seine feste Absicht gewesen, noch am heutigen Abend, gleich nach ihrer Rückkehr, bei ihrem Vater um die Hand der Gräfin anzuhalten. Doch nun sah es so aus, als würde er diesen Plan verschieben müssen. Fürs Erste nahm er sich vor, sich mit der Situation zu arrangieren und auf der Fahrt nach München eine Idee zu entwickeln, wie man sich der Zofe, zumindest vorübergehend, entledigen könnte.
Inzwischen war die junge Frau wieder zurück in die Kutsche gestiegen, den Sonnenschirm der Gräfin fest in der Hand, und der Ausflug konnte beginnen. „Zunächst werden wir das Museum der modernen Kunst besuchen“, informierte er seine Begleiterin, als sich ihre Kutsche in Bewegung setzte. „Es gibt dort eine hervorragende Monet-Ausstellung, die Ihnen sicher sehr zusagen wird.“ Die Gräfin war eine bekannte Kunstliebhaberin, und er gedachte, ihr mit dieser Ausstellung eine besondere Freude zu bereiten. „Im Anschluss daran folgt eine Überraschung“, fügte er geheimnisvoll hinzu.
„Ihr verwöhnt mich, lieber Herr von Lachshausen“, lächelte sie, und zum ersten Mal an diesem Morgen sah er das Strahlen in ihren Augen, auf das er sich seit Tagen gefreut hatte. Und hatte er sich verhört oder war das eben eine intimere Formulierung gewesen? Sein Plan schien aufzugehen. Daniel lehnte sich zufrieden zurück und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Die Gräfin würde sich ihm schon noch ergeben, es war nur eine Frage der Zeit.
* * *
Caroline von Wietersleben sah sinnend auf die blühenden Kirschbäume, an denen ihre Kutsche schwankend vorbeifuhr. Ihre Laune war deutlich gestiegen, seit ihr Begleiter ihr seine Pläne eröffnet hatte. Sie hatte ohnehin in die Monet-Ausstellung gehen wollen, und warum nicht in männlicher Begleitung? Es war nur gut, wenn sie ab und zu mit jemandem gesichtet wurde, sonst hielten sie die Menschen eines Tages für sonderlich.
Sie gab sich nicht der Illusion hin, ihr Begleiter würde tatsächlich etwas von Kunst verstehen, selbst Eva verstand mehr von Monet als Daniel von Lachshausen. Aber ein Museumsbesuch war ihr allemal lieber als ein Spaziergang im Park, bei dem sie sich gegen die Zudringlichkeiten dieses Mannes wehren müsste. Sicher würde er auf die Anwesenheit ihrer Zofe keine Rücksicht nehmen, und die Überraschung, die Herr von Lachshausen angedeutet hatte, gab Caroline zu denken. Was mochte er vorhaben?
Ein krachendes Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. „Großer Gott!“, hörte sie den Kutscher fluchen, als die Kutsche zum Stehen kam.
„Was ist denn?“, rief Daniel von Lachshausen nach vorn. „Fahren wir nicht weiter?“
„Eine Radachse scheint gebrochen zu sein“, brummte der Kutscher und stieg von seinem Sitz. „Verzeiht bitte die Unannehmlichkeit, aber ich muss mir kurz ein Bild machen, wie groß der Schaden ist.“
„Lassen Sie mich das machen.“ Daniel schwang sich aus der Kutsche und kroch unter die Kutsche, um die verdächtige Radachse zu inspizieren. „Ich verstehe was von Kutschen“, erläuterte er dem verdutzten Kutscher und sah fachmännisch auf das zersplitterte Holz. Nach einer Weile tauchte sein krauser Kopf unter der Kutsche wieder auf. „Das Rad ist hinüber“, verkündete er. „Das ist mir ausgesprochen unangenehm, Gräfin. Bitte glaubt mir das.“
„Gebrochen? Was sagt Ihr da?“ Eva schüttelte unwillig den Kopf.
„Heißt das, wir können nicht weiterfahren?“, fragte Caroline entsetzt.
„Genau das heißt es“; bestätigte Herr von Lachshausen, offenbar nicht unzufrieden mit der Situation. „Am besten wir schlagen hier ein hübsches Lager auf und warten auf Hilfe.“
„Ohne mich.“ Caroline war die gute Laune gründlich vergangen. Sie würde nicht mit diesem Gernegroß auf einer Decke sitzen und sich stundenlang anhören, was für ein toller Hecht er sei. „Ich werde nicht hier warten, bis die nächste Kutsche vorbeikommt.“
„Wenn Ihr es wünscht, reite ich zum nächsten Haus und hole Hilfe“, bot der zerknirschte Kutscher an. „Wir sind nicht weit entfernt vom nächsten…
„Ich habe eine bessere Idee“, unterbrach ihn Caroline. „Ich werde selbst zum nächsten Haus reiten und Unterstützung holen.“
„Verzeiht, aber in dieser Robe?“ Daniel sah zweifelnd an ihr hinunter. „Ihr wollt doch sicher Euer schönes Kleid nicht beschädigen. Ich schlage vor, dass wir hier warten, bis der Kutscher zurückkommt.“
Caroline wollte gerade zu heftigem Protest ansetzen, da wurde sie von ihrer Zofe zur Seite gezogen. „Was ist denn?“, fragte sie ungeduldig.
„Ihr könnt mich mit den beiden Herren unmöglich zurück lassen“, raunte Eva. „Das könnt Ihr mich nicht antun.“
„Dann kommst du eben mit“, schlug Caroline vor. Ihr wurde die Sache entschieden zu kompliziert.
„Das würde Herr von Lachshausen doch niemals zulassen“, raunte Eva. „Das geht gegen seine männliche Ehre.“
„Dann werden wir der eben etwas zu tun geben“, beschloss Caroline und stapfte zu den beiden Männern. „Wir verlieren nur unnötig Zeit, wenn wir alle hier bleiben“, verkündete sie. „Jemand muss sich um den Schaden kümmern, und die anderen sollten für Hilfe sorgen. Und Ihr möchtet doch nicht, dass ich unter diese Kutsche krieche und versuche, das Rad zu reparieren, nicht wahr?“
„Selbstverständlich nicht.“ Daniel von Lachshausen richtete sich auf. „Überlasst das nur mir und dem Kutscher. Wenn das nächste Dorf ganz in der Nähe ist, dann ist es vielleicht wirklich keine schlechte Idee, wenn Ihr dorthin reiten würdet, Gräfin.“
„Ich komme mit, damit die Gräfin nicht allein reiten muss“, beeilte sich Eva hinzuzufügen.
Caroline gelang es nur schwer, ihr Lachen zu unterdrücken, als sie die Pferde ausspann. „Wir sind so schnell wie möglich zurück“, rief sie den Männern zu. „Vielleicht habt Ihr bis dahin das Nötigste repariert.“
„Ganz sicher sogar“, kam die Antwort von unten. Daniel lag schon wieder unter der Kutsche.
Der Kutscher sollte Recht behalten, es dauerte keine halbe Stunde, da erreichten Caroline und Eva das nächste Dorf. Sie machten gleich vor dem ersten Haus Halt und klopften laut gegen die Eingangstür. „Ludwig Schneider“, stand in großen Lettern an der Tür, und darunter in kleinerer Schrift „Rechtsanwalt.“
„Ein Anwalt.“ Eva schüttelte enttäuscht den Kopf. „Der wird uns kaum helfen können.“
„Aber vielleicht kennt er Leute, die es können“, sprach Caroline sich selbst Mut zu und hämmerte erneut gegen die Tür. Sie wäre fast ins Haus gefallen, als diese sich plötzlich öffnete und ihr ein junges Dienstmädchen gegenüberstand.
„Guten Tag. Wen darf ich melden, gnädige Frau?“
„Gräfin von Wietersleben, wir hatten einen Unfall mit unserer Kutsche.“
To be continued …. Wenn ihr Lust habt . Vielleicht mag ja auch eine andere/r weiterschreiben???