hoppetosse hat geschrieben:
Unter dem Hashtag #MeTwo tweeten Deutsche ??? (PoC schließt Weisse wie z.B. russisch- oder polnischstämmige aus, "mit Migrationshintergrund" finden auch viele verletzend - ich weiss nicht, wie ich es "korrekt" bezeichnen soll, habt ihr Ideen?) über ihre Erfahrungen mit Rassismus.
Hoppe, du bist hier immer so alleene. Und hast du schon eine Idee? Ich sage: gibt es nicht im Zwischenmenschlichen. Nur für Statistiken, die viele zusammenfassen und keine Individualität berücksichtigen. Und um letzteres geht es ja vielen, die sich dort zu Wort melden.
Ich benutze Twitter höchstens für Frauenfußball, ein paar Medienlinks, der Rest ist mir oft zu unübersichtlich, zu kurz und zu aggro.
In #MeTwo habe ich mich mal reingewagt und bin gleich erwartungsgemäß in eine unterhaltsame Mackerschlacht geraten. Alles Kerle unterschiedlicher Couleur, die sich entweder gegenseitig fertig machten oder diverse Feindbilder aufriefen, die viel wichtiger seien als Rassismus. Für mich reine Affenfelsenkampfrituale mit gegenseitigem Dicke-Eierzeigen. Das Alphamännchen war für mich dann der, der den wahren Schuldigen gefunden hatte: den internationalen Feminismus. Gut, das ist eben Twitter und ich rufe den Jungs zu: bleibt immer einfach am Computer sitzen, das hält man aus. Hauptsache vonne Straße wech.
Man muss schon ein bisschen sieben, für mich wichtig: die Leute, die es ständig, manchmal täglich, stündlich, aushalten müssen, dass sie nicht als Individuum wahrgenommen werden sobald sie ihr vertrautes Terrain oder ein gewisses Hintergrundbild verlassen, irgendeine negative Lackierung, die einer bestimmten Gruppe (übrigens: Schwarze haben noch nicht einmal wenigstens eine Nationalität, die kommen einfach aus Afrika) zugeschrieben werden, übergebraten kriegen. In kleinen Äußerungen, Machtwitzen, vorgetragen in überheblicher Leichtigkeit, offener Aggression ...und und und.
Ich glaube nicht, dass sich sowas ändert. 100 % freundliche Menschen gibt es nicht. Nur ein blödes Erlebnis am Tag, in der Woche, im Monat reicht ja schon aus.
Was aber änderbar ist, und was auffällig war, sind die Erlebnisse in staatlichen Institutionen, wo die Menschen auf Unterstützung angewiesen sind, wie Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime. Ein Ansatz für mich: Verhaltenskodexe. Die sind heute in Firmen üblich, wurden bei ihrer Einführung belächelt und als unnötig abgetan. Jede/r war sich sicher, dass es niemals Ausgrenzung oder Diskriminierung gab, man selber war sowieso supergut.
Aber wenn man jedes Jahr Fragen dazu beantworten muss, ob man immer richtig war im Umgang, ob man weggesehen hat, ob man sich selber wohlfühlt, dann ändert sich tatsächlich was.
Bitte wenigstens dort.